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ACER, teutsch Ahorn, franz. érable, engl. maple,
ital. acero, span. arce, schwed. lönn, griech. sphéndamnos.♦ |
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Eine Baumgattung der gemäßigten Erdstriche, die
ungefähr vom 35° bis 60° NB. in Europa, Asien und Amerika gefunden
wird. Die südlichsten Gegenden, wo Ahorn vorkommt, sind Kaukasien
und Karolina, auch Japan; die nördlichsten die Hudsonsbay und Upland
in Schweden. Loureiro will eine Art in Cochinchina gefunden haben;
aber diese ist noch zweifelhaft. |
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Der Platz, den der Ahorn im System einnimmt, ist
schwer auszumachen. Im natürlichen System scheint er eine eigene
Familie zu bilden, die an die Banisterien, Sapindeen und Malpighien
grenzt, ohne mit ihnen zusammen zu fallen. Zu dieser Familie gehören
auch Dodonaea, Ptelea, Seringia Spr. und Blackburnia Forst. Im
Linneischen künstl. System ist er wegen Verschiedenheit der
Geschlechter in den Blüthen in die 23ste Klasse verwiesen. Allein,
da alle übrige Blütentheile bei Verschiedenheit der Geschlechter
gleich sind, so thun wir besser, wenn wir mit Smith dieser Gattung
in der achten Klasse ihren Platz anweisen. Denn nur dann muß die
Verschiedenheit der Geschlechter als Norm der Classe angenommen
werden, wenn sich auch Verschiedenheit der Kelche, Nectarien,
Blüthen u. s. f. zeigt; dann kann man, wie Smith und Pursh gethan, aus
der 21, 22 und 23. Classe eine einzige bilden, die man Diklinie
nennt. |
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Der Gattungs-Charakter ist folgender: Ein
fünftheiliger Kelch, fünfblätterige Blumenkrone, acht Staubfäden,
ein Pistill und eine Flügelfrucht mit zusammengerollten Kotyledonen
(Gärtn. de fruct. vol. 2. p. 166. t. 416). Die Zahl der Theile
weicht indessen ab: oft findet man fünf Staubfäden, oft zehn: die
Blätter der Corolle sind oft zahlreicher: auch die Flügelfrucht, die
gewöhnlich gedoppelt ist, findet man bisweilen dreifach, die Corolle
ist von derselben gelbgräulichen Farbe wie der Kelch. Um die
Staubfäden her ist ein drüsiges Honigwerkzeug, welches von den
Bienen fleißig besucht wird. |
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Die wichtigsten Arten werden nach der Form der
Blätter eingetheilt. Diese sind nämlich entweder fünflappig, oder
dreilappig, oder gefiedert, oder einfach und herzförmig. |
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1) Acer campestre, Feldahorn, mit fünflappigen,
glatten Blättern, deren Lappen stumpf und die drei obersten oft mit
wenigen stumpfen Ausschnitten versehn sind. Dieser Baum wächst von
Constantinopel bis nach Schonen und Edinburgh durch ganz Europa.
Abgebildet ist ein blühender Zweig in der engl. bot. t. 304.
Merkwürdig ist der Baum, weil aus den Zweigen die in Teutschland
bekannten geflochtenen Peitschenstöcke gearbeitet werden, wozu man
in Thüringen vorzugsweise dieses Holz wegen seiner Zähigkeit wählt.
Das Holz gibt auch, nach Wildenhayn's Versuchen (Schriften der
Leipz. ökonom. Gesellsch. Th. 1. S. 210) die meiste Pottasche (eine
Klafter 60 Pf.), da Eichenholz nur 40, Rothbuchenholz nur 38 Pf.
liefert. Aus dem rohen Saft dieses Baums hat Ölhafen von
Schöllenberg Zucker zu machen versucht. (Fränk. Samml. B. 4. S. 36
f.) Eine Abart davon bildet Trattinick (Archiv N. 2) unter dem Namen
Acer austriacum ab. |
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2) Acer Opalus, italienischer Ahorn, Rumpotinum
des Columella und Plinius, mit rundlichen, schwach fünflappigen,
abgestumpften und stumpf gesägten Blättern, die jederzeit eine sehr
dunkel, fast braungrüne Schattirung haben, und auf der untern Fläche
glatt sind. Diese Art wächst in Italien und dem südl. Frankreich.
Columella (5, 7) und Plinius (14, 3) berichten, daß man den
Weinstock an diesen Bäumen in Gallien sich hinauf winden lasse.
