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Forts. S. 147 Sp. 2 |
BERLIN (31° 1' 30" L. 52° 31' 20" B.), Hauptstadt des preußischen Stats und erste
königliche Residenzstadt in der Provinz Brandenburg, Regirungsbezirk Potsdam, 127 Fuß über dem
Meere, an beiden Ufern der Spree, eine der größten und schönsten Städte in Europa. Sie hat über 4
Stunden im Umfang, einen Flächeninhalt von 931,955 rheinländischen Quadratruthen, und besteht aus |
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|
- 5 Städten:
- mit den großen Vorstädten:
- und außerhalb der 14 Fuß
hohen Stadtmauern Neuvoigtland,
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wovon Köln, Friedrichswerder, Friedrichsstadt und Neustadt auf
dem linken Ufer der Spree liegen. Sie hat 22 Polizeireviere, 133 Straßen, 91 Gassen, 22 öffentliche
Plätze und Märkte (alle bei Nachtzeit durch 2952 Laternen erleuchtet), 15 Thore, 35 Brücken. |
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Nach der Aufnahme im Anfange des J. 1819 waren innerhalb der Ringmauern, in
den Vorstädten und dem Weichbilde |
S. 148 Sp. 1 |
I. Gebäude. |
1) |
Kirchen, Bethäuser und Synagogen |
26 |
3 |
2) |
Gebäude für Stats- und Gemeindezwecke |
161 |
17 |
3) |
Privatwohnhäuser |
6534 |
483 |
4) |
Fabrikgebäude, Mühlen u. Privatmagazine |
63 |
40 |
5) |
Ställe, Scheunen und Schuppen |
833 |
483 |
II. Einwohner. |
6) |
Kinder, die das 14, Jahr noch nicht vollendet hatten: |
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a) Knaben |
23,483 |
1124 |
BERLIN - 148 - |
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b) Mädchen |
23,743 |
1100 |
7) |
Personen vom Anfange des 15.
bis zum vollendeten 60. Jahre |
|
|
|
a) Jünglinge und Männer |
56,169 |
2395 |
|
b) Jungfrauen und Frauen |
60,773 |
2759 |
8) |
Alte über 60 Jahre: |
|
|
|
a) Männer |
5394 |
218 |
|
b) Frauen |
6749 |
279 |
9) |
Zahl der Einwohner |
176,311 |
7875 |
10) |
In der Ehe lebten: |
|
|
|
a) Männer |
27,567 |
1366 |
|
b) Frauen |
27,861 |
1371 |
11) |
Dem Religionsverhältniß nach: |
|
|
|
a) Evangelische Christen |
168,575 |
7791 |
|
b) Römisch-katholische |
4118 |
82 |
|
c) Mennoniten |
1 |
|
|
d) Juden |
3619. |
|
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|
Nach Hoffmann's Beiträgen zur Statistik des preußischen Stats (Berlin
1821. 4. S. 71.) waren zu Ende 1819 der Privatwohnhäuser 6540, und der Einwohner mit
Einschluß der zum Militär gehörigen Personen 192,646. Die Versicherungssumme der Gebäude in der
Feuersocietät war 1820. 50,953,175 Thlr., und die Ausgaben für Brandschäden, Löschgeräthe etc.
15,811 Thlr. 11 Gr. |
|
|
Die wichtigsten Gebäude und andre Merkwürdigkeiten sind nach den einzelen
Stadttheilen:♦ |
|
|
1) im eigentlichen Berlin, das 1163 vom Markgrafen Albrecht dem Bär erbaut
worden, seinen Namen von der buschigen, wüsten Gegend führt, in der sich die holländischen
Ankömlinge anbauten, und 39 Straßen hat: |
⇧ Inhalt |
|
- das königl. Posthaus,
- das Rathhaus (wo sich der Magistrat
versammelt, unter dem alle Theile Berlins stehen),
- das Stadtgerichtshaus,
- die Militärakademie,
- das
königl. Cadettenhaus,
- das 1767 vereinigte berlinisch-kölnische Gymnasium zum grauen Kloster (das
den 22. und 23. November 1774 sein zweites Jubelfest feierte, und von einem ehemaligen Zögling,
dem nachmals venezianischen Kaufmann Sigismund Streit ein ansehnliches Vermächtniß erhielt; 1821
mit 634 Schülern),
- das joachimthalsche Gymnasium,
- die evangelische Pfarrkirche St. Nicolai (171
Fuß lang, 73 Fuß tief und 49 Fuß hoch, die älteste Kirche Berlins, 1223 eingeweiht und 1817 im
Innern neu eingerichtet),
- die evangelische St. Marien-Pfarrkirche (auch 1818 im Innern erneuert, mit
dem 286 Fuß 8 Zoll hohen Thurme, dem höchsten in der Stadt),
- die evangelische Parochialkirche (mit
einem Glockenspiel, das die Stunden, halben, Viertel- und die halben Viertelstunden durch längere
oder kürzere Strophen bezeichnet),
- die neue französische Kirche beim Waisenhause,
- das
Friedrichswaisenhaus (1818 mit 366 Waisen- und 642 Kostkindern, auch mit einer 1821 im Innern
erneuerten Kirche und der königl. Impfanstalt, in der seit ihrer Stiftung 1802 bis 1818. 25,332
Personen unentgeltlich geimpft wurden *);
- die Garnisonkirche (1817 im Innern neu
eingerichtet, mit einer vortreflichen Orgel und den von Rode gemalten allegorischen Bildnissen der
Generale Schwerin, Keith, Winterfeld, Ziethen und des Majors
|
|
|
- *) Dennoch starben in diesem Zeitraum aus Mangel der Benutzung jener
wohlthätigen Anstalt 5219 Menschen an den Pocken
|
|
S. 148 Sp. 2 |
BERLIN |
|
|
Kleist, des Dichters), |
|
|
- die Judensynagoge,
- das königl. Lagerhaus,
- der neue
Markt.♦
|
|
|
Die Vorstädte des eigentlichen Berlin sind:♦ |
|
|
