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Forts. S. 280 Sp. 1 |
AKADEMIE, AKADEMIKER.♦ |
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Akademie, ein Platz außerhalb Athens, an der
Straße nach Theia, welchen ein Bürger Akademus oder Hecademus
dem |
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S. 280 Sp. 2 |
AKADEMIE |
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Staate in der Absicht geschenkt hatte, daß
daselbst ein Gymnasium zu den Leibesübungen errichtet würde. Den
sumpfigen und ungesunden Ort hatte Cimon durch Wasserleitungen
ausgetrocknet, durch Schattengänge von Platanen und anderen Anlagen
verschönert. Der ganze weitläufige Lusthain und das Gymnasium in
demselben wurden die Akademie genannt. Plato, der nicht weit davon
eine Villa mit Garten besaß, fand sich täglich in dem Gymnasium ein,
und lehrte da seine Philosophie. Alle seine Nachfolger lehrten nach
seinem Beispiele eben daselbst. Daher heißt die ganze Reihe der
platonischen Philosophen, und überhaupt derjenigen, welche in der
Akademie lehrten, die Akademie.♦ |
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Da in der Folge das Philosophieren derselben
einen anderen Charakter erhielt und Einige mehr mit Zweifeln gegen
philosophische Behauptungen, als mit Darstellung eigener
Behauptungen, sich beschäftigten, so nannte man diese skeptischen
Philosophen die neue, und jene dem Plato mehr nachfolgenden, die alte
Akademie. Mit dem Arkesilas fängt die neue Akademie an, welche von
einigen noch mehrere Unterabtheilungen erhalten hat, die mittlere,
welche mit Arkesilas, die neue, welche mit Lakydes und Karneades, die
vierte, welche mit Philo von Larissa, und die fünfte, welche mit
Antiochus anfängt und schließt. Richtiger, in dem Sinne des Cicero
und der Sache gemäß, begreift man alle diese Abtheilungen von der
mittleren an unter dem Namen der neuen Akademie zusammen, welche
sich durch Antiochus wieder dem Geiste der alten näherte. S.
Antiochus. Vgl. Meursii Ceramicus geminus. I. A. Schmidii Dissertat. de
gymnasiis literariis Atheniensium und I.P. de Ludewig Prima academia,
villa Platonis cum nova Halensium collata. Halae 1693. 4.♦ |
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Der Ort, wo Plato gelehrt hatte, blieb noch lange
in geheiligtem Andenken. Aber der Name Akademie war veraltet, bis in
neueren Zeiten, als unter den Mediceern in Florenz das Interesse für
die platonische Philosophie erwachte, auch jener Name wieder
hervorgesucht wurde. S. Siveking Geschichte der platonischen
Akademie zu Florenz, Göttingen 1812 8. Diese platonische Akademie
hatte nicht lange Bestand, aber dafür entstanden andere gelehrte
Vereine, welche zum Teil auch die Benennung Akademie führten.
