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ALPEN, 1) der halbmondförmige Kranz von Gebirgen, die steiler auf der Südseite,
sanfter auf der nördlichen, sich nach und nach zu himmelanstrebenden, zum Theil mit ewigem Schnee
bekrönten Felskolossen erheben, die Italien von Frankreich, der Schweiz und Teutschland trennen, in
den Ebenen Ungarns und Serviens aber ihren Namen verlieren, wurden schon im Alterthume Alpen
genannt. |
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2) Man mag dieses in seiner Art einzige Schaustück der Natur auf einem günstigen
Standpunkt, und bei vortheilhafter Beleuchtung von Süden oder von Norden her betrachten, auf beiden
Seiten ist der Anblick außerordentlich. Solche günstige Standpunkte mag es auf der Südseite manche
geben; doch bekannt ist uns nur derjenige auf dem Dom zu Mailand, auf welchem man denjenigen
Theil der Alpenreihe erblickt, der sich vom Monte Viso, dem westlichen Flügelmann derselben, bis
zum Bernina in Bünden, in einer Ausdehnung von 2 bis 3 Längengraden erstreckt. –♦ |
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Auf der Nordseite hat man verschiedene, deren jeder besonderes Vergnügen
gewährt, nämlich auf dem Uto und dem Albis, dem Rigi, dem Weisenstein und bei Rochefort im
Neufchatellischen. Die ausgedehnteste Aussicht gewährt der Standpunkt auf dem Weissenstein 3 St.
von Solothurn. Hier entfaltet sich die Nordseite der Alpen vom Dauphiné bis in das Tirol, in einer
Strecke von 4 ½ Längengraden über 130 Stunden. Schwer ist es zu entscheiden, welcher Ansicht,
der südlichen oder der nördlichen, die Palme gebührt; die erste ist majestätisch, die andere mehr sanft
hinreißend 1). |
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3) Die ganze mit dem Namen der Alpen belegte Reihe von Gebirgen und Thälern
mag sich vom 23sten bis 25sten Grad der Länge (westlich von Ferro) und vom 44sten bis 46sten der
Breite vom Rhone im südlichen Frankreich bis nordöstlich an die Donau in Ungarn ausdehnen.
Südwestlich ist sie vom Rhone, nordöstlich aber von der Donau, im Süden und Südosten vom
mittelländ. Meere, dem Po, dem adriatischen Meerbusen, der Kulpa und Sau, in Norden und
Nordwesten von der Donau, dem Rhein und dem Jura begränzt. Also durchziehen die Alpen in
Frankreich die Provence und das Dauphiné, dann ganz Savoyen, einen großen Theil Piemonts, der
Lombardei und des Venedigschen und Illyrien; die gesammte Schweiz, Tirol, Kärnthen, Krain,
Steiermark, Croatien und Slavonien; den südlichen Theil Schwabens und Bayerns, ganz Salzburg und
einen Theil von Östreich.
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- 1) Der geschickte Künstler in Zürich,
Heinrich Keller, hat uns
Zirkelaussichten vom Uto und der höchsten Kuppe des Albisgebirgs und vom Rigi geliefert, und wird
auch das Panorama der Alpen vom Dom zu Mailand liefern. Ebel hat in seinem Werk über den Bau
der Erde 2r Th. 1808. die Abrisse der Alpen vom Albis und Rochefort im Neufchateller Canton
gezeichnet.
