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Zedler: Müssiggang HIS-Data
5028-22-664-2
Titel: Müssiggang
Quelle: Zedler Universal-Lexicon
Band: 22 Sp. 664
Jahr: 1739
Originaltext: Digitalisat BSB Bd. 22 S. 349
Vorheriger Artikel: Müssiggänger
Folgender Artikel: Müßnacht
Siehe auch:
Hinweise:
  • Allgemeine Bemerkungen zur Textgestaltung siehe Hauptartikel
  • Für die Auflösung der Quellenangaben siehe: Personen, Bibel
  • Transkribierter griechischer Text der Vorlage

  Text Quellenangaben
  Müssiggang.  
  Von diesem Wort macht sich der gemeine Mann einen andern Begriff, als ein Philosophus. Denn insgemein hält man das vor einen Müssiggang, wenn man nichts thut, sondern faullentzet, welches nur etwas und dabey sehr dunckel gesagt ist. Es ist niemand anzutreffen, der gar nichts thun solte, und wenn es auf das thun ankäme, dürffte wohl ein Müssiggänger offt darinnen einen andern übertreffen.  
  So bestehet auch der Müssiggang nicht in dem Thun, das den Menschen leicht und mit Lust ankömmt, massen demjenigen, der Lust zur Arbeit hat, selbige nicht sauer wird. Dem Jacob deuchteten die Jahre, welche er um seine Rahel dienen und arbeiten muste, als wären es eintzele Tage; manchem Müssiggänger hingegen presset sein Müssiggang einen Schweiß aus, wenn er sich z.E. im Ballspielen so sehr abmattet, als ein Tagelöhner; oder halbe Todes-Angst ausstehet, ehe er den Toback vertragen lernet, oder ihm die Zeit lang und verdrießlich wird, wenn er keine Gesellschafft hat, wie er sie wünschet.  
  Man kan auch das Wesen des Müssiggangs nicht in der langen Weile setzen, indem mancher Müssiggänger darüber klagt, daß ihm die Zeit allzu geschwinde weg gieng, und einem Arbeitsamen hingegen  
  {Sp. 665|S. 350}  
  kan die Zeit lang werden. Thomasius in der Ausübung der Sitten-Lehre ...
  Dieser beschreibet deswegen … den Müssiggang auf solche Weise, daß er in dergleichen Thun und Lassen eines Menschen bestehe, in welchem er nichts anders als seine Lust oder Zeit-Vertreib suche, und also weder auf seinen, noch anderer Menschen Nutzen, sondern bloß auf die Lust des gegenwärtigen Genuß sähe.  
  Es kommet allerdings das Hauptwerck, wenn man den Müssiggang erkennen will, darauf an, daß man die Absicht eines Menschen, der entweder was thut, oder nichts thut, prüfet. Wenn ein Haus-Vater auf sein Feld gehet, nach seinen Acker und Arbeitern zu sehen, so gehet er nicht müssig, ob er schon nichts thut; da hingegen ein anderer, der es thut, die Zeit hinzubringen, oder durch die Bewegung den Leib zu einem Schmauß geschickt zu machen, müssig gehet.  
  Es ist nehmlich unter dem Thun und Lassen des Menschen, etliches so beschaffen, daß es ausser der Lust und Zeit-Vertreib gar nichts nutzet. z.E. das Spielen, etliches aber wird von dem Menschen zur Lust gebrauchet, ob es schon auch zum Nutzen und Erhaltung der menschl. Güter kan angewendet werden, z.E. Ballspielen, Fechten u.d.g. welche beyde Arten zum Müssiggang gehören; so fern man nicht auf diesen oder jenen Menschen sein Absehen richtet, sondern nur überhaupt fraget, ob es zum Müssiggang oder Arbeitsamkeit gehöret, indem man solche Dinge in die Classe bringt, dahin man die meisten Exempel bringen kan.  
