Titel: |
Goldast (Melchior) |
Quelle: |
Zedler Universal-Lexicon |
Band: |
11 Sp. 120 |
Jahr: |
1735 |
Originaltext: |
Digitalisat BSB
Bd. 11 S. 77 |
Vorheriger Artikel: |
Gold-Arbeiter |
Folgender Artikel: |
Goldaych |
Siehe auch: |
Melchior Goldast |
Hinweise: |
Allgemeine Bemerkungen zur Textgestaltung siehe
Hauptartikel
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Text |
Quellenangaben |
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Goldast, (Melchior) von
Haimensfeld, sonst auch Goldinast
genannt, war auf einem
Land-Gute, Espen, bey Bischoffscell in der
Schweitz, den 6.
Jan.
an.
1576. oder vielmehr an. 1578.
geboren. |
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Er gab sich zwar vor einen von
Adel aus, und
seine
gantze Genealogie
haben Waserus und
Wittichius in Stumpffs Schweitzer-Chronic p.
431. edit. 1606. eingerücket, und zwar auf Goldasti Einrathen,
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Thulemarii Epist. ad Goldast. ep. 107. 111.
121. |
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obwohl seinen Adel andere in Zweifel zühen. |
Fibiger apud
Tentzel Curieus. Bibliothec. 1704. … |
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Er hatte nicht viel zum besten, wannenhero Rittershusius, bey
welchem er zu Altdorff in Pension war, in
verschiedenen Briefen ihn mahnen
muste, ehe er das
schuldige Tisch-Geld von ihm erhielte. |
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Aus seinen Briefen, so Thulemarius
ediret, erhellet so viel, daß er
sich an. 1598. zu Bischoffscell aufgehalten, und in dem folgenden
Jahr
zu St. Gallen bey Bartholomaeo Schobingero, welchen er seinen
Maecenatem
nennet. In eben demselbigen Jahre ist er mit des Vassani
Söhnen als
Hofmeister zu Genff bey Jacobo Lectio gewesen. An.
1602. war er noch zu Genff, es gieng ihm aber gar schlecht; doch wandte er sich
noch in selbigem Jahre nach Lausanne, weil er daselbst mit leichtern Kosten
leben konnte. Kurtz darauf kam er wieder nach Genff, da er denn auf Lectii
Recommendation bey dem
Herzoge von Bovillon Secretarius wurde,
welche Stelle er aber nicht lange bekleidet, wie man denn findet, daß er bereits
im
Febr. an. 1603. zu
Francfurt gewesen,
an. 1604. eine Condition
zu Forsteg gehabt. |
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An. 1605. hielt er sich zu Bischoffscell auf, allwo sein
Zustand
nicht der beste war, sonderlich wegen der
Protestantischen
Religion, welche ihn
auch bey seinen nächsten Freunden verhast machte. An. 1606. war er zu
Francfurt, allwo er sich
verehlichte, und bis an. 1610. aufhielt,
wiewohl er sich daselbst mehren Theils mit
Bücher-Schreiben ernähren
muste. Ob
er gleich Hoffnung an den Chur-Pfältzischen Hof zu kommen hatte, gieng es doch
wieder zurück, hingegen bekam er den
Titel als Sachsen-Waimarischer
Rath von
Haus aus, und machte vor dasselbe Haus einige Deductionen,
schrieb auch
auf
Befehl den
Tractat de Maioratu. Aus der
Vorrede des gemeldten
Tractats siehet man, daß er an. 1615. an
Graf Ernstens von
Schauenburg
Hof gekommen sey. An. 1627. wurde er auch
Kayserlicher und
Chur-Trierischer Rath, und
starb endlich zu Giessen, allwo er kurtz zuvor die
Cantzler-Stelle erhalten hatte, und zwar im
Aug. an. 1635. Zu Bremen
ist seine
Bibliothec befindlich. |
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Scioppius, welcher ihn hassete, weil er
glaubte, daß der meiste
Bericht von seiner
Person, welchen Daniel Heinsius
in dem Münstero Hypobolimaeo angebracht, ihm durch Goldastum
wäre zugesandt worden, hat viel
Dinge
fälschlich von ihm ausgegeben, und unter
andern, daß er sey gerädert worden, welches aber nicht ihn, sondern seinen
Bruder Sebastianum betroffen. |
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Man giebt diesem
Mann den
billigen
Ruhm, daß er das
Studium derer
Teutschen
Alterthümer, und sonderlich |
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{Sp. 121|S. 78} |
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des Juris publici fast zu erst aufgebracht, und in Hervorsuchung
derer dazu
nöthigen Urkunden und
Beweiß-Gründe einen ungemeinen
Fleiß
angewendet. |
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Seine
herausgegebenen
Bücher sind: |
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- Alemannicarum Rerum Scriptores vetusti 3. Vol. die zu
Francf.
