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Zedler: Francken … Nation HIS-Data
5028-9-1679-1
Titel: Francken … Nation
Quelle: Zedler Universal-Lexicon
Band: 9 Sp. 1679-1686
Jahr: 1735
Originaltext: Digitalisat BSB Bd. 9 S. 863-866
Vorheriger Artikel: Francken, (Joh. Bapt.)
Folgender Artikel: Francken … Landschafft
Siehe auch:
Hinweise:
  • Allgemeine Bemerkungen zur Textgestaltung siehe Hauptartikel
  • Für die Auflösung der Quellenangaben siehe: Personen

  Text Quellenangaben
  Francken, Lat. Franci, eine alte tapfere Nation, welche sich durch ihre Kriege gnungsam berühmet gemacht.  
  Der Ursprung dieses Volcks ist sehr ungewiß. Einige wollen denselben von Troia herleiten, indem sich nach der Zerstörung dieser Stadt die zerstreuten Trojaner an dem Einfluß der Donau fest gesetzt, aber nach 700. Jahren unter Anführung Königs Marcomiri sich nach Teutschland gewendet, am Einflusse des Rheins niedergelassen, und von da sich weiter ausgebreitet, wobey auf 40. Könige gerechnet werden, welche in richtiger Ordnung auf einander gefolgt.
  • Trithemius Orig. Franc. …
  • Aimonius
  • Fredeg. Hist. …
  • Otfridus Euang. …
  • Gest. Reg. Franc. …
  • Hincmarus Vit. Remig. …
  • Vit. Sigeb. …
  • Iren. Germ. …
  • Lazius de Migrat. Gent. …
  • Auentinus Chron. Boi.
  Andere hohlen die ersten Francken aus Pannonien, wo sie sich biß an den Maeotischen See sollen erstreckt, und von da sich dem Rheine genähert haben, wie denn auch unterschiedene Francken und Sicambern, mit welchen die Francken offt verwechselt werden, in Pannonien sich aufgehalten. Gregorius Turon. Hist. Franc. …
  Unterschiedene wollen behaupten, daß von denen Gallischen Colonien, so nach Taciti Germ. 28. Caesaris de Bell. Gall. … und Liuii … Bericht nach Teutschland gegangen, die Francken abstammten, welcher Meynung sonderlich die Frantzösischen Scribenten zugethan sind.
  • Lacar. Col. Gall. I. et V.
  • Bodinus Meth. Hist.
  • Forcat. Vet. Gall.
  • Audig. Orig. Franc.
  • Gossel. Hist. Vet. Gall.
  • Triuor. Apol.
  • Tournemont Orig. Franc.
  • Blancard. Monnoy. de France
  Alle diese Meynungen beruhen auf schlechten Gründen, vielmehr zeiget die Gleichheit der Sprache, Sitten, Gewohnheiten und Herkommen mit denen Teutschen, daß sie zu denen Teutschen Völckern zu zählen, wie sie denn den Strich Landes jenseits des Rheins biß an die Weser bewohnt, und mit denen Sachsen, Thüringern und Alemanniern gegrentzt haben, als sie mit denen Römern Kriege geführt, und weil sie aus vielen kleinen Völckern oder Gauen bestanden, welche den Namen derer Bructerer, Ansivarier, Catten, Chaucen, Friesen, Salier, Sicambrier, Tubanten etc. geführet, und diese Völcker meisten Theils schon zu Taciti Zeiten berühmt gewesen, so müssen sie entweder eben diese Völcker gewesen, und unter dem Namen derer Francken in ein gemeinschafftliches Bündniß getreten seyn, oder es ist eine Nation von andern Orten hergekommen, welche diese Benennung denen gedachten Völckern gemein gemacht, als sie sich dieselben unterworffen, oder mit ihnen Bündnisse geschlossen. Beyde Meynungen haben ihre Vertheidiger und Wiederleger gefunden.
  • Nuen. Orig. Franc. …
  • Pontanus' Orig. Franc. …
  • Serarius Rer. Mogunt. …
  • Schonhouius Orig. Franc. …
  • Schatenius Hist. Westph. III.
