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Allgemeine Encyclopädie HIS-Data
5139-1-07-134-1-7
Erste Section > Siebter Theil
Werk Bearb. ⇧ 7. Theil
Artikel: BAIERN II. II. 1
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Inhalt: Übersicht
 
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Forts. S. 167 Sp. 1 II. Baiern, jetziges Königreich (neueste Statskunde).  
  Lage, Gränzen, Flächenraum. Dieses Königreich besteht aus zwei, von einander geographisch getrennten, an Größe sehr ungleichen, Ländertheilen, welche beide in Süd- oder Ober-Teutschland liegen. Der größere Gebietstheil (den man das Donau- und  
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  Main-Baiern, oder auch Ostbaiern nennen könnte) erstreckt sich von 26° 31' bis 31° 24' 30" östl. L. (von Ferro), und vom 47° 19' 15" 50° 41' 20" nördl. Br. Im Norden gränzt derselbe an die kurfürstlich-hessischen und großherzoglich-weimarischm Gebiete, die Herzogthümer Meiningen, Hildburghausen und Coburg, das Königreich Sachsen und die fürstlich-reussischen Lande; im Osten an das Königreich Böhmen, das Erzherzogthum Östreich und Herzogthum Salzburg; im Süden an Salzburg, die gefürstete Grafschaft Tyrol und die voralbergischen Herrschaften, im Westen an das Königreich Wirtemberg und die Großherzogthümer Baden und Hessen. Sein Flächenraum enthält 1246 1⁄5 Quadratmeilen.♦  
  Der kleinere Gebietstheil, Rheinbaiern, oder der Rheinkreis (den man auch Westbaiern nennen könnte), liegt zwischen 24° 46' und 26° 11' 30" östl. L., und zwischen 48° 57' 15" und 49° 50' nördl. Br. Im Norden hat er zu Gränzen das landgräflich-hessenhomburgische und groß-herzoglich-hessische Gebiet, im Osten den Rhein, im Süden die französischen Departemente Niederrhein und Mosel, im Westen preußische und herzoglich-coburgische Gebietstheile. Seine Oberfläche begreift 122 Quadratmeilen.♦  
  Der ganze baierische Stat nimmt daher einen Flächenraum von 1368 1⁄5 Quadratmeilen ein, und behauptet, seinem Umfange nach, in der Reihe der europäischen Staten den dreizehnten, in der Reihe jener, deren Regenten Mitglieder des teutschen Bundes sind, den dritten, und unter den rein-teutschen Bundesstaten den ersten Platz.  
  Boden, Abdachung, Gebirge. Der Boden bietet eine mannigfaltige, angenehme Abwechselung von hohen und niedrigen Gebirgen mit schönen Thälern und großen Ebenen dar, und gehört rücksichtlich seiner Fruchtbarkeit, im Ganzen genommen, zu den segenreichsten Gegenden Teutschlands. Die Abdachungen des Landes werden hauptsächlich durch die Richtungen der Flüsse Donau und Rhein bestimmt. Im größeren Gebietstheile geht die Hauptabdachung von Süden, dem ansehnlichsten Gebirgslande, nach Norden bis an die Donau, welche das Land von Westen gegen Osten durchströmt, und in welche sich auch fast alle im Süden entspringenden Flüsse ergießen. Im Norden und Nordosten zieht die Abdachung vom Fichtelgebirge und Böhmerwalde gegen Süden gleichfalls der Donau zu; kleinere Abdachungen zeigen sich noch vom Fichtelgebirge gegen Osten, Norden und Westen, in welcher letzteren Richtung der Main hinzieht, gegen welchen der Boden von dem nördlich liegenden Rhöngebirge sich verflächt.♦ ⇧ Inhalt 
  Die Hauptabdachung Rheinbaierns wird durch den Rhein bestimmt, welcher diese Provinz im Osten, von Süden gegen Norden, bespült. Der Boden senkt sich von den Vogesen her, theils unmittelbar, theils mittelbar durch die Nahe, Saar und Wieslauter zum Rheine ab.♦  
  Überdies durchkreuzen sowol dieses als jenes Land noch viele kleine Berge und Hügel; die meisten derselben stoßen an Flüsse und Bäche an, und bestimmen den Lauf derselben.♦  
  Beide Gebietstheile des Königreichs sind von bedeutenden Gebirgen durchzogen. Im Süden des größeren Gebietstheiles stellen sich Zweige der vorarlbergischen (Allgau, von Alpgau), tyrolischen und salzburgischen (norischen) Alpen dar, oben kahl,  
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  weiter unten mit Waldungen und futterreichen Almen (Viehweiden) bedeckt, und streichen hauptsächlich von Westen gegen Osten hin. Diese baier. Alpen, eigentlich mehr Voralpen der tyrolischen, ruhen nicht auf uranfänglichen, d. i. Granit- oder eigentlichen Schiefergebirgen, sondern haben zur Hauptmasse Kalkstein älterer Erzeugung, gewöhnlich von lichtgrauer Farbe, einem feinen Korne und splitterigen Bruche, mit wenig Thon, hier und da mit Versteinerungen.♦  
  Die höchsten Bergspitzen dieser Gebirge, mit Angabe ihrer Erhöhungen über dem mittelländ. Meere nach Par. Fuß, sind:♦  
 
  • 1) die Zugspitze (gewöhnlich der Zugspitz) von 9,099 Par. Fuß,
  • 2) der Wetterschroffen von 8,814 P. F.,
  • 3) der Teufelsg'säß von 8,717 P. F.,
  • 4) die Almenspitze von 8,086 P. F.,
  • 5) die Söller- oder Dreithor-Spitze von 8,061 P. F.,
  • 6) die Mädele-Spitze (insgemein Mädele) von 8,000 P. F.,
  • 7) der Hochvogel von 7,957 P. F.,
  • 8) der Watzmann von 7,929 P. F.,
  • 9) der Wetterstein von 7,619 P. F.
  • 10) der Wörner von 7,579 P. F.,
  • 11) die höchsten Spitzen des Charwendelgebirges, von welchem die eine 7,322, und die andere 7,306 P. F. mißt,
  • 12) der Waxenstein von 7,109 P. F. Höhe *).♦
 
