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Allgemeine Encyclopädie HIS-Data
5139-1-03-249-1
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Werk Bearb. ⇧ 3. Theil
Artikel: Alterbestimmung der Haussäugethiere
Textvorlage: Göttinger Digitalisierungszentrum
Siehe auch: HIS-Data Alter
Hinweise: Allgemeine Bemerkungen zur Textgestaltung siehe Bearbeitung
Inhalt:
⇦ Alter. In rechtlicher Hinsicht
Alter (Ältere und Jüngere) ⇨

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  Alterbestimmung der Haussäugethiere. Jedem lebenden Thiere sind bestimmte Perioden angewiesen, binnen deren Durchwandlung es von der Geburt an bis zum höchsten Alter beständigen Umänderungen unterworfen ist. Diese verschiedenen Entwicklungsperioden, an die das Leben des Thieres gebunden ist, dem Anatomen und Physiologen von jeher so wichtig, weisen sich auch im Äußern nach und sind mit Abänderung der Form verbunden, die so charakteristisch erscheinen, daß daraus selbst der geübte Empiriker den Stand des Alters im Allgemeinen oder die bestimmte Lebensperiode zu beurtheilen vermag. Insbesondere wird die Anzahl der durchlebten Jahre bei den Hausthieren aus Zähnen beurtheilt.
A. A. Von den Kennzeichen des Alters im Allgemeinen, oder Charakteristik der Lebensperioden. Im neugebornen Thiere ist der Bildungstrieb und das Gemeingefühl vorherrschend thätig; wenn es nicht säugt, so schläft es größtentheils, das Leben ist mehr pflanzenartig, die Sinnenwerkzeuge unvollkommen ausgebildet, (das Auge bei Hunden und Katzen die ersten Tage nach der Geburt mit einem eigenen Häutchen verschlossen).♦
  Erst allmälig erfolgt daher bei fortschreitender Ausbildung auf äußere Einwirkungen die zweckmäßige Rückwirkung; nach und nach tritt mehr Willkür hervor, das Thier äußert Furcht oder zeigt Munterkeit durch Sprünge; durch den Tastsinn werden schädliche von nützlichen Gegenständen unterschieden. Der Geschmacksinn wird mehr ausgebildet, und mit dem Ausbruche mehrerer Milchzähne werden nebst den flüssigen (Milch) auch feste Futter-Stoffe aufgenommen. Hinsichtlich des Verhältnisses der einzelnen Theile überwiegt der Kopf an Schwere und Länge, so daß er im neugebornen Thiere sich wie 1 zu 4 verhält; späterhin dehnen sich die Wirbelsäule nebst den Extremitäten mehr in die Länge, wogegen im Verhältniß der Kopf zurück bleibt, so daß er im jugendlichen Alter oder ausgebildeten Thiere nur den 5ten bis 7ten Theil der ganzen Körperlänge beträgt. Das Muskelfleisch ist bei Säuglingen bleich, welk und schlaff, die Sehnen, Bänder und das gesammte Knochensystem nicht vollständig ausgebildet, daher die Bewegung schwankend und unsicher. —♦
  Mit dem fortschreitenden Wachsthum im Jugendalter werden die Knochen, Sehnen und Mus-
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  keln mehr ausgebildet, letztere röther, strammer, und verlieren an Vollsaftigkeit. Die Milchzähne werden durch stärkere (bleibende Wechselzähne) ersetzt, und fallen gewöhnlich in derselben Ordnung aus, in welcher sie hervorgetreten waren. Die gesammte Knochenbildung rückt der Vollendung nahe, die Schädelknochen verschmelzen, die Ansätze der Röhrenknochen werden zu Fortsätzen, die Knie- und Sprunggelenkknochen bilden sich vollkommen aus; die Geschlechtstheile, welche klein, unförmlich und kraftlos waren, nehmen im Umfange zu. Die Haut wird dichter und strammer, die feinen wolligen Haare werden durch stärkere und längere ersetzt, welche nebstdem dichter angereiht erscheinen.♦
  Das Färbepigment wird im Schleimnetz in größerer Menge abgesetzt, Haut und Haare zeigen bestimmtere Färbung; manchmal werden dagegen durch Einfluß des Lichtes, des Klima und des Wetterwechsels dunklere Haare bei zunehmendem Wachsthum heller, wie es z. B. bei Eisenschimmeln, und dem Märzthaler Hornvieh der Fall ist. Die Klauen, Hörner und Hufe werden ihrer Substanz nach dichter, und an ihrer Oberfläche mit einer Art Firniß überzogen. An den Hörnern setzt sich im 4ten Jahre der erste und so fort in jedem Jahre ein neuer Ring an. Ausnahmen hievon finden sich bei geschnittenen und männlichen Thieren, bei gelt bleibenden Kühen, wo die Ringe unmerklich in einander übergehn. Mit 8 Jahren zeigt das Horn bei Kühen an der Wurzel einen schmaleren Umfang oder einen Hals.
