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Zedler: Wittenberg [3] HIS-Data
5028-57-1687-11-03
Titel: Wittenberg [3]
Quelle: Zedler Universal-Lexicon
Band: 57 Sp. 1708
Jahr: 1748
Originaltext: Digitalisat BSB Bd. 57 S. 867
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Übersicht
Die Stiffts-Kirche Allerheiligen, oder die Schloß- und Universitäts-Kirche
Die Pfarr- oder Stadt- wie auch St. Marien-Kirche
Superintendur

  Text  
  Kirchen.  
  Wittenberg pranget mit zwey Gottes-Häu-
sern. Wir wollen solche beyde, wie sie es verdie-
nen, beschreiben und das merckwürdige dabey an-
mercken. Unter diesen verdienet aber die ober-
ste Stelle:
 
  Die Stiffts-Kirche Allerheiligen, oder die
Schloß- und Universitäts-Kirche.
 
  Die Stiffts-Kirche Allerheiligen, welche
auch die Schloß- und Universitäts-Kirche heis-
set, verdienet eine gantz besondere Aufmercksam-
keit. Churfürst Rudolph der Erste, zu Sach-
sen hat solche, auf erhaltende Päbstliche Erlaub-
niß, sonderlich auf inständiges Ansuchung seiner
frommen Gemahlin Kunigunden, gebohrnen
Königl. Prinzeßin in Pohlen und zwar auf einen
blutigen Dorn von der Crone des Heilandes, wel-
chen ihm von König Philipp der Schöne in Franck-
reich wegen geleisteter Tapfferkeit geschencket, fundi-
ret. Die Päbstliche Bulle Clementzens des Sech-
sten, vermöge welcher er den löblichen Vorsatz be-
sagten Churfürstens billiget, ist mit folgenden Wor-
ten abgefaßt:
 
  [2 Zeilen lateinischer Text]  
  {Sp. 1709|S. 868}  
  [1 Spalte lateinischer Text]  
  {Sp. 1710}  
  [18 Zeilen lateinischer Text]  
  Das Stifftungs-Diploma des Churfürstens
Rudolphens
aber selbst ist also abgefasset:
 
  [44 Zeilen lateinischer Text]  
  {Sp. 1711|S. 869}  
  [1 Spalte lateinischer Text]  
  {Sp. 1712}  
  [57 Zeilen lateinischer Text]  
  Nachdem wir unsern Lesern nun so wohl die
Päbstliche Bulle als auch den Donations-Brief
des Stiffters von dieser Kirche mitgetheilet, so
finden wir noch einen Brief von Rudolphen dem
Andern, Krafft welchen er diese Kirche mit noch
mehrern Einkünfften versehen. Es lautet solcher
nach dem Original also:
 
  {Sp. 1713|S. 870}  
  [1 Spalte lateinischer Text]  
  {Sp. 1714}  
  [25 Zeilen lateinischer Text]  
  Es war aber diese Kirche, wie wir aus dem
Stifftungs-Brieffe sehen, anfänglich gantz kleine,
und bloß einer Capelle ähnlich; hieß aber dem
ohngeachtet, eine Basilica oder Haupt-Kirche,
nach selbiger Gewohnheit. Nicht weniger wurde sie
auch eine Cathedral-Kirche genennet, sonder
Zweiffel darum, weil sie mit Stifft-Herten ver-
sehen war.
 
  Inzwischen solte einem dieser Titel
bey nahe fremde vorkommen, weil niemahls ein
Bischoff daselbst gewesen. Allein eben dieses
macht ihr Ansehen desto herrlicher: Denn da
kein Bischoff zu Wittenberg gestanden hat, so war
auch diese Kirche, nicht wie alle andere Kirchen einem
Bischoffe unterworffen, ob sie schon in einem Bi-
schöfflichen Sprengel lag, vielmehr stunde sie un-
mittelbar unter dem Pabste. Daher kommt es
auch, daß solche Kirche noch bis auf diese Stunde
unter keinem Consistorio stehet, sondern unmittel-
bar unter dem Landes-Herren, als welcher die
hohen Geistlichen Gerichte durch seinen Geheim-
den- und Kirchen-Rath in seinem Nahmen ver-
richten lässet.
 
  Ehemals hatte diese Kirche das
Jus Patronatus, oder das Recht, Geistliche,
Kirchen- und Schul-Bediente einzusetzen; ferner
auch über die Stadt-Kirche und etliche dasige
Capellen, wie solches von deren ehemaligen Dom-
Herren würcklich ausgeübet worden. Das Jus
Patronatus über die Parochial- oder Stadt-Kir-
che stehet ihr noch bis jetzo zu, und nachdem sie
der Universität zugleich incorporiret worden, hat
sie die Macht, denjenigen Professor der Heil.
Schrifft, welcher vom Hof und als Probst con-
firmiret wird, und über alle bey dieser Kirche befind-
lichen Bedienten die Inspection führet, in Vor-
schlag zu bringen.
 
  Sie ist erst der heiligen Ursulä
und den eilf tausend Jungfrauen gewidmet gewe-
sen, wie denn auch die neun hinter dem Altar in
Stein gehauene Jungfern Ursul, Catharine, u.
s.f. als Patroninnen verehret worden. Sie war
auch zur Zeit des Pabstthums für alle diejeni-
 
  {Sp. 1715|S. 871}  
  gen, so gewisse Andachten allda verrichteten, mit
herrlichen Abläßen versehen. Endlich ist sie Allen
Heiligen geweyhet worden, und wird daher
auch noch die Kirche zu Allerheiligen genennet.
 
