HIS-Data
Home | Suche
Zedler: Gott [11] HIS-Data
5028-11-295-17-11
Titel: Gott [11]
Quelle: Zedler Universal-Lexicon
Band: 11 Sp. 331
Jahr: 1735
Originaltext: Digitalisat BSB Bd. 11 S. 183
Vorheriger Artikel: Gott [10]
Folgender Artikel: Gott [12]
Hinweise:
  • Allgemeine Bemerkungen zur Textgestaltung siehe Hauptartikel
  • Für die Auflösung der Quellenangaben siehe: Personen, Bibel
  • Transkribierter griechischer Text der Vorlage

vorhergehender Text  Teil 10 Artikelübersicht Teil 12  Fortsetzung

Übersicht
Gott der Heiden
  Guter und böser Gott
  Götter
  Kenntnis der Dreieinigkeit?
  Teufel
  Könige

Stichworte Text Quellenangaben und Anmerkungen
Gott der Heiden Daß die Heyden einen GOtt geglaubet, und selbigen verehret, zeigen die von ihnen biß auf unsere Zeiten noch übrige Bücher. Daß man weiß, daß ein GOtt sey, war ihnen offenbar, denn GOtt hat es ihnen offenbaret. Rom. 1, 19.
  Denn Cicero Tuscul I. 13. bestimmet, wenn er nachdrücklich saget, daß kein Volck und Geschlecht, daß unter der Sonne ist, so wild, unbändig und unvernünfftig sey, daß man nicht einige Erkenntniß von GOtt und göttlichen Dingen haben sollte.  
  Maximus Tyrius Diss. 38. thut einen gleichen Ausspruch, wenn er sagt, daß man weder unter Griechen noch andern Völckern der Welt ein Volck antreffe, es mögte auf einem ordentlichen Sietze bleiben oder nicht, das nicht GOtt unter einem Bilde oder natürlichen Gestallt verehren sollte.  
  Aelianus poikil. Histor. ... wenn er die Sache recht groß und ansehnlich vorstellen will, spricht, daß nicht allein alle Barbaren, sondern auch die Celten oder Teutschen selbst, welche in derer Römer Augen dumme und ungeschickte Leute waren, zugestünden daß ein GOtt sey, der vor das menschliche Geschlecht Sorge trage.  
  Aristoteles polit. VII. 8. gehet noch weiter und saget sogar, es sey nicht möglich, daß ein Land oder Stadt in einem guten Zusammenhang und Zustande sich befinden könnte, welche nicht zugeben wollte, daß ein GOtt sey, sondern daß nothwendig der unausbleibliche Untergang drauf folgen müsse. Francisci Gastrelli Gewißheit und Nothwendigkeit der Religion ...
  Doch ist zu beklagen, daß sie diesem Lichte nicht weiter nachgegangen, sondern sich durch das Irrlicht ihres verderbten Willens und finstern Verstandes, in die tieffeste Finsterniß der Abgötterey verführen lassen. Sie wusten und erkannten zwar sehr wohl, daß ein aussereintziger GOtt sey, der die Welt und sie in der Welt erschaffen; wie man dieses nicht allein aus ihren eignen Worten siehet, da sie Deum, Deum, beständig im Munde führeten,
  • Tertullianus Testim. anim. 2.
  • Lactantius Diu. Inst. II. 1.
  sondern auch aus denen Grund-Sätzen ihrer Philosophischen Theologie deutlich erkennet, da sie sagten, es wäre ein einiger oberster GOtt, von dem alles Gute herkäme, und der Ursprung aller erschaffenen Dinge herzuleiten sey, dem aber die übrigen nur als Diener und Trabanten beygefüget wären, wie Schedius de Diis Germanor. ... aus dem Zoroastre ... [11 Zeilen Text in lateinischer Schrift]  
  {Sp. 332}  
  [ca. 11 Zeilen Text in lateinischer Schrift] und andern beweiset.  
  Doch konnten sie sich nicht in die göttliche Regierung finden.  
Guter und böser Gott
1) Sahen sie, daß ihnen so wohl gutes als böses wiederfuhre, welches letztere ihnen von einem anderen wieder ihren großen Willen wiederfuhre; so wusten sie auch nicht, daß der Teufel von GOtt abgefallen, und derer Menschen Feind worden; Endlich kam es ihnen sonderlich Platoni apud Schedium de Diis German. ... wiedersinnig vor, ein Wesen sich einzubilden, daß denen Menschen hold und auch zugleich feind seyn sollte: daher statuirten sie 2. Haupt- und ursprüngliche Wesen, einen guten und bösen Gott.
 
