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Allgemeine Encyclopädie HIS-Data
5139-1-05-387-9
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Werk Bearb. ⇧ 5. Theil
Artikel: ARNSBERG - ARNSFELD
Textvorlage: Göttinger Digitalisierungszentrum
Siehe auch: HIS-Data Ar
Hinweise: Allgemeine Bemerkungen zur Textgestaltung siehe Bearbeitung
Inhalt:
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ARNSHAUG ⇨

   
Forts. S. 387 Sp. 2 ARNSBERG, Grafschaft, Amt und Stadt im Herzogthum Westphalen.♦  
1) Grafschaft 1) Die Grafschaft, mitten im Herzogthum, welche überall von diesem und zwar von den ehemaligen Ämtern und Gerichten Balve, Werl, Soest, Erwitte, Rüthen, Brilon, Fredeburg, Attendorn so wie zum Theil von dem märkischen Amt Plettenberg  
S. 388 Sp. 1 ARNSBERG  
  begränzt wurde. Der ehemalige Flächeninhalt betrug, ehe 1366 das Amt Fredeburg davon getrennt wurde, etwa 18. Quadratmeilen. Die Oberfläche derselben ist durchaus hügelig, zum großen Theil mit Wald bedeckt *), wo dieser aber aufhört, für Ackerbau und Viehweide sehr brauchbar. Nächst der Ruhr, welche die Grafschaft von Osten nach Westen durchströmt, und hier außer andern unbedeutenden Flüssen, die Henne, die Wenne und die Rhor aufnimmt, ist die Möne, welche bei Brilon entspringt und nachdem sie nördlich von der Ruhr die Schmalena und die Huffe aufgenommen, sich bei Neheim ebenfalls in die Ruhr ergießt, ihr vorzüglichster Fluß. Außerdem fehlt es in den unzähligen Thälern nicht an kleineren Bächen, so daß das Land überhaupt hinreichende Bewässerung hat.♦  
  Das Klima ist, besonders in dem warmen Ruhrthale sehr gemäßigt, in den dunkeln Wäldern und auf den hohen Bergrücken aber mitunter rauh, die Luft zwar feucht, aber doch rein und gesund.♦  
  An Produkten liefert das Land Getreide, Hülsenfrüchte, Kartoffeln, Holz in Überfluß, die meisten Arten von Groß- und Kleinwildpret, als Hirsche, Rehe, Eber, Füchse, Hasen etc. eben so Fische, hauptsächlich Forellen, Äsche und Hechte; Pferde, Rindvieh, Schweine, Schafe, Federvieh; auch Schiefer, Eisen, Blei etc.♦  
  Die Einwohner, welche den plattteutsch westphälischen Dialect reden, sind im Ganzen mehr phlegmatisch als sanguinisch, jedoch fleißig und gewandt. Ihre Religion ist die katholische, obgleich von jeher auch andere geduldet wurden.♦  
  An Wohnplätzen enthielt die Grafschaft bei ihrem Verkaufe an Kurcöln, 8 Städte, 7 Freiheiten, 7 Klöster, über 50 adlige Häuser, 24 Pfarrkirchen, 9 Kapellen und über 100 Dörfer und Höfe. Im J. 1814 enthielten die heutigen Ämter Arnsberg, Beleke, Eslohn und Meschede, aus welchen die alte Grafschaft Arnsberg größtentheils bestand, in 4172 Häusern, 5954 Familien, mit 32,750 Selen; und 1811 zählte man an Vieh 3802 Pferde, 884 Ochsen, 13,082 Kühe und Rinder, 4310 Schweine, 795 Ziegen, 396 Esel und 34,509 Schafe. Die Einwohner beschäftigen sich meist mit Ackerbau und Viehzucht. —♦  
  Die Grafschaft war ehemals reichsunmittelbar, oder besaß wenigstens alle Voraussetzungen, unter denen sich später, in andern Ländern, die Reichsunmittelbarkeit mit der Landeshoheit ausbildete. Zwar verlor Graf Heinrich von Arnsberg dadurch an Ansehen, daß er sich 1166 durch unglückliche Fehden gedrängt, dem Erzbischof Philipp von Cöln als Dienstmann hingab; doch würde dies durch die den Grafen Wilhelm und Gottfried von Arnsberg, von Kaiser Ludwig von Bayern ertheilte Belohnung mit den Herzoglichen Rechten und dem Vorstreit zwischen Rhein und Weser, wieder gut gemacht worden seyn; wenn nicht der kinder-
 
