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Zedler: Wirthschafft [10] HIS-Data
5028-57-1130-5-10
Titel: Wirthschafft [10]
Quelle: Zedler Universal-Lexicon
Band: 57 Sp. 1174
Jahr: 1748
Originaltext: Digitalisat BSB Bd. 57 S. 600
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Hinweise:
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II. Insonderheit muß man lernen: (Forts.)
 
Bet Special-Wirthschafft (Forts.)
 
II Privat-Wirthschafft (Forts.)
 
A Nach verschiedenen Ständen und Personen (Forts.)
* Land-Wirthschafft (Forts.)
 
I Haupt-Geschäffte der Land-Wirthschafft (Forts.)
 
  Nachdem nun der Erden-Bau der Land-
  {Sp. 1175|S. 601}
 
  Wirthschafft über und unter der Erden abgehandelt ist, so folget
 
 
Bet Die Vieh-Nahrung, die es mit allerhand belebten Thieren, und dem von denenselben zu erlangenden Nutzen, oder der Hülffe in der Arbeit, oder dem Vergnügen, zu thun hat. Dazu gehört denn:
 
A. Die eigentliche Viehzucht. Und also
 
Aleph Die Wirthschafft mit dem zahmen Haus-Viehe, welche aber verschieden ist, nemlich:
 
I Die Wirthschafft mit dem vierfüßigen Haupt- und Neben-Nutzungs- und Arbeits-Viehe. Da denn also zu betrachten:
 
α Die Sache, nemlich die Thiere überhaupt. Insonderheit aber
 
a Die Pferde, nach ihrer verschiedenen Natur, Farbe, Vaterlande, Race, Schönheit, und derselben Requisitis, Mängeln und Kranckheiten, ihrem Alter und dessen Zeichen, ihrem Geschlechte, und nach dem Unterschiede ihres Gebrauches, oder ihrer Dienste;
b Das Rind-Vieh, nach ihrem Geschlechts-Unterschiede, Kühen und Ochsen, ihrer Farbe, Vaterlande, Schönheit und Güte, Veränderung des Zustandes, ihres Geschlechts, ihren Mängeln, Kranckheiten, ihrem Alter, und ihren Gebrauche so wohl, als ihrem Nutzen.
c Das Schaaf-Vieh, nach dem Unterschiede ihres Geschlechts, oder der Veränderung des Zustandes desselben, ihres Alters, ihrer Nutzung, ihrer Farbe, ihres Vaterlandes, ihrer Grösse, Gestalt und Schönheit, ihrer Mängel und Kranckheiten.
d Ziegen- und Geiß-Vieh etc.
e Schweine-Vieh, nach alle diesem Unterschiede.
f Einiges Neben-Vieh, als Hauß- Schäfer- Hirten-Hunde, Katzen, Caninichen.
β Der Zweck und Nutzen dieses Viehes,
 
1 überhaupt, und
2 insbesondere, von Pferden, Kühen, Ochsen, geschnittenen Rindern, Kälbern, Schaafen, Hämmeln, Stöhren, Ziegen, Böcken, Schweinen, Hunden, Katzen, Caninichen, so wohl was den nächsten, als den entferneten, den wesentlichen und zufälligen Nutzen, wie er z.E. in Arbeit, Bequemlichkeit, Milch, Butter, Käse, Quarck, Fleisch, Blut, Fett, Haut, Haare, Wolle, Horn, in der Ergötzung, Wache, Beschützung wider andere Thiere bestehet, ist alles zu erklären.
γ Die Geschäffte damit;
 
I An sich,
 
α überhaupt,
β insonderheit.
 