  Auf den baierischen Alpen breiten sich auch einige bedeutende Eisfelder aus, als: der Plattach-Ferner, mit ewigem Schnee bedeckt, ferner der Höllenthal-Ferner und einige um die Quellen der Iller.♦  
  Ein anderes Hauptgebirge ist der Böhmerwald (zum Theile baierischer Wald genannt) im Osten und Nordosten, Gränzmauer zwischen Baiern und Böhmen, ohne besonders hervorragende Felsenspitzen, aber mit einer Vegetation, die fast so hoch hinauf reicht, als das Gebirge selbst. Als Grundgebirge besteht es hauptsächlich aus Granit. Seine höchsten Spitzen sind:♦  
 
  • 1) der Arber (auch Erwa) von 4,530 P. F.,
  • 2) der Rachel von 4,432 P. F.,
  • 3) der Dreisesselberg (Vereinigungspunkt der Gränzen von Baiern und Böhmen von 3,798 P. F. über dem Mittel-Meere.♦
 
  Ewigen Schnee gibt es hier nicht, obgleich derselbe sich öfters sehr, manchmal 6 bis 8 Schuh hoch, anhäufet. Durch einen nordwestlich auslaufenden Arm steht der Böhmerwald mit dem Fichtelgebirge in Verbindung, welches seinen Namen von den Fichtenwäldern hat, mit welchen dessen Gipfel begrünt sind. Es dehnt sich im Nordosten Baierns aus; hat Abdachungen gegen Norden, wohin die voigtländische Saale, gegen Osten, wohin die Eger, gegen Süden, wohin die Nab, und gegen Westen, wohin der Main abfließt. Seine Hauptmasse wird von Granit gebildet, zu welchem noch Gneis, Glimmer- und Thonschiefer kommen. Als höchste Bergspitzen ragen auf ihm empor:♦  
 
  • 1) der Schneeberg von 3,289 P. F.,
  • 2) der Ochsenkopf von 3,219 P. F. über der Meeresfläche;
  • ferner: die Kössein, der große und kleine Waldstein, der große und kleine Kornberg, der Epprechtstein, der Fahren- oder Farnleiten (s. d. A. Fichtelgebirge).♦
 
  Durch niedrige Berge verbindet sich mit dem Fichtelgebirge der aus Sachsen kommende Thü-
 
 
  • *) Vgl. Südbaierns Oberfläche nach ihrer äußeren Gestalt. Geognostisch- topographisch entworfen im Jahr 1815, von J. F. Weiß u.s.w. München 1820. 8.
 
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  ringerwald, so weit er sich im Obermainkreise ausbreitet, Frankenwald geheißen, und meistens mit Waldungen bedeckt.♦  
  Im Westen schließt sich an dieses Gebirge die hohe Röhn, oder das Röhngebirge (von Rain, Anhöhe) an, reich an Wäldern und Weiden, und von vielen theils engen, theils weiten — wohlbewässerten Thälern durchschnitten. Seine Grundlage ist Basalt; außerdem trift man an Tufstein, Schörl, Kalk- und Sandstein, eine Menge ausgebrannter Vulkane. Der Kreutzberg von 1,962 P. F. und das Dammersfeld von 3,640 P. F. über der Meeresfläche, sind die höchsten Bergspitzen der Rhöne (s. d. A. Rhöngebirge).♦  
  Im Westen des Untermainkreises zieht vom hohen Engelberge, der Stadt Miltenberg gegenüber, ein Gebirge, losgerissen durch den Main von dem, südlich diesem Flusse liegenden, Odenwalde, von Süden nach Norden zu, und führt seinem größten Theile nach den Namen Spessart. Seine Fläche decken viele Wälder; in seinem Innern verbirgt er häufig Granit, Gneis und Glimmerschiefer, hier und da auch Kalk- und Sandstein. Die größten Höhen dieses Waldgebirges zeigen sich in den Gegenden von Rohrbrunn und Altenbuch, und heißen: der Rohrberg, Geiersberg, die Hockenhöhe (in der gemeinen Sprache Huckelshöhe).♦  
  Von den kleineren Gebirgen sind anzuführen: der Haßberg von Bettenburg, bis gegen Königshofen im Grabfelde, und südlich von ihm der Steigerwald — beide im Untermainkreise.♦  
  In Rheinbaiern zieht aus Frankreich ein Theil der Vogesen von Süden nach Norden zu, so ziemlich parallel mit dem Rhein, bis in den Canton Kirchheim hinab, wo er sich mit dem Donnersberge zu endigen scheint. Dieser Gebirgszug besteht größtentheils aus rothem Sandsteine von der ältesten Formation, und es erscheinen in ihm auch Hornstein und Porphyr, welcher hauptsächlich im Donnersberge angetroffen wird. Dieser, der höchste Berg in Rheinbaiern, mißt 350 Klaft. Höhe (s. d. A. Donnersberg).  
  Waldungen. Ein Drittel des baierischen Bodens ist von Waldungen bedeckt, unter welchen die vorzüglichsten sind:♦ ⇧ Inhalt 
 
  • 1) der Zwiesler Wald von 72,819 baierischen Tagwerken, mit dem Wolfsteiner Forste von 42,953 baier. T. in Verbindung stehend;
  • 2) der Mittenwalder Forst von 127,912 b. T.,
  • 3) der Rötzer Wald von 60,301 b. T.,
  • 4) der Kulmainer Forst von 64,239 b. T.,
  • 5) der Lorenzi- und
  • 6) der Sebaldi-Forst, von welchen dieser 36,000 und jener 49,666 ½ b. T. enthält;
  • 7) der Kempter Wald von 281,947 b. T.
  • 8) der Spessart von 210,000 Morgen —♦
 
  alle diese Waldungen breiten sich in dem größeren Gebietstheile aus.♦  
  In Rheinbaiern sind die ausgedehntesten Waldungen um Limburg-Dürkheim, Hartenburg, Emstein, Tripstadt, Kaiserslautern, Fischbach, Willgartswiesen u. a.,*). —♦  
  Gewässer. Baiern hat bei der großen Zahl hoher Gebirge, die es in verschiedenen Richtungen durchziehen, eine überaus
⇧ Inhalt 
 
  • *) Zeitschrift für Baiern und die angränzenden Länder. Achtes Heft. August, 1816. S. 234. Und Gemälde von Rheinbaiern, von. Phil. Aug. Pauli. (Frankenthal, 1817.), S. 23.
 