 
  • *) Unter dem Namen Arnsberger Wald ist eine sehr große Waldstrecke bekannt, welche den größten Theil der Grafschaft zwischen der Ruhr und Möne bedeckt und sich in mancherlei Verzweigungen durch die heutigen Ämter Arnsberg, Meschede, Beleke und Rüthen erstreckt. Ihr genauer Flächeninhalt ist nicht bekannt. Das Holz besteht meist aus Eichen- und Buchwald und hat alle im nördlichen Teutschland bekannte Arten von Hoch- und Klein-Wildpret.
 
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  lose Graf Gottfried nachdem er 1366. das Amt Fredeburg durch Krieg an den Grafen von der Mark verloren, die ganze Grafschaft 1368 an Kurcöln verkauft hätte. Dadurch verlor sie ihre Selbständigkeit und wurde integrirender Theil des Herzogthums Westphalen, obgleich die Kurfürsten von Cöln stets noch den Titel: Graf von Arnsberg und das Wappen: einen silbernen Adler im blauen Felde, fortführten.♦  
  Dasselbe geschah von dem Großherzog von Hessen, welcher, nachdem ihm das Herzogthum Westphalen durch den Reichs-Deputations-Hauptschluß von 1802. als Entschädigung zugefallen war, sich nicht blos Graf von Arnsberg nannte, sondern auch das alte urkundliche Recht des Vorstreits, durch den unpassenden Titel Vorfechter, zwischen Rhein und Weser erneuerte und zu dessen Bezeichnung, außer dem alten Arnsberger Adler, auch noch einen Ritterarm mit einer eingelegten Lanze in sein Wappen aufnahm.♦  
  Seit dem Juli 1816 ist die Grafschaft mit dem ganzen Herzogthum Westphalen dem Königreich Preußen einverleibt, und auch der Monarch dieses Stats hat von ihr den Titel und das alte Wappen angenommen. Das Nähere über die eigentliche spätere Verfassung dieser Grafschaft, seitdem sie mit dem Herzogthum Westphalen vereinigt war, behalten wir uns mit mehrern andern statistischen Einzelheiten, für diesen letzten Artikel vor. —♦  
2) Amt A. 2) Das Amt A., dessen Sitz in der gleichnamigen Stadt sich befindet, enthält 2 Städte, 4 Freiheiten, 10 Rittersitze und 34 andere Ortschaften und Höfe, welche in 6 Pfarreien und 15 Schultheisbezirke getheilt sind. Hierin befinden sich in 1155 Häusern, welche zu 683,210 Rthlr. in der Brandcasse versichert sind, 1701 Familien mit 9475 Selen, 9224 Katholiken, 165 Luth. 19 Reform. 67 Juden; geb. wurden 1814: 135 ehel. u. 16 unehel. Knaben, 116 ehel., 17 unehl. Mädchen: es starben 77 Männer, 94 Weiber, 76 Knaben, 55 Mädchen; getraut wurden 49 Paare. An Vieh fand man 727 Pferde, 151 Ochsen, 2802 Kühe u. Rinder, 1045 Schweine, 295 Ziegen, 116 Esel, 4294 Schafe und Hammel. Das reine Grundsteuer-Capital betragt 45,160 Rthlr. —♦ ⇧ Inhalt 
3) Stadt A. 3) die Stadt A. auf einem schmalen Bergrücken an der Ruhr, welche hier in einem äußerst malerischen Thal die Stadt von 3 Seiten umfließt. Auf dem höchsten Gipfel des Bergrückens finden sich die Ruinen des alten Stammschlosses der Grafen von Arnsberg, welches, nachdem es sich durch viele kölnische Kurfürsten, die Nachfolger der alten Grafen von Arnsberg, besonders aber durch Clemens August von Baiern, immer mehr verschönert, bis in die neuere Zeit erhalten hatte, 1762 den Franzosen von den Alliirten, nach einer kurzen aber heftigen Beschießung abgenommen und auf Befehl des Herzogs von Braunschweig, mit allen Festungswerken zerstört wurde.♦ ⇧ Inhalt 
  Zu den Füßen des Schlosses, von Norden nach Süden hin, liegt die alte Stadt Arnsberg, mit einem ehemaligen Rittersitze, welcher gegenwärtig durch Kauf dem Landesherrn gehört, ferner einem nun aufgehobenen, gleichfalls landesherrlichen, Residenzhause der Jesuiten und der alten Stadtkapelle, deren Thurm den Eingang in die sogenannte neue Stadt, weiter nach Süden hin eröffnet. Hier befindet sich das  
