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Forts. S. 95 Sp. 2 |
BERG, Berge in der Naturk. s. Gebirge; die damit zusammengesetzten teutschen
Namen von Thieren s. unter den lateinischen Gattungs-Namen. |
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Herzogthum |
BERG, das Herzogthum, dehnt sich am rechten Ufer des Rheines, seiner
westlichen Gränze, von den Nassau-Weilburgschen Landen bis zum Herzogthum Cleve hinab, östlich
von der Grafschaft Mark, dem Herzogthum Westphalen und dem Nassau Siegenschen umschlossen. –
Von |
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BERG |
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vielen und waldigen Gebirgen bedeckt, worunter, auf der südlichen Gränze, das
herrliche Siebengebirg; von der Sieg, Agger, Wupper, Düssel, Anger, Ruhr und einer Menge kleiner
Bäche durchströmt, ward es eine frühe und freundliche Wohnstätte des regsamsten Kunst- und
Gewerbfleißes, der vorzüglich in den Städten Barmen, Elberfeld u. a. durch die feinsten
Spinnerei-, Woll- und Seidengeweben aller Art, unter andern auch durch das Geheimniß der
türkischrothen Farbe; in Solingen, Remscheid und der Umgegend aber durch Eisen- und Stahl-
Fabrikation, vom rohen Produkt bis zur kunstvollsten Bearbeitung und Politur, die glänzendste auf den
Handelsplätzen Europa's längst anerkante Stufe behauptet; und nährt größtentheils hiedurch auf einem
Raum von 54 Quadrat Meilen 261,559 Bewohner im Wohlstande, bei einem übrigens leichten, ja
schlechten Boden, dem nur das Bedürfniß solcher Bevölkerung, die jetzige noch nicht immer
zureichende Ergiebigkeit abgewinnen konte. |
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In den frühesten Zeiten wurde die Gegend von den Ubiern, die sich später in das
jetzige Cölnische zusammenzogen, dann abwechselnd von teutschen Völkern bewohnt, die unter den
Namen Sigambrer, Tencterer und Bructerer berühmt sind, stets durch den muthvollsten Widerstand
gegen den Andrang der eroberungssüchtigen Römer ihre Unabhängigkeit behaupteten, und sie
hinderten diesseitig, Deutz (Divitense munimentum Tuitium) allein ausgenommen, weilenden Fuß zu
fassen, während auf der gegenüber gelegenen Rheinseite eine Reihe von Städten und Vesten Roms
längere Herrschaft bezeichnet; zuletzt aber bei der großen Völkerwanderung, unter den bis hieher
gedrungenen Franken sich verloren. —♦ |
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Unter fränkischer Herrschaft blieb das Bergische bis nach den Zeiten Karls des
Großen, — gehörte zur Provinz Ripuarien, die sich westseits Rheines von der Mosel bis zur Waal
erstreckte, und bezeichnet noch jetzt, in seiner östlichen Ausdehnung gegen Westphalen, die Gränze
der Franken und Sachsen der Vorzeit. Das Land war damals in 4 Gaue getheilt: 1) der Ruhr- oder
Duisburger Gau, 2) der Kehldachgau an der Wupper, 3) der Deutzer Gau, 4) der Auel-Gau an der
Sieg. Ersterer lag im Gebiete der Pfalzgrafen; — im Deutzer Gau aber, an dem Fluß Düne stand das
Stammschloß Berg, aus dem die bergischen Dynasten, die mit jenen des Schlosses Altena, später
Mark genant, eines Stammes sind, hervorgingen.♦ |
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Der Erste, der den Titel eines Grafen von dem Berge in erblicher Würde trug, hieß
wahrscheinlich Adolph, so bereits ums Jahr 1102 regirte. Seinem Bruder Everhard, der einst mit ihm
einem blutigen Treffen beigewohnt, dann von Reue ergriffen als Büßender die Heimath verlassen, und
bei Morimund als Schweinehirt wiedergefunden ward, schenkte er das Schloß Berg, wo dieser 1133
eine Cistersienser-Abtei stiftete, die später nach Aufbau eines neuen Schlosses, Neuenberg genant, den
Namen Altenberg annahm, und die Grabstätte der Grafen und Herzoge von Berg wurde; wo auch
Adolph I. seine letzten Tage als Mönch verlebte und 1152 starb. Ihm folgte sein Sohn Adolph II.—
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Bereits gegen Ende des 7. Jahrh. hatte das Christenthum begonnen, auf bergischem