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  reiche Bewässerung von Flüssen, Bächen, Seen und Weihern. Seine zwei Hauptflüsse, die Donau und der Rhein, gehören zu den größten Strömen in Europa. Die Donau tritt bei Ulm in das baierische Gebiet, strömt, von Westen gegen Osten, in einer Strecke von 57 ½ teutschen Meilen, und verläßt dasselbe wieder unterhalb Passau, wo sie ein Gefälle über 688 Fuß erhalten (s. d. A. Donau). Der Rhein bespült die Ostseite von Rheinbaiern in der Richtung von Süden nach Norden, und bildet zum Theil die Gränze zwischen dem baierischen, dem badischen und Hessen-darmstädtischen Gebiete (s. d. A. Rhein). Unter den Nebenflüssen sind folgende, ihrer Größe und Wichtigkeit wegen, anzumerken:♦  
 
  • 1) die Iller,
  • 2) der Lech mit der Wertach,
  • 3) die Isar mit der Loisach und Amper,
  • 4) der Inn mit der Mangfall und Salzach, welche alle auf dem südlichen (oder rechten),
  • 5) die Wörnitz,
  • 6) die Altmühl,
  • 7) die Nab mit der Vils,
  • 8) der Regen mit der Kam, und
  • 9) die Ilz, welche alle auf dem nördlichen (oder linken) Ufer in die Donau fallen; ferner♦
  • 10) der Main mit der Regnitz (Rednitz, von den zwei Rezat gebildet), Rodach, fränkischen Saale, Tauber, Lohr und Kinzig, welcher auf dem östlichen (oder rechten),
  • 11) die Wieslauter und
  • 12) die Nahe mit der Glan, welche auf dem westlichen (oder linken) Ufer in den Rhein sich münden.♦
 
  Die Zahl der Seen steigt, freilich mit Inbegriff vieler, welche nur den Namen von Weihern verdienen, bis gegen 200. Die meisten und größten derselben breiten sich in Südbaiern aus und heißen:♦  
 
  • 1) der Bodensee, 16 Stunden lang und 6 St. breit, von dessen Ufern nur eine Strecke von zwei Stunden zu Baiern gehört;
  • 2) der Chiemsee, auch das baierische Meer genannt, beinahe 3 45 St. lang und 3 St. breit;
  • 3) der Würm- oder Starnberger-See, 5 ¾ St. lang und 1 23 St. breit;
  • 4) der Ammersee, 4 ½ St. lang und 1 ¾ St. breit;
  • 5) der Bartholomäus- oder Königs-See, 3 St. lang und 23 St. breit;
  • ferner der Tegern-, Kochel-, Walchen-, Tachen- und Staffel-See (s. d. Rubr. unter den betreff. Namen).♦
 
