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Zedler: Gott [19] HIS-Data
5028-11-295-17-19
Titel: Gott [19]
Quelle: Zedler Universal-Lexicon
Band: 11 Sp. 355
Jahr: 1735
Originaltext: Digitalisat BSB Bd. 11 S. 195
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Hinweise:
  • Allgemeine Bemerkungen zur Textgestaltung siehe Hauptartikel
  • Für die Auflösung der Quellenangaben siehe: Personen
  • Transkribierter griechischer Text der Vorlage

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Übersicht
Götter der Heiden (Forts.)
  Pflichten der Götter
 
  Götter der Gelehrten
  Liebes-Götter
  Nacht-Götter
  Götter des Todes
  Götterdienst
 
  Wie?
 
  Bilder

Stichworte Text Quellenangaben und Anmerkungen
Pflichten der Götter Doch weil niemand aller Götter Namen wissen, geschweige erzählen kann: so ist übrig, noch mit wenigen, vornemlich derer Römischen und Griechischen Götter Pflichten zu betrachten, die sie in Ansehung derer Menschen zu beobachten hatten, biß wir auf selbiger Verehrung kommen werden.  
  Ihre Haupt-Verrichtung war wohl, daß sie die Menschen vor allem Übel in aller Noth erhalten, und mit allerley guten überschütten wollen. Daher heissen sie [ein Wort griechisch], freundliche, liebreiche, holde Götter, boni, depellentes oder auerrunci, apopompaioi, conseruatores etc. Diese musten per contrariam magiam, Kranckheiten, Ungewitter, Verwüstung, Feuer, Todes Fälle, Seuchen etc. verhüten, und hatten zum Lohne, daß man ihnen täglich ein andächtiges Römisches Gebet und gemästeten Schöps oder Lamm brachte;
  • Varro ...
  • Cato Rustic. ...
  • Persius Sat. ...
  • Casaubonus h.l.
  • Schottus Nod. Ciceron. ...
  • Gyraldus Synt. ...
  • Guther Jur. Vet. ...
  • Turnebus Aduers. ...
  wie auch die prodigiales, welche man um gnädige Abwendung derer vorgetragenen Wunder- und Schreck-Zeichen anruffte.  
  Doch hatten sie auch andere noch eigentlichere Verrichtungen, da einige die Sorge gantzer Republiquen auf sich hatten, dergleichen Juppiter und Fortuna waren.
  • Saubertus Sacrif. 5.
  • Struu. Antiq. ...
  (Übrigens hiessen auch die Dii publici, welche öffentlich zu Rom mit Opfern und an bestimmten Festtägen verehret wurden, welches beyläuffig zu mercken.)  
  Einige hatten hinwiederum die Angelegenheiten einer jeden besondern Stadt auf sich, welches die Dii tutelares hiessen; die Römischen Pfaffen hatten nemlich in Gewohnheit durch gewisse Lieder, welche Macrobius Sat. ... beschreibet, die Schutz-Götter jeder Stadt bey der Belagerung heraus zu fordern, in Meynung, daß, wenn sie selbige auf ihre Seite und zur Verrätherey bewogen hätten, sie auch die belagerte Stadt bald in ihrer Gewalt haben würden.
  • Aeschylus ...
  • Virgilius Aeneid. ...
  • Rosinus Ant. Rom. ...
  • Muretus Var. Lect. ...
  • Tomasin. Donar. 3.