A Die Geschäffte zu erlangen,
 
α das Vieh:
 
a Die allgemeinen Geschäffte;
  {Sp. 176 [richtig: 1176]}
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
1 Die Überlegung, welche Art sich schicket, nach Unterschied der Gegenden, Wirthschafft, Absicht und Weide;
2 Der Einkauff, mit allen seinen Cautelen, auf Märckten, in Ställen, in aus- und inländischen Gegenden; Mit denen Gütern, wo von der Vieh-Taxe, und dem Kauff-Anschlage derselben;
3 Zu- und Nach-Zucht.
b Die besondern Geschäffte bey Pferden, wo die Stuttereyen zu erklären sind, bey Rind-Vieh, bey Schaaffen etc.
β Die Vieh-Nutzung, dazu gehören:
 
1 Alle Erhaltungs- und Anwendungs-Geschäffte, so wegen des Viehes geschehen; Zugleich
2 Hiernächst die Besorgung guter Trifft, Weide und Futters;
3 Die übrige Wartung, so unterschieden ist, nach dem Alter, dem Zustande, der Arbeit, der intendirten Nutzung, Jahres-Zeit, der Gewohnheit des Viehes, ausser und in dem Hause, bey und nach der Arbeit, des Tages, des Nachtes, bey und nach dem Futter, in Ansehung des innerlichen und äusserlichen, in und ausser dem Stalle, in der Brunst, in dem Tragen, indem Werffen, indem Saugen etc.
B Die Geschäffte, das Vieh und den Nutzen in Acht zu nehmen. Dahin gehöret das Vieh-Inventarium, die Vieh-Rechnungen, an Naturalien und Geld, bey Stuttereyen, großen Ställen, Vieh-Höfen, grossen Schäfereyen, ferner die Hut in grossen Heerden, eintzelnen Stücken, die verschiedene Stallung, die haußwirthliche Visitation, die Bewahrung vor Feinden, unter denen Thieren, vor Diebereyen, vor Kranckheiten und Seuchen, wobey die gantze Vieh-Artzney-Kunst, und des Feld-Meisters Verrichtungen dabey, sonderlich aber diese besondere Land-Wirthschafft, nemlich eine Meisterey, zu betrachten vorkommt. Ja hieher gehöret alles, was ein Wirth von Vieh-Ärtzten, Schmieden, Hirten, Schweinschneidern etc. wissen muß.
c Die Geschäffte zu der Anwendung, wo sonderlich auch der Vieh-Pacht und Anschlag vorkommt, und die meisten Neben-Geschäffte, als Schlachten, Melcken, alle Milch-Geschäffte, Buttern, Käse-Machen, Kochen, Würst-Machen, Räuchern etc. zu beschreiben sind.
II Die Werckzeuge zu diesen Geschäfften, wo von verschiedenen Ställen, und zu der Viehzucht gehörigen Geräthe, zu handeln ist.
III Die beschäfftigten Personen. Da denn einiges
 
1 überhaupt in denen Wirthschafften dem weiblichen, einiges dem männlichen Geschlechte sonderlich anvertrauet wird.
2 Insonderheit aber,
 
a bey denen Pferden ein guter Stall-Meister,
  {Sp. 1177|S. 602}
 
 
 
 
 
 
 
 
 
  Bereiter, Futter-Marschall, Reit-Stall- und Pferde-Knecht,
b bey dem Rind-Viehe eine gute Hof-Meisterin, Käse-Mutter, Vieh-Magd, Küh-Hirte,
c bey denen Schaafen ein guter und schlimmer Schäffer, und zwar nach Unterschied, zu betrachten ist.
II Die Wirthschafft mit dem Hauß-Geflügel, und nützlichen Gewürm, nemlich Hünern, Trut-Hünern, Gänsen, Schwanen, Enten, Tauben, Bienen, Seiden-Würmern, Spinnen, ihrer Natur und Unterschied, ihrem Zweck und Nutzen, sammt denen Geschäfften der Erlangung, Bewahrung und Anwendung.
III Die Wirthschafft mit der zahmen Teich- sonderlich Karpffen- Carauschen- und Hecht-Fischerey, dem verschiedenen Brut-Streck- und Wachs-Teich-Bau, die Arten der Fischerey, und alle Geschäffte dabey, sind ebenfalls, nach schon offt gedachtem Zusammenhange eines gantzen Geschäffts, nemlich
 
a) des Objects,
b) des Nutzens,
c) der Geschäffte,
d) Werckzeuge, und
e) beschäfftigen Personen,
  umständlich zu erklären.
Bet Die Wirthschafft mit denen wilden Thieren. Da denn
 