  Im Rheinkreise befinden sich nur in den Gegenden von Winweiler, Landstuhl und Kaiserslautern einige Seen.♦  
  Folgende baierische Gewässer fließen in die Weser: die Fulda und Ulster (vermittelst der Werra), und in die Elbe: die Eger und voigtländische Saale. Mithin gehören sämtliche baierische Gewässer den vier Stromgebieten, der Donau, des Rheins, der Elbe und Weser, an. Bemerkenswerth sind noch: der Kanal bei Großweil, 13,000 Sch. lang; der Kanal zwischen Rosenheim und Kufstein, 7,400 Sch. lang; die Kanäle von Frankenthal und Landau. In den südbaierischen Gebirgen in der Kirche auf dem Birkenstein treibt ein Bach sogar den Blasebalg der Orgel.  
  Das Klima ist, im Ganzen genommen, mild und gesund. In den südlichen Gegenden des Isarkreises wehet meistens eine reine Luft; die Winter sind streng und von langer Dauer, Frühling und Sommer mehr feucht als trocken; dagegen der Herbst meistens von der angenehmsten Witterung; in den, der Sonne offenen, Thälern die Hitze im Sommer manchmal außerordent- ⇧ Inhalt 
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  lich groß. Die Gegenden des Böhmerwaldes und des Fichtelgebirges sind zum Theile rauh und haben sehr strenge Winter; jene in den fränkischen Provinzen, in der Provinz am Rhein und die Umgebungen der Donau haben, bis auf die Districte der Rhöne, des Spessarts und der Vogesen, das angenehmste und mildeste Klima in ganz Baiern. Die großen Ebenen zwischen dem Lech, der Donau und dem Inn würden eines italiänischen Klima's genießen, wenn die tirolischen Alpen nördlich der Donau lägen, und diesen Landstrich gegen die Nordwinde schützten.  
  Cultur des Bodens, Producte, Gewerbe. Die meisten baierischen Provinzen gehören zu den cultivirtesten in Teutschland, und für die Urbarmachung wüster Strecken, wie für die regsame — bessere Betreibung der Landwirthschaft, zu deren Pflege ein eigener, sehr wohlthätiger Verein (gestiftet 1809) besteht, wird unter der gegenwärtigen Regirung immer noch mehr geleistet.♦ ⇧ Inhalt 
  Die Brache vermindert sich, die Gemeindehuten und Gemeinde-Grundstücke werden vertheilt, zu große Bauern-Güter zertrümmert, der Anbau der Futterkräuter ausgebreiteter, die entbehrlichsten Stats-Waldungen werden verkauft und meistens zu fruchtbaren Äckern verwendet. Ein mildes Klima, ein im Ganzen gesegneter Boden, selbst bis ins salz- und erzreiche Eingeweide der Erde, eine üppige Productenfülle aus allen drei Reichen der Natur, gewähren dem baierischen State die günstigste landwirthschaftliche Production.♦  
  Der Ackerbau wird in allen Kreisen mit verschiedenen Graden des Eifers und der Kunst getrieben. In hoher Blüthe steht er in Altbaiern, vorzüglich in dem, von Regensburg bis Osterhofen in einer Länge von ungefähr 8, und in einer Breite von 5 bis 6 Meilen sich ausdehnenden, Districte unter dem Namen des Dunkelbodens; ferner beinahe in dem ganzen Rezat-, Untermain- und Rheinkreise, in dem südwestlichen Theile des Obermain- und dem nördlichen des Oberdonau-Kreises. Roggen (Korn), Gerste, Hafer und Weizen werden überall gebaut, Dinkel besonders in den Gegenden, wo ein schwerer Boden ist. In Mitteljahren ernten die meisten Kreise, im Durchschnitte, von Roggen und Weizen das achte, vom Hafer und Gerste das zehnte Korn. Auf sehr gutem Boden gibt die Natur, in guten Jahren, sechszehn Samen.♦  
  Hülsenfrüchte werden überall nicht nur hinreichend zur inneren Consumtion, sondern auch noch zur Ausfuhr gebaut; Hirse in einigen Theilen des Ober- und Untermain- und des Rheinkreises, vorzüglich in der Gegend von Nürnberg bis Vorchheim; Kohl- und Rübsamen häufig im Rhein- und Untermain-Kreise (sehr reichlich zu Kleinostheim und Stockstadt); Rüben hinreichend, besonders sehr viele von gutem Geschmacke zu Leipheim, Megesheim und Pfater, auch sonstiges Wurzelwerk; Heidel besonders in mehren Districten des Obermain- und Rezatkreises auf den Stoppelfeldern; Kartoffeln, sehr häufig und gut im östlichen Theile des Obermain- und im Untermain-Kreise (vorzüglich auf der Rhöne), wo sie, wie auch in mehren anderen Gegenden, nicht nur zur Nahrung des Viehes dienen, sondern auch die Hauptnahrung der Einwohner ausmachen. Der Maisbau nimmt in einigen Gegenden zu. Flachs und  
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  Hanf liefern in ansehnlicher Menge und Güte der Rheinkreis (wo der berühmte Pfälzer Flachs und der vorzügliche Hanf in den Kreisen Landau und Frankenthal), der Regen- und Unterdonau-Kreis (besonders Flachs der baierische Wald), der Obermain- (besonders das Fichtelgebirge) und Untermain-Kreis (vorzüglich Flachs die Rhöne, wo man den einheimischen, Berliner und russischen unterscheidet) und einige Districte der übrigen Kreise.♦  
  Tabak wird in den meisten Kreisen, vorzüglich aber im Rezatkreise erzielt. Im Verwaltungs-Jahre 1811 u. 12 trugen die Bezirke des Landgerichts und Policeicommissariats Erlangen 5780, des Landgerichts und Policeicommissariats Schwabach 5873, des Stadt- und Landgerichts Nürnberg 5633, und des Landgerichts Cadolzburg 2030 Centner Tabaks.♦  
  Hopfen gedeiht reichlich und sehr gut im Rezatkreise (vorzüglich in Spalt, Hersbruck, Altdorf und Lauf), auch im Rheinkreise und in einigen Distrikten der übrigen Kreise; Grapp, besonders im Rheinkreise jenseit und diesseit des Gebirges.♦  
  Der Kleebau — überhaupt der Anbau von Futterkräutern, wird in vielen Gegenden des Rezat-, Unter-Main- und Rhein-Kreises mit großem Fleiße und vielen Vortheilen betrieben. Die besten Wiesen grünen in den Thälern der Rott, Wörnitz, Altmühl, Zenn, Rezat, Tauber, Bibert, Günz, den Seitenthälern des Mains u. a. Auf vielen Gebirgen wachsen Heilkräuter und Futter fürs Vieh.♦  
  Das edle Gewächs der Reben hat nur im Untermain-Kreise, wo die besten Weine zu Würzburg (am Stein und an der Leisten), bei Rödelsee, Randersacker, Sommerach, Escherndorf, Klingenberg, Kreuzwerthheim, Triefenstein (der Kalner), Homburg (der Callmuth) erzeugt werden, und im Rheinkreise vorzüglich gutes Gedeihen, wo die Weine zu Forst, Deidesheim, Wachenheim und am Ruprechtsberge sich auszeichnen.♦  
  Von großer Wichtigkeit ist der Garten- und Obstbau, welcher jährlich in bessere Aufnahme kommt; erster vorzüglich um die Stadt Bamberg, wo auch viel Süßholz, Anis und Safran wächst, wie auch bei Würzburg, Schweinfurt, Aschaffenburg und Frankenthal (dessen Gegend der Gemüsegarten der Pfalz genannt wird); letzter vorzüglich im westlichen Theile des Obermain- und im südlichen des Isarkreises, im nördlichen Theile des Rezatkreises und fast im ganzen Untermain-Kreise, wo sich große Baumschulen befinden und ein wichtiger Handel mit Obst getrieben wird. Mehre Districte des Ober- und Unterdonau-Kreises haben gleichfalls starken Obstbau mit Baumpflanzungen und Kirschgärten, so auch der Rheinkreis Obst von allen Gattungen, jedoch nicht überall von den besten Sorten.♦  