 
  Dieses trifft man fast bey allen Völckern an. Die Philosophi nennten bonum Deum, Deum, lucem, ignem, vitam; den bösen, Materiam, tenebras, noctum, mortem, nihil. Die Egyptier, welche doch vor ein kluges Volck wollten angesehen seyn, nennten jenen, den guten, Osiris, diesen, den schlimmen, Typhon; die Perser jenen Orimazes, diesen Arimanius,
Plutarchus Isid. Osirid. ...
 
  oder Ahermam.
Herbelot Bibliotheq. Oriental. ...
 
  Bey denen Griechen und Römern hieß jener Zeus, Juppiter, Diiouis, dieser Vaeiouis, Dis, Summanus, Pluto, Auerruncus, apotropaios a dēs, kakodaimon.
 
 
  Doch gehören die Dii boni derer Römer nicht hieher, welche sie beständig im Munde führeten, wie man aus Plauti, Terentii, Ciceronis, Ouidii, Virgilii und anderer Schrifften siehet, und von denen sie sich viel gutes versprachen: daher sie dieselben in Lectisterniis, in Spielen und Gastereyen sehr wohl tractirten.
  • Augustinus Ciuit. Dei ...
  • Brissonius de Form. ...
  • Bulenger Venat. circ. 7.
 
  Sie hatten auch Malos, die sie durch Blutvergüssen, Mordthaten und traurige Gebete suchten auf ihre Seite zu bringen.
Augustinus et Bulenger l.c.
 
  Die Manichäer machten es eben so, und statuirten ein gutes Principium, welches sie Duitatem, Patrem Jesu Christi und Deum Noui Testamenti nennten, und ein böses, welches Creator, Demiurgus, Deus Vet. Testamenti, archōn tou kosmou toutou hieß. Die Einwohner der Insel Formosa dienen auch einem guten Gotte, Tamagisanha, und einem bösen, Sariasing. Die Chineser nennen den letztern in ihrer Sprache Joosin. Die alten Teutschen ehrten den ersten unter dem Namen Schwantewith, und den andern Czernebock etc.
 
 
  Ob aber die Juden auch ein solch Principium haben, wie die meisten wollen, ist nicht erwiesen, denn was man von ihrem Sammael, Celiphot und Lilith saget, ist nur von denen Engeln nicht aber von GOtt zu verstehen, ob sie gleich sonst von diesem viele lächerliche und gotteslästerliche Gedancken und Meynungen hegen.
 
   
  • Thomasius de Stoica mundi exustione ... Leipzig 1676. in 4.
  • Becker bezauberte Welt I.
  • Bayle Lexic.
  • Jo. Christoph. Wolff de Manichaeismo ante
  {Sp. 333|S. 184}  
   
  Manichaeos, Hamburg 1707. in 8.
  • Fabricius Bibliogr. Antiqu. ...
Götter
2) [1] Weil sie GOtt nun nicht sahen, noch fühlten oder betasteten, und dennoch aus denen Wercken und Effecten merckten, daß eine Caussa da seyn müste, dachten sie, GOtt müsse nach verschiedenen Würckungen in verschiedenen Caussis mediantibus stecken, fiengen derohalben an, Holtz, Steine, Thiere, Kräuter, und sonderlich das himmlische Heer anzubeten, um so vielmehr, weil sie sahen, daß sie von dem Feuer und der Wärme dependirten, auch selbige einen großen Einfluß in die Erde und ihre menschliche Handlungen hatten.
[1] HIS-Data: Zählung fehlt in der Vorlage
 
