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Allgemeine Encyclopädie HIS-Data
5139-1-2-280-8
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Artikel: AKADEMI...
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Inhalt
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Akadine ⇨

     
Forts. S. 280 Sp. 1 AKADEMIE, AKADEMIKER.♦
  Akademie, ein Platz außerhalb Athens, an der Straße nach Theia, welchen ein Bürger Akademus oder Hecademus dem
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  Staate in der Absicht geschenkt hatte, daß daselbst ein Gymnasium zu den Leibesübungen errichtet würde. Den sumpfigen und ungesunden Ort hatte Cimon durch Wasserleitungen ausgetrocknet, durch Schattengänge von Platanen und anderen Anlagen verschönert. Der ganze weitläufige Lusthain und das Gymnasium in demselben wurden die Akademie genannt. Plato, der nicht weit davon eine Villa mit Garten besaß, fand sich täglich in dem Gymnasium ein, und lehrte da seine Philosophie. Alle seine Nachfolger lehrten nach seinem Beispiele eben daselbst. Daher heißt die ganze Reihe der platonischen Philosophen, und überhaupt derjenigen, welche in der Akademie lehrten, die Akademie.♦
  Da in der Folge das Philosophieren derselben einen anderen Charakter erhielt und Einige mehr mit Zweifeln gegen philosophische Behauptungen, als mit Darstellung eigener Behauptungen, sich beschäftigten, so nannte man diese skeptischen Philosophen die neue, und jene dem Plato mehr nachfolgenden, die alte Akademie. Mit dem Arkesilas fängt die neue Akademie an, welche von einigen noch mehrere Unterabtheilungen erhalten hat, die mittlere, welche mit Arkesilas, die neue, welche mit Lakydes und Karneades, die vierte, welche mit Philo von Larissa, und die fünfte, welche mit Antiochus anfängt und schließt. Richtiger, in dem Sinne des Cicero und der Sache gemäß, begreift man alle diese Abtheilungen von der mittleren an unter dem Namen der neuen Akademie zusammen, welche sich durch Antiochus wieder dem Geiste der alten näherte. S. Antiochus. Vgl. Meursii Ceramicus geminus. I. A. Schmidii Dissertat. de gymnasiis literariis Atheniensium und I.P. de Ludewig Prima academia, villa Platonis cum nova Halensium collata. Halae 1693. 4.♦
  Der Ort, wo Plato gelehrt hatte, blieb noch lange in geheiligtem Andenken. Aber der Name Akademie war veraltet, bis in neueren Zeiten, als unter den Mediceern in Florenz das Interesse für die platonische Philosophie erwachte, auch jener Name wieder hervorgesucht wurde. S. Siveking Geschichte der platonischen Akademie zu Florenz, Göttingen 1812 8. Diese platonische Akademie hatte nicht lange Bestand, aber dafür entstanden andere gelehrte Vereine, welche zum Teil auch die Benennung Akademie führten. (Tennemann.)
 
Akademien Akademien. Ein zwiefacher Sprachgebrauch ist hiervon abzuleiten, indem sowohl gelehrte Gesellschaften, als hohe Schulen oder Universitäten mit diesem Namen bezeichnet werden; das letztere mit minderem Rechte und jetzt seltener (s. Universität); das erstere einstimmiger und fortdauernd.♦
  Solche Akademien oder gelehrte Gesellschaften sind als Eigentümlichkeit der neueren Zeit zu betrachten. Das Museum in Alexandria und die Hofschule (Schola Palatina) Karl‘s des Großen, können nur in beschränkterem Sinne so benannt werden; jenes war zugleich Versorgung-Anstalt für Gelehrte von ausgezeichnetem wissenschaftlichen Verdienste; dieser hatte mehr die Absicht, die Familie und den Hof Karl‘s mit den zur Bildung des Volkes für nöthig erachteten Anfangsgründen gelehrter Kenntnisse bekannter zu ma-