Abgebildet ist diese Art in Trattinick's Archiv, B. 1. N. 13 unter
dem Namen Acer opulifolium Vill. |
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3) Acer Pseudoplatanus, weißer Ahorn, Sycomore
der Franzosen; mit fünflappigen, herzförmigen Blättern, deren Lappen
stumpf und sparsam gezähnt sind. Die Blätter sind auf der untern
Fläche, besonders in der Jugend, mit weichen Härchen besetzt. Die
Blüthen hängen in Trauben.. Es gibt eine in Teutschland
wildwachsende Abart, die man selbst zu einer eigenen Art erheben
könnte, mit scharfen, sägeförmig an einander hängenden Zähnen am
Rande der Blätter, die auf der untern Fläche auch ganz glatt sind.
Schkuhr hat sie (Handb. T. 352 Fig. b) abgebildet. Haller (stirp.
helv. n. 1029) und du Roi (Harbke'sche wilde Baumg. Th. 1. S. 4)
führen dieselbe an. Das Holz dieses Baums ist eines der nutzbarsten
zu allerlei Gerüchen, für Tischler- und Drechslerarbeiten: auch hat
es, nach neuern Versuchen, die stärkste Heilkraft. Denn diese
verhält sich zur Heizkraft selbst des Weißbuchenholzes, wie
1040:1035, und zu der der Wintereiche, wie 1040:853, obgleich das
Gewicht des dürren Holzes viel geringer ist, als das Gewicht beider
genannten Hölzer, im Verhältniß wie 43 ½ zu 50 ¼ und 46 ¾.
(Hartig's Versuche über die Brennbarkeit der teutschen
Waldbaumhölzer. Marb. 1807. 8). Der rohe aufsteigende Saft des Baums
enthält sehr viel Zuckerstoff, daher man ihn in Schottland, wie am
Harz das Birkenwasser, zu einem weinartigen Getränk benutzt.
(Volkmann's Reise durch Schottl. S. 25). Wird dies Wasser
eingesotten, so erhält man einen Syrup, der selbst in Zucker
verwandelt werden kann. Acht Kannen Saft geben ein Pfund Zucker.
(Bryant von Nahrungsmitteln B. 2. S. 476). |
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4) Acer platanoides, spitziger Ahorn, Lenne, mit
fünflappigen, an der Basis herzförmigen, auf der |
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untern Fläche glatten Blättern, deren Lappen in
große, lang zugespitzte Zähne, durch Buchten unterschieden,
auslaufen, und Blüthen, die in aufrechten Doldentrauben stehn. Diese
Art wächst auch in Teutschland, der Schweiz, selbst in Norwegen.
Abgebildet ist sie in Schkuhr's Handb. (Taf. 351). Das Holz wird von
Zimmerleuten verarbeitet, hat aber nicht den Werth des vorigen. Auch
der Saft dieser Art soll Zucker geben. |
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5) Acer rubrum, rother Ahorn, mit fünflappigen,
an der Basis und zwischen den Lappen ausgebogenen, auf der untern
Fläche grauen blaulichen glatten Blättern, deren Lappen mit spitzen,
ziemlich zusammen hängenden Zähnen versehen sind, deren Blüthen in
Dolden stehn, und die Früchte platt sind. Die Zweige haben eine
braunröthliche Rinde. Er wächst in Nordamerika, und ist in Michaux
arbr. forest. t. 14 und Catcsby Carol. I. t. 62 abgebildet. Auch aus
dieser Art wird in Nordamerika Zucker bereitet: der Saft aber ist
wässerichter als der vom Zucker-Ahorn, und man braucht längere Zeit,
um ihn zu versieden. Mit der Rinde färbt man auch blau, und macht
damit eine schöne schwarze Dinte. (Kalm's Reise Th. 2. S. 309). |
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6) Acer dasycarpum Ehrb., rauher Ahorn, die
Blätter sind der vorigen Art ähnlich, nur, daß sie an der Basis fast
abgestutzt, auf der untern Fläche haarig, die Lappen durch tiefere
Buchten unterschieden und die Zähne etwas sichelförmig gekrümmt,
ungleich und sägeförmig an einander hangend sind. Auch ist ein
Hauptunterschied in den Früchten, die in der Jugend rauh behaart
sind. Diese Art wächst in Nordamerika, wo sie unter dem Namen Soft-
maple, auch Erable de Charles Wager bekannt ist. Abgebildet ist sie
in Michaux arbr. forest. t. 13 Schmidts östreich. Baumzucht, B. 1.
