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Tod,
Lat.
Mors,
Frantz.
Mort, ist insgemein und in natürlicher Betrachtung die Endschafft
oder das Aufhören des
Lebens. |
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Insbesondere bey den Thieren heisset der Tod eine gäntzliche Auflösung der Gewercke,
woraus der
Cörper zusammen gesetzet, oder ein Stillstand des Umlauffs des Geblüts und
der Lebens-Säffte. |
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Bey dem
Menschen ist der Tod, nach der gemeinsten
Meynung, ein Abscheiden der
Seele von dem
Leibe, aus
Mangel der Wärme, und der
Bewegung, wenn sie durch zufällige
Ursachen verhindert worden. |
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Es kommen bey dem Tode des Menschen verschiedene Umstände vor, die sowohl nach
den
Gründen der
Vernunfft als der
Heil. Schrifft untersuchet werden können, obschon die
Erkänntniß, die man aus der Schrifft hat, weit vollständiger ist, daraus wir sonderlich die
Ursache und
moralische Beschaffenheit des Todes
erkennen müssen. Einem
Philosophen
gehet hierinnen die
Erfahrung an die Hand, durch die er so wohl wahrnimmt, daß der Tod
bey allen Menschen was gemeines; als auch, worinnen er bestehet, von welchen beyden
Stücken wir zuförderst sonderlich in Ansehung des Menschen handeln wollen. |
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Wir wollen zum voraus durch den Tod überhaupt eine Endschafft des
Lebens
verstehen,
da denn kein
vernünfftiger
Mensch zweiffeln wird, daß derselbige statt habe, und ihm alle
Menschen unterworffen sind. Denn dieses weiß man aus
Erfahrung, und ob man schon nicht
wissen kan, was ins künfftige geschehen dürffte; so hat man doch in Ansehung, daß alle
Menschen, die ehemahls auf der
Welt gewesen,
gestorben, einen sichern
Grund zu glauben,
es werde niemand beständig leben. |
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Aus der
Schrifft wissen wir eine andere und sichere
Ursache davon, daß weil alle
Menschen Sünder, so müssen auch alle
sterben, jedoch mit dem Unterscheide, daß bey den
Gläubigen der natürliche Tod nicht als eine
Straffe anzusehen ist. Doch sind einige gewesen,
welche gemeynet, es dürfften |
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{Sp. 624} |
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eben nicht alle Menschen sterben, und man könnte wohl Mittel wider den Tod aussinnen
und sich unsterblich machen. |
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Pfaffe gedencket in dem gelehrten Schediasmate de morte naturali
… verschiedener,
die solche Einbildung gehabt, darunter insonderheit ein Engelländer Johann Asgill
bekannt,
der in einer Englischen
Schrifft behauptet, daß ein
Mensch des Sterbens gar könne
entübriget seyn, und auch dem
Leibe nach allbereit in diesem
Leben unsterblich werden,
wenn er an Christi, als des Überwinders und Besiegers des Todes heilige Lebens-
Verheissungen sich mit einem Helden Glauben hielte; daß aber gleichwohl die Menschen
alle mit einander stürben, daran wären sie selber Schuld, indem sie keinen starcken Glauben
an Christi Verdienst hätten. |
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Dieses
Buch ist Englisch zu Londen 1699 und in Holländischer Sprache zu Rotterdam
1700, auch in Deutscher 1702 unter dem Titel: Die Unsterblichkeit der Menschen an Leib
und Seele heraus kommen, davon die Deutsche Übersetzung D. Pritius verfertiget, auch
wider diese
Schrifft eine besondere Dissertation
de translatione in vitam aeternam sine
transitu per mortem geschrieben; ausser dem sie noch von andern widerleget worden, als
von Fechten, Quistorpio, Grapio, wie Pfaffe in dem angeführten Orte
p. 24 schon
angemercket. |
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Man legt diese
Meynung auch dem Wilhelm Postellus bey, welcher soll gesaget haben,
wer so weise und gelehrt sey, wie er, der sterbe niemahls, wie Verdier bey dem
Pope-
Blount in censura celebr. … von ihm erzehlet; so aber nur eine hochmüthige Einbildung
gewesen, wenn sich die
Sache so verhält, wie man vorgiebt. |
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Es haben aber schon in den ältesten Zeiten die
Philosophen vom Tode in
Reden und
Schrifften gehandelt, deren
Meynungen hierinne sehr verschieden, theils aber auch
ungegründet und lächerlich sind. Wir glauben unserer
Pflicht gemäß zu handeln, die
verschiedenen Meynungen der alten
Weltweisen, und gantzer
Völcker vorzutragen,
welches¶ |
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die Historische Abhandlung vom Tode¶ |
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ausmachen wird. |
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älteste Philosophen |
Unter den alten
Philosophen haben wohl keine so viel über den Tod philosophirt, als die
Gymnosophisten. Wir beruffen uns auf des Strabo Zeugniß, welcher dieses bekräfftiget, und
ihre
Meynung anführt. Sie haben davor gehalten, schreibt er Lib. XV, |
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„es sey dieses Leben
nicht anders als der Zustand der erst empfangenen Kinder, der Tod aber als die Geburt in
das wahre und glückselige Leben anzusehen.„ |
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Daher haben sich die Gymnosophisten auf vielerley Art zum Tode vorbereitet, und unter
ihren vornehmsten Lehrsätzen war auch dieser, nach des Origines
Philosophum … und
Diogenes Laertius Zeugnisse Prooem. S. VI mit begriffen:
Man muß den Tod verachten.
