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Zedler: Münster, Lat. Monasterium, vorzeiten Mimigrod HIS-Data
5028-22-438-1
Titel: Münster, Lat. Monasterium, vorzeiten Mimigrod
Quelle: Zedler Universal-Lexicon
Band: 22 Sp. 438
Jahr: 1739
Originaltext: Digitalisat BSB Bd. 22 S. 232
Vorheriger Artikel: Münster, Bißthum
Folgender Artikel: Münster, ein Kirchspiel
Siehe auch:
Hinweise:
  • Allgemeine Bemerkungen zur Textgestaltung siehe Hauptartikel
  • Für die Auflösung der Quellenangaben siehe: Personen

Stichworte Text Quellenangaben
  Münster,  
 
  • Lat. Monasterium,
  • vorzeiten
    • Mimigrod,
    • Munigardevord,
    • Mimigarniford,
    • Mimigardevord,
    • Minigroda,
    • Minimigardum und
    • Mediolanum,
 
  die Haupt-Stadt im vorhergehenden Bisthum, und ordentliche Residentz des Bischoffs, liegt an dem Flusse Aa, nicht weit von seinem Einfluß in die Emß, und ist eine grosse regulaire Vestung, nebst einer von der Stadt abgesonderten Citadelle, die Brille, sonst aber Paulus-Berg genannt, welche 1663 von dem damaligen Bischoff angelegt worden.  
Name Man giebt vor, daß sie von den Tencteris, einem alten Sächsischen Volck, 584 nach Christi Geburt sey erbauet, und Meiland genennet worden. Dieser Name blieb ihr ohngefehr bis 696, da man sie Mimingarvorde oder Mumingerode genennet. Als nun hierauf Kayser Carl der Grosse 772 die Stadt eingenommen, und durch viele freywillige Schenckungen des gemeinen Volcks bewogen worden, 785 daselbst ein Bisthum, nebst einem prächtigen Tempel und Kloster vor die Geistlichkeit, so man das Münster hiesse, aufzurichten, bekam dahero die Stadt selbst den Namen Münster; wiewol andere in den Gedancken stehen, daß erst Herrmann I. der 14 Bischoff, welcher der heiligen Jungfrau Mariä zu Ehren ein Kloster über dem Wasser oder Monasterium trans aquam, erbauet, zu dieser Benennung Gelegenheit gegeben.  
Bauliche Entwicklung Doch war sie ehemals nicht so groß, wie heut zu Tage, sondern hatte nur 4 Pforten und 2   
  {Sp. 439|S. 233}  
  Kirchen, als sie von ihrem vertriebenen Bischoff Theodorico 1121 belagert, und darauf ruiniret worden. Von dessen Nachfolger Burckhard wurde die Stadt wieder neu aufgebauet, und von dem 25sten Bischoff Hermannen, Grafen zu Katzenellenbogen, mit Mauren und Pforten bewahret. Der andere Bischoff nach ihm Theodoricus, Graf zu Isenburg, legte den ersten Stein zu dem Dom, welcher erst nach 36 Jahren unter dem Bischoff Gerhard von der Marck zu seiner Vollkommenheit gelanget, und dem Apostel Paulo zu Ehren gebauet worden. Nach diesem hat sie mehr und mehr zugenommen, bis sie endlich zu der ansehnlichen Grösse gekommen, darinnen sie noch heut zu Tage ist, da man ihren Umkreiß von 5031 Schritten rechnet. Sie ist beynahe gantz rund, und hat acht Thore.  
Kirchliche Einrichtungen Man findet daselbst fünff Stiffter und sechs Pfarr-Kirchen. Desgleichen sind allda viel Klöster von München und Nonnen anzutreffen. Die Abtey über dem Wasser hat grosse Freyheiten, sowol in als ausserhalb der Stadt. Es ist solches 1041 von dem Bischoff Hermann I. gestifftet worden, welcher ihm den Namen Marienthal gegeben, und seine Schwester zur ersten Äbtißin vorgesetzet hat. Die Probstey und das Collegium zu St. Moritz, so samt einer Pfarr-Kirche ausser der Stadt gelegen, hat lustige Gärten, schöne Gemächer und Fischereyen. Es finden sich auch viele Spitäler vor arme, preßhaffte und angesteckte Leute darinnen.  
