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Allgemeine Encyclopädie HIS-Data
5139-1-03-192-10-2
Erste Section > Dritter Theil
Werk Bearb. ⇧ 3. Theil
Artikel: ALPEN
Textvorlage: Göttinger Digitalisierungszentrum
Siehe auch: HIS-Data Alp
Hinweise: Allgemeine Bemerkungen zur Textgestaltung siehe Bearbeitung
Inhalt:
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Alpen-Kalkstein ⇨

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  9) Um die Beschreibung der vorzüglichsten Mittel- Neben- und Querketten der Alpen und der dazwischen liegenden Thäler zu erleichtern, wollen wir die ganze Alpenkette in 9 Theile abtheilen, und allemal berühmte Berge als Ruhepunkte wählen.♦
 
  I. Die (See- oder) Meeralpen. Wir haben schon bei dem vorigen Abschnitte angeführt, daß sich der Hauptstamm der Alpen bei dem Berge Pelouze und Argentiere in 2 Hauptarme theilt. Dem westlichen sind wir vom Cap Roux bis zum Theilungspunkte gefolgt; und vom östlichen haben wir angezeigt, daß er eigentlich die Apenninen bilde, daß man aber eine Querkette, die sich von demselben zum Cap Noli zieht, als die östliche Grenze der Meeralpen ansehe. Andere nehmen an, daß eine Querkette, die vom Col di Tenda zum Cap St. Remo zieht, diese Grenze ausmache. Wir wollen uns bei dieser geognostisch nicht richtigen Bestimmung gar nicht aufhalten: sondern nur bemerken, daß zwischen diesen zwei Armen eine Menge Queerketten von denselben zum Ufer des ligurischen Meerbusens laufen, und meist enge, steile Thäler bilden, dasjenige des Var ausgenommen, (vgl. Alpinen). Höhenmessungen sind mir in dieser Abtheilung keine bekannt, als diejenigen des Cap Roux nach Saussure 251 Klaftern; diejenige des Bergs Eze bei Turbie zwischen Monaco und Nizza 286 Klaftern, und diejenige des Col di Tenda nach Omalins d'Halloy 1871 Metres, oder ungefähr 5,760 Fuß, oder 960 Klaftern 5).
  II. Vom Monte Viso zum Montblanc. Der Hauptstamm der Alpen läuft von Argentiere nordwärts zum Monte Viso über verschiedene Spitzen und Pässe, worunter wir nur die Höhe des Col de Chabrieres kennen, nämlich nach Guerin 2954 Metres, oder 1517 Kl. Die bis jetzt noch nie erstiegene Spitze des Monte Viso soll nach Guerin 4,004 Meter, also über 12,000 Fuß messen, nach Graf Morozzo aber nur 9438 Fuß.♦
  Von diesem Berge weg zieht eine Querkette gegen Südwest über Col de l'Agnel nach Villars 10,000 Fuß hoch, und über den großen Parpaillon bei Garcellonette nach Hericourt de Thury 8,400 Fuß bis zum Berge Pontis. Sie trennt das Thal von Garcellonette, in welchem
 
  • 5) Vgl. Saussure voyages dans les Alpes §. 1388 u. 1457, und Omalins d' Halloy im Journal des Mines No. 165. Leonhardi Taschenbuch Jahrg. 6. S. 275.
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  die Ubaye fließt, von demjenigen der Durance bis La Greoule, wo sich beide Flüsse vereinigen. Auf der Ostseite senken sich das Thal der Stura vom Argentiere, das Thal der Uraita vom Col de Maire, und das Thal von Chateau Dauphin, worin der junge Po fließt, vom Viso mit ihren Querthälern gegen Osten, und jene beiden Thäler vereinigen sich, indem sie sich gegen Norden wenden, mit dem Po-Thale. —♦
  Vom Monte Viso wendet sich der Hauptstamm nun nordwestlich über den Genevre, dessen Scheidecke, über welche die Straße setzt, nach Villars, ungefähr 6000 Fuß erhaben ist, auf den Col des Echelles und von dort wieder gegen Ost zum kleinen Mont Cenis. Zwischen diesem Col und dem Genevre erhebt sich die Aiguille noire de Nesache, nach Farmand 9800 F.♦
  Von dem Col des Echelles setzt nun ein hoher Kamm gegen Westen zum Col de Calibier fort, nach Janson 850 F., und von dort als Querkette über den Col de Villars, Cestieres, den Mont de Lans, die Gebirge von Challanches, die nach Schreiber über 8000 F. Höhe haben, zu der Montagne des Laes bis an die Isere, und trennt bis zum Col Calibier das Thal Morienne vom Thale von Briançon, und von dort die nämliche Morienne vom Thal der Romanche.♦
  Von Col de Calibier aber zieht eine Mittelkette gerade gegen Süden über den Col de Lauteret, dessen Hospitz nach Villars 3350 F. hoch ist, über die Gletscher der Val froide, den Col de Bonvoisin, die Spitze der Val Louise, wovon der Pelvoux nach Farmand über 12,000 Fuß sich erheben soll, den Monts Chiracs, nach Janson 6400 F, zum Roc blanc. Hier wird sie zur Querkette, indem sie sich gegen Südwesten über die Diablei und die Bartos zum Mont Ouroux südlich von Gap läuft, und das mittlere Durancethal vom Thale des Dracs trennt.♦
  Zwischen dem Hauptstamme der Alpen und jener durch ihre so hohe Gebirge und Gletscher merkwürdigen Mittelkette befindet sich das mehr als 14 Stunden lange obere Durance- oder Briançonthal, das von verschiedenen Zwischen- und Querketten durchschnitten wird. Von jener Mittelkette senken sich noch zwei Querketten, zwischen dem Drac und dem Sevraise, und dem Sevraise und dem Romanchethal gegen Westen, in welchem sich hohe Berge erheben. —♦
