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Forts. S. XXXXV |
Ich nehme encyclopädisches Studium durchaus im
Sinne der Griechen, und weiche nur in Nebenbestimmungen ab von dem,
was sie zu dem Kreise der encyclopädischen Studien zählten. Ihnen
gehörte jede Wissenschaft und Kunst in diesen Kreis, deren Erlernung
nicht blos für einen bedingten Zweck des Lebens berechnet ist,
sondern die sich lediglich die Befriedigung der höheren Bedürfnisse
unsers geistigen Daseyns zum Zwecke setzen. Sie sind es daher, durch
welche allein eine solche Ausbildung der in der menschlichen Natur
vorhandenen Anlagen möglich wird, daß der Zweck, welchen die Natur
eben durch sie ankündigt, erreicht werde, und welcher kein andrer
seyn kann, als Menschwerdung in der höheren und edelsten Bedeutung
dieses Wortes. Die auf solche Weise erlangte allgemeine menschliche
Bildung, d. i. eine solche, die der Mensch haben sollte, weil er
Mensch ist, nannten die Römer mit richtigem Sinn humanitas. Die
encyklopädischen Studien der Griechen und Humanitätsstudien der
Römer sind also eins und dasselbe, nur daß der Römer mehr die
Wirkung und den Zweck bezeichnete, der Grieche aber hindeutete auf
die Ursache, einen in sich geschlossenen Kreis von Wissenschaften
und Künsten, deren keine aus dem Unterricht ausgeschlossen werden
darf, wenn die echte menschliche Bildung erfolgen soll. Der Grieche
deutet an, daß in Entwickelung der menschlichen Anlagen nicht
einseitig getrennt werden dürfe, was der ewige Geist zu harmonischer
Wechselwirkung bestimmt hat, daß die Entwickelung also eine
universelle seyn müsse, eine die sämmtlichen Anlagen umfassende. Das
Universelle bezieht sich also keineswegs auf alle Wissenschaften und
Künste, so viele es deren gibt, denn die Griechen schlossen gar
viele von jenem Kreise aus, sondern es bezieht sich lediglich auf
die menschlichen Naturanlagen, deren Entwickelung das Resultat
echter Menschenbildung gibt. |
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Es springt in die Augen, daß, wenn das, was die
Griechen so richtig fühlten, als deutlich erkannte Wahrheit aus den
Gründen abgeleitet werden soll, keine Frage näher liegt, als die
nach |
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S. XXXXVI |
jenen Anlagen selbst, welche Frage die Griechen
bei Ermangelung einer vollkommneren Psychologie nicht hätten
beantworten können. |
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Die intellektuellen Anlagen, durch deren
Gesamt-Entwickelung allein eine harmonische Ausbildung des Menschen zum
Menschen möglich ist *), sind: 1) der auffassende Sinn, 2) die
nachbildende und vorbildende Einbildungskraft, 3) das bewahrende
Gedächtniß, 4) das ergründende Denkvermögen, und 5) das darstellende
Sprachvermögen. Jede dieser Anlagen enthält von Natur den Grund zu
einer eigenthümlichen Art von Wissenschaft, und es entsprechen ihnen
1) (empirische) Naturwissenschaft, 2) Mathematik (die überall mit
den schönen Künsten in einem weit engeren Zusammenhange steht, als
die Meisten glauben), 3) Geschichte, 4) Philosophie (mit Inbegriff
aller speculativen Wissenschaften), und 5) Philologie, die hier
freilich in einem weiteren Sinne genommen ist, als gewöhnlich, wo
man sie blos auf Sprache und Literatur des classischen Alterthums
einschränkt. Man kann diese allerdings vorzugsweise als Philologie
rühmen, nicht blos, weil sie für alles gelehrte Studium
unentbehrlich ist, sondern auch zur immer höher steigenden Bildung
die wesentlichsten Dienste geleistet hat, und stets leisten wird.
