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Zedler: Feuer [1] HIS-Data
5028-9-716-5-01
Titel: Feuer [1]
Quelle: Zedler Universal-Lexicon
Band: 9 Sp. 716
Jahr: 1735
Originaltext: Digitalisat BSB Bd. 9 S. 377
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Stichworte Text Quellenangaben
  Feuer, Lat. Ignis.  
Wesen Was dieses eigentlich sey, ist eine Frage, so denen Weltweisen so viele Secula durch sehr viel zu schaffen gemacht, und auch noch ietzo ermüdet. Ein jeder kan sich zwar leichte einen Begriff machen von einer Begebenheit, da man saget, es sey Feuer zugegen; und wenn man Feuer nennet, so wissen wir alle, was einer damit haben will; alleine dieser Begriff ist mit so vielen Dingen und Umständen verwickelt, daß es überaus schwer fällt, diejenigen Signa und Zeichen heraus zu wickeln, von welchen wir versichert sind, daß sie alle Zeit die Gegenwart des Feuers andeuten; dahero schreibt du Hamel Phys. gener. … mit Recht: [7 Zeilen lateinischer Text].  
  Wir müssen uns dahero in Untersuchung der Natur des Feuers mit Boerhaven in Elementis Chemiae … als Analysten verhalten, da wir das Feuer als etwas unbekanntes annehmen, und aus denen Conditionen und Umständen, die wir wahrnehmen,  
  {Sp. 717|S. 378}  
  wenn wir den Begriff vom Feuer zu haben vermeynen, schlüssen, welche davon mit dem Feuer allenthalben verknüpffet sind; und bey keinem andern Dinge Stat finden, der Gestallt, daß wir aus deren Gegenwart alle Zeit auf die Gegenwart des Feuers schlüssen können; die uns alsdenn dessen Natur zu erkennen geben werden.  
  Von dem Feuer sind uns diese Umstände bekannt, daß es warm mache, brenne, leuchte und Flamme gebe, und darinnen Farben zeige, so wohl feste als flüßige Cörper aus einander treibe und rareficire, Cörper verbrenne, schmeltze, in Glaß verwandele, in Dünste auflöse, und so ferner; von welchen Gegebenheiten man gar leicht abnehmen kan, daß einige davon Phaenomena primitiua sind, die unmittelbar von dem Feuer ihren Ursprung nehmen, von deren Fortsetzung hernachmahls die übrigen Begebenheiten ihren Ursprung nehmen.  
  Was die Wärme anlangt, so ist wahr, daß solche ein untrügliches Zeugniß eines gegenwärtigen Feuers sey, allein der Schluß geht nicht umgekehrt an; wo wir keine Wärme wahrnehmen, daselbst sey auch kein Feuer, denn die Wärme ist nur ein relatiuum quid, daß durch die Empfindung unserer Sinne sich determiniret. Einerley Cörper kan uns zugleich kalt und warm vorkommen. Wenn mann zu Winters-Zeit in der Lufft gehet, eine Hand in den Busen steckt, die andere aber in der freyen Lufft behält, hernachmahls in einem verschlossenen, aber nicht eingeheitzten Zimmer, mit der erstern Hand einen Cörper anrühret, so wird er uns als kalt vorkommen; fühlet man ihn hingegen mit der andern Hand an, so wird man ihn sehr mercklich warm befinden, und dennoch bleibet der Cörper einerley. Aus welchen also zur Gnüge erhellet, daß, da die Wärme nur ein relatiuum quid in Ansehung der Empfindung unserer Sinne ist; wir daher kein gewisses Criterium von dem Feuer hernehmen können.  
  Viele Weltweise suchen den Grund in der Wärme in einem fluido subtilissimo, so in sehr hefftiger Bewegung ist, durch alle Cörper dringet, und sie in denjenigen Zustand setzet, darinnen sie uns die Wärme beybringen. Je hefftiger die Bewegung dieser subtilen Materie wird, ie mehr nimmt die Wärme zu, und ihnen ist das Feuer nichts anders als ein grosser Grad der Wärme. Siehe calorifica materia, Tom. V. p. 302. und Erwärmung, Tom. VIII. p. 1810. seqq.  
  Wir können ihnen diesen Begriff von dem Feuer einräumen, in so ferne sie solches in dem gemeinen Verstande unter obangeführten Bedingungen, daß es nemlich brenne, die Cörper expandire, schmeltze etc. betrachten. Allein da man saget, die Wärme nehme ihren Ursprung von dem Feuer; ein jeder Cörper habe Feuer bey sich, wie unten mit mehrern soll dargethan werden; so muß hier ein gantz anderer Begriff von dem Feuer Stat finden, als derjenige ist, den wir ietzt erzählter Massen, in dem gemeinen Leben davon haben, indem jenes die Ursache von allen denen darauf zu erfolgenden Veränderungen in sich fassen muß.  
  Unter dieser Betrachtung pfleget man es insgemein das elementarische Feuer zu nennen, und solches von dem gemeinen Begriffe zu unterscheiden. Wir wollen das so genannte elementarische Feuer lediglich mit dem Namen Feuer belegen, und diese Notion hinführo davon behalten, wo wir nicht ausdrücklich den gemeinen  
  {Sp. 718}  
  Begriff vom Feuer nennen, weil jede daher rührende Veränderung einen besondern Namen führet, die hernachmahls zusammen genommen, uns den gemeinen Begriff vom Feuer beybringen, damit wir in diesem Stück methodice verfahren, und ermeldete Veränderungen rechtmäßig daraus herleiten können.  
