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Zedler: Brandenburg, eine Stadt HIS-Data
5028-4-1034-1
Titel: Brandenburg, eine Stadt
Quelle: Zedler Universal-Lexicon
Band: 4 Sp. 1034
Jahr: 1733
Originaltext: Digitalisat BSB Bd. 4 S. 532
Vorheriger Artikel: Brandenburg, die Chur-Marck
Folgender Artikel: Brandenburg, ein Schloß
Siehe auch:
Hinweise:
  • Allgemeine Bemerkungen zur Textgestaltung siehe Hauptartikel
  • Für die Auflösung der Quellenangaben siehe: Personen

Stichworte Text Quellenangaben
  Brandenburg, eine Stadt, von welcher die  
  {Sp. 1035|S. 533}  
  Marck Brandenburg ihren Namen hat, liegt in der Mittel-Marck an der Havel, welche die Stadt in Alt-und Neu-Brandenburg theilt, welche auch durch besondere Mauren von einander unterschieden sind.  
  Es flüßt auch der gedachte Fluß, nebst dem grossen See, durch welchen er flüßt, um den grösten Theil der Stadt.  
  Woher der Name dieser Stadt komme, sind vielerley Meinungen, einige sagen, es komme her von Brani die Beschützung und Bor ein Wald und sey so viel als Waldshut. Andere deriuiren es von Brinniburg d. i. Helmstädt, oder von Brynburg ein Bergschloß. Andre sagen, Brennus heisse einen König oder Heerführer, und habe daher seine Benennung, welches Wort wieder andere als ein Nomen proprium ansehen, und schreiben, Brennus der General derer Senonen, welcher Rom erobert, habe an. 416 vor Christi Geburt Alt-Brandenburg in der Figur eines halben Circels und Brandus General derer Francken, ein Sohn Marcomiri, an. 270 nach Christi Geburth Neu-Brandenburg als ein Viereck angelegt.  
  Bey der Stadt Brandenburg liegt der Herlunger Berg, dessen Namen deriuiren einige von einer Familie gleichen Namens aus dem Brißgau, welche mit Carolo M. dahin gekommen, und sich auf diesem Berge niederlassen, welches aber andere dadurch wiederlegen, daß Carolus M. niemahls so weit gekommen, und sagen, es heisse so viel als der Herren- oder Herrlein-Berg, weil er etwan von eines Regenten Söhnen ist angebaut worden.  
  Kayser Henricus Auceps hat an. 927 diese Stadt zuerst erobert, weil die Havel zugefroren war, und legte auf dem Herlunger-Berge die Marien-Kirche an, wovon man noch die rudera heut zu Tage sehn kan. Er stifftete das Marggrafthum wieder die Wenden, welche mit denen Marggrafen starcke Kriege geführet, da denn auch die Stadt Brandenburg öffters von ihnen erobert, und auch denenselben wieder entrissen worden. Also hat sie  
 
  • Otto M. an. 992,
  • Mistouius Slauus an. 1020,
  • Marggraf Vdo an. 1070,
  • Primislaus Slauus an. 1075 und 1098,
  • Jaso an. 1143,
  • Albertus Vrsus an. 1157
 
  erobert. Dieser letzte hat sich hernach nebst seinen Nachfolgern beständig bey dem Besitz dieser Stadt erhalten. Nach der Zeit führte sie an. 1385 unter Marggraf Jodoco einen schädlichen Krieg mit den Magdeburgern.  
  Im dreyßigjährigen Kriege hat sie auch nicht wenig erlitten, in dem sich derselben  
 
  • an. 1626 die Dänen,
  • an. 1627 die Kayserlichen,
  • an. 1631 die Schweden,
  • an. 1636 die Sachsen,
  • und an. 1639 die Schweden
 
  bemächtigten, welche zwar dieselbe bald wieder verliessen, aber an. 1641 schon im Begriff waren, sie wieder anzugreiffen, wenn nicht der Churfürst Fridericus Wilhelmus einen Stillstand mit denen Schweden geschlossen hätte. Durch diese Zufälle hat die Stadt viel von ihrem Ansehen verlohren, doch hat sie sich ziemlich wieder erholet.  
  Ausser der Dom-Kirche, welche Kayser Otto I an. 938 angeleget, und worinnen man viele Fürstliche Monumenta antrifft, hat sie noch 4 Kirchen, darinnen geprediget wird, und 2 Stadt-Schulen, wozu noch an. 1704 die Ritter-Schule von dem Capitel angelegt worden.  
  Der Schöppen-Stuhl allhier war ehemahls sehr berühmt.  
  Die gröste Nahrung von der Stadt besteht von der Fischerey, wobey auch guter Wein und Korn wächst.  
Bistum Das Bißthum ist von Ottone I, und nicht wie andere wollen, von Henrico Aucupe gestifftet, und von Chur-Brandenburg an. 1565 eingezogen und incorporiret worden, doch  
  {Sp. 1036}  
  also, daß das Dom-Capitel geblieben.  
  Die Bischöffe haben also nach einander gefolget:  
 
1. Dulim an. 960
2. Dietmar starb 978
3. Volckmarus 982
4. Wigo ungefehr biß 1013
5. Luso lebte 1020
6. Joannes I, Scotus 1068
7. Dietericus I
8. Dietericus II 1070
9. Tanquardus 1073
10. Volckmarus II 1080
11. Hartbertus 1118
12. Ludolphus 1134
13. Wigbertus oder Wigerus 1152
14. Volmarus Willinarus oder Wilmarus lebte 1164
15. Sigfridus biß 1179
16. Waldemar. 1190
17. Alexius 1192
18. Nortbertus 1200
19. Baldewin
20. Sigfridus II
21. Genehardus oder Gerhardus 1221
22. Rutgerus 1249
23. Otto 1252
24. Joannes II 1300
25. Fridericus 1316
26. Joannes III 1324
27. Ludouicus biß 1343
28. Stephanus
29. Henricus I biß 1351
30. Dietericus III aus dem Geschlechte derer von Schulenburg biß 1393
31. Henricus II von Bodendick biß 1406
32. Henningus von Bredau biß 1413
33. Joannes IV von Waldau biß 1420
34. Fridericus II von Graveneck
35. Stephanus II 1423. 1455
36. Dietericus IV 1460 biß 1476
37. Arnoldus biß 1486
38. Joachimus von Bredau biß 1506
39. Hieronymus biß 1523.
40. Dietericus V von Hartenberg biß 1527
41. Matthias von Jagau, der erste Lutherische Bischoff, reichte an. 1539 dem Churfürsten Joachimo II das H. Abendmahl zum ersten unter beyderley Gestalt. Er starb 1544
42. Joachimus II, Hertzog von Münsterberg, erwählt an. 1544 starb a. 1562, worauf an. 1565 das Bißthum von Brandenburg eingezogen worden.
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Literatur Man erwartet alle Tage M. C. Gottschlings Beschreibung der Stadt Alt-Brandenburg u. insonderheit der Neu-Stadt daselbst, worinnen eine vollkommene Beschreibung gedachter Stadt vorkommen wird.  
     

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Stand: 27. Januar 2013 © Hans-Walter Pries