[Kirchhofsgasse.] Hier ist:
NN. Die Kirche der Spandauervorstadt.
Lage
Die Einwohner dieser Vorstadt gingen sonst in die Georgenkirche. Da aber ihre Anzahl zunahm, ward hier diese Kirche vom Magistrate erbaut. Die Königinn Sophie Louise streckte dazu 1712 dem Magistrat 4000 Rthlr. vor, und vermachte dieses Kapital als einen immerwährenden Fond zur Besoldung eines lutherischen Predigers, Kantors und Küsters. **) Den schönen Thurm ließ K. Friedrich Wilhelm auf seine Kosten nach Graels Angabe von demselben 1732 bis 1734 bauen. Nach dessen Verabschiedung setzte Stolze die Helmstange nebst dem Knopfe und Adler darauf. Das Portal ist mit bäurischem Bandwerke, und an jeder Seite mit zwei gedoppelten dorischen Wandpfeilern, welche das Gebälk und einen Stirngiebel tragen, versehn und mit Dreyschlitzen und Dielenköpfen gezieret; darauf ist das erste Geschoß des Thurms, mit einem Riesengebälke und einem Geländergange darüber; dann folget ein Aufsatz mit 12 und darüber einer mit 8 freystehenden jonischen Säulen, welcher die Haube und Spitze trägt. Der ganze Thurm ist 226 Fuß hoch.

*) S. Schleuens großen Plan.
**) Dieser Königinn zu Ehren wollte man der Spandauervorstadt den Namen Sophienstadt beylegen. Man nannte daher auch diese Kirche die Sophienkirche, ja wohl sogar die St. Sophienkirche. K. Friedrich Wilhelm befahl zwar in einem besondern Reskripte vom 18 May 1716: daß diese Kirche ferner nicht mehr die Sophienkirche solle genannt werden." Indessen ist diese unschickliche Benennung im gemeinen Leben noch immer gewöhnlich. Unter andern kommt sie auch im Adreßkalender vor.
 
Quelle: Nicolai Beschreibung 1786 Bd. 1 S. 51
HIS-Data 5298: Spandauervorstadt (Berlin 1709) Karte 1786
© Hans-Walter Pries