  • Hertius Not. Franc. …
  • Struuius Hist. Germ. Diss. …
  • Leibnitz Orig.
  {Sp. 1680}  
   
  Franc. …
   
  • Vign. Orig. Franc. …
  • Leibnitz ad Tournem. …
  • Gundlingiana St. III. …
  • Mascov Geschichte derer Teutschen …
  Weil die Francken in der Gegend wo die Chaucen gewohnt haben, und man nirgends findet, daß sie von einem andern Orte hergekommen, oder mit diesem mächtigen Volcke Kriege geführet, darinnen sie dieselben vertrieben, so hält Schwartz ad Cellar. Not. Orb. Ant. … mit Vorburgio davor, daß sie einerley mit denen alten Chaucen wären, und der Name Chauci und Franci vielleicht einerley Ursprung wären, indem er die Chaucen von einem Stamm-Worte herleitet, wovon wir noch heut zu Tage die Deriuata gauckeln, Gauckel-Licht, Gauckler etc. hätten, welches alles etwas herumschweiffendes und unbeständiges anzeigte.  
  Einen gleichen Ursprung giebet er dem Namen Francken, nemlich von Frie und ängern oder wancken, welches so viel bedeuten soll, als Innwohner eines freyen Landes, welche freyherum schweifften, und an keine gewisse Ländereyen sich hielten.  
  Eccard Not. ad Leibnitz de Orig. Franc. … meynt, es wäre soviel als Fraeci oder Fraci, d.i. Exulanten, Vagabundi, See-Räuber; dergleichen auch die ersten Francken gewesen.  
  Das erste und älteste Francia, welches das Vaterland derer Francken gewesen, und mit dem Namen Francia Trans Rhenana belegt wird, war ein Theil von Groß-Teutschland, und lag zur rechten Seite des Rheins, zwischen der Lane und dem Ocean, wie aus der Tabula Peutingeriana erhellet.
  Man findet das Wort Francia in diesem Verstande auf denen Müntzen Constantini M. wie auch bey Marcellino, bey Prospero in Chronico Pithoei, und bey vielen andern mehr.  
  Die Francken, so dieses Land bewohnten, hatten nach dem Unterscheide ihrer Wohnungen auch unterschiedliche Beynamen, und wurden in See-Francken, Sal-Francken und Rhein-Francken eingetheilet.  
  Die See-Francken (littorales oder maritimi) waren keine andere als die Friesen, und zum Theil die Cautzen. Dieß sind ohne Zweifel die Francken gewesen, welche nach dem Zeugnisse Marcellini … und Eutropii … in dem vierten Seculo die Gallicanischen Küsten mit ihren Capereyen unaufhörlich beunruhiget.  
  Die Sal-Francken oder Salii, sind diejenigen, so hinter der Sale gewohnet, worunter insonderheit die Ansibarii, Aruarii, Tubantes, und Vsipii zu verstehen.  
  Die übrigen, so an dem Ufer des Rheins ihre Wohnung hatten, als da sind die Chamaui, Bructeri, Sigambri, wurden samt denen, so hinter ihnen gewohnet, Rhein-Francken oder Ripuarii genennet.  
  Alle diese Völcker formirten zusammen das vereinigte Niederland derer alten Zeiten, gleichwie die Alemannen das vereinigte Oberland. Und gleichwie dieses von denen Alemannen Alemannia, also ist jenes von denen Francken Francia genennet worden.  
  Ungeachtet dieses Bundes, durch welchen so viele Völcker nur zu einem einigen zu werden schienen, behielt doch jegliches seine eigene Verfassung und Sitten. So hatten die Sal-Francken ihre Gesetze, welches das Salische genennet wurde, und die Rhein-Francken vor sich ein anders, welches das Ripuarische hieß.  
  Es waren auch die Regiments-Formen nicht bey allen einerley. Einige derer Bundesgenossen hatten Könige, andere aber nicht. Denen See-Francken oder Friesen war der Königliche Name von Alters her verhast, wie einiger Massen aus dem Tacito abgenommen werden kan. Und man findet bey ihnen Könige, bevor sie sich von denen Francken getrennet  
  {Sp. 1681|S. 864}  
  haben.  
