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Städtchen |
ABENSBERG *), ein Städtchen von 1054 Einwohnern,
der Sitz des Landgerichts Abensberg im Regenkreis des Königreich
Baiern. Es erhielt seinen Namen von dem Flüßchen Abens. Gewöhnlich
hält man es für der Römer Abusina, Abusinum — in ältern Urkunden
heißt es Aventinum, Aventinium; und davon führt der hier geborne
bairische Geschichtschreiber Joh. Thurnmayer den Namen Aventin. —♦ |
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Die dritte britanische Cohorte soll hier gelegen
haben. Von dem Dorfe Einning zog die Römerstraße nach Abensberg und
Haidau etc. Babo oder Berchthold II., Sohn des Pfalzgrafen
Berchthold von Baiern, erbte Abensberg und Rohr, und ward der
Stifter der Grafen von Abensberg **). Er schrieb sich Graf von
Abensberg und Rohr, Burggraf von Regensburg, und schlug in Abensberg
seinen Sitz auf, woraus sich vermuthen läßt, daß er das Schloß
daselbst erbaut habe. An der Ringmauer um die Stadt sind 32 runde, 8
viereckigte Thürme, und 3 Thore, zum Andenken des ersten Grafen von
Abensberg Babo, der mit seinen drei Gemahlinnen 32 Söhne und
8Töchter erzeugt hatte. Hier war ein Karmeliten-Kloster, vom Grafen
Johann von Abensberg 1389 erbaut.♦ |
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In dem alten Schlosse wohnt das Landgericht. Das
muntere Städtchen nährt sich von gutem Kornbau, Handwerken und
vielen Gewerben. Freilich waren diese Gewerbe einst noch lebendiger,
als die 30 beschuhten Karmeliter hier allerlei Religionsfeste gaben,
und durch diese Schwärmereien die Bewohner der ganzen Gegend nach
Abensberg lockten. — Diese Karmeliter hatten auch berühmte
Spaßmacher unter sich, im Lande weit umher ihre Bettelei zu
befördern. —♦ |
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Zur Unterstützung kranker Personen legte Graf
Babo hier ein Siechen- oder Leprosen-Haus an, und Nikolaus, der
letzte Graf von Abensberg, stiftete eine Spende, vermöge welcher 32
Scheffel Korn und 32 Ochsen am Nikolaustage unter die fremden Pilger
und die Armen der Gegend auf freiem Plätze ausgetheilt wurden. Dabei
ging es oft schrecklich zu; nachher wurde diese Stiftung von der
Hofkammer eingezogen.♦ |
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In der Nähe ist ein berühmtes Heilbad, welches
eine ziemlich artige Einrichtung hat. Über dieses Bad, und den
Klosterbrunnen, eine im Karmeliter-Klosterhof entspringende
Schwefelquelle, s. Graf‘s Versuch einer pragmat. Geschichte der
bair. u. ober-pfälz. Mineralwässer, (München 1805. 1r B.)
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(Hazzi.) |
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Schlacht |
Abensberg (Schlacht bei). Als im Frühling des
Jahrs 1809. die Macht Österreichs sich erhob, um Napoleons raschen
Gang auf dem Wege zur Weltherrschaft zu hemmen, ging am 10. April
das von dem Erzherzoge Karl angeführte Heer über den Inn,
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- *) Vgl., wie über die Topogr. Altbaierns
überhaupt, die statistischen Aufschlüsse über das Herzgth. Baiern
von Jos. Hazzi. 1801.
- **) Vgl. Abenberg.
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ABENSBERG |
⇧ Inhalt |
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und rückte zehn Tage später in München ein,
während 2 andere Corps desselben Heeres, die durch die Oberpfalz
herangezogen waren, eine Stellung an der Naab nahmen. Man berechnete
die gesammte in Baiern operirende österreichische Macht auf 120,000
Mann. Ihr gegen über hatten sich zahlreiche feindliche Corps unter
den Herzogen von Auerstädt und Rivoli und dem General Oudinot
versammelt, die noch durch die Hülfe von Baiern und Würtemberg
verstärkt waren, so daß sie zusammen ein Heer von 130,000 Mann
bildeten.♦ |
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Am 17. April war Napoleon in Donauwörth
angekommen; eine, nach seiner Weise, in trotzigem Tone abgefaßte
Proklamation that seinen Kriegern kund, daß er wieder in ihrer Mitte
sey. Den Tag zuvor hatte sich der Erzherzog Karl der Stadt Landshut
bemächtigt, von wo er gegen Eckmühl und Siegenburg vorrückte. Zum
Kampfe gerüstet, standen nun die Heere sich gegenüber. Wie immer,
behauptete auch hier Napoleon den Vortheil der offensiven Operation.
