Stichworte |
Text |
Quellenangaben und Anmerkungen
|
höhere, mittlere und niedere |
7) |
Dii superi, medii, inferi, davon schon
etwas vorher, und auch unter dem
Worte Genius,
Tom. X. p. 877.
gesaget worden. |
|
|
|
|
Die Dii superi oder caelestes
und ouranioi waren himmlische, die inferi oder
magici hingegen höllische und unterirdische Götter, und waren in
vielen Stücken des Gottes-Dienstes
unterschieden: |
|
|
|
|
1) |
richtete man denen superis drey, denen
inferis aber nur zwey Altäre auf, daher
Seruius bemercket, daß, wenn beym
Virgilio Eclog. V. 60. stehe, duo
altaria Phoebo, der Phoebus inferior
verstanden werde.
Meisten Theils aber wurden die Opfer in einer ausgegrabenen runden
Höhle, egesta scrobibus tellure duobus, geschlachtet, und in
solcher das vergossene Blut aufgefangen. |
|
|
- Appollonius Rhodius Argon. ...
- Homerus Odyss. XI. 35. 36.
- Ouidius Metam. VII.
- Lucianus
Menippo s. Necyomanthia.
|
|
|
|
Wo nun diese Scrobes oder
bothroi nahe beym
Meere
waren, wurde das Blut in
gewissen
Patetis oder Schüsseln in das Meer gegossen, geschahe es aber auf
dem Meere selbst, wurde das Blut zugleich in das Meer gelassen. |
|
|
|
|
{Sp. 339|S. 187} |
|
|
|
- Oraculum Apollinis
apud Pfeiffer. Antiq. Graec. ... und
Natalem Comitem Mythol. ...
|
|
|
2) |
Diejenigen, die denen Inferis opfern
wollten, wurden nur mit
Wasser besprengt, die aber denen Superis
ihre Aufwartung machten,
musten sich
gantz abwaschen oder baden. |
|
|
- Macrobius Sat. ...
- Virgilius Aeneid. ...
|
|
|
3) |
Denen Superis opferte man Wein und
Weyrauch, die inferi aber musten, doch nur zu Weilen mit Milch
vorlieb nehmen. |
|
|
Virgilius Ecl. V. 67. |
|
|
|
Denn man findet nicht allein, daß die
Eumenides, welches Dii inferi waren, [ein Wort griechisch]
genennet werden, |
|
|
Erasmus Adag. Chiliad. ... |
|
|
|
sondern es hatten auch die Athenienser ein
gewisses Fest nephalia, nephalios thysia,nephalioi thysiai genannt, denen Musis,
Mnesnosynae, Aurorae, Soli, Lunae, Nymphis und Veneri caelesti
geheiligt, daran man nicht kosten, (libare) noch einigen
Wein brauchen durffte. In denen Nuptiis Orci oder Cereris,
die auch Thesmophoria heissen, wäre es ein entsetzliches
Verbrechen gewesen, wenn man dazu Wein-Geträncke, oder Cronen oder
Cräntze, als ein
Zeichen der Frölichkeit hätte bringen wollen, ob es
gleich in denen andern Opfern Cereris erlaubt war. |
|
|
Macrobius Saturn. III. 11.
|
|
|
|
Doch wie
gesagt, war dieses nur zu Weilen und
nicht alle Zeit
gebräuchlich, sintemahl man auch im
Homero Odyss. ... und
Virgilio Aeneid. VI. findet, daß sie bey
diesen Stygischen Opfern, Most, Wein, Wasser, weiß Mehl und Öl
gebrauchet. |
|
|
- Pfeiffer l.c. ...
- Natalis Comes l.c.
|
|
|
4) |
Die Superi bekamen schon weiß
Opfer-Vieh, und zwar in ungleicher
Zahl, denen inferis aber
schickte man in gleicher Anzahl schwartzes Vieh zu, weil man sich
einbildete, dieselben wären schwartze
Geister, und müsten sich an einem
finstern und unangenehmen
Orte aufhalten. |
|
|
- Homerus Odyss. ...
- Plutarchus Lucullo ... wo er von einem
gleichmäßigen Gebrauch derer Cycizener redet.
- Virgilius ...