  Der Meerrettigbau in den Landgerichten Erlangen und Neustadt bietet einen Artikel der Ausfuhr dar. Isländisches Moos wird in den Wäldern um Hof und Kirchenlamütz auf dem Fichtelgebirge gefunden.♦  
  Die Waldungen, äußerst bedeutend, machen einen Hauptartikel des Reichthums von Baiern aus. Von den Stats-Waldungen allein belaufen sich die Forst- und Jagdgefälle jährlich auf 2,044,000 Fl. Die vorherrschenden Holzgattungen auf dem Fichtelgebirge und in Altbaiern sind Nadelholz (Fichten, Tannen, Föhren), im Untermainkreise Laubholz, besonders Eichen und  
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  Buchen, im Rheinkreise, wo die Waldungen gewiß den fünften Theil des Areals einnehmen, Eichen, Buchen und Fichten.♦  
  Auch das Thierreich ist reichhaltig an mannigfaltigen Producten. Die Rindviehzucht ist allgemein verbreitet, zwar hier und da noch bedeutender Verbesserungen bedürftig, aber doch in vielen Gegenden des baierischen Waldes, im Rezatkreise (öfters von Schweizerart), in den südlichen Theilen des Isar- (in diesem überhaupt 288,000 St. Rindvieh) und Oberdonau-Kreises (wo häufige Alpenwirthschaft), in einigen Theilen des Obermain-Kreises, besonders im Itzgrunde, und auf der Rhöne (dem Dammersfelde) blühend.♦  
  Die Pferdezucht, mehr zur Befriedigung des Bedürfnisses, als zum Verkaufe getrieben, ist in gutem Betriebe an den Ufern der Donau, in einigen Gegenden des Unterdonau-, Isar- (wo 87,000 Pferde) und Rezatkreises, und in den Bezirken Zweibrücken und Kaiserslautern. Beschäl-Anstalten bestehen zu Gunzenhausen, Heidenheim, Schwaningen u. a.; Gestüte zu Zweibrücken, Rohrenfels, Achselschwang, Steingaden, Hindelang, Schwaigenger, Benediktbeuern, Fürstenfeld, Grafelfing u. a.♦  
  Die Schafzucht ist noch nicht in allen Kreisen so weit gediehen, als die meisten Gegenden erlaubten. In einigen Theilen des Rezatkreises hat sie indeß durch Einführung echter spanischer Merino's-Widder an Veredelung gewonnen; übrigens gibt es viele Schafe im Isarkreise, in den Landgerichten Pfarrkirchen, Eggenfelden u. a., im baierischen Walde, in den Cantonen Kaiserslautern und Zweibrücken (überhaupt im ganzen Rheinkreise etwa 25,230 Schafe) auf der Rhöne und in einzelen Theilen des Obermain- und Oberdonau-Kreises.♦  
  Die Schweinezucht ist besonders im Regen- und Isarkreise, in einigen Theilen des Untermain-Kreises (vorzüglich auf der Rhöne und im Spessart, wo Eichen- und buchenreiche Waldungen und der ungemein häufige Kartoffelbau die vortheilhafteste Gelegenheit zu wohlfeilen Mastungen darbieten), im baierischen Walde und westlichen Theile des Rheinkreises.♦  
  Die Ziegenzucht ist nur in einigen Gegenden des Rheinkreises, der Rhöne und des Spessarts bedeutend; die Eselzucht selten, nur in einigen gebirgigen Gegenden, und vorzüglich im Cantone Dahn anzutreffen. Federvieh wird überall gezogen: sehr viele Gänse gibt es auf der Rhöne, im sogenannten Ries, in der Gegend von Seefeld, im Oberdonau- und Rezatkreise, also allenthalben, wo viele Sümpfe sich finden; auch fehlt es nicht an wildem Geflügel. Die Seidenwürmer werden sehr selten unterhalten.♦  
  Das rothe und schwarze Wild ist, ohne Nachtheil für das Land, zahlreich. Im Zwiesler Walde, im sogenannten Bärenloche, halten sich gern Bären auf. Die Bienenzucht wird noch nicht in der Ausdehnung und mit dem Vortheile getrieben, als viele Gegenden durch die beste Gelegenheit dazu auffodern. In einigen Gegenden des Obermain-Kreises werden Schnecken gemästet.♦  
  Baiern besitzt eine große Mannigfaltigkeit von Fischen. Viele derselben sind im Auslande kaum dem Namen nach bekannt. Um den Würmsee leben mehr als 100 Fischer; um Landsberg 139 Fischmeister mit 71 Knechten, und 22 Fischhändlern. Das vormalige Stift Waldsassen soll auf seinen 13 Quadratmeilen so  
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  viele Fischweiher gehabt haben, als Tage im Jahre sind. Der Würmsee nährt Renken von 7 — 8, Waller und Karpfen manchmal bis über 30 Pfd. Im Rheine nähren sich Hechte, Karpfen, Barben, Bärsche, Störe, Aale, Schleihen, besonders der köstliche Rheinsalm oder Lachs; im Main beinahe dieselben Fische, nur der Lachs nicht. Übrigens gibt es noch in den baier. Gewässern Alten, Bürstlinge, Näßlinge, Haseln, Rohrscheideln, Rödeln, Schwarzreuterl, Schadlinge, Grädlinge, Äschen, Lauben, Nerflinge, Amaule, Brachsen, Rothaugen, Huchen u. a. Sehr große Krebse werden in der Altmühl im Tausend- und Klautzenbache gefangen.♦  
  Das Reich der Mineralien zeichnet sich durch große Mannigfaltigkeit aus. Als Hauptproduct gilt das Salz, welches in den Salinen zu Berchtesgaden, Reichenhall, Traunstein und Rosenheim im Isarkreise, zu Kissingen und Orb im Untermain- und bei Dürkheim im Rheinkreise, gewonnen wird. Das Steinsalz zu Berchtesgaden, dessen Lager in drei Hauptstollen angefahren ist, wird entweder in Sinkwerken in eine Sole aufgelöst und dann zu Frauenreit, nächst Berchtesgaden, in einer Pfanne gesotten, oder in Stücken nach Reichenhall zur Verstärkung der dortigen Salzquellen geführt, oder auch verkauft *).♦  
  Zu Reichenhall wird das Salz durch Salzquellen, deren man im Brunnenhause gegen 30 zählt, mit Zuschuß der aus dem berchtesgadischen Salzgebirge erhaltenen und gesättigten Sole, erbeutet. Von Reichenhall wird eine bedeutende Quantität Sole durch künstliche, von J. v. Baader und v. Reichenbach verbesserte, Wasserleitungen und Druckwerke nach Traunstein geleitet, und daselbst versotten. Eben so empfängt die Saline zu Rosenheim ihre Sole von den Reichenhaller Salzquellen, und versiedet dieselbe auf gleiche Weise in drei Pfannen. Zu Kissingen (in der alten und neuen Saline)  **), zu Orb und bei Dürkheim (Philippshalle) wird das Salz gleichfalls aus Salzquellen gewonnen (s. die Art. Berchtesgaden, Reichenhall, Traunstein, Rosenheim, Kissingen, Orb und Dürkheim). Die Ausbeute des Salzes von diesen Salinen beträgt jährlich über 714,000 Centner.♦  
  Gold wird aus der Isar, dem Inn, Rhein (das meiste und beste zwischen Germersheim und Selz) und der Salzach gewaschen. Silber gewinnt man bei Berneck, Seelberg und Imsbach; auch gibt es Silberspuren bei Oberau; Quecksilber auf dem Stahlberge bei Rockenhausen, Lauterecken, Wolfstein, Kirchheim, am sogenannten Urfelde beim Wallersee, am linken Ufer des Lechs, unweit Füßen, bei Landsberg (im Rheinkreise); Kupfer im Obermain-Kreise (dem ehemaligen Baireuther Oberlande) bei Imsbach, Sailauf; Zinn bei Wunsiedel und anderen Orten. Eisen wird nicht nur hinreichend für den inneren Gebrauch,
 