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  ehemalige landschaftl. Kanzleigebäude mit dem landschaftlichen Archive, ferner ein öffentlicher Springbrunnen, welcher für den größten Theil der Stadt das oben seltene Wasser durch ein Druckwerk herausführt, wiederum ein Rittersitz, (der Familie von Landsberg) und das sehr schöne 1783—85 gebaute Zuchthaus, das noch in den untern Gemächern zu diesem Zwecke gebraucht wird, übrigens aber zum Königlichen Regirungsgebäude eingerichtet ist.♦  
  Noch weiter nach Süden hin, nahe bei einem Eichenwäldchen, vor der südlichen Spitze des Bergrückens, das besonders unten im Thale ganz von Spaziergängen durchkreuzt wird, liegt die alte Abtei, nunmehrige Domaine Wedinghausen, deren Kirche zugleich die eigentliche Pfarrkirche der Stadt ist, und deren Gebäude theils zum Landesherrlichen Archive, zum Gymnasium, zur Provinzialbibliothek und zur königlichen Postexpedition, theils zu Privatwohnungen benutzt werden.♦  
  A. war von jeher Hauptstadt der Grafsch. gleiches Namens, früher auch Mitglied der Hanse und Hauptsitz der in der älteren Geschichte Westphalens so berühmten, heimlichen Frei- oder Vehmgerichte, welche hier, an einer noch bekannten Stelle, im Baumgarten unter dem Schlosse, ihren Hauptfreistuhl, den Stuhl aller Stühle, hatten, dessen oberster Freigraf Kaiser und Könige zu richten wagte.♦  
  Nachdem die Grafschaft Arnsberg 1368 mit dem übrigen Herzogthume Westphalen vereinigt worden, nahmen die Landesherren des Letztern, die Kurfürsten von Cöln, häufig ihre Residenz in dieser Stadt. Zugleich war sie Sitz der Landeskanzlei (Regirung und Hofgericht) Residenz des Landmarschalls, oder wie er seit 1441 hieß, des Landdrosten (des Statthalters), des Kurfürsten, als Herzogs in Westphalen, und Versamlungsort der Stände auf Landtagen.♦  
  Seit der Hessischen Besitznahme des Herzogthums im J. 1802, war die Stadt Sitz aller Landescollegien, eines Amts, eines früher schon in der Abtei Wedinghausen bestandenen Gymnasiums und der im J. 1808 gestifteten Landescultur-Gesellschaft. Seit der im Juli 1816 erfolgten Besitznahme durch Preußen aber ist sie Hauptstadt eines ganzen Regirungs Departements, bestehend aus dem Herzogthum Westphalen mit den Gebieten von Lippstadt und Soest, so wie aus den Grafschaften Mark, Dortmund, Limburg. Wittgenstein und Berleburg.♦  
  Die Einwohner, deren sich in 276 Häusern 470 Familien mit 2415 Selen befinden, bestehen aus 2294 Katholiken, 102 Lutheranern, 8 Reformirten und 11 Juden, und nähren sich, sofern sie nicht angestellte Personen sind, theils vom Ackerbau, theils von städtischen Gewerben, letzte jedoch mehr zu eigenem Bedarf, als zum Verkauf.
   
II. Geschlecht Arnsberg II. altes Reichsgräfliches Geschlecht. Sein Ursprung läßt sich mit Gewißheit bis zum Jahre 1070, wo Graf Friedrich I. *) von Ar. sich mit des Herzogs Otto von Northeim Tochter vermählte, heraufführen. Es hat sich durch seine Macht, seinen Reichthum und vielfache milde Stiftungen, nicht bloß
⇧ Inhalt 
 
  • *) Nach einigen Conrad. Überhaupt ist der Verfasser bei der folgenden Darstellung einer ganz eigenen, von den gewöhnlichen in sehr wesentlichen Punkten abweichenden, Genealogie gefolgt, für die er die Gründe anzugeben, wol anderwärts Gelegenheit findet.
 
