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Forts. S. 61 Sp. 1 |
BEQUEMLICHKEIT. Bequem heißt buchstäblich: was bei oder zu uns komt, —
was uns entgegen komt. Denn Kommen lautete ehedem Quemen, und noch früher Qhueman, und
davon stamt Bequem ab. In diesem ursprünglichen Sinne ist auch der Ausdruck noch jetzt nicht ganz
fremd. Itifall's bequeme Nymphen bei Wieland sind entgegen kommende. —♦ |
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Was aber uns entgegen komt, das erleichtert uns die Mühe. Daher nennen wir eine
Sache bequem, sofern sie uns Mühe erleichtert, oder wenigstens keine Mühe, keine Beschwerde
verursacht. Eine bequeme Treppe z. B. ist so beschaffen, daß es uns dadurch leicht gemacht
wird, hinauf zu steigen, und ein bequemes Kleid macht uns wenigstens keine Mühe oder Beschwerde,
wie im Gegentheil etwa ein solches, was zu enge ist, uns drückt und preßt, und die Freiheit unsrer
Bewegungen hemt.♦ |
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Bequemlichkeit ist die Beschaffenheit einer Sache, wodurch sie uns bequem ist;
so wie z. B. die Bequemlichkeit einer Treppe in derjenigen Einrichtung derselben besteht,
wodurch es uns leicht gemacht wird, sie zu ersteigen. Auch wird wol die Sache selbst, welche uns
bequem ist, eine Bequemlichkeit genant. Eine Kutsche, sagt Adelung, ist eine große
Bequemlichkeit. —♦ |
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In einem besondern Sinne hat man den letztern Ausdruck gebraucht, um einen Ort
im Hause anzudeuten, den der Anstand geradezu zu nennen verbietet, ob er gleich fodert, daß es in
einem wohl eingerichteten Hause an einer Bequemlichkeit dieser Art nicht fehle. —♦ |
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Aus dieser Bedeutung nun, nach welcher Bequemlichkeit eine Beschaffenheit der
Gegenstände ist, diese nämlich, daß sie uns Etwas leicht machen, ist, nach einer nicht seltenen Figur,
diejenige entstanden, nach welcher Bequemlichkeit uns selbst zugeschrieben wird, und in der
Neigung besteht, Alles bequem haben zu wollen; besonders, sofern diese zu stark oder übermäßig ist.
Dieser Begrif ist also ein abgeleiteter, und nicht, wie Adelung es vorstellt, der Grundbegrif von Bequemlichkeit. —♦ |
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Aus demselben gehet aber unmittelbar hervor, daß es einen |
S. 61 Sp. 2 |
BERACHIA |
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Vorwurf einschließt, wenn Jemand ein bequemer Mensch genant wird, und daß
diese Neigung nicht anders als nachtheilig seyn kann. Denn, wer sie hat, der scheut alles Unbequeme
mehr, als er sollte. Das aber schadet♦ |
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1) der Entwickelung seiner natürlichen Kräfte und Anlagen. Denn diese erfodert
Anstrengungen, die nicht bequem sein können, und auch nicht seyn sollen.♦ |
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2) Steht es der Sittlichkeit im Wege. Denn auch Pflichterfüllung ist nicht immer
bequem, und Bequemlichkeit wird daher sehr leicht zu Unterlassungssünden verleiten; deren viele, die
weit härter beurteilt werden, gewiß nur aus dieser Quelle entspringen. |
(Maass.) |
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