  Auf der Ostseite der Alpen laufen zwischen dem Monte Viso und dem kleinen Cenis die Querketten gegen Osten, welche die drei Hauptthäler: den Waldensee, das Thal von Pragelas und das Thal de la Bardonanche bilden. —♦
  Vom kleinen Mont Cenis geht der Hauptstamm über den großen Mont Cenis, dessen höchste Spitze Roche St. Michel 8,670 F. nach Saussure mißt, der Paß aber 6,360 F. Nord zum Iseran, und von dort Nord West zum kleinen Bernhard 9000 F., und der Paß 6,750 F. etwas Nordwestlich zum Col de la Seigne 7,578 F. (alle drei nach Saussure), dann auf einmal Nord Ost zum Montblanc 14,656 nach einer Mittelzahl. Zwischen dem großen Mont Cenis und dem Iseran sendet der Hauptstamm eine beträchtliche Querkette zuerst gegen Westen, dann gegen Nord West, welche die Morienne von der Tarantaise trennt, und gegen über von Miolans, wo sich beide Thäler vereinigen, aufhört.♦
  Vom Col de la Seigne geht die Querkette gegen Westen zum Bonhomme, nach Saussure 7,530 F. hoch, und von dort gegen Nord West, und trennt das Thal der Arve von der
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  Tarantaise. —♦
  Auf der Ostseite schickt der große Mont Cenis eine Querkette zuerst gegen Mittag zum Roche Melon, nach Saussure 10,752 F. hoch; dann gegen Ost aus, welcher das Thal Novalese zu oberst, dann das Susathal von den Lanzothälern scheidet, und eine andre vom kleinen St. Bernhard gegen Ost ausgehende Querkette trennt das Tuilethal von den Lanzothälern. Endlich, geht eine Querkette vom Col de la Seigne gegen Osten über den Cramont, nach Saussure 8,412 F., endet aber bei Cormayeur, und liegt zwischen der Allei blanche und dem Tuilethal.
  III. Vom Mont blanc zum Gotthard. Vom Mont blanc läuft der Hauptstamm zum Col de Ferret (7,146 F. nach Sauss.) gegen Nord Ost; von dort über die Pointe de Dronaz südöstlich zum großen Bernhard (7,548 F. der Paß), und von dort wieder Nord Ost über den Velan (10,332 F. nach Sauss.), den Combin und Col d'Oren zum Mont Cervin (13,854 F. nach dem nämlichen, und der Paß 10,248 F.); von demselben östlich zum Mont Rosa (14,850 nach Oviani), und nun nach Nord Ost über den Moro, den Simplon (6,174 F. der Paß, und ungefähr 9000 F. die höchsten Felsenspitzen); das Mäderhorn, den Albrun, den Gries, (dessen Paß 7,336 F.), und durch die Rufenen zum Fieudo (8,268 F. nach Sauss.), der bereits zum Gotthardgebirge gehört, dessen Paß 6,390 F. über das Meer erhaben ist.♦ ⇧ Inhalt 
  Vom Col de Ferret geht eine Querkette Nord West zum Col de Balme (7,086 F), von dort Süd West als Mittelkette über die Aiguilles Rouges zum Mont Breven (7,836 F.). Zwischen dieser Mittelkette und dem Hauptstamme liegt das Thal Chamouni. Nord Ost den Aiguilles Rouches läuft eine Verbindungskette gegen Nord Nord West zum Buet, von dem einerseits eine Nebenkette über die Monts maudits gegen Nord Osten zieht, und bei der Dent du Midi im Wallis zu enden scheint, andererseits setzt die Kette Nord West an der östlichen Seite des Arve Thales fort. —♦
  Vom Col de Ferret bis zum Fieudo am Gotthard trennen verschiedene Querketten die Querthäler, die vom Hauptstamm gegen Norden bis an den Rhone laufen. Beim Fieudo aber verbindet die Querkette des Furka (6-7,000 F.) den Hauptstamm mit der beinahe eben so erhabenen mit ihm parallel laufenden Mittelkette, die bei dem Dent de Morcles (8,951 F.) gegen über dem Dent du Midi beginnt.♦
  Sie zieht auch von Süd Westen gegen Nord Osten über den Moveran, die Diablerets (10,092 F.) den Sanetsch, den Gemmi (6,983 nach Tralles) den Alt Els (11,432 nach demselben), Doldenhorn (11,287), Frau (11,393), Jungfrau (12,872), Mönch (12,666), Eiger (12,268), Finsteraarhorn (13,234), den Grimsel Paß (6,570 F., alle diese Messungen nach Tralles) zum Gallenstock, mit dem sich die Kette des Furka vereinigt.♦
  Vom Finsteraarhorn aus zieht eine Querkette über das Schreckhorn (12,560) und das Wetterhorn (11,453 F.), und scheidet Grindelwald vom Haslithal. Zwischen der Frau und der Jungfrau zieht ebenfalls eine Querkette gegen Norden an den Thunersee über den Schwanzberg, Schwalmeren und Morgenberghorn (6990 F. Tralles), und trennt das Lauterbrunnenthal von dem Kander, und den mit ihm sich vereinigenden Thälern. So trennt eine von dieser Mittelkette ausgehende Querkette das Adelboden- und Simmenthal und endet bei'm
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  Nießen (7,340 F. Tralles); eine andere vom Sanetsch ausgehende und beim Stockhorn (6,767 F. Tralles) endende das Simmenthal vom Saanenthal.
