Vom Unterbaume kommt man dicht an den Pallisaden durch
83) die Charitéstraße bis zum
HH. Charitéhause.
Lage
Es liegt am äußersten nordwestlichen Ende Berlins. K. Friedrich I. ließ hier 1710 ein Pesthaus bauen, als die Pest in der Mark zu wüten anfing. Als die Gefahr vorbey war, ward es zu einem Hospitale und Arbeitshause gewidmet. K. Friedrich {S. 48} Wilhelm widmete es 1726 zu einem allgemeinen Krankenhause, und zugleich zu einer Schule für Ärzte und Wundärzte. Er ließ es 1727 ansehnlich erweitern, alle nöthige Wirtschaftsgebäude aufführen, und schenkte demselben sehr ansehnliche Kapitalien. 1785 ließ K. Friedrich II. einen Flügel dazu, an der Seite nach dem Invalidenhause, nach Ungers Zeichnungen, von demselben aufbauen; welches der Anfang zu der großen Erweiterung dieses Gebäudes ist.
Das alte Haus ist drey Geschoß hoch, bestehet aus 4 Flügeln, welche einen geräumigen Hof einschließen, auf welchem in der Mitte die Wohnung des Inspektors stehet. Im untern Geschosse ist das Hospital. Im zweyten und dritten Geschosse, die Krankenstuben, Operations- und Entbindungssäle. Im dritten Geschosse wohnen auf dem linken Flügel die Prediger. *) Rechter Hand hinter dem Hause sind die Wirthschaftsgebäude, linker Hand ein Garten; und außerhalb den Pallisaden, vor und neben demselben sind Gärten, Wiesen, und eine große Maulbeerplantage. Alle, zu diesem Hause gehörige, hier nebeneinanderliegende Grundstücke, die Gebäude eingeschlossen, betragen 114 Morgen Acker. Sie liegen meist auf dem Grunde der ehmaligen Königl. Meyerey im Thiergarten.

*) Dem Plane gemäß, nach welchem itzt gebauet wird, soll das ganze Gebäude verändert und sehr vergrößert werden. Es bekömmt die Gestalt eines griechischen Π, mit dem Zusatze, daß ein freystehendes Hintergebäude vor dem untern offnen Ende läuft. Der innere Hof ist ein vollständiges Viereck von 280 Fuß, aber nicht völlig geschlossen, weil an jeder Seite des Hintergebäudes 40 Fuß zum freyen Luftzuge bleiben. Die Vorderseite wird 450 Fuß, und jeder Seitenflügel 280 Fuß, das hintere Gebäude aber 200 Fuß lang. Das Hauptgebäude ist 3 Geschoß hoch, durchgängig 52 Fuß tief, und hat noch unter der Erde ein hohes gewölbtes Kellergeschoss. Das freystehende Hintergebäude (in welches das Irrenhaus aus der Stadt verlegt werden soll) soll 45 Fuß Tiefe, und zwei Geschoß außer dem Kellergeschosse haben.
Quelle: Nicolai Beschreibung 1786 Bd. 1 S. 47-48
HIS-Data 5298: Spandauervorstadt (Berlin 1709) Karte 1786
© Hans-Walter Pries