HIS-Data
Home | Suche
Zedler: Wissenschafften [9] HIS-Data
5028-57-1399-1-09
Titel: Wissenschafften [9]
Quelle: Zedler Universal-Lexicon
Band: 57 Sp. 1464
Jahr: 1748
Originaltext: Digitalisat BSB Bd. 57 S. 745
Vorheriger Artikel: Wissenschafften [8]
Folgender Artikel: Wissenschafften [10]
Hinweise:
  • Allgemeine Bemerkungen zur Textgestaltung siehe Hauptartikel
  • Für die Auflösung der Quellenangaben siehe: Personen
  • : Absatz in der Vorlage vorhanden

vorhergehender Text  Teil 8 Artikelübersicht Teil 10  Fortsetzung

Übersicht
Aufnehmen und Wachsthum derer Wissenschafften von Zeit zu Zeit.
  1) Vor der Sündfluth.
  2) Zur Zeit der Ertz-Väter nach der Sündfluth.
  3) Zur Zeit derer Heerführer und Richter.
  4) Zur Zeit der Könige des Volckes GOttes.
  5) Zur Zeit der Fürsten und Hohenpriester.
  6) Zur Zeit der Maccabäer.
  7) Zur Zeit der Herodianer.
  8. Nach Christi Geburt:
 
  Im I Jahrhunderte.
  Im II Jahrhunderte.
  Im III Jahrhunderte:
  Im IV Jahrhunderte.

  Text   Quellenangaben und Anmerkungen
  Aufnehmen und Wachsthum derer Wissenschafften von Zeit zu Zeit.  
  {Sp. 1465|S. 746}  
  Wir wollen nunmehro das Aufnehmen und den Wachsthum derer Wissenschafften vom Anfange der Welt bis auf jetzige Zeiten gantz kürtzlich entwerffen:  
     
  1) Vor der Sündfluth.  
  Daß die Ertz-Väter vor der Sündfluth nicht eine gute Erkenntniß natürlicher Dinge gehabt, ist kein Zweifel; das aber würde ungereimt seyn, wenn man ihnen eine Gelahrheit nach heutigem Begriffe beylegen wolte. Folglich gehöret es unter die müßigen Gedancken einiger Liebhaber der Alterthümer, was von Adams hinterlassenen 15 Büchern, von Seths Astronomischen Säulen, und von Noäh Chymischer Kunst vorgegeben wird.  
     
  2) Zur Zeit der Ertz-Väter nach der Sündfluth.  
  Unter die weisen Männer dieser Zeit werden billig  
 
  • Abraham, Isaac, Jacob, Joseph und Hiob;
  • bey denen Heyden aber der Egyptische Mercurius, und der Chaldäische Zoroaster
 
  gezehlet.  
     
  3) Zur Zeit derer Heerführer und Richter.  
  Dieser Zeit-Begriff fänget sich an vom Jahre der Welt 2513 oder vom Ausgange der Kinder Israel aus Egypten, und gehet bis auf die Aufrichtung des Königreichs oder auf das Jahr der Welt 2909. Um solche Zeit kan die Gelahrheit  
 
I) Bey dem Volcke GOttes, vieler Hindernisse wegen, nicht sonderlich gewesen seyn; doch sind einige Biblische Bücher zu mercken:
 
1) die fünf Bücher Mosis, so er kurtz vor seinem Tode zu Ende gebracht: Ob aber Moses die Chymische Kunst verstanden, wie man aus 2 Mos. 32, 20, erweisen will, überlassen wir andern zum Ausspruche;
2) das Buch Josua;
3) das Buch der Richter, welches Samuel soll geschrieben haben; und
4) die Bücher Samuelis; es kan aber Samuel nicht mehr als die ersten 20 Capitel des ersten Buchs geschrieben haben.
II) Unter den Heyden waren berühmt:
 
1) Sanchoniathon, ein Phönicischer Scribent;
2) Cadmus, dem die Griechen ihre Gelehrsamkeit zuschreiben;
3) Orpheus, ein Philosoph in Thracien;
4) Linus und Musäus, Griechische Poeten; und
5) Chiron und Aesculapius, zwey berühmte Ärtzte.
 
