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Allgemeine Encyclopädie HIS-Data
5139-1-18-182-1
Erste Section > Achtzehnter Theil
Werk Bearb. ⇧ 18. Th.
Artikel: CÖLN - CÖLNISCHES WASSER
Textvorlage: Göttinger Digitalisierungszentrum 190 : 182
Siehe auch: HIS-Data Coe
Hinweise: Allgemeine Bemerkungen zur Textgestaltung siehe Bearbeitung
Inhalt:
⇦ CÖLN Kurfürstenthum
COELLO ⇨

⇧ S. 181 Sp. 2  
S. 182 Sp. 1 CÖLN. l) Regirungsbezirk der preuß. Provinz Jülich-Cleve-Berg, im Jahr 1816 aus dem Gebiete der vormaligen Reichsstadt Cöln, einem Theile des vormaligen Erzstifts Cöln und der Herzogth. Jülich und Berg und aus den beiden Standesherrschaften Homburg und Gimborn gebildet, grenzt gegen Norden an den Regirungsbezirk Düsseldorf, gegen Osten an den von Arnsberg, gegen Süden an den von Coblenz, gegen Westen an den von Aachen und  
S. 182 Sp. 2 CÖLN  
  enthielt im Jahr 1821 auf 61,77 Quadratmeilen oder 1,327,534 preuß. Morgen, 348,918 Einw., worunter 45,423 evang., 299,871 kathol. Christen, 3 Mennoniten und 3621 Juden 1), welche 16 Städte, 7 Marktflecken
 
 
  • 1) Krug u. Mützell Wörterb. d. preuß. Stats. 6. Bd. S. 382. 388. Nach v. Zedlitz Statskräfte der preuß. Monarchie. 1. Bd. S. 287. 297 enthielt der Regirungsbezirk Cöln im Jahr 1826 auf 74,59 Quadratmeilen 369,726 Einw., mithin 4952 Einw. auf 1 Quadratmeile.
 
S. 183 Sp. 1 CÖLN  
  und 583 Dörfer bewohnten. Im Jahr 1823 hatte der Regirungsbezirk Cöln 34 evang. und 153 katholische Mutterkirchen, 2 evang. und 110 kathol. Tochterkirchen, 8 evang. und 186 kathol. gottesdienstliche Versamlungshäuser ohne Parochialrechte, 26 Synagogen, 1 Landschullehrerseminar in Brühl, 4 Gymnasien und 440 Elementarschulen. Die evangelischen Einw. standen unter 4 Superintendenturen, die Katholiken unter den bischöfl. Sprengeln von Aachen und Münster und dem erzbischöflichen Sprengel zu Cöln, der jetzt noch seinen Sitz zu Deutz hat  2). Der Regirungsbezirk ist in 11 Kreise: Bergheim, Bonn, Stadtkreis Cöln, Landkreis Cöln, Gummersbach, Lechenich, Mülheim, Rheinbach, Sieg (Siegburg), Waldbröl und Wepperfurt 3) eingetheilt; der Sitz der Regirung und des rheinischen Appellationsgerichtshofes 4) ist zu Cöln. — Der  
Landkreis 2) Landkreis Cöln, ein Theil des vormaligen Erzstifts Cöln, auf dem linken Ufer des Rheins gelegen und gegen Norden und Osten an den Regirungsbezirk Düsseldorf grenzend, enthielt im Jahr 1821 auf 7 4⁄10 Quadratmeilen oder 159,374 preuß. Morgen 32,568 Einw., worunter 230 evang., 31,778 kath. Christen und 560 Juden 5) in den 2 Städten Brühl und Worringen und 53 Dörfern.♦ ⇧ Inhalt 
  Ackerbau, auch Rübsamenbau, Viehzucht und Schifffahrt sind die Hauptbeschäftigungen der Einwohner, wovon einige jedoch an der Fabrication der Stadt Cöln einigen Antheil nehmen. Vorzüglich reich ist dieser Kreis an guter Töpfererde. — Das landräthliche Officium des Kreises, welcher in 13 Bürgermeistereien eingetheilt ist, befindet sich in der Stadt Cöln. — Der  
Stadtkreis 3) Stadtkreis Cöln auf beiden Seiten des Rheins, enthält die Stadt Cöln und deren Feldmark, nebst dem Städtchen Deutz mit 54,938 Einw. auf etwa 88⁄100 Quadratmeilen Flächenraum 6).
   