  Auf der Südseite des Hauptstammes senken sich verschiedene Querketten gegen Süden, oder Südosten, oder Südwesten, enden bei der Dora baltea, die vorn kleinen Bernhard bis Chatillon gegen Osten fließt, nämlich das Thal Ferret, Aosta, Pellina, Barthelemi, Tournanche, Challant und Vallaise. Von Monte Rosa aber geht zuerst eine Querkette gegen Süden, dann gegen Osten, und eine andre über den Mont Turloz gegen Osten. Zwischen diesen zwei Ketten senkt sich das zu oberst Dobbia, weiter unten aber Sesia genannte große Thal, mit dem sich von jener zweiten Kette viele kleine Thäler vereinigen.♦
  Vom Monte Moro streicht eine Querkette ebenfalls gegen Osten, und bildet mit der obigen zu oberst das Thal Macugnaga, weiter unten das Thal Anzasca. Mit diesem parallel laufen aus dem Hauptstamme die Querthäler Antrona, Bugnasca und Vedro, und enden alle im Eschenthale Val d'Ossola, das unter dem Namen Formazza beim Gries anfängt, gegen Süden läuft, dann Antigosto, endlich Oscella heißt, und südöstlich im Langensee endet.♦
  Vom Gries geht eine Mittelkette gegen Osten, sendet zuerst eine Querkette gegen Süden, welche das Eschenthal vom Val Maggia mit allen seinen Nebenthälern, die sich mit ihm vereinigen, scheidet; dann biegt sie sich nach und nach gegen Südosten und Süden, und trennt das eben angeführte Maggia und das mit ihm gleichlaufende Vercascathal, die alle in den Langensee münden, vom Livinerthal.
  IV. Vom Gotthard zum Ortles. Das Gebirge des Gotthards gehört in seiner ganzen Breite nebst den Mittelketten zum Hauptstamme des Alpengebirges, da er nebst denselben entweder ganz oder doch größtentheils aus Urfelsen besteht. Er ist die zweite beträchtliche Gebirgsmasse welche das Alpengebirge bildet.♦ ⇧ Inhalt 
  Von der derselben aus streicht nun der Hauptstamm, überhaupt genommen, über Cassina del Nomo, Paß zwischen Medel und Airolo (6,720 F.) über den Lukmanier; dann über den St. Maria Paß in das Pollenzer Thal (5,740 F.), über die La Graina Scheidecke (7,410 F.), die Disruter Furka (7,070 F.), über die Gletscher, in denen der Hinterrhein entspringt, und zwar das Muschelhorn (10,280 nach Meyer), durch Spitzen des Vogelberges (10,220 F.), eben so der Anilen (9,610 F), der Bernardiner Paß (5,990 F.), das Mittagshorn (7,040), das Tambo Horn (9,845), der Splügen Scheidecke (5,920 F.), dann über die Averser und Bergeller Spitzen den Piz Doan und Molinon (beide über 8,000 Fuß hoch), zum Septimer (dessen höchste Spitze über Yonf und Avers 9,000 F. und dessen Paßscheidecke 7,000 F.).♦
  Hier vereinigt der Maloja Berg (dessen Scheidecke, worüber der Paß geht, 5850 F. hoch ist), den Hauptstamm mit der Mittelkette, indem er zum Murett streicht, die schon östlich vom Clevnersee ihren Anfang nimmt, von dort Nord Nord Ost bis zur Forcola di mezzodi läuft, und das untere Veltlin vom Clevner Thale trennt, dann Nord Ost über den Piz sur Stampa, den Monte del Oro zum Murett, und scheidet das mittlere Veltlin vom Bergell. Man kann nun nicht mehr bestimmen,
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  welche von beiden Mittelketten der Hauptstamm ist; aber die südliche steht über dem hohen Piz della margna; nun nordöstlich über den ausgedehnten Bernina-Gletscher, den Casanna zur Albiola, (und trennt das Veltlin vom Oberengadin), theilt sich dort wieder, und die nördliche Kette geht über den Piz Pizzol, den Ofen (dessen Paß 6,664 F. mißt), den Follien, den Griankopf, über den Paß der Malserheide (bei Reschen 4,473 F. hoch) zum Schafskopf.♦
  Die südliche gegen Süd Osten zum Ortles streichend, werden wir weiter unten beschreiben, und kehren zum Septimer zurück und zur nördlichen Mittelkette, die über den Longino (8,778 F. nach Scheuchzer), der Julier (Paß 6,843 F.), den Albula, den Scalletta (dessen Scheidecke 8,057 F.), den Fluela, Varaina, Selvretta über die Jamthaler Ferner, den Fetschiel in den kleinen Funberg über die Finstermünzer Clus, wo sie vom Jan durchbrochen ist, auch zum Schafskopf gelangt und sich dort mit den südlichen vereinigt. —♦
  Auf der Nordseite gehen folgende Querketten von diesem Hauptstamme der Alpen aus. Vom Gallenstock (11,350 F.) Nord über das Sustenhorn (10,910 F.), den Sustenpaß (7,322 nach Escher), zum Tittlis (10,570 F.) trennt eine Querkette das Reußthal vom Hasli. Dort theilt sich dieselbe; rechts streicht sie nordwärts über die Sürenen (7,170 F.), und den Rothstock (9,530) an den Urnensee, und trennt das Reußthal vom Engelberg. Links gegen Westen über das Joch zum Brünig und von dort wieder Nord, und dann Nord Ost zum Pilatus (6,910 F.), und scheidet Hasli und Entlibuch von Unterwalden.♦