  So sind auch bey denen Sal-Francken, und allen darunter begriffenen Völckern, nicht die geringsten Spuren derer Könige vorhanden, auch nicht einmahl zu der Zeit, da das Salische Gesetz in Schrifften verfaßt worden: immassen in der Vorrede dieses Gesetzes, die Häupter des Volcks (mit Namen Wisogast, Bodogast, Salogast, und Windogast), nur Proceres und Rectores Gentis, das ist, Obersten und Regenten des Volcks genennet werden.  
  Im Gegentheil ist das Königliche Regiment bey denen Rhein-Francken, absonderlich bey denen Bructeris und Chamauis, jederzeit beliebt gewesen, und von derer Römer Zeiten her beybehalten worden. Jedoch haben sie vor Faramundo niemahls einen König allein, sondern stets viele Könige zugleich gehabt: indem insgemein, wenn die Rede von denen Fränckischen Königen vorkommt, deren 2. oder 3. genennet werden, wie aus dem folgenden zu ersehen.  
  Diese Fränckischen Könige werden Reges criniti genennt, weil sie lange Haare zeugeten, und dieselben oben auf dem Scheitel von einander theileten, und von beyden Seiten des Haupts auf die Schultern herunter hängen liessen: da im Gegentheil die andern, so keine Könige waren, entweder kurtze und gestutzte Haare trugen, oder dieselben oben auf dem Wirbel des Haupts nach der alten Schwäbischen Weise zusammen knüpfften.  
  Man wählte sie gemeiniglich aus denen vornehmsten und edelsten Geschlechtern des Landes, und gab einem ieglichen Gau einen König, deren gröster Theil aber uns unbekannt ist. Bey Erwählung dererselben hatten sie nach Art derer alten Teutschen die Gewohnheit, daß sie nach geschehener Wahl ihren König auf ein Schild setzten, und durch einige Personen auf den Schultern empor tragen liessen, wobey das umstehende Volck, durch einen freudigen Zuruff, ihn vor ihren König und Heerführer erklärten.
  • Gregorius Turon. …
  • Gesta Franc. …
  • von Bünau l.c.
  Man hält insgemein dafür, daß die Francken, welche bißher nur Bunds-Verwandten untereinander gewesen, nach dem Tode obgedachter Könige näher zusammen getreten, und sich unter einem Haupt vereiniget haben, und daß Faramundus der erste König derer gesammten Rhein-Francken mit Ausschlüssung aller anderer Könige gewesen sey. Zum wenigsten geben solches die Gesta Francorum, das Chronicon Moissiacense, das Chronicon Prosperi, und dergleichen Bücher mehr zu erkennen; Doch continuiren auch nach Faramundi Zeiten noch die Reguli, sub-Reguli und dergleichen biß auf Chlodouaei Zeiten, welcher sie vertilgt hat.  
  Derer Francken wird zum erstenmahle unter dem Kayser Aureliano gedacht, welcher dieselben, als sie gantz Gallien durchstreifft, bey Mayntz mit Verlust von 1000. Mann aus dem Felde geschlagen.
  • Vopiscus in Aurel. 7.
  • Mascou. l.c.
  • von Bünaus Teutsche Reichs-Hist. Th. I. B. II. …
  Als sich um die Mitte des dritten Seculi ein Gegen-Kayser nach dem andern aufwarff, rufften die Römer die Francken zu Hülffe, wodurch eine grosse Anzahl nach Gallien kommen, und bey solcher Uneinigkeit die Gelegenheit ersahe, durch Gallien, oder wie andere meynen, zur See nach Spanien, ja zum Theil nach Africa überzugehen.
  • Pollio in Gall.
  {Sp. 1682}  
   
  • Aurelius Victor Caesar. 33.
  • Eutropius IX.
  • Orosius
  • Nazarius Paneg. Const. …
  • Ruinart Annal. an. 265. apud Eccard. LL. Franc. Salic.
  • von Bünau l.c.