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Sie nehmen ungefehr 6000 Quadrat-Meilen ein. (Vgl. Ebel über den Bau der
Erde). |
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4) Den Namen Alpen leiten Viele aus dem Celtischen Alb (Weiß) her und glauben,
daß die Griechen sie Alpeis, die Bewohner Italiens Alpes, deswegen nannten, weit ihnen diese Gebirge
stets, zum Theil oder ganz in einen Schneemantel gehüllt, erschienen. Wir lassen zwar auch dieses
Wort aus dem Celtischen herstammen, aber vom Wurzelwort al, hoch, daher Alb Berg. Servius Honoratus sagt in seinem Commentar zu Virgil:
Gallorum alti montes Alpes vocantur; und von jeher
haben die meisten Bewohner des Alpengebirges ihre höhern Weiden ausschließlich
Alpen genannt 2). |
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5) Schon zur Zeit der Römer, doch erst unter den Nachfolgern Augusts, der alle
Völker der Alpen unter das römische Joch zwang, wurde das Alpengebirg unter verschiedenen
Benennungen eingetheilt. – Von Cemelium (Cimié) bei Nizza einerseits und von dem Vada Sabatorum
(Savona) andrerseits bis zum Mons Vesulus (Monte Viso), auf welchem der Po entspringt, nannten sie
die dazwischen liegenden Gebirge und Thäler Alpes maritimae, vermuthlich weil sie zunächst am
Meer lagen. Von Ebrodunum (Embrun), wo das Königreich des Cottius, der unter Cäsar und August
diesen Theil der Alpen beherrschte, anfing, bis zum Mons Cenisius (Mont Cenis), an dessen Fuß die
Centronen wohnten, nannten sie dieselben Alpes cottiae, aus Dankbarkeit gegen gedachten Cottius,
der sich nicht nur den Römern ergeben bezeigte, sondern auch eine Straße über den ihm gehörigen
Theil der Alpen (über den Genevre) anlegen ließ.♦ |
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Den Namen Alpes graiae gaben sie demjenigen Theile der Alpen, der von den
Centronen bis zu den Salassern, die den südlichen Abhang des Mons Peninus (großen Bernhardt)
bewohnten, reichet. Den Namen griechische Alpen erhielt er zum Andenken des Übergangs des
Herkules über denselben. Alpes Peninae heißt diejenige Strecke der Alpen, die sich von den Salassern
bis zu den Lepontiern ausdehnt, also vom großen Bernhard bis zum Simplon. Es ist nirgends zu
finden, daß die Römer diesen einen Namen ertheilt, obschon einige, aber ohne Grund, vermuthen, er
habe Mons Sempronii oder Scipionis geheißen. Nicht vom Übergang des Hannibals oder der
Karthager, die man Poeni nannte, hatten sie ihre Benennung, denn dieser Übergang hatte an einem
ganz andern Orte Statt, sondern von Jupiter Peninus, welcher auf der Scheidecke des Mons Peninus in
einem Tempel verehrt wurde, von dem nicht wenig Anzeigen daselbst gefunden worden sind. Auch
liest man in allen gefundenen Inschriften nicht Poeninus sondern Peninus.♦ |
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Man findet in Cäsars Commentarien auch Alpes summae angeführt. Wir pflichten
aber ganz Simlers Meinung bei, daß hier nicht eine besondere Abtheilung der Alpen, sondern nur
gemeint sey, daß
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- 2) Vgl. Stalder Schweiz. Idiotik. Th. 1. S. 97 —
Beaumont Description des
alpes Cottiennes et Grecques. Paris 1802. (2 Vol. 4.) Tom. I. p. 2. —
Einige Schriftsteller geben
diesen Namen auch den Gletschern, gewöhnlich aber werden von den Anwohnenden nur die Berge
Alpen genannt, worauf das Vieh im Sommer geweidet wird. In einigen Gegenden haben die höchsten
dieser Berge, worauf sich noch Fußsteige hinaufwinden, die eigne Benennung Tauern.