Taf. 7. Trattinick's Archiv B. 1. Taf. 8. Das Holz soll, wegen
seiner fein aderigen Beschaffenheit, zu allerlei Hausgeräth sehr
tauglich seyn. (Ehrharts Beitr. B. 4. S. 79). |
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7) Acer saccharinum, Zuckerahorn, mit tief
fünflappigen, an der Basis fast herzförmig ausgebogenen auf der
untern Fläche graulichen, in den Venen-Achseln behaarten, Blättern,
deren Lappen in wenige große, abstehende stumpfe Zähne auslaufen.
Die Blüthen stehn in nickenden Doldentrauben, deren einzele Stiele
behaart sind. Er wächst in Nordamerika auf fruchtbarem Boden, und
ist in Michaux arbr. forest. t. 15, Schmidts östr. Baumz. Taf. 8,
und Trattinick's Archiv T. 1 abgebildet. Wegen des großen Reichthums
an Zucker, den der rohe aufsteigende Saft enthält, ist der Baum
äußerst wichtig. Je mehr Schnee im Winter gefallen ist, desto mehr
Saft enthält der Baum. Beim ersten Thauwetter im Frühling bohrt man
Löcher bis in das Holz des Baums, steckt eine Federspule oder ein
Rohr hinein, setzt eine Flasche drunter, und läßt den Saft
ausfließen. Ein guter Baum, der 30 Jahr alt ist, gibt bis 8 Kannen
Saft in 24 Stunden, woraus man durch Einkochen ein Pfund Zucker
gewinnt. Dieser ist zwar gewöhnlich von brauner Farbe, versüßt aber
fast eben so gut als der Rohrzucker. Schon hat man in mehrern
Gegenden Teutschlands ganze Morgen Landes mit diesem nützlichen Baum
bepflanzt, und es ist zu hoffen, daß dadurch der Ausgaben für Zucker
aus den Kolonien immer weniger werden. |
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8) Acer obtusatum Kit., stumpfblättriger oder
ungrischer Ahorn, mit flach fünflappigen stumpfen, an der Basis
stark herzförmigen, am Rande ausgeschweiften, auf der untern Fläche
reich behaarten, lederartigen Blättern. Die Blüthen stehn in
Doldentrauben, und die einzelen Stiele sind behaart. Diese Art
wächst in Ungarn und Croatien, und ist von Trattinick Archiv Taf. 14
abgebildet. |
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9) Acer nigrum Müller, schwarzer Ahorn, mit tief
fünflappigen, an der Basis stark herzförmigen, auf der untern Fläche
behaarten Blättern, deren Lappen aus einander stehn, buchtig und
sparsam gezähnt sind. Die Früchte sind kugelicht. Diese Art wächst
von Neuyork bis Karolina, ist vom Michaux arbr. forest. t. 16
abgebildet, und gibt eben so reichlichen Zucker als
Zuckerahorn. |
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10) Acer macrophyllum Pursh, großblättriger
Ahorn, mit fingerförmig fünflappigen, aus der untern Fläche
behaarten Blättern, deren Lappen durch große Buchten unterschieden
sind, wieder in drei Lappen und ausgeschweifte stumpfe Zähne
auslaufen. Die Blüthen stehn in aufrechten Trauben, haben neun
behaarte Staubfäden und die Früchte sind äußerst rauh behaart. Diese
Art wächst an den Wasserfällen des Columbiaflusses auf der
Nordwestküste von Amerika, ist von Lewis entdeckt und von Pursh
(flor. amer, septentr. Vol. 1. p. 267) beschrieben. |
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11) Acer montanum Ait., Bergahorn, mit kaum
merklich fünflappigen fast eiförmig rundlichen, auf der untern
Fläche weichhaarigen Blättern, deren Lappen zugespitzt, am Rande
sägeartig gezähnt sind. Die Blüthentrauben sind zusammen gesetzt:
die Blumen sehr klein. diese Art wächst auf den Alleghany's in
Nordamerica, und ist von Schmidt östr. Baumz. B. 1. T. 11., du Roi
Harbke'sche wilde Baumz. B. 1. T. 2. und Schkuhr (Handb. T. 353. N.