  Es giebet noch eine Art des menschlichen Thuns und Lassens, da etwas von denen Menschen mehrentheils zur Nutzbarkeit gebraucht wird, ob es schon auch dann und wann zur blosen Lust geschiehet, z.E. Dreschen, Holtzhacken, Drechslen u.s.w. sind zwar ordentliche schlechte Zeit-Vertreibungen für Müssiggänger, doch können sie zur Lust und zum Müssiggang gebraucht werden, z.E. wenn ein Kerl sich in eine Magd verliebt hätte, u. deshalben eine Stunde mit ihr dräsche, daß er Gelegenheit bekäme sie zu seinem Willen zu bereden. Solche Thaten gehören zwar meistentheils zu der Arbeitsamkeit, aber weil sie doch können zum Müssiggang mißbrauchet werden, muß man sehr behutsam gehen, daß man solches Thun nicht bey allen Menschen annehme, als ein Zeichen, daß keine Wollust daselbst vorhanden sey.  
  Diesen Müssiggang kan man in einen groben und subtilen eintheilen. Die ersten beyden Classen des Thuns und Lassens der Müssiggänger gehören zum groben, und die dritte zum subtilen Müssiggang. Und wie unterschiedene Arten und gleichsam Grade des groben Müssiggangs sind; also sind auch viel unterschiedene Grade des subtilen, wie Thomasius im angeführten Ort … mit mehrerem gewiesen.  
  Es ist der Müssiggang ein sehr gefährliches Pflaster. Denn weil die Menschen alsdenn von allen Verrichtungen frey sind, so wird ihnen die Zeit lang. Der Verdruß, den sie daraus empfinden, treibet sie an etwas zu ihrer Belustigung vorzunehmen, sonderlich wenn es ihnen nicht an Geld fehlet. Und daher lernen sie Böses thun, und verfallen auf Fressen, Sauffen, Spielen und andere Uppigkeiten.  
  Man hat längst angemercket, daß die Menschen Böses thun lernen, wenn sie nichts zu thun haben. Wo man des Müs-  
  {Sp. 666}  
  siggangs einmahl gewohnet und nicht mehr zu arbeiten Lust hat, hingegen an Geld Mangel leidet; so leget man sich auf Stehlen und Betrügen. Derowegen soll man den Müssiggang um so viel mehr vermeiden, je mehr Gefahr daraus zu besorgen, und iedermann davon abhalten.  
  Die Neigung zum Müssiggang ist eine Eigenschafft solcher Gemüther, deren herrschende Neigung die Wollust ist, oder deutlicher zu sagen, die Wollust ist es, die den Menschen zum Müssiggang antreibet. Denn ein Wollüstiger unterscheidet das Böse und Gute durch die Unlust und Lust, welche die Sinnen gewehren. Da ihnen nun die Arbeit dergleichen Lust nicht gewehret, sondern vielmehr einige Unlust machet, wenigstens in so weit er dadurch von sinnlicher Lust abgehalten wird, als wenn einer bey angenehmen Wetter studiren soll, da er sich mit einer anmuthigen Gesellschafft auf dem Lande oder in einem Garten vergnügen wolte, so hält er die Arbeit vor schlimm, den Müssiggang für etwas gutes, folgends hat er für jene einen Abscheu, nach diesem eine Begierde.  