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Man kan hiervon nachlesen was
Wolff in notis ad philosophumena …
angemercket. |
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Der weise und tugendhaffte Socrates hat ebenfalls, als ein Heyde, sehr
vernünfftig vom
Tode geredet, wenn man anders seinen
Worten
trauen darff. Seine Lehren enthalten unter andern auch diese: |
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„Über den Tod hat man sich nicht
zu entsetzen, denn man mag ihn ansehen, wie man will, |
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{Sp. 625|S. 326} |
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so gehet es einem wohl." |
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Er hat auch gelehret: daß der Tod in der Absonderung des
Leibes von der
Seele
bestehe, welches Plutarch de Plac. Philosoph. … erzehlet. Ob er es aber also verstanden,
wie die
Worte selbst lauten, oder aber durch die Absonderung einer Auflösung der lufftigen
Theilgen, aus welcher die Seele seiner
Meynung nach bestehet, verstanden habe, wie
Olearius über den Stanlejus … muthmasset, dieses lässet sich so gewiß nicht
ausmachen. |
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Seine Nachfolger in der Cyrenäischen Secte, welche ihren
Ursprung dem
Socrates
schuldig ist,
redeten nicht weniger vom Tode. Zu ihren Lehrsätzen muß auch dieser mit
gerechnet werden, welchen sie von der Nichtigkeit dieses
Lebens und der Vortreflichkeit des
Todes vorgetragen haben. Das
menschliche Leben, sagten sie, |
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„ist mit vielen Schmertzen und Kranckheiten des Leibes und Unruhe des Gemüths
umgeben, daß man sich kein recht glückseliges Leben versprechen kan. Es ist demnach
besser den Tod zu erwählen als das Leben." |
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In der Übersetzung lautet der letztere Lehrsatz also: Es ist gleich viel,
sterben oder
leben. Es hat aber Mer. Casaubonus ad Laert. …, wo diese Sätze angeführet werden, sehr
wohl angemerckt, daß dieses der rechte
Verstand nicht sey, und die
Worte im Texte
zerrissen worden. Die gemeine Übersetzung hat dennoch Stanlejus … und
Stolle in der
Historie der Heydnischen Moral … angenommen, welcher letztere den oben angeführten
Lehrsatz folgender massen vorbringt: Das Leben oder den Tod wehlen, stehet in unserm
Belieben. |
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Keiner hat aber wohl vom Tode mit grosserm Nachdrucke jemahls geredet als
Hegesias. Dieser war nicht nur in der
Philosophie sondern auch in der Redner-Kunst
ungemein geübt. Der letztern bedienete er sich insonderheit, das Elend des
menschlichen
Lebens, und die Glückseeligkeit derjenigen, die dasselbe verlohren, auf eine lebendige und
bewegliche Art vorzustellen. Es wurden sehr viele durch diese beweglichen Redner
bewogen, sich, nach des Valerius Maximus … Berichte, das Leben selbst zu nehmen. Er hat
auch von dieser
Materie ein
Buch
geschrieben, dessen
Cicero Tusc. Quaest. … gedencket,
es ward ihm aber vom
König
Ptolomäus das Lehren verboten, weil er
befürchtete, er möchte
durch seine beweglichen Vorstellungen des Todes sein
Land von
Einwohnern
entblössen. |
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Bey dem Plutarchus de consolatione ad Apollon finden wir folgende
Gedancken von
dem Tode: Was ist doch immermehr an dem Tode, das uns so zuwider seyn kan? er ist uns
so nahe verwand; warum kommt er uns denn so gar schmertzhafft vor? ist es wohl
Verwunderungs-werth, wenn eine
Sache zertrennet wird, die von
Natur zertrennlich ist: oder