Stadt CÖLN (Cologne), befestigte Hauptstadt des gleichnamigen Regirungsbezirks in der preuß. Provinz Jülich- Cleve-Berg, in einer weiten Ebene am linken Ufer des Rheins gelegen (Br. 50° 55' 21" L. 24° 35'). Die Stadt bildet einen Halbzirkel, der 6182 geometr. Schritte oder beinahe 3 Stunden Weges im Umfang hat und dessen Sehne längs dem Strome 4380 Schritte
⇧ Inhalt 
 
  • 2) Stein Zweite Folge der Nachträge zu dem geograph.- statist. Lex. S. 22.
  • 3) Nach dem statistisch-geograph. Handbuch vom preußischen State (Berl. 1827. 8.) S. 150 —155. Statt des Gummersbacher (oder nach v. Schlieben's Atlas von Europa 9r Lieferung S. 14 Gimborner) Kreises führen Hassel (Erdbeschr. der preuß. Monarchie S. 474. 483) und Stein (geogr.-statist. Lex. 1. Bd. S. 827) den Uckerather Kreis auf.
  • 4) Dieser Gerichtshof ist die erste Provinzial-Gerichtsbehörde des Niederrheins, welche in zweiter Instanz entscheidet, und nach dem Code Napoleon richtet. Zu ihrem Restort gehören die Landgerichte zu Aachen, Cleve, Coblenz, Cöln, Düsseldorf und Trier, 127 Friedensgerichte, das Stadtgericht zu Wetzlar, 8 Justizämter und 5 standesherrliche Gerichte mit einer Bevölkerung von mehr als 2,500,000 Einw. S. v. Zedlitz a. a. O. S. 498.
  • 5) Krug und Mützell a. a. O. S. 202. 208. Nach dem oben an gef. statist.-geogr. Handb. S. 152 auf 7,88 Quadratmeilen 34,880 Einw., worunter 2160 Einw. der zu dem Landkreis gezogenen Stadt Deutz auf dem rechten Rheinufer begriffen sind.
  • 6) Hassel a. a. O. S. 474. Nach dem o. a. statist. geogr. Handb. S. 152 beträgt die Zahl der Einw. 59,049.
 
S. 183 Sp. 2 CÖLN  
  lang ist. Sie ist von einer hohen mit 83 Thürmen besetzten Mauer, Wall und Graben umgeben, hat 7 (sonst 16) durch sogenante Montalembertische Thürme vertheidigte Thore, größtentheils krumme, enge und finstere Straßen und 3 öffentliche Plätze, worunter der Neumarkt einen vortrefflichen Spaziergang gewährt.♦  
  Im Jahr 1821 zählte man 43 zur Ausübung des Gottesdienstes *) und 73 für andere Stats- und gemeinnützige Zwecke bestimte öffentliche Gebäude, 7073 Privatwohnhäuser, 89 Fabriken, Mühlen und Magazine und 1246 Ställe, Scheunen und Schoppen, welche mit 6,616,610 Rthlr. in der Feuersocietät versichert waren.♦  
  Unter den öffentlichen Gebäuden sind zu bemerken: 1) Die Domkirche, welche vollendet das größte und herrlichste Werk gothischer Baukunst seyn würde 2). 2) Die Kirche zum H. Gereon und den thebaischen Märtyrern 3). 3) Die St. Mariakirche im Capitol, auf einer Anhöhe (Capitolsberg) und derselben Stelle, wo das Capitolium der Römer gewesen seyn soll 4). 4) Die durch Schönheit und Eleganz der Bauart ausgezeichnete Jesuiterkirche. 5) Die vom Bischof Cunibert erbaute St. Cunibertskirche am Rheinufer. 6) Die mit vielen kleinen Thürmen und einer sechseckigen Kuppel gezierte Apostelkirche mit der schönen Inschrift: Deo 5). 7) Die St. Peterskirche, auf
 