(Tennemann.) |
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Akademien |
Akademien. Ein zwiefacher Sprachgebrauch ist
hiervon abzuleiten, indem sowohl gelehrte Gesellschaften, als hohe Schulen
oder Universitäten mit diesem Namen bezeichnet werden; das letztere mit
minderem Rechte und jetzt seltener (s. Universität); das erstere
einstimmiger und fortdauernd.♦ |
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Solche Akademien oder gelehrte Gesellschaften
sind als Eigentümlichkeit der neueren Zeit zu betrachten. Das Museum
in Alexandria und die Hofschule (Schola Palatina) Karl‘s des Großen,
können nur in beschränkterem Sinne so benannt werden; jenes war
zugleich Versorgung-Anstalt für Gelehrte von ausgezeichnetem
wissenschaftlichen Verdienste; dieser hatte mehr die Absicht, die
Familie und den Hof Karl‘s mit den zur Bildung des Volkes für nöthig
erachteten Anfangsgründen gelehrter Kenntnisse bekannter zu ma- |
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S. 281 Sp. 1 |
AKADEMIEN |
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chen. Akademien oder gelehrte Gesellschaften im
eigentlichen Sinne entstanden im Zeitalter der Wiedergeburt des
wissenschaftlichen Geistes; ihr Vaterland ist Italien. Nicht ganz
sichere und deutliche Spuren solcher, wie es scheint, geheim
gehaltener Verbindungen wißbegieriger Geistlichen oder Mönche in
Florenz und Pisa zur Beförderung physikalischer Kentnisse zeigen
sich in der zweiten Hälfte des 14ten Jahrh.; sie verdienen weiter
verfolgt zu werden.♦ |
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Zu einer Art von öffentlicher Geltung und
Wirksamkeit gelangten dergleichen Vereine, meist unter Schutz und
Theilnahme der Großen, seit der Mitte des 15ten Jahrh. Es fanden
sich ähnlich gestimmte, durch gleiches Bedürfniß und Streben geistig
verwandte Männer zusammen, ohne daß eine eigentliche Absicht
bestimmt ausgesprochen und auf regelmäßige Arbeit zurückgeführt
worden wäre; ihre Vereine hatten weder Stiftungs-Urkunden (daher die
Zeit der Entstehung sich nicht mit chronologischer Schärfe genau
ausmitteln läßt) noch Statuten; sie gingen aus dem durch glückliche
und für höhere Bildung empfängliche Machthaber festgehaltenen und
geleiteten Geiste der Zeit hervor. —♦ |
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Die drei ältesten Vereine der Art, Muster-
Anstalten für das folgende Zeitalter, finden sich in Neapel, Florenz
und Rom. In Neapel begann eine blühende Litteraturzeit wahrend der
Regirung des aragonischen Alphons V. 1435 bis 1458, dessen Hof und
Hauptstadt Sammelplatz treflicher Köpfe, ausgezeichneter Humanisten
und lateinischer und italienischer Dichter und Stylisten war. Dieses
Monarchen Liebling Antonio Beccadelli Panormita [st. 1471] begründete
eine berühmte und für Verbreitung des guten Geschmacks ungemein
wirksame Akademie, deren Mitglieder, Adelige und Gelehrte, welche
nach Quartieren eingetheilt waren, sich in einem, Porticus
benannten, Gebäude versammelten; unter den ältesten Theilnehmern
zeichnen sich Lorenzo Valla [st. 1457] und Bartolommeo Fazio [st. 1457]
nebst vielen anderen durch schriftstellerischen Ruhm aus.♦ |
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Die Gesellschaft nahm unter ihrem zweiten
Vorsteher Giovanni oder Jovianus Pontano [st. 1503] an Ausbreitung und
Glanz zu; Jac. Sannazaro, Alexander ab Alexandro und viele andere namhafte
Gelehrte und schöne Geister gehörten ihr an; sie hatte Theilnehmer
in den Provinzen und auch in anderen italienischen Staaten
auswärtige Ehrenmitglieder. Ihr Zweck scheint sich auf vertraulichen
Umgang und freiere litterarische Unterhaltung, und im Äußeren auf
Anregung wissenschaftlicher Neigung und Thätigkeit beschränkt zu
haben. —♦ |
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In Florenz gestaltete sich um dieselbe Zeit die
platonische Akademie (vgl. C. Sieveking Gesch. der pl. A. zu Florenz.