wenn etwas zerrinnet, verbrennet oder verdirbet, was von Natur so bewand ist, daß es
zerrinnen, verbrennen, und verderben soll? wenn ist wohl der Tod nicht in uns? |
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Heraclius
sagt: |
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„Das Lebende und Tode, daß Wachende und Schlaffende, daß Junge und Alte sey ein
Ding, weil jenes in dieses, und dieses in jenes verwandelt |
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{Sp. 626} |
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werde. Gleichwie der Künstler dem Thone die Gestalt eines Thieres gegeben, und
wieder nehmen, und diesen Wechsel nach Belieben wiederholen kan; also hat auch die
Natur aus einerley
Materie vor diesem unsere Groß-Eltern, hernach unsere Väter und
endlich auch uns hervor gebracht, wird auch immer noch andere hervorbringen. Denn der
Fluß unsers Ursprunges fliesset immer fort, und wird niemahls stille stehen, ingleichen auch
der ihm widrige Fluß unsers Unterganges. |
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Die erste Ursache, so uns das Licht der Sonne zeiget, führet uns also auch in den
finstern Abgrund. Ich finde hiervon ein Gleichniß in der uns umgebenden Lufft, welche
immerfort unmwechselt, und bald Tag bald Nacht, Leben u. Tod, Schlaffen und Wachen
verursachet. Daher wird auch das Leben eine nothwendige Schuld genennet, welche unsere
Vorfahren gemacht und wir bezahlen müssen. Es muß aber solches, wenn der Gläubiger sie
einfordern wird, mit gleichem Gemüthe und ohne Seufzen geschehen." |
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Denn auf solche Weise werden wir unsere Demuth am besten bezeugen, wie
Stolle in
der Historie der Heydnischen Moral … die
Worte in das Teutsche übersetzet hat. |
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Man findet noch andere Exempel von denen, welche den Tod als was geringes
angesehen. Epicurus urtheilte von dem Tode wie Seneca. Er
sagte, der Tod gehe uns nichts
an. Denn was aufgelöset ist, das hat keine
Empfindung, was aber keine Empfindung hat,
geht uns nichts an, wie Diogenes Laertius … berichtet. Solche
Schlüsse liessen sich hören,
wenn die
Seele sterblich wäre, wie sich
Epicurus eingebildet. Allein da die Seele unsterblich,
so kan man nicht sagen, daß nach dem Tode alle Empfindung gantz aufhöre. Wenn wir
erwegen, wie die Seele, indem wir leben, ein Verlangen zum
Leben, und in der Vereinigung
mit dem
Cörper zu leben sich sehne, und ihre Absonderung von demselbigen als ein Übel
ansehe, indem sie darüber eine unangenehme und schmertzhaffte Empfindung habe. |
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Doch sehen wir hier den
Zustand der
Seelen nach dem Tode nicht an, wie er in der
Heiligen Schrifft beschrieben wird. Wie diese den Tod vor nichts
Böses haben halten wollen,
also hat hingegen Aristoteles l. 3. c. 6 ethic. ad Nicomach. gemeinet, der Tod sey das
allerschrecklichste unter allen erschrecklichen
Dingen. Gleichwohl hat er geglaubet, daß
nach demselbigen weder was
böses, noch gutes zu erwarten sey. Cicero
in quaest. Tuscul.
… berichtet von dem Theophrastus, er habe sich sehr über die
Natur beschweret, daß sie
den Hirschen und Raben, welchen doch nichts dran gelegen sey ein so langes; den
Menschen aber, denen es zu nöthig gewesen wäre, ein so kurtzes
Leben
verliehen. Denn
wenn dieser ihr Alter sich fein weit hinaus erstrecket hätte, so würden die
Künste
vollkommen und der Menschen Leben mit aller Lehre seyn
unterrichtet gewesen. Ja er hat
geklaget, daß, nachdem er kaum angefangen, dieses alles zu erkennen, er nun sterben
müsse. Diese Klage legt Seneca de brevitate vitae c. I.