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  in der Geschichte Westphalens ausgezeichnet, sondern einzelne Helden desselben haben sich auch in der allgemeinen teutschen Geschichte einen Namen gemacht. Dies war vorzüglich bei Friedrichs I. Sohne Friedrich II. oder dem Streitbaren der Fall, von welchem die Geschichte sehr bezeichnend sagt: „Seine Hand war gegen alle, und aller Hand war gegen ihn.” Seine ersten Fehden begann dieser für Kaiser Heinrich V. gegen Heinrich IV. und dessen Anhänger Erzbischof Friedrich I. von Cöln. Als aber nachher die zunehmende Macht des auf dem Thron erhaltenen Heinrichs V. die allgemeine Freiheit eben so sehr bedrohte, wie weiland der despotische Sinn Heinrichs IV. war er auch wieder einer der Ersten, die ihr Gränzen zu setzen suchten.♦  
  Schon waren die Fürsten von Niederlothringen und Ripuarien besiegt, da griff Friedrich 1114 den Kaiser an, schlug sein Heer und nahm ihn selbst beinahe gefangen. Im folgenden Jahre sammelte Heinrich zwar ein neues Heer und verwüstete damit Friedrichs Land aufs grausamste, aber dadurch ließ sich dieser nicht beugen, sondern verband sich vielmehr mit dem Herzoge Lothar von Sachsen, nachmaligem Kaiser, mit den Grafen von Limburg und Ravensberg, und lieferte dem Kaiser am 3. Febr. 1115 die berühmte Schlacht bei Welfesholz, die den letzten bis an den Rhein zurückwarf und zum Frieden nöthigte, welcher 1120 zu Goslar, wohin Friedrich dem Kaiser sein sicheres Geleit gab, mit sämtlichen sächsischen Fürsten zu Stande kam.♦  
  Weniger glücklich war Friedrich in seinen vielen übrigen Fehden, am wenigsten in der gegen seinen Schwiegersohn, den heil. Gottfried von Cappenberg, welchen er in seiner Burg belagert hielt, weil derselbe von frommer Schwärmerei ergriffen, diese Burg in ein Kloster verwandeln und selbst Mönch werden wollte. Friedrich starb nämlich 1124 in der Belagerung, nachdem er geächtet, und von den Seinigen verlassen, noch das Schicksal erlebt hatte, die meisten seiner eigenen Burgen gebrochen zu sehen. —♦  
  Sein unruhiger Sohn Konrad hatte ein ähnliches Schicksal; nachdem dieser sich vergebens bemüht, des Vaters Bruder, Heinrich, den Stifter der Grafen von Rietberg zum Verzicht auf die Arnsberger Güter zu bewegen, wurde er 1144 in einer Fehde gegen den Bischof Bernhard von Paderborn erschlagen. —♦  
  Dessen Sobn Heinrich I. stiftete die Prämonstratenser Abtei Wedinghausen bei Arnsberg, in welcher er selbst 1157 als Laienbruder starb.—♦  
  Sein Sohn Heinrich II. erweiterte die Stiftung, wofür er von den Mönchen mit vielen Lobsprüchen und einem noch vorhandenem Grabmal geehrt wurde, obgleich er seinen jungem Bruder Heinrich 1165 im Gefängnisse verhungern ließ, und dafür von dem Erzbischof Rainald von Cöln und den Bischöfen von Paderborn, Minden und Münster, besonders aber von Heinrich dem Löwen bekriegt, aus dem Lande verjagt und all das Seine zerstört wurde. Doch rettete er sich dadurch, daß er sich dem Kurfürsten von Cöln als Dienstmann hingab. Nachdem er auf solche Weise seine Lande wieder erhalten, nahm er an Heinrich dem Löwen unwürdige Rache; denn er wurde nach dessen Fall 1180 sein unversöhnlichster Feind. Erst 1200 starb er;  
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  nachdem er seine Güter unter seine beiden Söhne Gottfried I. und Hermann, wovon jener die Burg Arnsberg, dieser die ihr grade gegenüber liegende, jetzt sogenannte alte Burg erhielt, getheilt hatte. Letzter wurde dadurch Stifter der Grafen von Rudenburg, welche Nebenlinie jedoch in seinen Kindern wieder erlosch; der erste aber zog mit seines Vaters Bruder, auch Gottfried, unter Friedrich II. nach Palästina, von wo er erst 1217, nachdem sein Oheim 1216 gegen die Sarazenen geblieben war, zurückkehrte, und einen bedeutenden Theil seiner Güter, namentlich an die Abtei Wedinghausen veräußern mußte, um die Kosten des vergeblichen Zuges zu decken. Bei allem dem bleibt ihm das Verdienst, daß er manche alte Familienzwiste verglich, namentlich die Grafen von Rietberg zum endlichen Verzicht auf Arnsberg bewog und die Festungswerke des letztern bedeutend erweiterte. Auch er starb nicht ohne vielfache Fehden mit Cöln; doch wurden diese sämtlich vor seinem Tode gütlich ausgeglichen und waren bei weitem nicht so verderblich für sein Land, wie die, welche sein Sohn Friedrich Gottfried II. erst gegen den unruhigen Bischof zu Paderborn, Simon von der Lippe und dann mit diesem, wieder gegen den cölnischen Erzbischof Siegfried von Westerburg hatte. Erst 1278 wurde die letzte verglichen. Dieser Gottfried stiftete 1266 die Teutsch-Ordens Commende zu Mühlheim an der Möne, wogegen ihm das jetzige Domainengut Anröchte abgetreten wurde. —♦  