 
  • 1) Unter diesen befanden sich 1 kathol. Kathedral- und 19 Pfarrkirchen, 1 evang.-luther. und 1 evang.- reform. Pfarrkirche und 1 Synagoge.
  • 2) Den Plan zum Dom entwarf Erzbischof Engelbert I., aber erst unter seinem Nachfolger Conrad von Hochstetten begann der Bau, wozu der erste Stein im Jahr 1248 am Tage der Himmelfahrt Mariä gelegt wurde. Streitigkeiten zwischen den Erzbischöfen und der Stadt verhinderten die Vollendung dieses Riesengebäudes, woran noch 1499 gearbeitet wurde. Der Originalgrundriß des Doms, welcher vormals im Archive des Domcapitels aufbewahrt wurde, hat sich verloren und nur die Originalzeichnungen der Hauptfacade sind wieder anfgefunden und in dem Boissereschen Werke über den Cöln. Dom mitgetheilt. Die Kirche ist in Form eines Kreuzes angelegt, 400 Fuß lang und im Durchschnitt 180 F. breit. Die Gewölbe werden von 100 Säulen getragen, wovon die 4 mittlern an 30 F. im Umfang haben; aber nur das 200 F. hohe prächtige Chor ist vollendet; das Schiff oder die Unterkirche kaum 100 F. hoch und mit Brettern überwölbt. Auch von den beiden Thürmen, deren Höhe zu 500 F. bestimt war, ist der eine nur halb, und der andere gar nur 21 F. hoch über der Erde erbaut worden; in jenem hängt die 25,000 Pfd. schwere Glocke. Auf der linken Seite des Hochaltars ist die sogenante goldene Kammer mit dem kostbaren Domschatz; hinter dem Hochaltar aber die berühmte Marmorcapelle der heil. drei Könige. Die Gebeine derselben, welche in einem durch Kostbarkeit und Kunstwerth ausgezeichneten Kasten ruhen, wurden nebst den ebenfalls im Dome aufbewahrten Reliquien der Heil. Felix und Nabor, von Kaiser Friedrich I. dem Erzbischof Reinold von Dassel geschenkt, und den 23. Juni 1168 nach Cöln gebracht, am 30. Sept. 1794 bei Annäherung der Franzosen nebst dem übrigen Domschatze nach Arnsberg in Westphalen geflüchtet und erst den 4. Jan. 1804 nach Cöln feierlich zurückgeführt.
  • 3) Nach dem Dom die schönste Kirche, ausgezeichnet durch eine große, kühn gebaute Kuppel mit drei Galerien, die aber aus späterer Zeit sind; denn das Hauptgebäude wurde schon 1066 von dem Erzbischof Anno auf der Stelle errichtet, wo früher der von der Kaiserin Helena erbaute Tempel stand.
  • 4) Diese Kirche ist nebst der Maria- Lyskirche die älteste in Cöln, und von Plectrudis, der Gemalin Pipins und Mutter Karl Martells erbaut.
  • 5) Sie wurde im Jahr 1021 vom Erzbischof Heribert auf der Stelle einer alten unansehnlichen Kirche angefangen, aber erst unter seinem Nachfolger Pilgrim vollendet.
 
