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Zedler: Uibung des Leibes HIS-Data
5028-48-801-2
Titel: Uibung des Leibes
Quelle: Zedler Universal-Lexicon
Band: 48 Sp. 801
Jahr: 1746
Originaltext: Digitalisat BSB Bd. 48 S. 414
Vorheriger Artikel: Uibung einer guten Ritterschafft
Folgender Artikel: Uibung des öffentlichen Gottesdienstes
Siehe auch:
Hinweise:
  • Allgemeine Bemerkungen zur Textgestaltung siehe Hauptartikel

  Text Quellenangaben
  Uibung des Leibes, Lat. Exercitium corporis, ist eine starcke und willkührliche Bewegung des menschlichen Leibes, die angestellet, wird, entweder die Gesundheit zu erhalten oder sich eine gute Fertigkeit und Beschaffenheit des Leibes zu ver-  
  {Sp. 802}  
  schaffen. Sie ist dreyerley: Indem sie  
  1) entweder von andern Sachen verursachet wird, wie bey dem Reuten, Schiff- und Wagenfahren geschiehet;  
  2) oder von andern Personen und sich selbst erreget wird, z. E. bey dem Fechten und Kämpffen;  
  3) oder von sich alleine kommt, als bey dem Spatzierengehen, Ballschlagen, und welches am besten, bey dem Volanten schlagen.  
  Ihr Nutzen ist auch dreyfach, entweder sich zu erwärmen, oder in Schweiß, oder aus dem Athem zu bringen, welches letztere aber fast zu starck. Joh. Friedrich Bauers Dissertation de usu medico exercitiorum corporis potissimum personis illustribus familiarium, Leipzig 1726.
  Von der Übung des Leibes zur Erhaltung der Gesundheit findet man ein mehrers in dem Artickel: Motion, im XXI Bande, p. 1938. u. ff.  
  In einer zum Theil andern Absicht war die Übung des Leibes sonderlich bey denen Griechen in Gebrauch. Sie schrieben derselben Ursprung dem Mercurio zu, wie denn demselben nebst dem Apollini die Gymnasia, das ist, die Örter, wo solche Übungen geschahen, eigentlich geweyhet waren. Diese Übungen geschahen alle nackend. Der Entzweck derselben war, einen geschickten, starcken und gesunden Leib zu bekommen.  
  Die Egyptier und gar alten Römer achteten diese Kunst gar nicht, aber wohl die Griechen. Doch sind die ersten Gymnasia nicht lange vor die Knaben und Jünglinge aufgerichtet worden. Die Römer hatten vor des Augusti Regierung, auch hernach, noch keine Gymnasia, aber die Leibes-Übungen waren bey ihnen doch im Brauche; denn die Jugend übte sich auf dem Mars-Felde im Wette-Rennen, theils zu Wagen, theils zu Pferde; desgleichen im Ball- Spiel und Ringen, auch im Schwimmen in der Tyber. Zu Zeiten des Kaysers Neronis aber fieng man zu Rom an Gymnasia zu bauen.  
  Die Arten der Leibes-Übungen bey den Griechen waren fünfferley: das  
 
  • Lauffen,
  • Springen,
  • Tellerwerffen,
  • Spießwerffen,
  • und Ringen.
 
  Das Lauffen oder Wettrennen sollen die Elienser aufgebracht haben.  
  Das Springen war dreyfach; in die Höhe, in die Weite und mit wechselweise in die Höhe gezogenen Füssen, wie die Salischen Priester zu tantzen pflegten.  
  Das Ballspiel rechnet Voßius zum Lauffen.  
  Was das Tellerwerffen betrifft, so war der Teller entweder von Ertz, Eisen, Stein oder Holtz, und hatte in der Mitten ein Loch; und kam es mit demselben darauf an; wer ihn am weitesten oder dem Ziel am nächsten werffen konnte, der hatte gewonnen.  
  Das Spießwerffen geschahe theils mit der Hand alleine, theils vermittelst eines an den Spieß fest gemachten Riemens, womit man diesen wieder zurück ziehen konnte.  
  Die vornehmste Übung war das Ringen. Wer einen dreymahl zu Boden geworffen hatte, der bekam den Preiß. Dieser Kampff hieß lucta stataria, der stehende Kampff, es gab aber auch eine andere Gattung, die hieß lucta volutaria, in welcher die Kämpffenden einander auf der Erde umfaßt herum weltzten. Wer nun den andern so unter sich bekam, daß er Herr über ihn blieb, der hieß der Sieger.  
  Wer ausführlichere Nachricht von dieser Kunst der Alten den Leib zu üben lesen will, der lese  
 
  • Hieronymi Mercurialis Libros VI. de Arte Gymnastica,
 
  {Sp. 803|S. 415}  
 
  • Petri Fabri Libros III. Agonistikon,
  • und Joh. Meursii Graeciam Ladibundam. Stollens Histor. der Philosoph. p. 70. u.ff.
 
  Siehe auch den Artickel: Gymnasium, im XI Bande, p. 1512. u. ff.  

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Stand: 23. Oktober 2016 © Hans-Walter Pries