  Eine zweite Kette, die im Anfange den Charakter einer Mittelkette, wenigstens bis zum Scheiben hat, beginnt beim Paß del Nomo und geht über den Pontenera, den Sixmadun oder Badus (9,165 Escher), der Oberalpseepaß (6,174 F.), den Crispalt, den Oberalp über Sadrun in Tabetsch (10,255), dann Nord Ost über den Kreuslipaß (7,100 F.) den Pitz Rossein, den Dödi (11,160 F.), scheidet bis dort das Reußthal oder den Kanton Uri vom Bündner Oberland; dann über den Hausstock (9,630 F. nach Escher), die Scheidecke des Panixerpasses (7,000 F), die Spitze des Martinslochs (9,580 F.), den Segnes (8,870 F.), den Scheiben (9,385 F.) und trennt das Linththal von Bünden.♦
  Von dem Scheiben theilt sich die Mittelkette in Querketten; die eine streicht zuerst gegen Osten zum Gunpelser Paß (4,260 F.), dann wieder gegen Norden über den Calanda (7,877), den Mathon (5,534) zu dem Piz Pizzilon (4,475), wo sie am Rhein ihr Ende nimmt. Sie trennt Bünden vom Taminathal. Eine zweite geht Nord Ost vom Scheiben aus, bildet den hohen begletscherten Tristols (9,775 F.), geht über die grauen Hörner (circa 7,000 F.), hört auch am Rhein auf, und trennt das Taminathal vom Weißtannen. Eine dritte geht vom nämlichen Punkt aus Nord über den Schilt- und Mürschenstock, und scheidet Glarus von Sargans. –♦
  Zwischen Tawetsch und Mädels, zwischen Mädels und dem Tennigerthal, zwischen dem Tenniger Thal und Lügnez, zwischen Lügnez und Vals, zwischen Vals und Savien, zwischen Savien und dem Rheinwald und Schams und Domleschg gehen gegen Nord Osten Querketten vom Hauptstamm aus, mit zum Theil sehr hohen Spitzen, wie z. B. der Dachberg ob Front und Vals 9,700 F., der Vallerberg zwischen Splü-
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  gen, Savien und Vals 7,925, der Paß zwischen. Vals und Rheinwald, der 7,000 F. mißt.♦
  Eine weit beträchtlichere Querkette läuft vom Septimer gegen Nord West mit zum Theil begletscherten Spitzen zwischen Avers, Schams und dem Domleschg westlich, und dem Oberhalbstein und Bellfort östlich über das Despinahorn, wird beim Schein von der Albula durchbrochen, und erhebt sich auf den Obervatzer oder Dreibündenspitze 7,200 F. (nach Lambert), senkt sich dann östlich auf die Parpanen Scheidecke herunter, und steigt zum rothen Horn auf der andern Seite empor (8,900 F.), sendet von dort eine kleine Kette gegen Norden, die das Schalsik von Churwalden trennt, und streicht dann gegen Nord Osten über den Strela zur Persanna, das Schalsik von der Landschaft Davos trennend, von dort gegen Westen bis zum Hochwang 6,535 F., das Schalsik vom Brättigau scheidend, und endlich Nord bis zur Brättigauer Clus über den Scheiterberg 5,462 F., und die Valzainesspitze über Marschlins 4,280 F. —♦
  Vom mächtigen Selvretta-Gletscher an der untersten Grenze des Montafuns und Bündens läuft eine Querkette, die man den Rhetiko nennt, Nord West über die Lisnerspitze, die Madrisa, die Sulzfluh, die Schaschaplauna (9,207), dann westlich über den Tschingel, den Grauenspitz, den Mayenfelderkamm (7,824 F.), das Montafun vom Brättigau und das Hochgericht Mayenfeld trennend, senkt sich über den St. Luziensteig, über den Fläscherberg (3,154 F ), wo sie vom Rhein durchbrochen ist, erhebt sich Nord Ost wieder über den Gonzen, und streicht zu den Kuhfirsten. Hier theilt sie sich, sendet gegen Nord über Wildhaus eine Kette über den hohen Säntis (7,710 F.) in das Appenzellerland hinüber, und eine andere gegen Nord Westen über den Leistkamm und Speer (5,910 F.), die das Toggenburg von der Gaster trennt, in den Kanton Zürich, wo sie sich verliert. —♦
  Auf der Südseite laufen vom Hauptstamme Querketten gegen Süden, vom Luckmanier zwischen dem Liviner und dem Polenzerthal, vom Vogelberg zwischen dem Polenzer und dem Calankerthal, vom Namithorn zwischen dem Calanker- und Misoxerthal und von Splügen über den Furculapaß (nach Scheuchzer 6,677 F.), den Francisca, dann Nord West zum St. Jöriberg zwischen dem Misoxer und dem St. Jakobs- und Clevner-Thal; vom St. Jöriberg wieder Süd über den Camoghi zwischen dem Kanton Tessin und dem Comersee über den Monte generoso bis auf Mendris; vom St. Jöriberg geht eine Nebenkette zwischen dem Misox und dem Marobienthal gegen West bis auf Belinzona; vom Camoghi geht eine Nebenkette zwischen dem Marobien- und dem Agno-Thal Süd West zum Monte Cenere, und verliert sich in verschiedenen Zweigen an dem Lunganer- und Langensee.
