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Zedler: Mutter [3] HIS-Data
5028-22-1604-6-03
Titel: Mutter [3]
Quelle: Zedler Universal-Lexicon
Band: 22 Sp. 1612
Jahr: 1739
Originaltext: Digitalisat BSB Bd. 22 S. 824
Vorheriger Artikel: Mutter [2]
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Hinweise:
  • Allgemeine Bemerkungen zur Textgestaltung siehe Hauptartikel
  • Für die Auflösung der Quellenangaben siehe: Personen, Bibel
  • Transkribierter griechischer Text der Vorlage

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Stichworte Text   Quellenangaben
Pflichten Endlich sind auch die Pflichten nicht mit Stillschweigen zu übergehen, welche denen Müttern beydes nach denen natürlichen als göttlichen Rechten obliegen. Solche sind  
 
1) ihre Kinder säugen, nach dem Exempel
 
 
 
  • Sarä,
1. B. Mos. XXI, 7,
 
 
  • der Mutter Mosis,
2 B. Mose II, 9.
 
 
  • Hannä,
1 Sam. I, 23 
 
 
  • etc.
 
 
2) die Kinder entwöhnen, nach dem Exempel
 
 
 
  • Sarä,
1 B. Mose XXI, 8,
 
 
  • Hannä,
1 Sam. I, 24.
 
3) die Kinder auferziehen und versorgen,
 
 
4) in guten Sitten und in der Gottesfurcht unterweisen.
 
 
  So lautet Pauli Ermahnung: Ihr Väter, reitzet eure Kinder nicht zum Zorn, sondern ziehet sie auf in der Zucht und Ermahnung zum HErrn,
Ephes. VI, 4.
 
  Da denn die Kinder-Zucht zwar zuförderst den Vätern anbefohlen wird, welche in der Ehe mit ihren Ehegatten Kinder erzeugen; aber zugleich sind auch damit gemeinet die Mütter: denn gleichwie die Theil haben an der Kinder-Erzeugung, da sie dieselbe so viele Monate unter ihrem Hertzen tragen, und mit ihrem Brüsten säugen; also müssen selbige auch ihren Theil nehmen an der Kinder sorgfältiger Erziehung, jedoch also, daß die Väter nach göttlicher Ordnung hierbey das meiste zu sagen und zu sorgen haben.
 
 
  Wäre aber deren Verstand und Erfahrung so geringe, daß sie solchem Wercke nicht gewachsen, oder ihre Geschäffte und Amt also beschaffen, daß sie solche Kinder-Zucht nicht gebührlich abwarten könnten; so müssen sie andere darzu er wählen und ordnen, die es verstehen und Zeit darzu nehmen mögen, nehmlich Lehrmeister und Lehrmeisterrinnen, inn- und ausserhalb des Hauses, die denn das Amt der Eltern übernehmen, und mit aller Treue und Sorgfalt verrichten sollen. Es müssen aber dennoch dabey Vater und Mutter selbst thun so viel sie vermögen, und Sorge tragen, daß die Söhne etwas wohlanständiges lernen, davon sie einst leben mögen; die Töchter aber im züchtigen Wesen, und anständigen Gebehrden ohne Leichtfertigkeit aufwachsen,
Sir. VII, 25, 26,
  {Sp. 1613|S. 825}  
    Cap. XLII, 11.
 
  Weil ferner ein jedes Kind seinen eigenen Kopf, und folglich seinen eigenen Sinn und Neigung hat, so wohl zum Guten und unterschiedlichen Künsten, als zum Bösen und unterschiedlichen Lastern: So ist auch auf beydes genau zu sehen, daß sie ihre Kinder anhalten zu denen, worzu sie geneigt sind, auch zu keiner widerlichen Profeßion und Stand gar zu sehr zwingen; weiter, daß sie dieselben absonderlich von der Sünde und und Tugend am meisten abhalten, worzu sie das gröste Belieben tragen.
 