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die Nantualen, Seduner und Veragrer die höchsten, damals den Römern
bekannten, Alpen bewohnt haben. Sobald man annimmt, daß Oscellae (Duomo d’Ossola) von den
Römern zum Gebiet der Lepontier gerechnet wurde, so reichten die Alpes Lepontiae vom Simplon
über den Albrun, Griès und Gotthard bis zum Adula, zu dem auch der Bernhardiner gehörte, weil
hinter ihm der Rhein entspringt. Den Namen erhielten sie von der Völkerschaft der Lepontier, welche
die Thäler bewohnten, die sich von jenen Bergen gegen Süden und vom Adula auch gegen Norden
herunter senken. Dieser Name erhält sich noch heut zu Tage im Liviner Thal.♦ |
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Die Alpes Rhaeticae und Juga Rhaetica, wie sie Tacitus nennt, dehnten sich vom
Adula bis jenseit dem Brenner, Mons Pyreneus, aus, so weit nämlich die Provinz Rhaetia prima ging,
bis an das Noricum. Sowol die Alpes poenae, welche Ptolemäus anführt, als die Alpes tridentinae
gehörten zu den rhätischen Alpen als Nebenketten. Jene hatten ihren Ursprung, so wie der Rhätico des
Mela, am Selvretta Gletscher, und so wie dieser gegen Nordwest läuft, streichen jene zwischen dem
Innthal und dem Vorarlbergischen gegen Nord und Nordnordost. Ptolemäus bestimmt sie sehr genau,
wenn er sagt, daß der Lycus (Lech) in denselben entspringe. Die tridentinischen Alpen hingegen
erstrecken sich vom Mons Braulius (Wormser Joch) längs den Naunis (Bewohner des Val di Nose
Sole) über Colman bis zu den karnischen Alpen, machen also die hohe südliche Kalkkette aus. —
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Wenn schon die Römer zwei Provinzen Noricum hatten, so findet man doch nicht,
daß sie die hohe Bergkette, die das Drauthal vom Salzburgischen trennt, durch den Namen Alpes
noricae bestimmt haben, der doch sehr bezeichnend gewesen wäre 3).
Hingegen nannten sie Alpes
carnicae die Kette, welche das oben angeführte Drau-Thal von Italien trennt,
ohne Zweifel von den
Carn und der Stadt Caruntum her. Sie reichten bis zum dermaligen Berg Terglou.♦ |
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Alpes Juliae hieß die Kette vom Terglou an bis zum Sinus Flanaticus (dermaligen
Bucht von Fiume) welche Krain von Italien scheidet. Nie aber haben sie unter diesem Namen die
Kette in Bünden verstanden, in welcher sich der Julier-Berg befindet, wie einige Geschichtschreiber
Bündens und Ausleger des Tacitus vorgeben and anführen, daß Jul. Cäsar bis zu diesem Berge
gedrungen, dort zwei Säulen aufgerichtet, und darauf die Inschrift zurückgelassen: Non plus ultra, und
Vos Rhaetos indomitos relinquo; woher der Name des Bergs entsprungen seyn soll. Cäsar kam nie
nach Rhätien. Säule und Name des Bergs haben einen andern Ursprung, wie wir weiter unten zeigen
werden. Wol aber haben jene ihren Namen von
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- 3) Alpes Noricae,
die Alpenkette, die sich vom Ursprung des Dravus östlich
bis zum Talivemptus erstreckt. Die Benennung Norische Alpen kommt erst bei den Schriftstellern des
Mittelalters vor. Tacitus und Ammian, welche mehrere Alpenketten unter verschiedenen Namen
bemerken, gedenken ihrer dem Virgil (Georg. III, 47.) lag die Benennung schon nahe. Die Alten
scheinen, aus dem Namen des bewohnenden Volks, der Tauriscer, dies Gebirge Taurus benannt zu
haben, dessen Name sich noch in Krimler Tauern und Fäber Taurn erhält. Strabo (IV, 6. 12.) bemerkt
den Goldreichthum der norischem Gebirge.
(Ricklefs.)
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Julius Cäsar und Augustus, weil sie nach Festus Straßen über denselben anlegten.
Ammianus Marcellinus führt auch Alpes Venetae an, unter welchen aber die obigen verstanden sind.