  Wir haben oben bemerkt, daß vom Berg Albiola zwischen Worms und dem Münsterthal an den Grenzen des Engadins der Hauptstamm sich in zwei Mittelketten theile, davon wir die Nördliche schon beschrieben haben. Die Südliche läuft zwischen Worms und Münsterthal über den Umbrail und das Wormser Joch zum Ortles. Dieser etwas mehr als 12,000 F. hohe Berg beherrscht eine große Berggruppe, die verschiedene aussendet, aber gar nicht gekannt ist. Von denjenigen, die gegen Osten ziehen, werden wir weiter unten sprechen. Die erhaben-
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  ste läuft gegen Süden über ganz unbekannte Gletscher, die Forcelle genannt, trennt Worms vom Thal di Sole, dann über die Gavia, den Corno di tre Signori, den Tonal, den Palic, die Gletscher von Lares, den Berg Campoleon, stets das Thal Cammonica von den Guidicario im südlichen Tyrol scheidend, und verzweigt sich endlich in der Ebene von Brescia.♦
  Von dieser Kette läuft vom Corno di tre Signori eine Mittelkette gegen Südwesten über den Mortirolo, dann gegen Westen über die Zappei d' Aprica auf den hohen mit Gletschern bepanzerten Barbellino, dann über manche Spitzen, unter andern die Corna d'Ambica, den St. Marco, den Pizzo dei tre Signori, endlich zum Legnone (8,202 F.) nach Oriani, wo sie im Comersee aufhört. Diese mächtige Kette trennt das Veltlin von dem vormaligen venedigschen Gebiete, und sendet eine Menge Querketten gegen Süden, welche nicht nur die Hauptthäler Val Sassina, Val Brensbana, Val Seriana und Val Cammonica, sondern auch eine Menge in dieselben sich mündende Nebenthäler bilden. Vom Tokal läuft auch eine Mittelkette gegen Westen, wird gleich unter Edolo vom Oglio durchbrochen, und vereinigt sich dann am hohen Barbelin mit der oben beschriebenen Kette. Alle diese eben beschriebenen Ketten und Gebirge sind noch ganz unbekannt.
  V. Vom Ortles zum Glockner. Bevor wir zum Hauptstamme zurückkehren, bemerken wir noch, daß von der Gebirgsmasse des Ortles und namentlich vom Zufallgletscher eine Mittelkette gegen Nordost über den Modritsch, die Hasenohrspitze, den Flatsch bis zur Etsch zieht, an deren Ufer sie aufhört, und das obere Etschthal vom Ultenthal trennt.♦ ⇧ Inhalt 
  Vom nämlichen Zufallgletscher geht eine andere Kette zuerst gegen Osten über den Kaasenbodenberg, den Gleks, zum Seefeldberg, von dort aber auch Nordost über den Klopfberg, die Menalspitze, die Kurniglspitze zum Campenberg, bis wohin das Ultenthal vom Sulz- und Nosthal scheidet; dann wendet sie sich gegen Süden und längs des Westufers der Etsch, über den Gantkost zum Langthalberg, wo sie sich mit der großen Nebenkette verbindet, von der wir weiter unten sprechen werden. —♦
  Der Hauptstamm der Alpen geht nun vom Schafskopf, wo wir ihn verlassen haben, Ost zum Gebatschferner und von da über den Platey Kogl nach Walcher (9,748 F.) Süd Ost zu dem großen Özthalerferner, die auch über 7,000 F. hoch seyn sollen, dann wieder Nord Ost über den Hohenfürst, die schwarze Wund zum Hohengrind. Hier theilt sich der Haupststamm in zwei Mittelketten, wovon die Eine gegen Nord Ost über den Tributaler, den Brenner (dessen Paß nach von Buch 6,360 F.), den Norn zum Hochfeil, die andere Süd Ost über den Gand Eben auf Sterzing, wo sie von der Eysack durchbrochen ist, und von dort wieder Nord Ost über den Zerapberg auch zum Hochfeil.♦
  Von dort zieht der Hauptstamm über den Zemer, den Teufelsklamm, den Nasen zum Krimlertaurn, hierauf Ostwärts zum drei Gemspitz, zum Fleckenberg, dann in einem gegen Nord sich rundenden Bogen über den Wiltragenberg, Taurkopf, Moselinberg, Kastenberg zum Glockner (12,636 F. nach Schiegg). Vom Schafskopf bis zum Krimler Taurn sendet der Hauptstamm oft
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  sehr beträchtliche Querketten Nordwärts an den Inn, welche von Westen nach Osten das Kauner-, das Pizzen-, das Özthal, das Stubaythal, das Sillthal, das Zillerthal bilden; vom Krimler Taurn weg, wo die Grenze Salzburgs gegen Norden anfängt, das Thal in der Aachen, das Sulzthal, das Felberthal, das Stübachthal, und das Kaprunerthal, die alle an der Salza aufhören. Auf der Südseite des Hauptstamms laufen auch Querketten zur Etsch bis zur Eysack, worunter aber nur das Passeyren und das Talferthal merkwürdig sind. —♦
  Aber vom drei Herrnspitz an der Salzburger Grenze sendet der Hauptstamm eine mächtige Querkette gegen Süden über den Hochkreuz, den Fleischbergferner, den Grauenwandferner, dann östlich zum Pfannhorn, dann wieder südlich über das Confinhorn und den Gantkogl. Von diesen wendet sich die Kette auf einmal östlich zwischen der Drau und der Gailquelle, bildet eine Mittelkette, die das Gailthal vom Drauthal scheidet, und endet mit der Villacher Alpe, als dem Zusammenfluß des Drau und der Gail.
