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Zedler: Gott [12] HIS-Data
5028-11-295-17-12
Titel: Gott [12]
Quelle: Zedler Universal-Lexicon
Band: 11 Sp. 335
Jahr: 1735
Originaltext: Digitalisat BSB Bd. 11 S. 185
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Hinweise:
  • Allgemeine Bemerkungen zur Textgestaltung siehe Hauptartikel
  • Für die Auflösung der Quellenangaben siehe: Personen
  • Transkribierter griechischer Text der Vorlage

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Übersicht
Götter der Heiden
  Arten der Götter
 
  grosse, mittlere und kleinere
  männliche und weibliche
  böse und gute
  bekannte und unbekannte
 
  Deutsche Helden
  weitere römische und griechische Götter
  grosse und kleine

Stichworte Text Quellenangaben und Anmerkungen
Arten der Götter Die Art derer Götter selbst ist vielerley. Es gab  
grosse, mittlere und kleinere
1) grosse, mittlere und kleinere Götter. Denn es wurden nach derer Philosophen Meynung die Götter in 3. Sorten eingetheilet,
 
 
 
  • in eigentliche Götter,
  • in Daemones oder Heroes, welche auch von denen Lateinern Semidei oder Semones, von dem an seinem Orte,
  • und endlich in die Menschen, siehe Genius, Tom. X. p. 877. seqq.
 
männliche und weibliche
2) Männliche und weibliche, wovon unten.
 
 
  Die Egyptier statuirten auch arrinotheles oder Zwitter, welches auch andere Völcker von ihnen gelernet, indem sie gesehen, daß sie beyden Geschlechtern unbeschreiblichen Nutzen der Welt schafften.
Seldenus de Diis Syriis ...
böse und gute
3) Böse und gute, davon oben.
 
bekannte und unbekannte
4) Bekannte und unbekannte. Denn die alten Heyden waren sehr scrupulös in ihrer Religion, und besorgten sich immer, sie mögten einige vorbey lassen, und daher die Götter zum Zorn reitzen. Daher pflegten sie nicht allein nach Arnobis III. Bericht alle Zeit in ihren Gebeten zu sagen: siue tu Deus es, siue tu Dea, oder Juppiter; optime, maxime, sine quo alio nomine adpellari volueris,
Sepillus ad Virg. Aen. 206.
 
  oder wenn sie die Venerem anredeten, si Deus, si Dea es, eite arrēn esin eite Thēleia
Plutarchus ...
 
  und andern dergleichen Formeln mehr, die Brissonius de Formul. ... erzählet, sondern auch gewissen Diis incertis, agnōstois, ambiguis Altäre aufzubauen. Die Dii ambigui waren Götter, die man zu seyn vermuthete, aber in keiner rechten Gewißheit hatte.
Berthald. Ara 10.
 
  Deoi agnōstoi derer Griechen waren bald einerley. Denn sie wurden von denen Griechen darum verehret, daß, wenn etwa noch wo Götter seyn sollten, von denen sie nichts gehöret, ihnen dieser Gottesdienst gewiedmet seyn sollte.
Pausanias V. 14.
 
  Diogenes Laertius l. 110. erzählet, Epimenides, ein Griechischer Weise aus Cnossus in Creta, habe diese Art Götter zu Athen auf folgende Art erfunden: Als einst die Pest in Athen entstanden, und man ihn auf des Oraculs Befehl zu Rathe gezogen, habe er eine Heerde schwartz- und weiß-fleckigter Schaffe zusammen in den Areopagum getrieben, und von dannen, wohin sie gewollt, lauffen lassen, da gewisse Leute bestellet gewesen, die auf sie Acht haben sollten. Wo nun ein iedes Schaff liegen blieb, wurde es dem Gotte desjenigen Orts geopffert. Weil man nun aber die Namen derer Götter nicht wuste, wurden die Götter agnōstoi, und die Altäre auf welchen solches verrichtet worden, Bōmoi anōnymoi genennet, worauf dem Übel gesteuert worden. Ein solcher Altar
 
  {Sp. 336}  
 
  war derjenige von dem Act. 17, 23. geredet wird.
  • Philostratus ...
  • Minutius Felix 6.
  • Lucianus Philopatrid. ...
  • Beza ad Luc. l.c.
  • Brodaeus Miscell. ...
  • Seldenus de Diis ...
  • Menage ad Laert. l.c.
  • Heller de Deo Ignot. Atheniens.
    apud Gronouium Thes. Ant. Graec. VII.
  • Thomasinus Donar. 9.
  • Berthald. l.c.
  • Gyrald. Syntagm. Deor. ...
  • Bose Diss. de ara ignoti Dei.
  • Reinesius Inscript. init.
  • Meursius Piraceo. 10.
 
  Strabo ... saget, daß die Celtiberer in Spanien einen gleich Falls unbenanten und unbekannten Gott verehrten.
 