  Chur-
fürst Friedrich der Weise erweiterte, und ließ
sie viel herrlicher und grösser aufführen, wovon
die noch in der Kirche befindliche Inscription fol-
genden Inhalts zeuget: Fridericus III, Dux Sa-
xoniae, Princeps Elector, hujus templi et Acade-
miae fundator
. Durch diesen Bau ist sie in ei-
nen solchen Stand gesetzet worden, daß sie in der
That ein vortrefliches Gebäude zu nennen ist:
Denn sie ist durchgehends gewölbet, dabey sehr
hoch und ziemlich breit. Auswendig sind eilf,
inwendig aber, welches billig zu verwundern, nur
eine eintziger Pfeiler. Ihre Länge ausser der
Capelle, so an die Kirche gehänget ist, beträgt
vierzehen Rheinische Ruthen, vier Schuhe und
Acht Zölle; die Breite drey Rheinische Ruthen,
vier Schuhe und zwey Zölle; die Höhe bis
oben an das Gewölbe vier Rheinische Ruthen,
vierzehen Schuhe und zwey Zölle, und die Höhe
des Dachs drey Ruthen, sechs Schuhe und sie-
ben Zölle.
 
  Der gantze äussere Bau ist von lauter Stei-
nen und Werckstücken, woraus auch das innere
der Kirchen bestehet, nemlich die Chöre sammt
den Empor-Kirchen grösten Theils, ingleichen
die Kantzel; der Boden aber ist mit lauter
Rochlitzer bunden Marmorstein, so schwartz und
grau untermischet ist, gepflastert. Es wurde sol-
cher Bau im Jahr 1490 angefangen, und wie die
über der grossen Kirch-Thüre in Stein gehauene
Jahrzahl bekräfftiget, im Jahr 1499 geendiget.
Die Einweyhung geschahe von dem Cardinal
und Bischoffen von Gurck in Kärnthen, Ray-
mundo Maria Novi,
der zur selbigen Zeit Ge-
neral-Legat Pabsts Alexanders des Sechsten in
Deutschland gewesen.
 
  Im Jahr 1514 stifftete eben dieser Churfürst
in dieser Kirche, welche er von neuen mit unsäg-
lichen Kosten aufbauen lassen, alle Freytage
fünf Wachslichter zu brennen. Der Brief, den
er deswegen ertheilet, lautet nach dem Original
also:
 
  „Vonn Gots Gnaden Wir Friderich Herzog
zu Sachsen des Heil. Römischen Reichs Ertz-
marschalh und Curfurst, Landgraf in Doringen
und Marggraf zu Meissen, Entbieten dem Ambt-
mann zu Liebenwerd, und lieben getrewen, Mar-
tin Grafen, Unser gnad lieber getrewer.
 
  Wir
haben mit Verleihung, dem Ewigen gutigen
barmherzigen got, seiner gebererin der Jungk-
frawen Maria, und dem himellischen Herrn,
Auch zu trost unser eldern seliger und löblicher
Gedächtnis Unnser und unser nachkomen Se-
lenn, mit Bewilligung des hochgebornen fursten
Hern Johansen Hertzogen zu Sachsen Unnser
lieben Bruders etlich stifftung, in aller gots
heiligen Stiffts-kirchen auff unserm slos zu
Wittenberg von Newen aufgericht und verord-
net.
 
  Nemlich under andern zu einer gedecht-
nus, und sonderlicher er erbietung des pittern
Sterbens und Leidens, unsers Herrn und selig-
machers Jhu Xri, fünf wachßliechte vor den ho-
 
  {Sp. 1716}  
  en Altar in berurter Stifts-Kirchen wochenlich
und Jerlich in ewigkeit, auf einen jeden Frey-
tag, so zu der metten zeit angezund werden, und
aneinander siben stund brynnen. Als dann,
und er nit, sollen sie ausgelescht, doch so fern,
das der gesang in der kirchen in des gantz aus
sey. Wo sich aber der gesang in der Kirchen in
des nit geendet, sollen die funf liecht, bis zu be-
slus alles gesangs gebrand, Und dann allererst
abgelescht werden, und nach mittag zu vesperzeit,
sollen dieselben Liecht wiederum angezünd und
noch zwu stund gebrannt werden. Domit wan
an einem yden freytag Jerlich und in Ewigkeit,
wie obstehet, vor und Nachmittag, zum wenigsten
Nunn stund brynnen In Gedechtnus des Lei-
den unsers lieben Hern Jesu Xri. Zu solchen
funf Liechten, verordnen wir einen halben zendner Wachs.
 
  Wir haben auch zu sonderlichen
lob und ehrerbietung, dem hochwirdigen und Hei-
ligen Sacrament und Heiligthum, ein Zendner
Wachs Jerlichs zu einer kerczen, an das Ort da
Jezo ein kerz gebraucht wirdet, verordent. Die-
ses großs kertzenn soll alzeit in ewigkeit, unables-
sig, dieweil man in dem großen kor des stiffts
singet, angeczund, gebraucht, und zu keiner zeit
in Ewigkeit underlassen werdenn, Alles nach laut
und Inhalt unser ordentlichen Stifftung darüber
aufgericht.
 