  VI. Vom Glockner in die Ebenen Ungarns. Vom Glockner zieht der Hauptstamm der Alpen zwischen Salzburg und Kärnthen über den Heiligenblütertaurn (8,052 F. nach Schiegg), die Rauriser Taurn, dessen höchste Spitze als der Großkogl 9,100 F., der Goldberg 8,610 F. hoch sind, die Gasteiner Taurn, wo der Brennkogl 7,817 F., der Rathhausberg 7,924 F. hat, dann über die Korn- und die Radstatter Taurn (deren Paß nach v. Buch 4,800 F.) immer gegen Nord Ost zu den Judenburger Alpen in Steyermark.♦
  Hier theilt sich der Hauptstamm in zwei sehr divergirende Arme. Der südliche läuft Süd Süd Ost über die Serbizer, die Schwanberger und Feistritzer Alpen, unter denen unweit Windischgrätz die Drau dieselben durchbricht, dann über die Pacher Alpen durch Kärnthen in Croatien. Der nördliche läuft östlich an der Südseite der Mur, wird bei Bruck von derselben durchbrochen, und streicht nun durch Ober-Steiermark in Ungarn.♦
  Vom Glockner bis zum Radstatter Tauern senken sich so wol gegen Norden bis an die Salza, als gegen Süden bis an die Drau eine Menge Querketten hinunter, die zwischen sich mehr und minder beträchtliche Thäler bilden. Sie führen auf der Nordseite meist die Namen der Tauern, von welchen sie entspringen. An der Südseite sind die Querketten, welche das Mill-, das Liser- und das Gurkthal bilden, die merkwürdigsten.♦
  In Kärnthen, Steiermark, und besonders in Ungern und Croatien kennen wir die Verzweigung und den Lauf der Alpenketten nicht genau genug, um uns eine weitläuftigere Beschreibung derselben zu erlauben 6).
 
  • 6) Alpen in Kärnthen sind hohe zusammenhängende Gebirge, die zum Theil mit ewigem Schnee und Eis bedeckt sind. Im Klagenfurter Kreise sind nordwestlich an der steiermarkschen Grenze die murauer Alpen, Kuhalpe, Gradnekeralpe, Modringalpen, Spieglerkogel, der Eisenhut, Gruftkogel, Schneegruben, Schöneben; nordöstlich sind die obern und untern Saualpen, der große Predel, Deigitschalpen; gegen Süden sind die Berge Leobel, gewöhnlich Loibel, an der Grenze von Krain, wo der bewundernswürdige Weg über dieses Gebirg gemacht ist, der Koschuta, Javornik, Kotschna, Sattelberg. Im Villacher Kreise sind nördlich die Stangalpen, Kremseralpen. Im Elend, ein unbewohntes {1} Gebirg, Klodenberg, Katschberg, Naßfeldtauern; an der Salzburger Grenze, die Wasserfallalpe, Sadnitzspitz, Goldberg, Eckkoppe, Aussenkeßberg, Pasterzenkeßberg; diese Gebirgsmassen sind sämtlich unbewohnt, nur in den Thälern sind geringre Orte. Zwischen dem Möllthal und Drauthal sind die Zwickenberger Alpen, Irschner Alpen, Wunzelalpe, Teichler Alpen; an der südlichen Grenze sind die höchsten Gebirge, die theils ewigen Schnee haben, zwischen dem Kanal und dem Görzer Kreise, wie der Schwarzenberg, die Moutaschalpe, Luschariberg mit einer Kirche, große Naboisberg, Brediel, Kopi, Wurzen, u.m.a. (Röder.)
{1} Fußnote ergänzt von Sp. 2
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  VII. Die Nebenketten auf der West- und Nordseite der Alpen. Nicht überall begleiten Nebenketten die ganz unabhängig von den Hauptketten laufen und selbständig sind, dieselben. Oft fehlen sie ganz und in bedeutenden Reihen sind die sogenannten Flözkalkketten nur mit den Mittelketten zusammenhängende Parallelketten, die die Flözkalkformation bedeckt hat. Ich gebe hier nicht die südliche und nördliche Grenze dieser Nebenketten, sondern ungefähr die Linie ihres Hauptkamms an.♦ ⇧ Inhalt 
  Auf der Westseite beginnen sie am Ufer des Rhone ungefähr bei Arles, laufen Ost Nord Ost durch die Provence in einer Breite von 6—8 Stund. über den Mont Ventoux (6,798 F.) über Buis, Serres, die Berge von Faran (7,770 F. nach Hericaut de Thury), den Obion am Drac (8,715 F. nach Villars), den Neron unweit Grenoble (4,085 F. nach Villars), wo die Isere zwischen Grenoble und Vorrepe die Kette durchbricht, dann über den Grandsom bei der großen Karthause (6,287 F.), von dort in Savoyen eintretend zwischen Montmelian und Pontbeauvoisin, rechts dem See von Annecy über die Mole, das Thal d'Abondance, Val d'Illier Aigle, über das Saanenland, das Faulhorn (8,020 F. nach Tralles), das Engelberger-, das Mouttathal, schief über das Linththal, den Kuhfirst in das Vorarlbergische Klosterthal, über den Flaxberg, den Arlberg, den Glockenkopf, den Walgatsch, die Gufelspitzen, zwischen dem Lechthal und dem Innthal, die Hinterwand, den Lorenberg, den Hohenkamp, bis zum Bärenkopf, unter welchem die Kette bei Rattenberg vom Inn durchbrochen wird.
  In der Gegend von Inspruck haben nach den Messungen des Herrn Fallon, der große Solstein 9,106 F., der Schneechor Kesselspitz 7,479, das Brandjoch 7,423, der Gipfel des Nummerjoches 7,080 F. Höhe. Von Rattenberg macht diese Nebenkette bald die Grenze des Salzburgischen aus, und zieht dann an der linken Seite der Salzach durch dieses Land, wird ob Lofer von der Saale durchbrochen, dann durch das Berchtolsgadische, über die graue Wand, das Teufelshorn, den Lichtenkopf, Archenkopf und hohen Goller (5,800 F.). Der Wazmann, der aber außer der Hauptkette liegt, mißt 9,050, und der Untersberg näher an Salzburg 6,000 F.♦
  Zwischen Werfen und Golling wird die Kette von der Salzach durchbrochen, und zieht nun in das Oberöstreichische zwischen den Hallstätter und Traunsee, wird bei Altenmarkt von der Ens durchbrochen, läuft dann nordwärts der Salze fort, über die Gamser und Zeller Alpen, tritt als Wienerwald in Unteröstreich, und endigt sich mit dem Callenberg.