Boden Wurzel zu fassen. Suidbertus ein Abgesandter Beda's in England, predigte hier der Erste, un-
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BERG |
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ter dem Schutze Pipins, das Evangelium und gründete auf einer Rhein-Insel bei
Düsseldorf, das Stift Kaiserswerth, wo er 713 oder 717 starb. Bald folgten das Stift Gerresheim, die
Abteien Siegburg, Altenberg, Heisterbach u. a. m., die bei ihrem Beginn unverkennbar den
wohlthätigen Keim früher sittlicher Cultur verbreiteten, endlich aber dem Geiste und Zwecke ihrer
Stiftung entwachsen, 1803 aufgelöst wurden. —♦ |
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Als im 12. Jahrh. das Christenthum die Lohnung zum heiligen Kampfe ward, nahm
auch das Bergische den thätigsten Antheil. — Die wenigstens ehedem geheime Kunst der damascener
Klingen- und anderer Waffen-Fabrikation, worin das Bergische seit Jahrhunderten berühmt ist, soll
daher stammen.— Überhaupt trugen diese Kampfzüge, welchen Adolph II. und fast alle seine
Nachfolger, im glänzenden Rittergefolge und mit ausgezeichneter Tapferkeit beiwohnten, sehr zu dem
immer mehr steigenden Ansehen eines Grafen von Berg bei.♦ |
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Von den 5 Söhnen Adolph II. war einer, auch Adolph genant, der den Vater zum
heiligen Lande begleitet, vor Damascus gefallen. Ein anderer, Friederich war 1156 zum Erzbischof
von Cöln, und ein dritter, auch Adolph genant, zum Abt von Werden gewählt worden. Auf den Sohn
Everhard aber ging beim Tode des Vaters, 1160, die Grafschaft Altena, die später den Namen Mark
annahm, und auf Engelbert, die Grafschaft Berg über. Engelberts I. Sohn und Nachfolger, Adolph III.
fiel auf einem Kreuzzuge vor Damiette und mit ihm erlosch im Mannsstamme das erste bergische
Grafengeschlecht.♦ |
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In der Heimath hinterließ er eine einzige Tochter Irmgard, die mit Heinrich, dem
ältesten Sohne des Herzogs von Limburg, vermält war, und einen Bruder, den berühmten Erzbischof
Engelbert von Cöln. Dieser hatte während Adolphs III. Zuge ins H. Land, die Verwaltung der
Grafschaft geführt, und auch nur erst mit seinem Tode 1225 konte Irmgard zum Besitze derselben
gelangen. —♦ |
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Das altbergische Wapen, welches mehre gezahnte Balken führte, ward nun mit
dem limburgischen, einem rothen Löwen im silbernen Felde, vertauscht, und die Grafschaft blieb bei
dem Hause Limburg, bis sie mit dem Tode Adolphs VI., der 1348 kinderlos starb, an dessen
Schwestertochter Margaretha, so mit Gerhard von Jülich vermält war, vererbt ward. Seit dem sind die
Herzogthümer Jülich und Berg bis zu Ende des vorigen Jahrhunderts vereinigt geblieben; ihre
gemeinsame Geschichte wird der Artikel Jülich und Berg ausführlicher behandeln. —♦ |
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Durch den lüneviller Frieden 1801 ward das linke Rheinufer an Frankreich
abgetreten, und das Herzogthum Berg blieb dem Pfalzbaierischen Hause, ward von Maximilian Joseph
von Baiern 1804 an den Herzog Wilhelm von Baiern aus dem Hause Pfalz Birkenfeld Gelnhausen
übertragen, 1806 aber an den Kaiser der Franzosen, und von diesem am nämlichen Tage, an Joachim
Murat abgetreten, welcher dasselbe nach mehren Vergrößerungen, 1808 wieder an Napoleon abtrat,
der es dem ältesten Sohne seines Bruders, Ludwig Bonaparte schenkte; ehe aber dieser großjährig, und
zum Besitz kam, ward durch das siegende Heer der verbündeten Mächte alle fremdherrliche
Herrschaft gelöst, und auf dem Congresse zu Wien, dem Königreiche Preußen das Herzogthum Berg
einverleibt, und dasselbe in die |
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BERG |
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Regirungs-Bezirke Düsseldorf, Cöln und Arnsberg vertheilt.
