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Forts. S. 269 Sp. 2 |
CASSEL,♦ |
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1) ein Kreis in der kurh. Prov.
Niederhessen, welcher sich auf beiden Seiten der Fulda
ausdehnt, im Norden an Hofgeismar, im Nordosten an das
hanöverische Amt Münden, im Osten an Witzenhausen, im
Süden an Melsungen, im Südwesten an Frizlar, im Westen an
Wolfhagen gränzt. Sein Flächeninhalt betragt etwa 11
½ Quadratmeile. Die Oberflache ist uneben, gebirgig u.
waldig: im Norden greift der Reinhardswald in seinen
Umfang, im Westen erhebt sich der Habichtswald, im Osten
bedeckt die Söhre das Land. Diese Gebirge stehen zum Theile
von Sandsteinbildung da, oder als Kegel, wie die meisten
Basaltberge, oder als niedrige Flötze, wie alle Berge von
Kalksteinformation, überall macht der Basalt die höhern
Kuppen auf dem Sandsteine aus.♦ |
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Die Fulda strömt mitten durch den Kreis,
und verstärkt sich in seinem Umfange aus Osten durch die
Losse und den Fahrenbach, im Westen durch die Baune und
Ahne; Fischteiche sind nur wenige vorhanden. Der Boden
zeigt sich meistens thonig und sandig, im Ganzen steinig: die
bessern Äcker bedeckt eine schwarze, warme und fette,
reichlich mit Sande vermischte Kruste, aber dieser sind
wenige, und die magern sind kalt, schwer, thonhaltig.♦ |
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Man bauet am häufigsten Rocken, Gerste,
Hafer, Erbsen und Bohnen, vor Allem aber eine Menge
Kartoffeln, dann Rüben und Kopfkohl, und um die Hauptstadt
her auch viele feinere Gemüse. Auf dem Lande sieht man
wenige edlere Obstarten; die Gärten der Hauptstadt sind mit
dem schönsten französischen Obste angefüllt, aber die Rebe
gedeihet auf diesem Boden und unter dieser Breite noch nicht.
Hier und da sieht man Futterkräuter auf den Feldern; das
Hornvieh und das Schwein sind gut, letztre meist von der
kleinen gelbgescheckten Art; das Pferd aber klein und
unansehnlich, das Schaf selten veredelt. Federvieh wird
hinreichend gehalten, obgleich das Meiste was die Hauptstadt
bedarf, aus den Kolonien komt. Wild, noch zureichend, aber
weniger Klein- als Hochwild, selbst noch Schweine.
Mancherlei Mineralien, worunter Braunkohlen, Vitriol und
Alaun, Salpeter, gute Pfeifen- und Faianceerde, und
Schleifsteine die wichtigsten sind; mit Basalte sind alle
Kunststraßen beworfen. Die Volksmenge belief sich 1821 auf
48,238, wovon |
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23,296 auf die Hauptstadt, der Rest auf 1
Marktflecken, 41 Dörfer und 11 Weiler und Höfe kommen.
Das Groß bekent sich zur reformirten Kirche, in der
Hauptstadt leben etwa 4000 Lutheraner, 1200 Katholiken und
über 700 Juden.♦ |
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Ackerbau, Flachsbau und Viehzucht sind
die Hauptbeschäftigungen auf dem Lande; in der Hauptstadt
und deren nächster Umgebung haben sich Fabriken verbreitet,
wovon einige in das Große gehen. Der Landmann hat wenige
Nebenbeschäftigungen, wohin vor Allem das Holzschlagen
und das Fuhrwesen gehört; die Garnspinnerei stockt fast ganz,
und hessische Leinwand wird bei weitem weniger, als sonst
fabrizirt. Hier und da wird etwas Potasche gesotten; Bier und
Brantwein in kleinen Kesseln zubereitet.♦ |
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Der Kreis besteht nur aus zwei Theilen: der
Residenz und dem Landgerichte Cassel, wovon letzteres bis
