|
Text |
Quellenangaben |
|
Müssiggang. |
|
|
Von diesem
Wort macht sich der gemeine
Mann einen andern
Begriff, als ein
Philosophus.
Denn insgemein hält man das vor einen
Müssiggang, wenn man nichts
thut, sondern
faullentzet, welches nur etwas und dabey sehr
dunckel
gesagt ist. Es ist niemand anzutreffen, der
gar nichts thun
solte, und wenn es auf das thun
ankäme, dürffte wohl ein Müssiggänger offt
darinnen einen andern übertreffen. |
|
|
So bestehet auch der Müssiggang nicht in dem
Thun, das den Menschen leicht und mit
Lust
ankömmt, massen demjenigen, der Lust zur
Arbeit
hat, selbige nicht sauer wird. Dem Jacob
deuchteten die
Jahre, welche er um seine Rahel
dienen und arbeiten
muste, als wären es eintzele
Tage; manchem Müssiggänger hingegen presset
sein Müssiggang einen Schweiß aus, wenn er sich
z.E. im Ballspielen so sehr abmattet, als ein
Tagelöhner; oder halbe Todes-Angst ausstehet, ehe
er den Toback vertragen lernet, oder ihm die
Zeit
lang und verdrießlich wird, wenn er keine
Gesellschafft hat, wie er sie wünschet. |
|
|
Man kan auch das
Wesen des Müssiggangs
nicht in der langen Weile setzen, indem mancher
Müssiggänger darüber klagt, daß ihm die Zeit allzu
geschwinde weg gieng, und einem
Arbeitsamen
hingegen |
|
|
{Sp. 665|S. 350} |
|
|
kan die Zeit lang werden. |
Thomasius in der Ausübung
der Sitten-Lehre ... |
|
Dieser beschreibet deswegen … den
Müssiggang auf solche Weise, daß er in
dergleichen Thun und Lassen eines Menschen
bestehe, in welchem er nichts anders als seine
Lust
oder Zeit-Vertreib suche, und also weder auf
seinen, noch anderer Menschen
Nutzen, sondern
bloß auf die Lust des
gegenwärtigen Genuß
sähe. |
|
|
Es kommet allerdings das Hauptwerck, wenn
man den Müssiggang
erkennen will, darauf an, daß
man die Absicht eines Menschen, der entweder was
thut, oder nichts thut, prüfet. Wenn ein
Haus-Vater
auf sein Feld gehet, nach seinen
Acker und
Arbeitern zu sehen, so gehet er nicht müssig, ob er
schon nichts thut; da hingegen ein anderer, der es
thut, die Zeit hinzubringen, oder durch die
Bewegung den
Leib zu einem Schmauß
geschickt
zu machen, müssig gehet. |
|
|
Es ist nehmlich unter dem Thun und Lassen
des Menschen, etliches so beschaffen, daß es
ausser der Lust und Zeit-Vertreib gar nichts nutzet.
z.E. das Spielen, etliches aber wird von dem
Menschen zur Lust
gebrauchet, ob es schon auch
zum Nutzen und Erhaltung der menschl. Güter kan
angewendet werden, z.E. Ballspielen, Fechten
u.d.g. welche beyde
Arten zum Müssiggang
gehören; so fern man nicht auf diesen oder jenen
Menschen sein Absehen richtet, sondern nur
überhaupt
fraget, ob es zum Müssiggang oder
Arbeitsamkeit gehöret, indem man solche
Dinge in
die
Classe bringt, dahin man die meisten
Exempel
bringen kan. |
|
|
Es giebet noch eine Art des menschlichen
Thuns und Lassens, da etwas von denen Menschen
mehrentheils zur Nutzbarkeit gebraucht wird, ob es
schon auch dann und wann zur blosen Lust
geschiehet, z.E. Dreschen, Holtzhacken, Drechslen
u.s.w. sind zwar
ordentliche schlechte Zeit-Vertreibungen für Müssiggänger, doch können sie
zur Lust und zum Müssiggang gebraucht werden,
z.E. wenn ein Kerl sich in eine
Magd verliebt
hätte, u. deshalben eine
Stunde mit ihr dräsche,
daß er
Gelegenheit bekäme sie zu seinem
Willen zu
bereden. Solche Thaten gehören zwar meistentheils
zu der Arbeitsamkeit, aber weil sie doch können
zum Müssiggang mißbrauchet werden, muß man
sehr behutsam gehen, daß man solches Thun nicht
bey allen Menschen annehme, als ein
Zeichen, daß
keine
Wollust daselbst vorhanden sey. |
|
|
Diesen Müssiggang kan man in einen groben
und subtilen
eintheilen. Die ersten beyden Classen
des Thuns und Lassens der Müssiggänger gehören
zum groben, und die dritte zum subtilen
Müssiggang. Und wie
unterschiedene Arten und
gleichsam Grade des groben Müssiggangs sind;
also sind auch viel unterschiedene Grade des
subtilen, |
wie Thomasius im
angeführten Ort … mit mehrerem gewiesen. |
|
|
Es ist der Müssiggang ein sehr gefährliches
Pflaster. Denn weil die Menschen alsdenn von allen
Verrichtungen frey sind, so wird ihnen die Zeit lang.