Weltliche Gebäude Von weltl. Gebäuden kan man die feinesten auf den 4 Märckten sehen, und können sonderlich darunter das Rathhauß, und das andere auf dem Fisch-Marckt, in welchem die Older-Leute und Gulden-Meister zusammen kommen, vor andern prangen. Die Häuser, so auf dem Hofe nach Morgen liegen, sind vorne meistens auf Pfeiler gesetzt, so daß man darunter trocken hingehen kan.  
Aa Im übrigen fliesset durch die Stadt das Wasser Aa, welches sich bey der neuen Pforte in die Ems ergiesset.  
Wiedertäufer Was die Geschichte dieser berühmten Stadt anlanget, so nahm selbige im Jahr 1532 die Lutherische Lehre an, allermassen nicht allein Bernhard Rothmann in der Vor-Stadt und in der Stadt selbst frey predigte, sondern auch der damalige Bischoff auf Vorsprach Landgraf Philipps zu Hessen, dessen guter Freund er war, frey zu predigen vergönnete, wowider sich aber das Dom-Capitul sehr legete, und dadurch sowol, als durch einen desfalls erregeten Aufruhr das Werck hinderten. Hierauf richtete der Wiedertäuffer König Johann von Leiden von 1533 bis 1535 daselbst grossen Lermen an. Der Sache konnte nicht anders geholffen werden, als daß endlich der Bischoff 1535 die Stadt belagerte, und sodann nach vielem Blutvergiessen eroberte. Dem armen Könige aber wurde vor seine Regierung gar schlecht gedancket, indem er den 22. Jenner des folgenden Jahres mit glüenden Zangen gezwickt, und in einem eisern Korbe an dem höchsten Kirch-Thurm zum Gedächtniß aufgehencket worden, wovon unter dem Artickel Joannes von Leiden im XIV. Bande p. 999. u.f. nachzusehen ist.  
Krieg mit dem Bischof Nach solcher Zeit konten die Bischöffe die Stadt doch nicht so bändigen, daß sie ihnen schlechterdinges hätte gehorchen müssen. Als nun 1650 Bernhard Christoph von Galen zum Bischoff von Münster erwehlet worden, kam die Sache zu einem   
  {Sp. 440}  
  Kriege, welcher so übel für die Stadt ablieff, daß sie sich 1661 den 28 Mertz ergeben muste. Gedachter Bischoff bekam gleich Anfangs Gelegenheit zu dieser gewaltsamen Eroberung. Denn die Bürgerschafft wurde bey ihm angeklagt, daß sie täglich viele widerspenstige Reden wider ihn ausstiesse; wozu dann der Dom-Dechant, Bernhard von Mallincrot, welchen verdroß, daß ihm ein anderer in der Wahl vorgezogen worden, nicht wenig beygetragen. Er setzte sich auch in solche Gewogenheit bey der Stadt, daß die gemeinen Leute öffentl. in der Dom-Kirche schrien, man möchte ihn behalten, Galen aber immer gehen lassen.  