     
  4) Zur Zeit der Könige des Volckes GOttes.  
  Dieser Zeit-Begriff gehet vom Jahr der Welt 2909, oder vom Anfange des Königreichs, bis auf das Ende der Babylonischen Gefangenschafft oder auf das Jahr der Welt 3468. Unter die Gelehrten und weisen Männer dieser Zeit werden billig gezehlet  
 
I) Bey denen Juden:
 
1) David,
2) Salomo, von dessen grosser Weisheit sehe man 1 Kön. 4, 29-34.
3) Daniel, u.a.m.
II) Bey denen Heyden:
 
1) Homer,
2) Hesiodus,
3) Aesop.
  Die Nahmen derer sieben Weisen begreiffet folgendes Distichon:
  Cum Solone Thales, Periander cum Cleobulo,
Junguntur Chilo, Pittacus atque Bias.
 
  {Sp. 1466}  
 
III) Sonst machen auch die Egyptier, Chaldäer und Sabäer mit ihrer Weisheit ein großes Aufsehen.
IV) Die Sibyllen mit ihren vermeynten Weissagungen gehören auch in diese Zeit.
 
     
  5) Zur Zeit der Fürsten und Hohenpriester.  
  Solcher Zeit-Begriff enthält die Zeit vom Jahr der Welt 3468, oder vom Ende der Babylonischen Gefangenschafft, bis auf die Maccabäer, oder auf das Jahr 3840. In diese Zeit gehöret  
 
I) Bey denen Juden: die große Synagoge, wie auch einige Biblische Schrifften:
 
1) die Bücher derer Könige,
2) der Chronick,
3) das Buch Esrä, siehe Esr. 7, 6, 11,
4) Nehemiä,
5) Esther,
6) das Buch Syrachs.
  So wurde auch die berühmte Ubersetzung derer siebentzig Dolmetscher verfertiget.
II) Bey denen Heyden haben floriret:
 
  • Pythagoras,
  • Anaxagoras,
  • Socrates,
  • Herodotus,
  • Isocrates,
  • Thucydides,
  • Lysias,
  • Hippocrates,
  • Xenophon,
  • Plato,
  • Aristoteles,
  • Diogenes,
  • Demosthenes,
  • Euclides,
  • Zeno Cittiäus,
  • Archimedes,
  • Polybius,
  • Diodorus Siculus,
  • Epicurus,
  • Plautus und
  • Terentius.
 
     
  6) Zur Zeit der Maccabäer.  
  Dieser Zeit-Begriff fänget sich an vom Jahr der Welt 3840 oder von Juda, dem Maccabäer, und gehet bis auf Herodem, den Grossen, oder auf das Jahr der Welt 3964. Zu dieser Zeit werden gerechnet  
 
I) Bey den Jüden:
 
1) die Schrifftgelehrten, Matth. 23, 2;
2) die vielen Synagogen;
3) einige Biblische Schrifften, als das Buch der Weisheit, und die Bücher der Maccabäer.
II) Bey den Heyden, sonderlich den Griechen, kamen folgende Secten nun erst recht in Flor:
 
1) die Platonische, woraus drey Academien entstanden;
2) die Peripatetische, deren Haupt Aristoteles war;
3) die Stoische, deren Stiffter war Zeno Cittiäus;
4) die Epicurische, so in 237 Jahre gedauret; und
5) die Sceptische, deren Urheber Pyrrho gewesen.
III) Bey den Römern kamen die Studien sehr empor, immaßen sie sich auf die Philosophie, Poesie und Historie, sonderlich aber auf die Beredsamkeit und Rechtsgelahrheit mit grossem Fleisse legten.
 
     
  7) Zur Zeit der Herodianer.  
  Dieser Zeit-Begriff fänget sich an vom Herode, dem Großen, oder vom Jahre der Welt 3964, und gehet bis auf die zweyte Zerstörung der Stadt Jerusalem; läufft also in die ersten 70 Jahre nach Christi Geburt hinein. Um diese Zeit kamen die Studien in einen ungemeinen Flor, wie denn  
 
I) Bey den Jüden viele hohe Schulen angeleget worden, deren zu Jerusalem über 300 sollen gewesen seyn. Sonderlich haben sich hervorgethan:
 
1) der ältere Hillel, und seine beyden Discipul;
2) R. Schammai, und
3) R. Jonathan, welcher die fünff Bücher Mosis und die Propheten ins Chaldäische übersetzet hat.
II) Bey den Römern sind vor andern berühmt:
 
1) die Poeten:
 
