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Zedler: Hamburg [6] HIS-Data
5028-12-333-2-06
Titel: Hamburg [6]
Quelle: Zedler Universal-Lexicon
Band: 12 Sp. 359
Jahr: 1735
Originaltext: Digitalisat BSB Bd. 12 S. 195
Vorheriger Artikel: Hamburg [5]
Folgender Artikel: Hamburg, siehe Haynburg
Hinweise:
  • Allgemeine Bemerkungen zur Textgestaltung siehe Hauptartikel
  • Für die Auflösung der Quellenangaben siehe: Personen

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Übersicht
Reichs-Anschlag
Wappen
Wirtschaft
  einheimische
  ausländische
  Währung
  Makler
  Verkehr
  Preise
  Engländer
  Tara
  Zoll
  Geld- und Bankwesen
Literatur

Stichworte Text   Quellenangaben
Reichs-Anschlag Ihr Reichs-Anschlag ist sonst monatlich 20. zu Roß und 120. zu Fuß, oder an Gelde 720. in 60. Monath. 43200. fl. zum Reiche. Zu Unterhaltung des Cammer Gerichts soll sie contribuiren ordinarie 162. fl. und nach der Vermehrung 270. fl.  
Wappen Das Wa-  
  {Sp. 360}  
  pen der Stadt ist im rothen Felde eine silberne Mauer mit 3. Thürmen, in der Mauer ist ein schwartzes Thor und auf demselben ein weisses Schildlein mit einem grünen in 3. Theile getheilten Nessel-Blat, zwischen dessen iedem Theil 3. eisenfärbige Nägel in Form eines Schächer-Creutzes mit den Spitzen gegen einander gekehret, zu befinden.  
Wirtschaft Was die Handlung betrift, so lässet sich die Hamburger Handlung in einheimische und ausländische eintheilen.  
einheimische Zu der einheimischen gehören die vielfältigen Manufacturen, unter denen die starck angewachsenen Sammet-Fabriquen oben an stehen, davon glatten u. geblümten, schwartz und couleurten, schweren und leichten, gantzen und auch Trip-Sammet jährlich eine so grosse Quantität verfertiget wird, daß gantz Teutschland und die nordischen Reiche genugsam damit versehen werden können, da man zuvor alles aus Italien und Franckreich verschreiben müssen.  
  Nebst dem Sammet ist so vieler anderer seidenen, wollnen, Cameel-Härnen und Baumwollenen Stoffen Manufactur, voraus aber der so genannte Herren-Say, super-feine Boratt, ingleichen die Rasche, Friesse und so weiter berühmt; am meisten aber die Hamburger Strümpfe, welche am ersten von denen Mennonisten und Reformirten Niederländern introduciret, und seit der Zeit, daß viele refugirte Frantzosen sich in Hamburg wohnhafftig niedergelassen, so wohl in geknüttenen als gewebten, Sommer- und Winter- halb- und gantz gewalckten Strümpfen, starck fortgeführet wird.  
  Ausser diesen Wollen-Manufacturen hat es auch viel seiden Rhedereyen, darinnen jährlich eine grosse Menge rohe Seide zum Gebrauch dererjenigen, die solche verarbeiten, zurecht gemacht wird; wozu ihnen sonderlich die zweyerley Arten Wasser, so in Hamburg zu finden, als das harte und weiche, nemlich das Alster- und Elb-Wasser in der Färberey wohl zu Statten kommen. Die Catton-Druckereyen sind ietzt auch der Massen in Flor, daß die Holländer solche selbst aufkauffen und verführen, weil die Hamburgische Lufft und Wasser die Zeuge fast so schön und ansehnlich, als die Ost-Indischen machen.  
  Vor allen kan auch das Zucker-Raffiniren mit darunter gezählet werden, welches hier in solche Vollkommenheit gebracht ist, daß schwerlich ein Ort dergleichen aufweisen mag.  