 
  Dii incerti waren weder mit denen ambiguis noch agnostis einerley. Sie waren entweder, die bey denen Römern noch nicht angenommen und verehret worden, oder von denen man keine gewisse Nachricht geben konnte, oder von deren Gottheit man noch nicht recht gewiß seyn konnte. Am glaublichsten ist, daß sie Götter gewesen, deren Namen die Priester nicht unter das Volck kommen noch bekannt machen lassen wollten, ob sie sie wohl selbst wusten.
  • Ouidius Metam. I. 194.
  • Varro Rer. diuinar. humanar. apud Augustinum de Ciuitat. Dei.
 
  Solche metoikoi Theoi kai amphiboloi sollen die Corybantes, Hyppolitus, Sabbathius und Athis gewesen seyn. Unten wird mit mehrern davon folgen, wo von denen Praesidibus Vrbium zu reden ist.
 
 
  Die Heyden gaben denen Juden auch Schuld, daß sie einen solchen Gott verehret, ob es gleich nicht war. Und scheinet daraus zu erhellen, daß sie vor Zeiten ein [zwei Wörter hebräisch] gehabt, wie die heutigen Juden, ob sie wohl nicht so grossen Aberglauben dabey werden getrieben haben.
  • Lucanus ...
  • Berthald. et Heller l.c.
 
  Dii certi oder vniuersales waren Sonne, Mond und Sterne, Erde und Himmel, als durch welche die alten das meiste Gute von GOTTES Hand zugetheilet bekamen;
  • Augustinus de Ciu. D. VIII. 17.
  • Berthald l.c.
  • Heller l.c. ...
  • Gyraldus l.c. ...
 
  wie auch Dii geniales, worunter sie die Elemente, Wasser, Erde, Feuer, Sonn und Mond, 12. himmlische Zeichen und alles, was zur menschlichen Erhaltung gehöret, begriffen worden, überhaupt alles, was die Griechen spermata und stoicheia nennen.
 
 
  Diese sind auch a gerendo geruli genennet worden,
Scaliger ad Festum,
 
  weil sie alle Dinge trügen und erhielten;
  • Tollius Diss. de sistris apud Graeuium Thes. Ant. Rom. ...
  • Columna ad Ennium ...
 
  oder particulares, da ein gewisses Geschlecht oder Volck einen verschiedenen Gott, oder Helden, der ihnen ins besondere vieles Gute erwiesen, venerirten.
 
 
  Von dem erstern wird bald folgen. Die letztern wurden bey denen Römern Dii patrii genennet. Sie führten diesen Namen aus zweyerley Ursachen:
 
 
  Erstlich bedeuteten sie so viel als Dii Patriae, die grossen Götter welche im gantzen Lande darvor erkannt wurden.
 
 
  Zum andern meynte man die Deos patrum, (die hier im eigentlichen Verstande genommen werden,) oder die Götter derer Vor-Eltern, die man in ieglicher Familie besonders verehrte, wie man von denen Penatibus bekannt.
 
 
  Die Griechen können den Unterscheid nach der bekannten Eigenschafft ihrer Sprache nett durch die bekannten Wörter theoi patrioi und patrōoi oder patrōn ausdrücken.
Virgilius Aen. II. 702.
 
  Diese Deos patrios nennte man Deos Tu-
 
  {Sp. 337|S. 186}  
 
  telares, Schutz-Götter, davon drunten.
 
 
  Mit diesen sind die Dii magni einerley, welche nach Macrobii Saturn. III. 4. Meynung Penates Publici Populi Romani waren. Doch ist dieses nicht allzuwohl geredet. Sintemahl sie nicht alleine ausdrückl. von Virgilio Aen. III. 12. unterschieden werden, sondern auch die Penates alle Zeit Götter derer Privat-Familien, nicht aber eines gantzen Volcks gewesen.
 
 
  Welches aber diese Vorsteher u. Schutz-Götter der Stadt Rom gewesen, ist nicht ausgemacht. Einige setzen Jouem u. Junonem, einige Apollinem u. Palladem, andere Neptunum und Vulcanum, noch andere aber Castorem und Pollucem.
 
 
  Virgilius Aen. II. 622. schreibt auf Römische Manier auch der Stadt Troia solche Numina magna zu.
  • Cerda Aen. ...
  • Feith Antiq. Homeric. ...
 
  Dabey aber ist auch zu mercken, daß dieses Wort in einem dreyfachen Verstande gefunden werde;
 
 
 
1) da alle Götter überhaupt,
  • Catullus XIV. 12.
  • Ouidius Metam. III. 6.
 
 
2) maiorum gentium,
 
 
 
3) dynathoi theoi darunter verstanden werden, welches Ops und Saturnus, Caelum und Terra Dii magni beym Varrone ... sind.
Passeratius in Propertium ...
 
  Dii vernaculi Romanorum waren diejenigen, die zu Rom geboren und erzogen, und die Ehre genossen, daß sie von ihren Mitbürgern unter die löbliche Götter-Gesellschafft, waren erhaben worden, namentlich, Romulus oder eigentlich Quirinus, Picus, Tiberinus, Consus, Pilumnus und Picumnus.
  • Minucius Felix 25.
  • Rigaltius h.l.
  • Sigonius Jur. Ciuit. Rom. ...
  • Struv. Ant. Rom. ...
Deutsche Helden
  So hatten auch die Teutschen ihre Helden, deren Thaten sie rühmten und erzählten, als
 
 
 
  • Tuisto oder Tuiscon, Mannus, Arminius oder rminius,
Ekhard Comment. Rer. Franc. ...
 