S. 184 Sp. 1 CÖLN ⇧ Inhalt 
  den Trümmern eines römischen Tempels erbaut, wie die noch stehende Vorhalle beweist; in ihr ward der berühmte Rubens am St. Peterstage des Jahres 1577 getauft, der dieser Kirche sein herrliches Gemälde der Kreuzigung des Apostels schenkte 6). 8) Das vormalige Damenstift St. Ursula, merkwürdig durch die Legende von dieser Heiligen und ihren 11,000 Jungfrauen, deren Gebeine in der Kirche aufbewahrt werden. 9) Das Rathhaus mit einem schönen Portal von einer Doppelreihe marmorner Säulen und 10) das ehemalige Kaufhaus Gürzenich jetzt ein Waren- und Waghaus, auf dessen großem Säle mehre Reichstage gehalten worden sind. —♦  
  Cöln hatte eine im Jahr 1388 gestiftete und vom Papst Urban IV. privilegirte Universität, deren glänzende Epoche in das 16. Jahrh. fällt. Später sank sie, nicht ohne Schuld der Regirung, tief herab, bis sie endlich im Jahr 1798 ganz aufgelöst wurde. An ihre Stelle, so wie in jene der aufgehobenen Gymnasien trat anfangs eine Centralschule, welche später im Jahr 1807 in eine Secondairschule oder sogenantes Collegium umgeschaffen wurde. Der Sitz desselben war in dem ehemaligen Jesuitercollegium, wo auch die 60,000 Bände starke Bibliothek, das ansehnliche physikalische Cabinet, eine Mineraliensamlung und der mehr als 4000 Pflanzen enthaltende botanische Garten sich befanden. Gegenwärtig ist dieses Collegium in ein höheres Gymnasium, nach der in Preußen bestehenden Einrichtung umgewandelt und neben demselben im Jahr 1825 noch ein evangelisches Gymnasium errichtet. Außer diesen Gymnasien besitzt Cöln ein kathol. Seminarium für angehende Geistliche, 54 öffentliche Elementarschulen, 4 Zeichnen- und 2 Musikschulen, 7 concessionirte Privaterziehungsanstalten für Knaben und Mädchen und 1 Taubstummeninstitut.♦  
  Unter den Kunst- und Alterthumssamlungen ist die in dem ehemaligen Jesuitercollegium aufgestellte des verstorbenen Prof. Wallraff eine der interessantesten und reichsten; vorzügliche altteutsche Gemälde finden sich in den Privatsamlungen der Hrn. Harff, Liversberg, Schaafhausen und Wilmes, und schöne Glasgemälde besitzen die Hrn. Bemberg, Gerling und Schiefer. —♦  
  Unter der kurfürstlichen Regirung zählte Cöln so viele Stifter, Convente und Klöster in seinen Mauern, daß man das Vermögen derselben auf 200 Millionen Gulden und die Zahl der geistlichen Personen beiderlei Geschlechts auf 2500 schätzte; unter der französischen Regirung wurden aber fast alle geistlichen Corporationen im Jahr 1802 aufgehoben, so daß gegenwärtig nur 1 Urselinerkloster mit einer Töchterschule, 4 Convente der barmherzigen Schwestern, welche sich mit Wartung weiblicher Kranken beschäftigen und 1 Convent von Alexianern oder Cöliten zur Wartung männlicher Kranken und Bedienung der Leichen übrig sind.♦  
  Zur Unterstützung und Versorgung der Armen in Cöln, das als Hauptsitz der Bettelei im heil. römischen Reiche berüchtigt war  7), dienen die allgemeine Ar-
 
 
  • 6) Dieses im Juli 1637 von Rubens begonnene, aber erst 1639 vollendete, den marmornen Hochaltar schmückende Gemälde wurde im Jahr 1794 von den Franzosen nach Paris entführt, und erst im Jahr 1815 auf preuß. Requisition zurückgegeben.