  Die Gold- und Silber-Manufacturen betreffend, sind solche so häuffig eingeführet, daß dererjenigen, welche eigene Fabriquen haben, über hundert und mehr gezählet werden, die ihren Gold- und Silber-Drat in so gute Reputation gebracht, daß Mayland dadurch ein grosser Stoß geschehen. Wie denn auch jährlich eine stattl. Quantität davon nach Moscau, noch mehr aber aus berührten Gold- und Silber-Drat verfertigte Manufacturen, als: allerhand Bosementen, Galonen, Brodier-Arbeit, gold- und silberne Spitzen, Schleiffen, Tressen und Knöpfe nach ausländischen Höfen und denen umliegenden Provintzien gehen.  
  Daher kommt es auch, daß ein jeder Einwohner, der von der Handlung Profession macht, sich auf gute Waaren, und zwar, wie er selbige aus der ersten Hand bekommen und debitiren möge, befleißiget. Da wird so leicht keine considerable Messe in Teutschland gehalten, wo sich nicht Hamburger, Waaren ein- und zu verkauffen, einfinden sollten.  
  Weil auch die Stadt groß und Volck-reich, so sucht ein jeder, wie er in seiner Profession etwas sonderliches praestiren möge. Die Buch-Läden sind voll herrlicher Bücher, guten und vielfältigen Verlags, und  
  {Sp. 361|S. 196}  
  finden auf denen Leipziger und Franckfurter Messen guten Abgang.  
  Nicht weniger floriret der Leder-Handel, sonderlich in Zubereitung des Sohl-Leders und Corduans. An Goldschmiedts-Arbeit, vornemlich an grossen und getriebenen Stücken werden sie denen Augspurgern wenig nachgeben, und endlich machen auch die Frantzösischen, Englischen und Holländischen Manufacturen, so vermittelst Hamburgs mächtiger Schiffahrt, aus andern Königreichen häuffig angeschafft worden, daß man selbige, in Ansehung derer oberländischen Orte, von Hamburg aus der ersten Hand schätzen muß.  
ausländische Von denen ausländischen Waaren zu gedencken, so verursachet die Schiffahrt nach Portugall, Spanien, Franckreich, Italien, England, Holland, Norwegen, Dänemarck und der gantzen Ost-See, ingleichen nach Grönland und Moscau, wie auch die Correspondentz zu Lande nach gantz Teutschland, daß man aller dieser Königreiche und Länder Waaren zu Hamburg in grossen Überflusse haben kan. Wie denn die Hamburger damit gantz Ober-Teutschland, Sachsen, Österreich, Francken, Schlesien, Böhmen, und den Nieder-Sächsischen Creis versehen, (denn der Ober- und Nieder-Rheinische, nebst dem Westphälischen Creiß zühen ihre Provision aus Holland, welches ihnen viel näher gelegen ist); Hingegen prouidiret Hamburg das Königreich Spanien und Portugall, auch zum Theil England und Moscau mit vielen Teutschen Waaren. Hiernächst ist Hamburg die Passage vieler aus der Ost-See zu Lübeck ankommender, und von da nach Westphalen, Bremen und Holland destinirten Güter.  
Währung Aller Einkauff derer Waaren geschiehet daselbst entweder in Banco, Contant, oder auch in andern Gelde, und wissen sich die Kauffleute hierinnen schon nach derer fremden ihrer Müntze zu accomodiren, mithin die Preise darnach einzurichten, daß es nach dem Cours derer Gelder auf eines hinaus läufft, ob sie Banco, Courant oder Drittheil bekommen.  
Makler Im übrigen ist alles überaus wohl in Faveur derer Commercien eingerichtet. Da mangelt es nicht an fleißigen und habilen Mäcklern, deren etliche hundert, so wohl confirmirte als Beyläuffer gezählet werden. Ja es hat fast jede Waare ihren besondern Mäckler, der eine wird in Moscowitischen, der andere in Spanischen, der 3. in Korn und andern groben Waaren, jener in raffinirten Zucker, dieser in Leinewand und andern Hoch-Teutschen Waaren gebraucht.  