  Gottfrieds Sohn, Ludwig, hatte wieder unzählige Fehden. Der Erzbischof von Cöln, die Bischöffe von Osnabrück, Münster und Paderborn, der Herzog von Brabant, die Grafen von der Mark, vom Berge u. s. w. beschäftigten ihn sein ganzes Leben hindurch, bis er 1313 müde das Haupt niederlegte, um seinem Sohn Wilhelm den Wiederbeginn des alten Spiels zu überlassen. Unter glücklicheren Umständen hätte dieser vielleicht die Grundursache der sich forterbenden Fehden mit Cöln gehoben; denn bei der streitigen Kaiserwahl nach Heinrichs VII. Tode, hielt er es mit dem glücklicheren Ludwig von Baiern gegen Friedrich von Östreich, und wurde dafür von jenem, zur gänzlichen Vernichtung des unerträglichen Supremats, welchen Cöln seit 1165 über Arnsberg behauptete, auf der Krönung zu Aachen 1314 nicht allein mit allen herzogl. Rechten in seinem Gebiete, sondern auch mit dem Rechte des Vorstreits zwischen Rhein und Weser beliehen.♦  
  Allein selbst diese Belehnung wurde bestritten; Wilhelm starb 1338 und hinterließ seinem Sohne Gottfried III. die Sache fast noch eben so unausgeglichen, wie er sie selbst geerbt hatte. Zwar erhielt dieser 1338 vom Kaiser Ludwig Erneuerung der ertheilten Belehnung und stand Anfangs selbst mit dem damaligen cölnischen Erzbischof Walram von Jülich in einem so guten Vernehmen, daß er von diesem zum Landmarschall des ganzen Herzogthums Westphalen ernannt wurde; allein nicht lange dauerte dieses gute Vernehmen. Schon 1343 brachen die alten Fehden wieder los; und obgleich diese 1347 nach Kaiser Ludwigs Tode mit Cöln zum Theil ausgeglichen zu seyn schienen, so wütheten sie doch in den Jahren 1352 und 1366 desto heftiger mit dem Grafen Eberhard von der Mark fort, welchem es gelang, Gottfried fast seiner  
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  ganzen Grafschaft zu entsetzen. Unter diesen Umständen vermittelte der Administrator von Cöln, Kuno von Falkenstein, dadurch den Frieden, daß Gottfried den Theil seiner Grafschaft, welcher das heutige Amt Fredeburg befaßt, an den Grafen von der Mark abtrat und das übrige zurückerhielt. Dieses regirte nun Gottfried etwa noch ein Jahr, bis er endlich am 25. August 1368 zwar vermählt, aber kinderlos und der unendlichen Fehde müde, die ganze Grafschaft, weil sie mitten in den kölnischen Besitzungen lag, dem Administrator für das Erzstift um 130,000 Goldgulden käuflich überließ. Er selbst starb, nachdem sein Geschlecht gerade dreihundert Jahre in der Geschichte geblüht, 1371 zu Cöln, wo sein Leichnam im Dome ruht und seine Bildsäule, wie man sagt, mit einem eisernen Gitter umgeben wurde, um sie vor den Mißhandlungen seiner ehemaligen, noch lang über den Verkauf entrüsteten, Unterthanen zu schützen.
  ⇧ Inhalt 
ARNSBURG ARNSBURG, auch zuweilen Arensburg, in der Wetterau, 14 Meilen von Gießen, 4 Meilen von Lich, an der Wetter, war ein ansehnliches Kloster Cistercienser- oder Bernhardiner-Ordens, welches im Lüneviller Frieden 1803 dem fürstl. und gräfl. Hause Solms zugetheilt wurde. In alten Zeiten stand hier ein römisches Castell am Polgraben; 1151 stiftete Conrad von Hagen und Arnsburg auf der nahgelegenen Anhöhe Altenburg ein Kloster, 1174 verpflanzte es dessen Sohn Kuno von Münzenberg nach Arnsburg. Man berechnete die Einkünfte des Klosters auf 40,000 Fl., und es zählte vormals gegen 50 Mönche. Die schönen Klostergebäude dienen gegenwärtig bloß zu Ökonomiegebäuden. Der gegenwärtige Hof Arnsburg gehört zum gräfl. Solms-Laubachischen Domanialamt Utphe, und zum großherz. hessischen Hoheitsamt Lich.
   
