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Zedler: Werck HIS-Data
5028-55-92-5
Titel: Werck
Quelle: Zedler Universal-Lexicon
Band: 55 Sp. 92
Jahr: 1748
Originaltext: Digitalisat BSB Bd. 55 S. 59
Vorheriger Artikel: Werchwitz
Folgender Artikel: Werck, Heede
Siehe auch:
Hinweise:
  • Allgemeine Bemerkungen zur Textgestaltung siehe Hauptartikel
  • Für die Auflösung der Quellenangaben siehe: Bibel, Personen
  • Transkribierter griechischer Text der Vorlage

  Text   Quellenangaben
  Werck, Lat. Opus, heisset ein solches Ding, das durch Jemanden ausser ihm, seine Würcklichkeit erreichet. Siehe hierbey den Artickel: Opus, im XXV Bande, p. 1709.  
  Übrigens haben wir noch die Erklärung einiger Biblischen Sprüche hier mitzunehmen, in welchem das Wort: Werck, vorkommet, als:  
 
1) Jes. XXVIII, 21. wo es heißt: Denn der Herr wird sich aufmachen = = = daß er seyn Werck thue auf eine andere Weise, das ist: GOtt ist zwar zum Wohlthun gar geneigt, und möchte nichts liebers wünschen, denn daß er seinem Volcke viele Gutthaten erzeigen könnte, sintemahl das seyn eigen Werck ist, daß er Gutes erzeige; so wird er doch an diesem seinem eigenen Wercke durch der Menschen Boßheit etlicher massen verhindert, also daß, da er gerne wolte Gutes erzeigen, so muß er strafen, und ein groß Unglück kommen lassen, damit er seines Volcks Halsstarrigkeit und Härtigkeit breche. Und dieses letzte ist nicht seyn eigen Werck. Gleich wie eines Vaters eigen Werck nicht ist, daß er mit der Ruthen, Geissel oder Stecken, hinter den Kindern her sey, sondern daß er viel mehr die Kinder auferziehe, ernähre und erhalte.
 
 
  Und verrichtet doch der himmlische Vater solch sein fremd Werck, mit der Straffe darum, auf das er dadurch zu seinem eigenen Werck wieder gelangen und kommen könne, nemlich daß er den Sündern, wenn sie gedemüthiget worden, und sich bekehret haben, verzeihe, sie mit väterlichen Gnaden wieder ansehe und seelig mache. Denn wenn wir von dem Herrn gerichtet werden, so werden wir von ihm gezüchtiget, auf das wir nicht mit der Welt verdammet werden, 1 Cor. II, Mit diesem Trost sollen sich die Christen aufrichten, wenn sie in Hungers-Noth, Pestilentz oder Krieg gerathen, und es das Ansehen gewinnet, als hätte GOtt seyn väterliches Hertze allerdings von ihnen gewendet.
 
  {Sp. 93|S. 60}  
 
2) Offenb. St. Joh. III, 2, woselbst wir folgende Worte lesen: Sey wacker und stärcke das andere, das sterben will, denn ich habe deine Wercke nicht völlig erfunden vor Gott, welche zwar äusserlich gut scheinen, aber innerlich nichts taugen, sondern nur gestellet und heuchlerisch seyn.
 
 
  Er redet auf menschliche Art, da man etwas eigentlich ansiehet, und genau erforschet und nachsuchet, bis man es so oder so befinde.
Siehe Dan. V, 27. 1 Cor. IV, 2.
 
  Also sagt auch allhier Christus, er habe die Wercke derer zu Sarden genau durchgesuchet, examiniret und gleichsam gewogen, aber nicht völlig erfunden, non plena vel perfecta, nicht vollkommen, sondern falsch und mangelhafft, wie etwan das Geld völlig und gewichtig, oder ungewichtig ist,
  • 1 B. Mos. XXIII, 9.
  • 1 B. der Chronic. XXII, 22.
  • Dan. V, 27.
 