  Ein grosses mag auch wohl die Verschlagenheit derer Priester und Vorsteher des gemeinen Volcks hierzu beygetragen haben, welche sie nicht allein durch wunderliche Figuren, (die sie ihnen als Götter vorstellten) äfften, sondern auch, die Republic im Schwange zu erhalten, bey Übertretung des Gottesdienstes am Leben strafften, auch wohl schlachteten. So erzählet Synesius Encomio Caluit. daß die Egyptischen Priester das gemeine Volck durch ihre hieroglyphische Figuren betrogen, in ihren Adytis aber und ins geheim den Gottesdienst verrichtet.
  • Clemens Alexandrinus Stromat. V.
  • Schedius l.c. ...
 
  Sie selbst wusten gar wohl,
 
 
 
  • daß ein einiger GOtt, daß alle andere Götzen unter ihm begriffen, daß diese nur Würckungen des einigen GOttes wären,
  • Homerus Iliad. γ.
  • Euphorion, Orpheus, Hermesianax ll.cc.
 
 
  • daß dieser eintzige die Welt und was drinnen ist regiere,
  • Virgilius Georg. IV. Aeneid. VI.
  • Horatius Carm. ...
  • Ouidius Art. Am. ... Metam. ...
  • Seneca Hercul. Furent. ...
  • Lucanus Pharsal. ...
  • Statius Theb. X.
  • Martialis Epigr. II.
  • Silius ...
  • Persius III.
  • Simonides Melanippides.
  • Bachylides.
  • Linus apud Stobaeum Or. 3.
 
 
  • daß er ewig sey,
Sybill.
 
 
Parmenides,
 
 
Xenophanes Colophonius.
 
 
  • daher nicht könne gesehen werden,
Orac. Sybillin.
 
 
  • daß die Menschen ihren Ursprung und Erschaffung von ihm hierführen,
Aratus Phoenom. et apud Luc. Actor. 17, 28.
 
 
Seneca Epist. 41.
 
 
  • daß er allwissend sey,
Hesiodus ...
 
 
  • Plutarchus Axioch. apud Rudbeck Atlantic. ...
  • Kirchmayer ...
 
 
  • und allmächtig, welches sie durch die Schlüssel in denen Händen vorstelleten.
  • Petrus Weßeling Obseruat. ...
  • Chr. Gottlieb Schwartz Diss. de Diiss ..., Altdorff 1728.
 
  So muste dennoch Betrug dabey seyn, damit die Leute nicht zum Licht gelangen, sondern in der Finsterniß aufbehalten werden mögten,
Strabo I.
Kenntnis der Dreieinigkeit? Ob sie aber von dem Geheimniß der heiligen Dreyeinigkeit etwas gewust, ist nicht ausgemacht. Viele wollen aus denen  
 
  • Oraculis Delphicis,
  • Zoroastre,
  • Orpheo,
  • Mercurio Trismegisto
Poimandro I. 3.
  und Sybillen (deren Glaubwürdigkeit und Ansehen heutiges Tages verdächtig ist) wie auch  
 
  • Parmenide, Proclo II. in eund.
  • Plotino Eunead. ...
  • Jamblichio Myst. ...
  • Porphyrius apud Cyrillum contr. Julian. I.
  • Proclo Patriarch.
  • Chalcidio in Platonis Timaeum
 
