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Zedler: Gott [21] HIS-Data
5028-11-295-17-21
Titel: Gott [21]
Quelle: Zedler Universal-Lexicon
Band: 11 Sp. 362
Jahr: 1735
Originaltext: Digitalisat BSB Bd. 11 S. 198
Vorheriger Artikel: Gott [20]
Folgender Artikel: GOTT Aarons sollte Moses seyn
Hinweise:
  • Allgemeine Bemerkungen zur Textgestaltung siehe Hauptartikel
  • Für die Auflösung der Quellenangaben siehe: Personen, Bibel
  • Transkribierter griechischer Text der Vorlage

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Übersicht
Götter der Heiden (Forts.)
  Götterdienst (Forts.)
 
  Wo?
  Durch oder von wem?

Stichworte Text Quellenangaben und Anmerkungen
 
3. Wo? Da hatten die Heyden gar viele Örter, wo sie insonderheit ihren Gottesdienst am besten zuverrichten meynten.
 
 
  Nach Herodoti I. 131. Bericht hatten die Perser die Gewohnheit, Jouem, wodurch sie den Becirck des Himmels verstanden, auf denen allerhöchsten Bergen, die sie nur finden konnten, mit Opffern ohne einige Ceremonien zu verehren, welchen die Juden und andere Syrische Völcker nachfolgten, die auf denen Höhen unter grünen Bäumen und schattigten Häynen ihre Sacra hielten.
 
 
  Denn es war überhaupt bey denen Alten ein gemeiner Wahn, daß sich GOtt unter denen Bäumen verstecke, und daß das etwas fürchterliche Rauschen derer Blätter etwas heiliges bey sich habe, Petronius kam daher auf die Gedancken, es müsse solche Furcht und Ehrerbietigkeit die Gedancken von GOtt zu erst dem Menschen eingegeben haben. Dieser saget nemlich apud Luctatium Grammaticum ad Statii Thebaid. ... primus in orbe Deos fecit timor. Auf solche Art findet man, daß die alten Poeten, als:
 
  • Ouidius Fastor. ...
  • Statius Thebaid. ...
  • Silius Italicus Punic. II.
  • Prudentius contr. Symmach. ...
  • Claudianus Rapt. Proserp. III.
  • Lucanus Pharsal. ...
  • etc.
  denen Lucis und Häynen, wie auch besondern Bäumen ein Numen beygeleget. Dieses ist auch die Ursache, warum man in dieser Leute Schrifften von denen Siluis incaeduis, darinne man keine Bäume fällen durffte, so viel findet.
Dempster ad Rosinum ...
 
  Es observirten auch die alten, daß sich gewisse Geister, Gesichte und Bilder in denen Wäldern vor andern sehen liessen: sie empfanden, daß sie in denen Wäldern zu Weilen von solchen dienstfertigen Geistern übel zugerichtet würden: sie höreten auch des Teufels Gauckeley mehr als zu sehr, wenn dieser in denen wilden und ungeheurn Wäldern seine furchtsame und schreckhaffte Jagd anstellte, welches man heutiges Tags das wilde Heer zu nennen pfleget: daher wurden sie bewogen, selbigen Gespenstern auf ihre Art, die sie vor die beste hielten, gutes zu thun, damit sie nicht weiter giengen, und aus unersättlichen Grimm an ihren Leben oder Gütern sie verletzten.
 
 
  Ein solcher war Faunus bey denen Römern, von dem der Caprarius gegen den Thyrsin beym Theocrito Idyll. I. 15. seqq. sich verlauten lässet:
 
 
  [Vier Zeilen griechische Verse]
 
 
  [Sechs Zeilen lateinische Verse]
 
  {Sp. 363|S. 199}  
 
  Daß die alten Fränckischen Könige von Chlodouaeo sich Bilder von Wäldern in Holtz schnitzen lassen, und selbige angebetet haben, bezeuget
Gregorius Turonensis I. 10.
 
  Von denen Teutschen sagt es Tacitus ... daß sie ihre Götter nicht zwischen vier Pfähle, oder in eine kleine Gestallt eines Bildes eingeschlossen, und die Wälder vor ihre Götter gehalten, auch daselbst ihre Schulen angerichtet, wie auch die Mispeln, Eichen und Eichen-Wälder vor heilig gehalten hatten.
  • Hachenberg Germ. Med. ...
  • Cluuerius Germ. Ant. ...
  • Lubbertus l.c. ...
  • Auentinus Ann. Boior. III.
  • Keysler Ant. Select. ...
  • Eckart Comment. Rer. Francic. ...
  • Döderlin Teufels-Mauer ... Heydenthum derer alten Nordgauer,
  • Pirckheymer de lucis vet. Germanorum, Wittenberg 1570.
  • Hect. Gottfried Masius Antiq. Mecleburgens.
  • Casper Danckwerth Descript. Holsatiae ...
  • und von denen alten Lucanus Phars. ...
 