  • 7) G. Forster Ansichten vom Niederrhein etc. 1r Thl. S. 86 ff. In, Jahr 1819 wurden nach einer polizeilichen Aufnahme 19,059 Ar- {1} me in Cöln gezählt, deren Versorgung, mit Ausnahme der Arznei, jährlich wenigstens 90,000 Franken erfodert, wozu aus den vorhandenen Fonds 56,061 Franken fließen und der Ausfall, nach der Auffoderung des Wohlthätigkeitsvereins durch monatliche Beiträge der Einwohner gedeckt werden soll. Vergl. Stein Geogr. u. Statist. d. preuß. Stats. S. 400.
{1} Fußnote ergänzt von Sp. 2
S. 184 Sp. 2 CÖLN  
  mencommission (Wohlthätigkeitsverein mit 50,000 Fr. Einkünften), das Bürgerhospital mit einem Kranken- und Irrenhause, das Krankenhaus zur h. Cäcilia, das Entbindungshaus, das Waisenhaus für 300 Waisen und Findelkinder, 40 sogenante Convente für arme Wittwen und ledige Frauenzimmer, 1 Arbeitshaus und l Leihhaus. —♦  
  Ungeachtet des großen Umfangs der Stadt ist deren Bevölkerung sehr schwach, aber im Steigen begriffen. Im Jahr 1816 zählte man 49,276 Einw., worunter 950 evang.-luther., 980 reform., 47,196 kathol. Christen und 150 Juden; im Jahr 1821 aber 52,252 Einw., worunter 24,272 männl. und 27,980 weibl. Geschlechts. Mit Einschluß des Militärs belief sich im letzten Jahre die Zahl der Einw. auf 56,420 Individuen, so daß ungefähr 8 Personen auf jedes Privatwohnhaus zu rechnen sind.♦  
  Die Hauptnahrungsquellen der Einwohner sind Handel und Gewerbe. Zwar hatten Fanatismus und die verkehrten Maßregeln des vormaligen aristokratischen Senats den Flor der Gewerbsindusirie vernichtet; allein die durch die französische Regirung eingeführte freie Religionsübung und Napoleons Continentalsystem riefen sie ins Leben zurück. Von Elberfeld, Mühlheim u. a. belgischen Orten wurden mehre Fabriken ganz oder theilweise nach Cöln verlegt, wo sie bei der großen Menge müßiger und wohlfeiler Hände am besten gedeihen konten. Vorzüglich hoben sich die Wollen-, Baumwollen- und Seidenmanufacturen 8), und die Spitzenklöppelei beschäftigte im Jahr 1813 allein 1544 Arbeiterinnen.♦  
  Gegenwärtig hat jedoch diese rege Gewerbsthätigkeit sich sehr vermindert, da der Hauptabsatz, nach Frankreich und Belgien, fast ganz gestört ist, und beschränkt sich auf Seiden- (181), Baumwollen- (143) und Wollenzeugweberei (75 gehende Stühle), Leinen- (64), Strumpf- (19) und Bandweberei (13 gehende Stühle), Ledermanufactur 9), 25 Seifensiedereien, 31 Seiler- und Reepschlägereien, 1 Fabrik von eisernen Öfen, 4 Fayenzefabriken, 25Tabaksfabriken mit über 800 Arbeitern 10), l Zuckerraffinerie, 1 Kunst- und chemische Färberei und 18 Buchdruckereien mit 44 Pressen 11). Berühmt sind Cölnischer Leim, Cölnische Erde (Terre d’ombre de Cologne) und vorzüglich das Cölnische Wasser (Eau de Cologne) von I. M. Farina, aus dessen Fabrik jährlich 80 bis 90,000 Flaschen versendet werden. Außerdem treibt Cöln einen lebhaften Handel mit Fabrikaten und Producten, besonders Rheinwein (jährlich 60,000 Ohm), Holz, Getreide, Kleesamen etc. Der sehr
 