die Königsvorstadt, wo die neue Königsbrücke, das Arbeitshaus am
Alexanderplatz und das Privatwaisenhaus (1820 vom Prof. Wadzek gestiftet, mit 120 Kindern);♦ |
⇧ Inhalt |
|
die Spandauervorstadt, wo |
⇧ Inhalt |
|
- die spandauer und Monbijou (Hercules-) Brücken,
- das
königl. Lustschloß Monbijou,
- die Thierarzneischule,
- der Schiffbauerdamm,
- das große Hospital la
Charité, mit dem das klinische Institut verbunden ist (1820 mit 4185 Kranken; 1819 wurden unter
andern in demselben 13,100 Blutegel, 210 Pfund abführende Salze, 20 Pf. Salpeter, 46 Pf. Salmiak, 89
Pf. China, 12 Pf. Mercurialmittel etc. verbraucht),
- die neue königl. Münze etc.,
- und vor dem
oranienburger Thore
- die Eisengießerei (wo Gußwaren von 1⁄16 Loth bis 40 Centner das Stück,
auch sogenante Bijouterie, als: Brustnadeln, Ringe, Petschafte, Hals-, Arm- und Uhrketten, Gemmen,
Cameen etc., auch Landcharten, Vasen, Thurmuhren etc. verfertigt werden),
- das königl. Invalidenhaus
(das an Offizieren, Soldaten, Frauen und Kindern an 1000 Seelen unterhält)
- und in einiger Entfernung
das Luisenbad, vor 1809 Friedrichsgesundbrunnen, an der Panke, die einen Theil der spandauer
Vorstadt berührt, und daselbst in die Spree fällt, mit 4 Häusern, 38 Einwohnern, einem Garten und
einigen Spazirgängen;♦
|
|
|
und die stralauer Vorstadt, wo Zuckerraffinerien, die Papierfabrik (durch
Maschinen) und mehre Kunstgärten.♦ |
⇧ Inhalt |
|
Außerhalb der Mauer liegt die rosenthaler Vorstadt oder Neuvoigtland mit 4
Straßen.♦ |
⇧ Inhalt |
|
2) In Köln an der Spree, das schon bei den Wenden diesen Namen von den
Kollnen führte, d. i. den Pfählen, auf welchen die Wenden, von Albrecht dem Bär gedrängt,
zwischen Sümpfen und Morästen ihre Gebäude errichteten, auch von dem Markgrafen Albrecht
gebaut, mit 25 Straßen, die von 2 Armen der Spree eingeschlossen werden, zeichnen sich aus:♦ |
⇧ Inhalt |
|
- die lange Brücke, 160 rhein. Fuß lang, steinern, auf 5 Bogen ruhend und mit der
ehernen Bildsäule des großen Kurfürsten Friedrich Wilhelm zu Pferde geziert;
- das königl. Schloß, 460
rheinl. Fuß lang, 276 Fuß breit und 101 ½ Fuß hoch, mit der Bildergallerie, der Kunst- und
Naturalienkammer, Münzsamlung, der stoschischen Gemmensamlung von 3445 Stück etc.,
- der
Lustgarten mit der Bildsäule des Fürsten Leopold I. von Anhalt-Dessau,
- die 1817—21 im Innern und
Äußern erneuerte Domkirche mit den Begräbnissen einiger Mitglieder der königl. Familie,
- die königl.
Reitakademie,
- der neue Packhof etc.♦
|
|
|
Ein Theil von Köln heißt Neuköln, und besteht aus 4 Straßen längs der Spree; hier
ist der königl. Salzhof oder die Niederlage des Salzes, der Spitalmarkt etc.♦ |
|
|
Die Luisenstadt (köpeniker Vorstadt) besteht größtentheils aus Feldern und
Gärten. Vor dem cottbuser Thore ist die waldige Anhöhe, die Hasenhaide.♦ |
⇧ Inhalt |
|
3) der Friedrichswerder ist von dem Kurfürsten Friedrich Wilhelm dem Großen
angelegt worden, und hat 19 Straßen. Merkwürdig sind:♦ |
⇧ Inhalt |
|
- die Hauptmünze,
- das Adreßhaus (wo man Geld gegen hinlängliche Pfänder
ausleiht),
- das Fürstenhaus,
- die werdersche teutsche und französische Kirche (ein langes Gebäude, das
nur inwendig durch eine Scheidewand getrent wird),
- das Gebäude der Abgabedirection
|
|
S. 149 Sp. 1 |
BERLIN |
⇧ Inhalt |
|
(Packhof), |
|
|
- das Friedrichsgymnasium,
- das Collège oder französische Gymnasium
(1820 mit 195 Schülern und einem theologischen Seminarium),
- der königl. Palast (wo der König
wohnt),
- die Königswache auf dem Königsplatz,
- das schöne Zeughaus (nach dem venezianischen das
erste auf der Erde; jede Seite ist 280 Fuß lang; in dem Hofe befinden sich statt der Schlußsteine der
Fenster die vortreflichen 21 Gesichter sterbender Personen von Schlüter; in demselben sind unter
andern auch 18 Modelle in Hautrelief von französischen Festungen und vor demselben in Frankreich
erbeutete Riesenkanonen und Mörser),
- das königl. Gießhaus etc.♦
|
|
|
4) Die Neu- oder Dorotheenstadt hat Kurfürst Friedrich Wilhelm der Große
angelegt, und nach seiner zweiten Gemalin benant. Sie hat nur 6 regelmäßige Straßen, aber darunter
die prächtige Straße unter den Linden, mit einer vierfachen Reihe Linden, 2688 Fuß lang und 170 Fuß
breit, mit dem schönsten Spazirgang in der Stadt, und einen Theil der 4250 Schritt oder 890 Ruthen
langen Friedrichsstraße. Merkwürdig sind hier:♦ |
⇧ Inhalt |
|
- das Universitätsgebäude (sonst der Palast des Prinzen Heinrich),
- die katholische
Kirche (nach Art der Rotunda zu Rom gebaut),
- die dorotheenstädtische Kirche (mit dem Denkmal des
Grafen von der Mark, natürlichen Sohns des Königs Friedrich Wilhelm II., von Schadow),
- das
prächtige und 1821 im Innern erneuerte Opernhaus am Opernplatz,
- die königl. Bibliothek,
- das königl.
