⇧ S. XII |
|
|
Forts. S. XII |
I. Naturwissenschaften. |
|
|
1) Kentniß der verschiedenen Naturgegenstände
nach Classen und Arten: Naturbeschreibung (fälschlich
Naturgeschichte) |
|
|
a) der unorganischen Natur: Mineralogie,
Beschreibung der Erd- und Steinarten; |
|
|
b) der organischen Natur |
|
|
α) Phytologie oder Botanik, Beschreibung der
Pflanzen, |
|
|
β) Zoologie, Beschreibung der Thiere; |
|
|
c) der Erde überhaupt nach ihrer äußeren
Beschaffenheit: Physische Geographie; Geïstik; |
|
|
d) der atmosphärischen Erscheinungenr
Meteorologie; |
|
|
e) der übrigen Weltkörper: Astrognosie. |
|
S. XIII |
2) Kentniß der Naturgegenstände nach ihrer
Zusammensetzung, Anordnung ihrer Theile, Gestaltung,
Gliederung: |
|
|
a) in der unorganischen Natur: Oryktognosie; |
|
|
b) in der organischen Natur: Anatomie der
Pflanzen und Thiere; |
|
|
c) des Erdkörpers im Allgemeinen: Geognose. |
|
|
3) Kentniß der Naturgegenstände nach ihren
Bestandtheilen, deren Mischung, Bindung und Zersetzung: |
|
|
Chemie: a) Elementarlehre |
|
|
b) Naturhistorische α) des Mineralreichs (mit der
Metallurgie) ß) des Pflanzen- und Thierreichs. |
|
|
(Von allen dreien vielfache Anwendung für
Ökonomie, Technologie und Medicin, namentlich in der Therapie oder
Therapeutik, Arzneimittellehre; Materia medica, Kunde der rohen und
einfachen Heilstoffe; Pharmakologie, Kunde der zusammengesetzten und
künstlichen Heilstoffe; Pharmaceutik, Kentniß ihrer
Zubereitung.) |
|
|
γ) der Meteore (von Bildung des Nebels, Regens,
Schnees u. s. w.) |
|
|
δ) des Erdkörpers (von Vulkanen, Metallminen,
Basalten, Mineralwassern u. s. w.) |
|
|
4) Kentniß der Natur nach den Gesetzen ihrer
Wirksamkeit: |
|
|
a) in der unorganischen Natur: Physik; |
|
|
b) in der organischen Natur: Physiologie der
Pflanzen und Thiere; |
|
|
c) in besondrer Beziehung auf den Erdkörper:
Geologie; |
|
|
d) in besondrer Beziehung auf die Himmelskörper:
Astronomie; |
|
|
e) in Beziehung auf die ganze Weltkunde:
Kosmologie, Uranologie. |
|
|
Um die meisten dieser Kentnisse zu erlangen, ist
die Mitwirkung erfoderlich einer Wissenschaft, welche, wenn sie
gleich hier scheinbar nur als eine Hilfs-Wissenschaft erscheint,
doch eigentlich die wahreste Grund-Wissenschaft ist, nämlich |
|
|
Mathematik |
|
|
die Wissenschaft der Größe, wiefern eine solche
bestimmbar ist in Zeit und Raum, also gezählt und gemessen werden
kann. |
|
|
1) Arithmetik, Größenlehre nach der
Bestimmbarkeit durch die Zahl, (Zeit, Aufeinanderfolge); |
|
|
2) Analysis a) finitorum, des Endlichen, Algebra,
die Wissenschaft, endliche Größen nach allgemeinen Zeichen zu
bestimmen und zu finden (Buchstabenrechnung, und Lösung der Aufgaben
durch sie) |
|
|
b) infinitorum, die Wissenschaft, Natur und
Verhältniß der Größen bis auf die unendlich kleinen Theile zu
bestimmen und zu finden. |
|
S. XIV |
3) Geometrie, Größenlehre nach der Bestimmbarkeit
durch Maas (Raum, Ausdehnung); |
⇧ Inhalt |
|
a) Elementargeometrie, welche die geraden Linien,
die dadurch bestimmten Figuren, und den Zirkel; |
|
|
b) Höhere (auf die Analysis sich beziehend),
welche die krummen Linien konstruirt und demonstrirt; |
|
|
c) Trigonometrie, aus beiden gemischte
Wissenschaft des Dreiecks; |
|
|
α) Ebene, ß) Sphärische. |
|
|