  Unter dem Kayser Probo wurden sie in Gallien, wo sie sich feste setzen wollten, geschlagen, und in Pontum verwiesen, waren aber so glücklich, um das Jahr 281. eine Flotte auszurüsten, die Griechischen, Sicilianischen, und Africanischen Küsten auszuplündern, und durch die Meer-Enge bey Gibraltar um Spanien und Gallien nach Teutschland in ihr Vaterland zu schiffen.
  • Zosimus
  • Eumenius Paneg. …
  • Vopiscus Prob.
  • von Bünau l.c.
  • Mascou. l.c.
  Nicht lange hernach standen sie denen Sachsen getreulich wieder die Römer bey, und eroberten mit denenselben Batavien, welches sie durch unterschiedene kleine Könige regierten, und diese Insel biß zu Constantii Regierung besaßen.
  • Eutropius IX.
  • Orosius
  • Sidonius Epist. …
  • Gobelinus Persona Cosmodr. …
  • Eumenius Paneg. …
  • Helin. Chron. an. 287.
  Kayser Maximianus war glücklich wieder die Francken und nöthigte sie an. 289. durch ihre beyden Könige Atech und Genobaudes um Frieden zu bitten, welchen sie auch erhielten, und der letztere wurde zugleich in sein Reich, woraus in seine Landes-Leute verjagt, wieder eingesetzt.
  • Mamertus Paneg. …
  • von Bünau l.c.
  Die innerlichen Kriege mochten vielleicht Anlaß geben, daß sich an. 291. ein grosser Theil Francken denen Römern unterwarff, welche ihnen bey Trier und Cambray einen grossen Strich Landes, so bißher wüste gelegen, einräumten.
  • Eumenius Paneg. …
  • Mamert. …
  • Valesius Franc.
  • von Bünau l.c.
  Kayser Constantius verjagte sie an. 293. aus der Insel Batavien und vertheilte sie an unbewohnte Örter, wo sie keine Waffen führen durfften, das Land anbauen, Tribut erlegen, und, wenn es nöthig war, eine gewisse Anzahl Soldaten liefern musten.
  • Eumenius Paneg. …
  • Valesius
  • Bucherius Belg.
  • von Bünau l.c.
  • Mascou. l.c.
  Unter Kayser Constantino M. waren sie noch unglücklicher, denn als sie in Gallien eingefallen, schlug sie der Kayser, ließ ihre Könige Ascarium und Ragaisum, welchen andere Gaisonem nennen, denen wilden Thieren vorwerffen, und erlegte ihrer in unterschiedenen Treffen so viel, daß er fast den Fränckischen Namen von dem Erdboden vertilgt, wenn man denen Römischen Scribenten trauen dürffte.
  • Eusebius Vit. Const. …
  • Ammianus
  • Eumenius Paneg. …
  • Nazarius Paneg. …
  • Eutropius
  • Optat. …
  • Valesius Franc. …
  • Bucherius Belg …
  • Birag. …
  • Mascou.
  Allein das Gegentheil ist aus der Macht derer Francken gnugsam bekannt, indem sie an. 340. Gallien verheerten, und Kayser Constans sie durch einen Friedens-Schluß davon abhalten muste, worauf sie Magnentio einem Gegen-Kayser beystunden, und durch ihre Tapferkeit den  
  {Sp. 1683|S. 865}  
  Sieg wurden erfochten haben, wenn nicht ein grosser Theil unter Anführung Syluani zu Constantino übergangen wäre. Dem ungeachtet machten sie den Kayser am Nieder-Rhein und denen Belgischen Grentzen viel zu schaffen, und Gallien wurde an. 354. grösten Theils verwüstet.
  • Socrates
  • Sozomenus
  • Idat. …
  • Eusebius Chron. …
  • Aurelius l.c. …
  • Zosimus
  • Zonaras Annal. …
  • Ammianus
  • von Bünau l.c.
  • Mascou. l.c.
  Nach der Zeit beunruhigten sie dieses Land durch öfftere Streiffereyen, zu Wasser und zu Lande, wie sie denn sonderlich zur See sehr mächtig waren. Wobey unter Kayser Theodosio dreyer Könige von ihnen Genobaudis, Marcomeri und Sunnonis gedacht wird.