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  chen. Akademien oder gelehrte Gesellschaften im eigentlichen Sinne entstanden im Zeitalter der Wiedergeburt des wissenschaftlichen Geistes; ihr Vaterland ist Italien. Nicht ganz sichere und deutliche Spuren solcher, wie es scheint, geheim gehaltener Verbindungen wißbegieriger Geistlichen oder Mönche in Florenz und Pisa zur Beförderung physikalischer Kentnisse zeigen sich in der zweiten Hälfte des 14ten Jahrh.; sie verdienen weiter verfolgt zu werden.♦
  Zu einer Art von öffentlicher Geltung und Wirksamkeit gelangten dergleichen Vereine, meist unter Schutz und Theilnahme der Großen, seit der Mitte des 15ten Jahrh. Es fanden sich ähnlich gestimmte, durch gleiches Bedürfniß und Streben geistig verwandte Männer zusammen, ohne daß eine eigentliche Absicht bestimmt ausgesprochen und auf regelmäßige Arbeit zurückgeführt worden wäre; ihre Vereine hatten weder Stiftungs-Urkunden (daher die Zeit der Entstehung sich nicht mit chronologischer Schärfe genau ausmitteln läßt) noch Statuten; sie gingen aus dem durch glückliche und für höhere Bildung empfängliche Machthaber festgehaltenen und geleiteten Geiste der Zeit hervor. —♦
  Die drei ältesten Vereine der Art, Muster- Anstalten für das folgende Zeitalter, finden sich in Neapel, Florenz und Rom. In Neapel begann eine blühende Litteraturzeit wahrend der Regirung des aragonischen Alphons V. 1435 bis 1458, dessen Hof und Hauptstadt Sammelplatz treflicher Köpfe, ausgezeichneter Humanisten und lateinischer und italienischer Dichter und Stylisten war. Dieses Monarchen Liebling Antonio Beccadelli Panormita [st. 1471] begründete eine berühmte und für Verbreitung des guten Geschmacks ungemein wirksame Akademie, deren Mitglieder, Adelige und Gelehrte, welche nach Quartieren eingetheilt waren, sich in einem, Porticus benannten, Gebäude versammelten; unter den ältesten Theilnehmern zeichnen sich Lorenzo Valla [st. 1457] und Bartolommeo Fazio [st. 1457] nebst vielen anderen durch schriftstellerischen Ruhm aus.♦
  Die Gesellschaft nahm unter ihrem zweiten Vorsteher Giovanni oder Jovianus Pontano [st. 1503] an Ausbreitung und Glanz zu; Jac. Sannazaro, Alexander ab Alexandro und viele andere namhafte Gelehrte und schöne Geister gehörten ihr an; sie hatte Theilnehmer in den Provinzen und auch in anderen italienischen Staaten auswärtige Ehrenmitglieder. Ihr Zweck scheint sich auf vertraulichen Umgang und freiere litterarische Unterhaltung, und im Äußeren auf Anregung wissenschaftlicher Neigung und Thätigkeit beschränkt zu haben. —♦
  In Florenz gestaltete sich um dieselbe Zeit die platonische Akademie (vgl. C. Sieveking Gesch. der pl. A. zu Florenz. Göttingen 1812. 8.), wozu des Georg Gemistos Plethon, — während der von Bessarion und Cardinal Julianus 1439 betriebenen Vereinigung der griechischen und lateinischen Kirche — erschienene Schrift „über Verschiedenheit der platonischen und aristotelischen Philosophie" eine entfernte Veranlassung gegeben haben mag, indem sie den im Wesentlichen zwischen Scholastik und Mystik schon bestehenden Kampf belebte und in der bildungsfähigern
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  Laien-Welt verallgemeinerte. Wahrscheinlich wurde in Cosmo Medici, dem Haupte des florentinischen Freistaates [1434 bis 1464], einem eifrigen Freunde und Beschützer der ihm nur in ihren großartigen Erfolgen bekannten und teuer gewordenen Wissenschaften und Künsten, hierdurch der Gedanke zur Errichtung einer solchen Gesellschaft erzeugt. Cosmo wählte den achtzehnjährigen Marsiglio Ficini, den Sohn seines Arztes, den hoch verdienten Wiederhersteller der platonischen Denkart, zu seinem Hausgenossen und Erzieher seiner Söhne, philosophierte mit denselben und freute sich des schönen Kreises platonisch-gesinnter Männer, welcher sich um ihn bildete und dessen Mittelpunkt er war. In diesem Kreise nehmen Cristoforo Landini, Naldo Naldi, besonders Leo Battista Alberti, Donato Neri Accijavalo und Giovanni Cavalcanti die ersten Stellen ein.♦