Der Verdruß, den sie daraus empfinden, treibet sie
an etwas zu ihrer Belustigung vorzunehmen,
sonderlich wenn es ihnen nicht an
Geld fehlet. Und
daher lernen sie
Böses thun, und verfallen auf
Fressen, Sauffen, Spielen und andere
Uppigkeiten. |
|
|
Man hat längst angemercket, daß die
Menschen Böses thun lernen, wenn sie nichts zu
thun haben. Wo man des Müs- |
|
|
{Sp. 666} |
|
|
siggangs einmahl
gewohnet und nicht mehr zu
arbeiten Lust hat, hingegen an Geld
Mangel leidet;
so leget man sich auf Stehlen und Betrügen.
Derowegen
soll man den Müssiggang um so viel
mehr vermeiden, je mehr Gefahr daraus zu
besorgen, und iedermann davon abhalten. |
|
|
Die
Neigung zum Müssiggang ist eine
Eigenschafft solcher
Gemüther, deren herrschende
Neigung die
Wollust ist, oder deutlicher zu
sagen,
die Wollust ist es, die den
Menschen zum
Müssiggang antreibet. Denn ein Wollüstiger
unterscheidet das
Böse und
Gute durch die
Unlust
und
Lust, welche die
Sinnen gewehren. Da ihnen
nun die
Arbeit dergleichen Lust nicht gewehret,
sondern vielmehr einige Unlust machet, wenigstens
in so weit er dadurch von sinnlicher Lust abgehalten
wird, als wenn einer bey
angenehmen Wetter
studiren soll, da er sich mit einer anmuthigen
Gesellschafft auf dem
Lande oder in einem Garten
vergnügen
wolte, so hält er die Arbeit vor schlimm,
den Müssiggang für etwas gutes, folgends hat er für
jene einen Abscheu, nach diesem eine
Begierde. |
|
|
Dieweil aber die drey Haupt-Neigungen,
Wollust, Ehr-Geitz, und
Geld-Geitz in den
Gemüthern der Menschen verschiedentlich
gemischet zu seyn pflegen, also, daß offt die
herrschende Wollust, mit starcken Ehr- oder Geld-Geitz, mit starcker Wollust temperiret ist, so muß
solchen falls
nothwendig die Neigung zum
Müssiggang mit untermischter Neigung zur Arbeit,
und diese hingegen durch jene nach Proportion
ziemlich temperiret werden. Denn obschon die
Arbeitsamkeit Geld- und Ehrgeitziger Leute aus
keiner
tugendhafften Begierde
Gott und der
Welt zu
dienen, sondern vielmehr aus Trieb ihrer Neigungen
entstehet, so werden doch dadurch die Sinnen nicht
gekützelt, und andere haben aus ihren
Verrichtungen zufälliger Weise, besonders bey
Ehrgeitzigen Personen Nutzen, daß sie also nicht
zum Müssiggang kan gerechnet werden. |
|
|
Will man einen
Wollüstigen von dem
Müssiggange zur Arbeit bringen; der
muß vor allen
Dingen dessen Wollust dämpffen. Nach diesem kan man einem den
Schaden
vorstellen, der aus dem
Müssiggange erfolget, und zwar auf die Art und
Weise, wie ihn einer am besten fühlet: wozu die
besondern
Umstände Anlaß geben. Das beste
Mittel wider dem Müssiggang ist, wenn man einen
von Jugend auf zur Arbeit gewöhnet, und dabey den
Vortheil, den man von der Arbeit hat: hingegen auch
zugleich den Schaden, darein einen der
Müssiggang bringet, begreiffen lernet. Und dienet
auch absonderlich wider den Müssiggang eine