  • Lucretius,
  • Catullus,
  • Tibullus,
  • Propertius,
  • Virgilius Maro,
   
  {Sp. 1467|S. 747}
   
 
  • Q. Horatius Flaccus,
  • und P. Ovidius;
2) die Geschichtschreiber:
 
  • C. Sallustius Crispus,
  • C. Julius Cäsar,
  • Cornelius Nepos,
  • Aulus Hirtius,
  • und T. Livius Patavinus;
3) der grosse Redner M. Tullius Cicero; und
4) der grosse Römische Baumeister M. Vitruvius Pollio.
  Sonst pflegt diese Zeit aetas aurea latinitatis genennet zu werden, weil in derselben die Lateinische Sprache ihre höchste Zierlichkeit erlanget hatte.
 
     
  8. Nach Christi Geburt:  
  Im I Jahrhunderte.  
  In demselbigen sind folgende Schrifftsteller zu mercken:  
 
I) Christliche:
 
  • Matthäus,
  • Marcus,
  • Lucas,
  • Johannes,
  • Petrus,
  • Paulus,
  • Jacobus,
  • Dionysius Areopagita
  • und Hermes.
II) Jüdische:
 
1) Onkelos, Proselytus oder ein Juden-Gesell, weil er zuvor ein Heyde gewesen, ein berühmter Jüdischer Paraphrastes und Urheber der ersten Chaldäischen Ubersetzung der Bücher Moses;
2) Gamaliel, ein ansehnlicher Lehrer aus der Schule Hillels und Lehrmeister des Apostels Paulus,
3) Philo, von Alexandrien;
4) Josephus, der die Jüdischen Alterthümer geschrieben;
5) R. Eliezer, von den Juden Gadol, der Grosse, genannt, von dem die Capitula Eliezeris bekannt; und
6) Justus von Tiberias, ein bey denen Jüden angesehener Mann, aber Josephi Feind, der eine Chronicke von denen Königen in Juda geschrieben, wie auch Commentarios vom Jüdischen Kriege.
III) Griechische:
 
1) Strabo, ein Philosoph und Geschichtschreiber, der eine Geographie geschrieben; und
2) Dionysius, der eine Erd-Beschreibung gemacht und hinterlassen.
IV) Lateinische:
 
1) C. Julius Hyginus, ein Grammaticus, aus Spanien bürtig;
2) Trogus Pompejus, ein Geschichtschreiber, dessen Historie Justinus zusammen gezogen;
3) Aurelius Cornelius Celsus, ein gelehrter und in der Medicin sehr erfahrner Mann, Medicorum Cicero und Hippocrates Latinus genannt;
4) M. Manilius, ein Poet, der das Astronomicon in heroischen Versen geschrieben;
5) Phädrus, ein Poet, aus Thracien gebürtig, dessen Fabeln bekannt genung sind;
6) Vellejus Paterculus, ein Geschichtschreiber, der eine Römische Historie geschrieben;
7) Valerius Maximus, von Rom gebürtig, welcher die Thaten und merckwürdigen Reden der Römer und anderer grossen Leute aufgezeichnet hat;
8) Pomponius Mela, ein Spanier und Geographus, dessen drey Bücher de situ Orbis bekannt sind;
9) M. T. Annäus Seneca von Cordua aus Spanien, Rhetor genannt so allerhand schöne Excerpte aus den Declamationibus der alten Griechen und Römer zusammen getragen;
10) L. Jun. Moderatus Columella, von Cadix aus Spanien, der zu Rom 12 Bücher vom Land-Bau geschrieben;
11) Asconius Pedianus, ein Grammaticus von Padua;
12) Q. Curtius Rufus der die Geschichte Alexanders, des Grossen, beschrieben;
13) A. Versius Flaccus, ein Satyrischer Poet und Römischer Edelmann;
14) Petronius Arbiter, dessen Satyricon gar bekannt ist;
15) L. Annäus Seneca, ein Philosoph, daher er auch zum Unter-
 