  Allein sie traffen es hierdurch gar schlecht, indem der Bischoff hernach Gelegenheit nahm, zu seiner Sicherheit von ihnen zu begehren, daß sie eine Bischöffliche Besatzung einnehmen sollten. Weil sie sich aber hierzu in der Güte nicht verstehen wollten, so suchte sie der Bischoff mit Gewalt darzu zu bringen. Er bekam auch von den 3 geistlichen Churfürsten, und von dem Hertzoge von Neuburg gute Hülffe, worauf 1657 der Anfang zur Belagerung gemacht, und, alles gesuchten Vergleichs ungeachtet, darinnen fortgefahren wurde. Der Bischoff war auch so hartnäckigt, sein Unternehmen auszuführen, daß, obgleich ein Schreiben von dem Pabst selbst an ihn einlieff, darinnen er von der Belagerung abgemahnet, und im Weigerungs-Fall mit dem Bann bedrohet worden, er sich doch keinesweges dadurch abschrecken liesse. Vielmehr ließ er die Stadt durch stetiges Feuer-einwerffen ängstigen, dadurch es denn endlich den 21 Oct. zu einem Vergleich kam, vermittelst dessen die Stadt nicht viel mehr als 300 Mann, die zugleich dem Bischoff schwören sollten, in Diensten behalten, und dazu noch 500 Mann Bischöffl. Völcker, die aber der Stadt zugleich Eyd und Treue geloben sollten, einnehmen muste.  
  Doch währete dieser Friede nicht 3 Jahr, da der Handel vom neuen angieng, weil von dem Kayserl. Reichs-Hof-Rath das definitiv-Urtheil erfolget, daß die Stadt, so offt als der Bischoff vor nöthig erachtete, Besatzung einzunehmen schuldig wäre. Weil sie nun wohl sahe, daß ihr bey den Kayserl. Gerichten schlecht dürffte gerathen werden, suchte sie, wie vormals, bey den Holländern Hülffe, welche sich aber auf beschehenes Abmahnen von vielen deutschen Fürsten hierinnen saumselig erwiesen. Indem nun also die Stadt alle Hoffnung zu einer fremden Hülffe verlohren, muste sie sich dem Bischoff, unter sehr harten Bedingungen ergeben.  
  Nemlich, es sollten die Thore mit Bischöfflichen Völckern besetzt werden, die Stadt der Staaten und anderer Hülffe absagen, dem Bischoff 45000 Thaler in gewissen Terminen erlegen, und dafür, wie auch gegen Erstattung einer gewissen Steuer, die ohngefähr jährl. 7000 oder 8000 Thaler betragen möchte, einen Abolitions-Brief, und Verzeihung ihres Verbrechens erhalten; alles sollte nach des Bischoffs Willen allein ergehen, und was dergleichen harte Bedingungen mehr waren. Hierauf nun nahm der Bischoff den 30 Mertz 1661 völligen Besitz von der Stadt, legte eine Besatzung von 2500 Mann unter dem General-Wachtmeister von Pleuren hinein, und versahe sie mit einer neuen Citadelle. Den 7 Jul. dieses Jahrs erfolgte endlich der solenne Einzug dieses Bischoffs, worauf er eine gantz neue Regiments-Forme verfasset.  
Friede von Münster Ubrigens ist noch von der Stadt zu mercken, daß daselbst im Jahr 1648 zwischen den deutschen Reichs-  
  {Sp. 441|S. 234}  
  Ständen an einem, und den vereinigten Kronen Schweden und Franckreich am andern Theile den 14 (25) Oct. ein ewiger Friede, welcher unter dem Namen des Münsterischen Friedens sattsam bekannt ist, unterzeichnet, und den 15 desselben öffentlich kund gemachet worden; da zuvor an eben diesem Orte auch dem verderblichen Kriege zwischen Spanien und denen vereinigten Niederlanden ein Ende gemachet worden.
  • Bertius l. 3. rer. Germ. …
  • Itinerarium Germaniae
  • Werdenhagen P. 4. de rebus
  • Sleidanus l. 10.
  • Schatenius hist. Westphaliae.
  • Corvinus de miserabili
  • Heresbachius de factione Monasteriensi.
  • Historische Erzehlung vom Leben und Krieg Christoph Bernhards von Galen etc.
  • Topograph. Westphal.
  • Hamburg. Remarquen zum Jahr 1704 …
  Von dem Münsterischen Frieden folget ein besonderer Articul.  
     

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Stand: 2. September 2023 © Hans-Walter Pries