Akademiegebäude (mit den Sälen der Akademie der Wissenschaften und Künste und der Sternwarte,
deren Plattform 84 Fuß über dem Steinpflaster der Straße erhaben ist),
- der pariser Platz etc.♦
|
|
|
Vor dem schönen brandenburger Thore, welches die 1807 von den Franzosen
entführte und 1814 aus Paris zurückgebrachte Victoria mit dem Viergespann trägt, und nach den
Propyläen zu Athen, aber viel größer, gebaut worden, ist der Thiergarten oder Park, einer der
berühmtesten teutschen Volksgärten, der 880 Morgen, mannigfaltige Spazirgänge, Alleen, Labyrinthe
etc. enthält, das Lustschloß Bellevue, der große Exercirplatz etc.♦ |
|
|
5) Die Friedrichsstadt, vom Kurfürsten Friedrich III. (als König Friedrich I.) 1688
angelegt, übertrift die 4 übrigen Residenzstädte an Größe, und hat 23 breite Straßen, unter denen die
Wilhelmsstraße 530, die leipziger 400 Ruthen lang und die schon erwähnte Friedrichsstraße sich
auszeichnen. Merkwürdig sind:♦ |
⇧ Inhalt |
|
- der Gensd'armesmarkt,
- der Wilhelmsplatz (ein 190 Schritt langes und 90 Schritt
breites Quadrat, mit den marmornen Bildsäulen der Generale Schwerin, Winterfeld, Seidlitz, Keith
und Ziechen),
- der dönhofsche und leipziger Platz,
- der Platz von Belle alliance (sonst das Rondel),
- die
Jerusalemskirche,
- die böhmische Kirche,
- die Dreifältigkeitskirche,
- die französische und neue Kirche,
- das Schauspielhaus (1817 abgebrant und 18 18⁄21 wieder aufgebaut, mit dem schönen
Concertsaal),
- der Palast des Kriegsministeriums mit einem schönen Garten,
- der ehemalige
ansbachische Palast (jetzt der Luisenstiftung eingeräumt),
- die Paläste der Prinzen Friedrich und
August, des Fürsten Radzivil, des Buchhändlers Reimer, des Hrn. von Voß, des Justizministeriums,
- das vormalige Johanniterordenspalais,
- die königl. Porzelanfabrik,
- das Friedrich-Wilhelmsgymnasium
mit der Realschule (einer höhern Bür-
|
|
S. 149 Sp. 2 |
BERLIN |
⇧ Inhalt |
|
gerschule; 1819 mit 507 Schülern), |
|
|
- das Collegienhaus (wo die Gesetzcommission,
das Obertribunal, das Kammergericht, das Pupillencollegium und das brandenburgische Lehnsarchiv
sind),
- die Gold- und Silberfabrik,
- die Bank,
- das Haus der Seehandlungscompagnie etc.,
- und vor dem
Halleschen Thore auf dem Kreuzberge (sonst tempelhofer Berge) das 1820 errichtete Kriegsdenkmal,
ein thurmartiger Baldachin mit 12 Kapellen oder Nischen, die den 12 Hauptschlachten des Kriegs 181
3⁄6 gewidmet sind, von Eisen, ohne die 11 Stufen 60 Fuß hoch und auf einem steinernen
Unterbau mit einer erhöhten Terrasse von 78 Fuß Durchmesser, wo man das Land in einer
Ausdehnung von 7—8 Meilen übersieht.
|
|
|
Berlin ist der Sitz♦ |
|
|
- der höchsten Statsbehörden,
- des Oberpräsidenten der Provinz
Brandenburg,
- der Regirung von Berlin (s. nachher),
- des Kammergerichts für die Regirungsbezirke
Berlin und Potsdam,
- des Cassationsgerichts für die Rheinprovinzen,
- des Oberbergamts,
- des
statistischen Bureau für den preußischen Stat
- etc.♦
|
|
|
In Hinsicht auf Unterricht gab es 1811: |
|
|
|
|
Schulen. |
Zahl d. Lehrer u. Lehrerinnen. |
Schüler u. |
Schülerinnen |
1) |
Elementarschulen |
|
|
|
|
|
a) öffentliche |
100 |
216 |
4820 |
3153 |
|
b) Privat- |
50 |
100 |
935 |
1349 |
2) |
Bürger- od. Mittelsch. |
|
|
|
|
|
a) öffentliche |
10 |
38 |
1651 |
80 |
|
b) Privat- |
60 |
275 |
1015 |
1185 |
|
c) niedere Specials. |
13 |
45 |
339 |
- |
3) |
höhere Bildungsanstalten, |
|
|
|
|
|
a) gelehrte Schulen |
5 |
87 |
681 |
- |
|
b) höhere Specials. |
7 |
139 |
886 |
- |
|
c) Universität |
1 |
54 |
640 |
- |
|
|
|
Außerdem mehre gelehrte Gesellschaften oder Akademieen, namentlich♦ |
|
|
- die königl. Akademie der Wissenschaften,
- die königl. Akademie der bildenden
Künste, mechanischen Wissenschaften und Baukunst mit Kunst-, Zeichen- und Baugewerksschulen,
- die Gesellschaft naturforschender Freunde,
- die medizinisch-chirurgische Gesellschaft,
- die
pharmaceutische Gesellschaft,
- die philomathische Gesellschaft,
- die physisch-medizinische
Gesellschaft,
- die Gesellschaft für teutsche Sprache,
- der Künstlerverein etc.♦
|
|
|
Zur Universität (die Ostern 1820. 1096 Studirende hatte, und mit der seit 1821 eine
akademische Forstlehranstalt verbunden ist) gehören der botanische Garten, das anatomische Theater,
das theologische und philologische Seminarium, das Mineralienkabinet, die anatomischen und
zoologischen Museen, die klinischen Anstalten, die Entbindungsanstalt ec.♦ |
|
|
Ferner sind hier:♦ |
|
|
- die königl. medizinisch-chirurgische Militärakademie,
- das königl. medizinisch-chirurgische Friedrich-Wilhelms-Institut.
(1819 mit 79 Zöglingen und 62 attachirten Stabschirurgen),
- die königl. Thierarzneischule,
- die allgemeine Kriegsschule,
- die Taubstummen- und Blindenanstalten,
- die jüdische Freischule,
- die Singakademie,
- die Luisenstiftung (zur Bildung von Erzieherinnen),
- die
technische Gewerbschule,
- die Militärschwimschule,
- die Seminarien für gelehrte und Stadtschullehrer,
- das Seminarium für Missionarien, namentlich für die Bewohner der Gegend von Sierra Leona in
Westafrika
|
|
S. 150 Sp. 1 |
BERLIN |
⇧ Inhalt |
|
(in dem die arabische und Sususprache gelehrt werden; auf englische Kosten), |
|
|
- die
Bibelgesellschaft 1814 gestiftet, um die Bibel unter den Christen aller Parteien so viel als möglich zu
verbreiten, und sie den Armen unentgeltlich oder für einen geringen Preis zuzuwenden, mit 30
Töchtergesellschaften und 8 Nebenvereinen;
- der Verein zur Beförderung des Gewerbfleißes in dem
preußischen Stat
- etc.♦
|
|
|
Merkwürdig sind endlich:♦ |
|
|
- die königl. Bibliothek,
- Bibliotheken von Collegien,
Kirchen, Schulen, Gesellschaften und Privatpersonen;
- Samlungen von Naturalien, Kunstsachen,
Maschinen, Alterthümern, Münzen, Landcharten, Gemälden, Kupferstichen, Gypsabgüssen der
berühmtesten Antiken des Auslandes und andern Kunstsachen.♦
|
|
|
In Berlin sind viele wohlthätige Anstalten; außer den genanten sind♦ |
|
|
- die freiwillige Armenbeschäftigungsanstalt (1808 vom Baron v. Kottwitz durch
milde Beiträge gestiftet, die am letzten Februar 1809. 1066 Personen beschäftigte),
- die 8
Erwerbschulen (1793 errichtet; 1820 mit 612 Kindern),
- die 8 Sonntagsschulen (die 1818. 617 Kindern
Unterricht ertheilten),
- das Luisenstift (für Kinder dürftiger Civilältern 1807 gestiftet von Catel,
Hanstein und Heinsius),
- das Friedrichsinstitut (für 70 arme Soldatenkinder 1807 gestiftet von dem
Hauptmann von Neander),
- das Bürgerrettungsinstitut (vom verstorbenen Geheimen Obertribunalsrath Baumgarten gestiftet, das 1813 an 13 hilfsbedürftige Familien 1330 Thlr. vertheilte),
- die teutschen
und französischen Gesellschaften zur Versorgung der Hausarmen mit Feuerung,
- die allgemeine und
mehre besondere Witwenverpflegungsanstalten
- etc.♦
|
|
|
zu bemerken.♦ |
|
|
Berlin hat ungefähr 12,000 Arme, die ohne Hilfe nicht bestehen können; das
Armendirectorium hat über 600,000 Thaler Fonds, aber seit 1807 über 50,000 Thaler Schulden; der
weibliche Wohlthätigkeitsverein verpflegte durch 32 Aufsicht habende Frauen im December 1810 in
180 Familien an 1200 Arme. Für die Armen ist im Juni 1818 eine Sparkasse eröfnet worden, in der sie
ihre kleinen Ersparnisse mit bedeutendem Gewinn niederlegen können; sie hatte im December 1820.