  Es wäre demnach in diesem Verstande gedachte subtile Materie nichts anders als das Feuer selbsten, und bestünde folglich nach dieser Weltweisen ihren Begriff die Natur des Feuers in der Bewegung einer sehr subtilen Materie, die alle Cörper durchdringet. Man ist auf diese Hypothesin wegen der Communication der Wärme, die zwischen einen wärmern und kältern Cörper Stat findet, entstanden; allein da die Verfechter davon selbst zugeben müssen, daß auch Wärme in einem Cörper ausser dem Contactu mit einem wärmern erreget werden könne, und zu dessen Behuff innerhalb dem Cörper bemeldete subtile Materie entweder gar in Ruhe oder in einer sehr schwachen Bewegung zu seyn einräumen müssen; die hernachmahls durch schlagen oder einer andern Ursache stärcker gemacht wird, solches aber der freyen Durchdringung der subtilen Materie durch den Cörper nicht zustimmen will; über dieses die andern Phaenomena, als des leuchtens der Flamme, der Expansion, Verbrennung etc. sich nicht wohl daraus herleiten lassen; so scheinet dieser Begriff von dem Feuer nicht rechtmäßig zu seyn.  
  Ein mehrers, was die Hypothesin von der materia calorifica anlanget, siehe unter Erwärmung. l.c.  
  Wir müssen also weiter in Untersuchung unserer Phaenomenorum fortgehen, und sehen, welche sich zur Erklärung der Natur des Feuers schicken.  
  Das Licht oder glüend seyn, ingleichen die Flamme, sind ebenfalls Kennzeichen, allein gleicher Massen nicht allenthalben zugegen, wo wir sagen, daß Feuer sey. Man mache einen Stab Eisen sehr warm, doch nicht glüend, und bringe solchen in ein verfinstert Zimmer; so wird er kein Licht von sich geben, iedoch gewaltig brennen, wenn man ihn berühret; welches eine Anzeigung und Würckung des gegenwärtigen Feuers ist. Über dieses kann Licht in grosser Menge wo vorhanden seyn, wo kein Feuer ist. Hoocke hat das Licht des vollen Monds mit einem grossen Glase aufgefangen und dadurch in dem Brenn-Puncte ein helles Licht zu Wege gebracht, allein das dahin gestellte Thermometrum hat nicht das geringste Zeichen einer vorhandenen Wärme zu erkennen gegeben. Es sind demnach Licht und Feuer zwey von einander unterschiedene Dinge, und kan keines von dem andern ein wesentliches Merckmahl abgeben.  
  Da nun dieses das Licht nicht praestiret, so ist solches desto weniger von denen Farben zu vermuthen, welche ihren Grund in der verschiedenen Refrangibilität derer Licht-Strahlen haben, wie aus dem Titel: Farbe erhellet.  
  Betrachten wir die übrigen oben specificirten Würckungen des Feuers, so will sich auch keine zu erkennen geben, so allein ein unzertrennliches Zeichen des gegenwärtigen Feuers wäre. Will man die Natur desselben in der Adtenuation der Cörper suchen, so durch das Feuer sich bey ihnen ereignet: so finden sich alsbald wiederum Fälle, da solche das Feuer auch wieder vereiniget, als bey der Vitrification, der Vermischung des Goldes mit dem Eisen und so ferner. Und solcher Gestallt will sich fast kein Cörper zu erkennen geben, dem wir al-  
  {Sp. 719|S. 379}  
  les dasjenige beylegen können, so wir in dem gemeinen Begriff vom Feuer haben.  
  Doch das Phaenomenon der Expansion derer Cörper scheinet endlich zu dem Begriff des Feuers das meiste beyzutragen. Es zeiget nemlich die Erfahrung, daß alle Cörper, denen Feuer nach dem gemeinen Begriff appliciret wird, grösser werden, aufschwellen, und eine geringere Dichtigkeit erhalten, ohne daß man einen Unterscheid am Gewichte bemercken solte; und hindert hier nichts, ob die Cörper feste oder flüßig, hart oder weich, leicht oder schwer seyn; es findet allenthalben die Expansion Stat.  
  Doch giebt die Erfahrung an die Hand, daß zwey Cörper von gleicher Schwere und Grösse, deren einer harte, der andere aber flüßig ist, darinnen von einander unterschieden sind, daß der flüßige von einerley Feuer oder Wärme mehr als der harte ausgedehnet werde, und sind also die flüßigen Materien nach diesem Phaenomeno der Expansion geschickter, die Gegenwart des Feuers anzuzeigen.  
  Ferner werden diejenigen Liquores, so weniger dichte sind, von einerley Wärme mehr ausgedient, als die dichtern. Wenn man eine Phiole biß auf ein angemercktes Zeichen mit Wasser, eine andere von gleicher Grösse mit Alcohol auf gleiche Art füllet, beyde in einerley warm Wasser setzet, so wird man befinden, das zu einerley Zeit der Alcohol in einen weit grössern Raum, als das Wasser ausgedehnet werde. Wenn beyderseits Liquor aus dem warmen Wasser wieder genommen wird, fängt er an zu sincken, und seinen vorigen Raum wieder einzunehmen.  
  Eben dieses findet bey denen übrigen Liquoribus Stat; auch alle feste, ja die härtesten Cörper sind der Expansion von dem Feuer nach dem gemeinen Begriff unterworffen. Ein kalter Stab Eisen, so genau in eine Höhle passet, läst sich nicht mehr darein zwingen, wenn er glüend gemacht worden, und so auch mit den übrigen Cörpern. Je wärmer ein Cörper wird, ie mehr wird er ausgedehnet, biß auf den Grad der Ebullition bey denen flüßigen Materien, oder dem Flusse, Combustion etc. bey den festen Cörpern.  