wohlgegründete Begierde, nach dem
Ruhme, daß
man etwas löbliches verrichtet. |
|
|
Vornehmlich soll ein
gemeines Wesen
dergestalt eingerichtet seyn, daß wollüstigen Leuten
alle
Gelegenheit benommen werde, dadurch sie
zum Müssiggang könnten verleitet werden, als
wodurch sie nicht allein verabsäumen, was sie
hätten erwerben können, sondern auch
unnöthig
verschwenden, was sie hätten erspahren sollen,
und dadurch öffters sich und die Ihrigen muthwillig
in
Armuth setzen. |
|
|
Selbst aber die Müssiggänger, die entweder
nichts gelernet haben, oder doch das Brodt mit
unnützen und Brodlosen Künsten erwerben wollen,
sind aus dem Lande fortzuschaffen, immassen
einem Lande nichts mehr
schädlich ist, als wenn so
viele unnütze |
|
|
{Sp. 667|S. 351} |
|
|
Brodt-Fresser in demselben anzutreffen seynd.
Daher sind folgende
Regeln heilsam: |
|
|
1) Man soll die unnützen Bettler durchaus nicht
dulden; |
|
|
2) welche noch zu einer Arbeit geschickt seyn,
soll man in
gewisse
Häuser verweisen, da sie ihr
Brod nicht mit
Sünden essen: hat einer
Schaden an
Füssen, so hat er vielleicht gute
Arme, daß er ein
Rad drehen kan, usw.; |
|
|
2) Gauckler, Possenspieler und andere
dergleichen Leute soll man nicht so sehr
aufkommen lassen, denn sie werden gemeiniglich
im Alter zu Bettlern, das
Volck, das ihnen zusiehet,
wird ums
Geld gebracht, es versäumet die
Arbeit,
und hat doppelten Schaden. |
|
|
Deswegen hat Carl der Grosse ein
Gesetz
ausgehen lassen, daß man den gesunden starcken
Bettlern und Landstreichern keine
Allmosen solte
wiederfahren lassen: insonderheit hat er die
unfleissigen im
Krieg sehr gescholten, und sie für
verzagte ehrlose Leute erkläret, ihnen das Kriegen
verboten, und keine Stelle unter den
Knechten
gegönnet. |
-
Walchs
philosophisches Lexicon.
-
Wolff von der Menschen
Thun und Lassen, … und von dem
gesellschafftlichen Leben der Menschen
...
|
|
Daß der Müssiggang unter die
Laster gehöre,
haben auch die
vernünfftigen
Heyden
erkannt, als
welche theils davor gewarnet: Denn der weise
Plato, so offt er aus seiner Lection oder
Disputation
gegangen, hat zu seinen
Schülern pflegen zu
sagen: Sehet zu, daß ihr euere
Zeit nicht mit müssig
gehen zubringet, sondern an was ehrliches
anwendet; der Müssiggang lehret die Jugend alles
böses. |
|
|
Theils haben sie es gescholten; denn der Poet
Menander spricht: O Müssiggang, wie viel böses
hast du den Sterblichen zugezogen. Hesiodus
schreibet: Keine Schande ist es, arbeiten: aber
müssig gehen, das ist eine Schande. |
Bes. Hertzogs Lehr- Tugend-
und Laster-Spiegel Th. V ... |
|
Theils haben sie auch den Müssiggang
bestraffet; denn die Gymnosophisten, welchen die
Indianer die Jugend anbefohlen, liessen die, so
nichts gelernet, sondern müssig gewesen,
ungegessen vom Tisch gehen. Die Athenienser
stellten die Müssiggänger
öffentlich an den
Pranger. |
Poli Fascicul. Histor. tit.