  Im Mittelalter tritt zwischen festen und flüssigen Theilen ein bestimmteres Verhältniß ein, doch so, daß der Faserstoff und überhaupt das Feste die Oberhand gewinnt; die Muskeln werden derber, fester, dichter, ihr Inhalt nimmt, so wie der des ganzen Körpers, dem breiten Durchmesser nach zu; die Knochen werden stärker, die Fortsätze und Leisten treten mehr hervor. Sämmtliche Eingeweide, insbesondere die Baucheingeweide, wachsen im Umfange; der Bauch erscheint daher z. B. bei den Wiederkäuern als der breiteste Theil, dessen Seiten nach außen hervorragen. Die fibrösen Häute werden, so wie die Sehnen und Bänder, fester und dichter, die Bewegung, in der Jugend schwankend, zeigt mehr Regelmäßigkeit und Bestimmtheit.♦
  Die der Masse und Form nach vollends ausgebildeten Muskeln lassen mehr Ausdauer der Bewegung zu, die Ermüdung tritt daher erst nach bedeutender Anstrengung ein, und die Neigung zum Schlaf ist nicht mehr so vorherrschend wie in der Jugend. Das ausgebildete Gefäßsystem ist im Stande eine größere Menge Bluts zu fassen; der Pulsschlag wird bestimmter, regelmäßiger und der Anzahl nach vermindert, so daß wenn er z. B. im Füllen 60mal in einer Minute zu fühlen war, er nun auf 40 herabsinkt. Die Geschlechtstheile sind vollkommen ausgebildet, und das Thier wird nach Art, Rasse und Körperbeschaffenheit früher oder später reif, oder zur Begattung tauglich. Der Überschuß an bildender Kraft wird zur Fettbildung verwendet, das Thier wird leibig, und bei überflüssiger Nahrung und wenigem Kräfteverlust gemästet. —♦
  Im höhern Alter wird die Zusammenziehung vorherrschend, das Starre bekömmt über das Flüssige die Oberhand, die Arterienwände werden dichter, die Muskelschichte in ihnen spröder. Die glatte Haut zeigt sich öfters verknöchert (verknöcherte
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  Vorkammer, Aorta) die Ernährung des Körpers wird beschränkt, indeß die Resorbtion fortdauert. Es bildet sich weniger Gallerte; das Zellgewebe verliert seine Fülle, schrumpft zusammen. Die Haut wird trockener, faltiger, spröder, die Ausdünstung und Absonderung der Hautschmiere nimmt ab. Die Haare verlieren Glätte und Glanz und bleichen sich, besonders an den Stellen, wo die Haut über Knochenerhabenheiten mehr gespannt ist, z. B. an den Augenbogen, der Jochleiste, der Kinnbackenrundung, dem vordern Darmbeinwinkel.♦
  Das Gefäßnetz stirbt ab, die Haare und Wolle fallen aus. Die Knochen , werden dünner und spröder, am auffallendsten die Kopfknochen, das Gesicht erscheint dadurch mehr in die Länge gezogen, der Kopf wird dem Anscheine nach länger und schmäler (Alterweiber-Hecht- Kopf) die Schaufeln der Kiefer werden mehr abgeflächt und strecken sich. Die Zähne zeigen entweder eigenthümliche Reibeflächen, oder sie sind mehr abgestumpft, abgeblättert und schartig. Da sie immer mehr aus den Zahnfächern vorgedrängt werden, indem sich sämmtliche Kopfhöhlen mehr schließen, und nebstdem wegen Kürze der Wurzeln weniger Anhaltpunkte besitzen, so werden sie locker und fallen aus. Das Kauen und somit die Vorbereitung der Futterstoffe wird beschränkt.♦