  Alles dieses zeiget an, daß die Cohaesions-Kräffte, mit welchen die kleinsten Theile derer Cörper aneinander hangen, durch die Wärme nach und nach mehr vernichtet und endlich dahin gebracht werden, daß ermeldete Theile entweder sehr wenig oder gar nicht mehr cohaeriren; denn einen festen Cörper flüßig machen, heisset so viel, als die Cohaesions-Kräffte seiner Theile, die in dem Zustand seiner Festigkeit einer grossen Gewalt wiederstanden, dahin bringen, daß bey weiten solche Theile nicht mehr so starck zusammen halten, sondern einer geringen Gewalt weichen, und zulassen, daß die Theile des Cörpers mit leichter Mühe sich von einander absondern lassen.  
  Die Kräffte demnach des Feuers, welches die Wärme und deren Grade hervorbringet, sind der Gestallt beschaffen, daß sie die Cohaesions- Kräffte derer Cörper destruiren, und die kleinsten Theile desselben in eine tremulirende Bewegung setzen, die ie mehr zunimmt, ie wärmer ein Cörper wird; wie mit mehrern aus dem Titel: Erwärmung l.c. zu ersehen.  
  Dasjenige nun, so mit dieser Krafft begabet ist, das ist, das Feuer selbst, scheinet nicht eine besondere flüßige Materie zu seyn, die durch ihre hefftige Bewegung die dem Feuer zugeschriebene Würckungen hervorbringet; wie wir bereits oben ein mehrers erinnert und unter erst ge-  
  {Sp. 720}  
  dachtem Titel: Erwärmung, l.c. weiter ausgeführet haben; sondern die daselbst specificirten Phaenomena des Reibens, Schlagen, Vermischung gewisser Materien, etc. zeigen, daß Wärme erreget werden könne, ohne Zufluß einer solchen Materie, und daß in denen Cörpern selbst etwas vorhanden seyn müsse, so eine Krafft habe, die denen Cohaesions-Kräfften derer Cörper entgegen gesetzet wäre, und die von denen letztern so lange in Schrancken gehalten würde, als noch ein Aequilibrium unter ihnen Stat finde.  
  Demnach statuiren wir, das Feuer sey eine Materie, die durch die Cörper allenthalben zerstreuet sey, zu ihren Massen mit gehöre, und eine Krafft habe sich gewaltig auszubreiten, die Theile des Cörpers in eine tremulirende Bewegung zusetzen und alles dieses würcklich werckstellig mache, wenn ihr kein fernerer Einhalt von denen Cohaesions-Kräfften, mit welchen die Theile des Cörpers zusammen hangen, geschiehet, sondern diese verringert werden, wenn durch Reiben, Schlagen, die Theile des Cörpers in eine vibrirende Bewegung gelangen, nicht mehr so starck cohaeriren, und also denen durch die Masse des Cörpers diffundirten Theilen des Feuers Platz machen, ihre Actiones zu verrichten.  
  Wird die Wärme eines Cörpers von einem andern Feuer nach dem gemeinen Begriffe vermehret, so ereignet sich dieses nicht so, daß ein neuer Zufluß derer Feuer-Theilgen in den Cörper gelangen sollte, sondern diejenigen Vibrationes, die bereits der Cörper, den man Feuer nennet, hat, destruiren nur desto mehr die Cohaesions-Kräffte des erstern Cörpers, heben solcher Gestallt das Aequilibrium zwischen ihnen und denen in ihm vorhandenen Feuer-Theilgen auf, wodurch die letztern ihre Activität erweisen, die übrigen Theile des Cörpers, so nicht Feuer-Theilgen sind, in eine hefftigere Vibration setzen, die uns die Empfindung einer grössern Wärme beybringet.  
  So bald dasjenige nachläst, so die Cohaesions-Kräffte des Cörpers turbiret hat, so werden diese wiederum mächtiger, obponiren sich folglich stärcker der Activität derer Feuer-Theilgen, und lassen solche nicht mehr die übrigen Theile so starck vibrirend machen, durch welche Hemmung derer Vibrationen eine Empfindung einer geringern Wärme entstehet; daß also zwischen den Cohaesions-Kräfften eines Cörpers und dessen Feuer-Theilgen ein continuirlicher Streit gleichsam ist, da ein Cörper bald mehr, bald weniger feurig zu seyn scheinet, nachdem diese oder jene Kräffte mehr praepolliren.  
Wirkung Und aus dieser Theorie des Feuers lassen sich die Phaenomena, die man specificiret, daß sie eine Würckung des Feuers seyn, sehr wohl herleiten. Wenn die Cohaesions-Kräffte der Activität des Feuers weit überlegen, so sind die Vibrationes derer Theile des Cörpers, und daher seine Wärme nicht mercklich; von einer mehrern Destruction aber dererselbigen erfolget eine stärckere Wärme und grössere Ausdehnung des Cörpers. Diese kan nun der Gestallt hochgetrieben werden, daß der Cörper in ein fluidum rarissimum an der äussern Fläche resoluiret, sich in die Lufft begiebet und solcher Gestallt ausdünstet. Befinden sich unter diesen Dünsten einige extricirte, das ist, von denen übrigen Theilen abgesonderte Feuer-Theilgen, so entstehet eine Dunst, die nicht nur warm machet, sondern auch leuchtet, welche man Flamme zu nennen pfle-  
  {Sp. 721|S. 380}  
  get; und giebet dieser ihre Anatomie Anlaß zu muthmassen, ob nicht ein Oleum subtilissimum, so in denen Cörpern wohnet, dasjenige sey, welches dieselbe Krafft habe, so wir dem Feuer beymessen, das ist, ob nicht das Feuer ein Oleum subtilissimum sey; wiewohl in diesem Stücke unserer Erkenntniß noch nicht gantz hinlänglich seyn will; wie mit mehrern aus dem Titel: Flamme zu ersehen.  
