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Forts. S. 352 Sp. 1 |
BEGRIFF nent man eine allgemeine Vorstellung, im
Gegensatz von solchen, die nicht allgemein, sondern einzeln
sind und Anschauungen heißen.♦ |
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Die Vorstel- |
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BEGSCHERI |
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lung, die ich von Kaiser Karl V. habe, ich
mag ihn nun wirklich sehen, oder mit ihn durch die Phantasie
vorstellen, ist eine Anschauung, denn sie ist eine einzelne
Vorstellung und hat gar keine Sphäre, es ist weiter keine
Vorstellung unter ihr erhalten; hingegen der Begrif sterblich
hat eine Sphäre, denn zu ihr gehört Alles, was sterblich ist.
Kaiser Karl V. ist nur einer, sterblich aber sind Menschen,
Vögel, vierfüßige Thiere, u. s. w.♦ |
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Eine Vorstellung ist demnach dadurch ein
Begrif, daß sie allgemein ist; folglich ist die Allgemeinheit
die Form des Begrifs, so wie das, was in ihm gedacht wird,
oder sein Gegenstand, die Materie des Begrifs ist. Sterblich,
ist die Materie des Begrifs sterblich, daß aber nicht blos ein
einzeles Ding existirt, welches sterblich wäre und nichts
weiter, sondern viele Dinge, welche außer dem, daß sie
sämtlich sterblich sind, noch viele andere Beschaffenheiten
haben, das ist das Allgemeine in der Vorstellung sterblich, die
Form, welche sie zu einem Begrif macht. Sich etwas, es sey
was es wolle (A), durch einen Begrif (B) vorstellen,
d. h. durch eine andere Vorstellung, welche von jeder
erstern (A) gilt, heißt denken; folglich ist Denken ohne den
Begriff der Allgemeinheit unmöglich, er gehört zum Wesen
des Denkens, und komt bei allem Denken vor. Das Vermögen
zu denken, oder sich Begriffe von Etwas zu machen, heißt
Verstand; also gehört der Begrif der Allgemeinheit zur
Naturanlage zum Denken, oder entspringt aus dem Verstande
selbst, wenn dieser wirkt, d. i. denkt, und liegt daher
allem Denken zum Grunde. Einen solchen Grundbegriff des
menschlichen Verstandes nent man eine Kategorie. Das
Weitere s. unter Kategorie und Verstand. |
(Mellin.) |
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