Göttingen 1812. 8.), wozu des Georg Gemistos Plethon, — während der von
Bessarion und Cardinal Julianus 1439 betriebenen Vereinigung der
griechischen und lateinischen Kirche — erschienene Schrift „über
Verschiedenheit der platonischen und aristotelischen Philosophie"
eine entfernte Veranlassung gegeben haben mag, indem sie den im
Wesentlichen zwischen Scholastik und Mystik schon bestehenden Kampf
belebte und in der bildungsfähigern |
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AKADEMIEN |
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Laien-Welt verallgemeinerte. Wahrscheinlich wurde
in Cosmo Medici, dem Haupte des florentinischen Freistaates [1434 bis
1464], einem eifrigen Freunde und Beschützer der ihm nur in ihren
großartigen Erfolgen bekannten und teuer gewordenen Wissenschaften
und Künsten, hierdurch der Gedanke zur Errichtung einer solchen
Gesellschaft erzeugt. Cosmo wählte den achtzehnjährigen Marsiglio Ficini,
den Sohn seines Arztes, den hoch verdienten Wiederhersteller der
platonischen Denkart, zu seinem Hausgenossen und Erzieher seiner
Söhne, philosophierte mit denselben und freute sich des schönen
Kreises platonisch-gesinnter Männer, welcher sich um ihn bildete und
dessen Mittelpunkt er war. In diesem Kreise nehmen Cristoforo Landini,
Naldo Naldi, besonders Leo Battista Alberti, Donato Neri Accijavalo und Giovanni
Cavalcanti die ersten Stellen ein.♦ |
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Wenige Jahre nach Cosmo‘s Tode, trat [um 1466/7]
Ficini als öffentlicher Lehrer auf, und fand im In- und Auslande
zahlreiche und viele geistvolle Anhänger. Unter der für Literatur
und Kunst so üppig gedeihlichen Regierung Lorenzo des Prächtigen
stieg die religiöse Verehrung Platon‘s (es wird einer feierlich-
glänzenden Versammlung der Akademiker am Todestage dieses Denkers
den 7. November ausdrücklich erwähnt) und das Ansehen der
platonischen Akademie; sie gewann eine neue Stütze an Giovanni Pico de
Mirandola [st. 1494], welcher ihr 1490 beitrat. Auch nach Lorenzo‘s Tod
(1492] dauerte sie fort; aber mit Ficini‘s Tode [1499] scheint ihr
äußeres Dasein erlöschen zu seyn, wenngleich ihr an Früchten reicher
Geist nicht erlosch. –♦ |
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In Rom wurde [1468] die Altertumsgesellschaft,
welche Auffindung und Erklärung antiquarischer Überreste und
überhaupt alterthümliche Unterhaltung und Thätigkeit, auch
Mittheilung an Auswärtige (wovon der lebhafte Verkehr mit dem Hause
Medici zeuget) beabsichtigte, von dem ausgezeichneten Archäologen
und Stylisten Julius Pomponius Lätus [st. 1498] gestiftet; unter den
vielen begeisterten Alterthumsfreunden, welche daran Theil nahmen,
befanden sich Bartol. Platina und Fil. Buonaccorsi, bekannter unter seinem
akademischen Namen Kallimachus Experiens.♦ |
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Über diesen Verein ließ Papst Paul II., Ketzerei
und Paganismus witternd, eine blutige harte Verfolgung ergehen.
Gewissermaßen wurde sie späterhin im Hause des vielseitig gebildeten
Paolo Cortese fortgesetzt und scheint eigentlich erst um die Mitte des
16. Jahrhunderts [1553] ganz eingegangen zu seyn. Eine Erneuerung
dieser Akademie fand 1742 unter P. Benedikt XIV. Statt. –♦ |
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Auch gehöret hieher die von Aldus Pius Manuzzi [st.
1515] zu Venedig 1495 eröfnete Akademie, welche sich über
abzudruckende Klassiker und Verbesserung des Textes ihrer Werke in
griechischer Sprache berathschlagte. Die Gesetze dieser Gesellschaft
vom J. 1502 sind abgedruckt in A.P. Manutii Scripta tria longe
rarissima a Jac. Morellio denuo edita et illustrata. Bassano 1806.