  Diese ermeldete Dunst, so wir zusammen Flamme nennen, hat Theilgen bey sich, so sich nicht entzünden u. verzehren lassen, sondern gehen in der Gestallt einer andern Dunst, so alsdenn Rauch heisset, in die Höhe, und so ferne dieser sich an andere Cörper anleget und nach und nach, da immer neuer dazu kommt, Vermöge der Cohaesion, concresciret, formiret einen Cörper, welche man Ruß nennet.  
  Weil die Flamme eine Dunst ist, so ist auch kein Wunder, daß solche verlöschen, wenn man ihr das Vehiculum nemlich die Lufft entzühet, wie sich solches in vacuo bey einem Licht ereignet; ja das Feuer selbst erfordert die Action der Lufft zu seiner Extrication, wie der Phosphorus Crafftii, der sich erst entzündet, wenn man ihn in die Lufft bringet, ausweiset; daher es auch kommt, daß brennende Cörper, als: Schwamm, Kohle, in vacuo, oder auch in einer matten Lufft auslöschen, weil hier dasjenige mangelt oder nicht genung vermögend ist, welches die Extrication derer Feuer-Theilgen aus dem flüssenden Öle auf der Fläche dererselben, Vermöge derer Cohaesions-Kräffte der Lufft, mit dem Feuer und andern subtilen Theilen des Cörpers verrichten soll, da hingegen, wo ein beständiger frischer Zufluß von der Lufft ist, die Flamme desto besser unterhalten werden kan; wie mit mehrern aus denen Titeln: Entzündung, Tom. VIII. p. 1309. seqq. und Flamme abzunehmen.  
  Wenn auf der Fläche eines Cörpers das extricirte Öl nur gläntzet u. nicht als eine Dunst weggehet, so nennet man den Cörper glüend, corpus ignitum. Wenn viele Theile eines Cörpers als eine Dunst weggegangen, andere aber, so sich nicht darein resoluiren lassen, zusammen fallen und nicht cohaeriren, so entstehet die Asche; bey einigen Cörpern cohaeriren diese wiederum, und formiren einen durchsichtigen Cörper, daher die Vitrification entstehet.  
  Einige Cörper, nachdem sie Anfangs warm worden, fangen bald an leichter zu cohaeriren, und mit der Expansion zuflüssen, hernachmahls zähe zu werden, denn calciniren sie sich, und werden endlich in Glaß verwandelt.  
  Alle diese besondere Veränderungen dependiren Theils von der verschiedenen Beschaffenheit der Materie, woraus ein Cörper zusammen gesetzet ist; Theils von der verschiedenen Stärcke, mit welcher die Partes heterogeneae des Cörpers mit einander cohaeriren; Theils von der verschiedenen Art, nach welcher diese Theile durch die Action des Feuers entweder abgesondert oder zusammen gebracht werden, da neml. einige, die zuvor eine grössere Cohaesion besagter Theile verhindert, anjetzo durch die Action des Feuers abgesondert werden und verflügen, solcher Gestallt denen übrigen Theilen, deren Cohaesions-Kräffte einander stärcker respondiren, Platz machen, daß sie zusammen kommen, ein neues Corpus formiren und bey abnehmenden Feuer solidesciren; wie wir dieses an der Vitrification sehen; von welchen allen die chymischen Opera-  
  {Sp. 722}  
  tiones, welche am meisten durch Hülffe des Feuers geschehen, unzählig verschiedene Exempel an den Tag legen; von deren jeden ein besonderes Urtheil zu fällen, die Composition eines Cörpers, die verschiedenen Cohaesions-Kräffte derer Theile, aus welchen er zusammen gesetzet, ihre Würckung gegen einander, und die Action des Feuers gegen sie, bekannt seyn müssen; so aber zur Zeit noch eine schwere Sache, wie aus dem Titel: Cohaesio, Tom. VI. p. 614. seq. erhellet.  
  Vermöge dieser Theorie nun kan man sich einen hinlänglichen Begriff von dem Feuer machen. Wenn die Cohaesion derer kleinesten Theile in einem Cörper durch eine Ursache, welche diese nur seyn mag, geschwächet wird, so kommen die in einem Cörper vorhandenen Feuer-Theilgen zur Action, setzen die übrigen Theile in gewisse Vibration, daher alsdenn die Empfindung der Wärme entspringet; und auf wie vielerley Art diese entstehet, als durch einen schon vorhandenen vibrirenden und einen andern berührenden Cörper oder durch das Reiben, Schlagen, oder auch durch den Concursum verschiedener Cohaesions-Kräffte, wie der Titel: Erwärmung l.c. zeiget; auf so vielerley Art saget man auch, daß das Feuer erzeuget werde.  
  Die Veränderungen, die alsdenn auf eine solche Vibration und deren Wachsthum erfolgen, sind  
 
  • bey einigen festen Cörpern nach dieser Ordnung:
    • Expansio; Euaporatio; Ignitio,
    • oder bey einigen Inflammatio; Incineratio,
    • oder bey einigen Vitrificatio.
