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Quellenangaben |
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Münster,
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Lat.
Monasterium,
- vorzeiten
- Mimigrod,
- Munigardevord,
- Mimigarniford,
- Mimigardevord,
- Minigroda,
- Minimigardum
und
- Mediolanum,
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die Haupt-Stadt im
vorhergehenden Bisthum, und
ordentliche Residentz des
Bischoffs, liegt an dem Flusse Aa, nicht weit von
seinem Einfluß in die Emß, und ist eine grosse regulaire Vestung, nebst einer
von der Stadt abgesonderten Citadelle, die Brille, sonst aber
Paulus-Berg
genannt, welche 1663 von dem damaligen Bischoff
angelegt worden. |
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Name |
Man giebt vor, daß sie von den Tencteris, einem alten
Sächsischen
Volck, 584 nach Christi Geburt sey erbauet, und Meiland genennet worden. Dieser
Name blieb ihr ohngefehr bis 696, da man sie Mimingarvorde oder
Mumingerode genennet. Als nun hierauf
Kayser Carl der
Grosse 772 die
Stadt eingenommen, und durch viele freywillige
Schenckungen des gemeinen
Volcks bewogen worden, 785 daselbst ein Bisthum, nebst
einem prächtigen Tempel und
Kloster vor die
Geistlichkeit, so man das Münster
hiesse, aufzurichten, bekam dahero die Stadt selbst den Namen Münster;
wiewol andere in den
Gedancken stehen, daß erst Herrmann I.
der 14
Bischoff,
welcher der heiligen
Jungfrau Mariä zu
Ehren
ein Kloster über dem Wasser oder Monasterium trans aquam, erbauet, zu
dieser Benennung Gelegenheit gegeben. |
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Bauliche Entwicklung |
Doch war sie ehemals nicht so groß, wie heut zu Tage, sondern hatte nur 4
Pforten und 2 |
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{Sp. 439|S. 233} |
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Kirchen, als sie von ihrem vertriebenen
Bischoff
Theodorico 1121 belagert, und darauf ruiniret worden. Von
dessen Nachfolger Burckhard wurde die
Stadt wieder neu
aufgebauet, und von dem 25sten Bischoff Hermannen,
Grafen zu
Katzenellenbogen, mit Mauren und Pforten bewahret. Der andere Bischoff nach ihm
Theodoricus, Graf zu Isenburg, legte den ersten Stein zu dem
Dom, welcher erst nach 36 Jahren unter dem Bischoff Gerhard von
der Marck zu seiner Vollkommenheit gelanget, und dem Apostel Paulo
zu Ehren
gebauet worden. Nach diesem hat sie mehr und mehr zugenommen, bis sie
endlich zu der
ansehnlichen Grösse gekommen, darinnen sie noch heut zu Tage ist,
da man ihren Umkreiß von 5031 Schritten rechnet. Sie ist beynahe gantz rund, und
hat acht Thore. |
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Kirchliche Einrichtungen |
Man findet daselbst fünff
Stiffter und sechs Pfarr-Kirchen. Desgleichen sind
allda viel Klöster von München und Nonnen anzutreffen. Die
Abtey über dem Wasser
hat grosse
Freyheiten, sowol in als ausserhalb der
Stadt. Es
ist solches 1041 von dem
Bischoff
Hermann I. gestifftet worden, welcher ihm den
Namen Marienthal gegeben, und seine
Schwester zur
ersten
Äbtißin vorgesetzet hat. Die Probstey und das
Collegium zu St.
Moritz, so samt einer Pfarr-Kirche ausser der
Stadt gelegen, hat
lustige Gärten, schöne Gemächer und Fischereyen. Es finden sich auch viele
Spitäler vor
arme, preßhaffte und angesteckte Leute darinnen. |
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Weltliche Gebäude |
Von
weltl. Gebäuden kan man die feinesten auf den 4 Märckten sehen, und
können sonderlich darunter das Rathhauß, und das andere auf dem Fisch-Marckt, in
welchem die Older-Leute und Gulden-Meister zusammen kommen, vor andern prangen.
Die Häuser, so auf dem Hofe nach Morgen liegen, sind vorne meistens auf Pfeiler
gesetzt, so daß man darunter trocken hingehen kan. |
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Aa |
Im übrigen fliesset durch die
Stadt das Wasser Aa, welches sich bey der
neuen Pforte in die Ems ergiesset. |
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Wiedertäufer |
Was die Geschichte dieser berühmten Stadt anlanget, so nahm selbige im Jahr
1532 die Lutherische Lehre an, allermassen nicht allein Bernhard
Rothmann in der Vor-Stadt und in der Stadt selbst frey predigte,
sondern auch der damalige
Bischoff
auf Vorsprach
Landgraf Philipps
zu Hessen, dessen guter Freund er war, frey zu predigen vergönnete, wowider sich
aber das Dom-Capitul sehr legete, und dadurch sowol, als durch einen desfalls
erregeten Aufruhr das
Werck hinderten. Hierauf richtete der Wiedertäuffer
König
Johann von Leiden von 1533 bis 1535 daselbst grossen Lermen an.
Der Sache konnte nicht anders geholffen werden, als daß endlich der Bischoff
1535 die
Stadt belagerte, und sodann nach vielem Blutvergiessen eroberte. Dem
armen Könige aber wurde vor seine
Regierung
gar schlecht gedancket, indem er den 22. Jenner des folgenden Jahres mit
glüenden Zangen gezwickt, und in einem eisern Korbe an dem höchsten Kirch-Thurm
zum Gedächtniß aufgehencket worden, wovon unter dem
Artickel Joannes von Leiden im XIV.