 
  Das heisset dann, wie Paulus am angeführten Orte redet, auferziehen in der Zucht und Vermahnung zum HErrn; oder in der Unterweisung u. Ermahnung des HErrn, das ist, in kluger Anleitung zu GOtt und zum Himmel, GOtt recht zu erkennen, zu fürchten und zu lieben. Worzu allerley Einschärffung, mit untermengter Bedräuung gehöret, daß es an ernstlicher Bestraffung mit Worten, auch wohl an scharffer Ruthe der Zucht, nach befundener Nothdurfft nicht ermangele.
Ermisch dreyfache Evang. Hertzens-Lust, …
 
5) für sie beten, nach dem Exempel des Cananäischen Weibes,
Matth. XV, 22. etc.
 
  Es haben aber auch Kinder ihre Pflichten wie gegen den Vater, also auch gegen die Mutter zu beobachten, sintemahl GOtt der HErr gar ein besonder Gebot deswegen gegeben, 2 B. Mose XX, 12, du solt deinen Vater und deine Mutter ehren, auf daß du lange lebest im Lande, das dir der HErr dein GOtt giebt; und im 3 B. Mose XIX, 3, ein jeglicher fürchte seine Mutter und seinen Vater; allwo die Mutter vor dem Vater stehet in der Furcht, dieweil sie, als die die Kinder am meisten lieben, und die schwächste ist, gemeiniglich am wenigsten gefürchtet wird. Weil nun diese Pflicht gegen dieselbe am meisten gebrochen wird, so setzet sie GOtt voran, umso dieselbe desto mehr zu bekräfftigen und einzuschärffen.
 
 
  So hat er auch noch ein Gebot gegeben wider die, so sich wie an dem Vater, also auch an der Mutter vergreiffen, oder sonst vergehen möchten, da es heisset: Wer seinen Vater oder Mutter schläget, der soll des Todes sterben, der Vater oder Mutter fluchet, der soll des Todes sterben,
2 B. Mose XXI, 15, 17.
 
  Wobey anzumercken, daß diese beyde Verse in manchen Codicibus, als in der Griechischen und Lateinischen Bibel beysammen gefunden, auch von einigen Auslegern gleich auf einander gesetzet, und als 15,16 numeriret werden; allein im Ebräischen stehen sie nicht beysammen, sondern das Gebot von Menschen-Dieben wird darzwischen geschoben, und macht den 16 Vers; so finden wir sie auch in der Chaldäischen, einigen Lateinischen und unserer Deutschen Bibel; dabey wir es denn auch allerdings müssen bewenden lassen.
 
 
  Was aber deren Innhalt betrifft, so handeln sie zwar von einer Materie, und machen nur ein Gebot; jedoch mit dem Unterscheid, daß das erstere alle real-Injurien und alle Thätlichkeiten, das andere aber alle verbal-Injurien, und alle mündliche Schmach und Verachtung in sich fasset, so ungerathene Kinder so wohl dem Vater als der
 
  {Sp. 1614}  
 
  Mutter beweisen; die Straffe aber ist an beyden Orten einerley.
 
 
  Hierbey bemercken die Ausleger gar wohl, daß obgleich der Vater oder Mutter von solchen Schlägen nicht gestorben, der ungerathene Sohn dennoch des Todes sterben müssen. Zwar die Rabbinen, als R. Jacob, R. Maimonides, R. Mose Mikkorsi und andere mehr, geben vor, wenn der Sohn die Eltern nur also geschlagen, daß weder Striemen aufgelauffen, noch Blut darnach gegangen, so hätte er nicht des Todes sterben dürffen, sondern sey willkührlich gestrafft worden. Allein das läufft wider das ausdrückliche Gebot GOttes, so er allhier giebet: Wer seinen Vater oder Mutter schläget, es sey wenig oder viel, er schlage sie blutrünstig oder nicht, wen er sie nur muthwilliger Weise schläget, der soll des Todes sterben. Da finden wir gar keine Ausnahme.
 