 
  • *) Der Salzachkreis. Geographisch, historisch und statistisch beschrieben v. Aug. Winkelhofer u. s. w. Salzb. 1813. S.67.
  • **) Auch eine Salzquelle bei Neustadt an der Saale, nördlich von Kissingen, hat die Aufmerksamkeit der Regirung auf sich gezogen, und wird benutzt werden, überhaupt muß man von dem Vorkommen dieses Minerals an der Saale schon in alten Zeiten Kentniß gehabt haben; dieß läßt sich nicht nur aus dem Namen dieses Flusses selbst, sondern auch aus jenen der verschiedenen, an ihm liegenden. Orte, als: Salz, Saal, Salzburg, Salzpforten, Sulzfeld, Sulzdorf, Sulzthal, schließen.
 
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  sondern auch noch für bedeutende Ausfuhr gewonnen; die wichtigsten Eisengruben sind im Regen-, Isar- (mit Kressenberge), Obermain- und Rheinkreise (der Isar- und Regen-Kreis geben zusammen eine jährliche Ausbeute von 151,000 Cent. Eisen); Roth- und Binn-Erz gewinnt man zu Titting.♦  
  Blei und Galmei findet man an mehren Stellen, am Königsbache im Landgerichte Berchtesgaden, bei Rauschenberg, Erlenbach, Dielkirchen, am Köstberge u. a.; Kobolt auf dem Fichtelgebirge, bei Imsbach, Kaulsdorf; Marmor sehr häufig und schön zu Weilheim, Länggries, bei Enterbach unweit Tegernsee, Hohenschwangau, Schongau, im Obermainkreise, Muschelmarmor bei Berg, Marmorschiefer zu Solnhofen, vortreflich nicht nur zum Lithographiren, sondern auch zu Fußböden, Tischplatten, Gesimsen; Tuffstein zu Pullenhofen, und in den Landgerichten Weilheim und Rosenheim; Chalzedon, Chlorit, Karniol, Achat, (in der Gegend von Großenried bis Sachsbach), Amethyst, auf dem Fichtelgebirge, am Kirchberge, bei Mitterlind.♦  
  Serpentin im Obermainkreise; Alaun bei Oberkreit, Roding, St. Ingbert, Arzberg, im Obermain- und Isarkreise; Mühlsteine, am Reschberge, Fendberge, Lattenbache, bei Neubeuern, unweit Raitenbuch, am Wendelstein, an der Alz, in den Landgerichten Amberg und Neunburg; Schleif- und Wetzsteine bei Flintsbach, Kleinweil, Besenbach unweit Kochel, Ollstadt (vorzüglich), Wallenfels, Unter-Ammergau (die besten in Teutschland, zu Weilheim auf 33 Mühlen geschliffen), bei Guttenberg im Landgerichte Kemnath, Tann; Schiefer im Landgerichte Lauenstein, im Regenkreise u. a.; gute Flintsteine bei Burglengenfeld und Monheim; guten Thon bei Bamberg, Obereichstädt, um Bachhagel, unweit Passau, im Vilsthale (Kröning), bei Haining, Abtsrode, Klingenberg, Damm; Kreide bei Wallgau u. a.♦  
  Steinkohlen werden häufig angetroffen, im Birkengraben (in der Gegend von der Schlierach), bei Geschwend westlich von Miesbach, unweit Gemünd nächst der Mangfall, bei Braunersried, Pensberg, Rimselrain, Hohenpeissenberg, am Stahlweiher bei Tölz, bei Murnau, am Staffelsee, bei Achselbach an der Amper, bei Altdorf unweit Nürnberg im Cantone Kaiserslautern, bei Kronach u. a.; Steinkohlengruben bestehen zu Mittelbexbach, Odenbach, Rott, Obermoschel, St. Ingbert (überhaupt 30 im Rheinkreise), zu Stockheim im Obermainkreise.♦  
  Torf gräbt man an vielen Orten, besonders im Isarkreise in der Gegend von Prien, den großen Moosen bei Ismanning, bei Schleißheim im Landgerichte Passau und Erding; im Rheinkreise bei Homburg im großen Moore, bei Landstuhl, Kirchheim und im Reichswalde bei Kaiserslautern; ferner bei Wunsiedel, Wettenhausen und auf der Rhöne.♦  
  Ein natürliches Steinöl quillt am westlichen Ufer des Tegernsees und im Achenthale (das berühmte Dürschenöl). Gyps und Kalkstein wird überall angetroffen.♦  
  Zu den vorzüglichsten Mineralquellen in Baiern gehören: die Bäder zu Rosenheim, wo auch ein Solen-Bad eingerichtet ist, zu Kissingen, Brückenau, Moching, Wemding, Burgbernheim, Bocklet, Krumbach, das Alexandersbad, das  
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  Bad und der Gesundbrunnen zu Sieben, bei Neumarkt, Schäftlarn, der Stahlbrunnen bei Dankelsried.  
  Gewerbsamer Kunstfleiß. Viele neuen Provinzen haben viel Industrie und einen regen Kunstfleiß, so daß nunmehr der ganze Stat nicht nur den größten Theil seiner Kunstbedürfnisse selbst aufbringt, sondern auch mehre Manufacturen und Fabriken eine Menge ihrer Kunsterzeugnisse ins Ausland liefern.♦ ⇧ Inhalt 
  Die hauptsächlichsten Manufakturen, welche ihre Stoffe aus dem Pflanzenreiche hernehmen, sind folgende:♦  
 
  • Leinwandmanufacturen sehr häufig, besonders im Regen-, Unter- und Oberdonaukreise, auf der Rhöne, zu Schweinfurt;
  • Damastwebereien im Rheinkreise; im Isarkreise allein 2553 Leinwebereien und Loderer;
  • Glanzleinwand-Manufactur zu Kaufbeuern,
  • Wachstuch- Manufacturen zu Augsburg, Schwabach, Heilsbrunn;
  • Bandmanufacturen zu München, Langenzenn, Schwabach, Erlangen, Ansbach, Hof, Kaufbeuern;
  • Verfertigung hanfener Schläuche in Sommerhausen;
  • Baumwollen-Manufacturen, Webereien und Spinnereien zu Augsburg, Nördlingen, Münchberg, Schwabach, Reichenhall, Hof, Bamberg, im Landgerichte Wunsiedel, Baireuth, München, Abensberg, Erding, Zweibrücken, Klein-Karlbach, Frankenthal; im Obermainkreise allein 6815 Baum- und Leinenwebereien.♦
 