Müssiggang. |
|
In Egypten soll der
Gebrauch gewesen seyn,
daß
jährlich alle
Unterthanen von ihren
Verrichtungen bey der
Obrigkeit Antwort geben
müssen; und so jemand befunden worden, der im
Müssiggang gelebet, ist er an
Leib und Leben
bestraffet worden. |
Titii Theol. Exempel-Buch
… |
|
Denn es ist der Müssiggang wider den
Zweck
der Schöpffung. |
|
|
Der Mensch ist zum
Unglück (zur
Arbeit)
gebohren, wie die Vögel schweben, empor zu
fliegen, |
Hiob V, 7. |
|
Ob dirs sauer wird mit deiner Nahrung und
Ackerwerck, das laß dich nicht
verdrüssen, denn
Gott hat es so geschaffen, |
spricht Sirach, Cap. VII,
16. |
|
Das ist die Göttliche
Ordnung nach dem
Fall,
Adam und seine Nachkommen solten im Schweiß
ihres Angesichts ihr Brodt essen, |
1 B. Mose III, 19. |
|
Es ist der Müssiggang
schändlich, weil auch
die unvernünfftigen Creaturen nicht müssig sind.
Die Sonne hält nicht nur ihren jährlichen Lauf durch
die zwölff Himmels-Zeichen; sondern auch ihren
täglichen, innerhalb 24
Stunden. |
|
|
{Sp. 668} |
|
|
Sie gehet auf an einem Ende des Himmels, und
läufft um, bis wieder an dasselbe Ende, und bleibet
nichts vor ihrer Hitze verborgen, |
Ps. XIX, 7. |
|
So sind auch Mond und Sterne in steter
Würckung. |
|
|
Die Biene ist ein kleines Vögelein, und ist doch
so emsig um ihren Stock mit Honig auszufüllen, und
giebt die allersüsseste Frucht. |
Sir. XI, 3. |
|
Die Ameisen, ein schwach Volck, dennoch
schaffen sie im
Sommer ihrer Speise, |
Sprüchw. XXX, 25. |
|
und werden denen, so den Müssiggang
lieben,
zu Lehrmeistern vorgestellet, mit diesen
Worten:
Gehe hin zur Ameisen, du fauler, siehe ihre Weise
an, und lerne. Ob sie wohl keinen Fürsten, noch
Hauptmann, noch Herrn hat, bereitet sie doch im
Sommer ihr Brod, und sammlet ihre Speise in der
Erndte, |
Cap. VI, 6, 7, 8. |
|
Die Spinne, so verächtlich sie ist, so
würcket
sie doch mit ihren Händen, |
Cap. XXX, 28. |
|
Anderer Geschöpffe zu geschweigen. |
|
|
Der Müssiggang ist auch
schädlich. Denn |
|
|
1) |
wird dadurch niemand
reich
werden. |
|
|
|
|
Salomo schreibet: Wer
seinen Acker bauet, wird Brods genug haben, wer
aber Müssiggang nachgehet, wird Armuths genug
haben, |
|
Sprüchw. XXVIII, 19. |
|
|
auf müssige Hände folgen
müssige Zähne, |
|
Amos IV, 6. |
|
|
Pred. XII, 3, |
|
2) |
ist der Müssiggang aller
Laster Anfang. |
|
|
|
|
Sirach bekräfftigets.
Müssiggang lehret viel böses, ist sein Zeugniß, |
|
Cap. XXXIII, 29. |
|
|
|
|
|
Bernhardus nennet den
Müssiggang einen Stief-Vater der
Tugend, des
Teuffels Haupt-Küssen, den Rost eines feinen und
ehrlichen Gemüthes, den
Lehrmeister aller
Bubenstücke und das Unterpfand der höllischen
Verdammung. |
|
- Bernhardus de
Consider. …
- Weihenmeyers Hochzeit-Predigt.