  Und haben zu erhaltung solcher,
der fünf liecht, vor den Hoen Altar des zendner
Wachs zu der grossen kerzen, vor das hochwir-
dige und heilig Sacrament und Heiligthumb wie
obstehet, nemlich drei und zwanczig Gulder, oder
ye ein und zwanczig zinsgroschen unser munce
fur ein gulden gerechnet, von allen und iglichen
einkomen unsers Ambts zu Liebenwerd dir
beuolhen, dovon dan die angezeigten liecht und
kerczen Jerlich und in Ewigkeit sollen erhalten
werden, verordnet.
 
  Alles nach Besagung un-
ser ordentlichen Stifftung darüber aufgericht
und vollzogen, demnach ist an dich unser Beger
dir hiermit bevelhent, das du nu furder solch
drey und zwenzig gulden, wie berurt alle Jar
Jerlich auf den Abend Walpurgis dem Jezigen
oder zukunfftigen Dechant auf Unser lieben
Frauen stifftung, und dem procurator des gros-
sen kors, in berurter heiligen stiftkirchen daselbs zu
Wittenberg, allemahl auf vor benanten Zeit ann
verziehen überreichest und überantwortest, Und
damit nit aufhaltest. Und uff schierkünffti-
gen sanct Walpurgen Abend damit anfähest.
 
  Der wollen wir dich auch in rechnung entne-
men lassenn, Unnd wen du solch Geld, wie
obstehet, überantwurtten wirdest, So wol-
lest zu jederzeit ein geburlich quittancz dagegen
empfahen, und darzu aigentlich erkundigung
haben ob unser stifftung in allen dem, wie
wir die geordent, genug geschehenn. Unnd
so du einigen mangel aber abbruch derselben
erkunden und in erfarung komen wirdest, dersel-
ben sollestu uns und unsern erbenen bey die-
nem getanen pflichten anzeigen, und nicht
verhalten,
 
  Wir haben auch vor uns und
unsere erben an berurten drei und zwanzi gul-
den Jerlich Zins den wiederkauff, den mit
vierhundert und Sechzig gulden unnser und
 
  {Sp. 1717|S. 872}  
  unser nachkomen fursten muncz, die zu Iderzeit in
gemeinen fürstenthumb ganghafftig, zu tun vorbe-
halten, doch also, das wir oder unser erben den nit
thun wollen oder sollen, Es sei dan verhandenn,
das man das Haubt geld wider an gewise Zins leg,
drei und zwenczig gulden fur die angezeigt haubt-
summa erkauffen mag, das haben wir dir des wis-
sens zu haben nit verhalten wollen, begeren auch,
das du diesen unsern beuelh von stund aigentlich in
das Amt-Buch schreibest und Registrirest, uff das
sich dein Nachkommen am Ambt darnach zu rich-
ten haben,
 
  Wir beuelhen auch hiermit die und al-
len nachkomen den Ambtleuten und schößern unn-
sers Ambts zu Liebenwerd bei den aiden und pflich-
ten, So Ir yder zu denn Ambt thun wird, das sie
es mit überraichung der drei und zwenczig gulden
Jerlichs zins dem Dechant und procorator der-
maßen, wie diser unnser Beuelh Inhelt, bys zu
der ablosung, Und das Hauptgeld wie berurt wi-
der angelegt ist, unwegerlich halten sollen. Das
auch Ir yder allemalh in rechnung sol entnumen
werden. Und wollen wir uns des zu dir und
Inen genzlich also verlassen. Und geschicht doran
unser ernste meynung.
 
  Zu urkundt mit unserm
hir angehangnen Insigel wißentlich besigelt, Und
geben zu Witenberg Am Sontag Palmarum.
Anno 1514."
Schöttgens Diplom. Nachlese
der Historie von Ober-Sachsen, Theil X
  Auf der Seite dieser Kirche gegen Mitternacht
präsentiren sich drey grosse Thüren. Die erste, so
man die gröste nennet, ist fast in der Mitten des Ge-
bäudes, und eben diejenige, an welche D. Luther
den 31 Oct 1517 seine 95 Theses, in welchen sons-
derlich die Mißbräuche des Ablasses erörtert wor-
den, angeschlagen,
wovon D. Martin Chladenii
Theses D. Martini Lutheri adversus indulgentias
Wittenberg 1717, umständlicher
nachzulesen sind.
 
  Der Altar ist von dem berühm-
ten Lucas Cranach, Bürgemeistern zu Witten-
berg, in zwey Flügeln vortreflich gemahlet worden,
in dessen rechten man inwendig den Apostel Bar-
tholomäus, und zu dessen Füssen Churfürst Fried-
rich den Dritten kniend erblicket. Hinter dem
Altar ist das Chur-Sächsische Wappen, zweymahl
in der Scheiben mit unterschiedenen Farben ziem-
lich groß, nebst der Jahrzahl 1510 eingebrannt zu
sehen. Zur Lincken des Altars betrachtet man die
eherne Statue Churfürsten Johanns in Lebens-
Grösse und im Chur-Habit abgebildet.
 
  Mitten in
der Kirche ist die Cantzel, auf welcher D. Luther
geprediget, aus Stein gehauen zu sehen. Neben
der Cantzel ist die gantze Paßions-Historie in Acht
unterschiedlichen Feldern auf einer marmorsteiner-
nen eingemauerten Tafel sehr künstlich entworffen,
worüber Churfürstens Friederichs des Weisen
Brust-Bild, unten aber die Sächsischen Wappen
in Marmor eingehauen zu sehen.
 