Verkehr Nicht weniger ist alles wegen der Ab- und Zufuhre ordentlich eingerichtet. Ausser denen von Lüneburg, Magdeburg, Braunschweig, Schlesien und andern Orten Teutschlands kommenden und dahin wieder abgehenden Fuhrleuten, darüber ein ordentlicher Güter-Bestäter die Aufsicht hat, bey dem man sich, wenn an diesen und jenen Ort etwas versendet werden soll, adressiren kann, logiren noch hin und wieder in der Stadt diejenigen Fuhrleute, so nach dem benachbarten Holstein und Mecklenburg fast täglich abfahren.  
  Es gehen auch etliche Mahl in der Woche gewisse Fahrzeuge nach Glückstadt, Stade und dem Lüneburger Lande, alle 14. Tage aber ein Bördmann nach Bremen und Amsterdam. Täglich fahren Post- und Fracht-Wagen zwischen Hamburg und Lübeck, dadurch die Ost- mit der West-See ihre Correspondentz unterhält.  
  Die Schiffer, welche ihre Reise nach weit entlegenen Königreichen anzustellen gedencken, schlagen an der Börse öffentliche Zettel an. Hamburg selbst gibt offt nach Beschaffenheit derer Zeiten, ihren Kauffar-  
  {Sp. 362}  
  tey-Schiffen Orlog-Schiffe zur Convoy zu, so dieselben nach England, Portugall, und so gar durch die Enge von Gibraltar, oder die so genannte Strasse, nach Spanien, ja nicht selten gar nach denen Italiänischen Küsten bringen. Der Grönlands-Fang, welchen die Hamburger haben, dazu sie jährlich 60. bis 70. Schiffe meisten Theils glücklich employren, ist ebenfalls sehr considerable.  
Preise Wöchentlich wird ein Preiß-Courant derer Waaren gedruckt, wonach sich Käuffer u. Verkäuffer zu reguliren haben.  
Engländer Der Englische Stapel ist nicht minder sehr considerable, und bey denen darunter stehenden Englischen Kauffleuten ein grosser Reichthum und Vorrath nicht nur an allerhand Englischen Manufacturen, als Laacken, Cron-Rasch, Sargen, Strümpfen, Handschuhen, Boyen, Englisch Kalb- und Sohl-Leder, Blocks-Zinn und dergleichen zu finden; sondern es werden auch viele Waaren, vornemlich aber Gewürtz, Specereyen und Droguistereyen, Virginischer Toback, Cameel-Haare und andere Waaren mehr, so die Englischen, Levante, Ost- und West-Indien-Fahrer jährl. aus besagten Ländern nach England bringen, und von dannen in grossen Parteyen zu Hamburg anlangen.  
  Es verkauffen aber die Englischen Kauffleute nur etliche Tage in der Woche, welches sie Then-Tage nennen, und muß ihnen gemeiniglich, wenn man nicht contant bezahlt, eine Obligation unterzeichnet werden, ehe man die erkaufften Waaren aus ihren Magazin wegnehmen darff. Diese Obligation lassen sie hernach die veraccordirte Zeit entweder auslauffen, oder verkauffen auch solche gegen gebührenden Rabatt, so sich der Ausgeber der Obligation nicht befremden lassen muß.  
Tara Was auf die eingekauffte und verkauffte Waaren in Hamburg Thara, item vor gut Gewicht und pro Cortagio entweder Stück-weise oder nach dem Werthe derer Waaren gegeben werden, selbiges ist bey dem Worte Thara anzutreffen.  
Zoll Sonst findet man auch das Zoll-Wesen in Hamburg sehr erträglich.  
Geld- und Bankwesen Damit man auch die Differentz des Geldes wissen möge, wird wöchentlich zwey Mahl, nemlich Dienstags u. Freytags ein Cours-Zettel, darnach man sich achten kan, ausgegeben. Von der Hamburger Banco ist zu wissen, daß selbige eine von denen besten, reichsten und ordentlichsten in gantz Europa sey, in Massen nichts anders als alte wichtige zwey Löthige Thaler darinnen genommen werden, die so genannten Burgundischen Creutz- oder Albertus-Thaler aber sind nicht gültig.  