A überhaupt alle fremde und einheimische bekannte wilden Thiere allhier bekannt zu machen, ja alles Ungeziefer und Gewürm anzugeben, und zu betrachten ist.
B Insonderheit aber sind unsere Jagd-Geschäffte, nach der Kunst- und Wirthschafft, mit der gantzen Jäger-Sprache, sehr umständlich zu erklären. Und also ist zu handeln:
 
Von der Jagd und ihrem Unterschiede überhaupt;
†† Von der Jagd verschiedener Thiere.
  Insbesondere aber ist vorzustellen:
 
I Die Jagd-Kunst und Wirtschaft mit denen vierfüßigen Thieren, welche
 
a) nach ihrem Objecte, nemlich einer Wild-Bahn, und dem verschiedenen Wilde selbst, als welches gar mancherley eingetheilet wird,
b) nach dem so wohl eigenen und nächsten, als entferneten und gemeinen Zweck und Nutzen, nemlich allerhand Wildpret, lebendiges und erlegtes, frisches und eingeschlagenes, Stangen, Fell, Bälge, Häute, Wolle etc. ingleichen allerhand andere Waaren,
c) nach ihren Erlangungs- Bewahrungs- oder Erhaltungs- und Anwendungs-Geschäfften, wo alle Jagd-Geschäffte zu erklären,
d) nach denen lebendigen Hülffs-Mitteln, nemlich Hunden, Falcken, Pferden, und Werckzeugen, oder nach dem Jagd-Zeuge, endlich aber
e) nach ihren beschäfftigen vielerley Personen, hohen und niedern Bedienten und Jägern, wie auch andern Neben-Personen, sehr umständlich zu beschreiben, ja nicht nur unsere Deutschen Jagd-Thiere,
  {Sp. 1178}
 
 
 
 
 
 
 
  sondern auch ausländische, und fremde, zu berühren sind.
II Die Jagd-Kunst und Wirthschafft mit dem Vogel-Fange, ist gleichfalls sehr weitläufftig nach diesem Schlage auszuhandeln.
III Die Wirthschafft mit der wilden Fischerey, so wohl der eigentlichen bey uns vorkommenden Strohm- Fluß- und Bach-Fischerey, als der See-Fischerey, ist, nach offt gedachtem Zusammenhange, vorzustellen, ja auch die Perlen- und Corallen-Fischerey, zu berühren.
II Auf die Neben-Geschäffte der Land-Wirthschafft, und zwar
 
a Derer, welche mit denen Haupt-Geschäfften unumgänglich verknüpffet, folglich der Land-Wirthschafft eigen sind,
b Derer, die sie mit der Stadt-Wirthschafft gemein hat, theils
 
α Als besondere Land-Gewerbe, dahin
 
1 Land-Schulen,
2 Land-Handwercker,
3 Land-Handel,
4 Land-Brauerey,
5 Land-Mühlen-Wercke,
6 Land-Wirths-Häuser und Schencken,
  gehören; Theils
β Als wirthschafftliche Verrichtungen in dem Hause besonders vorkommen, nemlich:
 
a) Waschen, Treugen, Rollen, Platten,
b) Backen,
c) Nähen und Flicken,
d) Stricken,
e) Spinnen,
f) Bleichen,
g) Kochen,
h) Kehren,
i) Scheuren,
k) Schlaffen, Wachen,
l) Essen, Trincken, Ruhen,
m) die Kinder-Wartung und Zucht,
n) die Gesinde-Zucht und Aufsicht,
o) das Bauen und Knistern,
p) vor Tagelohn allerhand Arbeit verrichten,
q) Reiten, Gehen, Fahren,
r) Erben,
s) Heyrathen etc.

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Stand: 12. Juli 2013 © Hans-Walter Pries