  An dem Gegitter
des Altar-Platzes präsentiret sich ein vortreflicher
Catheder, an welchen obiges Brust-Bild, so von
zwey aus Holtz geschnitzten Engeln gehalten wird,
sich zeiget. Inwendig sind zwey Sessel, auf je-
der Seite eine Thüre und vorne ein lang Pul-
pet. Auf diesen Catheder werden nicht nur alle
Orationes auf hohe Standes-Personen,
 
  {Sp. 1718}  
  sowohl traurige als fröliche gehalten, sondern auch
jedesmahl die neuen Rectores creiert, da denn al-
lezeit ein mit rothem Sammet überzogener Thron
für den Rector Magnificentißimus darneben auf-
gerichtet, und vor denselben ein kleines gleichfals
mit rothen Sammet bedecktes Tischgen gesetzet
wird. Diesem Catheder gegenüber stehet ein der-
gleichen anderer, auf welchem die Doctores in den
drey obersten Facultäten gewöhnlicher massen ge-
macht werden.
 
  Die Sacristey gehet unter dem
Schlosse weg, und erstrecket sich in der Länge auf vier
Rheinändische Ruthen, fünf Fuß und fünf Zoll, in
der Breite aber zwey Rheinändische Ruthen, drey
Fuß und sieben Zoll.
 
  Es fehlete in dieser Kirche ehemahls auch nicht an
Heiligthümern. Es werden ihrer in die 5005 ge-
zehlet, und sie wurden vor Zeiten alle Jahr den
Sonntag nach Misericordias Domini öffentlich
gezeiget. Die vornehmsten darunter waren:
 
  Von dem Wasser aus dem Grabe St. Wal-
purgis fliessende, 1 Particul.
 
  Von den Handschuhen St. Kunegundä,
1 Particul.
 
  Vom Berg Sinai, 1 Particul.  
  Von St. Catharinen-Milch für Blut vergos-
sen, 1 Particul.
 
  Von den 11000 Jungfrauen 1154 Particul.  
  Von der Treppe, darunter St. Lazar gelegen,
1 Particul.
 
  Von seinen Gebeinen und Zähnen etliche Par-
ticul.
 
  Von der Kappen St. Luchumins, 1 Particul.  
  Von St. Paulo dem Einsiedler, 1 Particul.  
  Von St. Thoma von Aquino, 1 Particul.  
  Vom Schiff St. Nicolai, 1 Particul.  
  Von St. Joone, 1 Particul.  
  Zwey gantze Gebeine von den 10000 Rittern.  
  Von den Heiligen Cosma und Damiano,
8 Particul.
 
  Zwey Kinbacken von St. Pancratio und Bo-
nifacio.
 
  Ein Messer, damit das Heiligthum St. Lauren-
tii zu Prag getheilet, und derer Zeit noch ge-
blutet hat.
 
  Von den unschuldigen Kindern 104 Particul,
darunter ihre Häute, gantze Häupter, Glie-
der, Arme, Beine, Finger.
 
  Ein gantzer Leichnam von einem der unschuldi-
gen Kinder.
 
  Von Ruß aus dem glüenden Ofen der 3 Män-
ner, 1 Particul.
 
  Vom Creutz Dismä des Schächers, 1 Par-
ticul.
 
  Von den Märtyrern Maccabäorum, 1 Par-
ticul.
 
  Von den 7 Schläffern, 15 Particul.  
  Von dem Gebein St. Stephan, des ersten
Märtyrers, 14 Particul.
 
  Von seinem Blut, 1 Particul.  
  Von seinem Haupt und Arm, 3 Particul.  
  Von einem Stein, damit St. Stephan gestei-
niget, 8 Particul.
 
  Ein gantz Haupt und Schwerdt St. Mauritii.  
  Item von seiner Fahne, Speer, Harnisch, et-
liche Particul.
 
  {Sp. 1719|S. 873}  
  Von St.Christoph dem Grossen etliche Par-
ticul.
 
  Von einer Kniescheiben St. Marci, 1 Particul.  
  Von den Sohlen der Schuhe St. Thomä et-
liche Particul.
 
  Von der Caseln St. Johannis, 4 Particul.  
  Die gantze Haut des Angesichts St. Bartho-
lomäus.
 
  Vom Creutz St. Andreä, 11 Particul.  
  Von seinem Rock, 1 Particul.  
  Von St. Paulo und Timotheo etliche Particul.  
  Vom Gürtel St. Pauli, 1 Particul.
  Ein Glied von der Ketten, daran St. Petrus
gefangen gelegen.
 
  Von seinem Rock und Stabe etliche Particul.  
  Von der Stadt, da der HErr JEsus geboh-
ren, 4 Particul.
 
  Vom Tüchlein, darinn er gebunden, 1 Par-
ticul.
 
  Von der Krippen, Wiegen, Heu, Stroh, da
er gelegen, Gold und Myrrhen, so ihm ge-
schencket, etliche Particul.
 
  Vom Berge, darauf der HErr Christus gefa-
stet, 4 Particul.
 
  Von der Stadt, da der HErr das Pater No-
ster geprediget, 2 Particul.
 
  Vom Stein, auf dem der HErr Christus ge-
standen zu Jerusalem und gesprochen: Hier
ist das Mittel der Welt, 1 Particul.
 
  Von dem Stein, da er stund, wie er über Jeru-
salem weinete, 1 Particul.
 
  Vom Stein, von welchem er auf den Esel gestie-
gen, 1 Particul.
 
  Von der Erden, da er gefangen, etliche Particul.  
  Vom Himmel-Brod der Kinder Israel, 1 Par-
ticul.
 
