Rechts von der Bernauerstraße kommt man zu der
AA. Georgenkirche***), deren Kirchhofe, und dem Georgenhospital. {S. 34}
Lage
Das Hospital und die Kirche sind im dreyzehnten Jahrhunderte gestiftet worden. Die erste Urkunde, in welcher des Hospitals Erwähnung geschiehet, ist von 1278; und der Kirche geschiehet zuerst in einem Ablaßbriefe Papst Johannes XXII von 1331 Meldung. Diese Kirche bekam 1689, nach dem stärkern Anbau der Vorstadt, zuerst einen eigenen Prediger, da sonst die Prediger von der Nikolaikirche den Gottesdienst daselbst verrichtet hatten. Der Thurm ward 1714 neu gebauet. Durch den häufigen Anbau dieser Vorstadt unter der Regierung Friedrichs des Großen ward die Kirche zu klein, und man dachte also im J. 1779 auf eine Vergrößerung derselben. Der König schenkte dazu 9587 Rthlr. und freies Bauholz; allein es zeigte sich, daß ein gänzlich neuer Bau nothwendig sei. Dieser ward hierauf durch königl. Unterstützung, eine Kollekte, verschiedne Wohlthaten und eignes Geld der Kirche, in anderthalb Jahren, unter Direktion des Kriegsraths und Oberbaudirektors Naumann, geführt, und am 29. Okt. 1780 wurde die neue Kirche eingeweihet. Sie hat gar sehr an Höhe, Länge, Breite, und innerer Schönheit gewonnen; der Thurm aber ist geblieben und bloß abgeputzt worden.
Das Georgenhospital ward, da es baufällig worden, 1720 neu gebauet.
Am Ende des Kirchhofs liegt:
Das Dorotheenhospital, 1674 erbauet.
Das Spletthaus, ein anderes Hospital.
Das Krankenhaus für das Thünasche Infanterieregiment. Es gehörte sonst zum Dorotheenhospitale, und ward 1727, da durch Einrichtung des Irrenhauses mehr Platz gewonnen ward, vermiethet.
Vom Kirchhofe kommt man geradzu in die große Kirchgasse (s. unten N. 61), und rechts durch die kleine Kirchgasse (s. N. 65) in die Landsbergerstraße (s. N. 63).

***) S. Schleuens großen Plan.
 
Quelle: Nicolai Beschreibung 1786 Bd. 1 S. 33-34 und Veränderung
HIS-Data 5290: Königsvorstadt (Berlin 1244) Karte 1786
© Hans-Walter Pries