  Wenige Jahre nach Cosmo‘s Tode, trat [um 1466/7] Ficini als öffentlicher Lehrer auf, und fand im In- und Auslande zahlreiche und viele geistvolle Anhänger. Unter der für Literatur und Kunst so üppig gedeihlichen Regierung Lorenzo des Prächtigen stieg die religiöse Verehrung Platon‘s (es wird einer feierlich- glänzenden Versammlung der Akademiker am Todestage dieses Denkers den 7. November ausdrücklich erwähnt) und das Ansehen der platonischen Akademie; sie gewann eine neue Stütze an Giovanni Pico de Mirandola [st. 1494], welcher ihr 1490 beitrat. Auch nach Lorenzo‘s Tod (1492] dauerte sie fort; aber mit Ficini‘s Tode [1499] scheint ihr äußeres Dasein erlöschen zu seyn, wenngleich ihr an Früchten reicher Geist nicht erlosch. –♦
  In Rom wurde [1468] die Altertumsgesellschaft, welche Auffindung und Erklärung antiquarischer Überreste und überhaupt alterthümliche Unterhaltung und Thätigkeit, auch Mittheilung an Auswärtige (wovon der lebhafte Verkehr mit dem Hause Medici zeuget) beabsichtigte, von dem ausgezeichneten Archäologen und Stylisten Julius Pomponius Lätus [st. 1498] gestiftet; unter den vielen begeisterten Alterthumsfreunden, welche daran Theil nahmen, befanden sich Bartol. Platina und Fil. Buonaccorsi, bekannter unter seinem akademischen Namen Kallimachus Experiens.
  Über diesen Verein ließ Papst Paul II., Ketzerei und Paganismus witternd, eine blutige harte Verfolgung ergehen. Gewissermaßen wurde sie späterhin im Hause des vielseitig gebildeten Paolo Cortese fortgesetzt und scheint eigentlich erst um die Mitte des 16. Jahrhunderts [1553] ganz eingegangen zu seyn. Eine Erneuerung dieser Akademie fand 1742 unter P. Benedikt XIV. Statt. –♦
  Auch gehöret hieher die von Aldus Pius Manuzzi [st. 1515] zu Venedig 1495 eröfnete Akademie, welche sich über abzudruckende Klassiker und Verbesserung des Textes ihrer Werke in griechischer Sprache berathschlagte. Die Gesetze dieser Gesellschaft vom J. 1502 sind abgedruckt in A.P. Manutii Scripta tria longe rarissima a Jac. Morellio denuo edita et illustrata. Bassano 1806. 8.♦
  Eine ähnliche, aber doch sehr bedeutend ermäßigte Absicht hatten die Academia Veneta (s. I.G. Lunze Ac. V. Lpz. 1801 8.)
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  gest. 1593 und die von Geron. Albrizzi in Venedig 1696 gestiftete Gesellschaft zur Beförderung des Druckes guter Bücher.
  Die von Italien ausgegangene Liebe für die humanistische Literatur, deren Ausbreitung durch kleinere freundschaftliche Verbindungen und deren Wirksamkeit vielfach befördert wurde, fand besonders in Teutschland dankbare Aufnahme, und begeisterte trefliche Köpfe zu fruchtbaren Anstrengungen. Conrad Celtes [st. 1508] begründete auf seinen Reisen im südöstlichen Teutschlande mehrere humanistische Vereine; der bekannteste und erfolgreichste darunter war die Donaugesellschaft, welche vor 1490 zu Ofen entstand, 1493 nach Wien verlegt, und 1497 bestimmter eingerichtet wurde. Auf seine Veranlassung brachte der Wormser Bischof Johann Clemens von Dalberg eine ähnliche Verbindung (Sodalitas Celtica s. Rhenana) um dieselbe Zeit zu Stande s. G. N. Wiener Analecta hist. crit. De societate litt. Rhen. Worms 1766 4. -♦
  So bildeten sich auch gegen Ende des 15ten Jahrh. in Straßburg unter Jac. Wimpfeling's [st. 1528] Leitung eine gelehrte Gesellschaft, welche bis 1538 fortgedauert zu haben scheint, und theils mehr wissenschaftliche Einheit unter äußerlich getrennten Disciplinen zu erwirken suchte, theils Unterrichtsanstalt für Erwachsene, namentlich in Beziehung auf griechische Literatur, war, theils mit Prüfung und Beförderung des Drucks gelehrter Arbeiten sich befaßte; berühmte Mitglieder waren 1514 unter anderen Seb. Brant, Jac. Sturm, Matth. Schurer, Otmar Nachtigall.