 
  Zudem heist es ja im folgenden 17 Vers: Wer Vater oder Mutter fluchet, und ihnen alles Böse an den Hals wünschet, der soll des Todes sterben. Soll nun der sterben, so die Eltern nur mit Worten angreifft, wie viel weniger wird der, welcher sie mit Schlägen tractiret, dem Tode entgehen können.
 
 
  Es muste aber ein solcher, so den Vater oder Mutter geschlagen, mit dem Stricke, oder wie R. Jonathan meldet, mit dem Schnuftuche erwürget werden, weil er beyde das vierte und fünffte Gebot so sehr übertreten.
Acerra Bibl. Cent.
 
  Dahero hat man sich davor zu hüten, daß man sie nicht beleidige, und viel mehr zu bemühen, daß man seiner Schuldigkeit nachkomme, und gleichwie den Vater, also auch die Mutter ehre, liebe, fürchte und ihnen gehorsam sey, nach der Ermahnung Syrachs: Ehre deinen Vater von gantzen Hertzen, und vergiß nicht, wie sauer du deiner Mutter worden bist, und dencke, daß du von ihnen gebohren bist, und was kanst du ihnen dafür thun, das sie an dir gethan haben,
Cap. VII, 29, 30.
 
  Obgleich hier nur von dem Vater gesaget wird, daß er solle geehret werden, so wird doch die Mutter davon nicht ausgeschlossen, denn Vater und Mutter werden nach dem vierten Gebote zugleich verstanden; sondern der Vater wird allhier alleine genennet, weil die Ehre bey dem Haupte soll anfahen, und er zu allerförderst solle geehret werden; und wie der Vater nicht ausgeschlossen wird von der sauren Mühe und Arbeit, von der Sirach in folgenden Worten redet: vergiß nicht, wie sauer du deiner Mutter worden bist; sintemahl auch der Vater in der Auferziehung der Kinder viel Saures neben der Mutter einnimmt; also wird auch die Mutter nicht ausgeschlossen von der Ehre, die dem Vater gebühret, ja eben darum, weil man den Eltern, und sonderlich der Mutter für dem Vater sauer wird, so solle auch die Mutter geehret werden.
 
 
  Von der Ehre stehet doxason, das heist eigentlich etwas hoch und werth achten, dessen Glantz sich in die Augen leuchten lassen, darüber sich verwundern, es rühmen und preisen, wie man etwa Kleinodien und Schmuck, der gewaltig
 
  {Sp. 1615|S. 826}  
 
  gläntzet, und die Augen füllet, in hohen Werth hält; also soll Kindern der Mutter so wohl als des Vaters verliehener Ehren-Glantz stets und ohne Unterlaß unter Augen leuchten. Und das soll nicht geschehen aus Zwang, sondern willig; nicht zum Schein oder aus Heucheley, sondern von gantzen Hertzen; vergiß nicht, mē epiladē, laß es nicht aus der Acht, und vergiß nimmermehr, wie sauer du deiner Mutter worden bist; da stehet im Griechischen ein Wort, wodurch sonst die schneidende, saure, herbe und fast unleidentliche Schmertzen, die die Mutter in der Geburth leiden und fühlen, angedeutet werden, die so groß und durchdringend, daß auch damit die Quaal des reichen Mannes in der Hölle beschrieben wird,
Luc. XVI,
 
  da denn zur Zeit der Geburth sie Angst und Traurigkeit überfället,
Joh. XVI, 21.
 