dem Aristoteles bey. |
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Noch andere sollen den Tod als was indifferentes angesehen haben, dahin wir den
Socrates rechnen müssen, welcher |
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{Sp. 627|S. 327} |
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soll gesaget haben: Ich halte den Tod weder vor
böse, noch vor gut, sondern bloß vor
das Ende des
Lebens, wiewohl diejenigen eigentlich auch hieher gehören, von denen wir
vorher gedacht, daß sie aus dem Mangel der
Empfindung nach dem Tode schliessen wollen,
es sey derselbige nichts
böses. Und weil man ihn nicht auch vor was gutes halten kan und
wird, so bleibet er was indifferentes. |
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Tod etwas Böses? |
Sollen wir nach Anleitung dieser jetzt angeführten Sprüche der alten
Weltweisen die
Frage selbst untersuchen, ob der Tod etwas
böses sey? so muß man voraus setzen, daß die
Seele unsterblich sey, und also eine
Empfindung ihrer Trennung von dem
Cörper habe; und
daß sie, da sie noch mit dem
Leibe vereiniget, das
Leben und ihre Vereinigung mit dem
Cörper vor was gutes halte, in dem man sich immer ein langes Leben wünschet, und vor
dem Tode einen Abscheu hat. Aus diesem kan man schliessen, daß man den Tod vor was
böses anzusehen habe, und zwar in Ansehung der Seelen, die nach dem Tode übrig
bleibt. |
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Philosophischer Tod |
Wir müssen noch etwas von dem
Philosophischen Tode anführen, den
Pythagoras und
Plato gelehret haben. Ihr Philosophischer Tod bestunde darinnen, wenn sich das
Gemüthe je
mehr und mehr von dem
Leibe und allen
cörperlichen Dingen loßreisse, und gantz ausser
sich selbst gesetzt,
GOtt betrachte. Es meynt Plato, daß ein
Philosophe nicht wisse, was in
der Stadt geschehe, oder geschehen sey; ja er wisse kaum einmahl den Weg auf den Marckt
oder das Rath-Hauß. Denn sein Leib reise nur allein in der Stadt herum: sein Gemüthe aber,
so dieses alles wenig oder nichts achte, halte sich bloß mit der Betrachtung der Natur aller
Dinge auf, welche Stelle, nebst einer andern aus dem Apulejus, Lipsius
in manuductione ad
Stoic. philosoph. … anführet. |
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Damit man diesen Philosophischen Tod genauer kennen lerne, so ist zu wissen, daß
Pythagoras und Plato dafür hielten, die
Seele sey ein Stücke des Göttlichen Wesens, welche
in den
Leib, als in ein Gefängniß gestecket worden. Von diesen
Banden müsse sie sich
loßreissen und zu dem höchsten Gut gelangen, so die Gleichheit mit
GOtt sey. Pythagoras
nennete die
Philosophie homoiōsin tou Theou, die Gleichheit GOttes, welches auch
Plato
thate, nur mit diesem Unterscheid, daß jener sein Absehen auf eine vollkommene Gleichheit
gehabt zu haben scheinet; dieser aber die
Sache einiger massen eingeschräncket und noch
hinzu gesetzet: kata to dynaton anthrōpō. |
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Diese Gleichheit mit GOtt würde durch den
Philosophischen Tod erlanget, in welchem
Stand man wieder durch verschiedene Mittel kommen müste. Selbige wären die
Erkänntniß
sein selbst, die Reinigung, daß das
Gemüthe von den
bösen Neigungen und
Affecten
gereiniget werde; sie glaubten aber, es käme das
böse von dem
Cörper her, womit die
Seele
durch ihre Vereinigung mit demselbigen angestecket worden; die in sich Kehrung, daß der
Mensch, wenn er sich
selbst erkennet, und das Gemüthe gereiniget, in sich selbst kehre, und
sich zur Betrachtung der
Götter, ja des höch- |
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{Sp. 628} |
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sten
GOttes erhebe, worauf die Betrachtung GOttes selbst folge. |
Man lese hievon des Hierocles
Commentarium in aurea carmina mit. Neodhams Noten, und von
den neuern
- Scheffer de natura et constitutione philosophiae
Italicae …
- Buddeum in analect. hist. philos. …
- Hanschium de Enthusisasmo Platonico …
- Floerkium in commentatione de crimine conjurationis
spirituum …
- Crellen in disp. de similitudine Dei …
- Sonntag disp. de similitudine nostri cum deo
Pythagorico- Platonico.
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Durch solchen Philosophischen Tod kan man leicht soweit kommen, daß man seinem
Verstand abstirbt, und darüber zum Narren wird. |
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