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⇦ S. 72: §. 10 |
S. 72 (Forts.) |
Beym 4. Cap. §. 4. |
Scan 958 |
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§. 11. |
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VOn einziehung und bestellung der geistlichen güter, welcher
massen solche in unterschiedlichen landen geschehen, und nun durch den
Westphälischen frieden-schluß gut geheissen worden, möchte viel zu schreiben
seyn: Man versiret aber |
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S. 73 |
Von eingezogenen geistl. Güthern. §. 11. |
Scan 959 |
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in diesem capitel allein in materialischer beschreibung der
stände des Landes, und ist sonst dieser punct von solcher wichtigkeit, daß er
grosser betrachtung und ausführung würdig wäre, worzu man in diesen
additionibus keine gnugsame gelegenheit hat; Doch etwas zu berühren, so werden
im text des capitels dreyerley art, wie geistliche güter verändert worden,
angezeiget; Bey dem ersten weg, da man fürstliche ämter aus den clöstern
gemacht, sind gleichwol an den meisten orten ansehnliche stifftungen auff
solche gewesene clöster, und nunmehrige ämter oder collecturen, zu besoldung
der kirchen und schul-diener gewiedmet, die solten nur billig vor allen andern
ausgaben abgeführet werden. Denn es wolte wider die natürliche erbarkeit
lauffen, dasjenige, was die vorfahren so bedächtlich versprochen, und unter
welchem klaren beding, mit grossem schein und anziehung des alten mißbrauchs,
die veränderung solcher güter vorgenommen, auch deren jetzigen besitzern mit
diesem onere in erbschafften und theilungen zugeschlagen worden, dermassen
auffzuheben, und unerfüllet zu lassen. Man verlöhre auch damit ein grosses
stück der reputation bey den unterthanen im lande. Denn diesen gehen die klagen
der unbezahlten kirchen- und schul-diener sehr zu gemüthe, pflegen sich daran
zu ärgern, und hernach auff den nothfall bey milden sachen desto unwilliger zu
erweisen, auch wol auff die saumseligkeit und restanten der geistlichen güter
zu beruffen. So wollen auch die benachbarten, sonderlich von der widrigen
religion, daraus offenbar zu schliessen |
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S. 74 |
Additiones zum 1. T. C. 4 §. 4. |
Scan 960 |
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vermeynen, es sey den vorfahren und nachfolgern bloß um das
geld und einkünffte, und keines weges um die abschaffung der mißbräuche zu thun
gewesen: Wird also aus der guten intention ein lediges gespött Und ist sich
nicht zu verwundern, wenn allerhand unseegen solchenfalls sich ereignet, und
die also vermehrte renthen nicht so viel gedeyens haben, als vordessen wol die
helffte derselben ersprießlich mit sich geführet. Etliche haben auch allzu
grosse præsumtion von dem ertrag solcher güter, und schätzen sie höher, als sie
werth sind; Da doch nicht zu vergessen, daß vor der reformation viel clöster
und stifftungen, die nun eingezogen worden, solchen nutz und ertrag nicht
gehabt, als anitzo nach der einziehung; Dessen könten mancherley ursachen
angezeiget werden. Denn es sind zu der zeit viel onera und unkosten, mit
leistung allerhand dienste, zehrung- und atzungen, auf den geistlichen gütern
gewesen, man hat auch dero unterthanen und hintersassen nicht gleich andern
ohnmittelbahren leuten des Landes-herrn gefördert. Der haußhalt in den
conventen hat auch das meiste weggenommen, man hat um bequemlichkeit willen
jetzo manches stück darzu geschlagen, welches vor diesem nicht darbey gewesen,
und dergleichen mehr. |
S. 74 §. 12 ⇨ |