  Dieser sauren Mühe und Arbeit sollen die Kinder nicht vergessen, solange sie leben, und so offt sie an ihre Mutter gedencken, drum heist es weiter: und gedencke, daß du von ihnen gebohren bist; mnēthēti, wird zwar auch zu Zeiten in dem Verstande gebrauchet, daß es weiter nichts bedeutet, als eine blosse Wiederhohlung im Gedächtniß, da ein Mensch dessen, was er hiebevor gesehen und gehöret, sich wieder erinnert, und doch keine sonderbahre Gemüths-Bewegung dabey hat; danach bedeutets auch allerley Affecten und innerliche Bewegungen, als Freude, Liebe, Hoffnung, Vertrauen, Danckbarkeit und dergleichen, in welchem Verstand er es auch hier stehet, nemlich: ihr Kinder, erinnert euch oftmals eurer Ankunfft, daß ihr von vernünfftigen Menschen seit gezeuget worden, thut aber solches aus liebreichen Hertzen gegen dieselbige, und trachtet dahin, daß ihr solche Wohlthaten mit würcklichen Danck erkennet, und ihnen, so viel möglich, wieder vergeltet; denn was kanst du ihnen dafür thun, das sie an dir gethan haben? Antapodōseis heisset eigentlich eine gleichgültige Wiedervergeltung desjenigen Guten, was man von einem oder dem andern liebes empfangen und genossen; und will Sirach sagen, wenn gleich Kinder eine Vergeltung thun wolten, würde es doch viel zu wenig und geringe seyn.
Weihenmeiers Spruch-Catechis. …
 
  Daß man, wie den Vater, also auch die Mutter lieben müsse, ist klar aus der Auslegung des vierten Gebotes. Nur ist dieses hierbey zu beobachten, daß man JEsu Liebe nicht dabey hindan setze, und jene dieser fürziehe. Denn so sagt der Heyland selbst: Wer Vater oder Mutter mehr liebet denn mich, der ist mein nicht werth,
Matth. X, 37;
 
  womit er den unendlichen Vorzug erweisen will, welcher seiner Liebe vor der Liebe der Eltern gebühret. Er hebet aber damit nicht die Liebe der Kinder gegen die Eltern auf, wie die Pharisäer, die er deswegen scharff straffet,
Marc. VII, 9-13.
 
  Denn was würden unartige Kinder lieber hören, als daß sie Vater und Mutter nicht lieben solten? Allein so hat GOTT solche Liebe den Kindern
 
  {Sp. 1616}  
 
  selbst eingebunden,
Malach. I, 6.
 
  Sondern JEsus will einen Unterscheid zwischen seiner und der Eltern Liebe gemacht, und seine Liebe höher und grösser haben, als jener, sintemahl sie über alles gehen soll, wie er ist ein GOtt über alles, gelobet in Ewigkeit,
Rom. IX, 5.
 
  Also wenn z.E. die Eltern was unbilliges und unchristliches von ihren Kindern begehrten, daß sie ihnen zu Gefallen sauffen, stehlen, huren, wuchern, stoltzieren und dergleichen Sünden mehr begehen sollten, so sollten die Kinder nicht dencken, es erfordere ihre Liebe, hierinnen ihren Willen zu thun, sondern bedencken, daß sie hierdurch von Christo und ihrer Seligkeit abgeführet würden, und dahero mehr auf ihres JEsu Liebe und Befehl sehen, über Vater und Mutter weggehen, und zu Christo eilen, wie Hieronymus in Matth. X redet.
Adami Evang. Denk- und Danckmahl göttlicher Güte …
 
  Von dem zu leistenden Gehorsam sagt Paulus, Ephes. VI, 1, 2: Ihr Kinder, seyd gehorsam euren Eltern in dem HErrn; denn das ist billig. Ehre Vater und Mutter; hypakouete, neiget nicht nur eure Ohren hin, zu vernehmen, was sie wollen, wenn sie euch etwas befehlen, sondern sehet auch zu, daß ihr ihrem Befehl möget nachkommen, denselben verrichten, und ihren Willen thun, wie beydes das Griechische Wort erfordert; wie es denn auch die LXX Dollmetscher gebrauchet von Abraham, der nicht nur gehöret, was der HErr ihm befohlen, sondern auch seinem Befehl gehorchet, da er wolte seinen Sohn schlachten und aufopffern,
1 B. Mose XXII,
 