Der Herzog von Auerstädt griff am 19ten, mit zwei Colonnen, den
Erzherzog Karl an, während zugleich, um die Kräfte des Feindes zu
theilen, bei Abach und Pfaffenhofen gestritten wurde. Das Treffen
gab kein entscheidendes Resultat, und beide Theile behaupteten ihre
Stellung; aber indem durch dasselbe die Vereinigung des Herzogs von
Danzig, der an der Spitze der Baiern von Abensberg heran zog, mit
dem Herzoge von Auerstädt bewirkt wurde, war es eine glückliche
Einleitung zur Ausführung von Napoleons Plan, vermöge dessen er
entschlossen war, die Stellungslinie der Österreicher zu trennen,
und dann ihre vereinzelten Corps zu schlagen.♦ |
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Die beiden Corps des Erzherzogs Ludwig und des
Generals Hiller, die ein Heer von 50,000 Mann ausmachten, und den
linken Flügel des Heeres bildeten, standen zwischen Abensberg und
Eckmühl. An sie schlossen sich die Corps von Hohenzollern, Rosenberg
und Lichtenstein, in der Richtung gegen Regensburg zu, welche Stadt
am Tage der Schlacht von den Österreichern genommen wurde, da sich
denn das zweite aus Böhmen kommende Corps mit der Armee vereinigte.
Napoleon, der sein Hauptquartier zu Abensberg hatte, beschloß, erst
einen wirksamen Angriff auf den linken Flügel des Feindes zu machen,
und nachdem er diesen zurück geworfen mit seiner vereinigten Macht
den Mittelpunkt und den rechten Flügel des Heeres anzufallen. In
dieser Absicht erhielt der Herzog von Auerstädt den Auftrag, in
Verbindung mit dem Herzoge von Danzig, den Erzherzog Karl, mit den
zwischen Eckmühl und Regensburg stehenden Corps, zu beobachten und
zu beschäftigen; Napoleon selbst aber stellte sich am 20ten Morgens
an die Spitze einer auserlesenen Heerabtheilung, welche die
entworfene Unternehmung gegen den linken Flügel des Feindes
ausführen sollte. Diese Abtheilung bestand aus den Divisionen Morand
und Gudin unter dem Herzoge von Montebello, aus drei bairischen
Divisionen unter dem Herzoge von Danzig und dem Kronprinzen, und aus
der würtembergischen Division unter dem Generale Vandamme; der
Herzog von Rivoli aber wurde auf die linke Flanke des Feindes
detachirt, um Besorgnisse für seine Communication mit |
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ABENSBERG |
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Landshut zu erregen. Da die Hauptstärke Napoleons
aus den gedachten teutschen Truppen bestand: so sammelte er, ehe er
das Zeichen zum Angriffe gab, die Officiere derselben um sich her,
befeuerte ihren Eifer durch glänzende Verheißungen, so wie durch
Erregung ihres Ehrgeizes, und gab ihnen Befehl, seine Worte auch
ihren Truppen mitzutheilen. Bei der damaligen schiefen Richtung des
Geistes der teutschen Krieger verfehlte diese psychologische
Operation ihre Wirkung nicht: überdieß war Napoleon des Gelingens
seiner Unternehmung sicher, da der Feind von dem Mittelpunkte des
Heeres zu weit entfernt war, als daß er Unterstützung gegen die
Übermacht hätte erhalten können, die sich auf seine Fronte und in
seine Flanke warf.♦ |
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Der General Wrede eröffnete das Treffen durch den
Übergang über die Abens bei Siegenburg. Unterstützt von Vandamme
warf er die dort stehende feindliche Division, nach lebhaftem
Widerstande derselben, zurück und verfolgte sie dann von Stellung zu
Stellung. Zugleich rückte der Herzog von Danzig, mit den Divisionen
Kronprinz und Deroi, gegen Neuhausen, um Meister der Hauptstraße zu
werden, die von Abensberg nach Landshut führt; der Herzog von