  Die Römer wusten das Ding auch,
  • Plinius Hist. Nat. ...
  • Cato R. Rust. ...
 
  und Seneca Epist. 41. ermahnet, daß, wo man in einen Wald käme, man sich durch das Alterthum und die ausserordentliche Höhen derer Eichen, durch den gebrochenen Glantz des Himmels, durch den angenehmen Schatten derer Bäume, durch das süsse Geräusch derer Sträuche, durch den vergnüglichen Fall des Wassers, und durch die innerliche Ehrfurcht eines solchen Orts sich an GOtt zu gedencken, bewegen lassen solle.
 
 
  Tertullianus Apologet. 25. und mit ihm Clemens Alexandrinus Strom. I. sagt, daß man zu Numae Zeiten kein Capitolium gehabt, keine Tempel gebauet, keinen GOtt in ein enges Holtz eingeschräncket habe, weil er nemlich von Pythagora, (wie dieser von Mose) soll gehöret haben, daß man GOtt unter keiner menschlichen Gestallt vorstellen solle; daher habe man die Sacra in denen Wäldern verrichtet.
  • Plutarchus Num.
  • Cicero Paradox.
  • Plinius ...
  • Euseb. Praepar. Euangel. III.
  • Augustin. Ciuit. Dei ...
 
  Daß die Juden dieses auch ausgeübet, besagen die vielfältigen Exempel in der H. Schrifft,
  • Exod. 3, 2.
  • Jud. 6, 25.
  • 1. Samuel. 22, 7.
  • 1 Reg. 24, 25.
  • 2. Reg. 21, 12. 23, 4. 7.
  • 2. Chron. 34, 3.
  • Jesai. 2, 13.
  • Jerem. 2, 20. 7, 70.
  • Ezech. 16, 13. 27, 6.
 
  und mögen sie vielleicht von ihrem Vater Abraham gelernet, allein schändlich verdrehet und geändert haben, sintemahl man von ihm lieset, daß er in dem Hayne More oder Mamre GOtt gedienet.
  • Genes. 12, 6. 13. 18. 18. 1. 
  • Spanheim ad Callimachum ...
  • Dickinson Delph. ...
  • Caue Adparat. ...
  • Fortunatus Schacchus ...
  • Jo. Cunrad Dieteric. Antiq. Biblic.
  • Schedius D. German. ...
  • Pinto Ramirez ...
  • Cerda ad Virgil. ...
  • Jo. Wovveran. de vmbra 9.
  • Potter. Archaeol. Graec. ...
  • Laurent. Beger Spicileg. ...
  • Petr. Faber Semestr. ...
  • Benedict. Curtius Symporian. de Hortis, Leiden 1660. in fol. ...
  • Ludouic. Anton. Muratori ad Paullini ...
  • Rycquius de Capitolio ...
  • Frassen. Disquisit. Bibl. ...
  • Jurieu l.c. ...
  • Petr. Zorn Biblioth. Antiquar. ...
  • Gottfried Petritz Diss. de nemoribus sacris, Leipzig 1670.
  • Georg Friedrich Magnus Diss. de Lucis gentilium, Wittenb. 1674.
  • And. Christ. Eschenbach ex. de consecratis gentilium Lucis, Jena 1686, und in Syntagm. ...
  {Sp.364}  
   
  ... wie auch in dessen an. 1705. in 8. zu Nürnberg zusammen gedruckten Dissertationibus ...
  • Dietrich Dresler Diss. de Lucis religioni gentilium destinatis, Leipzig 1720.
  • Joh. Christ. Blum Diss. de ... Leipzig 1711.
  • Joh. Georg Eckard de portu Iccio ...
 
  Allein bey denen Griechen und Römern war es etwas gebräuchlicher auf Altären und in denen Tempeln, naois zu opffern und ihren Gottesdienst zu verrichten, hoti Theoi naiousin ennade, weil die Götter daselbst eigentlich und besonders wohnen sollten, wovon an seinem Orte.
  • Cicero Nat. Deor. ...
  • Heraldus ad Arnobium aduers. ...
 
  Andere wurden in denen Häusern vor denen Thüren verehret, als die Dii praestructores oder prodromees, oder nach Domitiio vestibulares, weil sie im Vorsaale ihren Reverentz bekamen.
  • Gyrald. Deor. ...
  • Georg Friedrich Tryllitius Diss. Wittenberg 1716. de Deastris ...,
 
 
  • andere in der Küche oder Larario, wie die Lares und Penates,
  • andere auf der Strasse,
  • andere in denen Zwingern,
  • andere ausser der Stadt, wie der Deus viduus,
  • andere in denen Creutz-Wegen, wie der Apollo Agyeus,
  • andere in der Stadt, als die consentes vrbani, quasi consentientes et maiestatis supremae adsessores, weil sie derer zwölf obersten Götter derer Heyden und Räthe Jouis, auch Vorsteher jedes Monaths waren:
    • Juno,
    • Vesta,
    • Minerua,
    • Ceres,
    • Diana,
    • Venus,
    • Mars,
    • Mercurius,
    • Jouis Neptunus,
    • Vulcanus,
    • Apollo,
  • andere auf dem Lande, als
    • die Dii consentes rustici,
    • Juppiter,
    • tellus,
    • sol,
    • luna,
    • rubigo,
    • Flora,
    • Minerua,
    • Venus,
    • Lympha,
    • bonus euentus,
    • Ceres und Liber,
  • Vrsatus Not. Rom. apud Graeuium Thes. Rom. ...
  • Gyrald. ...
  • Demster ...
 