  Wer in angeregter Banco Rechnung haben will, muß sich nach der dies Falls publicirten Ordnung richten,daß er die Adsignationes über seine in Banco habenden Gelder in gebührender Forme mache, und nicht mehr in Banco assignire, als er darinnen in Credit stehen hat, will er nicht anders vor jedes 100, so er mehr assigniret, in 3. Marck Lübisch Straffe verfallen. Vormittags vor 10. Uhr und den gantzen Nachmittag werden keine Adsignationes angenommen, oder man muß dem Schreiber 2. Schill. davor bezahlen.  
  Alle 4. Wochen wird ein Mahl von denen zu der Banco-Casse Deputirten Herrn u. Bürgern, was in die tägliche Einnahme und Ausgabe kommt, überzählet; der rechte Schatz und Capital der Banco bleibt unangerührt. Von solchen täglichen Umsatz-Geldern haben die Banco-Cassirer nicht mehr Macht, als 5000. Thaler in ihren kleinen Cassen zu setzen: Was über diese Summa einläufft, müssen sie an die Herren und Bürger der Cassa liefern. Wer  
  {Sp. 363|S. 197}  
  etwas in Banco bezahlen will, muß die Gelder vor 11. Uhr einbringen; unter 100. Marck darff Niemand in Banco schreiben lassen, dazu muß er noch, weil es eine Kleinigkeit ist, 2. Schilling Schreibe-Gebür von 100. bis 300. Marck geben. Des Morgens von 7. bis 10. Uhr kann ieder, der Rechnung in Banco hat, fragen, was ihm den Tag zuvor zugeschrieben worden. Die Kosten dergleichen Rechnung in Banco zu haben, sind geringe; wer aber selbige darinnen verlanget, muß vorher das Bürger-Recht mit 50. Species Thalern erkauffen und ablösen.  
  Alle Zeit den letzten December wird die Banco geschlossen, und erst den 15. Januarii wieder eröffnet, gegen welche Zeit alle, die Rechnung darinnen haben, sich daselbst einfinden, und nachsehen, ob ihre Handels-Bücher, des Avanzo wegen, mit denen Banco-Büchern richtig eintreffen, wobey denen Banco-Schreibern iedes Mahl 1. Thaler bezahlet wird. Will man nun alle neue Jahre nach geschlossener Rechnung wissen, was in Banco einkommt, so nennet man nur das Folium, wo ieder seine Rechnung hat, alsdenn wird ihm ohne einige Namens-Nennung die Summa gegeben.  
Literatur  
  • Marperger Kauffmanns-Magazin.
  • Bertius Germ. Ill.
  • Cluuerius Germania
  • Angelus Holst. Chr.
  • Wurffhani Bericht von dem durch Carolum M. wieder errichteten occidentalischen Kayserthume …
  • Chytraeus Saxon.
  • Werdenhagen de Rep. Hanseat.
  • Knipschild de Ciuit. Imp.
  • Lambecius Origg. Hamb.
  • Molleri Isagog. ad Hist. Chers. Cimbr.
  • Hamb. Hist. Remarqu. an. 1704. …
  • Europ. Herold. …
  • Europ. Reisen. P. III.
  • Apolog. Ciuit. Hamb. de an. 1641.
  • Lünig R.A. …
  • Zeiller Itin. Germ. Reichs-Geogr. …
  • Ej. Contin. …
  • Calvör Alt Heydn. und Christl. Nieder-Sachsen.
  • Danckwerth Holstein. Th. III. …
  • Zwantzig Theatr. Praecedentiae …
  • Pomarius Sächs. Chron. …
  • Juncker Anleit. zur mittl. Geogr. …
     

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Stand: 13. September 2016 © Hans-Walter Pries