— Wenn schon Mela zu verstehen gibt, daß die Alpen bis nach Thrakien reichen, so finden wir doch
in den alten Schriftstellern keine eigne Benennung für die illyrischen Alpen. |
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6) Heut zu Tage würden die mehrsten unter diesen alten Benennungen nicht mehr
passend seyn. Wenn man auch diejenige der Meeralpen will gelten lassen, so schickt sich für die
Strecke von Monte Viso bis zum kleinen Mont Cenis besser die Benennung: piemontesisch-
französische Alpen. Vom kleinen Mont Cenis bis zum Col de Ferret nenne man sie: savoysche
Alpen; vom Col de Ferret bis zum Gries schweizerisch-Piemontesische; vom Gries bis zum Ortles
schweizer Alpen; vom Ortles bis zum Krimler Tauern Tiroler Alpen, und da sich, vom
Dreiherrnspitz an, die Alpen in 2 Hauptäste sondern, so könnte man den nördlichen die
Salzburgisch-Östreichischen, den südlichen die Östreichisch-Italischen Alpen nennen;
und von Zeng an bis nach
Servien die dinarischen Alpen. |
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7) Um sich einen deutlichen Begriff von der Orographie dieses, überhaupt
genommen, von Westsüdwest nach Ostnordost streichenden Alpengebirges zu verschaffen, muß man
sich gleich anfangs wol hüten, die Vorstellung einer einfachen Centralkette oder eines
Hauptalpenkamms, in der alle Spitzen durch die höchste Scheidecke verbunden aufeinander folgen,
anzunehmen. Diese sind nicht vorhanden, sondern das Alpengebirge besteht aus, mit der allgemeinen
Richtung desselben gleichlaufenden, und mit einander parallellaufenden Ketten, davon die innern die
höhern Spitzen und Kämme enthalten und Mittelketten genannt werden, die äußern aber zum Theil
schon niederer sind, und so wie sie sich dem beiderseitigen Saum der Gebirge nähern, wenigstens auf
der Nordseite immer niederer werden, und Seitenketten heißen.♦ |
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Zwischen diesen Parallelketten liegen Thäler, die man Längenthäler nennt, weil sie
nach der nämlichen Richtung wie die Längenketten streichen. Diese Parallelketten und Längenthäler
werden durch Querthäler, in einer bald mehr bald minder senkrechten Richtung auf beiden Seiten der
Mittelketten durchschnitten, so daß nun dem Anscheine nach das Alpengebirg aus einer bald
einfachen, bald mehrfachen Centralkette besteht, die meist, doch nicht überall, auf beiden Seiten von
hin und wieder durchbrochenen Nebenketten begleitet werden. Von diesen Central- und Nebenketten
laufen Querketten aus, die isolirt scheinende Gebirgsgruppen bilden, sich in niederere Gebirge und
Hügel verzweigen und in die Ebene verlieren. |
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8) Um diese Gebirgsketten und Thäler genauer kennen zu lernen, müssen wir, weil
kein Hauptalpenkamm vorhanden ist, der uns als Wegweiser dienen kann, die Wasserscheidungslinie
als einen solchen gebrauchen, und diese zuerst anzeigen; dann die vorzüglichsten Mittel- Neben- und
Querketten beschreiben, und endlich die Eigenthümlichkeiten bemerken, die uns in der Structur dieses
Alpengebirges auffallen. —♦ |
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Vorläufig aber bemerken wir, daß die Wasserscheidungslinie das ganze
Alpengebirg in einer sehr schlangenförmigen Linie durchläuft; daß |
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die Gewässer, welche von den Alpen herunter stürzen, in 6 von einander zu
unterscheidende Wasserkessel aufgenommen werden, 1. In den unmittelbaren Kessel des
mittelländischen Meers. 2. In den Kessel des Rhone. 3. In den Kessel des Po. 4. In den Kessel des