…
|
|
|
Hieronymus ruffet den
Müssiggang aus für eine
Mutter aller Laster. |
|
Bes. Hertzog am angeführten
Orte ... |
|
|
Basilius Magnus setzet:
Alle
Gelegenheit zum Müssiggang ist eine
Gelegenheit zur Sünde. |
|
Basil. in regul. contract. Bes.
Florilegium alterum e Gruteri Florilegii magni
… |
|
|
So spricht auch
Chrysostomus, … Nihil boni facere, hoc ipsum est
malum facere, wer gar nichts
thut, oder nichts
gutes
thut, der thut eben dadurch
böses. Denn des
Menschen Hertz will immerdar etwas vorhaben; ist
der Mensch müssig, so fället er leichtlich in
Sünde.
Müssiggang ist eine Mutter vieler Sünden, und
Verstöhrerin der Tugend. Wie ein Mühlstein, wenn
er nichts zu mahlen hat, so zermalmet er sich
selber; also wenn der Mensch nicht vor hat, so |
|
|
|
{Sp. 669|S. 352} |
|
|
|
machet er ihm selber
Verlust und bringet sich ins
Unglück. |
|
|
|
|
Insonderheit folget auf
Müssiggang |
|
|
|
|
a) |
Indigentia,
Nothdurfft
und
Mangel,
wovon schon vorher gedacht: denn wer müssig ist, immerdar zehret, und
nichts erwirbet, dem muß endlich nothdürfftige Unterhaltung mangeln, |
|
|
Sprüchw. VI, 10, 11. Cap. X, 4 5. |
|
|
|
wer lässig ist, wird müssen zinsen, das ist, er
wird aus
Noth
gedrungen,
Geld
aufzunehmen, |
|
|
Cap. XII, 24, |
|
|
|
wer laß ist in seiner
Arbeit, der ist ein Bruder des, der das Seine umbringet, |
|
|
Cap. XVIII, 9. |
|
|
b) |
Desideria frustranea, vergebliches
Verlangen. Ein Fauler und Müssiger
hoffet wohl auf viel und
begehret
viel, aber er bekommt wenig. Einem Lässigen geräth sein Handeln nicht,
(er hat kein
Glück
in seinem Fürnehmen) |
|
|
Sprüchw. XII, 27. |
|
|
|
der Faule
stirbt
über seinem wünschen, denn seine Hände
wollen nichts thun, |
|
|
Cap. XXI, 25. |
|
|
c) |
Tentatio diabolica, Versuchung des
Teuffels. |
|
|
|
|
|
|
Ein müssiger Mensch thut anders nichts, als daß
er Thür und Thor dem Teuffel aufsperret, daß er mit seinen Versuchungen
kan bey ihm einziehen. Bey müssigen eignen sich die
bösen
Lüste,
daraus folgen grobe
Schande und
Laster.
Satan ist bey Müssigen am geschäfftigsten. Müssiggang ist des Teuffels
Ruhebanck, und eine rechte Grundsuppe aller teuflischen Versuchungen.
Wäre die Eva nicht müssiger weise im Paradieß-Garten herum gegangen,
würde die Schlange mit ihrer Verführung nicht so bald
Raum
bey ihr gefunden haben, |
|
|
1. B. M. III, 1. u.ff. |
|
|
|
wäre David nicht auf dem Dach an
des
Königs
Hause
herum spatzieren gegangen und müssig gewesen, so würde ihm auch die
entblößte Bathseba nicht seyn zu Gesichte gekommen, und der Teuffel
hätte sein Hertz nicht so leichtlich mit feurigen Pfeilen vergifften
können, |
|
|
- 2 Sam. XI, 2.
- Gerhards Schola Piet. …
|
|
Der Müssiggang ist |
|
|
3) |
alles Verderbens
Anfang.