  Gleiche Richtung hatte die Gesellschaft zu Schlettstadt, gestiftet von Wimpfeling, der sich in höherem Alter dahin zurückzog; Paul Volz, Beatus Rhenanus, Martin Bucer u.m.a. nahmen daran Theil. Vgl. Koch in Mém. de l’ Institut nat. Sc. pol. et mor. T. 4. p. 356. su.
  Von eben dieser Beschaffenheit mögen die unter Erasmus v. Rotterdam Leitung bestehende Gesellschaft zu Basel, die in Augsburg 1510 errichtete baiersche Lireraturgesellschaft u.m.a. gewesen seyn. Überhaupt traten in jenem Zeitalter viele solche Vereine zusammen, ohne historisch bedeutend zu werden.
  Ganz herrschend wurde der Gebrauch der Akademien unter den Italiänern im 16ten Jahrhunderte; die meisten zweckten auf Bearbeitung der Muttersprache und Dichterübung ab, selbst die, welche ursprünglich eine andere Bestimmung hatten. Ihre Zahl ist überaus groß; ihre Wirksamkeit blieb, mit wenigen Ausnahmen, äußerst beschränkt, oft zweideutig. Fast jede größere Stadt hatte der selben mehrere; sie legten sich einen, meist Eifer und Begeisterung bezeichnenden, allegorischen Namen bei, und dauerten in einiger, auch örtlich bedingter, Gültigkeit selten einen Menschenhalter aus. So z. B. Accesi in Bologna 1500, Siena 1525, Venedig 1533, Reggio 1540 u. s. w.; andere hießen Sitienti, Ardenti, Infiamati, Gelati u. s. w.♦
  Erwähnenswerth sind zwei für Vervollkommnung der Muttersprache gedeihlich wirksame Akademien in Florenz: die Humoristen gest 1540 im Hause J. Mazzuoli’s und vom Herzog bestätigt 1541; noch fortdauernd als Florentinische Akademie (s. Salvino Salvini Fasti consolari dell‘ Acc.
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  Fior. Fl. 1717. 4.), und die um den italiänischen Sprachschatz hochverdiente Ac. della Crusca, gest. 1582 von Ant. Franc. Grazzini, welche ebenfalls noch besteht. -♦
  Auch in andern Ländern traten Gelehrte in Gesellschaften zusammen, um die Vervollkommnung der Muttersprache zu befördern. Für Frankreich versuchte dieses, mit beschränktem Erfolge, die 1570 von J. A. Baif und J. Thibault de Corville eingerichtete Akademie, welche zugleich Nachbildung griechischer und römischer Sylbenmaße beabsichtigte; sie ging 1591 ein. Mehrere kleine Privatgesellschaften waren von noch geringerer Dauer und Wirksamkeit. Desto mächtigeren und glänzenderen Einfluß behauptete dagegen die noch fortbestehende französische Akademie; sie entstand als Privatgesellschaft 1625 in Val. Conrart's Hause, wurde 1635 durch Card. Richelieu unter Königl. Schutz gestellt, mit großen Gerechtsamen und bestimmten Einkünften ausgestattet, und hielt den 10. Jul. 1637 im Louvre ihre erste öffentliche Sitzung. —♦
  Für die teutsche Sprache traten seit dem 17ten Jahrh. viele Gesellschaften in Thätigkeit und sie vermehrten sich bis auf die neuesten Zeiten, obgleich nur wenigen bedeutendes Verdienst zugestanden werden kann, und, was der Vielseitigkeit und Freiheit in Angelegenheiten der teutschen Sprache und Nationalliteratur entschiedenen Vortheil gewährte, keine zu allgemeinem Ansehen und herrschendem Einfluß gelangte. Die älteste, die Fruchtbringende Gesellschaft, oder der gekrönte Palmenorden, gestiftet zu Weimar 1617 von Casp. v. Teutleben, und eingegangen 1680, war fast blos Prunkspiel; mehr geleistet hat die von Phil. v. Zesen 1643 zu Hamburg gestiftete Teutschgesinnte Genossenschaft, ungeachtet sie sich in oft drolligen Übertreibungen und unhaltbaren Neuerungen gefiel; der gekrönte Blumenorden der Hirten an der Pegnitz, gest. von G. Ph. Harsdörfer und J. Clajus zu Nürnberg 1644, und der Schwanenorden an der Elbe, gest. in Hamburg 1660, haben wenigstens in ihrer näheren Umgebung lebendige Tätigkeit angerichtet. Unter den neueren zeichnet sich die zu Leipzig, gest. 1697, umgebildet von J. Ch. Gottsched 1727, durch ausgebreitete, vermittelst polemischer Reibungen gehobene Thätigkeit und Bekanntmachung älterer Sprach-und Literaturdenkmäler am vortheilhaftesten aus. -♦
  Ähnliche linguistische Akademien finden sich in Spanien, Portugal, Holland, Dänemark, Schweden u. s. w., worüber die Artikel nachzusehen sind, welche über die Statistik und über die Nationalliteratur dieser Staaten Auskunft geben.