  Vom Tisch, item Tischtuch, Brod, uf und von
welchem der HErr mit seinen Jüngern zu
Abend gessen, 1 Particul.
 
  Ein Particul vom Gottes-Acker um 30 Pfennig
gekaufft, darum Christus verrathen.
 
  Vom Stein, da der HErr Christus blutigen
Schweiß geschwitzet, 1 Particul.
 
  Von der Ruthen Aaronis, 3 Particul.  
  Von der Ruthen Mose, 2 Particul.  
  Vom Busch, den Moses sahe brennen, und
nicht versehret ward, 1 Particul.
 
  Von Berg Calvariä, 2 Particul.  
  Vom Ölberge, 2 Particul.  
  Vom Tuch, damit der HErr den Jüngern die
Füsse getrucknet, 1 Particul.
 
  Vom Kleide Christi, 1 Particul.  
  Vom ungeneheten Rock, 1 Particul.  
  Vom Purpur-Gewand, 1 Particul.  
  Vom weissen Kleide, in welchem der HErr von
Herode verspottet ward, 3 Particul.
 
  Vom Schweiß-Tuch des HErrn, 3 Particul.  
  Vom Bart des HErrn JEsu, 1 Particul.  
  Vom Keil, damit das Creutz Christi einge-
pflockt, 1 Particul.
 
  Von der Säule, daran er gestäupet, 12 Par-
ticul.
 
  Vom Strick, damit er gebunden, 1 Particul.  
  Von der Ruthen, damit er gestäupet, 1 Par-
ticul.
 
  {Sp. 1720}  
  Vom Schwamm, durch welchen er geträncket,
2 Particul.
 
  Acht gantze Dornen von der Crone des HErrn
JEsu.
 
  Ein groß Particul von einem Nagel, so dem
HErrn JEsu durch Hände oder Füsse ge-
schlagen.
 
  Etliche Particul vom heiligen Creutz.  
  Vom Stein, so auf Christi Grabe gelegen,
1 Particul.
 
  Vom Stein, von welchem der HErr Christus
gen Himmel gefahren, 1 Particul.
 
  Ein vollständiges Verzeichniß aller dieser Reli-
quien ist zu Wittenberg 1509 in Druck erschienen
unter dem Titel: Die Zaigung des hochlobwür-
digen Hailigthumbs der Stift-Kirchen aller
Hailigen zu Wittenburg.
Ferner siehe davon
Wolfgang Franzens Historische Erzehlung der
Heiligthümer, so in der Schloß-Kirche zu Witten-
berg im Anfang der Reformation vorhanden gewe-
sen, Wittenberg 1618 in 4; wie auch D. Meiß-
nern im Lateinischen Anhang seines Jubilaei Wit-
tebergensis
.
 
  Unter den sehenswürdigen Merckwürdigkeiten
dieser Kirche sind folgende zu betrachten:
 
  Über der
grossen Kirch-Thüre, wenn man hinein gehet zur
lincken Hand, das an der Wand hangende Ge-
mählde, auf welchem die Gestalt und Länge des
Leibes Christi doppelt entworffen ist, einmahl lieget
er auf der rechten Seite u. zeiget den vördersten
Theil seines Leibes, welcher gleichsam mit dünner
Leinwand bedeckt zu seyn scheinet. Hernach prä-
sentiret er sich auf der lincken Seite und lässet den
Rücken sehen. Churfürst Friedrich der Dritte hat diese
Abbildung nach dem Maas und der Län-
ge, welche er an dem Grabe Christi zu Jerusalem
genommen, verfertigen lassen. Die Inscription,
die dabey stehet, lautet also:
 
  [7 Zeilen lateinische Verse]  
  Neben dieser Kirch-Thüre hängen an der Mauer
an eisernen Ketten zwey ungeheuere Ribben von
dem grossen Wallfische, der im Jahr 1356 in
Pommern bey der Insel Usedom gefangen wor-
den. Churfürst Friedrich hat solche hinein ge-
than, und ist eine davon vierzehen Schuhe lang.
Es hänget dabey eine Tafel, worauf etliche Verse
stehen, welche in Kirchmayers Diss. de Behemoth
et Leviathan
zu lesen und also lauten:
 
  [4 Zeilen lateinische Verse]  
  Wer ist von allen so ein sinniger Mann,
Der GOttes Werck ausgründen kan,
Wie er über XIIII Fuß eins Wallfischs Gradt
In dem durchsichtigen Wasser geschaffen hat.
 
  {Sp. 1721|S. 874}  
  Über denselben siehet man ein schön geätztes und
künstlich ausgestochenes Jägerhorn, so aus einer
Greiffen-Klaue soll gemacht, und auch von gedach-
tem Churfürsten von seiner Jerusalemischen Reise
mit dahin gebracht worden seyn. Ferner erblicket
man allda eine grosse Ribbe, welche man jedoch
ohne Gewisheit für eine Riesen-Ribbe ausgiebet.
 
  Ohnweit des Altars ist das Bildnis D. Martin
Luthers
in Größe, wie er gelebet, in einem
schwartzen Priester-Rocke und weiten vielfältig ge-
sprengelten Stiefeln, recht nach dem Leben auf ei-
ner höltzernen und mit einem ausgeschnitzten ver-
goldeten Rahmen, von dem berühmten Lucas
Cranach auf Kosten der Universität, so wohl und
natürlich gemahlet, daß ein jeder Kenner darüber
in billige Verwunderung gesetzet wird.
 