  • Gyrald Deor. Synt. ...
  • Junius Pict. ...
  • Juret. in Prudent. ...
  • Brissonius Formul. ...
  • Buddeus Pandect. 52.
  • Alexander ab Alexandro Dier. Genial. ...
  • Valtrin. R. Militar. ...
  • Laurentius Polym. ...
  • Kipping. ...
  • Rader in Curt. ...
  • Struu ...
  Daher war es eine Tod-Sünde, wenn man solchen Namen  
  {Sp. 356}  
  hätte bekannt machen, und unter die Leute bringen sollen; sogar findet man auch in denen Historien-Büchern, daß sie einen Römer, mit Namen Valerium Seranum, ans Creutz geschlagen, der den Namen des Römischen GOttes promulgiret hatte, welcher Amaryllis war.
  • Seruius Aeneid. ... e Varrone.
  • Almeelovven Ant. ...
  Damit aber dieses denen Feinden nicht gelingen mögte, bunden die Einwohner solcher Städte ihre Götzen mit Ketten an, damit sie ja nicht Reißaus geben, und sie ihrer Feinde Willen übergeben mögten. So thaten die Bürger der Stadt Alt-Tyrus, als sie sahen, daß ihr Apollo sie zu verlassen vorhatte, denn sie legten seine aus Gela gebrachte ungeheure Statue mit göldenen Ketten an des Herculis Altar an.
  • Curtius l.c.
  • Plutarchus Quaestion. ...
  • Boxhorn IV. 1.
  • Humphrey Prideaux Connexion ...
  Gieng dieses gut von Statten, daß der Ort nicht erobert ward, hieß es: Dii rediere.
  • Silius Italicus ...
  • Boxhorn l.c.
  Ergieng aber das Gegentheil, so, daß die Römer Meister spielten, wurden solche überwundene Götter Venales genannt, exauctorirt, das ist, entheiliget, aller Heiligkeit und Gottesdienstes beraubet, so gar, daß man sie als ein anderes gemeines Gefäß verkauffen durffte, welches Geld hernach dem Fisco zufiel.
  • Hyginus II.
  • Gutherius Jur. ...
  Ausser diesen Diis tutelaribus hatten auch die Königreiche, in Sonderheit aber ihre Häupter und Herren, Könige und Fürsten eigene Aufseher und Vorsteher, Dii basileioi oder Regales genannt, welche daher auch von ihren Untergebenen grosse und recht königliche Opffer bekamen, daß sie solche nicht einmahl verzehren konnten.
  • Plutarchus Alexandr. ...
  • Justinus ...
  • Bongarsius h.l.
  • Gutherius l.c. ...
  Etliche regierten selbst, etliche wohnten auf dem Meer, etliche schmiedeten, als Vulcanus, etliche baueten oder halffen denen Bauleuten, als die Dii praestructores, welche man bey Grundlegungen derer Städte, Festungen, öffentlicher Gebäude, Häuser u.d.m. anruffte. Pausanias ...
  Hier schicken sich die Worte Callimachi Hymn. I. vs. 72-83. ungemein schön:  
  [12 Zeilen griechische Verse]  
  [10 Zeilen lateinische Verse]  
  {Sp. 357|S. 196}  
  [12 Zeilen lateinische Verse]  
  So hielte man Martem, Bellonam, Victoriam, vor Kriegs-Götter, Vulcanum vor den Feuer-Mauer-Kehrer, Aeolum vor den Gott des Windes u.s.w.  
Götter der Gelehrten Die Gelehrten hatten auch Götter, insonderheit eigneten sich die Medici  
 