  Am gewichtvollsten und nachhaltig tief eingreifend in die Geschichte der Gelehrsamkeit erscheinen die Akademien, welche auf Erweiterung, Begründung und Bereicherung wissenschaftlicher Einsichten und Erfahrungen berechnet sind; wir verdanken ihnen bedeutende Fortschritte und erfolgreichen wissenschaftlichen Gewinn. Nicht zu gedenken des durch sie erleichterten Ideen-Austausches, welcher weniger in gesellschaftlichen Zusammenkünften, da diese oft langweilig und auf Vorlesungen beschränkt sind, als durch Öffentlichkeit der Gesellschaftsschriften erreicht wird; so bleibt besonders dreierlei zu beachten, was fast nur auf diesem Wege erlangt werden kann.♦
  Einmal, daß
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  Gelehrte ganz ausschließlich ihrer Wissenschaft leben, und auf Vervollkommnung derselben bedacht seyn können; wie das bei gut eingerichteten Akademien der Fall seyn sollte, wenn gleich fast alle, wie sie dermalen beschaffen sind, in dieser Hinsicht viel zu wünschen übrig lassen.♦
  Zweitens kommen einer solchen gelehrten Gesellschaft wissenschaftliche Anstalten, Einrichtungen und Hilfsmittel zu statten, für welche von Staates wegen gesorgt wird, und die nur auf öffentliche Kosten in verhältnißmäßiger Vollständigkeit und Vollkommenheit unterhalten werden können; dahin gehören Sternwarten, Naturalien- Kunst- und Bücherschätze, die zur Anstellung von Versuchen erfoderlichen Werkzeuge und der, wie bei chemischen und physikalischen Arbeiten, oft sehr beträchtliche Kostenaufwand.♦
  Drittens wird durch Preisaufgaben manches Dunkel aufgehellt, manche Schwierigkeit beseitigt, manche Vorarbeit zu weiteren Untersuchungen veranlaßt, und nicht selten wenigstens das vorhandene Bessere in lichtvolle Übersicht gebracht und mit neuen Winken und Ansichten bereichert. Bestehet die Akademie, der Mehrheit nach, aus tüchtigen Gelehrten; so: wird sie in der Regel Aufgaben bekanntmachen , durch deren Beantwortung einem Theile der Wissenschaft Gewinn zuwächst, selbst wenn der oft gehörte Vorwurf Grund hat, daß sie von Anderen erfahren wollen, was sie selbst nicht wissen, und durch Andere thun lassen wollen, was selbst zu thun ihnen beschwerlich fällt.♦
  Das große Feld der Mathematik und der Naturkunde ist auf solche Weise in den beiden letzten Jahrhunderten viel urbarer geworden, und zum Theil weit fruchtbarer angebaut worden, als vorher; es hat im Einzelnen eine ganz andere Gestalt gewonnen. Kunst und Gewerbe haben entschiedene Vortheile davon gezogen. Geschichte, Alterthums-, Erd- und Menschenkunde sind vielfach bereichert worden. Das Ideal einer Akademie ist zwar überall unerreicht geblieben und selbst Annäherung an dasselbe mag äußerst wenigen gelehrten Gesellschaften, und auch diesen nur in engerer Beschränkung auf das Streben Einzelner und für kürzere Zeit oder in minder beachteten Wünschen und Andeutungen, nachgerühmt werden; das, was sie, nach großer Denker, von Bacon von Verulam an bis auf Schelling, Bestimmung seyn sollen und können, sind sie nirgends gewesen; und die wissenschaftliche Oberaufsicht, welche ihnen alsdann gebühren würde, haben sie in keinem Staate geltend gemacht und geübt; aber dennoch wird kein Unbefangener sich durch diese Wahrnehmung für berechtiget halten, diese wissenschaftlichen Vereine gering zu schätzen und das vielfache Trefliche, was aus ihnen hervorgegangen ist, zu verkennen.♦