6.) abgebildet. |
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12) Acer pensylvanicum, gestreifter Ahorn, mit
dreilappigen, zugespitzten, doppelt gesägten, glatten Blättern,
einfachen hängenden Blüthentrauben und weißlich gestreifter Rinde,
daher du Roi, Wangenheim und Lamarck sie A. striatum nennen. Auch
diese Art wächst in Nordamerika, und ist von Michaux arbr. forest.
t. 17. Schmidt östr. Baumz. B. 1. T. 10., du Roi Harbke'sche wilde
Baumz. B. 1. T. 1. und Schkuhr (Handb. T. 353. N. 7.)
abgebildet. |
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13) Acer barbatum Mich., bärtiger Ahorn, mit kurz
dreilappigen gesägten, unten an den Venen behaarten und graulichen
Blättern. Die männlichen Blüthenstiele sind ästig und behaart: die
männlichen Kelche inwendig stark bärtig. Dies ist ein kleiner Baum,
der in nordamerikanischen Sümpfen wächst. |
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14) Acer monspessulanum, französischer Ahorn, mit
kleinen dreilappigen, glattrandigen, ander Basis zugerundeten
Blattern, die jährlich abfallen, in der Jugend auf der untern Fläche
weichhaarig, und deren Lappen gleich sind. Die Blüthen stehn in
Doldentrauben. Diese Art wächst im südlichen Europa, besonders in
Frankreich. sie ist im du Hamel arbr. I. p. 28. t. 10. t. 8. und
Schkuhr Handb.. T. 352. Fig. 9. abgebildet. |
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15) Acer creticum, kretischer Ahorn, mit kleinen
dreilappigen, immer grünen, sehr schwach gezähnten, an der Basis
keilförmig verdünnten, glatten Blättern, deren Seitenlappen etwas
kürzer als der mittlere und oben zugespitzt sind. Die Blattstiele
sind äußerst kurz. Diese Art wächst in Griechenland und Kleinasien.
Es ist das glinon des Theophrast (hist. 3,11.). P. Alpini hat es
exot. t. 8., auch Pluknet, tab. 251. f. 3. abgebildet. Mit Unrecht
verbindet Lamark diese und die vorige Art unter dem Namen Acer
trilobatum, da sie sich durch die angegebenen Charaktere hinlänglich
unterscheiden. |
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16) Acer obtusifolium, Sibth. Sibthorp'scher
Ahorn, mit dreilappigen, stumpf zugerundeten, gekerbten Blättern,
die fast so lang als die Blattstiele sind. Diese Art fand Sibthorp
auf den Bergen von Kreta, und hat sie flor. graec. t. 361.
abgebildet. |
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17) Acer ibericum, Marsch. Bieb., iberischer
Ahorn, mit dreilappigen, auf der obern Fläche glänzenden, auf der
untern bläulich grauen Blättern, deren Lappen stumpf und mit sehr
wenigen Zähnen versehen sind. Die Blattstiele sind fast so lang als
die Blätter. Eine genaue Beschreibung dieses Baums, der in Kaukasien
wächst, findet man in Marschall von Biebersteins fl. taur. caucas.
vol. 2. p. 447. |
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18) Acer heterophyllum, Willd., verschieden-
blättriger Ahorn mit immergrünen, eiförmigen, glattrandigen, oder
dreilappigen unmerklich gesägten, auf beiden Seiten glatten,
Blättern. Diese Art wächst im Morgenland und ist von Willdenow,
berl. Baumz. T. 1. f. 1. abgebildet. |
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19) Acer trifidum, Thunb., dreispaltiger Ahorn,
mit eiförmig zugespitzten, bald ungetheilten, bald ganzen, bald
dreilappigen, auf beiden Seiten glatten, Blättern, deren Lappen
durchaus glattrandig sind. Diese Art wachst im Japan. |
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20) Acer tataricum, russischer Ahorn, mit
herzförmigen, eingeschnittenen, ungleich gesägten, auf beiden Seiten
glatten Blättern, und aufrecht stehenden Doldentrauben. Diese wächst
als Strauch durch ganz Rußland, und ist von Pallas fl. ross. 1. t.
3. abgebildet. |
⇧ Inhalt |
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21) Acer Negundo, eschenblättriger Ahorn mit
gefiederten Blättern, deren Blättchen ungleich gesägt sind, und
verschiedenen Geschlechtern auf verschiedenen Pflanzen. Diese Art
wächst in Nordamerika, ist von Michaux arbr. forest. t.18. Schmidt
östr. Baumz. T. 12. und Pluknet tab. 123. f. 4. 5. abgebildet, und
liefert eben so viel Zucker, als der Zucker-Ahorn. Vgl. in Hinsicht
auf Forst- und Gewerbek. Ahorn. |
(Sprengel.) |