  Es wird aber durch die völligen oder vollkommenen Wercke nicht verstanden eine gäntzliche Vollkommenheit nach allen Stücken und Arten, wie es die Schärffe des göttlichen Gesetzes erfordert; denn solche Vollkommenheit ist bey keinen Gläubigen in dieser Welt zu finden, weil wir alle fehlen mannigfaltiglich,
Jac. III, 2,
 
  für GOtt ist niemand unschuldig,
2 B. Mos. XXXIV, 7.
 
  und kein Lebendiger gerecht,
  • Ps. CXLIII,
  • 2. Hohel. Salom. VII, 21.
 
  Es ist hier noch nichts vollkommen, sondern nur Stückwerck,
1 Cor. XIII, 9. 10;
 
  die Gläubigen haben nur des Geistes Erstlinge
Röm. VIII, 23:
 
  Daher straft Christus die zu Sarden, nicht, daß sie nicht gäntzlich vollkommen und ohn alle Sünde seyn; sondern es wird verstanden eine nur angefangene und unvollkommene Vollkommenheit, wie Hieronymus und Bernhard reden; welche Vollkommenheit entgegen gesetzet werde der Heucheley und Gottlosigkeit der Unwiedergebohrnen. Dannenhero ein vollkommener Mensch oder ein vollkommen Hertz offtermahls in der Schrifft heißet ein aufrichtig und recht schaffen Hertz, welches GOtt den Herrn dienet lauter, ohne Heucheley und Falschheit,
  • 1 B. Könige XX, 3. c. II, 4. c. XV, 4.
  • 2 B. Chronick. XV, 17. c. XVI, 9. c. XIX, 9.
 
  Und also werden durch die völligen oder vollkommenen Wercke eines wahren Christen verstanden die guten und rechtschaffenen Wercke, welche ohne Betrug und Heucheley geschehen, die nicht gestellet, sondern ungefärbt und aufrichtig sind; die da herkommen von reinem Hertzen, von gutem Gewissen und von ungefärbtem Glauben,
1 Tim. I, 5,
 
  und geschehen nach Gottes Befehl und Willen, nicht zu eigener, sondern GOttes Ehre, und zu des Nächsten Erbauung. Gleich wie auch die Freude der Gläubigen in dieser Welt heißet eine völlige oder vollkommene Freude,
  • Joh. XV, 24. c. XVII, 13.
  • 1 Joh. I, 4,
 
  nicht, als ob sie allerdings vollkommen sey, sondern weil es eine wahrhafftige und rechtschaffene, nicht eine betrügliche Welt-Freude ist.
 
 
  Will demnach Christus so viel sagen: Deine Wercke sind nicht rechtschaffene, sondern falsch und geschmincket. Du siehest aus als ein fruchtbarer Baum, aber du hast nur Blätter und trägest keine Früchte. Du bist aufgeblasen vom Winde eiteler Einbildung, aber inwendig leer von Glauben und Liebe ohne Kern, Krafft, Safft. Von aussen scheinest du für den Menschen fromm;
 
  {Sp. 94}  
 
  aber inwendig bist du voller Heucheley und Untugend, gleich den übertünchten Gräbern,
Matth. XXIII, 27.
 
3) Apost. Gesch. XIV, 13. wo es heisset: Seelig sind die Todten, die in dem Herrn sterben. Ja der Geist spricht, daß die ruhen von ihrer Arbeit, denn ihre Wercke folgen ihnen nach, nicht die gemeinen Wercke, die in das natürliche Leben, oder zu dem Bürgerstand gehören, als Essen, Trinken, Bauen, Pflantzen, Kauffen etc. nein, sie bleiben zurücke: sondern gute Christen-Wercke, als das vornehmste ergon oder Werck Gottes ist,
 
 
  daß sie glauben,
Joh. VI, 29.
 
  daß sie hernach in solchem Glauben, darreichen Tugend etc.
  • 2 Petr. I, 5.
  • Philip. IV, 8.
 
  und also sich selbst verläugnen,
Matth. XVI, 24.
 