  • Cybelen,
  • Mineruam,
  • Dianam,
  • Apollinem,
  • Aesculapium,
  • Hygaeam,
 
  (welche beyde sie Deos philanthrōpous nennten, Schvvartz Diss. de Theois phil. Altdorff 1725. c.f.)
 
  • und andere mehr.
  • Joh. Henrich Schultze Historia Medicinae a rerum initio ..., Leipzig 1728. in 4. ...
  • Christophorus Cellarius Origin. Medic.. Halle 1703.
  • Groseus de Bose Diss. gallic.. ... Christoph Woltereck hat selbige seinen Electis Rei Numariae ... Lateinisch einverleibet.
  • Guil. Musgrave exerc. ...
  Die Juristen hatten auch besondere Götter zu ihrem Privat-Dienst ausgesetzet, davon Christian Gotthold Wilisch in einer Dissert. ... Leipzig 1720. geredet.
  Die lieben Poeten hatten auch mit ihrem Apolline und 9. Musen ihr Fest, diese waren ihnen als Praesidenten ihrer gelehrten Societät vorgesetzet, diese musten bey aller Gelegenheit fast auf allen Zeilen und Blättern erscheinen, diese musten denen armen Poeten, so bald sie etwas meditiren wollten, mit Hülffe erscheinen.  
Liebes-Götter Denen, die das Liebes-Spiel exercirten, war Venus als eine Ober-Aufseherin nebst deren Sohne Cupidine vorgestellet, da denn die Gratien und Nymphen, Hymenaeus und andere solches Gelichters nicht weit entfernet waren. Einige machten ihre Aufwartung vor der Thüre, und sahen zu, damit nicht etwa jemand was hinein trüge. George Friedrich Tryllitius de Deastris ..., Wittenberg 1711.
Nacht-Götter Wie dieses nun lauter fröliche Dienste und Geschäffte waren, so hatten andere hingegen auch andere betrübte Bemühungen auf sich. Einige stunden der Nacht vor, nemlich die unterirdischen Geister alle, welche bey Anfang der Nacht ihre unterirdische Behausung verliessen, diese Welt durchspatzierten, und nach Verflüssung der nächtlichen Finsterniß sich wiederum in ihre Retirade zurück begaben.  
Götter des Todes Einige waren Götter des Todes, als sonderlich Manes, Libitina und der Deus Viduus. Dieses Verrichtung war, daß er die Seelen derer Menschen aus ihren Cörpern hinweg nehme, und folglich sie tödete, daher auch, damit die Priester sich nicht verunreinigten, wenn sie ihm unversehens zu nahe kämen, sein Logis ausser der Stadt nehmen müssen.
  • Cyprianus Vanit. Idolor. apud Kirchmann. de Funerib. Romanor. ...
  • Vossius Idololatr. ...
  • Morestellus Pomp.
  [Sp. 358}  
   
  Funebr. ...
  • Noris Cenotaph. Pisan. ...
Götterdienst Dieses sind Ihre vornehmsten Handlungen, die sie denen Menschen nach verschiedenen Umständen geleistet. Nun folget endlich ihr Dienst, damit sie beehret worden, welcher auf viererley Weise füglich kann betrachtet werden. 1) wie: 2) wodurch: 3) wo: 4) von wem:  
 
1. Wie: Wenn man betrachtet, wie sie verehret worden, zeiget sich vor allen ein grosser Unterscheid unter denenjenigen Göttern, welche insbesondere oder mit andern verehret wurden. Jene hiessen Solitarii, diese synthronoi, paredroi, synedroi, synnaoi, symbōmoi,
von welchen
  • Stephanus le Moyne Varior. Sacror. ...
  • Salmasius Ar. Herodis Attici,
  • Gisbertus Cuperus Oberseruat. ... Harpocrat. ...
  • und am ausführlichsten D'Arnaud de Diis paredrois...., Haag 1730. in 8.
handeln.
 
  Mit diesen sind die Theoi hōmochetai einerley: als zu Rom verrechnete man die Sonne und Serapidem, und zu Carthago Cererem, Bacchum und Phoebum, dadurch anzuzeigen, daß man GOttes Gaben mäßig brauchen solle.
Fabricius Rom. ...
 
  Daher weiß man von dem grossen und ansehnlichen Tempel zu Rom, Pantheum genannt, darinnen aller Götter und Göttinnen Bildnisse nach der Ordnung abgebildet waren.
  • Nicasius Num. Panth. Hadrian. Leiden 1689. in 4.
  • Petrus Seguinus Numism. ...
  • Jac. Wild ...
 
  Hierher will Adrian. Relandus Miscell. ... Utrecht 1706. in 8. die Deos Cabiros rechnen, und führet ihren Namen von dem Ebräisch-Chaldäischen Worte [ein Wort hebräisch], iunxit, adsociauit, her, meynet auch, daß die alten Griechen sonderlich darunter die 2. Brüder, Castorem und Pollucem, und von denen unterirdischen Plutonem und Mercurium, wie auch Cererem und Proserpinam benennet und angezeiget.
 