  • Ambrosius Epist. 17.
  • Bucherius Belg. …
  • Idat. Chron. …
  • Prosper. Chron. …
  • Orosius
  • von Bünau l.c.
  • Mascou. l.c.
  An. 406. bekamen sie mit denen Alauen und Vandalen zu thun, deren sie Anfangs 20000. erlegten, hernach aber unglücklich in einem Treffen waren.
  • Gregorius Turon. …
  • Sigebertus Gembl.
  • von Bünau l.c.
  In denen folgenden Jahren halffen sie nebst andern Teutschen Völckern Gallien dergestalt verheeren, daß die Scribenten selbiger Zeiten nicht Worte genug finden können solches zu beschreiben.
  • Prosper. Prou. …
  • Orosius
  • Hieronymus Epist. …
  • Zosimus VI.
  • Valesius Franc.
  • von Bünau. l.c.
  Es sollen die Francken nach unterschiedener Meynung schon unter Jouini Regierung einen festen Fuß in Germania Secunda bekommen und daselbst zu der genannten Francia Cis-Rhenana den Grund gelegt haben; denn dieser Affter-Kayser, wozu er sich um das Jahr 412. aufgeworffen, verließ sich vornemlich auch die Francken und Bungunder, und muste also um seiner eigenen Sicherheit willen denen Francken ein Stück Landes in Gallia überlassen, wie man dann auch seit der Zeit keinen Ducem Germaniae secundae in der Notitia Imperii findet.
  • Orosius
  • Idatius Chron. …
  • Prosper Pith. …
  • Gregorius Turon …
  • Sigebertus Gemblac. …
  • Valesius Franc. …
  • Cointe Annal. …
  • von Bünau l.c.
  • Mascou l.c.
  Andere wollen, Faramundus habe in dem ersten Jahre seiner Regierung, nemlich an. 420. die Francken zu erst über den Rhein geführet, Trier zum dritten mahle zerstöret, und sich in Germania prima postiret.
  • Aimonius
  • Gest. Reg. Franc. …
  • Fredegarius
  • Conradus Vrsperg. …
  • von Bünau l.c.
  Beyde Meynungen sind der Historischen Warheit ähnlich, und können gar wohl neben einander stehen. Denn dadurch wird der Ursprung derer Ripuarier an der lincken Seite des Rheins, welche die Alten in Superiores und Inferiores eingetheilet, gar fein erkläret und verständlich gemacht.  
  Diese Landschafft ist nachmahls Francia Rhenensis genennet worden, wie der Geographus Ravennas bezeuget, zweifels ohne von denen Rhein-Francken, welche dieselbe eingenommen haben. Und vermuthlich ist solches das erste Stück von Gallien, dem  
  {Sp. 1684}  
  der Namen Francia zu Theil worden.
  • Prosper Chron. …
  • Gregor. Turon. …
  • Aimonius
  • Gest. Franc.
  Sidonius Carm. … und andere bekräfftigen, daß die Francken vor dem 429. Jahre an dem lincken Ufer des Rheins ihre Besatzungen gehabt; fügen aber hinzu, daß sie in demselben Jahre von dem Kayserlichen Feldherrn Aetio wiederum vertrieben worden, welches gemeiniglich zu dem ersten Jahre der Regierung Chlodionis gerechnet wird. Aber Idatius Chron. … berichtet, Aetius habe die Francken: nachdem er sich mit ihnen herum geschlagen, im Frieden aufgenommen, wodurch sie also in dem neu eroberten Sitze befestiget worden.
  • Bucherius Belg. …
  • Schaten Westph. …
  • von Bünau l.c.
  Chlodio gebrauchte den mit Aetio getroffenen Frieden die Thüringer zu bekriegen, und sein Reich auf der Teutschen Seiten auszubreiten, oder zu versichern. Die Geschicht-Schreiber gedencken eines Schlosses auf denen Gräntzen der Thüringer, Namens Dispargum, welches eine Zeitlang seine Residentz soll gewesen seyn. Wo dieses Schloß gelegen siehe Dispargum Tom. VII. p. 1050.  