Dies hindert jedoch nicht, die Philologie im weiteren Sinne
anzuerkennen. |
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Diese Wissenschaften nun sind die eigentlich
encyklopädischen, die Humanitäts-Wissenschaften, denn durch sie
gewinnt der Geist die universelle, harmonische Ausbildung, man mag
nun sehen auf den Stoff, mit welchem er sich dabei beschäftigt, oder
auf die Form, die er dadurch erhält. |
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Dem Stoffe nach enthalten jene Wissenschaften
alles, was dem Menschen als Menschen zu wissen nöthig und
unentbehrlich ist, denn sie umfassen die drei großen Ideen, um
welche sich alles wissenschaftliche Streben ewig bewegt: Natur,
Menschheit, Gottheit, über welche, wer zum wahren Menschenleben
erwacht ist, Unwissenheit nicht mit Gleichgiltigkeit erträgt. Jeder
Gebildete nennt den einen Ungebildeten und Rohen, der die Wunder der
Schöpfung nur angafft, in der rastlos mächtig wirkenden Natur nichts
sieht, als eine Vorrathskammer für Küche und Keller, der niemals mit
Nachdenken über seine Bestimmung, über den Bildungsgang des
Menschengeschlechts, über die wahrscheinlichen Plane der Vorsehung
mit demselben angelegentlich sich beschäftigt hat. Wie hätte sich in
ihm, der alles nur mit dem gemeinsten Maasstabe mißt, Gefühl für das
Schöne, Edle, Große und Erhabene entwickeln können! Hätte es sich
nur jemals in ihm geregt, so würde er ein Bedürfniß nach
menschlicher Bildung empfunden, und eben durch dieses |
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- *) Vielleicht ist‘s nicht überflüssig, zu
bemerken, daß von Humanität hier überall nur als einer Frucht der
intellectuellen Bildung die Rede ist, denn zu den Anlagen, aus deren
Gesamt-Entwickelung die vollständige Humanität hervorgeht, gehören
auch die moralischen und ästhetischen, Wille und Gefühl. Wie aber
will man auch auf diese anders einwirken, als durch jene
intellectuellen Vermögen? Der so innige Zusammenhang des Willens mit
der Vernunft und des Gefühls mit der Einbildungskraft weiset von
selbst darauf hin. Ich kann aber auch hier nur, wie an vielen
Stellen, andeuten und nicht ausführen.
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S. XXXXVII |
Bedürfniß ein Interesse für jene Wissenschaften
gefaßt haben. Hoffentlich ist dies aus dem früher Gesagten
einleuchtend genug. |
⇧ Inhalt |
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Schwieriger ist die Untersuchung über die Form,
welche der Mensch dadurch erhält. Selbstthätigkeit, und durch Übung
erworbene Fertigkeit der geistigen Vermögen gibt dem Menschen die
geistige Form. Je mehrere der von Natur ihm verliehenen Vermögen er
unbenutzt läßt, desto mangelhafter muß nothwendig diese Form werden.
Ohne rein auffassenden Sinn, der am vorzüglichsten an den
Naturwissenschaften geübt wird, mangelt der allgemeine Natur- und
Wahrheitssinn, und das Schönheitsgefühl vermag sich nicht zu höherer
Feinheit auszubilden. Nun bedarf man aber schon zum Auffassen der
nachbildenden Einbildungskraft; durch das Bild wird der äußere
Gegenstand zu etwas in mir. Es ist aber nicht genug, daß ich eine
Menge Individualbilder in mir aufhäufe, sondern ich bedarf zum
Erkennen und Denken der Gesamtbilder (Schemata), dergleichen mir in
keiner Anschauung gegeben werden können. Ohne die Fähigkeit, diese
zu entwerfen, welches nur die vorbildende Einbildungskraft vermag,
ist es unmöglich, theils Licht und Ordnung, theils Allgemeinheit in
die Summe unserer Vorstellungen zu bringen, und es ist daher höchst
wichtig, die vorbildende Einbildungskraft fortwährend zu üben,
welches nur geschehen kann durch die Mathematik und die schönen
Künste. Die Mathematik gewährt noch den eigenen Vortheil, daß sie
den Geist von dem blos Sinnlichen abzieht und an das reine Denken
gewöhnt. — Sind nun aber diese beiden Vermögen geübt, so fodert auch