104,903 Rthlr. 5 Gr. 8 Pf. von 2556 Personen in Deposito. —♦ |
|
|
Im J. 1819 waren hier 80 Civil-, 9
Militär-, 50 Wund- und 8 Zahnärzte und Operateurs. |
|
|
Die Fabrikation ist sehr wichtig. Im J. 1819 waren hier♦ |
|
|
- 10 Tuchfabriken (worunter eine durch eine englische Dampfmaschine betrieben),
- 10 tuchartige Zeug- (Moltum, Flanell etc.), 21 Wollzeug-, 2 Damast-, 5 Drillich-, 8 Kattun-, 26
Nesseltuch-, Musselin -, Kannefas-, 1 Barchent-, 15 Strumpf- und Petinet-, 7 Lein- und 31 Sammet-
und Seide-, 2 Halbseidenzeug-, 12 Bandfabriken,
- 2 Moulinirer,
- 6 Wollspinnereien,
- 2
Baumwollspinnereien,
- 8 Appreturanstalten,
- 4 Wollfärbereien,
- 10 Seidenfärbereien,
- 7 Baumwoll- und
Leinenfärbereien ,
- 3 Musterzeichner,
- 24 Kattundruckereien,
- 5 Kunstbleichen,
- 6 Gold- und
Silberfabriken,
- 2 Gold- und Silberstickereien,
- 7 Damen-Patent- und Strohhut-, 6 Feder- und Blumen-,
10 mechanische und optische Instrumentenmacher,
- 12 Musikalieninstrumentenmacher,
- 6 Plattir -, 2
Musikaliendrahtsaiten-, 7 Bronce-, 5 Lakir-, 4 Metallknopffabriken,
- 4 Kupferschmiede,
- 2
Glockengießer,
- 1 Großuhrmacher,
- 4 Schwertfeger,
- 13 Wagen-, 5 Lar-
|
|
S. 150 Sp. 2 |
BERLIN |
⇧ Inhalt |
|
ven-, 1 Fournierschneidefabrik, |
|
|
- 3 Maschinenbauer,
- 3 unecht Porzelan- und
Faience-,
- 1 Thonpfeifen-,
- 1 Spiegel-,
- 3 Glas-,
- 8 mineralische Salz- und Farben-,
- 3 Bleiweiß-,
- 11 Gyps-
und Kalk-,
- 5 Zucker-,
- 11 Tabaks-,
- 20 Leder-,
- 1 Pergament-,
- 1 Tapeten-,
- 3 Spiel- und Visitencharten-,
- 2 Papier-,
- 3 Charten-,
- 3 Wachstuch-,
- 4 Wachs-,
- 3 Seife-,
- 1 Parfumerie- und
- 1 Hornplatten-,♦
|
|
|
überhaupt 426 Fabriken.♦ |
|
|
Auch werden hier♦ |
|
|
- Bleistifte,
- Cichorienkaffee,
- Draht,
- Essig,
- Fischbein etc.,
- Neublau,
- Oblaten,
- Salpeter,
- Siegellak,
- Stärke und Puder,
- Zwirn,
- Pulver,
- Chocolade,
- Feilen,
- Feuerzeuge,
- Lampen,
- Lichte,
- Cölnisches Wasser,
- messingene Einsetzgewichte,
- Schwefelsäure,
- Zifferblätter,
- caldarisches Erz,
- Federspulen,
- Haartouren,
- Hutcordons,
- Kanten,
- Kniffmaschinen,
- Lakmus,
- lederne Handschuhe,
- Öfen
und andre Thonwaren,
- Pfeifen,
- Pfropfen,
- Öl,
- Papier,
- Papiermachédosen,
- Parfumeriewaren,
- Puppenköpfe,
- Putzwaren,
- Salmiak,
- Schirme,
- Schminke,
- Segeltuch,
- Spiritus vini,
- Strumpfhosen,
- Vitriol,
- Watten,
- Winden,
- technisch-chemisch-pharmaceutische Waren,
- Büchsen,
- chirurgische,
mathematische und physikalische Instrumente,
- Feuerspritzen,
- Futterale,
- Goldwagen,
- Messer,
- Holzwaren (Candelabres, Lüstres, Lampen, Blumen- und Fruchtkörbe, Gefäße aller Art,
Bildereinfassungen, Bildsäulen, Meublesverzierungen etc., aus Mahagonisägespänen, die durch
Zusätze in eine weiche bildsame Masse verwandelt und an der Luft steinhart, fast unzerbrechlich
werden, und die schönste Vergoldung und die Farbe der Bronze annehmen),
- Uhren
- etc.♦
|
|
|
verfertigt; auch sind hier Stück- und Schriftgießereien, Buch-, Stein- und
Kupferdruckereien.♦ |
|
|
Im Jahre 1818 waren an Webstühlen beschäftigt: 76 auf Tuch, 523 auf
verschiedene Wollwaren, 46 in Leinen, 3735 in baumwollnen, 930 in seidnen und 280 in halbseidnen
Waren, zusammen 5590 Stühle. Sämtliche Garnspinnereien unterhielten 4498 Spindeln, nämlich 3812
in Wolle und 1186 in Baumwolle; bei 3 derselben waren Dampfmaschinen. Zeugdrucker waren 42 mit
360 Drucktischen.♦ |
|
|
In demselben Jahr waren hier 206 Schlächter, 198 Bäcker und 49 Bierbrauer; 1816. |
|
|
- Schwarzseifensieder 5, Arbeiter 11;
- Weißseifensieder und Talglichtzieher Meister 41, Gehülfen und
Lehrlinge 62;
- Wachsbleichen 5; Wachslicht- und Wachsfabrikanten 6, Arbeiter 13;
- Lederbereiter
Meister oder Fabrikanten 90, Gesellen und Hülfsarbeiter 178;
- Handschuhmacher und Beutler-Meister
57, Gesellen und Arbeiter 64;
- Riemer- und Sattler-Meister 112, Gehülfen und Lehrlinge 230;
- Schuh-
und Pantoffelmacher-Meister 1224, Gesellen und Lehrlinge 1581;
- Kürschnermeister 22, Gesellen und
Lehrlinge 36;
- Zimmer- und Röhrmeister 35, Gesellen und Lehrlinge 375;
- Schifszimmermeister 13,
Gesellen und Lehrlinge 61;
- Tischler, Stuhlmacher und Ebenisten-Meister und Fabrikunternehmer 527,
Gehülfen und Lehrlinge 769;
- Drechsler mit Gehülfen 110;
- Böttcher- und Kleinbindemeister 43,
Gesellen und Lehrlinge 116;
- Rade- und Stellmacher-Meister 55, Gesellen und Lehrlinge 138;
- Korbmacher und Gehülfen 144;
- Brantweinbrenner 126 (1798. 285);
- Destillateure 177;
- Huf- und
Waffenschmiedemeister 328, Gehülfen und Lehrlinge 475;
- Kupfer- und Beckenschmiedemeister 24,
Gesellen und Lehrlinge 77;
- Gelb-, Roth-,
|
|
S. 151 Sp. 1 |
BERLIN |
⇧ Inhalt |
|
Glocken-und Stückgießermeister 40, Gesellen und Lehrlinge 62, |
|
|
- Klempnermeister
58, Gesellen und Lehrlinge 96;
- lakirte Blech- und Broncefabriken 8, Arbeiter 186;
- Pulvermühlen mit