- Pfeiffer ...
|
|
|
5) |
Bey denen Opfern derer Superorum muste
man etwas Wein in das
Feuer, auf den Heerd, auf die
Erde, oder sonst
wohin güssen, dabey auch kosten, welches spendein,
libare, heisset, allein bey denen inferis war solches
nicht nur unerlaubt, welches delibare hieß, |
|
|
Valerius Maximus II. 1.
|
|
|
|
indem
z.E. ihre
nephalia, wie schon aus dem
Suida bemercket
worden, thysiai aspondoi waren, sondern man muste sogar auch die
Opfer-Gefässe insgesammt durch das Feuer denen Göttern zukommen lassen. |
|
|
Virgilius l.c. 224. |
|
|
6) |
Die Thiere musten bey jenen den Rachen in die
Höhe gegen dem Himmel zu kehren, und in solcher Positur Blut und
Leben
lassen, bey diesen hingegen mit zur
Erde gebeugtem
Kopffe
sterben. |
|
|
- Cleon Argon. I.
- Myrtilus Rer. Lesbic. apud Natal. Comitem l.c. et
Pfeiffer ...
|
|
|
7) |
Wenn jemand mit denen inferis zu
thun
hatte, reckte er seine Hände zur
Erden und
verrichtete das Gebet mit
gantz leiser Stimme, allein bey denen Superis hub man nach
Beschaffenheit derer
verschiedenen Götzen, seine Hände bald in die Höhe,
bald liesse man sie niedersincken, bald aber streckte man sie gerade vor
sich hinaus, that aber auch alles dabey mit lauter und erhabner Stimme. |
|
|
Virgilius III. 176. |
|
|
Denen Superis eignete man den
Tag, denen
inferis die
Nacht zu, und wie man jenen Thiere opferte, so
bildete man sich im Gegentheil gantz
gewiß ein, daß diese sich an
vergossenem Menschen-Blute ungemein delectirten, daher manche
unschuldige
Seele diesen
|
|
|
|
{Sp. 340} |
|
|
|
blutgierigen Teufeln in die Klauen fallen müssen. |
|
|
|
|
Diese Inferi hatten auch einen andern
Namen, als |
|
|
|
|
Juuenalis Sat. X. 111. |
|
|
Tacitus Annal. XVI. 31.
n. 2. |
|
|
- oder irati, weil sie ihnen nicht nach ihren
Willen
thaten, sondern auch ihnen viel in Weg legten. Daher die
Redens-Art
kommt, wenn man
saget, iratis Musis natus, von einem, der von
Natur
einen dummen und ungeschickten
Kopff hat.
|
|
|
|
|
Doch machten sie es ihnen wieder darnach, indem
sie öffters aus Ungeduld selbige in ihrem
eigenen Tempel steinigten. |
|
- Statius Theb. ...
- Silius ...
- Boxhorn
Quaestion. Rom. 3.
|
- Morestellus Pomp. Fun. ...
- Kirchmann. ...
|
|
|
|
|
|
|
- die
Vorsteher der Hölle, Pluto, Proserpina, Cerberus,
Charon, Rhadamantus, Minos, Aeacus, Megaera, Tisiphone, Alecto,
Lachesis, Clotho, Atropos,
- die Schreck-Geister, Mittags-Gespenster, Wald-Teufel,
Hexen-Patrone etc. Hecate, Pan, Fauni, Sileni, Satyri, Siluanus,
Dryades, Pallor, Pauor,
- das sogenannte wilde Heer, davon drunten etc.
- und andere, sonderlich denen Gegnern und Hirten beschwerliche
Spectacel
|
|
|
|
|
|
|
|
Zu denen Diis mediis oder mittler
Condition werden Juno, Diana und Liber oder
Bacchus gerechnet. |
|
|
|
|
Wie nun derer Deorum fortium, welches
Hercules, Mars und Minerua, die Krieges-Götter waren,
Tempel auf Dorische, das ist rauhe und kriegerische Art, ohne
Zärtlichkeit und Commodität aufzubauen pflegte. |
|
Philander ad
Vitruuium IV. 3. |
|
|
So hatte man hingegen bey diesen Diis mediis
im
Gebrauch, selbigen Tempel nach Corinthischer, das ist mittler
Art aufzurichten, weil sie sich weder wie jene durch sonderbare
ruhmwürdige Helden-Thaten bekannt gemacht, noch auch wegen einer
zärtlichen Aufführung infam waren. |
|
|
|
|
Von diesen waren die Dii medioxumi oder
chthonioi Himmelweit
unterschieden, indem jene
würckliche
Götter, dieses aber nur
Menschen seyn, und zwischen dem Mond und
der
Erde
in der freyen Lufft ihre
Wohnung und Sietz,
Handel und Wandel hatten. |
|
- Plautus Cist. ...
- Taubmann h.l.
- Lucanus
Pharsal. ...
- Capella Nupt. Philolog. II.
- Sauaro in Sidonium ...
|
- Gyraldus Syntagm. Deor. ...
- Lomeyer
Lustrat. ...
- Caelius Rhodiginus et
Laurentius l.c.