  Petrus braucht es von der Sara, die Abraham gehorsam gewesen,
1 Petr. III, 6,
 
  Paulus gar von Christo, der seinem Vater gehorsam gewesen, Phil. II, 7, will demnach Paulus, daß die Kinder nicht nur dem Vater und Mutter gehorchen sollen, wie Joseph, 1 B. Mos. XXXVII, 13, sondern daß sie auch mit dem jungen Tobia sich erklären: Alles, was du mir gesagt hat, das will ich thun,
Tob. V, 1,
 
  und dieses ist der Gehorsam, davon gesagt wird Sprüchw. I, 8. Sir. III, 1 u.ff. Das soll geschehen erstlich geschwind und fertig, ohne Saumseligkeit, nicht zwar, daß es nur bestehe in Worten, sondern es muß die That dabey seyn, und das Werck selber, sonsten sind sie Brüder und Schwestern jenes ungehorsamen und falschen Sohns,
Matth. XXI, 30.
 
  Es soll auch geschehen willig und ohne Widerspenstigkeit, so daß die Kinder mit keinen Geberden sollen mercken lassen, daß sie sich begehreten zu widersetzen. Ferner soll es geschehen einfältig ohne Maßgeben, daß die Kinder nicht vorschreiben, wie dieses oder jenes möge angestellet werden; sondern sie sollen den Befehl verrichten mit einfältigen Hertzen.
 
 
  Endlich muß es auch geschehen beständig, daß sie dasjenige, was ihnen befohlen wird, nicht nur anfahen, und darnach, wenn sie mitten im Wercke sind, die Hände abziehen, sondern es völlig verrichten und zu Ende bringen; sie sollen nach Col. III, 10.
 
  {Sp. 1617|S. 827}  
 
  Vater und Mutter gehorsam seyn in allen Dingen; das sind nicht nur allerley Wercke und Geschäffte, die den Kindern auszurichten befohlen worden; sondern auch eines jeden Wercks alle und jede Stücke, die sollen alle beysammen seyn, daß keines davon mangele. Und zwar in dem HErrn, das ist, solcher gestalt, daß gleichwohl der Gehorsam gegen GOtt den HErrn jederzeit den Vorzug behalte: oder wie es sonsten auch Chrysostomus erkläret: in denen Dingen, dadurch GOTT nicht beleidiget wird. Und wie er es an einem andern Orte auslegt:
 
 
  "Es sollen die Kinder ihre Eltern als ihren Obern erkennen, und ihnen den Gehorsam leisten, ausgenommen, wenn sie etwas gebieten sollten, welches wider die Gottesfurcht wäre: denn woferne sie etwas ungöttliches sollten befehlen, da soll es heissen: man muß GOtt mehr gehorchen, denn den Menschen,
Apost. Gesch. V, 29.
 
  Denn es ist hierbey dieses als eine Regel in acht zu nehmen, wenn die Gebote der andern Tafel etwas gebieten, so den Geboten der ersten Tafel zuwider lauffe, daß dann die letzte billig der ersten weichen solle.
 
 
  Denn das ist billig, ehre Vater und Mutter. Das Wort billig kan zwar auf das vorhergehende gezogen werden, daß billig sey, Vater und Mutter zu gehorchen; unterdessen aber weil Paulus das vorhergehende aus dem folgenden vierten Gebote will erweisen, so gründet sich das billig in solchem Gebot, daß es heisset: Ehre Vater und Mutter, denn das ist billig.
Weihenmeiers Catechism. Übung …
 
  Auf gleiche Weise ermahnet auch Salomo: Mein Kind, gehorche der Zucht deines Vaters, und verlaß nicht das Gebot deiner Mutter: denn solches ist ein schöner Schmuck deinem Haupte, u. eine Kette an deinem Halse,
Sprüchw. I, 8, 9.
 