jenes Übung, kraft dessen das einmal Erlernte oder Erkannte so
leicht nicht wieder entflieht. Ohne Übung des Gedächtnisses, — das
am besten durch die Geschichte geübt wird — würden wir mit allem
Erkennen und Denken ewig nur Wasser in das Sieb der Danaiden
schöpfen. Aus der Verbindung jenes rein auffassenden Sinnes mit
einem wohlgeübten Gedächtniß und der mathematischen Geübtheit, das
Besondre im Allgemeinen zu erkennen, geht hervor die
Combinationsgabe, die zu allem Reichthum des Denkens verhilft. sie
darf aber keine willkürlich phantasirende seyn, sondern verbunden
mit einem reifen Verstande, der überall auf Plan, Ordnung und
Zweckmäßigkeit ausgeht, mit einer scharfen Urtheilskraft, die das
Wesentliche vom Zufälligen sondert, und mit Vernunft, die alles mit
systematischem Geiste durchdringt, die unendlich scheinende Reihe
des Relativen an das Absolute anschließt, und alles Einzelne durch
Ideen in Eins zusammenfaßt. Ohne Fähigkeit in diesem allem bleibt
unser Wissen Stückwerk, und es ist unmöglich, jemals das Große,
geschweige das Höchste im Erkennen und Denken zu erreichen. Diese
Fähigkeit verschafft das Studium der philosophischen Wissenschaften.
— Da es aber endlich nicht genug ist, zu wissen, sondern man auch
verstehen muß, das, was man weiß, mitzutheilen, so wird auch Übung
erfodert in der Kunst, seine Vorstellungen aufs genaueste zu
bezeichnen, so wie seine Gefühle aufs angemessenste auszudrücken;
durch die Kunst der Darstellung erst wird das Wahre, Gute und Schöne
so einflußreich als es soll, nicht blos auf Andre, sondern auf uns
selbst. Darum die Übung in den philologischen Wissenschaften (mit
Inbegriff der Poesie und Beredsamkeit). |
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S. XXXXVII |
Die genannten Wissenschaften sind nach ihrer
Erkentnißart theils empirisch und
historisch, theils abstract und
rational. Wer das Empirische verschmäht, um des Rationalen willen,
der bleibt ein leerer, und wer das Rationale vernachlässigt über dem
Empirischen, ein flacher Kopf oder Charlatan. Wer in seinen Kreis
das historische Wissen nicht aufnehmen wollte, würde nicht nur
überall ein blos zerrissenes Wissen haben, und über Bestätigung und
Anwendung des rationell aus sich Herausgesponnenen ungewiß bleiben,
sondern auch nie der Gefahr entrinnen, sich abzumühen über Dinge,
die längst entschieden sind. Blos historisches Wissen hingegen gibt
überall nur einen Gedächtnißmenschen, der eben nur weiß, was Andre
gewußt haben, und sich nie von dem, was ist, zu erheben vermag zu
dem, was seyn soll. Wird aber mit allem diesem kein abstractes
Wissen vereinigt, so fehlt das bindende Mittelglied zwischen reiner
Vernunft und unzusammenhängender Erfahrung; und fehlt das
Imaginative, so fehlt dem Gedachten wie dem Dargestellten Leben und
Sele, Form und Ausdruck. |
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Leicht wird man hieraus erkennen, daß jede der
genannten Wissenschaften den Geist auf eine eigenthümliche Art
beschäftigt, ein eignes Vermögen in Thätigkeit setzt, mit einer der
möglichen Erkentnißarten unmittelbar zusammenhängt. Kann nun ein
Zweifel entstehen, welche Anlagen eine gleichmäßige Übung erfodern,
wenn die Thätigkeiten des menschlichen Geistes nicht von einer Seite
mangelhaft bleiben, und dieser Geist selbst zum Finden der Wahrheit
weniger brauchbar seyn soll? Ohne daß die genannten Anlagen und
Vermögen gleichmäßig ausgebildet und durch eine fortgesetzte Übung
zu einer Fertigkeit im Zusammenwirken erhöht worden sind, ist die
wahre geistige Menschenform nicht möglich. Da nun aber diese
Ausbildung nicht erlangt werden kann, außer durch Beschäftigung mit
denen Wissenschaften, die wir schon dem Stoffe nach als
Humanitäts-Wissenschaften erkannten, so wird auch nur durch sie die allseitige,