 
  • Thor, Othin, zwey beruffene Magi,
 
 
 
  • Alemannus Hercules, etc.
Arnkiel Cimbrisches Heydenthum ...
 
  Diese alle erhuben sie auch wohl noch in ihrem Leben, zu unsäglicher und fast göttlichen Ehre, rufften sie in ihren Nöthen an; nicht weniger hatten selbige gewisse Weibes-Personen, die mit dem Wahrsager-Geist begabet, und folglich bey ihnen in grossem Ansehen waren, als Velledam, Auriniam, Alraunen, Gannam oder Gaunam, Jettam, Zisam, davon unten.
Döderlin Heydenthum derer alten Nordgauer ...
weitere römische und griechische Götter
  Hierher können auch die Dii proprii gebracht werden, die nicht nur jede Familie sondern auch iede Privat-Person ins besondere verehret. So findet man in einem alten Monumente geschrieben, MARS CONSERVATOR: CORPORIS: MERCVRIALIS: AVG: welches einige so auslegen, daß dieser Mars ein Leib-Trabant dieses Mercurialis, eines vernae Augusti genennet werde, ob gleich andere sprechen, daß hier durch das corpus, nicht der Leib Mercurialis, sondern vielmehr das Corpus oder Collegium Custodiariorum, darinne dieser sich befunden, verstanden werde.
 
 
  Boxhorn Quaestion. Rom. 73. setzet hinzu, daß man ihnen so gar eigne Namen nach ihrer Diener Namen gegeben hätte, und suchet solches aus einem alten Steine beym Grutero Inscr. ... darzuthun, allwo man lieset: Junones Juliae Sextiliae, allein es ist wohl glaublicher, daß hierdurch nicht so wohl die Dii proprii als die Genii derer Frauenzimmer, Junones genannt, verstanden werden. Wiewohl wenn man die Sache beym Lichte besiehet, Deus
 
  {Sp. 338}  
 
  proprius und Genius einerley ist. siehe Genius. Tom. X. p. 977. seqq.
 
 
  Es gehören auch unter diese letztere Classe die Lares, Penates, Lemures und priuati Dei, welches Häuser- und Familien-Götter waren.
Liutus V. 52.
 
  Wie nicht weniger die Dii breues, welche daher entweder diesen Namen führten, weil sie Dii minorum gentium waren, und von kleinen Nationen verehret worden, oder weil nur einige eintzelne Familien Reflexion auf sie gemachet. Welches um desto eher zu glauben, weil, wie Fulgentius Exposit. Serm. Ant. ... aus dem Varrone zeiget, sie gewisse besondere Priester gehabt, welche Tituli geheissen, die sie bedienet. Sie wurden auch auf gleiche Art als die Penates nemlich mit Patellis gespeiset und abgefertiget, daher sie Patellarii genennet worden. Sie stunden auch nicht anders als die Lares und Penates im Larario.
  • Varro apud Nonnum ...
  • Plautus Cistel. ...
  • Taubmann h.l. ...
  • Turnebus Aduers. ...
  • Thomasinus Donar. ...
  • Caelius Rhodiginus Lect. Ant. ...
  • Laurentius var. Sacr. ...
  • Stuck Ant. Conuiual. ...
  • Vossius Etymol. voc. Patina.
  • Boxhorn Quaestion. Roman. 73.
 
  Unter die vniuersales werden wohl die Dii communes mit gutem Rechte können gezogen werden. Diese waren Götter, welche von zweyerley Nationen verehret worden. Wenn man z.E. Friede machen, ein Bündniß schlüssen sonst was wichtiges ausführen wollte, machte man, wenn die Tractaten im Felde geschahen, einen Altar von Rasen vor diese Götter, damit beyde Völcker aus Furcht eines Gottes, den sie beyde verehrten, abgeschrecket würden, den Bund zu brechen.
  • Propertius I. 11.
  • Virgilius XII. 118.
 
  Cerda h.l. rechnet auch unter die Götter dieses Namens sowohl Martem und Victoriam, weil man vor Zeiten davor hielt, daß sie den Sieg einer jeden Partey, der sie wohl wollten, zuwenden könnten, als auch die theous azōnous, die in keiner gewissen Zona des Himmels wohnten, sondern ihren Einfluß in alle Zonas erstreckten, wie die Rhea, oder nach andern Sol, Luna, Pluto, Mars, ob ihm gleich die erste Meynung besser gefället;
 
grosse und kleine
6)[1] Dii maiorum et minorum gentium, wie sie bey denen Römern hiessen, grosse oder kleine Götter, welche mehr als zu sehr bekannt sind;
[1] HIS-Data: 5) fehlt in der Vorlage
     

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Stand: 14. Februar 2023 © Hans-Walter Pries