  Nehmen wir hierzu, was Sirach saget. Ehre Vater und Mutter mit Thaten, Worten und Gedult, Cap. III, 9, ingleichen das vierte Gebot, so folget, daß die Liebe hierbey vor allen andern Stücken erfordert werde, und die Kinder wohl bedencken, daß Vater und Mutter solche Wohlthaten an ihnen gethan, welche sie nimmer mehr genug wiedervergelten können, ohne in etwas mit ihrer Erkentlichkeit und Gegenliebe, daran sie es nimmer sollen ermangeln lassen. Daher sind die Kinder verbunden, Vater und Mutter nicht zu verachten, denn sie tragen das göttliche Ebenbild, und müssen sie im Hertzen nicht geringschätzig halten, nicht erzürnen mit frevelhafften Ungehorsam und Widersetzlichkeit, worüber sie können zu billigen Zorn bewogen und ihnen ihr Leben sauer gemacht werden; sondern sie ehren im Hertzen, in Worten und Geberden, ihnen dienen, oder ihren Nutzen befördern etc.
 
 
  Von dem Nutzen, welchen die Kinder davon haben, saget Salomo: solches wird ein schöner Schmuck deinem Haupte, und eine Kette an deinem Halse seyn, das ist, du wirst Reichthum und Ehre davon haben; wie geehrte und wohlbegüterte Leute hier in der Welt einen schönen Schmuck von Perlen und Edelsteinen auf dem Haupte,
 
  {Sp. 1618}  
 
  auch ansehnliche güldene Ketten an ihrem Halse zu tragen pflegen; so wird dich GOtt segnen an Ehre und Güthern, und was du, mit Beehrung und Wohlthaten an der Mutter so wohl, als dem Vater gethan, soll dir selbst, an deinen Kindern, und allerley andern Segen, reichlich wieder vergolten werden.
Ermisch. Blum-Lese …
 
  Dahingegen Kinder, so das Gegentheil thun, und dadurch Vater und Mutter zum Zorn und Seuffzen bewegen, lauter Unsegen davon zu gewarten haben; wie Sirach, besonders was die Mutter anlanget, saget: Des Vaters Segen bauet den Kindern Häuser, aber der Mutter Fluch reisset sie nieder, Cap. III, 10, und ist der Fluch nichts anders, als ein Begriff alles dessen, was den Menschen schädlich seyn kan, also daß man sich auch darob entsetzet und fürchtet, wenn man den Fluch nur nennen höret: denn der Fluch hat in sich alles zeitliche Unglück und Jammer, Hunger und Mangel an leiblicher Nahrung, allerley Seuchen und Kranckheiten, Krieg und Blutvergiessen, Verheerung Land und Leute etc. Fluch hat in sich allen geistlichen Seelen-Jammer, Blindheit, Irrthum, Unglauben, Furcht und Angst des Gewissens, wie am Ende auch die ewige Höllen-Pein und Verdammniß.
 
 
  Wenn nun hier Sirach sagt, daß der Mutter Fluch den Kindern ihre Häuser nieder reisse, so redet er fürnehmlich von dem zeitlichen Fluch, daß derselbige alles Unglück und Unheil, allen ihren Untergang und Verderben verursache, daß sie in nichts nicht Glück und Stern mehr haben, daß alle ihre Gewerbe, Nahrung und Handthierung den Krebsgang gewinne, daß alle ihre Mühe und Arbeit verlohren, daß ihr Land sein Gewächs nicht gebe etc.
Weihenmeiers Liebes-Mahl …
     

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HIS-Data 5028-22-1604-6-03: Zedler: Mutter [3] HIS-Data Home
Stand: 31. März 2013 © Hans-Walter Pries