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(Fallenstein u. Lacomblet.) |
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Wirtemberg |
BERG, Weiler mit Marktgerechtigkeit, im Neckarkreis des Königreichs
Wirtemberg, am Neckar, ohne eigene Markung, theils auf stuttgarter, theils auf canstatter Markung
gelegen, und daher mit seinen Einwohnern entweder in die eine, oder die andere Stadt eingebürgert.
Der Ort ist nach Gaisburg eingepfarrt, hat aber seine eigene Kirche, welche sehr malerisch auf einem
Hügel liegt, und in ihrer Umgebung nach die Spuren von der Burg der ehemaligen Herrn von Berg
trägt, die im J. 1287 von Kaiser Rudolph auf seinem Zuge gegen Stuttgart zerstört wurde. Bey dem
Orte befindet sich ein k. Holzgarten, worin das auf dem Neckar und auf der Rems herbeigeflößte Holz
für die Bedürfnisse des Hofs und der Regirung aufgestellt wird. Auch befinden sich hier eine treflich
und nach englischer Art eingerichtete, mechanische Baumwollspinnerei, eine ansehnliche Lederfabrik,
eine Türkischrothfärberei und eine Seidenwattfabrik; ein Kanal des Neckars setzt mehre Mühlen und
andre Werke in Bewegung *). |
⇧ Inhalt |
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Noch mehre andre wirtembergische Orte führen den Namen Berg, worunter
hauptsächlich das Dorf Berg im Donaukreis, Oberamts Ehingen, als der Stammsitz der ehemaligen
Grafen von Berg und Schelklingen bemerkt zu werden verdient. |
(Memminger.) |
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Schweiz |
BERG. So heißt♦ |
⇧ Inhalt |
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1) ein ref. Pfarrdorf am Berge Irchel, im zürcherischen Ober-Amte Andelfingen, in
der Schweiz, mit 350 Einwohnern treflichem Weingelände und einer der Jagd günstigen Lage; zu dem
Schlosse, bei welchem sich neben ausgedehnten Grundstücken auch geschmackvolle Gartenanlagen
befinden, gehört das Gut Eigenthal, beides Besitzthum des Hrn. Oberst Escher von Berg aus Zürich;
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2) Pfarrdorf von 168 kath. Einwohnern im C. Thurgau; der davon benante Kreis im
Ober-Amt Weinfelden umfaßt die zwei Civil-Gemeinden Berg und Hugelschofen; —♦ |
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3) Pfarrdorf von 500 kath. Einwohnern im St. gallischen Bezirk Rohrschach. —
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Berg, am Berg, auf, im, inner, außer, unter, ober, hinter, vorder Berg, heißen
eine Menge größere und kleinere Ortschaften, Weiler, Höfe, Häuser und Gegenden in der teutschen
Schweiz; ähnliche Benennungen finden sich im rhätischen, italischen und französischen Idiom der
übrigen nicht teutschen Schweiz. |
(Wirz.) |
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weisser |
BERG, weisser (Bila Hora), Anhöhe 1 St. von Prag mit öffentlicher Kapelle und
Wirthschaftsamt, zur Herrschaft Tachlowitz gehörig, im rakonitzer Kreise, berühmt durch die hier
1620 gelieferte, für Böhmens Schicksal so entscheidende Schlacht. (Andre.)
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⇧ Inhalt |
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- *) Das dasige Mineralwasser ist eines der vorzüglichern eisenhaltigen,
muriatischen Wasser, das nach Kielmeyer, (s. dessen Disquis. ch. acidularum Bergensium, et
Goeppingensium Stuttg. 1786. 4.), in 1 Pfunde, 9 ¼ Gr. Kochsalz, 8 Gr. kohlens. Kalk,
Gips, Bittersalz, 1 5⁄7 kohlens. Eisen, 3 2⁄7 K. Z. kohlensaures und 164 3⁄7 K. Z.
hydrothionsaures Gas enthält. — Man trinkt es, und badet darin bei Gicht, Rheumatismen,
chronischen Hautexanthemen etc., (vergl. Molwiz über eisen- und schwefelhaltige Gesundbrunnen
und Bäder etc. Stuttg. 1803. 8.). (Th. Schreger.)
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⇧ Inhalt |