  {Sp. 1468}  
 
 
  schied von seinem obgedachten Vater, Seneca Philosophus genennet wird;
16) Seneca Tragicus, so Tragödien geschrieben;
17) M. Annäus Lucanus, Poet, von Cordua aus Spanien, der de bello civili Caesaris et Pompeji geschrieben, unter dem Titul: Pharsalia;
18) C. Plinius Secundus der ältere (Major) von Verona gebürtig, so Historiam Naturalem hinterlassen;
19)  M. Fabius Quintilianus, ein Spanier, war ein Rhetor und Professor der Eloquentz zu Rom;
20) Sextus Jul. Frontinus, der de Stratagematibus geschrieben;
21) M. Valerius Martialis, ein Poet und der beste Epigrammaticus, von Bilbilis in Aragonien gebürtig;
22) Valerius Flaccus, aus Süzze, eine Stadt in Campagnia di Roma, ein Poet, der de Argonautis geschrieben;
23) C. Silius Italicus, von Alt-Seville, sonst Italia genannt, gebürtig, ein Poet, der von dem andern Punischen Kriege geschrieben;
24) P. Statius Papirius, ein Poeta Epicus;
25) C. Plinius Cäcilius Secundus, der Jüngere (Minor) von Como gebürtig, der einen Panegyricum dem Trajan geschrieben; und
26) C. Julius Solinus, ein Römer und Lateinischer Grammaticus.
  Auch ist zu mercken, daß von Tiberio bis auf den Käyser Antoninum Pium das silberne Alter der Lateinischen Sprache angehe.
 
     
  Im II Jahrhunderte.  
  In diesem Jahrhunderte beflissen sich die Christlichen Lehrer die Wissenschafften und was darzu nöthig, in guten Stand zu setzen und zu erhalten. Die Bischöffe hielten Schule, und unterwiesen nicht nur die Catechumenos, sondern machten auch andere zum Lehr-Amte geschickt.
  • Eusebius lib. 3. c. 23. und lib. 5. c. 20.
  • Nicephorus lib. 3. c. 29. und lib. 4. c. 30.
  Nechst diesem hatten die Christlichen Philosophen ihre Schulen, Justinus zu Rom, Quadratus und Aristides zu Athen und andere mehr.
  • Eusebius lib. 4. c. 16. und c. 23.
  • Hieronymus de Scriptor. in Justino c. 19 et ep. 34.
  • Clemens Alex. Stromat. lib. 1.
  Absonderlich aber war die Schule zu Alexandria berühmt. Die Aufseher dieser Schulen waren die Bischöffe, welche auch die Ämter darinnen bestellten. Das vornehmste aber, was darinnen gelehret wurde, war das Christenthum und die heil. Schrifft; Wiewohl auch aus allen Umständen erhellet, daß man andere gute Wissenschafften, als die Philosophie, Beredsamkeit etc. nicht mag bey Seite gesetzet haben. Centuriat. Magdeb. Cent. 2, c. 7. de scholis.
  Daß die Christen auch grossen Fleiß angewendet, die biblischen und anderer gottseligen Männer Schrifften zusammen zu bringen und aufzuheben, lassen die Exempel Melitonis und Pantäni, nicht zweiffeln. Eusebius und Hieronymus geben in den folgenden Zeiten so viel Nachrichten von schönen Schrifften, daß daraus die Sorgfalt vor die Erhaltung derselben bey den grossen Verfolgungen genugsam zu schliessen.  
  Sonderlich gedencket Eusebius Hist. Eccl. L. 6. c. 20. der Bibliotheck, welche der Bischoff Alexander zu Jerusalem angerichtet, und bis auf seine Zeiten erhalten worden, aus welcher er reichliche Materien zu seiner Kirchen-Historie hätte nehmen können.  
  Es beruffen sich auch die Kirchen-  
  {Sp. 1469|S. 748}  
  Väter hin und wieder auf die Archiven der Apostolischen Kirchen, in welchen sonderlich die Bücher der heiligen Schrifft vollkommen und rein anzutreffen. Diese waren eben solche Bibliothecken, darinnen man die Göttlichen und andere erbauliche Schrifften behutsam sammlete, und auf die Nachkommenschafft verwahrete.  
  Auch ist das Neue Testament in die Syrische Sprache übersetzet worden.  
  Von Schrifftstellern dieses Jahrhunderts sind merckwürdig  
 
1) Christliche:
 
  • Ignatius,
  • Polycarpus,
  • Justinus Martyr,
  • Irenäus,
  • Tertullianus;
  • Papias,
  • Quadratus,
  • Aristides Melito Asianus,
  • Athenagoras,
  • Hegesippus;
2) Heydnische:
 
  • Plutarchus,
  • Tacitus,
  • Florus,
  • Suetonius,
  • Justinus,
  • Gellius,
  • Lucianus,
  • Appianus,
  • Aelianus,
  • Apulejus,
  • Pausanias,
  • Galenus,
  • Arrianus,
  • Laertius,
  • Maximus Tyrius,
  • Philostratus.
  Von dem Kayser Antonino Pio, bis auf den Anfang des fünfften Jahrhunderts gehet das eherne Alter der Lateinischen Sprache.
3) Jüdische: R. Juda Hakkadosch, der die Mischna verfertiget, und damit den Grund zum Talmud legte.
 