Rheins. 5. In den Kessel der Donau. 6. In den Kessel des adriatischen Meerbusens. |
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Vom Cap Roux, das zwischen Frejus und Antibes in der Provence liegt, beginnt
mit dem westlichen Arm der Alpenkette auch die Wasserscheidungslinie, und zieht sich gegen Norden
über den Berg Val plan zum Berg Combreve, auf dem der Var entspringt, der in den Kessel des
mittelländischen Meers rinnt und von dort südöstlich über den Berg Montere zum Berge Pelouze und
Argentiere, Quelle der Stura, die zum Po fließt.♦ |
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Vom östlichen Arm der Alpenkette oder den Apenninen reden wir hier nicht,
bemerken aber nur, daß zwischen dem Cap Noli und dem Cap Roux, welche das Gebiet der Meeralpen
begrenzen, eine Menge Waldströme, die im Sommer meist vertrocknen, von den beiden Armen der
Alpenkette in den Kessel des mittelländischen Meers fließen.♦ |
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Vom Berge Pelonze, dem Vereinigungspunkte beider Arme, zieht sich die
Wasserscheidungslinie nordwärts zum Monte Viso, Ursprung des Po, dann nordwestlich zum
Genevre, auf welchem ein Arm der Durance, die zum Rhonegebiet gehört, hervor quillt; dann wieder
nordöstlich zum kleinen Cenis, auf welchem wie auf dem Genevre Arme der Dora, zum Po-Kessel
gehörig entspringen, wieder nordwärts über den großen Cenis zum Iseran, in dessen Umgebungen der
Are und die Isere ihre Wiege haben, und nachdem sie sich bei Aigue belle vereinigen, in den Rhone
strömen.♦ |
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Nun zieht sie sich nordwestlich zum kleinen Bernhard, dann über den Col du
Bonhomme nordwärts zum Montblanc; von dort über den Col du geant nordöstlich zum Col de Ferret,
wo ein Hauptarm der Dora baltea, die in den Po fließt, hervorkommt.♦ |
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Nun südöstlich über den Drome zum großen Bernhard, dann über den Velan,
Combin, Col d'Oren, Mont Cervin (die alle ihre Wasserschätze südlich in die Dora baltea, nördlich in
den Rhone senden) nordöstlich, auf den Rosa ostwärts, und nun wieder nordöstlich über den Moro,
Simplon, Maderhorn, Albrun und Gries, Ursprung der Foccia, die durch den Langensee und Tessin
sich mit dem Po vereinigt, zum Fieudo, der zur Gebirgsmasse des Gotthard gehört. |
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Auf dieser Gebirgsmasse, einem der Hauptpunkte der Wasserscheidungslinie,
entspringen auf dem dazu gehörigen Furka der Rhone; zwischen dem Fieudo und Gries, auf den
Rüfenen der eine, und beim Hospiz der Gotthardsstraße der andere Arm des Tessins, Po-Kessel; an der
Furka, in den Seen beim Hospiz und im Oberalpsee die drei Quellen der Reuß, zum Rheingebiet
gehörig; endlich bei dem Pontenero der Medelserhein, so wie auf dem Gadus der Tawetscherrhein, die
sich bei Disentis vereinigen, und den Vorderrhein bilden. |
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Von der Gebirgsmasse des Gotthards läuft die Wasserscheidungslinie zuerst
südöstlich zum Lucmannum, dann nordöstlich zum La Graina, dann wieder südöstlich über das
Moschelhorn, aus dessen Gletschern der Hinterrhein entspringt, der sich bei Reichenau mit dem
Vorderrhein vereinigt, über das Vogelgebirge zum Bernhardino, dann |
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nordöstlich über den Splügen und die Aversen Gebirge zum Septimer. |
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Hier ist ein zweiter Hauptpunkt der Wasserscheidungslinie. Sie verläßt nun die
Mittelkette, der sie bis hieher folgte, lenkt sich plötzlich gegen Süden auf den Maleja herunter, und