8.♦ |
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Eine ähnliche, aber doch sehr bedeutend ermäßigte
Absicht hatten die Academia Veneta (s. I.G. Lunze Ac. V. Lpz. 1801
8.) |
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AKADEMIEN |
⇧ Inhalt |
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gest. 1593 und die von Geron. Albrizzi in Venedig
1696 gestiftete Gesellschaft zur Beförderung des Druckes guter
Bücher. |
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Die von Italien ausgegangene Liebe für die
humanistische Literatur, deren Ausbreitung durch kleinere
freundschaftliche Verbindungen und deren Wirksamkeit vielfach
befördert wurde, fand besonders in Teutschland dankbare Aufnahme,
und begeisterte trefliche Köpfe zu fruchtbaren Anstrengungen. Conrad
Celtes [st. 1508] begründete auf seinen Reisen im südöstlichen
Teutschlande mehrere humanistische Vereine; der bekannteste und
erfolgreichste darunter war die Donaugesellschaft, welche vor 1490 zu
Ofen entstand, 1493 nach Wien verlegt, und 1497 bestimmter
eingerichtet wurde. Auf seine Veranlassung brachte der Wormser
Bischof Johann Clemens von Dalberg eine ähnliche Verbindung (Sodalitas
Celtica s. Rhenana) um dieselbe Zeit zu Stande s. G. N. Wiener
Analecta hist. crit. De societate litt. Rhen. Worms 1766 4. -♦ |
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So bildeten sich auch gegen Ende des 15ten Jahrh.
in Straßburg unter Jac. Wimpfeling's [st. 1528] Leitung eine gelehrte
Gesellschaft, welche bis 1538 fortgedauert zu haben scheint, und
theils mehr wissenschaftliche Einheit unter äußerlich getrennten
Disciplinen zu erwirken suchte, theils Unterrichtsanstalt für
Erwachsene, namentlich in Beziehung auf griechische Literatur, war,
theils mit Prüfung und Beförderung des Drucks gelehrter Arbeiten
sich befaßte; berühmte Mitglieder waren 1514 unter anderen Seb. Brant,
Jac. Sturm, Matth. Schurer, Otmar Nachtigall.♦ |
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Gleiche Richtung hatte die Gesellschaft zu
Schlettstadt, gestiftet von Wimpfeling, der sich in höherem Alter
dahin zurückzog; Paul Volz, Beatus Rhenanus, Martin Bucer u.m.a. nahmen
daran Theil. Vgl. Koch in Mém. de l’ Institut nat. Sc. pol. et mor.
T. 4. p. 356. su.♦ |
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Von eben dieser Beschaffenheit mögen die unter
Erasmus v. Rotterdam Leitung bestehende Gesellschaft zu Basel, die in
Augsburg 1510 errichtete baiersche Lireraturgesellschaft u.m.a.
gewesen seyn. Überhaupt traten in jenem Zeitalter viele solche
Vereine zusammen, ohne historisch bedeutend zu werden. |
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Ganz herrschend wurde der Gebrauch der Akademien unter den Italiänern
im 16ten Jahrhunderte; die meisten zweckten auf Bearbeitung der Muttersprache und
Dichterübung ab, selbst die, welche ursprünglich eine andere Bestimmung hatten. Ihre
Zahl ist überaus groß; ihre Wirksamkeit blieb, mit wenigen Ausnahmen, äußerst
beschränkt, oft zweideutig. Fast jede größere Stadt hatte der selben mehrere; sie legten sich
einen, meist Eifer und Begeisterung bezeichnenden, allegorischen Namen bei, und dauerten
in einiger, auch örtlich bedingter, Gültigkeit selten einen Menschenhalter aus. So z. B. Accesi
in Bologna 1500, Siena 1525, Venedig 1533, Reggio 1540 u. s. w.; andere hießen Sitienti,
Ardenti, Infiamati, Gelati u. s. w.♦ |
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Erwähnenswerth sind zwei für Vervollkommnung der Muttersprache
gedeihlich wirksame Akademien in Florenz: die Humoristen gest 1540 im Hause J.