- Hansen de
Jureiurand. veter. ...
|
|
selbstständige oder gemachte |
8. |
Dii nati et facti, wenn es also zu
reden
erlaubt ist, oder Götter, die man vor selbstständige Götter, die es
beständig gewesen, und vor gemachte gehalten. Zu jenen gehören die
aeterni und caelestes ohne
Zweifel, zu diesen aber die
indigetes, Semones, Semidei, adscriptitii, animales und
genitales. Die aeterni heissen also, weil sie nicht allein
in
Form und
Gestallt unverändert blieben, sondern auch
vornemlich, weil
sie von niemanden überwunden werden konnten. |
|
- Lucretius ...
- Turnebus Aduersar. ...
|
|
|
Dii caelestes superi oder magni
waren wohl eigentlich die rechten simplen
natürlichen Götter Himmel und
Erde, oder Rhea, deren
Kinder Juppiter, Neptunus und
Pluto nach einigen seyn
sollen,
wiewohl die
allerältesten
Scribenten hiervon nichts haben, welche die Einfalt und die alte
Art der ersten
Welt noch an sich haben. |
|
- Vitruuius ...
- Reinesius Inscript. ...
-
Struv.
Ant. Rom. ...
|
|
|
Die Indigenes, Semones, Semideos, siehe
an seinem Orte. |
|
|
|
|
Dii adscriptitii waren eben solche aus
Menschen gemachte, und unter die Deos minorum gentium
gezählte
Götter, welche bey denen Griechen paragegrammenoi oder
metoikoi hiessen,
weil sie aus der
Gesellschafft derer Menschen genommen, und in |
|
|
|
{Sp. 341|S. 188} |
|
|
|
das Götter-Hauß versetzet worden waren. |
|
Buddeus Pandect. ...
|
|
|
Was die Dii animales gewesen, kann man
sogleich aus denen
Worten und deren Deriuation sehen, daß es
nemlich Götter gewesen, die vor dem animas,
Seelen, menschliche
Seelen gehabt, von welchen Labeo nach
Seruii ad Virg. Aeneid. III. Bericht ein
Buch ins besondere
geschrieben, und unter andern darinnen gezeiget, durch welcherley Opfer
man die sterblichen unsterblich machen könne. Die Griechen nennten
dieses apothanatiziothes und
theōthēnai, |
|
- Ezechiel Spanhem ad
Callimachum ...
- Gronouius
ad Arrianum ...
|
|
|
und bedienten sie auf doppelte Art: |
|
|
|
|
1) |
da sie sie schlecht weg vor Götter oder Helden
erkannten, welches enagizoin oder
timas hērōikas prospheran
genennet wurde; |
|
|
|
|
|
2) |
da sie ihnen selbst Opfer brachten, und göttlich
verehrten, welches thyan hōs theō hieß. |
|
|
|
|
|
Die Römer mogten wohl eintzig und allein, oder
doch vor andern
Völckern am meisten das Donum haben, auch sogar
alle nichtswürdige Hunde-Seelen zu verewigen, daher man wohl eine
unzählbare Menge solcher Deorum animalium aufbringen könnte,
wenn man alle consecratos hieher rechnen sollte. |
|
|
|
|
Die Cerimonien, so sich bey einer solchen
Sollemnität zugetragen, erzählet unter denen alten
Herodianus ... am deutlichsten und
besten, welchen Ort unter denen neuern |
|
|
|
|
- Joh. Kirchmann de Fun. Roman. ...
- Onuphrius.
- Panuinius Fastis ad A. C. 964.
- Gutherius Jur. Manium, Jur. Veter.
Pontific.
- Vossius Idololatr. ...
- Bulenger Imper. Roman. ...
- Claudius Nicasius ad numum Pantheum
Adriani Imperat. Leiden 1689
in 4.
- Jo. Burchard Mencke Consecrat. Augustor.
Augustar.
Leipzig 1694. in 4.;
- Cuper Apotheos. Homeri.
- Schoepfflin de Apotheosi
- und andere
mehr.
|
|
|
Denen Griechen war dieses auch nicht unbekannt,
doch waren sie nicht so wie die Römer, daß sie ihren
Fürsten aus
knechtischer Schmeicheley sollten bey lebendigen
Leibe Tempel
gebaut
haben. Man will es auch denen Persern und Egyptiern beylegen, hat aber
noch viel wenigere Spuhren bey solchen, die die
Natur und die
natürlichen, nicht aber solche Götzen verehrten. |
|
- Faës
ad Gyraldum ...
- Paullus Alexander
Maffeus Gemm. Illustr. ...