  Dieweil aber die drey Haupt-Neigungen, Wollust, Ehr-Geitz, und Geld-Geitz in den Gemüthern der Menschen verschiedentlich gemischet zu seyn pflegen, also, daß offt die herrschende Wollust, mit starcken Ehr- oder Geld-Geitz, mit starcker Wollust temperiret ist, so muß solchen falls nothwendig die Neigung zum Müssiggang mit untermischter Neigung zur Arbeit, und diese hingegen durch jene nach Proportion ziemlich temperiret werden. Denn obschon die Arbeitsamkeit Geld- und Ehrgeitziger Leute aus keiner tugendhafften Begierde Gott und der Welt zu dienen, sondern vielmehr aus Trieb ihrer Neigungen entstehet, so werden doch dadurch die Sinnen nicht gekützelt, und andere haben aus ihren Verrichtungen zufälliger Weise, besonders bey Ehrgeitzigen Personen Nutzen, daß sie also nicht zum Müssiggang kan gerechnet werden.  
  Will man einen Wollüstigen von dem Müssiggange zur Arbeit bringen; der muß vor allen Dingen dessen Wollust dämpffen. Nach diesem kan man einem den Schaden vorstellen, der aus dem Müssiggange erfolget, und zwar auf die Art und Weise, wie ihn einer am besten fühlet: wozu die besondern Umstände Anlaß geben. Das beste Mittel wider dem Müssiggang ist, wenn man einen von Jugend auf zur Arbeit gewöhnet, und dabey den Vortheil, den man von der Arbeit hat: hingegen auch zugleich den Schaden, darein einen der Müssiggang bringet, begreiffen lernet. Und dienet auch absonderlich wider den Müssiggang eine wohlgegründete Begierde, nach dem Ruhme, daß man etwas löbliches verrichtet.  
  Vornehmlich soll ein gemeines Wesen dergestalt eingerichtet seyn, daß wollüstigen Leuten alle Gelegenheit benommen werde, dadurch sie zum Müssiggang könnten verleitet werden, als wodurch sie nicht allein verabsäumen, was sie hätten erwerben können, sondern auch unnöthig verschwenden, was sie hätten erspahren sollen, und dadurch öffters sich und die Ihrigen muthwillig in Armuth setzen.  
  Selbst aber die Müssiggänger, die entweder nichts gelernet haben, oder doch das Brodt mit unnützen und Brodlosen Künsten erwerben wollen, sind aus dem Lande fortzuschaffen, immassen einem Lande nichts mehr schädlich ist, als wenn so viele unnütze  
  {Sp. 667|S. 351}  
  Brodt-Fresser in demselben anzutreffen seynd. Daher sind folgende Regeln heilsam:  
  1) Man soll die unnützen Bettler durchaus nicht dulden;  
  2) welche noch zu einer Arbeit geschickt seyn, soll man in gewisse Häuser verweisen, da sie ihr Brod nicht mit Sünden essen: hat einer Schaden an Füssen, so hat er vielleicht gute Arme, daß er ein Rad drehen kan, usw.;  
  2) Gauckler, Possenspieler und andere dergleichen Leute soll man nicht so sehr aufkommen lassen, denn sie werden gemeiniglich im Alter zu Bettlern, das Volck, das ihnen zusiehet, wird ums Geld gebracht, es versäumet die Arbeit, und hat doppelten Schaden.  
  Deswegen hat Carl der Grosse ein Gesetz ausgehen lassen, daß man den gesunden starcken Bettlern und Landstreichern keine Allmosen solte wiederfahren lassen: insonderheit hat er die unfleissigen im Krieg sehr gescholten, und sie für verzagte ehrlose Leute erkläret, ihnen das Kriegen verboten, und keine Stelle unter den Knechten gegönnet.