Mazzuoli’s und vom Herzog bestätigt 1541; noch fortdauernd als Florentinische Akademie
(s. Salvino Salvini Fasti consolari dell‘ Acc. |
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AKADEMIEN |
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Fior. Fl. 1717. 4.), und die um den italiänischen
Sprachschatz hochverdiente Ac. della Crusca, gest. 1582 von Ant. Franc.
Grazzini, welche ebenfalls noch besteht. -♦ |
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Auch in andern Ländern traten Gelehrte in
Gesellschaften zusammen, um die Vervollkommnung der Muttersprache zu
befördern. Für Frankreich versuchte dieses, mit beschränktem
Erfolge, die 1570 von J. A. Baif und J. Thibault de Corville eingerichtete
Akademie, welche zugleich Nachbildung griechischer und römischer
Sylbenmaße beabsichtigte; sie ging 1591 ein. Mehrere kleine
Privatgesellschaften waren von noch geringerer Dauer und
Wirksamkeit. Desto mächtigeren und glänzenderen Einfluß behauptete
dagegen die noch fortbestehende französische Akademie; sie entstand als
Privatgesellschaft 1625 in Val. Conrart's Hause, wurde 1635 durch Card.
Richelieu unter Königl. Schutz gestellt, mit großen Gerechtsamen und
bestimmten Einkünften ausgestattet, und hielt den 10. Jul. 1637 im
Louvre ihre erste öffentliche Sitzung. —♦ |
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Für die teutsche Sprache traten seit dem 17ten
Jahrh. viele Gesellschaften in Thätigkeit und sie vermehrten sich
bis auf die neuesten Zeiten, obgleich nur wenigen bedeutendes
Verdienst zugestanden werden kann, und, was der Vielseitigkeit und
Freiheit in Angelegenheiten der teutschen Sprache und
Nationalliteratur entschiedenen Vortheil gewährte, keine zu
allgemeinem Ansehen und herrschendem Einfluß gelangte. Die älteste,
die Fruchtbringende Gesellschaft, oder der gekrönte Palmenorden, gestiftet zu
Weimar 1617 von Casp. v. Teutleben, und eingegangen 1680, war fast
blos Prunkspiel; mehr geleistet hat die von Phil. v. Zesen 1643 zu
Hamburg gestiftete Teutschgesinnte Genossenschaft, ungeachtet sie sich in
oft drolligen Übertreibungen und unhaltbaren Neuerungen gefiel; der
gekrönte Blumenorden der Hirten an der Pegnitz, gest. von G. Ph. Harsdörfer und
J. Clajus zu Nürnberg 1644, und der Schwanenorden an der Elbe, gest.
in Hamburg 1660, haben wenigstens in ihrer näheren Umgebung
lebendige Tätigkeit angerichtet. Unter den neueren zeichnet sich die
zu Leipzig, gest. 1697, umgebildet von J. Ch. Gottsched 1727, durch
ausgebreitete, vermittelst polemischer Reibungen gehobene Thätigkeit
und Bekanntmachung älterer Sprach-und Literaturdenkmäler am
vortheilhaftesten aus. -♦ |
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Ähnliche linguistische Akademien finden sich in
Spanien, Portugal, Holland, Dänemark, Schweden u. s. w., worüber die
Artikel nachzusehen sind, welche über die Statistik und über die
Nationalliteratur dieser Staaten Auskunft geben. |
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Am gewichtvollsten und nachhaltig tief
eingreifend in die Geschichte der Gelehrsamkeit erscheinen die
Akademien, welche auf Erweiterung, Begründung und Bereicherung
wissenschaftlicher Einsichten und Erfahrungen berechnet sind; wir
verdanken ihnen bedeutende Fortschritte und erfolgreichen
wissenschaftlichen Gewinn. Nicht zu gedenken des durch sie
erleichterten Ideen-Austausches, welcher weniger in
gesellschaftlichen Zusammenkünften, da diese oft langweilig und auf
Vorlesungen beschränkt sind, als durch Öffentlichkeit der
Gesellschaftsschriften erreicht wird; so bleibt besonders dreierlei