  das Fleisch creutzigen,
Gal. V, 24.
 
  und also befleißigen sie sich der Wercke des Lichts, derer die keinen Scheu tragen dürfen, denn sie sind in Gott gethan,
Joh. III, 21.
 
  sie lassen ohn Unterlaß ihr Licht leuchten für den Leuten,
Matth. V, 16.
 
  sie sind voll guter Wercke und Almosen, wie Tabea
Apost. Gesch. IX, 36.
 
  sie salben Jesum in seinen Gliedmasen, damit auch von solchem guten Wercke, daß sie Christo angethan haben, möge, wo nicht von Menschen, doch von Engeln geredet werden,
Matth. XXVI, 10. c. XIII, 24.
 
  Solche ihre Wercke folgen ihnen nach. Wie ein Königl. Printz seine Leib-Diener und Nachtreter hat, die ihn in das Königliche Zimmer oder Pallast, von dem er wegen langwieriger Reise abwesend gewesen, begleiten, oder ihm nachfolgen; eben so gehet es auch mit denen Christen, die sind auch hier auf Erden ausser ihren Vaterlande herum geschweifet; wenn die zum himmlischen Pallast in ihrer Sterbe-Stunde gelangen, so gehen sie dahin ein, nicht darum, daß sie viel Diener, oder nachfolgende Wercke nach sich haben, sondern darum, daß sie Königliche Kinder sind:
 
 
  sintemahl wir sind Gottes Kinder, durch den Glauben,
Joh. I, 12.
 
  sind wir aber Kinder so sind wir auch Erben,
Röm. VIII, 17.
 
  Denn das muß und soll wahr bleiben in Ewigkeit, daß wir aus Gnaden selig werden durch den Glauben etc.
Eph. II, 8.
 
  und also ists nicht aus Verdienst der Wercke etc.
Röm. XI, 6.
 
  unterdessen bleibet aber auch dieses wahr, daß denen, die aus Gnaden ohn alle ihre Wercke als Kinder im Himmel eingehen, dennoch auch ihre Wercke nachfolgen; was sie gutes hier gethan haben, das wird nicht vergessen. Denn GOtt ist nicht ungerecht, daß er vergesse etc.
Ebr. VI, 10.
 
  eure Arbeit ist nicht vergeblich in dem Herrn,
  • 1 Cor. XV, 58.
  • Sir. XVII, 18.
  • 1 Cor. III, 13.
  • Röm. II, 6. 7.
  • Matth. X, 42. c. V, 12.
  • Ebr. XI, 26.
  • Gal. VI, 7.
 
  sie sollen der ausgestandenen Mühe reichlich und unaufhörlich wiederum geniessen und ergötzet werden, sie sollen dafür aus lauter Gnaden ewige Lust, Ehre, Friede und alles Vergnügen Leibes und der Seelen tragen. Ja nach etlicher Gedancken könnte man auch wohl so sagen, daß ihre Wercke ihnen nachfolgeten, das ist, wie sie ihre Verrichtung gewesen ist, daß ihre Seele den Herrn erhoben und etc.
Luc. I, 46.
 
  wie sie hier mit David ihre Seele lassen den Herrn loben, und was etc.
Ps. CIII, 2.
 
  eben also wird auch dergleichen Freuden-Werck ihnen nachfolgen, oder es wird dort von ihnen fortgesetzet wer-
 
  {Sp. 95|S. 61}  
 
  den in jenem Freuden-Leben, da sie mit den Engeln werden eine vollständige Music machen; das Heilig, Heilig, Heilig! ohne Unterlaß mit Freuden anstimmen, und also unverrückt auch nach dem Tode in ihrem Lobe fortfahren.
Apost. Gesch. VII, 9. 15.
 
  Allein, ob dieses zwar an sich selbst die Wahrheit, so wird doch kaum der eigentliche Wort-Verstand dieses Textes dahin zielen.
Geiers Leich-Pred. P. I. p. 213.
     

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Stand: 12. Juli 2013 © Hans-Walter Pries