 
  • Siamoisfabrik zu Homburg;
  • Arrasgarn-Manufacturen zu Dinkelsbühl, Leutershausen u. a.;
  • Strumpffabrikanten und Strumpfwirker zu Erlangen (über 560 Stühle), Fürth, Schwabach, Langenzenn, Wilhelmsdorf, München, Landshut, Schwabmünchen, Dinkelsbühl, Ansbach u. a.;
  • Papiermühlen, besonders im Rezat-, Regen-, Isar-, Untermain- und Rheinkreise, in welchem letzten 18 sich befinden;
  • Spielkartenfabriken zu München, Nürnberg, Augsburg, Baireuth, Burghausen, Würzburg u. a.;
  • Dosenfabrikanten zu Nürnberg, Schweinau, Dentlein, Amberg, Wasserburg, Fürth und in der dortigen Gegend;
  • Papiertapetenfabriken zu Augsburg u. a.;
  • Tabaksfabriken, vorzüglich im Rezat-, Obermain- und Regenkreise; der Rheinkreis enthält 18 solcher Fabriken.♦
 
  Viele Orte liefern das beste braune Bier in Teutschland, vorzüglich Augsburg, München, Bamberg, Regensburg, Tölz, Ingolstadt, Landsberg, Stadtamhof und Rain. Brantwein-Brennereien gibt es überall, vorzüglich im Isar- und Oberdonaukreise, in deren südlichen Theilen der gute Kirschgeist gefertigt wird, auch im Rheinkreise, von der Wichtigkeit, wie in Altbaiern die Bierbrauereien; Methsiedereien in München und Regensburg; Essigsiedereien in allen Kreisen.♦  
  Holzwaren-Verfertigungen sind sehr verbreitet und von großer Mannigfaltigkeit: im Böhmerwalde, im Isarkreise (zu Berchtesgaden, Uffing am Staffelsee, Ammergau), zu Altdorf unweit Nürnberg, in den Landgerichten Teuschnitz und Lauenstein, im Rheinkreise (wo 36 Holzschuhmacher); musicalische Instrumentenmacher, in München, Augsburg, Nürnberg, Mittenwald (über 80 Bogen- und Geigenmacher), Würzburg, Regensburg, Kirchheim, Wolfstein, Pirmasens u. a.; Schiffbauereien, zu Kel-  
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  heim, Regensburg, Lindau, Aschaffenburg, Marktbreit, Lohr, Speier u. a.; vorzügliche Drechslerwaren zu Fürth u. Nürnberg, Spielwaren zu Nürnberg, wo das Bestelmayerische Magazin sich auszeichnet, und zu München; Hüte- u. Bänderverfertigungen aus Stroh in einigen Gegenden des Oberdonaukreises und im Landgerichte Landsberg.♦  
  Potaschesiedereien werden häufig, besonders in waldreichen Gegenden, betrieben: im Böhmerwalde, auf dem Fichtel- und Rhöngebirge (wo zu Silberhof jährlich gegen 32 Centner geliefert werden), im Spessart, Rezatkreise, Landcommissariate Kirchheim (worin 154 im Betriebe sind), im Obermainkreise mit 103 an der Zahl. Auch gibt es mehre chemische Laboratorien, und in Nürnberg vortrefliche Landcharten-Officinen.♦  
  Die wichtigsten Zweige der Industrie, deren Materiale aus dem Thierreiche genommen werden, sind: Wollenwebereien, besonders im Regen-, Obermain-, Oberdonau- und Rezatkreise, auch in einigen Districten des Rhein-, Isar- und Unterdonaukreises; Tuchmanufacturen in München (die v. Utzschneider'sche, welche gegen 300 Menschen beschäftigt, alle Sorten Tücher liefernd, die mit den englischen, französischen und niederländischen die Concurrenz halten), in Baireuth, Schwabach, Ansbach, Kaiserslautern u. a.; überdies gibt es noch viele Tuchmacher, besonders zu Bischofsheim vor der Rhöne, im Rheinkreise, wo man derselben 141 und in Lambrecht allein 50 antrift, welche letztere 323 Menschen Beschäftigung geben u. a.; Strumpfwirkereien in Marktsteft, Stockheim (im Untermainkreise), Erlangen, Fürth, Schwabach, im Oberdonau- und Rezatkreise; im Isarkreise zählt man 89 und im Obermainkreise 114 Strumpfwirker.♦  
  Mit Verfertigung wollener Schuhe ernährt sich ein großer Theil der armen Leute in Pirmasens. Hutfabriken bestehen in Erlangen, München, Würzburg, Dinkelsbühl u. a.; Lederfabriken, in München, Landshut, Vorchheim, Würzburg, Uffenheim, Erlangen (romanische Leder- und Handschuhfabriken); die Gerbereien werden im Rheinkreise lebhaft betrieben, besonders in den Kantonen Neustadt, Edenkoben, Grünstadt, Landau, Zweibrücken, Kusel, Annweiler, Obermoschel und Wolfstein; im Isarkreise zählt man 153, und im Obermainkreise 550 Weiß- und Rothgerber.♦  
  Bürstenfabrikationen trift man in Furth, Stadtamhof, München, im Regen- und Rezatkreise, und zu Ramberg, Annweiler, Albersweiler, Godramstein und Speier im Rheinkreise an; Wachsbleichen in Regensburg, Würzburg, Landsberg und Speier, welche Stadt jährlich 25 bis 30,000 Pf. Wachs verarbeitet; Bein- und Horndrechsler in Bamberg, München, Würzburg, Erlangen, Nürnberg, Fürth und vielen andern großen Städten.♦  
  Die bedeutendsten Fabriken, welche ihre zu verarbeitenden Stoffe aus dem Mineralreiche nehmen, sind folgende:  
 
  • Eisenwerke: die Berg- und Hüttenämter Bergen, Bodenwöhr, Leidersdorf, Weihenhammer, Schüttendobel, Sonthofen, Fichtelberg, Könighütte, Neu- und Altlind, Stadt-Steinach, Kahl, Kaiserslautern und Schönau liefern alle Arten von Gußwaren und Schmideisen, einige derselben auch Eisenvitriol, Drahtplatin,
 
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  Blecheisen und Stahl (zu Weihenhammer);  
 