  • Bey andern festen Cörpern: Expansio, Fusio, Lentor, Calcinatio, Vitrificatio.
  • Bey denen flüßige Materien geschehen die Veränderungen folgender Massen: Expansio, Euaporatio, Ebullitio.
 
  Dieses sind die Phaenomena des Feuers von dessen Anhebung seiner Action an, biß zum grösten Wachsthum, und indem es solche merckliche Veränderungen unter einem grossen Grad der Wärme hervor bringet, so pfleget man in dem gemeinen Verstande das Feuer in einem grossen Grad der Wärme zu betrachten.  
Erhaltung Die Erhaltung des Feuers in dem letztern Verstande oder die Fortdaurung eines einmahl an gezündeten Feuers geschiehet, entweder wenn zum brennen dienliche Materie gnungsam vorhanden, oder dazu gethan wird; oder wenn die dazu benöthigte Lufft ihren freyen Zufluß hat; hingegen, wo dieses beyderseits entgegen, oder durch den Zusatz einer andern Materie als Wasser, Erde, Sand etc. die Extrication derer Feuer-Theilgen verhindert wird, so ersticket das Feuer und verlöschet; wie aus dem Titel: Flamme, als von welcher man hier das Feuer zu verstehen pfleget, mit mehrern zu ersehen.  
  Einerley Grad der Wärme und folglich auch der Action des Feuers, als von welcher jene herrühret, wird erhalten, wenn ein gewisser Zustand der Vibration derer Theile eines Cörpers, darein solche durch die Action des Feuers gesetzet worden, auf einerley Art fortdauret, indem nemlich in selbigem als denn die Vires Cohaesionis mit denen viribus ignis per vices die Gleich-Wage einander halten, daß keine vor denen andern praepolliren, und den Vorzug gewinnen; denn so bald dieses geschiehet, so entstehet entweder ein grösserer oder geringerer Grad, der Wärme, das ist, eine Erwärmung oder Erkältung, nachdem die Actiuität derer Feuer-Theilgen oder derer Cohaesions-Kräffte die Ober- Hand hat; wie diese Titel ausweisen.  
  Weil das Feuer in denen Cörpern selbst ist, solche aber so wohl unter der Erden, auf derselben, als auch über der Erden  
  {Sp. 723|S. 381}  
  unter der Gestallt derer Dünste sich befinden; und die Empfindung des Feuers von der Extrication desselben von denen übrigen Theilen des Cörpers oder dessen Action in solche herrühret; so kan ein Feuer oder grosser Grad der Wärme oder Flamme so wohl unter als auf, als über der Erden entstehen.  
  In dem ersten Falle nennet man es ein unterirrdisches Feuer, welches besonders seinen Ursprung von der Extrication derer Feuer-Theilgen aus dem Pyrite, Schwefel, und andern öligten Cörpern nimmt, davon die Feuer-speyenden Berge und schwefeligten Witterungen in denen Bergwercken ein gnungsames Zeugniß ablegen können.  
  In dem andern Falle heisset es ein gemeines oder Küchen-Feuer, weil man sich desselben auf der Erden in denen Küchen und zu andern operationen bedienet.  
  Die dritte Art dependiret von denen mit vielem Feuer-Theilgen versehenen Dünsten, so von denen Cörpern ausgegangen und in die Lufft gestiegen, davon hernachmahls die feurigen Lufft-Zeichen, Meteora ignea, ihren Ursprung nehmen. Das Sonnen-Feuer, wie wir solches hier auf der Erden empfinden, ist kein unmittelbahrer Ausfluß aus der Sonnen; sondern von der Action derer Licht-Strahlen derselben, die in den Cörper mit einer grossen Geschwindigkeit eindringen, erhält das in einem Cörper schon vorhandene Feuer seine Actiuitaet, wie ebenfalls aus dem Titel Erwärmung l.c. zu ersehen: hingegen in dem Cörper der Sonnen selbst ist ein würckliches Feuer, das seine Nahrung haben, und ebenfalls verschiedene Veränderungen hervor bringen muß; wie aus denen Flecken in der Sonne und deren Veränderung abzunehmen, und erweiset Jo. Christian. Seidel. in Diss. de mirabili conseruatione ignis solaris, (welche Erhaltung er der Abwechselung in der Atmosphaere der Sonnen zuschreibet, da nemlich verschiedene Dünste von dem Cörper der Sonnen darinnen in die Höhe steigen, daselbst zusammen kommen, wieder auf selbigen zurücke fallen, und solcher Gestallt ihr zu einem neuen Futter dienen; eben wie dieser Circulus hier von denen Dünsten auf der Erde obseruiret wird) daß die Hitze in der Sonnen wenigstens 20. mahl grösser als in dem Brenn-Puncte des Tschirnhausischen Brenn-Glases seyn müste.  
  Es äussern sich so überaus viele Effecte, die man der Würckung des Feuers zuschreibet, nach dem man dieses Wort bald vor das elementarische oder würckliche Feuer, bald von einem Complexum von vielen Würckungen zugleich nimmt, da man z.E. von dem Feuer saget, daß es müste erhalten werden, sich auslöschen, abwiegen lasse oder schwer sey, (welches Eigenschafften derer Flammen sind)[1], daß es leuchte und nicht brenne, wie bey denen Meteoris emphaticis und so weiter; daß es hier überaus weitläufftig und schwer fallen würde, alle Würckungen zu specificiren, die von dem Feuer herrühren, zumahlen da bey denen meisten Effecten in der Natur das Feuer mit im Spiele ist.