  • Walchs philosophisches Lexicon.
  • Wolff von der Menschen Thun und Lassen, … und von dem gesellschafftlichen Leben der Menschen ...
  Daß der Müssiggang unter die Laster gehöre, haben auch die vernünfftigen Heyden erkannt, als welche theils davor gewarnet: Denn der weise Plato, so offt er aus seiner Lection oder Disputation gegangen, hat zu seinen Schülern pflegen zu sagen: Sehet zu, daß ihr euere Zeit nicht mit müssig gehen zubringet, sondern an was ehrliches anwendet; der Müssiggang lehret die Jugend alles böses.  
  Theils haben sie es gescholten; denn der Poet Menander spricht: O Müssiggang, wie viel böses hast du den Sterblichen zugezogen. Hesiodus schreibet: Keine Schande ist es, arbeiten: aber müssig gehen, das ist eine Schande. Bes. Hertzogs Lehr- Tugend- und Laster-Spiegel Th. V ...
  Theils haben sie auch den Müssiggang bestraffet; denn die Gymnosophisten, welchen die Indianer die Jugend anbefohlen, liessen die, so nichts gelernet, sondern müssig gewesen, ungegessen vom Tisch gehen. Die Athenienser stellten die Müssiggänger öffentlich an den Pranger. Poli Fascicul. Histor. tit. Müssiggang.
  In Egypten soll der Gebrauch gewesen seyn, daß jährlich alle Unterthanen von ihren Verrichtungen bey der Obrigkeit Antwort geben müssen; und so jemand befunden worden, der im Müssiggang gelebet, ist er an Leib und Leben bestraffet worden. Titii Theol. Exempel-Buch …
  Denn es ist der Müssiggang wider den Zweck der Schöpffung.  
  Der Mensch ist zum Unglück (zur Arbeit) gebohren, wie die Vögel schweben, empor zu fliegen, Hiob V, 7.
  Ob dirs sauer wird mit deiner Nahrung und Ackerwerck, das laß dich nicht verdrüssen, denn Gott hat es so geschaffen, spricht Sirach, Cap. VII, 16.
  Das ist die Göttliche Ordnung nach dem Fall, Adam und seine Nachkommen solten im Schweiß ihres Angesichts ihr Brodt essen, 1 B. Mose III, 19.
  Es ist der Müssiggang schändlich, weil auch die unvernünfftigen Creaturen nicht müssig sind. Die Sonne hält nicht nur ihren jährlichen Lauf durch die zwölff Himmels-Zeichen; sondern auch ihren täglichen, innerhalb 24 Stunden.  
  {Sp. 668}  
  Sie gehet auf an einem Ende des Himmels, und läufft um, bis wieder an dasselbe Ende, und bleibet nichts vor ihrer Hitze verborgen, Ps. XIX, 7.
  So sind auch Mond und Sterne in steter Würckung.  
  Die Biene ist ein kleines Vögelein, und ist doch so emsig um ihren Stock mit Honig auszufüllen, und giebt die allersüsseste Frucht. Sir. XI, 3.
  Die Ameisen, ein schwach Volck, dennoch schaffen sie im Sommer ihrer Speise, Sprüchw. XXX, 25.
  und werden denen, so den Müssiggang lieben, zu Lehrmeistern vorgestellet, mit diesen Worten: Gehe hin zur Ameisen, du fauler, siehe ihre Weise an, und lerne. Ob sie wohl keinen Fürsten, noch Hauptmann, noch Herrn hat, bereitet sie doch im Sommer ihr Brod, und sammlet ihre Speise in der Erndte, Cap. VI, 6, 7, 8.
  Die Spinne, so verächtlich sie ist, so würcket sie doch mit ihren Händen, Cap. XXX, 28.
  Anderer Geschöpffe zu geschweigen.  
  Der Müssiggang ist auch schädlich. Denn  
 