49 Arbeitern;
- Maurer und Schieferdeckermeister 26, Gehilfen und Lehrlinge 462;
- Steinmetzmeister
10, Gehilfen und Lehrlinge 41;
- Töpfermeister 47, Gehilfen und Lehrlinge 153;
- Porzelan-, Faience-
und Pfeifenfabriken 5, Arbeiter 530 (wovon in der Porzelanfabrik allein 484 Arbeiter);
- Spiegelfabrik
mit 7 Arbeitern;
- Glasermeister 65, Gehülfen und Lehrlinge 58;
- Schneidermeister 1138, Gesellen und
Lehrlinge 1296;
- Putzwarenfabrikunternehmer 71, Arbeiter 396;
- Goldschmied- und Juwelirmeister
147, Gehülfen und Lehrlinge 182;
- Posamentirmeister 306, Gesellen und Lehrlinge 225;
- Hut- und
Filzmachermeister 38, Gesellen und Lehrlinge 105;
- Walkmühlen für Zeug 5, Anzahl der Stampfen 65;
- Tuchbereiter und Tuchschermeister 33; Gehülfen und Lehrlinge 102;
- Bleichen 7, Arbeiter 13;
- Färbereien 49, Arbeiter 114;
- Wassermangeln 24,
- Roßmangeln 4;
- Cylinder- und Zeugpressen 7;
- Schriftgießer 3, Arbeiter 15;
- Buch- und Notendrucker 22, Pressen 86;
- Buchbindermeister 53, Gehilfen
und Lehrlinge 89;
- 5 Kalköfen.♦
|
|
|
In sämtlichen Fabriken wurden 1817. 692 Kinder von 5–14 Jahren
beschäftigt. |
|
|
Der Handel aller Art ist sehr bedeutend; 1816 waren hier♦ |
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- 29 Großhändler,
- 45 Bankiers und Spediteurs,
- 58 Wechselhandlungen,
- 302
Material- und Specereiwarenhandler,
- 15 italische Warenhändler,
- 32 Tuchhändler,
- 23 Eisenhändler,
- 48
Buch-, Musik-, Kupferstich- und Kunsthandlungen mit 78 dabei beschäftigten Personen,
- 73
Galanterie- und Putzwarenhandlungen,
- 47 Weinhändler,
- 122 Warenhandlungen aller Art,
- 12
Breterhandlungen,
- 32 Butterhändler,
- 232 Victualienhändler etc.;
- Stromschiffe und Leichterfahrzeuge
658,
- Schiffer und Steuerleute 414,
- Schiffsknechte 866;
- Frachtfuhrleute 17.♦
|
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Zur Unterstützung des Handels dienen die k. Bank, die kön. Seehandelssocietät, die
See- und Assecuranzgesellschaften etc. |
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Im J. 1800 waren hier |
37 |
Weinhändler; |
1820. |
67 |
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29 |
Conditoren; |
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49 |
|
150 |
Destillateure u. Brantweinschenk.; |
|
567 |
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205 |
Caffetiers, Restaurateurs, Gast- und Speisewirthe, Tabagisten; |
|
252 |
|
655 |
Bierschenken |
|
429 |
|
48 |
Tanzböden |
|
65 |
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|
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Im J. 1818 hat die Consumtion nach den öffentlichen Registern betragen:♦ |
|
|
- Schlachtvieh ist eingegangen: Ochsen 12,348, Kühe 4840, Kälber 30,604, Hammel
und Schafe 115,900, Lämmer 2408, Schweine 46,575, Spanferkel 191, Böcke und Ziegen 171;
- ausgeschlachtetes Fleisch 122,570 Pfund;
- Backwerk: vermahlen aus eingegangenem Getreide: Weizen
Wisp. 8115, 23; Rocken 15,489 ¼; eingegangen: Weizenmehl 8072, Rockenmehl 1636
1⁄8, Weizenbrot Cent. 15, Rockenbrot 1482.
- Getränke: zum Brennen und Brauen ist versteuert:
Braumalz: Weizen Wisp. 2241, Gerste 8065; Brantweinschrot: Weizen 1220, Rocken 14464, Gerste
15,4784. Zuckerwasser Oxhoft 1435 ½; zu Essig: Weizen Wisp.
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S. 151 Sp. 2 |
BERLIN |
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|
109 1⁄6, Rocken 211 5⁄6; eingegangen sind: fremde Biere Tonnen 562
½; Liqueur Quart 1637, Rum, Arak und Franzbrantwein Quart 120,147 1⁄8,
Kornbrantwein 67,545 1⁄3, Weinessig Eimer 393 ¼, diverse Weine in Bouteillen Quart
47,698 7⁄8, feine in Eim. 1401, mittlere Eim. 6714, ordinäre 16,696 ¾, Landwein 1
½, mineralische Wasser 21,994 2⁄3 Thlr.♦ |
|
|
Andre Marktartikel von Bedeutung:♦ |
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- Roth- und Damhirsche, Rehböcke und Rehe Stück 2761,
- wilde Schweine und
Frischlinge 296,
- Wildfleisch Pfund 7713,
- Hasen 14,702,
- zahme Gänse, frisch und geräuchert 15,678,
- Fasanen, Auer-, Hasel- und Rebhühner 10,579,
- Eier Schock 23,850,
- Butter Pfund 2,153,642,
- Käse
354,188,
- Heringe Tonnen 9043,
- Kartoffeln Scheffel 10,605,
- fremdes Obst Thlr. 18,578,
- inländisches
Obst frisch und gebacken Scheff. 31,176,
- trockne Pflaumen Pf. 15,264,
- Grieß, Graupen und Grütze
Cent. 7445,
- weiße Bohnen Scheffel 1503,
- Erbsen und Linsen 34,908.♦
|
|
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Brennmaterialien:♦ |
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|
- Brennholz Hauf. 36,073, große und kleine Fuhren 6237,
- Holzkohlen Fuhren 2456,
Säcke 8876;
- Torf Haufen 8070 ½,
- Steinkohlen Bergscheff. 8945 Tonn. 2114.♦
|
|
|
Getreide:♦ |
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|
- Weizen 12,155 Wisp.,
- Rocken 29,924 W. 22 Sch.,
- Gerste 25,061,
- Hafer 21,277 W.