wieder hoch hinauf auf den Murett und die Berninakette. Am Fuß des Murettgletschers entspringt die
Maira, die durch den Clefnersee der Adda, und mit dieser durch den Comersee dem Po zueilt. Auf der
Scheidecke des Maleja im Silsersee entspringt der Inn, der Hauptarm der Donau, und auf dem
Septimer, nämlich ob Gravas albas entflieht einem kleinen See der Oberhalbsteiner Rhein, der mit der
Albula verbunden bei Sils in den Hinterrhein fließt. —♦ |
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Vom Murett verfolgt nun die Wasserscheidungslinie die Scheidecke der
Berninakette des Casanna, des Ofens, des Folliens, des Katzenkopfs nordöstlich und über die
Vertiefung bei Neschen, wo unweit in den Seen auf der Malserheide die Etsch entspringt und dem
adriatischen Meerbusen zurinnt; läuft sie dann zum Schafskopf, und von diesem, bald südöstlich, bald
nordöstlich, über den Hochvernagt, Plateykogl, die Özthäler; ferner, den Hohengrind, den Brenner,
Zemer, Teufelsklamen, zum Krimler Tauern, überhaupt genommen nordöstlich, dann östlich zum
Dreiherrnspitz. |
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Hier ist ein dritter Hauptpunkt. Die Wasserscheidungslinie verläßt nämlich die
hohen Tauern und wendet, sich plötzlich gegen Süden über den Hochkreuz zur grauen Wand, dann
südöstlich über das Pfannhorn zum Confinhorn, dann südlich über den Gantkogl zur Croda dell
Agnello. Die Drau entspringt bei dem Gantkogl und fließt der Donau zu, die Rinz aber unweit davon
in den Gloengalp, und eilt in entgegengesetztem Laufe der Eysak, und mit dieser der Etsch zu. —
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Von der Croda dell Agnello wendet sich die Wasserscheidungslinie wieder gegen
Osten, und streicht über den Monte Croce und Monte Scuro, Quelle eines Arms der Gail, der sich in
die Drau ergießt, zum Hohenspitz, an dessen südlichem Abhang die Piave entspringt, Kessel des
adriatischen Meerbusens; dann südöstlich über den Barbazi, Quelle des Tagliamento, auch in den
nämlichen Meerbusen fließend, zur Gebirgsmasse des Terglou und der Mannhartsgebirge. |
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Ein vierter Hauptpunkt, bei dem sich die Gebirge wieder theilen, und auf welchem
die Sau ihre Quelle hat und in die Donau strömt, so wie der Isonzo- der sich in den adriatischen
Meerbusen verliert. Die Wasserscheidungslinie folgt auch hier der südlichen Kette, so wie überall, und
geht südöstlich über den Magdalenenberg, den Golak, Birnbaumwald und Jawornik mit dem
Hohenkarst zum Schnisnick (Schneeberg), Quelle der Kulpa, Donaugebiet, und über die dinarischen
Alpen, nämlich nördlich über den Cappella, Quelle der Unna, Donaukessel, zum Popitae, Quelle der
Zermagna, die in den adriatischen Meerbusen fließt, und südöstlich zum Dinarizza Planina, Quelle der
Unatza, dann zum Zamorina, Quelle der Bosna und Narona, zum Berge Smolin, Quelle der Moracca;
endlich über den Krustina, Quelle der Orotzka, zum Berge Skardo, Quelle der Morava und des
Wardari. Alle diese Flüsse von |
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der Unatza an, strömen in den Donaukessel. Vom Berg Skardo an vertheilen sie
sich so sehr, daß man sie nicht mehr zur Alpenkette rechnen kann 4).
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- 4) Vgl. Fr. Schulz,
über den allgemeinen Zusammenhang der Höhen, Weimar
1803. 4., und Hacquets physikalisch-politische Reise aus den dinarischen durch die julischen,
carnischen, rhätischen und die norischen Alpen, Leipz. 1785. 8. 2 Th.
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