zu beachten, was fast nur auf diesem Wege erlangt werden kann.♦ |
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Einmal, daß |
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AKADEMIEN |
⇧ Inhalt |
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Gelehrte ganz ausschließlich ihrer Wissenschaft
leben, und auf Vervollkommnung derselben bedacht seyn können; wie
das bei gut eingerichteten Akademien der Fall seyn sollte, wenn
gleich fast alle, wie sie dermalen beschaffen sind, in dieser
Hinsicht viel zu wünschen übrig lassen.♦ |
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Zweitens kommen einer solchen gelehrten
Gesellschaft wissenschaftliche Anstalten, Einrichtungen und
Hilfsmittel zu statten, für welche von Staates wegen gesorgt wird,
und die nur auf öffentliche Kosten in verhältnißmäßiger
Vollständigkeit und Vollkommenheit unterhalten werden können; dahin
gehören Sternwarten, Naturalien- Kunst- und Bücherschätze, die zur
Anstellung von Versuchen erfoderlichen Werkzeuge und der, wie bei
chemischen und physikalischen Arbeiten, oft sehr beträchtliche
Kostenaufwand.♦ |
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Drittens wird durch Preisaufgaben manches Dunkel
aufgehellt, manche Schwierigkeit beseitigt, manche Vorarbeit zu
weiteren Untersuchungen veranlaßt, und nicht selten wenigstens das
vorhandene Bessere in lichtvolle Übersicht gebracht und mit neuen
Winken und Ansichten bereichert. Bestehet die Akademie, der Mehrheit
nach, aus tüchtigen Gelehrten; so: wird sie in der Regel Aufgaben
bekanntmachen , durch deren Beantwortung einem Theile der
Wissenschaft Gewinn zuwächst, selbst wenn der oft gehörte Vorwurf
Grund hat, daß sie von Anderen erfahren wollen, was sie selbst nicht
wissen, und durch Andere thun lassen wollen, was selbst zu thun
ihnen beschwerlich fällt.♦ |
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Das große Feld der Mathematik und der Naturkunde
ist auf solche Weise in den beiden letzten Jahrhunderten viel
urbarer geworden, und zum Theil weit fruchtbarer angebaut worden,
als vorher; es hat im Einzelnen eine ganz andere Gestalt gewonnen.
Kunst und Gewerbe haben entschiedene Vortheile davon gezogen.
Geschichte, Alterthums-, Erd- und Menschenkunde sind vielfach
bereichert worden. Das Ideal einer Akademie ist zwar überall
unerreicht geblieben und selbst Annäherung an dasselbe mag äußerst
wenigen gelehrten Gesellschaften, und auch diesen nur in engerer
Beschränkung auf das Streben Einzelner und für kürzere Zeit oder in
minder beachteten Wünschen und Andeutungen, nachgerühmt werden; das,
was sie, nach großer Denker, von Bacon von Verulam an bis auf
Schelling, Bestimmung seyn sollen und können, sind sie nirgends
gewesen; und die wissenschaftliche Oberaufsicht, welche ihnen
alsdann gebühren würde, haben sie in keinem Staate geltend gemacht
und geübt; aber dennoch wird kein Unbefangener sich durch diese
Wahrnehmung für berechtiget halten, diese wissenschaftlichen Vereine
gering zu schätzen und das vielfache Trefliche, was aus ihnen
hervorgegangen ist, zu verkennen.♦ |
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Als unentbehrliches Hülfsmittel zur Kentniß und
Benutzung der Arbeiten gelehrter Gesellschaften verdient empfohlen
zu werden: I. D. Reuss allgemeines Real-Repertorium über die
Abhandlungen, Acten, Commentationen und Memoiren der Europäischen
Akademien und Gesellschaften. Göttingen 1802 ff., bis jetzt 12 Bände
4., nach wissenschaftlicher Eintheilung, daher die einzelnen
Abtheilungen auch besonders zu haben sind.♦ |