  VIII. Nebenketten auf der Südseite der Alpen. Da wir die Parallelketten, die vom Monte Rosa
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  ihren Ursprung nehmen, und die Hauptkette des Alpengebirges auf der Südseite bis zum hohen Gletschergebirge begleiten, das die Val Cammonica vom südlichen Tyrol trennt, schon angedeutet haben, so haben wir noch die Nebenkette anzuzeigen, die von eben diesem Gletschergebirge zwischen dem Gavia und dem Gletscher von Lares ausgeht und sich gegen Nord Osten zwischen den Thälern Sole und Non und den Giudicarien an die Etsch zieht, die es bei Salurn durchbricht. Von dort läuft sie immer in der nämlichen Richtung der Grenze zwischen dem Cadozinischen und dem Gericht Birchenstein zu, und bildet nun immerfort die Grenze zwischen Italien, dem Gail und Drauthal bis zum Terglougebirge, das 9,270 F. hoch seyn soll.♦
  Hier theilt sie sich in zwei Arme, der nördliche geht über den Würze und Loibl, zwischen Kärnthen und Krain in Kroatien, der südliche als die Carnischen und Julischen Alpen, die wir schon als Wasserscheidungslinien beschrieben haben, bei Zengg an den adriatischen Meerbusen. In dieser Strecke befinden sich der Velti, Golak, nicht weit vom Terglou, ungefähr 6,500 F., der Sminik oder Schneeberg im Nord von Fiume 8-9,000 F., und der Klek oberhalb Zengg ungefähr 6,500, alle drei nach Angaben von Hacquet. Von Zengg setzen sie weiter in Dalmatien fort, wo wir zwar den Dinari 7,000 F. hoch bemerken, doch uns aller Beschreibung dieser Gebirge enthalten, weil wir sie zu wenig kennen.
  Eine zweite Kette geht vom Gebirge des Monte Balbo am östlichen Ufer des Gardasees aus, (dessen höchste Spitze nach Graf Sternberg 6,860 F.), und zieht ebenfalls gegen Nord Ost als Grenze Italiens und des südlichen Tirols ins Feltresische und Bellunesische bis in das Friaul. Es wird unter Avis von der Etsch und unter Primolano von der Brenta, vermuthlich weiter südlich auch noch von der Piave und dem Tagliamento durchbrochen, und sendet eine Menge Querketten ins Veronesische, Vizentinische, welche die bekannten Sette Comuni sind, und deren Fortsetzung die Berischen und Euganischen Hügel bilden.
  IX. Der Jura. Obgleich unsers Bedünkens der Jura so wenig eigentlich zum Alpengebirge gehört, als die Apenninen, so wollen wir doch dasjenige hier anführen, was zur allgemeinen Kentniß desselben dienen kann, um dadurch die Beschreibung der Alpen selbst vollständiger zu machen.
  Es ist schwer zu bestimmen, wo er eigentlich seinen Anfang hat. Man möchte beinahe glauben, schon beim Pont Beauvoisin. Wir wollen also annehmen, daß er von Süden gegen Norden über Chambery auf Annecy zwischen beiden Seen von Annecy und Bourget über den Mont Sion (6,150 F. nach Saussure) zum Vouache (2,500 F. nach demselben) zieht. Hier wird er beim Fort l'Ecluse zwischen benannten Berg und dem Cré du Miroir, ungefähr eben so hoch, von dem Rhone durchbrochen. Von dort bis zum Reculet (5,200 F.) läuft er von Süd Süd Westen nach Nord Nord Osten, und ungefähr in gleicher Richtung über den Colombier, die Dole (5,080), von dort etwas östlicher über den Noir, den Marchairu (4,570), den Mont tendre (5,170), den Vaulion (4,480), die Aiguille de Beaume, den Chasseron (4,940 F.). Von dort aber von Süd Westen gen Nord Osten über den Chasserol (4,940 F.)
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  die Hafenmatt, die beiden Hauensteine, die Wannenfluh (3,940 F.), den Mysenberg, die Schafmatt. Zwischen diesen und dem Bötzberg wird er von der Aar bei Brück durchbrochen, dann läuft er wieder West Süd West nach Ost Nord Ost über besagten Bötzberg zum Randenberg, zwischen welchen beiden er wieder vom Rhein unweit Schafhausen durchbrochen wird; seiner weiten Fortsetzungen durch Schwaben und Baiern gedenken wir nicht, weil er beim Randenberg seinen Namen verliert. Aber bemerken müssen wir, daß ein Nebenkamm von der Schafmatt aus in den Kanton Zürich streicht und bei Baden von der Limmat zwischen dem Lägerberg und Schloßberg (beide ungefähr 3,000 F. hoch) durchbrochen wird.
  Im Allgemeinen behauptet also der Jura eine mit der Alpenkette parallele von Süd West nach Nord Ost gehende Richtung, stellt, die drei Hauptdurchbrüche ausgenommen, einen stetigen zusammenhangenden Gebirgszug dar, der aus 6 bis 8 Parallelketten besteht, welche durch Längenthäler von einander getrennt sind. Er mag bis zum Randenberg eine Länge von 100 Stunden, und überhaupt eine Breite von 15 bis 16 Stunden haben. Nur im Kanton Basel ist sie auffallend geringer und beträgt kaum 8 bis 10 Stunden.