  • Löffelfabrik im Berg- und Hüttenamte Bodenwöhr;
  • Waffenhämmer, sehr viele, besonders im Regen-, Isar- und Oberdonaukreise, im Böhmerwalde, auf dem Fichtelgebirge;
  • Quecksilber-Laboratorien auf dem Potzberge, Stahlberge und zu Obermoschel, sämtlich im Rheinkreise;
  • Messingfabriken zu Rosenheim, Nürnberg;
  • Nadelfabriken zu Schwabach (dem Hauptsitze derselben, wo jährlich mehr als für 100,000 Fl. Nadeln geliefert werden), zu Nürnberg, Lauf, Roth, Weißenburg, Monheim, Kleinamberg, Rögling;
  • Folien-Hämmer zu Nürnberg, Fürth, Lauf, Toos, Schnaitach und Erlangen, wo bessere Folien geliefert werden, als in England;
  • Fabriken von Gold- und Silberwaren zu Augsburg, Nürnberg, München, Weißenburg, Bamberg, Würzburg, Fürth, Speier, Neustadt, Schwabach;
  • viele Rothschmids- Drechselmühlen, lyonische Draht- und Cementdrahtmühlen, besonders zu Nürnberg;
  • Gewehrfabriken zu Amberg, München, Kronach, Stadtamhof u. a.,
  • mechanische Institute in München (jenes v. Utzschneider, Liebherr und Werner — vortreflich *), Würzburg, Nürnberg, Fürth, Augsburg, Dürkheim, in welch letztern Orte besonders das Ottische Institut sehr berühmt ist;
  • Uhrmacher, vorzüglich in München, Augsburg, Nürnberg, Fürth, Friedberg, Landshut, Würzburg, Speier u. a.;
  • Glockengießereien in München, Würzburg, Bamberg, Landsberg, Ingolstadt, Frankenthal, Burghausen, Landshut, Memmingen, im Rheinkreise u. a.;
  • optische Institute vorzüglich in München, unter der Firma von Utzschneider und Frauenhofer (vormals in Benediktbeuern), Fernröhre und andere optische Werkzeuge für die meisten europäischen Sternwarten, für die Marine, das mechanische Institut v. Reichenbach in München u. a. liefernd, in Würzburg, Fürth u. a.;
  • Brillenverfertigungen zu München, Fürth (wo blos die Verfertigung der Futterale zu denselben sehr vielen Menschen Nahrung verschaft), Nürnberg, Augsburg, Würzburg, Schwabach;
  • die besten Spiegel zu Nürnberg, Fürth und Augsburg;
  • viele Glashütten, besonders im Obermain-, Regen- und Unterdonaukreise, zu Schleichach, im Spessart, 3 im Rheinkreise u. a.;
  • Paterlefabrikation: Glas -, Knopf- und Paterlehütten zu Warmensteinach, Weidenberg, Fröbershammer u. a., auch im Untermainkreise;
  • Porzelanfabriken zu Nymphenburg (bei München) mit vortreflicher Malerei, Bruckberg, Thetau, Passau, Hausen, Schney;
  • Faience- und Steingutfabriken in Baireuth, Ansbach, Amberg, Leim bei München, Grünstadt, Niedersteinbach, Luisensruhe bei Augsburg, Steinsberg, Augsburg u. a.;
  • Blei- und Rothstifte, zu Oberzell, Nürnberg, Gostenhof, Fürth, Eybach, Schweinau u. a.;
  • Farbenfabriken zu Augsburg, Nürnberg, München;
  • Alaun- und Vitriol-

 
 
  • *) Dieses Institut verfertigt astronomische Kreise und andere Instrumente für beinahe alle Sternwarten in Europa; Meßwerkzeuge für die Geodäsie u. s. w., und hat es in der Vervollkonmung seiner Arbeiten so weit gebracht, daß man diese jenen von England vorzieht.
 
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  werke zu Berneck, Clausen, Bodenmais, Kupferberg u. a.;  
 
  • Siegellackfabriken zu Nürnberg, Fürth, Bamberg, Augsburg, München, Würzburg, Roth, Bach u. a.;
  • Pulvermühlen in allen Kreisen.
  • Töpferwaren-Verfertigungen zu Hafnerzell, Dießen, um Waldsassen, Kröning (das dortige Geschirr ist in ganz Baiern bekannt), mehr oder weniger gut in allen Kreisen.♦
 
  Die Steindruckerei, eine Kunst, auf Baierns Boden entsprossen und zu einem hohen Grade der Vollkommenheit gebracht, wird in vielen Gegenständen mit großem Vortheile angewendet, und in England und Frankreich bewundert und nachgeahmt.  
  Handel. Fast in der Mitte des europäischen Continents, von vielen Flüssen und vortreflichen Kunststraßen (die jetzt über 2100 Stunden betragen), nach allen Richtungen durchschnitten, ist Baiern unstreitig in einer sehr günstigen Lage zum Betriebe des Handels.♦ ⇧ Inhalt 
  Die vorzüglichsten Artikel des Activhandels sind: Salz (jährlich nach Wirtemberg ungefähr 100,000, nach der Schweiz 135,000 und nach Baden 25,000 Cent.), Getreide (vorzüglich nach der Schweiz), Holz (vorzüglich nach Östreich und den Niederlanden), Süßholz, Obst, Wein und allerlei Hülsenfrüchte (nach Sachsen), Eisen, Solnhofener und andere seltene und nützliche Steine, Potasche, verschiedene Glaswaren, Gemüse, Sämereien, Tabaksblätter, sogenannte Nürnberger und Berchtesgadener Waren, Garn- und Leinwand, Kleesame (hauptsächlich nach Frankreich), Hopfen, Bier, Rindvieh, Schweine, Schafe, optische und mechanische Instrumente.♦  
  Vorzügliche Gegenstände des Passivhandels: Weine (besonders aus Italien, Ungern, Östreich, Frankreich, vorzüglich nach Altbaiern eingeführt), alle Arten von Colonialwaren, Pferde, Käse, Heringe und Seefische, Sohlleder, feines Papier, Modewaren (aus England und Frankreich), Öle, Südfrüchte (aus Italien), Seidenwaren (aus Frankreich), Zinn, Blei, Gold, Stahlwaren.♦  
  Der Wechselhandel hat seinen Sitz hauptsächlich in Augsburg, wo er in Agiotage mit öffentlichen Papieren, in Geld- und Wechselgeschäfte im engern Sinne getheilt ist; weniger bedeutend ist derselbe in München, Nürnberg und Regensburg. Der Zwischenhandel in Rücksicht der Spedition und Commission befindet sich größtentheils in den Händen der Großhändler zu München, Passau, Regensburg, Augsburg, Lindau, Nürnberg, Würzburg, Fürth, Hof, Speier u. a.  
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HIS-Data 5139-1-07-134-1-7: Allgemeine Encyclopädie: Baiern II. II. 1 HIS-Data Home
Stand: 13. Dezember 2017 © Hans-Walter Pries