7 Sch., ♦
|
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|
- Wolle 119,048 Stein,
- Landblättertabak 25,464 Ct. 49 Pf.,
- Hopfen 924 Ct. 9 Pf.
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Im Jahr 1820 betrug die Getreidezufuhr 17,728 Mispel 1 Scheff. Weizen, 13,262
Wisp. 7 Sch. Rocken, 75,034 W. 2 Sch. große, 8491 W. 14 Sch. kleine Gerste, 16,290 W. 4 Sch.
Hafer; geschlachtet wurden 6148 Ochsen, 374 Kühe und 145 Kauscherochsen.♦ |
|
|
Auf dem Wollmarkt 1820 wurden 93,970 schwere Steine 3 Pf. eingeführt (1819.
75,436 schwere, St. 7 Pf.), wovon 1934 schw. St. 11 Pf. ausländische Wolle; 12,566 St. 1 Pf. blieben
unverkauft.♦ |
|
|
Auf dem Herbstviehmarkt 1819 waren 1013 Ochsen und Kühe; 1820 nur 599
Ochsen und Kühe, wovon 22 aus dem Auslande; der Pferdemarkt hat sich aufgelöst. |
|
|
Das Totaleinkommen Berlins betrug nach der Bekantmachung des Curatorium des
Einquartirungswesens von Berlin vom 8. März 1814. 7,156,955 Thlr.; nach einer zweiten vom April
6,969,682 Thlr., nach einer dritten vom 29. August 6,780,458 Thlr. und nach einer vierten vom 5.
September 1814. 5,884,850 Thlr. bequartirbares Einkommen. Im August 1817 betrug das
bequartirbare Miethsquantum 1,987,350 Thaler. –♦ |
|
|
Die Stadtschulden aus dem Zeitraum von 1806–13 betragen an 5 Millionen und
die jährlichen Zinsen zu 5 Procent über 140,000 Thaler. –♦ |
|
|
Die berliner Landwehr soll stark seyn 3080 Mann vom ersten und 3076
Manövern zweiten Aufgebote; am 5. Februar 1819 waren nur vorhanden beim ersten 2219 und beim
zweiten 2184, zusammen 4403 Mann. –♦ |
|
|
Im J. 1816 wurden in der Stadtvoigtei 1072 Verbrecher eingebracht; außerdem 84
Schuldgefangene, 703 Strafgefangene in Injurien- und andern minder wichtigen Untersuchungssachen
und 3619 Polizeigefangene, zusammen 5478 Personen. –♦ |
|
|
Berlin ist der Geburtsort des großen Kurfürsten Friedrich Wilhelm, des Königs
Friedrich des Großen, des Philosophen Alex. Gottl. Baumgarten († 1762), des Dichters v. Canitz
(† 1699) etc. **).
|
|
|
- **){1} Vgl. Grundriß von Berlin, von S. Sachs. Berlin 1812. F. Nicolai Beschreibung
von Berlin und Potsdam. 3 Bde. {2} 3. Aufl. Berlin 1786. 8. — B. H. Schmidt Wegweiser
durch Berlin und Potsdam. 5. Aufl. Berlin 1820. 8. — Adreßkalender für Berlin und Potsdam
auf das Jahr 1821.
|
{1} korrigiert aus: *)
{2} Fußnote ergänzt von S. 152 Sp. 1 |
S. 152 Sp. 1 |
BERLIN |
|
Regirungsbezirk |
Der Regirungsbezirk Berlin in der Provinz Brandenburg enthielt zu Ende 1819
auf 1 3831⁄10000 mit Einschluß der zum Militär gehörigen Personen 201,138 Einwohner in
7036 Privatwohnhäusern. Zu derselben Zeit waren hier 4100 Pferde und Fohlen, 4234 Rinder und
3593 Schafe.♦ |
⇧ Inhalt |
|
Diesen Regirungsbezirk bilden die Residenzstadt, ihr Weichbild, der Thiergarten
und die Hasenhaide; hier hat die Regirung diejenigen Gegenstände zu verwalten, die den preußischen
Regirungen im Allgemeinen zugetheilt sind. Außerdem stehn unter der berliner Regirung noch mehre
benachbarte Ortschaften und einzele Etablissements in dem niederbarnimschen und teltowschen
Kreise des Regirungsbezirks Potsdam, in der Art, daß sie daselbst die Sicherheitspolizei (d. i.
die Erhaltung der öffentlichen Ruhe und Ordnung, Vorbeugung und Stillung von Aufläufen,
Ausmittelung und Ergreifung von Verbrechern, Veranlassung von Generalvisitationen), die Strom-
und Gewerbpolizei, die indirecten Abgaben- und die Gewerbsteuer und in Charlottenburg
insbesondere auch die Bau-, Medicinal- und Feuerpolizei verwaltet. Neuern Bestimmungen zufolge
hört die Regirung auf, und ihr Bezirk wird zu dem Potsdamer Regirungsbezirk gelegt.
