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Forts. S. 312 Sp. 2 |
CHIEMSEE, als der größte See in
Altbaiern, zuweilen auch baierisches Meer genant, im
südlichsten Theile des Landgerichts Trostberg im Isarkreise, in
einer sehr reizenden Lage, ist 3 4⁄5 St. lang, 3 St. breit,
75 bis 84 Klafter tief und 27,248 b. Tagewerke groß.♦ |
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Aus dem See ragen zwei große Inseln
hervor, welche von zwei, vormals hier bestandenen, im J. 1806
aufgehobenen, Manns- und Frauenklöstem nach der Regel des
h. Benedikt Herren- und Frauen-Wörth (Herren- und
Frauen-Chiemsee) benant werden, und von welchen erstere,
608 (700) Tagewerke groß, sehr wenig cultivirt und nur von
24 Menschen in 3 Häusern bewohnt, letztere aber, 81 (60)
Tagewerke groß, trefflich angebaut und von 195 Menschen in
42 Häusern belebt ist. Zwischen diesen Inseln lieget eine noch
viel kleinere, Krautinsel genant, von etwa 24
Tagwerken.♦ |
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Der Chiemsee nimt folgende Flüßchen in
sich auf: die Prien, Ach und Roth; die Alz ist ein Abfluß
desselbcn. Die vorzüglichsten Fische in diesem See sind:
Lachsferchen, Forellen, Rutten, Hechte, Karpfen, Waller,
Huchen, Äsche u. a.; die Seevögel, welche hier sich
einfinden, sind: Blässeln, Stock-, Feder- und Halbänten,
Schnurrer, Mürren, Wildschwanen, Moosschnepfen
u. a.♦ |
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Aus dem reichen Fischfange von jährlich 4
— 500 Zentnern kann man auf die Ergiebigkeit der
Erwerbsquelle schließen, welche dieser See vielen Familien
eröffnet. Man zählte hier von jeher 61 Fischerfamilien; 7
derselben besorgen den Fischverkauf in- und außerhalb dem
Lande, wohin sie theils lebendig, theils geräuchert, theils grün
und eingesalzen wie die Häringe in Tonnen verschickt werden.
Die Seefahrt ernährt 6 Familien. Das Fischrecht ist königlich
und der Fischfang durch eigene Fischordnungen von den
Jahren 1600 und 1768 geregelt *).
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(Eisenmann.) |
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- *) Vgl. Reisen durch d. K. Baiern von
Jos. v. Obernberg u. s. w. I. Th. III. Heft.
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