  Als unentbehrliches Hülfsmittel zur Kentniß und Benutzung der Arbeiten gelehrter Gesellschaften verdient empfohlen zu werden: I. D. Reuss allgemeines Real-Repertorium über die Abhandlungen, Acten, Commentationen und Memoiren der Europäischen Akademien und Gesellschaften. Göttingen 1802 ff., bis jetzt 12 Bände 4., nach wissenschaftlicher Eintheilung, daher die einzelnen Abtheilungen auch besonders zu haben sind.♦
  Eine wissenschaftlich-historische Darstellung dessen, was von Akademien überhaupt und von einzelnen insbesondere geleistet worden ist, wäre wünschenswerth; was Th. Thomson für die Geschichte-
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  te der Londner Societät gethan hat, müßte dabei zum Vorbilde dienen.
  Italien gab auch für wissenschaftliche Akademien den Ton an. Die älteste ist die fortdauernd bestehende Akademie del Cimento, gest. 1657 zu Florenz von Leopold Medici; sie hat, wie die ebendaselbst van G. G. Pozzi 1735 eingerichtete Societas Columbaria, für Naturkunde viel geleistet. Das größte Verdienst um diese Wissenschaft, Mathematik und Astronomie, erwarb sich das Institutum Scientiarum et Artium zu Bologna, welches Eust. Manfredi 1690 stiftete und Graf L. F. Marsigli 1705 erweiterte; seine öffentlichen Sitzungen begannen 1714; auch ist eine Maler-Akademie, Clementina benannt, damit verbunden. Wichtig ist die zu Cortona 1727 errichtete Academia Etrusca durch alterthümliche Untersuchungen. Unter den übrigen wissenschaftlichen Akademien Italiens zeichnet sich die zu Turin, gest. 1757 und als Königliche anerkannt 1760, besonders aus. —♦
  Von klassischer Wichtigkeit ist die K. Societät der Wissenschaften zu London; sie entstand als Privatgesellschaft zu Oxford 1645 auf J. Wilkins Veranlassung, wurde 1658 nach London verlegt und hielt im Grasham-College ihre Zusammenkünfte; K. Karl II. erhob sie 1660 zu einer öffentlichen Anstalt des Staats, und die erste Sitzung fand den 22. April 1663 statt. Von ihr sind herrliche Bereicherungen aller Naturwissenschaften, der Mathematik in ihrem ganzen Umfange, und der Astronomie ausgegangen. Ihre Schriften erschienen seit 1666 unter dem Titel: Philosophical Transactions und werden jetzt jährlich fortgesetzt. Auch hat diese Gesellschaft einen ihrer würdigen gelehrten Geschichtschreiber in Th. Thomson (History of the R. Society from its institution to the end of the XVIII. Century. Lond. 1812. 4.) gefunden, wie keiner anderen zu Theil geworden ist. Neben ihr bestehen in London viele gelehrte Gesellschaften, unter welchen die schon 1572 gestiftete, aber 1604 erloschene, 1717 erneuerte und 1751 vom König bestätigte Alterthumsgesellschaft (ihre Schriften erschienen seit 1770 unter dem Titel Archaeologia in 4.), die erwähnenswertheste seyn dürfte. Außerdem finden sich in englischen Städten zahlreiche, namentlich landwirthschaftliche und technologische Vereine. Edinburg hat seine Akademie seit 1732, Dublin seit 1739; und beider Thätigkeit hat in neuern Zeiten beträchtlich zugenommen. —♦
  Gleichen Ruhm mit der Londner behauptete die Akademie der Wissenschaften zu Paris; sie wurde 1666 durch den Minister Colbert gestiftet und 1699 neu eingerichtet; 1796 erhielt sie den Namen National-Institut, trat aber 1803 größeren Theiles und 1814 völlig in ihre alte Verfassung zurück; ihre Schriften sind seit 1699 in Druck erschienen. Früher als sie entstand die von demselben Colbert 1663 angelegte Akademie der Inschriften und schönen Wissenschaften, welche der Alterthumskunde und der Geschichte unvergeßliche Dienste geleistet hat; ihre reichhaltigen Schriften sind 1717 ff. in 50 Banden 4. erschienen, und werden jetzt, nachdem seit 1814 die alte Einrichtung wieder eingetreten ist, fortgesetzt. Außerdem hat Paris für einzelne Zweige der Gelehrsamkeit und Kunst, und Frankreich überhaupt eine große Menge ge-