  Sonderbar ist es, daß die höchste der Parallelketten des Jura nicht in der Mitte des Gebirgszugs, sondern die äußerste ist, nämlich die den Alpen am nächsten liegende, der südöstliche Saum des Gebirges. Alle nördlichen Ketten erniedrigen sich allmählig, so wie ihre zwischenliegende Längenthäler, und die äußersten erheben sich kaum 6 bis 700 Fuß über die Ebene. Nur streckenweise finden sich auf der Südseite der höchsten Jurakette einige niedrigere Bergreihen, die man Vorberge des Jura nennen könnte, wie die, so bei Baden durchbrochen wird. Eben so kann nahe am westlichen Ende der große und kleine Saleve (höchste Spitze 4,200 F. nach Saussure), als eine solche Vorkette angesehen werden.
  Beinah in seiner ganzen Länge erhebt sich also das Juragebirge plötzlich aus der Ebene der Schweiz, und zwar in seiner größten Höhe. Aus den oben angeführten Höhen ergibt sich, daß auch die höchsten Gipfel kaum die Linie des Baumwuchses übersteigen, geschweige an die des ewigen Schnees reichen. Auch hält sich nirgends Schnee und Eis das ganze Jahr hindurch, außer in einigen Tiefen, vor dem Sonnenlichte bewahrten Orten, wie in der Höhle Glacieres unweit Motiers im Gebirge oberhalb Rolle, und die Glaciere und Grotte nahe an der Abtei Grace nicht weit von Baume les Dames Dieu (1,812 F. nach de Zy). Diese höchste Kette stellt im Allgemeinen ein zusammenhängendes Ganze dar, dessen niedrige Stellen blos Einsattlungen sind, wovon einige zu Pässen benutzt werden.♦
  Nur an wenigen Stellen haben große Naturrevolutionen Einbrüche bewirkt, z. B. zwischen Lasarra und Iverdun und oberhalb Neufchatel. Auch Durchbrüche und Durchrisse findet man nicht wenig in derselben, z. B. außer den drei oben bemerkten findet sich einer bei der Klus südlich von Balstall, wo die Dünnern durchfließt, deren ein Arm auch durch die zweite Kette zwischen den steil durchbrochenen Felswänden das Thal von Mümliswyl bis zum Schloß Falkenstein im Kanton Solothurn durchrinnt. Unbedeutendere sieht man, wo
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  die Orbe im Waatland, die Neuse und der Segon im Neuenburgischen, und die Süß unweit Biel durchströmen. Die Urkette zeigt ohne den bei Baden, auch einen bei Aarburg, wo die Aar, und bei Windisch, wo die Reuß durchfließt.
  Auch die folgenden niedrigen Ketten stellen mehr oder weniger ununterbrochene Gebirgsrücken dar, so daß die Landstraßen sich meist über hohe Einsattlungen ziehen müssen; jedoch sind sie zuweilen durch Querthäler getrennt, und die durchfließenden Flüsse haben überhaupt breitere Betten. Indeß sind die meisten Zwischenthäler Längenthäler, und oft von allen Seiten dergestalt eingeschlossen, daß die Gewässer nicht als Flüsse herausströmen können, sondern sich in Seen sammeln, welche das ganze Thal ausfüllen würden, wenn sie nicht natürliche oder künstliche unterirdische Abflüsse hätten. So die Seen in Joux, Brevine, Lode und la Chaux de Fond, welche sämtlich an 3000 Fuß liegen.♦
  Auf der französischen Seite, besonders in der Gegend von Besançon über Salins weit gegen Süden herunter, bildet der Jura überhaupt genommen drei ungeheure Stufen, wovon die erste durch eine über 100 Klafter hohe beinahe senkrechte Felsenwand gebildet wird. Doch zeigen sich bei derselben hin und wieder sowol Längen- als Querthäler, zwischen welchen sich Hügel ziemlich hoch erheben, z. B. der Hügel, auf welchem das Fort St. André links ob Salins erbaut ist (1,836 F.), die Poupet in Norden von Salins eine Stunde entfernt (2,616 F., beide nach de Zy). Diese und andre mehr befinden sich am äußersten Saum der Jurakette gegen Frankreich.♦
  Auch auf dieser Seite sind die tiefen, halbzirkelförmigen, mit hohen Felsenmauern umgebenen Kessel, merkwürdig, welche man im Lande Combes nennt, und die der Jurakette eigen zu seyn scheinen. Eben so wenig darf man unberechnet lassen, daß fast alle Flüsse an dieser Seite der Ain, die Lisou, die Loue u. s. w. in sehr tiefen äußerst sehenswürdigen Felsengrotten schon als beträchtliche Bäche entspringen, und dann noch eine weite Strecke in tiefen Felsenspalten fließen. Daher leidet die erste Stufe, oder die sogenannte Montagne (Bergebene) großen Wassermangel.♦
  Endlich sind die weit ausgedehnten Höhlen nicht zu vergessen, die man sehr häufig an dieser Seite des Jura antrift, und worunter die von Auscelles nicht weit von Quingez am Doubs, die von Balerne unweit vom Champagnolles in die von les Planches bei Arbois des Besuchs der Naturkundiger werth sind. Man vergl. Ebel über den Bau der Erde 2n Th. 7ten Abschn. Bernoulli geognost. Übers. der Schweiz. Basel 1811. Salis Marschlins Wanderungen durch den französischen Jura 1803. Andre de Zy Abhandlung über den Bau eines tragbaren Barometers Journal des Mines Nr. 107. Daher in v. Molls Ann. 6r Th. S. 476.
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Stand: 16. November 2017 © Hans-Walter Pries