Bande p. 999. u.f. nachzusehen ist. |
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Krieg mit dem Bischof |
Nach solcher Zeit konten die
Bischöffe die
Stadt doch nicht so bändigen, daß
sie ihnen schlechterdinges hätte gehorchen müssen. Als nun 1650 Bernhard
Christoph von Galen zum Bischoff von Münster erwehlet worden, kam die
Sache zu einem |
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{Sp. 440} |
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Kriege, welcher so übel für die Stadt ablieff, daß sie sich 1661 den 28
Mertz ergeben muste. Gedachter Bischoff bekam gleich Anfangs Gelegenheit zu
dieser gewaltsamen Eroberung. Denn die Bürgerschafft wurde bey ihm angeklagt,
daß sie täglich viele widerspenstige
Reden wider ihn ausstiesse; wozu dann der
Dom-Dechant, Bernhard von Mallincrot, welchen
verdroß, daß ihm ein anderer in der Wahl vorgezogen worden, nicht wenig
beygetragen. Er setzte sich auch in solche Gewogenheit bey der Stadt, daß die
gemeinen Leute öffentl. in der Dom-Kirche schrien, man möchte ihn behalten,
Galen aber immer gehen lassen. |
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Allein sie traffen es hierdurch gar schlecht, indem der
Bischoff hernach
Gelegenheit nahm, zu seiner Sicherheit von ihnen zu begehren, daß sie eine
Bischöffliche Besatzung einnehmen sollten. Weil sie sich aber hierzu in der Güte
nicht
verstehen wollten, so suchte sie der Bischoff mit
Gewalt darzu zu bringen.
Er bekam auch von den 3
geistlichen Churfürsten, und von dem
Hertzoge
von
Neuburg gute Hülffe, worauf 1657 der Anfang zur Belagerung gemacht, und, alles
gesuchten Vergleichs ungeachtet, darinnen fortgefahren wurde. Der
Bischoff war
auch so hartnäckigt, sein Unternehmen auszuführen, daß, obgleich ein
Schreiben
von dem Pabst selbst an ihn einlieff, darinnen er von der Belagerung abgemahnet,
und im Weigerungs-Fall mit dem
Bann bedrohet worden, er sich doch keinesweges
dadurch abschrecken liesse. Vielmehr ließ er die
Stadt durch stetiges
Feuer-einwerffen ängstigen, dadurch es denn endlich den 21 Oct. zu einem
Vergleich kam, vermittelst dessen die Stadt nicht viel mehr als 300
Mann, die
zugleich dem Bischoff schwören sollten, in
Diensten behalten, und dazu noch 500
Mann Bischöffl.
Völcker, die aber der Stadt zugleich Eyd und Treue geloben
sollten, einnehmen muste. |
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Doch währete dieser
Friede nicht 3 Jahr, da der Handel vom neuen angieng,
weil von dem
Kayserl. Reichs-Hof-Rath das definitiv-Urtheil erfolget, daß die
Stadt, so offt als der
Bischoff vor nöthig erachtete, Besatzung einzunehmen
schuldig wäre. Weil sie nun wohl sahe, daß ihr bey den
Kayserl. Gerichten
schlecht dürffte gerathen werden, suchte sie, wie vormals, bey den Holländern
Hülffe, welche sich aber auf beschehenes Abmahnen von vielen deutschen
Fürsten
hierinnen saumselig erwiesen. Indem nun also die Stadt alle
Hoffnung zu einer fremden Hülffe verlohren, muste sie sich dem Bischoff, unter
sehr harten Bedingungen ergeben. |
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Nemlich, es sollten die Thore mit Bischöfflichen Völckern besetzt werden,
die Stadt der Staaten und anderer Hülffe absagen, dem
Bischoff
45000 Thaler in gewissen
Terminen erlegen, und dafür, wie auch gegen Erstattung
einer gewissen
Steuer, die ohngefähr jährl. 7000 oder 8000 Thaler betragen
möchte, einen Abolitions-Brief, und Verzeihung ihres Verbrechens erhalten; alles
sollte nach des Bischoffs
Willen allein ergehen, und was dergleichen harte
Bedingungen mehr waren. Hierauf nun nahm der Bischoff den 30 Mertz 1661 völligen
Besitz von der Stadt, legte eine Besatzung von 2500
Mann unter dem
General-Wachtmeister von Pleuren hinein, und versahe sie mit
einer neuen Citadelle. Den 7 Jul. dieses Jahrs erfolgte endlich der
solenne
Einzug dieses Bischoffs, worauf er eine gantz neue
Regiments-Forme verfasset. |
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Friede von Münster |
Ubrigens ist noch von der
Stadt zu mercken, daß daselbst im Jahr 1648
zwischen den deutschen
Reichs- |
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{Sp. 441|S. 234} |
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Ständen an einem, und den vereinigten Kronen Schweden und Franckreich am
andern Theile den 14 (25) Oct. ein ewiger
Friede, welcher unter dem Namen des Münsterischen
Friedens sattsam bekannt ist, unterzeichnet, und den 15 desselben öffentlich
kund gemachet worden; da zuvor an eben diesem Orte auch dem verderblichen Kriege
zwischen Spanien und denen vereinigten Niederlanden ein Ende gemachet worden. |
- Bertius l. 3. rer. Germ. …
- Itinerarium Germaniae …
- Werdenhagen P. 4. de rebus …
- Sleidanus l. 10.
- Schatenius hist. Westphaliae.
- Corvinus de
miserabili …
- Heresbachius de factione Monasteriensi.
- Historische Erzehlung vom Leben und Krieg Christoph Bernhards von Galen
etc.
- Topograph. Westphal. …
- Hamburg. Remarquen zum Jahr 1704 …
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Von dem Münsterischen Frieden folget ein besonderer
Articul. |
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