1606. gedruckt, hernach
an. 1730. in
fol. wieder aufgeleget worden:
- Monarchia Imperii Romani, seu de Jurisdictione et Potestate Imperat.
et Papae, Hanau 1612. sqq. in fol.:
- Constitutionum imperialium
Tomi IV. Frf. 1713. in fol.
- Sueuicarum Rerum Scriptores veterae, die zu Ulm 1727. in
fol.. wieder gedruckt worden, Anfangs aber zu Frf. 1605.
in 4.
herausgekommen:
- Scriptores paraenetici de Regno Bohemiae:
- Rationale Constitutionum imperialium:
- Statuta et Rescripta imperialia:
- Reichs-Handlungen und Reichs-Satzungen, Hanau 1609. in
fol.:
- Catholicon Rei monetariae:
- Digesta regia seu Constitutiones de Eucharistia:
- Notae in paraeneticos scriptores veteres, Rissel 1604. in 4.:
- Levini Hilperici de Carolo M. et Leone Papa Narratio cum notis,
Genev 1600. in fol.:
- Apologia pro Henrico IV.:
- Centuria Epistolarum philologicarum etc.
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Man setzet an diesen
Wercken aus, das Goldastus in denen Urkunden hin und wieder
verschiedenes nach seinem
Kopffe
geändert, auch zu Weilen etwas beygefüget,
dabey er seine Leser bereden
wollen, er habe es also in denen
alten
Schrifften
gefunden.
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Diesen sind noch beyzufügen: |
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- Virorum clarissimorum et doctorum ad Melchior. Goldastum epistolas,
ex Bibliotheca Henrici Guntheri Thulemarii 1688. in 4.:
- Valerianus de bona disciplina, Genev 1601.
in 8.:
- Isidorus de Praelatis, ib. eod. in 8.:
- Dosithei Rescripta graece et latine mit Anmerkungen, ib.
eod.:
- Carolus Allobrox unter dem
Namen Sallustii Pharamundi
Heluetii:
- Clauis Philosophiae peripateticae Aristotelicae h. e. Ferrarii de
sermonibus exotericis liber:
- Petronius cum notis, Helenopoli 1610. in 8.:
- Roderici Speculum omnium statuum orbis terrarum:
- Politica Imperialia, Heluetica, Gallica, Francfurt 1614. in
fol.:
- Paradoxon de honore medicorum, Francfurt am Mayn 1616. in 4.:
- Rechtliches Bedencken von Confiscation
derer Zauberer und Hexen-Güter:
- Notae ad Eginhardum, Utrecht 1711. in 4.
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Übrigens hat auch Goldastus unter Lipsii
Namen eine
Oration de duplici concordia litterarum et religionis zu Zürch an.
1600.
drucken
lassen, welche dieser zu
Jena an. 1574. den 31.
May
gehalten haben
sollte; da doch Lipsius nicht einmahl an solche
Schrifft
gedacht, ja auch schon 5.
Monath vorher von Jena weggewesen. Indessen ist nicht
ausgemacht, ob Goldastus hierinne selbst einen Betrug gespielet, oder
aber von andern damit angeführet worden; so viel aber ist nicht zu
läugnen, daß Goldastus nicht alle Zeit in seinen Collectionibus aufrichtig
gehandelt, sondern bisweilen etwas untergeschoben, weswegen ihn auch
Wendelinus hart angelassen.
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- Epistolae modo dictae passim.
- Miraeus in Vita Lipsii.
- Lipsii Epistolae.
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Conring. in
Praef.
ad Tacit. de Mor. Germ. Orig. Jur. germ. 18.
- Oporinus Grubinius siue
Caspar Scioppius in Amphorid. Sciopp.
- Calvör
heydnisches und christl. Nieder-Sachsen, Anhang p. 606 sq.
- Senckenberg Vita Goldasti, Script. Rer. Allemannic.
Frf. 1730. praemissa; und Sel. Jur. Hist. T. I. p. 295. sqq.
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