(Ortschaftsverzeichniß des Regirungsbezirks Berlin. 4.) |
|
|
--- |
|
Geschichte |
Berlin ist 1163 unter dem Markgrafen Albrecht dem Bär gebaut und von den aus
den Niederlanden gekommenen Ansidlern zuerst bevölkert worden; einen spätern Ursprung hatte die
daneben liegende Stadt Köln. Beide Städte gewannen seitdem an Umfang und Volksmenge, selbst
während der Regirung der Markgrafen aus dem luxemburgischen Hause, deren häufige Abwesenheit
auch der Grund ihrer größern Unabhängigkeit ward. Sie verbündeten sich unter einander und auch mit
den Hansestädten, und gingen damit um, sich zu Freistädten zu erheben.♦ |
⇧ Inhalt |
|
Als daher Kurfürst Friedrich I. aus dem hohenzollernschen Hause, der 1412 ins
Land kam, das Öfnungsrecht verlangte, d. i. das Recht, ein oder alle Thore so in seiner Gewalt
zu haben, daß es ihm zu allen Zeiten geöffnet werden mußte, so wurde es ihm von der Stadt
abgeschlagen, und der Kurfürst drang nicht weiter darauf, obgleich die abschlägige Antwort ihm sehr
unangenehm seyn mußte. Doch benutzte der Kurfürst Friedrich II. die in Berlin und Köln entstandenen
innerlichen Streitigkeiten. bald nach seinem Regirungsantritt im J. 1440, das Öfnungsrecht mit Gewalt
zu nehmen, da er mit 600 Reitern von den theils mit dem Magistrat misvergnügten, theils bestürzten
Bürgern im spandauer Thore eingelassen wurde.♦ |
|
|
Ein allgemeiner Aufstand, durch den kurfürstlichen Hofrichter Balzer Haken, im
Februar 1448 veranlaßt, nöthigte die in Spandau versammelten Schiedsrichter zu dem harten Urtheil,
daß die beiden Städte ihre Briefe von 1442, in denen sie auf den Zoll, die Niederlage, die Gerichte und
das Rathhaus verzichtet hatten, dazu noch die Mühlen und alle andern Lehen an Dörfern, Zinsen,
Renten, Fischereien, Hölzern etc. verlieren und nur noch Geldschuld und Eigenthum behalten sollten;
auch alle Ansprüche, welche die Stadt |
|
S. 152 Sp. 2 |
BERLIN |
|
|
oder einzele Bürger an den Kurfürsten hätten oder zu haben meinten, „sollen ganz
abe seyn, und auch sein Gnade niemandes darum Antwort zu thun schuldig noch pflichtig seyn." Für
diesen bedeutenden Verlust erhielten beide Städte 1453 die Freiheit, mit rothem Wachse zu
siegeln.♦ |
|
|
Von dieser Zeit an bis 1619 oder bis zum Ende der Regirung Johann Siegmunds
und zum Anfange des 30jährigen Kriegs sind keine besondern Vergrößerungen der Städte oder weitere
Veränderungen in ihrer Verfassung vorgefallen. Seit 1495 da Kurfürst Johann Cicero seinen
beständigen Aufenthalt in Berlin nahm, wuchs der innere Wohlstand, und die Pest, die sich 1500,
1551, 1566 etc. zeigte, verminderte wenig die Bevölkerung.♦ |
|
|
Wohlthätig wirkten für die Städte die Einführung der Kirchenverbesserung 1536,
die Errichtung des Kammergerichts, die Landtage, der öftere Aufenthalt der vornehmsten Vasallen,
der Bau des Schlosses 1538 und die prächtige Hofhaltung des Kurfürsten Joachim II., die aber viel
Üppigkeit und besonders eine starke Spielsucht erregte, worüber die gleichzeitigen Schriftsteller
klagen.♦ |
|
|
Mit dem Anfang des 30jährigen Kriegs und der unglücklichen Regirung George
Wilhelms häufte sich aber alles mögliche Unglück über die Mark überhaupt und besonders über Berlin
und Köln. Feindliche Brandschatzungen, stärkere Foderungen des Landesherrn, Mangel der Nahrung,
Theurung, Pest, alles vereinte sich, die unglücklichen Städte ins äußerste Elend zu bringen. Berlin
allein, ohne Köln, bewies bei einer Untersuchung 1641, nach Antritt der Regirung des Kurfürsten
Friedrich Wilhelm, daß sie auf Anweisung des Statthalters Grafen v. Schwarzenberg, der gar nicht das
Wohl des Landes, sondern nur seine geheimen Absichten zum Zweck hatte, von der Zeit des prager
Friedens 1635 bis zum 1. Februar 1641 zusammen 153,217 Thlr. 22 Gr. 9 Pf. gezahlt habe, ohne die
außerordentliche Einquartirung, Servis, Holz und Licht in den Thoren, Discretionsgelder,
Fortification und die verschiedenen schwedischen Brandschatzungen.♦ |
|
|
Diese unerhörten Erpressungen, zu denen noch schlechtes Geld (die Kipper- und
Wipperzeit), Theurung und öftere Pest (1626, 1630, 1631, 1637 und 1638) kamen, verringerten die
Einwohner und brachten die übrig gebliebenen ins äußerste Elend. Daher ward ein großer Theil der
Häuser verlassen; 1634 waren in Berlin nur 845 Häuser, wovon 156 ledig standen, und in Köln, wo
der Statthalter und viele zu ihm gehörige Personen wohnten, waren dennoch nur 364 Häuser. Ein Theil
der Straßen, besonders an den Häusern, war nicht gepflastert, viele Häuser waren mit Schindeln
gedeckt und hatten hölzerne oder lehmerne Schornsteine, die Brunnen waren offen und großentheils
verschlammt, die wenigen Brücken verfielen, der Auskehricht und andrer Unrath ward entweder
gerade vor die Häuser geworfen, oder auf den Märkten und andern öffentlichen Plätzen auf einen
Haufen gebracht, oder in den Strom geschüttet, dessen Lauf sich hin und wieder hemte, die Kanäle
zum Abfluß des Unraths waren fast allenthalben verstopft, die Schweine, die gewöhnlichen Hausthiere
der Einwohner, liefen auf den Straßen herum und wühlten in dem Unrath und in den verstopften
Kanälen, und die Schweineställe waren zum Theil an der Straße und selbst |
|
S. 153 Sp. 1 |
BERLIN |
⇧ Inhalt |
|
unter den Fenstern gebaut.♦ |
|
|
Kurfürst Friedrich Wilhelm der Große sorgte gleich nach dem Antritt seiner
Regirung für die Aufnahme seiner so sehr verfallenen Residenz. Aber erst nachdem seine glorreichen,
aber verderblichen Kriege durch den Frieden zu St. Germain 1679 gänzlich geendigt waren, bekam der
edle Fürst Freiheit und Muße, in Berlin gute Ordnung wieder herzustellen, die Stadt zu verschönern
und zu erweitern. Er drang auf Anbau aller wüsten Stellen, welcher auch, nachdem die drückende
Contribution abgeschafft und die Accise eingeführt war, glücklich von Statten ging. Er sorgte für die
Reinigung und Pflasterung der Straßen, machte 1679 den Anfang zur Erleuchtung der Stadt, zog viele
nützliche Unterthanen nach Berlin, baute das Schloß und andre Gebäude, legte den Lustgarten an,
pflanzte die Lindenallee, und sorgte auch für die Befestigung der Stadt, die zu einer großen
Erweiterung derselben Anlaß gab. Denn da, um die Befestigung regulär zu machen, der sumpfige
