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Zedler: Nothdurfft [Ausgang] HIS-Data
5028-24-1422-2
Titel: Nothdurfft [Ausgang]
Quelle: Zedler Universal-Lexicon
Band: 24 Sp. 1422
Jahr: 1740
Originaltext: Digitalisat BSB Bd. 24 S. 730
Vorheriger Artikel: Nothdurfft [Rechte]
Folgender Artikel: Nothdurfft (George)
Siehe auch:
Hinweise:

  Text Quellenangaben
  Nothdurfft, heisset auch der beydes bey den Thieren als Menschen von der Natur geordnete und bewerckstelligte Ausgang der verdaueten Speisen und Geträncke.  
  Wobey aus den Geschichten, als was besonders zu mercken vorkommet, daß die Israelitischen Soldaten nicht im Lager, sondern aussen für dem Lager sie verrichten durfften, und zwar also, daß sie mit einem Schäuflein, so sie stets neben ihrem Geräthe oder Waffen haben musten, eine Grube machten, und ihren Mist dahin verscharreten, nach dem Befehl des HErrn im 5 B. Mose XXIII, 12, 13.  
  Fragt man nach der Ursache, warum GOtt über solche geringe Dinge ein Gesetz gebe? So stehet dieselbe im folgenden 14 Vers; denn der HErr, dein GOtt, wandelt unter deinem Lager, daß er dich errette, und gebe deine Feinde für dir: darum soll dein Lager heilig seyn, daß keine Schande unter dir gesehen werde, und er sich von dir wende. Also wolte  
  {Sp. 1423|S. 731}  
  GOtt damit lehren, daß das Lager des Volcks GOttes, in dem GOtt zu ihrer Erlösung gegenwärtig, als ein Heiligthum GOttes seyn müsse, und nicht wie das Lager der Gottlosen, in welchem allerley Sünden, als Hurerey, worauf hier absonderlich gesehen wird, Dieberey, Rauberey, Gotteslästerung, und dergleichen, im Schwange gehen.  
  Auch den Glauben der Soldaten zu stärcken, als die allezeit dencken musten, daß die Majestät GOttes mitten in ihrem Lager zu ihrer Erlösung wandele. Denn obschon GOtt, der ein geistlich Wesen ist, durch solche natürliche Unreinigkeit im geringsten nicht verunreiniget werden kan, so wenig, als die Sonnenstrahlen, wenn sie auf garstige Dinge fallen; so wolte er dennoch durch solche äusserliche Zucht sein Volck der geistlichen Unreinigkeit erinnern, und ihnen dadurch Lust machen zu einem reinlichen Hertzen.  
  Darum schreibet auch Luther … hierüber also:  
  „Das sind kleine, und geringe, ja natürliche Dinge, warum dringet er denn so hart darauf, und macht sie so groß? Antwort, aus billigen Ursachen: Denn der Krieg ist an ihm selbst ein unruhiges Wesen, da weder Gesetz, noch Ehrbarkeit gilt etc. Darum wolte GOtt sein Volck lehren kriegen, mit höchster Ehrerbietung, Ehrbarkeit, Zucht und Schamhafftigkeit. Und deswegen gab er Gebot auch von geringen und natürlichen Dingen, daß sie solten gedencken: soll ich auch natürliche Dinge ausser dem Lager so vorsichtig verscharren, wie viel mehr muß ich in dem Lager alle Sünde und Schande meiden, mich für GOtt fürchten, und ihm trauen.„  
  Andere Ursachen dieses Gebots können bey denen Ausleger über diesen Ort, besonders beym Gerhard in Comment. in Devt. … gelesen werden.  
     

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Stand: 11. Februar 2013 © Hans-Walter Pries