Denn |
|
|
|
|
a) |
wird der gute
Name
verderbet. |
|
|
|
|
|
|
Die Müssiggänger werden verglichen den müssigen
Hengsten, die wohl gefüttert werden, und weil sie nichts thun, allen
Muthwillen treiben, |
|
|
Jer. V, 8. |
|
|
|
Ezechiel vergleichet sie den
faulen Eseln, |
|
|
Cap. XXIII, 20. |
|
|
|
Sirach schätzet sie gleich denen
Steinen, die im Koth liegen, wer sie aufhebet, muß die Hände wieder
wischen, |
|
|
Cap. XXII, 2. |
|
|
|
Hugo bildet sie ab unter der
Gestalt
eines wilden Ochsens ohne Joch. |
|
|
Bes. Hertzog l.c. |
|
|
b) |
Das zeitliche Guth wird verderbet; |
|
|
wovon Salomonis Zeugniß schon oben
angeführet. |
|
|
|
So
redet er auch ferner den müssigen Faulen und faulen Müssigen an: Ja
schlaffe noch ein wenig, schlummere ein wenig, schlage die Hände
ineinander ein wenig, daß du schlaffest, so wird dich das Armuth
übereilen, wie ein Fußgänger, und der Mangel wie ein gewapneter Mann, |
|
|
Cap. VI, 10. 11. |
|
|
|
Der ungerathene
Sohn
hat solches
erfahren, |
|
|
Luc. XV, 23. u.ff. |
|
|
c) |
Des
Leibes Gesundheit wird verderbet. |
|
|
|
|
|
|
Quid est otium, nisi vivi hominis sepultura?
Was ist Müssiggang? ein Grab eines lebendigen Menschen, |
|
|
schreibet Augustinus ad fratres in
Eremo. |
|
|
d) |
Des
Glücks
Wohlstand wird verderbet. |
|
|
|
|
|
|
Müssiggänger müssen offt herunter vom
Amt. Dem
faulen
Knecht, der seinen Centner vergrub, sein Amt nicht
fleissig
verwaltete,
nahm der Herr den Centner, beraubte ihn seines
Dienstes, |
|
|
Matth. XXV, 24. |
|
|
|
Simson ist das müssige Liegen in
Delilä Schooß
übel
bekom- |
|
|
|
|
{Sp. 670} |
|
|
|
|
men, er ward von den Philistern gefangen, |
|
|
B. der Richt. XVI, 19. u.ff. |
|
|
|
David muste auf sein Müssiggehen
hernach ins Elend gehen, |
|
|
2 Sam. XV, 14. u.ff. |
|
|
e) |
Des
Lebens
Nutzbrauch wird verderbet. |
|
|
|
|
|
|
Mancher Müssiggänger geräth in schlimme Händel,
darüber er um sein Leben kommet, da er noch länger hätte leben können,
wenn er seines
Beruffs
gewartet hätte. |
|
|
|
|
|
|
Die Sodomiter, die in guten Frieden,
oder geruhigen Müssiggang lebten, |
|
|
Ezech. XVI, 49. |
|
|
|
sind jämmerlich bey dem Feuer- und Schwefel-Regen
umkommen, |
|
|
1 B. M. XIX, 25. |
|
|
|
Des Leviten müssig lauffendes
Weib
geriethe unter die Schänder und kam darüber um ihr Leben, |
|
|
B. der Richt. XIX. |
|
|
f) |
Der
Seelen
Seligkeit wird verderbet. |
|
|
|
|
|
|
Hölle und Verdammniß ist endlich der Müssiggänger
Lohn,
sie werden hinausgeworffen in die äusserste Finsterniß, da wird seyn
Heulen und Zähnklappen, |
|
|
Mat. XXV, 30. |
|
Sehr wohl hat sonsten von dem
Schaden des
Müssiggangs der sinnreiche Spanier Antonius de
Guevarta geurtheilet, „daß der Müssiggang der
Jugend zu einem Feuer werde, welches sie im
Grund verderbe; denen alten und betagten Leuten
zu einem Wurm, der ihr übriges Vermögen
auszehre; allen und jeden Menschen aber zu einem
Thor, durch welches die Laster, samt denen darauf
folgenden Straffen und Plagen, hauffen weise
einfielen, und dannenhero viel 1000 Menschen in
alles Urtheil und verderben stürtze.„ |
Prüssings Reden zur
Besserung Th. IV. … |
|
Endl. aber ist der Müssiggang in
H. Schrifft
ernstl. verboten. |
|
|
Denn da
Gott der Herr dem Adam
befahl, daß
er im Schweiß seines Angesichts sein Brod essen
solte, |
1 B. M. III, 19. |
|
so hat er damit zugleich den Müssiggang
untersaget. |
|
|
Denn der Schweiß des Angesichts
bedeutet
allerley
Arbeit und Bemühung des
Leibes, wodurch
alle Glieder anfangen zu schwitzen, sonderl. das
Angesicht, an dem es meistens
wahrzunehmen. |
|
|
Ferner stehet unter den Geboten Gottes auch
dieses: Sechs Tage solt du arbeiten etc. etc. |
2 B. M. XX, 19. |
|
Und wenn der Apostel Paul schreibet: So
jemand nicht will arbeiten, der soll auch nicht
essen, |
2 Thes. III, 10. |
|
was gibt er damit anders zu
verstehen, als daß
man den Müssiggang meiden solle? Weil er nach
der alten Ebräer Art bey seinem
studiren, zugleich
mit das Teppichmacher-Handwerck gelernet
hatte, |
Apost. Gesch. XVIII,
3. |
|
als solte ihm dieses sein ausserordentl.