auf die Hauptstadt, deren Vorstädte und 2 nahbelegene Weiler
den ganzen Kreis umfaßt, mithin keiner besondern
Beschreibung bedarf. |
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2) |
2) Hauptstadt des Kurfürstenthums Hessen,
der Provinz Niederhessen und des Kreises und Landgerichts
Cassel. Sie breitet sich unter 51° 19' 20" Br. und 27° 7'5" L. in
dem überaus malerischen Fuldathal an dem Strome, der die
Stadt in 2 Theile zerschneidet, aus: das Groß bedeckt den
ziemlich hohen Weinberg und zieht sich an dessen linkes Ufer
herab, der Theil auf dem rechten Ufer liegt ganz in dem
Thale.♦ |
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Die Stadt ist bis auf eine geringe Strecke
von der Hüttenburg bis zum Wilhelmshöher Thore durchaus
mit einer festen, 16 Fuß hohen Mauer umgeben, aus welcher 6
Thore und 1 Pforte führen und hat einen Flächeninhalt von
106,720 Quadratruthen innerhalb der Ringmauern. Sie zerfällt
in 3 Theile:♦ |
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1) die Altstadt, der älteste Theil von
Cassel, welcher durch die massive, 273 Fuß lange, 42 breite
Fuldabrücke von 3 Bogen mit der Unterneustadt
zusammenhängt. Ein Chaos von kleinen, schmalen, aber sehr
hohen Häusern, die ganz den Geschmack des Mittelalters, in
welchem sie ihre Entstehung fanden, beurkunden, und in
engen unregelmäßigen Straßen stehen; die öffentlichen Plätze
sind bis auf den Schloßplatz eben so klein als unregelmäßig,
und die sogenante Schlucht oder der Kai an der Fulda gewährt
nur einen schlechten Anblick. Doch ist sie vortrefflich
gepflastert und die Straßen werden durch die Druseln, die zur
Nachtzeit eröffnet werden, durchaus rein erhalten und aller
Unrath, selbst der der heimlichen Gemächer in die Fulda
abgeführt.♦ |
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2) Die Oberneustadt, der neueste Stadttheil
und derjenige, der Cassel einen Platz unter den schönen
Städten Teutschlands anweiset. So antik Alles in der Altstadt
aussieht, so modern erscheint dagegen die Oberneustadt: hier
fällt das Auge auf die regelmäßigsten, nach der Schnur
geführten und rechtwinkelig sich durchschneidenden Straßen,
auf große reguläre Plätze und auf Paläste, die jeder
Königsstadt zur Zierde gereichen würden. Hier breitet sich der
herrliche Friedrichsplatz aus, mit der kolossalen, marmornen
Ritterstatue des Landgrafen; wovon er den Namen führt; und
mit den herrlichen Boulevards, die diese umschließen, 1000'
lang, 450' breit; hier der ovale Königsplatz, 256' im
Durchmesser mit dem merkwürdigen Echo in der Mitte, der
Karlsplatz mit der Marmorstatue Landgraf |
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Karls; der Garde du Corps Platz; der
Wilhelmsplatz; der Opernplatz und der weite Kasernenplatz;
hier ziehen die 4500 lange und 87 ½ Fuß breite
Königsstraße, die Karls-, Frankfurter- und Bellevuestraßen
hin; hier stehen am Friedrichsplatze in einer Reihe das
herrliche Museum, das schönste Gebäude der Stadt, dessen
Façade 290' mißt und 19 Fenster, zwischen welchen Säulen
von ionischer Ordnung stehen, hat, und dessen Frontispiz auf 6
freistehenden, 36' hohen kolossalen Säulen ruhet, die schöne
katholische Kirche mit ihren Gemälden von Tischbein und
Gerin, und ein kurfürstl. Palast; hier genießt man von der
Bellevuestraße, die lauter Paläste oder palastähnliche Häuser
hat, die entzückendste Aussicht, über die unterliegende Aue,
über den Fuldastrom und über das weite Thal, das in der Ferne