  Um dieselbe Zeit entstund eine neue Unruhe in Gallien, in dem Theodoricus, König derer West-Gothen zu Toulouse, mit denen Römern gebrochen, und den Krieg mit so guten Glück geführet, daß er die Römische Armèe an. 439. bis aufs Haupt geschlagen. Dieser Gelegenheit bediente sich Chlodio, seine Grentzen in Gallia zu erweitern, gieng mit einer Armèe über den Rhein, und durchzog beyde Germanien von der Maas bis an die Mosel.  
  Zu dieser Zeit ward Cöln erobert, und zum Waffen-Platz gemcht, und Trier zum 4ten mahl von denen Francken zerstöret. Chlodio verfolgte seinen Marsch nach den Kohlen-Wald, überfiel Tournay und Cambray, und streiffte durch Artois bis an die Somme, allwo er die Stadt Amiens eingenommen, und eine Zeitlang daselbst gewohnet hat.  
  Nach Chlodionis Tode, (welcher gemeiniglich ins Jahr 448. gesetzt wird,) ward Meroveus von denen Francken zu Amiens zum König und Heerführer erwählet. Von deßen Ankunfft man nichts gewisses zu sagen weiß, ausser, daß er ein Verwandter Chlodionis gewesen.  
  Die Söhne Chlodionis, welche durch diese Wahl an dem Rechte der Succession sich gekränckt befanden, suchten Schutz bey denen Auswärtigen, der ältere bey dem Hunnen-Könige Attila, der jüngere bey den Kayserlichen General Aetio. Es scheinet, daß die Francken selbst über dieser Sache zertheilet gewesen seyn. Denn seit dem Attila sich in die Fränckischen Händel gemenget, und mit seiner Kriegs-Macht an. 450. zum Vorschein gekommen, so haben sich viele Thüringer, Bructerer und andere Francken mehr, so es mit dem ältesten Printzen gehalten, zu ihm geschlagen, und allen Vorschub gethan, seine Armèe über den Rhein zu bringen.  
  Dargegen hielten es die Cis-Rhenani mit Meroueo. Und obwohl Aetius den jüngern Printzen sehr lieb hatte, so gar, daß er ihn auch an Kindes-Stat aufgenommen, kunte er sich dennoch seiner nicht mit Nachdruck annehmen, weil ihm der Beystand der Meroveischen Partey gegen die einbrechenden Hunnen nöthig war, von welchen  
  {Sp. 1685|S. 866}  
  allem Ansehen nach die Franci und Riparioli gewesen, die man unter denen Hülffs-Völckern Aetii genennt findet.  
  Solcher Gestallt hat Meroueo der Einbruch derer Hunnen und noch mehr ihre darauf erfolgte Niederlage gedienet, seine Herrschafft zu befestigen; wie man denn aus Sidonii Appollinaris Briefen an Maximum Petronium und Maiorianum schlüssen kann, daß zu seiner Zeit die Francken, sonderlich nach der gewaltsamen Hinrichtung Aetii und Valentiniani, neue Bewegungen in Gallia gemacht, und sich in Germania prima, und Belgica, secunda ie länger ie mehr ausgebreitet und feste gesetzet haben: ingleichen, daß sie ums Jahr 457. an beyden Ufern der Wahl, und folglich in Germania secunda, und auf der Insula Batauorum gewohnet haben, dabey sie auch die Länder um die Lippe, Roer, Siege und Lane inne hatten.
  • Prosper Pith. …
  • Priscus
  • Gregor. Turon
  • Valesius Franc. …
  • Fredegarius 9.
  • Cointe Annal. …
  • Bucherius Belg
  • von Bünau l.c.
  Auf Meroueum folgte sein Sohn Childericus an. 458. welcher nicht allein dasjenige, was ihm sein Vater nachgelassen, bey dem Fränckischen Reich erhalten, sondern auch noch vieles darzu erworben: indem er weit über Paris gestreiffet, und unter andern die Städte Orleans und Angers in seine Gewalt gebracht; also, daß es scheint, daß schon damahls die Loire zwischen denen Gothen und Francken der Grentz-Fluß gewesen sey, und daß die Nachbarschafft zu einigen zwischen Eurico, dem Könige von Toulouse, und diesem Childerico, aufgerichteten Verträgen, Gelegenheit gegeben habe. Er starb an. 481. siehe Childericus I. Tom. V. p. 2125.  