  Ausser-
dem ist noch eine andere höltzerne Tafel mit D.
Luthers Bildniße allda vorhanden, wie er auf
der Cantzel stehet und prediget, mit der rechten
Hand auf den gecreutzigten JEsum weiset, mit der
lincken aber auf einen ansehnlichen Hauffen Reuter,
welche sammt ihrem Oberhaupte der Höllen in den
Rachen fallen.
 
  Man betrachtet auch über dem
Haupte D. Luthers dessen Wappen, in Form
und Größe eines Tellers, so mit verschiedenen
Farben illuminiret ist. Es bestehet solches aus ei-
ner weißen Rose im rothen Felde, mit einem über-
goldeten Crantze; mitten in der Rose stehet ein ro-
thes Hertz und auf demselben ein goldenes Creutz.
 
  In dieser Schloß- und Universitäts-Kirche be-
finden sich der Churfürsten Friedrichs des Wei-
sen, als Stiffters der Universität und dieses Got-
tes-Hauses, und seines Bruders, Johannes des
Beständigen, meßingene Grabmähler, so wohl
werth sind, daß man sie in Augenschein nimmt.
Sonst liegen auch noch viele andere Chur- und
Fürstliche Personen beyderley Geschlechtes darin-
nen begraben.
 
  Man siehet auch in dieser Kirche
viele Statuen von Heiligen Jungfrauen, von eini-
gen alten Prinzeßinnen, von verschiedenen Chur-
fürsten von Sachsen, deren ordentliches Begräb-
niß ehemahls darinnen gewesen ist. So ist auch
D. Luther, welcher den 17 Jenner 1546 die letz-
te Predigt in dieser Kirche gethan, und den 18
Febr. besagten Jahres zu Eißleben gestorben, auf
Churfürstens Johann Friedrichs zu Sachsen
ausdrückliches Begehren von Eisleben nach Wit-
tenberg abgeführet und in diese Kirche beygesetzt
worden.
 
  Weiter liegen daselbst begraben  
 
  • Philipp Melanchthon,
  • D. Goden Henning,
  • D. Peter Lupinus,
  • D. Johann Schneidewin,
  • D. George Major,
  • D. Johann Schultze, der grosse Rechtsgelehrte,
  • Matthäus Wesenbeccius,
  • D. Johann Limmer,
  • D. Frantz Faber,
  • Peter Otto,
  • D. Johann George Volckmar,
  • Michael Reichard, ehemahliger Professor
    daselbst,
  • Andreas Schato, ein Doctor und Professor
    der Medicin,
  • D. David Rungius, ein dasiger Theologus,
  • D Salomon Gesner,
  • Johann Zanger, ein Doctor und Professor
    der Rechten,
  • D. Leonart Hutter, Doctor und Professor
    der Medicin,
  • D. Benedict Carpzov, ein hoch berühmter
    Rechtsgelehrter,
  • D. Balthasar Meisner,
  • D. Erasmus Unruhe,
  • D. Bartholomäus Reußner,
  • D.
 
  {Sp. 1722}  
 
  George Wecker,
 
 
  • D. Daniel Sennert,
  • Erasmus Schmidt,
  • D. Gregorius Nymmann,
  • D. Johann Straup,
  • D. Wilhelm Leyser,
  • D. Jacob Martini,
  • D. Jeremias Reußner,
  • und viel andere mehr,
 
  deren Grabschrifften An-
dreas Sennert in seinen Athenis itemque inscri-
ptionibus Wittebergensibus
mittheilet.
 
  In der Sacristey wird das Theologische
Archiv, ferner alle Responsa der Theologi-
schen Facultät zu Wittenberg in einem gros-
sen Schranck mit drey Thüren und zwey Flü-
geln, verwahret, worzu die Theologische Facul-
tät und der Probst an dieser Kirche jeder einen be-
sondern Schlüssel haben. Unter andern raren
Wercken verwahret man darinnen eine alte Hand-
schrifft von dem Lactantio, wovon man viel We-
sens machet.
 
  Ferner siehet man in der Sacristey
gewürckte Tapeten, worauf gewisse Biblische Ge-
schichte vorgestellet sind, die von Friedrichen dem
Weisen der Kirchen verehret worden; wie auch
noch andere Tapeten, die nur an hohen Fest-Ta-
gen oder bey gewissen feyerlichen Geprängen an den
Wänden der Kirche aufgehänget werden, eben-
falls sind daselbst kostbare beschlagene Bücher nebst
vielen goldenen und silbernen Geschirren, als Kel-
che, Platten, Leuchter u.s.w. vorhanden.
 
  In dem grossen runden Thurm ausserhalb die-
ser Kirchen befindet sich das Chur- und Fürstliche
Archiv. Das Gewölbe an sich selbst ist sechs-
eckicht, sehr hoch und wohl geschlossen, 14 Ellen
lang, und die Mauer, dadurch drey grosse Fen-
ster, so mit starcken eisernen Gegitter und derglei-
chen Thüren versehen, gebrochen, sind 5 ¼ Elle di-
cke. Die Documente, Acten und Urkunden sind
in drey in die Mauern eingebrochenen und mit ei-
sernen starcken Thüren und Riegeln versehenen ho-
hen Schräncken, wie auch einem höltzernen
Schranck und dergleichen langen Kasten, hinterle-
get; der darinn stehende Tisch ist von der Erden
an gantz mit Steinen in die Höhe gemauert und an
den zwey Seiten mit steinernen Bäncken umgeben.
Vor diesen Behältnissen liegen zusammen vierzehen
Schlösser, zu welchen Chur-Sachsen sechs, Sach-
sen-Weimar aber vier Schlüssel, und Sachsen-
Gotha ebenfalls vier Schlüssel haben.
 