das Gebirge umkränzt. Hier vereinigt sich Alles, was Cassel
Großes und Schönes auszuweisen hat; denn noch ist ja die
Kattenburg, die auf dem 1810 niedergebranten alten
Residenzschlosse aufgeführt werden soll, noch nicht zur
Hälfte vollendet und der sich vor derselben ausbreitende,
wirklich schöne Schloßplatz, der jetzt, nachdem die Rennbahn
weggebrochen ist, mit dem Friedrichsplatze zusammen hängt,
verunstaltet.♦ |
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3) Die Unterneustadt auf dem rechten
Fuldaufer, eben so alt und winkelig, wie die Altstadt
zusammengebauet, enthält an merkwürdigen Gebäuden bloß
das alte unhaltbare, aber mit einem Graben umgebne und zum
Statsgefängnisse dienende Kastell, und die Unterneustädter
Kirche, die sich auf einem ovalen Platze freistehend recht gut
ausnimt.♦ |
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4) Die leipziger Vorstadt, vor dem
leipziger Thore, meistens aus Wirthshäusern bestehend und
wie die übrigen Vorstädte ganz offen;♦ |
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5) die frankfurter Vorstadt vor dem
gleichn. Thore, aus einer Reihe von Gartenhäusern
bestehend;♦ |
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6) die Wilhelmshöher Vorstadt, die eine
Reihe gutgebaueter Häuser bis dahin zeigt, wo der Weg nach
Wehlheiden abgeht, und♦ |
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7) die Holländervorstadt, ebenfalls eine
Reihe von Häusern an der holländischen Straße.♦ |
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In diesen verschiednen Stadttheilen enthält
Cassel 19 öffentliche Plätze, 65 Straßen, durchaus vortrefflich
gepflastert, gut gereinigt und unterhalten, und zur Nachtzeit
durch 1150 Reverbèren und Laternen erhellt, 51 Pracht- und
öffentliche Gebäude, worunter noch das Meßhaus, das völlig
neueingerichtete Schauspielhaus und das Pagenhaus besondre
Aufmerksamkeit verdienen, 6 reformirte Kirchen, worunter
die alte Martinskirche, die merkwürdigen Katakomben der
hessischen Fürsten und das Mausoleum Philipp des
Großmüthigen bewahrt, 1 luth. Kirche ohne Glocken, 1 kath.
Kirche, 1 Kapelle, 1 Synagoge, 6 Schulgebäude, 12 milde
Stiftungen, 20 Militärgebäude, ... Privathäus. und 1821, doch
mit Einschlusse zweier Weiler Philippinenhof und ..... 23,296
Einw., worunter 4000 Lutheraner, 1200 Katholiken und 720
Juden seyn mögen.—♦ |
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Cassel ist die Residenz des Kurfürsten, des
Statsministeriums und aller davon abhängenden Behörden, des
Oberappellationsgerichts, der Provinzialbehörden von
Niederhessen, der Oberpolizeibehörde, des Oberpostamts, des
Obermedizinalkollegiums, des Landwirthschaftsvereins, der
Gewerbs- und Handelsdeputation, des
Generalkriegsdepartement und eines Generalsuperintendenten,
der unter den Konsistorien an der Spitze des gesamten
reformirten |
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⇧ Inhalt |
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Klerus steht; sie hat einen ordentlichen
eingerichteten Magistrat, ein Stadtgericht und ein Landgericht;
ihre Kämmereieinkünfte beliefen sich 1811 auf 13,954 Thlr.
13 gr., die Ausgabe auf 40,096 Thlr. 18 gr., die durch eine
außerordentliche Oktroi gedeckt werden mußten.♦ |
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Zu den Unterrichtsanstalten gehören 1
Lyceum mit 6 Klassen und dem damit verbundnen
Schullehrerseminar, 1 Real- und mehre Elementarschulen, das