Arnsburg Arnsburg, ein in der untern Herrschaft des F. Schwarzburg-Rudolstadt zwischen Seega und Günzerode gelegener Marktflecken, von dem ein eigenes, jedoch mit dem Frankenhäusischen verbundenes Amt benannt wird.
   
ARNSDORF ARNSDORF:♦ ⇧ Inhalt 
  1) Marktflecken im Landger. Eggenfelden im U.-Donaukreis des Königr. Baiern, mit 2 Schlössern, 163 Häusern und an 1000 Einwohnern, unter welchen 40 Tuchmacher sind. — ♦  
  2) Dorf im Amt Rochlitz Leipziger Kreis des Königreichs Sachsen, mit großen Schieferbrüchen. –♦  
  3) Dorf am Schwarzwasser bei Ruhland im Budissiner Kreis der O.-Lausitz mit bedeutendem Raseneisenstein, der auf das Hammerwerk Lauchhammer bei Mückeberg geliefert wird.—♦  
  4) Schlesisches Gebirgsdorf, 2 Meilen von Hirschberg, mit 200 Häusern, 2 Kirchen, 1 Papiermühle und 800 Einwohnern. Auf dem Schlosse des Grafen von Mattuschka wird eine Naturalien-Sammlung aufbewahrt, die besonders in Absicht des Pflanzenreichs schätzbar ist und deren Werth schon der Name jenes um die Kräuterkunde Schlesiens hochverdienten Mannes hinlänglich verbürgt.
   
Arnsdorf Arnsdorf, und gewöhnlicher Arensdorf, ein aus Schlesien stammendes, altes adliges Geschlecht, das sich nachher in die O.-Lausitz verbreitete, wo mehre Dörfer ihren Namen führen, auch sich später in der Priegnitz und in Mecklenburg ansässig machte, und überdieß ⇧ Inhalt 
S. 391 Sp. 1 ARNSDORF  
  durch einen Ahnherrn, der mit seinen, in dänischen Sold gegebenen Kriegern gegen Wallenstein focht, Güter in Jütland erhielt.  
  Der sehr verminderte mecklenburgsche und priegnitzer Stamm, aus welchem Viele in dem preußischen Heere dienten, hat eine Besitzung bei Perleberg, und ein Fideicommiß bei Rostock; der dänische Zweig besitzt, außer den Gütern in Jütland, das Fideicommiß zu Drebkau in der Niederlausitz.
   
ARNSFELD ARNSFELD, unmittelbares Amtsdorf des königlich sächsischen Amtes Wolkenstein, im Erzgebirgischen Kreise, 2 Stunden von Anneberg, hat eine Kirche, ein Beigeleite von Wolkenstein, und treibt ansehnlichen Flachshandel, besonders nach Böhmen und der Ober-Lausitz.
   
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Stand: 27. Dezember 2017 © Hans-Walter Pries