[1] HIS-Data: schließende Klammer ergänzt
  Derowegen muß man die besondern Arten derer Würckungen und ihren Process als derer Ausdünstungen, Warmmachung[2] oder Erwärmung, Entzündung, Flamme, Ignition, und anderer oben angemerckten Veränderungen, die das Feuer unter verschiedenen Umständen und Adplication produciret, unter speciellen Titeln nachsuchen, indem es hier bey der allgemeinen Betrachtung des Feuers genung ist, zu sagen, was dasselbe bey einem Cörper sey, wie es zur Actiuitaet gelange, und dadurch in dem Stande sey, diese und jene besondere Würckung hervorzubringen, davon die
[2] HIS-Data: korrigiert aus: Warammchung
  {Sp. 724}  
  Art der Production in einer besondern Abhandelung unter dem zugehörigen Titel auszuführen ist.  
  Und solcher Gestallt hat man von allen diesen Würckungen abstrahiren müssen, um hinter das primum principium zu gelangen, von dessen Actiuität alle solche herrühren, da wir also befunden, daß das Feuer Theile eines Cörpers mit einer besondern Krafft begabet seyn, welche denen Cohaesions-Kräfften derer übrigen Theile des Cörpers entgegen gesetzet sind, und alsbald zur Action gelangen, sobald etwas vorhanden, so das Aequilibrium zwischen diesen zweyen Dingen hebet.  
  Weiter können wir in der Natur-Lehre bey Untersuchung derer Caussarum primitiuarum nicht gehen, als nur anzuzeigen, daß Dinge vorhanden, die eine gewisse Krafft haben, welche dieses oder jenes unter diesen oder jenen Umständen würcket; was aber diese Krafft sey, und wie die Theile, so diese Krafft haben, aussehen, können wir bey dem Feuer ebenso wenig, als bey andern Viribus primitiuis determiniren, da wir zwar die Existenz derer principiorum actiuorum, ihre Würckungen und Conditiones, unter welchen sie solche verrichten, wissen; von ihrer Natur aber selbst und innern Wesen uns nichts bekannt ist, auch wohl nicht bekannt werden wird.  
Philosophie Solcher Gestallt verfähret man heut zu Tage in der Physic und verschaffet dadurch, daß man diese Wissenschafft auf sichere Gründe bauet, und nicht aus einer angenommenen Hypothesi die Natur zwingen will, in ihren Verrichtungen sich nach derselbigen zu richten. Und dieses ist eine Haupt-Ursache von dem, daß die Philosophen zu verschiedenen Zeiten von denen Kräfften der Natur, und besonders von dem Feuer so verschiedene Meynungen geheget, und das Gesetze wahrscheinlich nicht haben ausfündig machen können, nach welchem sich diese Krafft der Natur in ihren Würckungen richtet. So viel Secten, ja so viel Philosophen, so viele verschiedene Meynungen giebet es auch von dem Feuer.  
  Die Perser verehrten das Feuer als etwas göttliches und überhaupt ist von diesen Philosophen bekannt, wie sie in natürlichen Dingen die Tradition zu Hülffe genommen und nicht dogmatisch philosophiret, sondern die Sache bey eintzelnen Anmerckungen bewenden lassen.  
  Unter denen Griechen waren die Jonischen Philosophen um den Ursprung derer natürlichen Dinge bekümmert, da bald dieses bald jenes davon ausgegeben wurde, woraus verschiedene Begriffe von dem Feuer erfolgten.  
  Thales, einer derer so genannten sieben Weisen, gab davor das Wasser aus, daß, wenn dieses das eintzige Element und der Anfang aller Cörper, auch das Feuer daher muß entstanden seyn, und also die Natur des Wassers an sich haben; wie denn Plutarchus de Placitis Philosoph. … unter andern die Ursache von dieser Meynung anführet, daß sich das Feuer der Sonnen derer Sterne durch die feuchten Ausdämpfungen erhielte.  
  Anaximenes setzte zum Grunde aller natürlichen Dinge die Lufft, woraus Erde, Wasser und Feuer, und von diesen wieder die andern Cörper entstanden, wie solches Cicero Academ. Quaest. … bezeuget, wenn er schreibet: Anaximenes infinitum aërem: sed ea, quae exe eo orientur, definita, gigni autem terram, aquam, ignem, tum ex his omnia.  
  Plato hat das Feuer unter die Elemente gezählet, welche er sich also vorgestellet, daß, weil die Welt hätte müssen gesehen und berühret werden, nichts aber ohne dem Feuer sicht-  
  {Sp. 725|S. 382}  
  barlich, und nichts ohne der Erden als einen festen Cörper zu berühren, nothwendig zwey Elemente, das Feuer und die Erde, nöthig gewesen, und damit die Welt als eines zusammen hange, so wären zwischen dem Feuer und der Erden die Lufft und das Wasser gesetzet worden, welchen Elementen er geometrische Figuren beylegte. Burnet in Archaeolog. Phil.
  doch damit hat Plato noch nicht gesagt, was das Feuer sey; ja er soll nach dem Zeugniß des Stobaei Sermon. LXXVII. die Philosophos seiner Zeit verlachet haben, welche von dem Feuer als einer derer unbekanntesten Sachen zu reden, sich die Mühe genommen.  