 
  • 8) Im Jahr 1812 zählte man 21 Seidenmanufacturen mit 494 Stühlen und über 1000 Arbeitern, welche vorzüglich Stücksammet, Sammetband, seidne Bänder und Halstücher für 800,000 Rthlr. lieferten.
  • 9) Jährlich werden an 20,000 Ochsen- und Kuhhäute, 6000 Pferde- und Ziegenhäute und 23,000 Kalb - und Schaffelle verarbeitet. Die Gärberei beschäftigt 89 Meister mit 59 Gehilfen und Lehrlingen.
  • 10) Unter der franz. Regirung hatte Cöln nur 1 kaiserl. Tabaksfabrik mit 315 Arbeitern. Handlungszettung 1825. No. 97.
  • 11) Vergl. Krug u. Mützell a. a. O. S. 24 — 44.
 
S. 185 Sp. 1 CÖLN ⇧ Inhalt 
  bedeutende Commissions-, Speditions- und Transitohandel, besonders in Kolonialwaren, den die Stadt als Mittelplatz zwischen Holland und Teutschland treibt, wird vorzüglich begünstigt durch den mehr als 70 Schiffe fassenden Freihafen, und das, in neuern Zeiten in ein Stations- oder Umladungsrecht verwandelte Stapelrecht 12). — ♦  
  Cöln ist der Sitz der Landesregirung, des rhein. Appellationsgerichtshofs, eines Landgerichts, 4 Friedensgerichte, eines Handelsgerichts, Oberpostamts, der Pro-vinzial-Steuerdirection, eines Hauptsteueramts, Bancocomtoirs, Provinzial-Salzcomtoirs und des erzbischöflichen Domcapitels. —♦  
  Cöln verdankt seinen Ursprung den Ubiern, einem teutschen Volksstamme, welche durch den römischen Feldherrn Marcus Agrippa von dem rechten auf das linke Rheinufer versetzt, hier ihren Hauptort anlegten. Ursprünglich hieß diese Stadt Ara oder oppidum Ubiorum; als sie aber später durch eine römische Kolonie, welche Kaiser Claudius aus Liebe zu seiner Gemalin Agrippina daselbst ansiedelte, vergrößert wurde, erhielt sie den Namen Colonia Agrippina. Trajan, der sich vor seiner Erhebung zum Imperator hier aufhielt, verschönerte die Stadt und verlieh derselben römische Rechte und Freiheiten. Unter Gratian und Valentinian wurde Cöln im Jahr 462 eine Beute der Franken, an deren Spitze König Childerich I. stand.♦  
  Unter Kaiser Otto I. erhielt sie im Jahr 949 die Rechte einer freien Reichsstadt und wurde im Jahr 1201 eine Quartierstadt der teutschen Hause{1} 13). Im Jahr 1794 wurde die Stadt von den Franzosen besetzt und durch den Lüneviller Frieden vom 9. Febr. 1801 an Frankreich abgetreten. Am 14. Jan. 1814 von den Russen erobert und in Folge der Verhandlungen des Wiener Congresses im Jahr 1815 von Preußen in Besitz genommen. Während der franz. Regirung war sie der Hauptort eines Arrondissements im Roer-Departement und der Sitz des Unterpräfecten, eines Civil - und Handelsgerichts, Polizeitribunals und des protestantischen General-Consistoriums für die Departements der Roer, des Rheins und der Mosel. —♦  
  Cöln ist der Geburtsort des berühmten Heinrich Conrad Agrippa († 1535), des großen Malers Rubens († 1640) und des holländ. Dichters Joh. Vondel († 1679). Auch sind hier oder in der Umgegend Philipp Kalf, Joh. von Aachen, Rembrandt etc. geboren und 1330 erfand hier der Franciskanermönch Berthold Schwarz das Schießpulver. —♦  
  Durch seine Lage zwischen Coblenz und Wesel und das Zusammentreffen vie-
 
 
  • 12) Im Jahr 1822 kamen zu Berg an 910 Fahrzeuge mit 1,395,087 Ctr. 45 Kil. Ladung, zu Thal 3505 Fahrz. mit 1,716,366 Ctr. 15 Kil. Ladung; abgegangen sind zu Berg 1526 Fahrzeuge mit 937,450 Ctr. 16 Kil. Ladung und zu Thal 1306 Fahrz. mit 1,113,624 Ctr. 38 Kil. Ladung. — Die von der Handelskammer zu Cöln mit einer Capital- Einlage von 240,000 Rthlr. begründete preuß.-rheinische Dampfschiffahrts-Gesellschaft hat sich im Jahr 1824 mit der niederländischen Dampfschiffahrts-Gesellschaft zur Fortsetzung und Ausdehnung dieser Fahrt vereinigt. Preuß. Statszeit. 1824. No. 99.
  • 13) Bertii Commentar. rer. german. Lib. III. p. 88 — 94. In ihrem Wapen hatte die Stadt den H. Petrus, der in der einen Hand zwei Schlüssel hält und in der andern ein Buch mit den Worten: Sancta Colonia.
 
S. 185 Sp. 2 CÖLNISCHES WASSER  
  ler Hauptstraßen, so wie als Übergangspunkt über den Rhein ist Cöln auch von strategischer Wichtigkeit, daher das mit demselben durch eine fliegende Brücke verbundene Städtchen Deutz (Duytz) auf dem rechten Rheinufer, mit 279 Häusern und 2,l60 Einw., als Brückenkopf stark befestigt ist.
   
C. an der Lossa CÖLN an der Lossa, welche bei Leubingen in die Unstrut fällt, gewöhnlich Cölleda, Stadt in dem Kreise Eckartsberga des preuß. Regirungsbez. Merseburg mit 368 Häus. und 1892 Einw., worunter 133 Handwerker, meistens Schuhmacher (21) und Leinweber (22). Wegen der starken Viehzucht und des beträchtlichen Viehmarktes, der bei den 3 Jahrmärkten gehalten wird, führt die Stadt auch den Namen Kuhcöln.
   