  Die Pfarr- oder Stadt- wie auch
St. Marien-Kirche.
 
  Die Pfarr- oder Stadt-Kirche, welche auch die
St. Marien-Kirche genennet wird, ist die andere
Kirche zu Wittenberg. Sie lieget fast mitten in
der Stadt am Marckte, und ist von Churfürst
Rudolphen dem Andern aus dem Hause Anhalt,
nachdem sie sein Herr Vater zu bauen angefangen
hatte, im Jahr 1361 vollends zu Ende gebracht
worden.
 
  Man betrachtet darinnen viele Gemähl-
de, die von den beyden Cranachen, Vater und
Sohn, gemacht worden; sonderlich aber ist der
Altar zu besehen, woran das Nachtmahl Christi,
und untenher D. Luther, auf der Cantzel ste-
hend, abgemahlet ist: In dem letzten Bildniße
werden zwey Stiche gewiesen, so ein Spanischer
Soldat damahlen, als Kayser Carl der Fünfte
diese Stadt eingenommen, mit einem Rappier hin-
ein soll gethan haben. Zur Rechten stehet D. Egi-
dius Hunnius, der allda 1603, und D. George
 
  {Sp. 1723|S. 875}  
  Mylius, von Augspurg, so im Jahr 1607 daselbst
gestorben ist.
 
  Aussen an dieser Kirche an der Sei-
te gegen Mittag und Abendwärts bey dem Anfan-
ge des Kirchen-Daches, bemercket man eine in Stein
gehauene Saue nebst jungen Ferckeln, unter wel-
cher verschiedene Juden liegen und an ihr saugen.
Ein Rabbine hält der Saue das rechte Bein em-
por, mit der lincken ziehet er den Schwantz zu sich,
und guckt ihr in den Hintern, wobey die Worte
Schem Hamphorasch zu lesen,
von welchen Lo-
rentz Fabricius
eine besondere Oration de Schem
Hamphorasch usu et abusu
gehalten hat. Wer
die Abbildung davon in Kupffer sehen will, der
findet solche in des Herrn D. Brückmanns Epist.
itiner
. ...
 
  Man sagt, daß solches Ge-
mählde auf die aus Wittenberg vertriebene Ju-
denschafft gedeutet gewesen, welche 1348 und
1349 so häuffig daselbst sich gefunden haben, daß
von denselben besondere Gassen, wovon noch
heutiges Tages übrig verblieben, benennet worden.
 
  Im Jahr 1570 ist sie in etwas erneuert wor-
den. Nachdem solche aber binnen der Zeit gantz
unansehnlich wiederum geworden, so haben Se.
Hochwürdige Magnificentz D. Hoffmann dafür
Sorge getragen, daß sie vor etlichen Jahren wie-
derum repariret worden, so, daß solche sich jetzo von
innen gantz neu präsentiret.
 
  Aussen stehen daran zwey schöne von Quader-
stücken aufgeführte hohe Thürme von gleicher Hö-
he, welche oben mit einer gewölbten steinernen
Brücke zusammen gefüget und mit eisernen Git-
tern umfasst sind, so, daß man um beyde umher
gehen und von selbigen sich weit umsehen kan. Auf
diesen Thürmen müssen täglich die Stadt-Pfeiffer
Vormittags um 10 Uhr und Nachmittags um 5 Uhr
ein Lied oder sonst etwas geistliches musiciren.
 
  Endlich liegen auch in diesem Gottes-Hause viele
gelehrte Männer, als zum Exempel
 
 
  • D. Martin
    Pollichius
    oder Mellerstadt, Churfürstens
    Friedrichs des Dritten Leib-Medicus und erster
    Rector Magnificus bey der Universität daselbst,
  • D. Udalricus Erbar,
  • D. Johann Rhage,
  • D. Caspar Lindemann,
  • D. Lorentz Zoch,
  • D. Caspar Cruciger,
  • D. Johann Forster,
  • D Johann Bugenhagen,
  • D. Melchior Fend,
  • D. Johann Draconites,
  • D. Paul Eber,
  • Abdias Prätorius,
  • D. Caspar Eberhard,
  • D. Veit Ortel Winsheim,
  • D. David Voit,
  • D. Friedrich Tilemann,
  • D. Egidius Hunnius,
  • D. George Mylius,
  • D. Friedrich Balduin,
  • D. Lucas Becmann,
  • D. Paul Röber,
  • Johann Ericus Ostermann,
  • und viele andere mehr.
 
  Die Grab-
schrifften, die diesen angeführten Gelehrten gesetzet
worden, findet man in Sennerts Athenis itemque
inscriptionibus Wittebergensibus
...
 
  Superintendur.  
  Die Superintendur zu Wittenberg hat unter
sich zwey Städte und funffzehen Dorf-Kirchen.
Die Städte sind Wittenberg und Pretsch: und
die Dörffer heissen:
 
 
1) Pratau,
2) Eutzsch,
3) Dabrun,
4) Apollensdorf,
5) Dobin,
6) Straache,
7) Petersroda,
8) Pouch,
9) Saltzfurth,
10) Burg-Kemnitz,
11) Sandersdorf,
12) Sausedelitz,
13) Crina,
14) Rösa,
15) Pösig.
 