  Aristoteles de generat. et corrupt. … nimmt vier Elementer an, als Feuer, Lufft, Wasser und Erde, und setzet die Natur des Feuers darinnen, daß es warm und trocken sey, womit er aber keines Weges gesagt, was die Natur des Feuers sey, in dem er damit, daß solches erwärme und trockene, nur gewisse Würckungen, die sich unsern äusserlichen Sinnen zu erkennen geben, anzeiget.  
  Was sich die Stoici vor einen Begriff von Feuer gemacht, ist nicht bekannt, wie denn Lipsius in Physiolog. Stoic. Diss. 12. der sonst in diesem Stück sich viele Mühe gegeben, keine rechte Nachricht finden können.  
  Epicurus mit seinen Anhängern setzte die Atomos oder untheilbare Theilgen zu denen Principiis derer natürlichen Cörper, und hielte das Feuer vor nichts anders, als eine Zusammenhäuffung vieler runden und in schleunige Bewegung gesetzten Theilgen. Gassendus de Vita et Moribus Epicuri
  Pythagorae seine Meynung von dem Feuer kan man aus demjenigen nicht abnehmen, was Laërtius … von ihm und seinen physicalischen Gedancken anführet.  
  Empedocles statuiret vier Elemente, Feuer, Lufft, Wasser und Erde; von dem ersten aber wissen wir seine Gedancken nicht.  
  Heraclitus hielte davor es bestünde alles aus Feuer, und werde auch alles wiederum darein aufgelöset werden, dessen Meynung Olearius in zwey Dissertationen, so in der lateinischen Übersetzung des Stanleii Histor. Philosoph. zu finden, ausführet.  
  Aus allen diesen erhellet, was vor einen schlechten Begriff die alten Philosophen sich von der Natur des Feuers gemacht, ja wie die meisten davon in ihren Schrifften stille geschwiegen.  
  In denen neuern Zeiten hielten die Aristotelici ihres Lehrmeisters Partey, und waren darinnen mit einander einig, daß es ein hitziges trockenes und leichtes Element sey, ob sie schon in denen Worten zuweilen von einander abgiengen, da einige sagten, das Feuer sey ein Corpus simplex, cui per se et primo conueniat calor et siccitas; andere ein elementum calidum et siccum, ingleichen calidissimum, leuissimum et siccum cholericae complexioni idoneum, oder elementum calidissimum et siccissimum et levissimum et subtilissmum.  
  Inzwischen waren sie in der Haupt-Sache einig, und hatten von der Natur des Feuers nicht mehr erkannt, als schon Aristoteles gesagt hatte, daß das Feuer seiner Natur nach warm und trocken sey. Sonderlich erweckten sie einen Streit: ob das Feuer ein Element sey oder nicht? welches die Peripatetici behaupteten, einen aus elementarischen Feuer bestehenden Himmel statuirten, und diesem seine Stelle unter der Sphaere des Mondes anwiesen, wie sie sich denn auch wegen dieser Meynung auf verschiedene Stellen des Aristotelis als  
 
  • de Caelo
 
  {Sp. 726}  
 
  5.
 
 
  • Meteor. …
  • de Mundo 2.
  • de Generat. et corrupt. …
 
  berieffen.  
  Denn nachdem sie aus ihres Lehrmeisters Schrifften erlernet, es müsse ein Element etwas einfacher seyn; das Feuer aber, die Lufft, Erde und Wasser als Elemente angenommen hatten; so kamen sie auf die Gedancken, daß man in der Welt die Elemente nirgends rein antreffe, die man daher in dem Gemüthe durch eine Abstraction in ihrer Reinigkeit betrachten müsse, daß folglich die Unreinigkeit nur als ein Accidens anzusehen wäre.  
  Doch haben andere erinnert, daß dergleichen elementarisches Feuer, wie sich solches die Peripatetici eingebildet, nicht zufinden; und wie überhaupt ihre Elemente keine einfache, sondern zusammen gesetzte Cörper seyn, also wäre noch insonderheit das Feuer so beschaffen, daß wenn man sich solches als etwas reines und einfaches vorstellen wolle, man zugleich den völligen Concept desselben in Gedancken verlöhre.
  • Cardanus de Subtilit. item de Rerum Varietate …
  • Gilbertus de Mundo sublunari philos. nouae …
  • Caspar Bartholinus Instit. Physic. de Element. 2.
  • Otto Guericke in Experim. nouis Magdeb. …
  • und andere;
  welches auch einige derer vernünfftigern Aristotelicorum eingesehen, und daher vermeynet, daß man den Aristotelem in denen angezogenen Örtern nicht recht verstanden habe.  
  Cartesius Princ. Part. IV. … hat nach seinen angenommenen Elementen die Natur des Feuers darinnen gesucht, daß die irdischen Theilgen von der Materie des ersten Elements auf das geschwindeste beweget würden; und setzet also das Wasser und die Natur des Feuers in der Geschwindigkeit der Bewegung, worinnen es auch von der Lufft unterschieden sey, als welche zwar aus irdischen Theilgen bestünde, die aber mit denen himmlischen Kügelein, so langsamer als die Theilgen des ersten Elements obeweget würden, vermischt wären.
  • le Grand in Instit. Part. VI. …
  • Rohault in Tract. Phys. …
  Gleichwie aber die Elemente des Cartesii und deren Transformation in allerley Gestallten Dinge sind, so auf Hypotheses precarias gegründet, die nicht einmahl einen Grad der Wahrscheinlichkeit haben; so hat man sie mit Recht aus der neuern Physic exsuliren lassen.  