1) wird dadurch niemand reich werden.
 
 
Salomo schreibet: Wer seinen Acker bauet, wird Brods genug haben, wer aber Müssiggang nachgehet, wird Armuths genug haben,
Sprüchw. XXVIII, 19.
 
auf müssige Hände folgen müssige Zähne,
Amos IV, 6.
 
müssige Mäuler,
Pred. XII, 3,
 
2) ist der Müssiggang aller Laster Anfang.
 
 
Sirach bekräfftigets. Müssiggang lehret viel böses, ist sein Zeugniß,
Cap. XXXIII, 29.
 
Andere lehrens auch.
 
 
Bernhardus nennet den Müssiggang einen Stief-Vater der Tugend, des Teuffels Haupt-Küssen, den Rost eines feinen und ehrlichen Gemüthes, den Lehrmeister aller Bubenstücke und das Unterpfand der höllischen Verdammung.
  • Bernhardus de Consider. …
  • Weihenmeyers Hochzeit-Predigt. …
 
Hieronymus ruffet den Müssiggang aus für eine Mutter aller Laster.
Bes. Hertzog am angeführten Orte ...
 
Basilius Magnus setzet: Alle Gelegenheit zum Müssiggang ist eine Gelegenheit zur Sünde.
Basil. in regul. contract. Bes. Florilegium alterum e Gruteri Florilegii magni
 
So spricht auch Chrysostomus,Nihil boni facere, hoc ipsum est malum facere, wer gar nichts thut, oder nichts gutes thut, der thut eben dadurch böses. Denn des Menschen Hertz will immerdar etwas vorhaben; ist der Mensch müssig, so fället er leichtlich in Sünde. Müssiggang ist eine Mutter vieler Sünden, und Verstöhrerin der Tugend. Wie ein Mühlstein, wenn er nichts zu mahlen hat, so zermalmet er sich selber; also wenn der Mensch nicht vor hat, so
 
  {Sp. 669|S. 352}  
 
machet er ihm selber Verlust und bringet sich ins Unglück.
 
 
Insonderheit folget auf Müssiggang
 
 
 
a) Indigentia, Nothdurfft und Mangel, wovon schon vorher gedacht: denn wer müssig ist, immerdar zehret, und nichts erwirbet, dem muß endlich nothdürfftige Unterhaltung mangeln,
Sprüchw. VI, 10, 11. Cap. X, 4 5.
 
 
  wer lässig ist, wird müssen zinsen, das ist, er wird aus Noth gedrungen, Geld aufzunehmen,
Cap. XII, 24,
 
 
  wer laß ist in seiner Arbeit, der ist ein Bruder des, der das Seine umbringet,
Cap. XVIII, 9.
 
 
b) Desideria frustranea, vergebliches Verlangen. Ein Fauler und Müssiger hoffet wohl auf viel und begehret viel, aber er bekommt wenig. Einem Lässigen geräth sein Handeln nicht, (er hat kein Glück in seinem Fürnehmen)
Sprüchw. XII, 27.
 
 
  der Faule stirbt über seinem wünschen, denn seine Hände wollen nichts thun,
Cap. XXI, 25.
 
 
c) Tentatio diabolica, Versuchung des Teuffels.
 
 
 
  Ein müssiger Mensch thut anders nichts, als daß er Thür und Thor dem Teuffel aufsperret, daß er mit seinen Versuchungen kan bey ihm einziehen. Bey müssigen eignen sich die bösen Lüste, daraus folgen grobe Schande und Laster. Satan ist bey Müssigen am geschäfftigsten. Müssiggang ist des Teuffels Ruhebanck, und eine rechte Grundsuppe aller teuflischen Versuchungen. Wäre die Eva nicht müssiger weise im Paradieß-Garten herum gegangen, würde die Schlange mit ihrer Verführung nicht so bald Raum bey ihr gefunden haben,
1. B. M. III, 1. u.ff.
 
 
  wäre David nicht auf dem Dach an des Königs Hause herum spatzieren gegangen und müssig gewesen, so würde ihm auch die entblößte Bathseba nicht seyn zu Gesichte gekommen, und der Teuffel hätte sein Hertz nicht so leichtlich mit feurigen Pfeilen vergifften können,
  • 2 Sam. XI, 2.
  • Gerhards Schola Piet. …
  Der Müssiggang ist  
 
3) alles Verderbens Anfang. Denn
 
 
 
a) wird der gute Name verderbet.
 
 
 
  Die Müssiggänger werden verglichen den müssigen Hengsten, die wohl gefüttert werden, und weil sie nichts thun, allen Muthwillen treiben,
Jer. V, 8.
 