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Eine wissenschaftlich-historische Darstellung
dessen, was von Akademien überhaupt und von einzelnen insbesondere
geleistet worden ist, wäre wünschenswerth; was Th. Thomson für die
Geschichte- |
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AKADEMIE |
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te der Londner Societät gethan hat, müßte dabei
zum Vorbilde dienen. |
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Italien gab auch für wissenschaftliche Akademien
den Ton an. Die älteste ist die fortdauernd bestehende Akademie del
Cimento, gest. 1657 zu Florenz von Leopold Medici; sie hat, wie die
ebendaselbst van G. G. Pozzi 1735 eingerichtete Societas Columbaria,
für Naturkunde viel geleistet. Das größte Verdienst um diese
Wissenschaft, Mathematik und Astronomie, erwarb sich das Institutum
Scientiarum et Artium zu Bologna, welches Eust. Manfredi 1690
stiftete und Graf L. F. Marsigli 1705 erweiterte; seine öffentlichen
Sitzungen begannen 1714; auch ist eine Maler-Akademie, Clementina
benannt, damit verbunden. Wichtig ist die zu Cortona 1727 errichtete
Academia Etrusca durch alterthümliche Untersuchungen. Unter den
übrigen wissenschaftlichen Akademien Italiens zeichnet sich die zu
Turin, gest. 1757 und als Königliche anerkannt 1760, besonders aus.
—♦ |
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Von klassischer Wichtigkeit ist die K. Societät
der Wissenschaften zu London; sie entstand als Privatgesellschaft zu
Oxford 1645 auf J. Wilkins Veranlassung, wurde 1658 nach London
verlegt und hielt im Grasham-College ihre Zusammenkünfte; K. Karl
II. erhob sie 1660 zu einer öffentlichen Anstalt des Staats, und die
erste Sitzung fand den 22. April 1663 statt. Von ihr sind herrliche
Bereicherungen aller Naturwissenschaften, der Mathematik in ihrem
ganzen Umfange, und der Astronomie ausgegangen. Ihre Schriften
erschienen seit 1666 unter dem Titel: Philosophical Transactions und
werden jetzt jährlich fortgesetzt. Auch hat diese Gesellschaft einen
ihrer würdigen gelehrten Geschichtschreiber in Th. Thomson (History
of the R. Society from its institution to the end of the XVIII.
Century. Lond. 1812. 4.) gefunden, wie keiner anderen zu Theil
geworden ist. Neben ihr bestehen in London viele gelehrte
Gesellschaften, unter welchen die schon 1572 gestiftete, aber 1604
erloschene, 1717 erneuerte und 1751 vom König bestätigte
Alterthumsgesellschaft (ihre Schriften erschienen seit 1770 unter
dem Titel Archaeologia in 4.), die erwähnenswertheste seyn dürfte.
Außerdem finden sich in englischen Städten zahlreiche, namentlich
landwirthschaftliche und technologische Vereine. Edinburg hat seine
Akademie seit 1732, Dublin seit 1739; und beider Thätigkeit hat in
neuern Zeiten beträchtlich zugenommen. —♦ |
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Gleichen Ruhm mit der Londner behauptete die
Akademie der Wissenschaften zu Paris; sie wurde 1666 durch den
Minister Colbert gestiftet und 1699 neu eingerichtet; 1796 erhielt
sie den Namen National-Institut, trat aber 1803 größeren Theiles und
1814 völlig in ihre alte Verfassung zurück; ihre Schriften sind seit
1699 in Druck erschienen. Früher als sie entstand die von demselben
Colbert 1663 angelegte Akademie der Inschriften und schönen
Wissenschaften, welche der Alterthumskunde und der Geschichte
unvergeßliche Dienste geleistet hat; ihre reichhaltigen Schriften
sind 1717 ff. in 50 Banden 4. erschienen, und werden jetzt, nachdem
seit 1814 die alte Einrichtung wieder eingetreten ist, fortgesetzt.