- Fabricius
Bibliograph. Antiquar. ...
|
|
|
Ob die Dii genitales aber hieher
gehören,
weiß man nicht, indem die Gelehrten noch nicht einig sind, was
sie aus ihnen machen sollen. Einige halten sie vor Romuli, oder
nach dem Götter-Stilo vor Quirini Vor-Eltern,
Jouem, Martem und Venerem, andere vor Deos indigetes,
andere aber, die diesen schnur gerade entgegen stehen, vor die
ewigen Götter und Zeuger aller Creaturen, welche Homerus [ein
Wort griechisch] nennet. |
|
Turnebus Aduers. ...
|
|
|
Das allermeiste kommt auf einen Ort des Ennii
beym Cicerone Tusculan. I. 12. und
Seruio ad Virgil.
Aeneid. VI. an, welchen diese so, jene so lesen, und nach der
verschiedenen Lectur anders
erklären. |
|
Columna ad
Ennium ...
|
einheimische und fremde |
9)[1] |
Dii inquilini et peregrini waren, die zu
Rom gleich vom Anfange waren verehret worden, oder durch den
Umgang
derer Leute und vielen Nationen dahin waren gebracht worden.
Von denen ersten ist schon oben unter denen Diis patriis
geredet worden. Von
denen letztern soll noch hier etwas gedacht werden. Diese hiessen ihrer
Ankunfft wegen die peregrini, weil sie in andern
Ländern, aber
nicht zu Rom ihre Verehrung fanden. Bey denen Griechen war es alle Zeit
hart verboten, fremde Götter und |
|
[1] |
HIS-Data: Numerierung fehlt in der Vorlage |
|
|
{Sp. 342} |
|
|
|
Religionen nach Athen zu bringen, daher
nicht allein Socrates durch einen Becher Gifft in solchem
Zufalle sein
Leben lassen müssen, |
|
Diogenes Laertius II.
|
|
|
sondern auch Paullus, als er den
gecreutzigten CHristum predigte, zur Anklage und Verantwortung in den
Areopagum geführet wurde. |
|
Actor. 17, 19. 20. |
|
|
Und dennoch konnte es nicht geschehen, daß nicht
selbst der Areopagitische Rath, der selbst so eifrig darauf
hielt, nicht sollte einige fremde Gottes-Dienste, die sie
epitheta psēphiosas oder
epsēphiothoisas
epithetous, oder zugelassene Heiligthümer
nennten, gehabt haben. |
|
Harpocration ad
Isocratis Areopagitic. et
Hesychius Lexic. apud Pfeiffer Antiquitat.
Graecar. ...
|
|
|
So war es auch mit denen Römern beschaffen,
welchen es hart untersaget war, sich mit fremden Göttern einzulassen,
biß es dem ungeachtet, nicht allein unter der Hand nach und nach
eingeführet, sondern auch endlich zu einer
öffentlichen und
ungehinderten
Freyheit,
und zwar aus einer
heydnischen
Klugheit, und
wohlbedachten
Ursachen dahin kam. Denn so wollten es die Römer mit
keinem GOtte oder Göttin verderben, trachteten viel mehr dahin, sich bey
ihnen zu
insinuiren. |
|
- Minucius Felix. Dio ...
- Tertullianus Apologet. 5.
|
|
|
So kamen auch mit der Zeit aus allerhand
Nationen soviel fremde nach Rom, daß sie denen Römern selbst an der
Anzahl überlegen waren, daher es sich wohl nicht anders wollte thun
lassen, als daß man um Aufruhr zu vermeiden, jedem seine
väterliche
Gewohnheit und Gottesdienst verstattete. |
|
- Gyraldus Synt. Deor. ...
- Boxhorn Quaest. Roman.
-
Struv.
Ant. Rom. ...
|
Griechen |
Die Griechischen
Philosophi
theilten die Götter anders ein, als in |
|
|
- noētous und anoētous,
- emphanois, aphanois,
- hyperkosmious,
enkosmious.
|
- Sallustius Diis 6.
- Holstein h.l.
- Cyrillus
adu. Julianum ...
|
|
Unter die enkosmious
zählten sie die |
|
|
- Theous ouranious,
- thalassious,
- hypotartarious und
- chthonious. Unter die letztern gehörten
- klimatarchoi
- und epichōrioi, unter diese letztern wiederum
- idiosoloi,
- poliouchoi,
- hesiouchoi,
- katoikidioi,
- alsēitides,
- hamadryades,
- naides,
- hydriades,
- krenides,
- epipotamides,
- epimēlides,
- oresiades, etc.
|
|
|
welche alle unten vorkommen werden. |
Fabric. Bibliograph. Antiq. ...
|
|
|
|