C. an der Spree Cöln an der Spree s. Berlin. ⇧ Inhalt 
   
Cölnische Erde CÖLNISCHE ERDE, Umber-, Umbra-, Umbraunerde, terre d‘ombre. Alle versandte Cölnische Umbra entsteht in Kohlenlagern durch Verwesung verschütteter Wälder, und ist von Eisenoxyd innig durchdrungen. Gegrabenes Holz, Braun- u. a. Erdkohle, Umbraerde etc., sind dort in mancherlei Verhältnissen geschichtet, und das Eine geht in dem Verhältniß in das Andere über, in welchem die Zersetzung unterbrochen oder fortgerückt ist. —♦ ⇧ Inhalt 
  Je tiefer man in die ungeheuer mächtigen, theils 15, theils 50 Fuß tiefen Braunkohlenlager gräbt, desto mehr nehmen sie die Gestalt des bituminösen oder gegrabenen Holzes an. In diesem Holze findet man zuweilen ganze Baumstämme, welche in braunen Eisenstein übergegangen sind; außerdem machen unzählige kleine, erbsengroße Kugeln die Masse jenes Holzes aus. Daraus ist zu schließen, daß sich an einigen Stellen das braune Eisenoxyd pulverig absondere, und daß dieses Pulver die Mineralogen unter dem Namen Umbra erhalten haben. Dieses Fossil dürfte daher als eine Varietät des ochrigen Brauneisensteins zu betrachten seyn; die eigentliche Umbra aber (s. diesen Artikel) gehört zu den fossilen Inflammabilien des organischen Reichs, und ihr Eisengehalt dürfte sehr relativ seyn.  
  Die cölnische Umbraerde wird, gleich der holländischen, durch Brennen braunroth, und gibt für Maler, Lackirer, Färber, Tüncher, Wachstuchfabrikanten, Emailirer, Porcellanfabriken etc. verschiedene Arten von Farbe, die bald hell, bald dunkler, bald ins Braune, bald ins Röthliche spielt. Die beste Umbra muß aus großen, lebhaft braunen, leichten Stücken bestehen, die sich zart anfühlen lassen. — Die englische Umbra behält im stärksten Feuer ihre Farbe, die sehr gut im nassen Kalk und Wasser steht, und nur in Öl etwas nachschwärzt. (Vergl. den Artikel Braun. XII. 294 etc.)
   
Cölnische Mark Cölnische Mark s. Mark.  
   
Cölnisches Sauerland Cölnisches Sauerland oder Süderland s. Sauerland.  
   
Cölnisches Wasser CÖLNISCHES WASSER, aqua Coloniensis, Eau de Cologne, ein bekantes geistiges Wasser von lieblichem Geruch und kräftig-spirituösem, etwas scharf bitterlichem Geschmack. Es wurde zuerst in Cöln am Rheine von einem zwischen d. J. 1670 bis 1680 daselbst angesiedelten Italiener Farina verfertigt (s. Nemnich's ⇧ Inhalt 
S. 186 Sp. 1 COELLO  
  Reise) und nachmahls zu Cöln u. a. O. fabrikmäßig im Großen bereitet, entweder durch Digestion oder Destillation von Rosmarin- und Melissenkraut, Muskatnuß, Gewürznelken, Zimmet, Zitronen- und Pomeranzenschalen, Coriandersamen etc. über reinem Weingeist, oder durch Vermischung von mancherlei wohlriechenden Ätherölen mit diesem.
  Es muß klar, wasserhell, und von gehörig starkem Geruche und Geschmacke seyn. Mit Öltheilen übersättigt fällt es trübmilchig aus, zeigt oben aufschwimmende Öltropfen, und riecht und schmeckt stärker als es soll. Nicht gehörig stark, oder durch Alter und schlechtes Aufbewahren unkräftig geworden, hat es einen zu schwachen, oder gar keinen Geruch mehr. In dem veralteten schwimmen zugleich trübe Flocken, oder es haben sich Salz- oder Kamphercrystalle am Boden des Glases angelegt. Einen stark brenzligen Geruch und Geschmack nimt es an durch einen zu hohen Hitzgrad bei der Destillation.  
  Man benutzt dasselbe im gemeinen Leben zu einem wohlriechenden Parfüm der Haut, Wäsche, Kleider, Zimmer; außerdem theils als Riechmittel, theils an Stirn und Schläfe eingerieben, oder zu einigen Tropfen innerlich genommen, bei Schwäche, Ohnmacht, Nervenkopfweh etc., äußerlich bei Augenschwäche, leichten Quetschungen etc. Auch gegen Schwindel und Eingenommenheit des Kopfs nach Geistesanstrengungen und langem Sprechen thut das öftere Waschen des Kopfs und Nackens mit Cöln. Wasser gute Dienste.
   
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Stand: 26. März 2018 © Hans-Walter Pries