Pageninstitut mit dem Kadettenhause, die Akademie der
Kunst, mit der Maler-, Zeichner- und Bildhauerschule, die
jährliche Ausstellungen hält, eine Gesellschaft der
Alterthümer, die 1817 wieder hergestellt ist, aber nur fort zu
vegetiren scheint, und 1 chirurgisches Kollegium. Cassel
besitzt eine öffentliche Bibliothek, die, seitdem die von dem
verstorbenen Kurfürsten damit verbunden ist, wol 75,000 bis
80,000 Nummern zählt und in dem prächtigen Lokal des
Museums aufgestellt ist; ein vorzüglich reiches und
schätzbares Münz- und Medaillenkabinet; ein
Naturalienkabinet, besonders an Vögeln u. Conchylien reich
und eine Kunst- u. Modellkammer mit dem Mosaikkabinette,
sämtlich im Lokale des Museums, neben welchem auch in
einem freistehenden Thurme ein kleines Observatorium
eingerichtet ist; dann die an niederländischen und teutschen
Stücken so vorzügliche Gemäldegalerie (welche jedoch einige
ihrer Zierden, wie Potters Kuh und die 4 Claude Lorrains aus
Paris nicht zurück erhalten hat, weil sie schon in Privathände
übergegangen waren), in dem Galeriepalaste: es hat 4 Buch-, 2
Musikhandlungen, 2 Buchdruckereien, 6 Lesekabinette
u. s. w.♦ |
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An mildthätigen Anstalten findet man 1
allgemeines Hospital, wozu die große Kaserne vor dem Kölner
Thore eingerichtet ist, 5 andre Hospitäler, meistens für
abgelebte dürftige Personen, 2 Waisenhäuser, 2
Krankenhäuser, 1 Entbindungshaus, mehre andre Fundationen,
1 Lombard und 1 Klassenlotterie; in der Charité, die vor der
leipziger Vorstadt neben dem Agathenhofe belegen ist, waren
1810. 3665 Kranke und darunter 504 Venerische
aufgenommen; davon genasen 3238, starben 143 und blieben
zurück 283.♦ |
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Überhaupt ist Cassel ein gesunder Ort,
obgleich seine hohe Lage und die mit so mancherlei Unrathe
angefüllte Atmosphäre mancherlei Übel, besonders
katarrhalischer und rhevmatischer Natur,
Lungenschwindsuchten, typhöse Fieber herbeiführen. Die
Geburten können daher die Sterbefälle nicht übersteigen. In
dem Zeitraume von 1793 bis 1810 waren zu Cassel 11,216
geboren, 11,954 begraben, mithin in 18 Jahren 738 mehr
gestorben als geboren. Der rauhe Nordwind ist die Geißel der
Einw.; der nicht seltene Ostw. bringt Kälte und Trockenheit,
der Süd Wärme mit. Orkane und Gewitter sind selten und
ziehen schnell vorüber. —♦ |
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Die Einwohner nähren sich vorzüglich von
den Ausflüssen des Hofs, der Centralbehörden und der
Garnison; an Fabriken sind vorhanden: 1 Kattun- u.
Zitzmanuf. auf Agathenhof, mit 170 Arb., 2
Papiertapetenmanuf. mit 20 Arb., 1 Bandmanuf. mit 32 Arb., 1
Gold- und Silberfabr. mit 13 Arb., 4 Handschuhfabr. mit 62
Arb., 3 Hutfabr. mit 32 Arb., 2 Tuchmanuf. mit 44 Arb., 1
Kartenfabr. mit 8 Arb., 1 Wachslichterfabr. mit 12 Arb.: 6
Tabaksfabr. mit 37 Arbeitern; 1 Faiancefabr. mit 9, und 1
Salpeterfabr. mit 7 Arb., überhaupt betrug der Werth der von
denselben angefer- |
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tigten Manufakt. 1811. 210,011 Thlr. 8 gr.
Hiezu ist in neuern Zeiten noch 1 Zuckerraffinerie gekommen.
Auch macht man guten Wachstaffent, Regenschirme,
Zugschäfte, casseler Mineralgelb u. s. w. Die
Handwerker arbeiten überhaupt geschmackvoll und gut,
besonders sind die Töpfer durch ihre Ornamentalöfen (s.
Nemnich), die Hutmacher, die Sattler, die Tischler bekant.