 
  Tobias Guthberlett Diatr. de Mysteriis Cabirorum Deorum, Franecker 1703. in 8. ist anderer Meynung, welcher sie vor gantz besondere und von andern unterschiedene Götter hält, auch ihren Namen von dem bey denen Arabern insonderheit gebräuchlichen Worte [ein Wort hebräisch] fortis, potens fuit, ableitet.
Joannes Antonius Astorius, ein Venetianischer JCtus, Diss. de Diis Cabiris, Venedig 1703. in 8.
 
  Vielleicht mögte dieses die Commodität derer Leute erfunden haben, welche nicht erst allen Göttern ins besondere aufwarten wollten, welches viel Geld und Zeit fraß, sondern lieber 2. oder 3. ja wohl gar mehrere auf ein Mahl zu befriedigen trachteten, und die Zeit dabey erhalten suchten.
 
Bilder der Götter
  Hierbey könnte weitläufftig von denen Bildern derer Götter geredet werden, wenn es die Zeit leiden wollte. Diese Bilder waren entweder groß oder klein, jene hiessen andriantes, diese agalmata, jene Statuae, diese Imagines, waren entweder von Holtz geschnitzt, und da wurden sie einen Fest-Tagen mit Mennig, Minio, bestrichen, daher kommen die Dii miniani,
  ([1]siehe Juppiter Miniatus.)
  • Varro apud Nonnum ...
  • Plinius H.N. XXXIII. 7.
  • Turnebus Adu. ...
[1] HIS-Data: öffnende Klammer ergänzt
 
  oder von Metall, Gold, Silber und Ertz; Eisen und Bley aber achtete man gemeiniglich vor das Ansehen derer Götter zu gering. Ingleichen brauchte man starck das Helffenbein, und zu Verfertigung dererselben suchte man aller Wegen die geschicktesten Bildhauer aus.
 
 
  Diese Bilder
 
 
 
  • bekleidete man durch besondere Leute,
  • Fresne Gloss. voc. podea.
  • Wovver ad Pe-
  {Sp. 359|S. 197}  
   
  tron. edit. Burmann. ...
  • Brouckhysen Tibullo ...
 
 
  • bedeckte sie mit Vorhängen, welche man an Festtagen zurück zog, daß sie konnten von dem Volcke gesehen werden,
Lipsius Elect. ...
 
 
  • zierte ihre Häupter mit strahlenden Circeln, Nimbi genannt,
  • Jo. Nicolai de Nimbis ... Jen. 1699. in 4.
  • Barth. Aduers. ...
  • Maior Serapid. radiat.
  • Beger Thesaur. Brandenburg. ...
  • Nicasius l.c. ...
  • Spon Miscell. ...
  • Junius Pict. vet. ...
 
 
  • beehrte sie mit brennenden Fackeln.
Jo. Faës de cereis baptismalibus ...
 
  Man
 
 
 
  • trug sie auch auf gewissen Wagen, thensis, oder durch eigene Träger hierosolisas, hierophorous, Zōanon therapeutas, herum.
  • Meursius Graec. Feriata ...
  • Scheffer Vehicul. ...
  • Jo. Tassinus Anno Saecul. ...
  • Fresne Glossar. Graec. v. ...
  • Cuperus Harpocrat. ...
  • Valesius Sozom. ...
 
 
  • besahe sie, und putzte die Unreinigkeit ab.
  • Zimmermann. Analect. ...
  • Ez. Spanhem ad Callimachum Hym. ...
 
 
  • schrieb ihnen viele Krafft zu helffen zu.
  • Athenaeus ...
  • Plutarchus Camill. ...
  • Dionysius Halic. ...
 
  Cicero Diuinat. 1. und Lucianus Deor. Concil. ... sagen,
 
 
 
  • daß sie öffters Blut geschwitzet,
Freinshemius ad Florum ...
 
 
  • Plutarchus Coriolan. ...
  • Christian Flemming Diss. de sudore ... Leipzig 1705.
 
  Von denen die solcher Götter Bilder erläutert, handelt
Fabricius Bibliograh. Antiqu. ...
 
  Die Spiele derer Alten gehören auch hierher, wovon an seinem Orte.
 
     

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Stand: 16. Februar 2023 © Hans-Walter Pries