Exempel auch dienen, denen
Christen insgemein
daran zu zeigen, wie sie mit ihren Händen etwas
Gutes schaffen und arbeiten solten, |
Eph. IV, 28. |
|
Gleichwie er ihnen demnach
gegenwärtig bey
seiner Arbeit diese
Regel vorgeleget, und offt
geprediget hatte: wer nicht arbeitet, der soll auch
nicht essen; als berufft er sich in dem angeführten
Spruche darauf, und wiederholets nochmals
schrifftl. damit er auch andere Christen, die seine
Epistel lesen würden, von dem Müssiggang
abmahnen, und zur Arbeit anführen
möchte. |
|
|
Ob er sonst dieses wohlbekannte Sprüchw.
immer im Munde gehabt, als er zu Thessalonich
gewesen, und es ihnen vorgehalten, wenn er
entweder von jemand über seiner Teppich-Arbeit
angetroffen worden, oder einen andern müssig
gehen sehen, wie Drusius
muthmasset, das stellet
man dahin: genug, daß er es hier als eine
nöthige
Christen Regel schrifftl. wiederholet, u. selbige bey
dem Thessal.
gethan haben
will, nachdem ihm zu
Ohren gekommen, wie es an Müssiggäng. bey
ihnen nicht fehle |
|
|
{Sp. 671|S. 353} |
|
|
|
Carpzovs Tugend-Sprüche
... |
|
Gleichergestalt verbietet er den Müssiggang,
wenn er schreibet: Man solle arbeiten und mit
seinen Händen etwas gutes schaffen, |
Eph. IV, 28. |
|
Da denn das
Griechische
Wort
kopiaō bedeutet
mit Mühe arbeiten, und so, daß man auch davon
müde wird. Und lehret also der Apostel, daß ein
Christe sich keine Arbeit solle
verdrüssen lassen, ob
sie gleich mühsam wäre, und ihn sehr müde
machte. Er soll aber arbeiten und schaffen,
eigentlich nach dem Grund-Texte, schaffende oder
würckende mit den Händen, das ist, er soll solche
Arbeit thun und
würcken, die
Nutzen schaffet. |
|
|
Und weil nicht eben alle Arbeit und
Handthierung, obschon etwas damit erworben wird,
allerdings
billig, und
Gott angenehm ist, so stehet
dabey, sie sollen so arbeiten und etwas schaffen,
daß es was
gutes sey, das ist, daß es zu Gottes
Ehren und dem Nächsten zum Nutz gereichet;
womit denn der Apostel verbietet alles
unnöthige
und schädliche arbeiten und schaffen, alles
Brodloses Fürnehmen und
Künste, dadurch weder
Gottes Ehre, noch des Nächsten Bestes befördert
wird; dessen allen soll man sich entschlagen, und
dargegen dem nachdencken, was heilsam und gut
ist, daß man es thue und ausrichte, |
Phil. 4, 8. |
|
und solchergestalt den Müssiggang
meiden. |
Hertzogs Lehr- Tugend- und
Laster-Spiegel, Th. VI ... |
|
Siehe auch Argos, im II
Bande p. 1375. |
|
|
|
|