1811 zählten die Zünfte 1171 Meister mit 841 Gesellen und
303 Lehrburschen, so wie 20 eigentliche Künstler.♦ |
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Der Handel besteht theils in Propre-, theils
in Kommissionshandel, theils in Spedition; der Wechselhandel
ist gesunken; auch die Geschäfte der übrigen Handelshäuser,
deren man mit Einschlusse der Krämer und Trödler nicht
weniger als 438 aller Art mit 221 Dienern und Lehrlingen
aufführte, gehen nicht in das Große, und beschäftigen sich
meistens mit dem Verlage der Landstädte; doch ziehen die
größern Landkrämer über Münden und Frankfurt. Die seit
1763 angelegten beiden Messen fallen 14 Tage vor den
Ostern- und Michaelmessen von Frankfurt an der Oder, stehen
zwar 14 Tage, unterscheiden sich aber wenig von großen
Märkten und bloß in Leder und Galanteriewaren werden
bedeutendere Geschäfte gemacht. Ein eignes Kaufgericht gibt
es nicht. Außerdem werden 5 Kram-, 2 Viehmärkte jährlich
und 3 Wochenmärkte gehalten.♦ |
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Die Stadt besitzt eine Feldmark von 1944
Ackern an Gärten und Pfluglande und von 1705 Ackern an
Wiesen und Weiden: die Gartenfrüchte, die um die Stadt
gebauet werden, sind vorzüglich, und der Blumenhandel
einträglich; man hat 6 Mahl- u. Ölmühlen, 2 Ziegeleien u. 1
Gypsbrennerei. Die Konsumtion von Cassel belief sich 1809
an Rindvieh auf 1882, an Kälbern auf 5961, an Wollvieh auf
9824, an Lämmern auf 236, an Schweinen auf 2907, an
Ferkeln auf 131, an Hirschen auf 113, an Rehen auf 299, an
wilden Schweinen auf 116, an Hasen auf 8309 Stück, an
Brotmehl auf 39,413 Viertel, an Weiß- u. Braunbier auf 8904
Fässer, an Brantwein auf 234,240 Maß, an Stärke u. Puder auf
100 Zntr., an fremdem Biere, auf 3 Fässer, an Kaffee auf 1311
¼, an Kakao auf 18 ¼, an Schokolate auf 1, an
Cichorien auf 108 Zntr., an fremden Likören und Rum auf
14,720 Maß, an fremdem Mehle auf 168 Viertel, an Zucker
auf 1748 ½, an Syrup auf 300, an fremdem Tabak aus
956 2⁄3 Zntr., an Weinen auf 5785 Fässer und 711 Maß,
an Essig auf 119 Fässer und an Fleische auf 121 Zntr.♦ |
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Im Ganzen ist Cassel keine theure Stadt,
und alle Lebensbedürfnisse, so wie die Miethe und das Holz
wohlfeil. Es hat ein stehendes Theater, das zu den bessern
Teutschlands gehört, regelmäßige Koncerte, Bälle,
Masceraden, 1 großes Civil- u. Militärcasino, 2 Logen und
verschiedne andre Zirkel; was aber Cassel vorzüglich
anziehend macht, sind seine reizenden Promenaden innerhalb
der Mauern, die unter dem Berge belegene Aue mit ihrem
Schlosse, ihrem Marmorbade und ihren Fasanerien, die
herrlichen Alleen, die alle Straßen um die Stadt begleiten, die
schönen Gärten vor den Frankfurter-, Holländer- u.
Wilhelmshöher Thoren, wovon mehre den öffentlichen
Vergnügungen geweihet sind, das Landhaus der Kurfürstin bei
Wehlheiden, nur ¼, das prächtige Wilhelmshöhe ,
½, und Wilhelmsthal, 1 Meile von der Stadt entfernt,
das Eichwäldchen, das Fischhaus, das Tannenwäldchen
u. s. w.♦ |
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Die Garnison, welche die Stadt hat, be-
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CASSEL |
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steht aus den Garden des Kurfürsten, die
sämtlich in Kasernen liegen. —♦ |
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Cassel wird als Chasalla schon in einer
Urkunde von 913 erwähnt; es war damals nur ein geringer
Maierhof. Doch hatten sich nach und nach so viele Menschen
um denselben gesammelt, daß die Altstadt schon im Anfange
des 13. Jahrh. bürgerliche Rechte und Freiheiten erhielt, und
schon am Ende desselben Jahrhunderts von Landgraf Heinrich
I. zu seiner Hofhaltung gewählt wurde. Die Unterneustadt
entstand im 14. Jahrhunderte, eben so die Freiheit, welche aber
bald in die Altstadt gezogen wurde. Die Oberneustadt ist seit
1685 angelegt.♦ |
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Die Stadt wurde im 17. und 18.
Jahrhunderte so gefestigt, daß sie im 7jährigen Kriege
Belagerungen aushalten konte; nach diesem Kriege wurden die
Festungswerke jedoch geschleift. Die vorzüglichsten Gebäude
hat sie unter den 3 vorletzten Regirungen erhalten, auch in der
westphälischen Periode erhielt sie manche zweckmäßige
Verschönerung, und nirgends zeigte sich wol Cassel in einem
größern Glanze, als unter der ephemeren Regirung
Jeromes.♦ |
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Die beiden einzigen Topographien von
Cassel sind die von Schminke 1767 und von Apell von 1797,
aber 1805 beide indeß bereits veraltet; ein neuer Plan der
Hauptstadt ist 1823 erschienen. |
(Hassel.) |
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