Werder und ein Theil der ehemaligen kölnischen Vorstädte mit in die Wälle eingeschlossen wurde, so
befahl der Kurfürst diese Gegenden bebauen zu lassen.♦ |
|
|
Im J. 1650 gab er dem Friedrichswerder das Privilegium einer neuen Stadt, die in
den folgenden Jahren mit großer Mühe und Kosten gebaut ward, indem man wegen des sumpfigen
Grundes vieles ausfüllen und fast alles auf Pfählen bauen mußte; 1681 ward Neuköln angelegt; 1674
stiftete die Kurfürstin auf dem Grunde ihres Vorwerks in der spandauer Vorstadt die Dorotheenstadt
und zur Anbauung der berlinischen Vorstädte ward 1680 der Anfang gemacht.♦ |
|
|
Mit der Erweiterung der Stadt ward unter Kurfürst Friedrich III., nachher König
Friedrich I. eifrig fortgefahren. Gleich nach Antritt seiner Regirung 1688 ließ er den Anbau der
Friedrichsstadt anfangen, und die prächtige Hofhaltung, der Bau des Schlosses, der langen Brücke
und der Bildsäule seines Vaters auf derselben und der zunehmende gute Geschmack verschönerten
Berlin auf eine ausgezeichnete Weise.♦ |
|
|
Im J. 1709 vereinigte er die Magistrate aller zu Berlin gehörigen Städte, und
verordnete am 17. Januar, daß nur Ein Stadtrath die Verwaltung der Residenzen Berlin, Köln,
Friedrichswerder, Dorotheenstadt und Friedrichsstadt und aller Vorstädte, die hinführo sämtlich den
Namen von Berlin tragen sollten, unweigerlich über sich nehmen solle. Von dieser Verordnung
schreibt sich die Benennung: die Residenzstädte Berlin, her.♦ |
|
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König Friedrich Wilhelm I. vergrößerte die Friedrichsstadt um die Hälfte, ließ
dieselbe mit der Neustadt und der kölnischen Vorstadt mit einer steinernen Mauer umziehen, hielt
streng darauf, daß alle Häuser steinern gebaut wurden, verbesserte die Feueranstalten, ließ den größten
Theil der Befestigung auf der kölnischen Seite wegnehmen und an dieser Stelle Häuser und Gärten
anlegen, und begünstigte den Anbau der Vorstädte, die unter ihm sehr erweitert wurden.♦ |
|
|
Diesem schönen Beispiel folgte Friedrich der Große ***). Zwar wurde
während des glorreichen 7jährigen Kriegs Berlin zweimal von den Feinden gebrandschatzt; denn 1757
er-
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|
|
- ***) Bald zu Anfange seiner Regirung wurde B. durch den hier im J. 1742
geschloßnen Frieden merkwürdig, durch welchen Ostreich, Schlesien und Glatz an Preußen
abtrat.
|
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S. 153 Sp. 2 |
BERLINCHEN |
|
|
preßte der östreichische General v. Haddick 200,000 Thlr., und 1760 mußten der
vereinigten russischen und östreichischen Armee 2 Millionen gegeben werden, die durch Credit
aufgebracht wurden; aber der König hat nach wiederhergestelltem Frieden diese ansehnliche Summe
bezahlt. Er ließ an 200 Häuser auf seine Kosten abbrechen, und viel schöner wieder ausbauen, und
schenkte diese Häuser den Eigenthümern; auch ließ er viele öffentliche Gebäude und Brücken
anlegen, und durch den Baron Knobelsdorf den Thiergarten zu einem reizenden Spazirgang
umschaffen.♦ |
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|
Mit ihm wetteiferte der Fleis der Einwohner, der in der Verbesserung des Bodens
beinahe Wunder that, so daß in dem an sich dürren Boden in und um Berlin durch Düngung und
emsige Bearbeitung die besten Küchengewächse, das schönste Obst und viele ausländische Früchte,
als: Melonen, Angurien, Ananas etc. in großer Menge und von bester Beschaffenheit gezogen
werden.♦ |
|
|
Dem König Friedrich Wilhelm II. dankt die Stadt das prächtige brandenburger
Thor, einen Theil der Stadtmauer, mehre steinerne und eine eiserne Brücke etc., so wie der jetzige
König Friedrich Wilhelm III. durch Verschönerung der öffentlichen Promenaden z. B. des
Lustgartens und der Linden, durch Verschönerung mehrer Kirchen, des Opernhauses etc., durch den
Bau des neuen Schauspielhauses etc. sich um Berlin hoch verdient gemacht hat †). |
(Stein.) |
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|
weitere |
BERLIN heißt auch ein Pfarrdorf im zloczower Kreise nordöstlich von Brody, mit
einer Einbruchs- (Gränz-) Zoll Station gegen Rußland und der Hauptort der nordamerik. Grafsch.
Somersett in dem State von Pensylvanien, wie auch eine Stadt der nordamerik. Grafsch. Hertfort im
St. Connecticut. (H.) |
⇧ Inhalt |
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Joh. Daniel |
BERLIN (Joh. Daniel), Organist zu Drontheim, geb. zu Memel 1710, gest. 1775 als
theoretischer und praktischer Musiker und Componist rühmlich bekant. Vorzüglich verdient bemerkt
zu werden seine „Anleit. zur Tonometrie, oder wie man durch Hilfe der logarithmischen Rechnung
nach der geometrischen Progressionsrechnung die s. g. gleichschwebende musikal. Temperatur
bald ausrechnen kann; nebst einem Unterr. v. dem 1752 erfundener und eingerichteten Monochord."
(Kopenh. u. Lpz. 1767. 8. m. Kpf., dies Monochord gewährte den Vortheil, seine Stimmung bei
jeder Witterung zu erhalten *). (H.) |
⇧ Inhalt |
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Berlinchen |
BERLINCHEN, Berlinicken, Neu-Berlin, Stadt in dem preußischen
Regirungsbezirk Frankfurt, soldinischem Kreis, 20 ½ Meilen von Berlin, an einem großen See,
mit 266 Häus., 2176 Einw., Pfarrkirche, Hospital, Leinweberei, Tuchmacherei, Fischerei, großen
Pferd- und Rindviehmärkten. (Stein.) |
⇧ Inhalt |
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Blau |
Berliner Blau u. B. Blutlauge, s. Blau u. Blausäure. |
⇧ Inhalt |
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|
Eisen |
Berliner Eisen, s. Schwanenhals.
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⇧ Inhalt |
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- †) Vgl. J. Cp. Müller's und G. Gf. Küster's altes und neues Berlin, d. i.
vollständige Nachricht von der Stadt Berlin, derselben Erbauer, Lage, Kirchen, Gymnasien etc. 4
Abtheilungen. Berlin 1737 — 69. Fol. m. Kpf. und (Ant. Bth. König's) Versuch einer historischen
Schilderung der Hauptveränderungen, der Religion, Sitten etc. der Residenzstadt Berlin. 5 Theile.
Berlin 179-. 8.
- *) Vgl. Marberger's Beitr. II.. 563.
|
|
S. 154 Sp. 1 |
BERLINGHIERI |
|
Roth |
Berliner Roth, s. Roth. |
|
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|
⇧ Inhalt |