     
  Im III Jahrhunderte:  
  Es war auch noch in diesem Jahrhunderte die Alexandrinische Schule die berühmteste, worinnen viel treffliche Lehrer gewesen. Ausser dieser bemercket man die Antiochenische, worinnen sich Malchion einen besondern Namen gemacht. Zu Cäsarien hatte Pamphilus eine Schule angerichtet, worinne sowohl die Philosophie als Theologie gelehret ward. Nicephorus lib. 5. c. 37.
  Der Schule Origenis zu Cäsarien geschiehet auch Meldung. Und es ist auch nicht zu zweifeln, daß überall bey den Kirchen kleine Schulen gewesen, worinne sonderlich die Juden im Christenthum unterwiesen worden. Solche Schulen scheinen sonderlich in zwey Classen getheilet gewesen zu seyn, in deren einer die Anfänger, in der andern aber die vollkommeneren unterrichtet wurden. Die Disciplinen, so man tractirte, waren die  
 
  • Grammatick,
  • Arithmetick,
  • Geometrie,
  • Astronomie,
  • Physick,
  • Dialektick,
  • Rhetorick,
  • und denn hauptsächlich das Christenthum oder die Theologie.
  • Origines hom. 6. in Judic.
  • Eusebius H.E. lib. 6. c. 3. und c. 32. lib. 7. c. 32.
  Nebst der Bibliotheck zu Jerusalem wird der Bibliotheck Pamphili zu Cäsarien Erwehnung gethan, Euseb. H.E. l. 6. c. 32.
  Daß man bey iedweder Kirche benöthigte Bücher angeschafft, ist daraus abzunehmen, weil man selbige bey der Zerstörung der Christlichen Bethhäuser in den Verfolgungen öffentlich zu verbrennen pflegte. Euseb. H. E. lib. 8. c. 2.
  Die Schrifftsteller dieses Jahrhunderts sind  
 
1) Die Christlichen:
 
  • Clemens Alexandrinus,
  • Origines,
  • Minutius Felix,
  • Julius Africanus,
  • Hippolytus Martyr,
  • Gregorius Thaumaturgus,
  • Cyprianus,
  • Dionysius Alexandrinus,
  • und Methodius;
2) Die Heydnischen, als
 
  • Herodianus,
  • Censorinus,
  • Palladius,
  • Solinus,
  • Dio Caßius,
  • Porphyrius,
  • die beyden Juristen Ulpianus und Paullus,
  • endlich die Scriptores Historiae Augustae Minores;
  und
3) die Jüdische: R. Jochanan,

{Sp. 1470}

der die Gemara verfertiget, und den Jerusalemischen Talmud zu Stande gebracht.
 
     
  Im IV Jahrhunderte.  
  Man gedencket verschiedener berühmten Schulen in diesem Jahrhunderte, als:  
 
  • in Asien nennet man die Schulen
 
 
 
  • zu Cäsarien in Cappadocien, allwo Constantii Söhne, Julianus und Gallus, auch Basilius, Nazianzenus und viel andere studireten.
  • Zosimus lib. 5. c. 2.
  • Nazianzen. orat. de laud. Basilii);
 
 
  • Zu Nicomedien, welche der Redner Lactantius berümt machte,
(Hieronym. de viris illustr.);
 
 
  • zu Laodicäa, welche Apollinarius besuchte.
(Socrates lib. 2. c. 46.);
 
 
  • zu Cäsarien in Palästina, u.a.m.
  • Nazianz. orat. in fun. fratr. Caesarii.
  • Cent. Magdeb. Cent. 4. c. 7.
 
  • In Africa behielte die Alexandrinische Schule noch vor allen andern den Preiß, worinnen Didymus und Aetius einen grossen Nahmen hatten,
(Ruffinus lib. 2. c. 7. Sozomenus lib. 3. c. 6. 15. Nazianzen. l.c.)
 