Montebello aber brach unter einem heftigen Gefechte gegen Rohr vor,
und trieb den weichenden Feind bis nach Rotenburg zurück. Diese
Operationen waren am verderblichsten für das Corps des Erzherzogs
Ludwig, welches, von der Übermacht gedrängt, den Weg nach Landshut
einschlug, wodurch der General Hiller gezwungen ward, ihm in
derselben Bewegung zu folgen. Die Geschlagenen wichen über
Pfaffenhausen und Hohentann zurück, um sich hinter die Isar zu
retten, und schon am folgenden Tage drangen die Sieger stürmend in
Landshut ein, und vollendeten die Niederlage der Österreicher, indem
sie einen Theil ihres Nachzugs ereilten, und eine Menge
Kriegsgeräthe erbeuteten.♦ |
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Es waren den Franzosen, nach ihrer Angabe, auf
dem Schlachtfelde von Abensberg 8 Fahnen, 12 Kanonen und 18000
Gefangene in die Hände gefallen: aber auch ihr Verlust an Todten und
Verwundeten, den sie verschwiegen, war, nach der Versicherung von
Augenzeugen, sehr bedeutend. Leicht konnten sie aber denselben
verschmerzen, da ihnen dieser Tag Vortheile brachte, die
gewissermaßen über den Erfolg des ganzen Feldzugs entschieden. Der
linke Flügel der Österreicher war von der Armee abgerissen und
zurück geworfen; Landshut, der Mittelpunct ihrer Communicationen und
das Generaldepot ihrer Mundes- und Kriegsvorräthe, fiel in die Hände
Napoleons; sicher konnte er nun dem Erzherzoge Karl entgegen rücken,
und, mit der vollen Gewißheit des Sieges, ihm die Schlacht bei
Eckmühl liefern; es erfolgte hier, was alle richtige Combinationen
erwarten ließen; Regensburg wurde wieder genommen; in zwei große
Trümmer zerrissen, räumte das österreichische Heer die Gefilde von
Baiern, und suchte seine Rettung in dem Innern der Monarchie.♦ |
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Die Schlacht bei Abensberg bleibt deßhalb, wenn
gleich die Geschichte keine ausgezeichneten Züge von Heroismus in
ihr zu bemerken findet, und die Gebliebenen nicht in ungeheuern
Zahlen nennt, eines der wichtigsten Ereignisse in den Annalen unsrer
Zeit, weil sie die nothwendige und |
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ABENSBERG |
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unfehlbare Bedingung der folgenden Siege war,
durch welche der edle Entwurf des Kaisers Franz, Teutschland zu
befreien, vereitelt, seine Heere auf die Vertheidigung zurück
gebracht, und der Krieg in das Herz seiner Staaten gespielt
wurde.♦ |
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Indessen kann es dem kundigen Beobachter nicht
entgehen, daß das Unglück, welches die Österreicher in diesem
Feldzug in Baiern betroffen, größten Theils den falschen Maßregeln
beizumessen ist, die von ihnen genommen worden. Denn es war ein
auffallender Fehler, daß man den beiden Corps auf dem linken Flügel
eine solche Stellung gab, daß sie einzeln, und ohne daß die
Berührung sich auf das Ganze fortsetzte, angegriffen und geschlagen
werden konnten. Und dann begreift man nicht, warum der Erzherzog
Karl, der mit 4 Armeecorps zwischen Eckmühl und Regensburg stand,
keine Bewegung machte, um das Schicksal seines linken Flügels zu
verbessern, sondern ruhig wartete, bis Napoleon vom Verfolgen der
Geschlagenen zurück kam, und mit verstärkter Macht über ihn herfiel.
Der Erzherzog mußte die Schlacht entweder am 21ten liefern, oder
ohne weiteres seinen Rückzug antreten. In beiden Fällen mußten die
Resultate für ihn günstiger seyn. |
(Pahl.) |
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