Außerdem hat Paris für einzelne Zweige der Gelehrsamkeit und Kunst,
und Frankreich überhaupt eine große Menge ge- |
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S. 284 Sp. 1 |
AKADEMIE |
⇧ Inhalt |
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lehrter Gesellschaften. —♦ |
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In Teutschland wurde die für Natur- und Heilkunde
mit Nutzen geschäftige K. Akademie der Naturforscher (Acad.
Leopoldina naturae curiosorum) 1670 zu Schweinfurt von J. L. Bausch
gestiftet und erhielt 1677 ein kaiserl. Privilegium; die Bestimmung
ihres Sitzes hängt von dem Aufenthaltsorte des jederzeitigen
Vorstehers ab; jetzt ist er aus Erlangen nach Bonn verlegt. Ihre
schätzbaren Schriften sind unter mehren Titeln gedruckt: Miscellanea
curiosa etc. 1670-1705 drei Decurien, mit Einschluß der Register, 32
B. 4.; Ephemerides etc. 1712-22, 10 B. 4.; Nova Acta 1757-91. 8 B.
4. -♦ |
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Nach einem großartigen Entwurfe des großen
Leibnitz wurde 1700 eine Ak. der Wissensch. in Berlin angelegt und
den 19. Jan. 1711 eröfnet; ihre Schriften sind seit 1710 gedruckt
worden und erscheinen auch jetzt noch. Die Göttinger Societät der
Wissensch., gest. 1750, ist auf wissenschaftliche Ergänzung dessen,
was die Universität durch ihre Lehrer leistet, berechnet, und hat,
neben Mathematik und Naturkunde, besonders auch Philologie,
Alterthumskunde und Geschichte mit schätzbaren Beiträgen bereichert;
ihre Schriften sind seit 1752 in vier Folgen erschienen und werden
fortgesetzt; vgl. J. D. Reuss Conspectus Societatis R. scient. Gott.
Gött. 1808. 4.♦ |
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Die 1759 zu München gest. Ak. der Wissensch. war
vorzüglich für vaterländische Geschichte thätig, wie die Monumenta
Boica 1760 ff. 22 B. 4. allein schon bezeugen; bei ihrer Umstaltung
1807 erhielt sie einen weiteren wissenschaftlichen Wirkungskreis;
die Schriften erscheinen seit 1810. Vgl L. Westenrieder Gesch. der
Baierschen Ak. der Wissensch. München 1804—1807. 2 B. 8. Die
Mannheimer Akademie 1763—1800, und die F. Jablonowskische zu Leipzig
seit 1771 sind für Geschichtsforschung bemerkenswerth. —♦ |
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Von den Akademien in den übrigen europäischen
Staaten müssen hier angeführt werden: die zu Upsala, gest. 1710,
privil. 1728, und zu Stockholm, gest. 1739, privil. 1741, beide für
Naturforschung sehr ergiebig; die zu St. Petersburg gest. 1724,
besonders reich an vortreflichen mathematischen Ergebnissen; und die
zu Calcutta, gest. 1784, eine wahre Fundgrube für Literatur- und
Sprachkunde Asiens, namentlich Persiens und Indiens. Auch mehre
holländische gelehrte Gesellschaften, z. B. die Harlemer seit 1752,
die Felix Meritis seit 1777 zu Amsterdam u. s. w. haben sich nicht
geringe Verdienste erworben. -♦ |
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Über diese und andere, hier nicht erwähnte
Akademien, sind die Artikel zu befragen, welche einzelne Länder
statistisch schildern oder die Geschichte einzelner Wissenschaften
und Künste darstellen, deren Vervollkommnung durch sie gefördert
worden ist *). |
(L. Wachler.) |
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Akademische Würden |
Akademische Würden, s. Universitäten.
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- *) Eben dies gilt für die unter dem Namen von Akademien bestehenden Lehranstalten für einzelne Wiss., Künste und Gewerbe, wie Bau- und Berg-Akademien, med. chirurg. Akademien u.a.
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⇧ Inhalt |
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