HIS-Data
Allgemeine Encyclopädie HIS-Data
5139-1-03-242-2
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Werk Bearb. ⇧ 3. Theil
Artikel: ALTER
Textvorlage: Göttinger Digitalisierungszentrum
Siehe auch: HIS-Data Alter
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  ALTER, LEBENS-ALTER, (in der Physiologie und Staatsarzneikunde) bezeichnet, nach dem gemeinen Sprachgebrauche, jeden Zeitraum des menschlichen Lebens, der sich durch wahrnehmbare Veränderungen in der Thätigkeit der körperlichen und geistigen Kräfte unterscheidet. Im weiteren Sinne begreift der Sprachgebrauch aber auch die Gesamtheit aller Lebensperioden des Menschen, von dessen Erzeugung bis zum Tode, unter diesem Ausdruck.
  Das menschliche Leben ist als eine stets fortlaufende Reihe von Entwicklungen zu betrachten, die mit der Zeugung anhebt, und mit der Vernichtung der organischen Individualität im Tode endet. Daraus ergibt sich, daß das Leben des menschlichen Organismus, seiner Thätigkeit, Kraftäußerung und Erscheinung nach, in seinen verschiedenen Zeitabschnitten [Lebensaltern] sich nicht gleich bleiben kann. Der Mensch lebt nicht in allen seinen Organen zu gleicher Zeit. Nach einander und zu verschiedenen Zeiten tritt das eigenthümliche Leben dieser Organe hervor, und wirkt dann in ihm zukommender Thätigkeit, der Idee gemäß, welche die Natur realisiren wollte. Jeder Abschnitt im Leben, der sich durch das Hervortreten neuer Thätigkeiten (Evolution), oder das Zurücksinken und Erlöschen früher vorhandner (Involution) wesentlich auszeichnet, bildet ein eignes Lebensalter.
  Die Eintheilung der menschlichen Lebensalter wird verschieden ausfallen müssen, nach dem verschiedenen Gesichtspunkte, von dem man ausgeht. Nach dem Gesichtspunkte, daß in dem Leben der menschlichen Individuen, ein Zeitpunkt muß vorhanden seyn, in dem sich dieselben der Idee, welche die Natur im Menschen realisiren wollte, möglichst annähern, wo also dieselben der ihnen zukommenden Zwecke möglichst mächtig geworden sind, läßt sich das menschliche Leben in 3 Zeiträume ungezwungen theilen.♦
  Der erste Zeitraum begreift dann das Alter der Zunahme (Incrementum), in welcher das Individuum der Idee des Menschenlebens, und der Erreichung der dadurch bedingten Zwecke fortschreitend sich annähert.♦
  Der zweite Zeitraum ist die Höhe des Lebens (Status, Akme), das mittlere, stehende Alter. In diesem hat der Mensch, so weit es seine eigenthümliche Natur und die bedingenden Verhältnisse der Außenwelt zuließen, die Idee und die Zwecke des Lebens (Ausbildung der körperlichen Individualität , Vernunftbildung und Fortpflanzung der Gattung) realisirt. Das organische Leben strebt in diesem Zeitraume sich zu wiederholen, seinen Zustand beharrlich zu machen.♦
  Der dritte Zeitraum ist der der Abnahme (Decrementum). Der Mensch entfernt sich wieder, je länger je mehr, von dem Ziele, fällt immer mehr von der Idee ab, bis endlich mit dem natürlichen Tode die organische Individualität aufhört.♦
  Nach einem andern physiologischen Gesichtspunkte werden die in die Sinne fallenden Veränderungen in den organischen Thätigkeiten, die im Laufe des Lebens hervor treten, zum Theilungs-
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  grunde der Lebensalter genommen. Die wichtigsten dieser Veränderungen sind die Geburt, der Zahndurchbruch, der Zahnwechsel, die eintretende Geschlechtsreife, das beendigte Wachsthum, das Aufhören der Geschlechtsverrichtung, die Abnahme der Geisteskräfte u.s f. Nach diesem Theilungsgrunde können eben so viele Lebensalter aufgestellt werden. In wiefern diese mit dem in der Staatsarzneikunde zu unterscheidenden Lebensaltern übereinstimmen, ergibt sich aus dem folgenden Artikel
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HIS-Data 5139-1-03-242-2: Allgemeine Encyclopädie 1. Sect. 3. Th.: ALTER HIS-Data Home
Stand: 19. November 2017 © Hans-Walter Pries