 
  Ezechiel vergleichet sie den faulen Eseln,
Cap. XXIII, 20.
 
 
  Sirach schätzet sie gleich denen Steinen, die im Koth liegen, wer sie aufhebet, muß die Hände wieder wischen,
Cap. XXII, 2.
 
 
  Hugo bildet sie ab unter der Gestalt eines wilden Ochsens ohne Joch.
Bes. Hertzog l.c.
 
 
b) Das zeitliche Guth wird verderbet;
wovon Salomonis Zeugniß schon oben angeführet.
 
 
  So redet er auch ferner den müssigen Faulen und faulen Müssigen an: Ja schlaffe noch ein wenig, schlummere ein wenig, schlage die Hände ineinander ein wenig, daß du schlaffest, so wird dich das Armuth übereilen, wie ein Fußgänger, und der Mangel wie ein gewapneter Mann,
Cap. VI, 10. 11.
 
 
  Der ungerathene Sohn hat solches erfahren,
Luc. XV, 23. u.ff.
 
 
c) Des Leibes Gesundheit wird verderbet.
 
 
 
  Quid est otium, nisi vivi hominis sepultura? Was ist Müssiggang? ein Grab eines lebendigen Menschen,
schreibet Augustinus ad fratres in Eremo.
 
 
d) Des Glücks Wohlstand wird verderbet.
 
 
 
  Müssiggänger müssen offt herunter vom Amt. Dem faulen Knecht, der seinen Centner vergrub, sein Amt nicht fleissig verwaltete, nahm der Herr den Centner, beraubte ihn seines Dienstes,
Matth. XXV, 24.
 
 
  Simson ist das müssige Liegen in Delilä Schooß übel bekom-
 
  {Sp. 670}  
 
 
  men, er ward von den Philistern gefangen,
B. der Richt. XVI, 19. u.ff.
 
 
  David muste auf sein Müssiggehen hernach ins Elend gehen,
2 Sam. XV, 14. u.ff.
 
 
e) Des Lebens Nutzbrauch wird verderbet.
 
 
 
  Mancher Müssiggänger geräth in schlimme Händel, darüber er um sein Leben kommet, da er noch länger hätte leben können, wenn er seines Beruffs gewartet hätte.
 
 
 
  Die Sodomiter, die in guten Frieden, oder geruhigen Müssiggang lebten,
Ezech. XVI, 49.
 
 
  sind jämmerlich bey dem Feuer- und Schwefel-Regen umkommen,
1 B. M. XIX, 25.
 
 
  Des Leviten müssig lauffendes Weib geriethe unter die Schänder und kam darüber um ihr Leben,
B. der Richt. XIX.
 
 
f) Der Seelen Seligkeit wird verderbet.
 
 
 