Insofern die Mathematik diese Wissenschaften a
priori aufstellt, heißt sie die reine, die angewandte aber, wenn man
sich jener bedient, um an Gegenständen und Erscheinungen der Natur
oder menschlichen Kunsterzeugnissen ihre Größe nach Zeit und Raum zu
bestimmen. Die Anwendung der mathematischen Principien auf
Gegenstände, Erscheinungen und Wirkungen der Natur gibt |
|
|
Die mathematisch-physikalischen
Wissenschaften |
|
|
1) Mathematik in Beziehung auf Kraft und
Bewegung: Dynamik; wenn sich dieselben im Gleichgewicht halten:
Statik. |
|
|
Beide angewendet a) auf feste Körper:
Mechanik |
|
|
b) auf flüssige Körper: Hydraulik |
|
|
c) elastisch-flüssige: Aërometrie |
|
|
d) insbesondre auf Licht: Optik (Dioptrik und
Katoptrik, nebst der Perspective) |
|
|
e) auf Schall: Akustik. |
|
|
2) Mathematik in Beziehung auf Größe und Bewegung
der Erde: Mathemat. Geographie; |
|
|
3) Mathematik in Beziehung auf Zeitbestimmung
nach Bewegung der Erde und Gestirne: Chronologie. |
|
|
Ein vollständiges Verzeichniß der
mathematisch-physikalischen Wissenschaften läßt sich nicht geben, denn bei der
Anwendung der mathematischen Principien auf Gegenstände der
Erfahrung sind so viele Erweiterungen denkbar, als solche
Anwendungen möglich sind. Den neuesten Physikern ist sehr um
mathematisch-physikalische Theorie auch von dem Feuer, der
elektrischen und magnetischen Materie zu thun, wodurch höchst
wahrscheinlich in vielem ganz neue Resultate sich ergeben dürften,
namentlich in |
|
|
Naturgeschichte und Geogonie. |
|
|
Naturgeschichte ist eine Darstellung des
Zusammenhanges der jetzigen Beschaffenheit der Naturwesen mit ihren
Ursachen in der Vorzeit, abgeleitet aus den Wirkungsgesetzen der
Naturkräfte. Man kann eine solche liefern |
|
|
1) von den organischen Erdgeschöpfen, und zeigt
dann die Veränderungen, welche sie durch natürliche Wanderungen und
Verpflanzungen erlitten haben, und ihre daraus entsprungenen
Abartungen von dem Urbilde der Stammgattung; |
|
S. XV |
2) von dem Erdkörper überhaupt,
Bildungsgeschichte der Erde, Geogonie; Theorie der Erde. |
⇧ Inhalt |
|
Solch ein Versuch geht über alle Erfahrung
hinaus, dient aber doch zu hypothetischen Erklärungen der
allmähligen Ausbildung des Erdkörpers bis zu seiner in der Gegenwart
wahrnehmbaren Physiognomie, und thut jeder Geologie, die Niemand
unter die leeren Träumereien rechnen kann, großen Vorschub. ― Will
man sagen, eine solche Naturgeschichte und Geogonie sey eigentlich
eine Wissenschaft nicht für Menschen, sondern für Götter, so hat man
freilich in gewissem Sinne Recht; allein wo die menschliche
Wissenschaft nach Vollendung strebt, strebt sie dann nicht überall
nach der göttlichen Wissenschaft? Strebt dahin nicht auch die
Physik, wenn sie nicht bloße Experimentalphysik, bloße
Erfahrungs-Naturkunde bleiben will, ja sogar, nicht begnügt, die allgemeinen
Naturgesetze mittelst mathematischer Constructionen als reine
mathematische Physik darzustellen, sich erheben will zur |
|
|
Speculativen, rationalen Physik, zur eigentlichen
Natur-Wissenschaft? |
|
|
Wir wollen wenigstens bemerken, daß wir an der
äußersten Grenze der Naturwissenschaften auf diesen Punkt kamen,
denn es könnte seyn, daß wir noch von einer andern Seite her wieder
auf denselben Punkt kämen. |
S. XV ⇨ |
S. XV ⇩ |
|
|