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  lehrter Gesellschaften. —♦
  In Teutschland wurde die für Natur- und Heilkunde mit Nutzen geschäftige K. Akademie der Naturforscher (Acad. Leopoldina naturae curiosorum) 1670 zu Schweinfurt von J. L. Bausch gestiftet und erhielt 1677 ein kaiserl. Privilegium; die Bestimmung ihres Sitzes hängt von dem Aufenthaltsorte des jederzeitigen Vorstehers ab; jetzt ist er aus Erlangen nach Bonn verlegt. Ihre schätzbaren Schriften sind unter mehren Titeln gedruckt: Miscellanea curiosa etc. 1670-1705 drei Decurien, mit Einschluß der Register, 32 B. 4.; Ephemerides etc. 1712-22, 10 B. 4.; Nova Acta 1757-91. 8 B. 4. -♦
  Nach einem großartigen Entwurfe des großen Leibnitz wurde 1700 eine Ak. der Wissensch. in Berlin angelegt und den 19. Jan. 1711 eröfnet; ihre Schriften sind seit 1710 gedruckt worden und erscheinen auch jetzt noch. Die Göttinger Societät der Wissensch., gest. 1750, ist auf wissenschaftliche Ergänzung dessen, was die Universität durch ihre Lehrer leistet, berechnet, und hat, neben Mathematik und Naturkunde, besonders auch Philologie, Alterthumskunde und Geschichte mit schätzbaren Beiträgen bereichert; ihre Schriften sind seit 1752 in vier Folgen erschienen und werden fortgesetzt; vgl. J. D. Reuss Conspectus Societatis R. scient. Gott. Gött. 1808. 4.♦
  Die 1759 zu München gest. Ak. der Wissensch. war vorzüglich für vaterländische Geschichte thätig, wie die Monumenta Boica 1760 ff. 22 B. 4. allein schon bezeugen; bei ihrer Umstaltung 1807 erhielt sie einen weiteren wissenschaftlichen Wirkungskreis; die Schriften erscheinen seit 1810. Vgl L. Westenrieder Gesch. der Baierschen Ak. der Wissensch. München 1804—1807. 2 B. 8. Die Mannheimer Akademie 1763—1800, und die F. Jablonowskische zu Leipzig seit 1771 sind für Geschichtsforschung bemerkenswerth. —♦
  Von den Akademien in den übrigen europäischen Staaten müssen hier angeführt werden: die zu Upsala, gest. 1710, privil. 1728, und zu Stockholm, gest. 1739, privil. 1741, beide für Naturforschung sehr ergiebig; die zu St. Petersburg gest. 1724, besonders reich an vortreflichen mathematischen Ergebnissen; und die zu Calcutta, gest. 1784, eine wahre Fundgrube für Literatur- und Sprachkunde Asiens, namentlich Persiens und Indiens. Auch mehre holländische gelehrte Gesellschaften, z. B. die Harlemer seit 1752, die Felix Meritis seit 1777 zu Amsterdam u. s. w. haben sich nicht geringe Verdienste erworben. -♦
  Über diese und andere, hier nicht erwähnte Akademien, sind die Artikel zu befragen, welche einzelne Länder statistisch schildern oder die Geschichte einzelner Wissenschaften und Künste darstellen, deren Vervollkommnung durch sie gefördert worden ist *).
   
Akademische Würden Akademische Würden, s. Universitäten.
 
  • *) Eben dies gilt für die unter dem Namen von Akademien bestehenden Lehranstalten für einzelne Wiss., Künste und Gewerbe, wie Bau- und Berg-Akademien, med. chirurg. Akademien u.a.
   
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Stand: 24. Dezember 2017 © Hans-Walter Pries