  {Sp. 1724}  
  Die Pastores und General-Superintendenten,
so bis jetzo seit der Reformation daselbst gestanden,
sind folgende:
 
 
1. M. Simon Heinsius Pontanus, des Chur-
Sächs. Cantzlers Bruder, welcher lange er-
krancket, so daß Luther die Predigten vor
ihn verwalten müssen, starb 1523.
 
 
2. D. Johann Bugenhagen, von Wollin aus
Pommern, gebohren 1485, ward Pastor
1523, Doctor 1533, und starb 1558.
 
 
3. D. Paul Eber von Kitzigen aus Francken,
gebohren 1511, zuvor Professor der Hebr.
Sprache, ward Pastor und Doctor 1559,
auch der erste General-Superintendent, und
starb 1569.
 
 
4. D. Friedrich Widebram, von Pesnick aus dem
Vogtlande, gebohren 1532, zuvor Rector
zu Zerbst und Prediger der Wittenbergische
Schloß-Kirche, ward Pastor und Doctor
1570, wurde des Crypto-Calvinismi wegen
1574 removirt, und starb 1581 zu Heidel-
berg.
 
 
5. D. Caspar Eberhard, von Scheneberg aus
Meissen, gebohren 1523, zuvor Superinten-
dent zu Meißen, ward 1570 Doctor u. 1574
General-Superintendent, und starb 1575.
Nach dessen Tode hat M. Martin Obern-
dorfer,
Professor der Theologie, die Stelle
des Pastors und General-Superintenden-
tens von 1575 bis 1577 versehen.
 
 
6. D. Polycarp Lyser, von Wineda aus dem
Würtenbergischen, geb. 1552 ward 1576.
Doctor u. 1577 General-Superintendent,
wurde aber 1587 von denen Crypto-Calvini-
sten verjagt, und erlangte die Superintendur
zu Braunschweig.
 
 
7. D. David Voit, von Ronneburg aus Thü-
ringen, geb. 1529, war zuvor Professor der
Theologie zu Königsberg, ward 1560 Doctor
1587 General-Superintendent, und starb
1589.
 
 
8. D. Urban Pierius, von Schwedt aus der
Marck Brandenburg, gebohren 1546, ward
Doctor 1576, Inspector zu Brandenburg u.
Cüstrin, Superintendent zu Dresden, und
1590 General-Superintendent, wurde des
Calvinismi wegen 1591 removirt, und starb
zu Bremen 1616; hierauf vertrat die vacant
gewordene Stelle D. Georg Mylius 1592,
und von 1593 bis 1594 D. Polycarp Leser,
der von Braunschweig wieder kommen war,
da er zum Ober-Hof-Prediger nach Dresden
beruffen worden, wo er 1610 starb.
 
 
9. D. Aegidius Hunnius, von Wineda aus dem Würtenbergischen, gebohren 1550 war zuvor
Professor der Theologie, ward General-Su-
perintendent 1594 und starb 1603.
 
 
10. D. Georg Mylius, von Augspurg, gebohren
1548, war zuvor Pastor zu Augspurg, Probst
der Wittenbergischen Schloß-Kirche, Pro-
fessor der Theologie und Superint. zu Jena,
ward 1604 General-Superintendent und
starb 1607.
 
  {Sp. 1725|S. 876}  
 
11. D. Friedrich Balduin, von Dresden, geb.
1572, war zuvor Pastor in Freyberg und
Superintendent zu Ölsnitz, wurde 1608 Ge-
neral-Superintendent, und starb 1627.
 
 
12. D. Paul Röber, von Wurtzen aus Meissen,
geb. 1582 war zuvor Archidiaconus zu Halle
und Magdeburgische Hof-Prediger, ward
1627 General-Superintendent, und starb
1651.
 
 
13. D. Abraham Calov, von Morungen aus
Preussen, gebohren 1612, war zuvor Rector
Athenäi und Pastor in Dantzig, ward 1652
General-Superintendent, und starb 1685.
 
 
14. D. Balthasar Bebelius, von Strasburg,
gebohren 1632, war zuvor Professor der
Theologie zu Strasburg, ward 1686 Gene-
ral-Superintendent, starb noch in sel-
bigem Jahr.
 
 
15. D. Caspar Löscher, von Werda aus Meis-
sen, gebohren 1636, war zuvor Superinten-
dent zu Sondershausen, Vice-Senior zu
Erfurt und Superintendent zu Zwickau,
ward 1687 General-Superintendent, und
starb 1718 den 11 Julius.
 
 
16. D. Gottlieb Wernsdorf, von Schönewal-
de in Ober-Schlesien, gebohren 1668, vor-
hero Professor der Theologie und Probst,
ward 1718 Senior der Theolog. Facultät,
Professor Primarius, Consistorial-Beysitzer,
Pastor und General-Superintendent, und
starb 1729 den 1 Jul. im 61 Jahre.
 
 
17. D. Johann Georg Abicht, General-Su-
perintendent von 1729 bis 1740 den 5 Ju-
nius, da er gestorben. Ihm folgete
 
 
18. D. Carl Gottlob Hofmann, vorhero Pre-
diger an der St. Peters-Kirche zu Leipzig,
so im November 1739 in Ansehen der Amts-
Predigten bey der Stadt-Gemeinde, die dem
Herrn D. Abichten bey seinen vielen Ver-
richtungen wegen zunehmenden Alters und
Schwachheit zu beschwerlich fielen, anfäng-
lich substituiret worden, nach dessen Tode
aber als General Superintendent würcklich
folgete.
 
       

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Stand: 13. Januar 2013 © Hans-Walter Pries