  Sonst hatte auch der Redner Arnobius zu Sicia in Africa eine Schule angerichtet, welche Lactantius frequentirete.
 
 
  • In Europa war
 
 
 
  • die vornehmste zu Athen, deren hin und wieder gedacht wird;
 
 
 
  • ferner die zu Constantinopel,
(Socrates lib. 3. c. 1.)
 
 
  • Zu Rom, allwo Victorinus der Africaner die Rede-Kunst docirete.
(Hieronym. in Catal.)
 
 
  • In Britannien zu Chester und andern Orten.
Cent. Magdeb. l.c.
  Die Art der Unterweisung betreffend, so scheinet es, daß man die jungen Leute anfänglich im Grunde des Christlichen Glaubens wohl unterrichtet, und nachmahls die schönen Wissenschafften, Philosophie und Mathematischen Studien mit ihnen tractiret. Sozomenus, lib. 3. c. 6.
  Sonst hatte man auch Professores der Rechte und der Medicin, welche einer grossen Freyheit von allerhand Belästigungen genossen, L. Medicos Cod. de Profess. et Med.
  Ein ieder Professor aber muste von 7 Kollegen vor tüchtig erkannt, und vom Hofe confirmiret werden, L. Si quis ib. it. L. Magistros studior. ibid.
  Wie die Verfolger die Biblischen Bücher sehr dünne gemacht hatten, also ließ Constantin der Grosse auf seine Kosten eine grosse Menge derselben abschreiben, und in die Kirchen schaffen. Socrates l. 1. c. 9.
  Man hatte demnach schöne Bibliothecken  
 
 
  • zu Alexandrien, welche nachmahls von denen Arianern beraubt wurden,
(Athanasius de persecut. ad orthod.);
 
 
  • zu Antiochien, welche Jovinianus auf Anstifften seiner Gemahlin anstecken lassen;
 
 
 
  • zu Cäsarien, und sonst bey den Kirchen.
Hieronymus ad Pammach. in apol. adv. Ruffin.
  Das Mönchs-Leben, welches nach dem Griechischen seinen Nahmen von der Einsamkeit führet, gieng in diesem Jahrhunderte recht an, nachdem Paulus von Theben und Antonius in dem vorigen Jahrhunderte den Grund dazu geleget hatten. Doch diese enthielten sich nebst ihren Nachfolgern als Einsiedler in den wüsten Örtern: Hilarion aber brachte in Palästina zu erst die Klöster auf. Es waren aber die Klöster solche einsame Gebäude, worinnen man zu den Tugenden, der Enthaltung, Fasten, Geduld und Arbeit angewöhnet ward. Nechst dem unterrichtete man die Lehr-Begierigen in guten Wissenschafften und Sprachen.  
  {Sp.1471|S. 749}  
  Die Schrifftsteller des vierdten Jahrhunderts sind  
 
1) die Christlichen, als
 
  • Arnobius,
  • Athanasius,
  • Eusebius,
  • Hilarius,
  • Macarius,
  • Optatus Afer,
  • Cyrillus,
  • Basilius Magnus,
  • Gregorius Nazianzenus oder Nyßenus,
  • Ambrosius,
  • Chrysostomus,
  • Ruffinus,
  • Jul. Firmicus,
  • Epiphanius,
  • Prudentius,
  • Dydimus Alexandrinus,
  • Ausonius,
  • Hieronymus
  • und Augustinus;
2) die Heydnischen, als:
 
  • Terentianus,
  • Maurus,
  • Libanius,
  • Eunapius,
  • Chalcidius,
  • Jamblichius,
  • Donatus,
  • Aurelius Victor,
  • Eutropius,
  • Symmachus,
  • Ammianus Marcellinus,
  • Vegetius,
  • Macrobius
  • und Claudianus;
3) [1] die Jüdischen: als
 
  • R. Hillel Hannasi, der den Jüdischen Calender gemacht,
  • und Rabbi Ase in Babylonien, der eine neue Gemara über die Mischna zu sammlen anfieng.
[1] HIS-Data: Zählung ergänzt
     

vorhergehender Text  Teil 8 Artikelübersicht Teil 10  Fortsetzung

HIS-Data 5028-57-1399-1-09: Zedler: Wissenschafften [9] HIS-Data Home
Stand: 1. März 2013 © Hans-Walter Pries