HIS-Data
Home | Suche
Zedler: Topographie HIS-Data
5028-44-1278-7
Titel: Topographie
Quelle: Zedler Universal-Lexicon
Band: 44 Sp. 1278
Jahr: 1745
Originaltext: Digitalisat BSB Bd. 44 S. 652
Vorheriger Artikel: TOPOGRAPHIA
Folgender Artikel: Topographische Land-Charten
Siehe auch:
Hinweise:
  • Allgemeine Bemerkungen zur Textgestaltung siehe Hauptartikel
  • Transkribierter griechischer Text der Vorlage
  • Für die Auflösung der Quellenangaben siehe: Personen

  Text Quellenangaben
  Topographie, Topographia, (von dem Griechischen Worte topos, ein Ort und graphia, Beschreibung) wird die Beschreibung eines Ortes, auch zuweilen gantzer Länder und Crayße mit den darinne befindlichen Örtern, nach ihrer Lage, nach ihrem District und Jurisdiction, genennet.  
  Dahero werden auch diejenigen Land-Charten topographische genennet, welche die Grentzen mit allen darzu gehörigen Dörffern und andern Pertinentz- Stücken eines Ortes deutlich vorstellen. Es müssen aber diese topographischen Charten nach der Geometrie auf das genaueste gezeichnet  
  {Sp. 1279|S. 653}  
  werden, darbey der gröste Fleiß anzuwenden ist, weil aus denselben alle andere Special-Particular- und General-Charten zusammen gesetzet werden.  
  Es giebt zweyerley Arten, wie die Topographie einer Stadt oder einer gantzen kleinen Flur zu verzeichnen. Die erste Art ist diese: Man muß  
 
1) zwey erhabene Örter erwehlen, von welchen man die gantze Flur übersehen kan, und muß mit einer Meß-Kette oder Schrittzehler messen, wie weit dieselben von einander gelegen;
2) Man muß von beyden die merckwürdigsten Örter in der gantzen Gegend aufs Papier tragen;
3) Sollten sich einige Örter finden, welche zu niedrig liegen, daß man sie von den beyden angenommenen Höhen nicht sehen könnte, so muß man zur Nachtzeit daselbst Raqueten aufsteigen lassen, und alsdenn von beyden Örtern nach der Gegend visiren, wo die Raqueten aufsteigen;
4) An dem Orte, der am weitesten nach Abend liegt, observirt man die Länge desselben und an demjenigen, der am weitesten nach Süden liegt, die Breite;
5) Nach diesen ziehet man, wenn alle Örter aufgetragen sind, durch die Grentzen gegen Morgen, Abend, Mittag und Mitternacht gerade Linien, die gerade Winckel mit einander machen, und schreibet zu der Linie gegen Abend die Länge, und zu der Linie gegen Süden die Breite, welche beyderseits observirt worden;
6) Endlich theilet man die untern und obern Linien in so viel Theile, als der District, davon man die Topographie machen will, Meilen lang ist, und die beyden Seiten-Linien in so viel Theile, als derselbe breit ist, und ziehet die respondirenden Puncte zusammen.
 
  Die Städte, Dörffer, Berge,Thäler, Wälder, Seen Mühlen, Brücken, Thäler, Pässe, Moräste, und dergleichen können durch Zeichen bemerckt werden.  
  Die andere Art eine Topographie zu zeichnen, kan folgender maßen vorgenommen werden: Man kann  
 
1) von demjenigen Orte etwa anfangen, welcher am weitesten nach Abend oder Morgen in dieser Gegend liegt, und von dar misset man nach den nächsten Örtern, wie weit dieselben von jenen entfernet; ingleichen bemerckt man mit der Bousole, nach welcher Gegend sie von dem erstern Orte gelegen;
2) Gleichergestalt mißt man von einem Orte zum andern durch die gantze Gegend, und misset wie weit und wohin je der Ort gelegen. Hierauf träget man
3) alle Örter nach ihrer Gegend und Distantz aufs Papier, und verfährt übrigens auf vorgemeldete Art.
 
  Je kleiner also die Gegend ist, desto accurater kan der Abriß derselben verfertiget werden Aus solchen vielen zusammen genommenen Topographien entstehen accurate Special- und aus diesen richtige Particular- aus diesen wiederum richtige Universal-Land-Charten.  
  Unter den Topographien behält des Willhelm Bleau Topographia Belgii, Amsterd. 1697; des Merians Topographie der Städte in Europa; und des Johann Bapt. Nolin, welche seit 1703 heraus gekommen, für andern den Preiß.  
  Dieses ist die erste Art der Topographie, da man nur die Lage und Weite der Örter vorstellet. Die andere Art ist, wenn man von gewissen Örtern eine genaue Beschreibung giebt, als von den Städten, Flecken, Dörf-  
  {Sp. 1280}  
  fern, Klöstern, dergleichen vom Toppius, Zeilern Hundorphius und andern zum Vorschein gekommen. Wir haben auch Topographien von einer eintzigen Stadt insbesondere, dergleichen  
   
  ans Licht gestellet haben. Also hat auch  
 
  • D. David Pfeiffer, D. Tobias Heidenreich, und Schneider eine Topographie von Leipzig;
  • Johann Hundorph von der Haupt-Stadt in Thüringen, Erffurt;
  • Anton Wecke von Dresden;
  • Philipp von Zesen, von der Weltberühmten Stadt Amsterdam;
  • D. Caspar Sagittarius von der Fürstl. Sächs. Residentz-Stadt Gotha;
  • und M. Joh. Christoph Olearius von der Fürstl. Schwartzb. Residentz Arnstadt
 
  heraus gegeben, in welchen Topographien man von allen Merckwürdigkeuen dieser Städte, von ihrer Lage, Grösse, und übrigen Beschaffenheit eine umständliche Nachricht findet, welche alles zu einer rechten Topographie erfordert wird.
  • Wiedeburgs Einleitung zu den Mathematischen Wissenschafften p. 958. u.f.
  • Melissantes Geographie, I Th. p. 3.

HIS-Data 5028-44-1278-7: Zedler: Topographie HIS-Data Home
Stand: 16. September 2016 © Hans-Walter Pries