  Sein Sohn und Nachfolger Chlodovaeus hat die Conqueten seiner Vorfahren um ein grosses vermehret; wie man ihn denn daher insgemein vor den Stiffter der Fränckischen Monarchiae hält. Er eroberte Soissons, den einigen Ort, den die Römer nebst dem umliegenden Lande noch inne hatten, ingleichen Paris, und alles, was jetzt Isle de France heist. So brachte er auch Rheims und gantz Champagne unter derer Francken Gewalt. Die Römer aber wurden unter ihm so gar aus Gallien vertrieben, daß man seit dem von ihnen in der Fränckischen Historie nichts mehr findet.  
  Nachgehends wurden die Thüringer denen Francken zinsbar, und insonderheit die Alemanner durch dem berühmten Sieg bey Zülpich an. 496. der Gestallt unter den Fuß gebracht, daß sich das gantze Königreich Alemannien an beyden Seiten des Rheins, Mayns und der Donau von Fränckischen Hertzogen muste regieren lassen. Man findet auch, daß die Bayern, vielleicht aus Furcht vor der Gewalt derer Francken, ihre Gesetze und Herzoge von denen Fränckischen Königen haben bestätigen lassen.
  • Auentinus Annal. Boior. …
  • Gregorius Turonensis
  • Ekkehardus de Casib. S. Galli ap. Goldast. Rer. Aleman. …
  • Crusius Annal. Sueu. …
  • Megiserus Annal. Car. …
  • Jo. Guil. Pollithius Disp. de Boioaria Francia subiecta. Wittenberg 1715.
  Das Burgundische Reich ward ebenfalls erobert, und denen Gothen gantz Aquitanien abgenommen.  
  Endlich kriegte zu dieser Zeit auch  
  {Sp. 1686}  
  das Fränckische Regiment eine neue Gestalt, indem Chlodouaeus die bisher gewesenen Unter Könige, welche als Stathalter zu Cöln, Cambray, Mons und anderwerts mehr geseßen, aber Königlichen Titel und Staat geführt hatten, ausrottete, wovon unter seinem Leben Tom. VI. p. 447. seqq. mit mehrern nachzulesen.  
  Um diese Zeit hat man angefangen den Namen Francia, welcher bisher mit denen Teutschen Erb-Ländern eigen gewesen, auch denen Gallicanischen, und allen eroberten Ländern, in und ausser Teutschland, mitzutheilen, und die gantze Fränckische Monarchie darunter zu begreiffen.  
  Und obwohl diese Monarchie sehr groß war, indem sie von der rechten Seite des Rheins bis an die Sale, und von der andern bis an die Pyrenäischen Gebürge sich erstreckte, so hat man sie doch nur in 2. Theile, und zwar vermittelst des Maas-Stroms eingetheilet. Denn alles, was von der Maas an, gegen Morgen und Mittag lag, ward Austria oder Österreich, und was hinter der Maas gegen Abend und Norden bis an die Loire lag, Neustria oder Westerreich genennet; welchen Namen man schon in solchem Verstande in dem Testament des Bischoffs Remigii findet, der Chlodouaeum getaufft hat. Von dieser Eintheilung haben auch die Völcker ihre Namen bekommen, daß einige Austrasii, oder Ost-Francken, andere Neustrasii, oder West Francken, genennet wurden.
  • Auentinus Annal. Boior. …
  • Alting. Not. Germ. Infer. in Francia.
  • Cluuerius Germ. Ant. …
  • Junckers Anleitung zur mittl. Geogr. …
  • Pontanus Origg. Franc. …
  • Rorico de Gest. Franc.
  • Saggittarius Antiqu. Regn. Rhur. …
  • Spener Notit. Germ. Ant. …
  • Struuius Synt. Hist. Diss. …
  • ab Ekhart. in Francia Orient.
     

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Stand: 18. Januar 2023 © Hans-Walter Pries