  Hölle und Verdammniß ist endlich der Müssiggänger Lohn, sie werden hinausgeworffen in die äusserste Finsterniß, da wird seyn Heulen und Zähnklappen,
Mat. XXV, 30.
  Sehr wohl hat sonsten von dem Schaden des Müssiggangs der sinnreiche Spanier Antonius de Guevarta geurtheilet, „daß der Müssiggang der Jugend zu einem Feuer werde, welches sie im Grund verderbe; denen alten und betagten Leuten zu einem Wurm, der ihr übriges Vermögen auszehre; allen und jeden Menschen aber zu einem Thor, durch welches die Laster, samt denen darauf folgenden Straffen und Plagen, hauffen weise einfielen, und dannenhero viel 1000 Menschen in alles Urtheil und verderben stürtze.„ Prüssings Reden zur Besserung Th. IV. …
  Endl. aber ist der Müssiggang in H. Schrifft ernstl. verboten.  
  Denn da Gott der Herr dem Adam befahl, daß er im Schweiß seines Angesichts sein Brod essen solte, 1 B. M. III, 19.
  so hat er damit zugleich den Müssiggang untersaget.  
  Denn der Schweiß des Angesichts bedeutet allerley Arbeit und Bemühung des Leibes, wodurch alle Glieder anfangen zu schwitzen, sonderl. das Angesicht, an dem es meistens wahrzunehmen.  
  Ferner stehet unter den Geboten Gottes auch dieses: Sechs Tage solt du arbeiten etc. etc. 2 B. M. XX, 19.
  Und wenn der Apostel Paul schreibet: So jemand nicht will arbeiten, der soll auch nicht essen, 2 Thes. III, 10.
  was gibt er damit anders zu verstehen, als daß man den Müssiggang meiden solle? Weil er nach der alten Ebräer Art bey seinem studiren, zugleich mit das Teppichmacher-Handwerck gelernet hatte, Apost. Gesch. XVIII, 3.
  als solte ihm dieses sein ausserordentl. Exempel auch dienen, denen Christen insgemein daran zu zeigen, wie sie mit ihren Händen etwas Gutes schaffen und arbeiten solten, Eph. IV, 28.
  Gleichwie er ihnen demnach gegenwärtig bey seiner Arbeit diese Regel vorgeleget, und offt geprediget hatte: wer nicht arbeitet, der soll auch nicht essen; als berufft er sich in dem angeführten Spruche darauf, und wiederholets nochmals schrifftl. damit er auch andere Christen, die seine Epistel lesen würden, von dem Müssiggang abmahnen, und zur Arbeit anführen möchte.  
  Ob er sonst dieses wohlbekannte Sprüchw. immer im Munde gehabt, als er zu Thessalonich gewesen, und es ihnen vorgehalten, wenn er entweder von jemand über seiner Teppich-Arbeit angetroffen worden, oder einen andern müssig gehen sehen, wie Drusius muthmasset, das stellet man dahin: genug, daß er es hier als eine nöthige Christen Regel schrifftl. wiederholet, u. selbige bey dem Thessal. gethan haben will, nachdem ihm zu Ohren gekommen, wie es an Müssiggäng. bey ihnen nicht fehle  
  {Sp. 671|S. 353}  
  Carpzovs Tugend-Sprüche ...
  Gleichergestalt verbietet er den Müssiggang, wenn er schreibet: Man solle arbeiten und mit seinen Händen etwas gutes schaffen, Eph. IV, 28.
  Da denn das Griechische Wort kopiaō bedeutet mit Mühe arbeiten, und so, daß man auch davon müde wird. Und lehret also der Apostel, daß ein Christe sich keine Arbeit solle verdrüssen lassen, ob sie gleich mühsam wäre, und ihn sehr müde machte. Er soll aber arbeiten und schaffen, eigentlich nach dem Grund-Texte, schaffende oder würckende mit den Händen, das ist, er soll solche Arbeit thun und würcken, die Nutzen schaffet.  
  Und weil nicht eben alle Arbeit und Handthierung, obschon etwas damit erworben wird, allerdings billig, und Gott angenehm ist, so stehet dabey, sie sollen so arbeiten und etwas schaffen, daß es was gutes sey, das ist, daß es zu Gottes Ehren und dem Nächsten zum Nutz gereichet; womit denn der Apostel verbietet alles unnöthige und schädliche arbeiten und schaffen, alles Brodloses Fürnehmen und Künste, dadurch weder Gottes Ehre, noch des Nächsten Bestes befördert wird; dessen allen soll man sich entschlagen, und dargegen dem nachdencken, was heilsam und gut ist, daß man es thue und ausrichte, Phil. 4, 8.
  und solchergestalt den Müssiggang meiden. Hertzogs Lehr- Tugend- und Laster-Spiegel, Th. VI ...
  Siehe auch Argos, im II Bande p. 1375.  
     

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Stand: 30. März 2013 © Hans-Walter Pries