 
  • einige in denen municipiis, die daher municipales hiessen,
  • etliche auf freyem Felde und öffentlicher Strasse, als die Deos Semitales, welche die Fußgänger verehrten, dergleichen Mercurius und Triuia oder Hecate waren,
  • Julianus Epist. ...
  • Vossius Idololatr. ...
  • Catullus de Sabin. ...
  • Scaliger ad Parod. Virgil.
  • Henninius ad Bergier ...
 
  Diese waren geringer als die Dii Viales, welche die Reisenden sowohl zu Lande als zu Wasser anruffen und verehren musten, und von denen Euerhardus Otto de Tutela, Viarum, Utrecht 1731. ... und M. Christian Weise in 2. dissert. ... Leipzig 1724. 1725. schön gehandelt. Sie, die dii viales, wurden sowohl vor Antrit der Reisen, als auch nach Zurücklegung derselben verehret, und rechneten die Römer Mercurium, Bacchum, Apollinem, Herculem, Cererem, Dianam, Priapum, Vium und Fortunam reducem hierher. Dieser Götzen Brust-Bilder stellten sie auf erhabene Steine oder aufgerichtete Säulen, knieten vor selbigen nieder, beteten sie an, setzten ihnen Cräntze auf, wurffen Steine zu dem übrigen Hauffen, (welches sie vor einen sonderbaren Gottes-Dienst ansahen,) und beehrten sie auf alle Art und Weise.
 
 
  Nun sind noch mit wenigen zu betrachten
 
 
4) durch oder von wem, diese Götter derer alten Griechen und Römer meh-
 
  {Sp. 365|S. 200}  
 
  ren Theils sind verehret worden.
 
 
  Hierauf ist zwar mit leichter Mühe zu antworten, daß jederman von Natur den rechten GOTT zu verehren verbunden gewesen, und daß auch die Heyden diese Schuldigkeit gemercket, ob sie gleich den rechten GOTT nicht gehabt noch erkennet: Allein hier ist das Vorhaben, von denen Götzen-Dienern derer alten Griechen und Römer etwas weniges zu gedencken.
 
 
  Bey jenen trifft man an: [ein Wort griechisch], welche das Eingeweide besehen musten, [fünf Zeilen griechischer Text] u.a.m.
Pfeiffer Antiqu. Graec. ...
 
  Bey denen Römern verwalteten anfänglich die Könige dieses Amt in eigener Person, hernach wie das Reich mächtiger ward, und sie mehr auf das Feld als auf den Altar zu sorgen hatten, kam es an die LX. publicos Sacerdotes, und Regem Sacrorum. Weil aber auch diese nicht alles verrichten konnten, wurde jedem Götzen eine besondere Art Priester bestellet, die Augures Pullarii und Aruspices musten bey allen Opffern seyn, wie auch die Camilli, Camillae, Flaminii, Flaminiae, Aedituus, Tibicines, Tubicines, Popae, Victimarii, praeciae, praefica, designator, vespa, etc. welches nur Diener und Helffer waren.
 
 
  Sonsten hatte jeder Gott, wie gesagt, seinen Diener, als
 
 
 
  • Pan die Lupercos,
  • Ceres Sacerdotem Graecam,
  • Hercules, Potitios et Pinarios,
  • Quirinus die Fratres Aruales,
  • die meisten Götter Flamines, als insonderheit
    • Flamen Dialis oder des Jouis, und dessen Frau Flaminica,
    • Flamen Martialis, Volcanalis, Volturnalis, Palatualis, Furinalis, Floralis, Falacer, Pomonalis, Carmentalis, Virbialis, Laurentialis, Lauinalis;
  • So hatte die Vesta ihre virgines vestales,
  • Mars seine Salios, 12. Palatinos, 12. Collinos, wie auch die virgines Saliares, ingleichen die Fetiales und den patrem patratum;
  • die Cybele ihre Gallos und Archi-Gallum;
 
 
  Ausser denen waren auch noch
 
 
 
  • die Celeres und ihr Tribunus Celerum,
  • Curiones 30. et Curio Maximus,
  • Poda,
  • Titienses,
  • Pontifices,
  • Pontifex Maximus,
  • Duumuiri, Decemuiri, Quindecimuiri sacris faciendis,
  • Septemuiri Epulonum,
  • Duumuiri aedis locandae, faciundae, dedicanda,
  • Triumuiri aedibus sacris incendio consumptis restituendis, et sacris conquirendis, donisque persequendis,
  • und noch viele mehr.
  • Rosinus et Dempster Ant. Rom. ...
  • Fabricius Delectu Argumentorum ... Hamburg 1725. in 4.
     

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Stand: 16. Februar 2023 © Hans-Walter Pries