harmonische Ausbildung des Geistes formal bewirkt, d. h. alle, zu
einer vollständigen, gründlichen, wahrhaft wissenschaftlichen
Erkentniß erfoderlichen geistigen Anlagen werden durch die
gleichmäßige Beschäftigung mit ihnen in ein lebendigeres, leichteres
Spiel gesetzt, so daß sie sich in jedem vorkommenden Falle
gegenseitig unterstützen, und die Vollkommenheit des Erkennens und
Denkens befördern. Ein auf solche Weise formal ausgebildeter Mensch,
der also die echte geistige Menschenform in sich darstellt, stehe im
Reiche der Wissenschaften, wo er wolle, so wird er überall sich bald
orientiren, und wird, sey es als speculativer Denker oder als
Geschäftsmann, alle nicht so ausgebildeten Geister übertreffen, denn
er steht natürlich höher als diese, die durch eine einseitige
Ausbildung sich nur eine unvollkommnere Geistesform gegeben
haben. |
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Encyclopädie im Sinne der Griechen umfaßt daher
nur die genannten Wissenschaften insofern sie die eigentlichen
Humanitäts-Wissenschaften sind, theils weil durch sie die
wesentlichen Bedürfnisse der Menschheit befriedigt werden, theils
weil die vollkommene geistige Menschenform nur durch sie erreichbar
ist. Symbolisch werden sie deshalb als der wissenschaftliche Kreis
dargestellt, zum Zeichen, daß keine zur echten Menschenbildung
fehlen dürfe, denn fehlt dem Kreise ein Segment, so ist er kein in
sich geschlossener, vollendeter Kreis mehr. Was es diesemnach heiße:
encyclopädisch studiren, springt in die Augen, so wie der Zweck
davon. Man studirt in diesem Sinn |
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encyklopädisch, wenn man, zur Befriedigung der
gefühlten wesentlichen Bedürfnisse der Menschheit nach Erkentniß in
den Humanitäts-Wissenschaften strebt, und durch die gleichmäßige
Beschäftigung mit diesen, in einer von der Natur selbst
vorgeschriebenen Folge, sich diejenige geistige Form gibt, durch
welche der Naturzweck, der sich in den menschlichen Anlagen
ankündigt, erreicht wird. Wenn alles andre Studiren einen nur
bedingten Werth hat, so hat dieses allein einen unbedingten, und es
verräth allerdings Gemeinheit, um diese Wissenschaften, d. h. um die
wichtigsten Angelegenheiten der Menschheit, und um seine echte
Ausbildung, mit kalter Gleichgiltigkeit sich nicht zu
bekümmern. |
⇧ Inhalt |
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Die Griechen und Römer hielten diesen
wissenschaftlichen Kreis so hoch, daß sie dabei das Leben in ihm für
das sicherste Kennzeichen des freien Menschen, die Beschäftigung mit
diesen Wissenschaften und Künsten für allein des freien Menschen
würdig erklärten, die Beschäftigung mit allen übrigen für niedriger.
Nach ihrem Sinne ziemte jede Wissenschaft und Kunst, die nur auf den
gemeinen Bedarf des Lebens abziele, nur dem Knechte, dem Sklaven,
einer Person also, der in ihren Augen die Würde der Menschheit nicht
zukam. Es liegt etwas höchst Unbilliges, aber doch auch etwas sehr
Wahres hierin, denn wer, wie Schiller sagt: „mit den edelsten
Werkzeugen, mit Wissenschaft und Kunst, nichts Höheres will als der
Taglöhner mit dem schlechtesten," mag zwar auf Lob der
Geschicklichkeit die gerechtesten Ansprüche haben, auf Achtung als
Mensch hat er darum keine. Dies kann aber jedem mit den
Humanitäts-Wissenschaften selbst begegnen, denn es ist eben so möglich, daß
diese durch Gebrauch und Zweck entadelt werden, als daß jene einen
Adel erhalten, der sie über alles knechtische Treiben erhebt. |
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Es gibt, wie schon aus unserer Übersicht erhellt,
keine Wissenschaft oder Kunst, die nicht mit den eigentlich
encyclopädischen in einem, wenn auch nur entfernten Zusammenhange
stünde, denn jede ist von irgend einer encyclopädischen abgeleitet,
und es gibt außer den encyclopädischen keine andere als abgeleitete.