  Inzwischen haben doch verschiedene neuere Philosophen daher Anlaß genommen, den Ursprung der Wärme und des Feuers aus der Bewegung einer sehr subtilen Materie, oder so genannten Materiae elementaris herzuleiten, wie wir solches Theils oben, Theils unter dem Titel Erwärmung l.c. erinnert haben.  
  Gassendus, welcher die alte atomistische Philosophie des Epicuri wieder aufgebracht, hält in Animaduers. in Diogen. Laert. … davor, daß die Atomi oder kleinen Theilgen der Wärme und des Feuers leicht und rund wären, und dabey in einer geschwinden Bewegung stünden.  
  Und auf solche Art machen sich auch noch viele von denen heutigen Philosophen einen Begriff von dem Feuer, indem sie dasselbe aus sehr kleinen Theilen bestehend betrachten, welche verschiedene Figuren haben, mit welchen sie, indem sie hefftig beweget würden, in die Poros derer verbrennlichen Cörper eindringen, die Theile des Cörpers Theils durch stossen, Theils durch schneiden, und mehrere Arten, von einander bringen, und solchen in ein Corpus rarum resoluiren.  
  {Sp. 727|S. 383}  
  Ridiger, nachdem er in der Physica Diuina zwey Elemente den Aetherem und Aerem gesetzet, und jenen als feurige Theilgen, diesen aber als Bläßgen vorgestellet, hält … davor, daß zwey erstere mechanische Cörper wären, die atmosphaerische Lufft und das Feuer. Das Feuer könnte man in weiterm Verstande nehmen, und sey nichts anders als ein lüfftiges Bläßgen, welches viele strahlende Theilgen in sich fasse, aber nicht nothwendig seine Krafft zu wärmen oder zu brennen haben müsse, in welcher Absicht auch die so genannten Irrwische zum Feuer könnten gerechnet werden.  
  In engerm Verstande nennet er das Feuer ein Bläßgen, welches so viel strahlende Theilgen habe, daß ein belebter Cörper die Wärme empfinde, die er, so ferne sie von einer Substantz genommen wird, von dem Feuer nicht unterscheidet; in dem engsten Verstande sey es ebenfalls ein Bläßgen, in welchem sich so viele Theilgen befänden, daß sie nicht allein die Cörper erwärmten, sondern auch verzehren und aufreiben könnten, bey welchem Feuer die edelsten Bläßgen seyn, die strahlenden Theilgen die Oberhand haben, und in beständiger Bewegung sich befinden müsten, worauf die Würckungen u. Hervorbringung des Lichts beruhete, darbey höchst nöthig, daß sich die Bläßgen stets zertheilten, damit nicht die Bewegung, folglich das Feuer gehindert werde, und daß die strahlende Theilgen derer feurigen Bläßgen von ungleicher Würde seyn.  
Fazit Alle diese Hypotheses setzen entweder Elemente oder elementarische Materien zum Grund. Mit denen Elementen haben wir in der Physic nichts mehr zuthun, weil wir solche nicht erkennen können, da wir nichts als Composita wahrnehmen; zu dem so kan keine Würckung aus der Composition eines Elements mit dem andern entstehen, wo wir ihnen nicht Kräffte beylegen, so solche hervorbringen; Und also läufft die Sache doch auf eine Krafft hinaus, mit welcher eine gewisse Materie begabet ist; dergleichen Kräffte aber giebt es von verschiedener Beschaffenheit in der Natur, die wir noch nicht alle wissen.  
  Die Figuren, so man denen Theilen einer elementarischen Materie beylegen, können vor sich keine Action erregen, ob sie wohl eine Bewegung nach ihrer verschiedenen Beschaffenheit anders und anders modificiren. Will man eine Bewegung einer Materie statuiren, die durch den Stoß die Theile eines Cörpers in Bewegung setzet, so kan auch kein anderer Effect erfolgen, als wie sich bey dem Stoß ereignet, nehmlich eine Destruction der agirenden Krafft, und Erregung einer Krafft in demjenigen, in welches eine Würckung von jenen geschehen.  
  Ein solcher Effect wird anders und anders, nachdem andere und andere Kräffte mit ihm combiniret. Also geschiehet ein Stoß gegen ein Corpus sonorum eben so, wie gegen einem nicht klingenden Cörper, ungeachtet in jenem alsdenn, wegen der concurrirenden elastischen Kräffte eine andere Bewegung hervorgebracht wird, nemlich eine vibratorische in denen kleinsten Theilgen, die in uns die Empfindung eines Schalls erregen.  
  Auf gleiche Art muß ein warmer Cörper in seinen Theilen eine durch andere Kräffte modificirte gewisse Bewegung haben, welcher in unsern Organis sensoriis nur eine gewisse Empfindung respondiret, die wir Wärme und Feuer nennen: und da wir sehen, daß die Cohaesion derer  
  {Sp. 728}  
  Theile eines Cörpers dadurch Abbruch leiden, so müssen denen Cohaesions-Kräfften die Kräffte des in einem Cörper verborgenen Feuers, welches alle einräumen, entgegen gesetzet seyn; und nach dieser Methode sind wir in dem obigen hinter den Begriff der Natur und Beschaffenheit des Feuers gelanget, da wir einer gewissen Materie, so mit zur Maße eines Cörpers gehöret, eine Krafft zugeeignet, welche unter gewissen Conditionen den Cörper in einen solchen Zustand setzet, darinnen er uns die Empfindung einer Wärme oder des Feuers beybringen kan.  
     

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HIS-Data 5028-9-716-5-01: Zedler: Feuer [1] HIS-Data Home
Stand: 12. Januar 2023 © Hans-Walter Pries