  erweisen, wie insonderheit Schedius l.c. ... und Ametius  
  {Sp. 334}  
  aus dem Eusebio thut.  
  Andere suchen es bey denen Juden in ihrer [zwei Worte hebräisch] Cabbala, Sephiroth, Gemathria etc. Idem l.c.
  Athanasius Kircherus Sphing. Mystag. de Mumiis ... eignet die Erkenntniß einer so unerforschlichen Sache denen Egyptiern aus dem Trismegisto zu, darüber aber Witsius Aegypt. ... hertzlich lachet.  
  Andere wollen die Wissenschafft dieses Geheimnisses denen Persern beylegen, weil sie Mithram triplicem triplasion angebetet.
  • Dionysius Areopagit. Epist. 7.
  • Pachymerius h.l.
  Andreas Müller von Greiffenhag will in seinen Excerptis Azizi Nesephaei Tatari, bey Griechen und Juden, insonderheit aber bey denen Mahumedanern die Spuhren einer solchen göttlich offenbarten Erkenntniß finden. Jessenius a Jessen, ein Medicus zu Prag, will in seinen zu Wittenberg edirten Buche, Zoroaster, diesem Manne Zoroastri ein gleiches beylegen. Carolus Lundius, ein Schwedischer Professor Juris, macht es gleicher Massen mit dem getischen Zamolxe in seiner Philosophia Zamolxis c. 9. also.  
  Noch andere wollen es viel kräfftiger und klärer aus Plutonis oder Serapidis nachdencklichen Oracel beweisen. Noch andere gehen noch viel weiter hinaus, und so gar in die äussersten Theile des Morgenlandes, auch wohl nach West-Indien, zu denen Peruanern und Mexicanern, und erhohlen sich bey ihnen dieses Geheimnisses wegen Raths.
  • Josephus a Costa Rer. Ind. Occident. ...
  • Jo. Hugo Linschott Histor. Indic.
  Gleicher Meynung ist Cluuerus Germ. Ant. ... gewesen, welcher von denen alten Teutschen bejaet, daß sie die heilige Dreyeinigkeit unter dem Brandenburgischen dreyköpffigen Götzen, Trigla, verehret hätten, aber auch deswegen unbeschreiblich viel von denen Gelehrten leiden müssen.
  • Calvör Niedersachsen ...
  • Arnold im Anhange zu Alex. Roßens unterschiedlichen Gottesdiensten p. 8.
  • Christoph Wägemanns Druiden-Fuß am Haynen-Kam.
  • Masius Diis Obotritis.
  • Tentzel Monatl. Unterredungen mens Julio ...
  • Struv Teutsche Reichs-Historie ...
  • Döderlin Heydenthum derer alten Nordgauer ...
  • Kirchmayer Theologoum. Gentilium doctor veter. ... Wittenberg 1695.
  • Hachenberg Germ. Med. ...
  Doch wundern sich einige nicht unbillig, woher doch diese unerleuchteten Leute ein übernatürliches Licht empfangen.
  • Huetius Concord. Ration. et Fid. ...
  • Mornaeus Verit. Relig. Christian. 6.
  • Euguhinus Perenn. Philosoph. I. II.
  • Liuius Galantes Comparat. ...
  • Petr. Bungus Myster. ...
  • Mutius Pansa Oscul. Ethnic. ...
  • Rudulph Cudvvorth Intellect. ...
  • Raymundus Pugion. Fid.
  • Galatinus Rittangel libr. ...
  • Witsius Jud. ...
  • Allixius Judic. ...
  • Bessario contr. ...
  • Crispus de Philosoph. ...
  • Franc. Baltusius Apolog. ...
  • Fabricius Bibliograph. ...
  Doch wieder auf den vorgesetzten  
  {Sp. 335|S. 185}  
Teufel Zweck zu kommen, mag wohl der Betrug des Teufels, der GOtt in seinem Wercke nachzuäffen suchte, die meiste Ursach zur Abgötterey gegeben haben. Buchner. de mimica Diaboli orat. inter festus 6.
Könige Wozu denn auch der Hochmuth derer Könige, nach einiger Meynung, kommen, die sich abbilden, verehren, und nach und nach auch vergöttern lassen.
  • Sapient. 14, 14. 15.
  • Cyprianus de Idol. Vanit. princ.
  • Calmet h.l.
  • Joan. Faës ad Gyrald. de Sepultur. vet. ...
  Daher auch einige Belum oder den Bel, der sich, die Leute zu schrecken, am ersten abgebildet, vor den ersten Götzen der Welt ausgeben. Ruhig Diatrib. de Idolo omnium primo, Königsberg 1705. in 4.
     

vorhergehender Text  Teil 10 Artikelübersicht Teil 12  Fortsetzung

HIS-Data 5028-11-295-17-11: Zedler: Gott [11] HIS-Data Home
Stand: 14. Februar 2023 © Hans-Walter Pries