Die positiven Wissenschaften, wenn sie wirklich Wissenschaften und
nicht bloß Kentnisse sind, machen davon durchaus keine Ausnahme.
Diesemnach erscheinen aber hier die encyklopädischen oder
Humanitäts-Wissenschaften zugleich unter dem Charakter der
allgemeinen Grundwissenschaften. Erschienen sie bisher wichtig für
die humane Bildung, so erscheinen sie jetzt nicht weniger wichtig
für jedes wahrhaft wissenschaftliche Studium, und in dieser
Beziehung für alles Studiren im Geiste einer Universität. Dieses
verlangt nicht, wie schon erinnert worden, daß man alle neun Musen
auf einmal umarme, es verlangt aber, daß man nicht isolirt irgend
einer abgeleiteten Wissenschaft sich hingebe, sondern die
abgeleiteten erkenne aus ihrem Grunde, und auf diesen zurück führe,
die positiven aber nach den Grundwissenschaften prüfe, und ihren
zerrissenen Zusammenhang mit dem höchsten Zwecke der Menschheit
wieder herstelle. Nur wer dies vermag, trennt nicht mehr einseitig,
was der ewige Geist harmonisch vereint hat, der nur wirkt, wo er
auch wirkt, für das Ganze. Wird er aber dies je vermögen, ohne
wenigstens ein besonderes encyclopädisches Studium, wodurch seine
Wissenschaft auf ihren Grund zurück geführt, und in Zusammenhang
gebracht wird mit allen übrigen, die zur Erläuterung, |
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S. L |
Prüfung, weiteren Forschung und Anwendung dienen?
Wie ohne das allgemeine encyclopädische Studium keine echt
menschliche Bildung, so ist ohne dieses besondere keine gründliche
Wissenschaft möglich. Vieles wird da freilich jeder Einzelne aus
seinem Kreise ausschließen müssen, denn um etwas Bedeutendes und
Großes in irgend einem Fache zu leisten, ist allerdings nöthig seine
Kraft auf Einen Punkt{1} zu sammeln; nie aber darf man das von
einander trennen, was seiner Natur nach zusammen gehört, nie den
Baum von seiner Wurzel. Dann aber kommt jeder wenigstens wieder auf
Eine Humanitäts-Wissenschaft als auf seine Grundwissenschaft zurück,
und unter diesen Grundwissenschaften behauptet nun die altclassische
Philologie einen ehrenvollen Rang, mag man sie von ihrer
historischen oder exemplarischen Seite betrachten. Sie, welche schon
ihrer Natur nach das Meiste in sich vereint, wodurch echt
menschliche Bildung gewonnen wird, sie hat uns zuerst aus der Nacht
wissenschaftlicher Barbarei an das heile Licht und den freundlichen
Tag zurück geführt, zuerst gefährliche Vorurtheile gestürzt, zuerst
die Richtung zu dem Humanismus gegeben, zuerst den Geist des
Ergründens angeregt, Freiheit des Forschens und Prüfens eingeleitet,
den Wahrheitssinn geschärft, den Schönheitssinn gereinigt und
verfeinert. Ihr Einfluß selbst auf die übrigen encyklopädischen
Wissenschaften war der bedeutendste, und erst seitdem diese durch
sie reformirt waren, war jene Reform der positiven Wissenschaften
möglich, nach welcher auch sie sich als treue Gefährtinnen zur
Bewirkung des Zustandes der Humanität an die übrigen
anschließen. |
{1} korrigiert aus: Pnnkt |
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