  Die fibrösen Häute und Knorpel verknöchern, das Athmen wird erschwert, die willkürlichen Muskeln schrumpfen zusammen, werden zähe und saftleer, die Muskelkraft sinkt, die Bewegungen werden langsam, unsicher ausgeübt, die Beugemuskeln werden überwiegend, die Gelenke der Extremitäten nicht mehr so stramm angespannt, veranlassen Vorbügigkeit und Überköthungen. Der Kopf wird nicht mehr so schwebend erhalten, und sinkt mehr nach abwärts. Der Rücken beugt sich nach auf- oder einwärts (Senkrücken, Karpfenrücken) die Geschlechtstheile welken und schrumpfen ein; der Fruchtbehälter wird derber und manchmal knorpelartig, daher das Geltbleiben. Die Venen drücken sich nach außen mehr aus. Die äußern Sinne, zumal das Auge und Ohr, sind für äußere Eindrücke mehr abgestumpft, dagegen der Geschmack und das Getaste durch Übung höher ausgebildet; ältere Thiere wählen daher im Stall und auf der Weide nur zärtere Gräser, und blos nahrhaftere Futterstoffe behagen ihrer Verdauungskraft.
B. B. Von der Erkentniß des Alters aus den Zähnen. Wenn aber gleich die angegebenen Erscheinungen die Altersperioden beurkunden; so kann man doch aus der Form des Körpers und den äußern Kennzeichen nicht mit Zuversicht und Bestimmtheit die Anzahl der verlebten Jahre angeben. Man war daher schon vor Alters bemüht, sich Kentnisse von den Zähnen zu verschaffen, um beim Kauf nicht beeinträchtiget zu werden, indem höheres Alter den Werth der Thiere bedeutend herab setzt. Um aber zu dieser Kentniß zu gelangen, muß man die Anzahl der Zähne, die Eintheilung jedes einzelnen Zahnes, und die Eintheilung der Zähne nach Partien, den Ausbruch und Wechsel der Milch- und bleibenden Zähne, und die Art und Weise der Abnützung oder Abreibung der Zähne, und die verschiedene Form der Reibefläche beim Pferde im höhern Alter kennen, und diese Grundsätze nebst einigen Abnormitäten, die am Gebisse vorkommen, wohl inne haben, um sich nicht zu täuschen. ⇧ Inhalt 
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  Beim Pferd ist die Altersbestimmung aus den Zähnen viel weiter gediehen, als bei den übrigen Hausthieren; diese Erkentniß ist aber auch beim Pferde wichtiger, indem höheres Alter den Werth bedeutender herab setzt als bei andern Hausthieren. Hornvieh, Schafe und Schweine können gemästet werden, das Fleisch und die übrigen Theile finden noch immer Käufer; der Hund ist selbst noch im höhern Alter zur Jagd und als Wächter brauchbar, nur gänzliche Abstumpfung der Sinne und Lähmung der Muskeln machen sein Abthun nothwendig.
  Die Anzahl der Zähne beträgt beim ausgebildeten männlichen Pferde 40, und zwar 24 Backen- 4 Haken- und 12 Schneide-Zähne; bei Stuten 36, in seltenen Fällen findet man bei letzteren, statt der ihnen mangelnden Hakenzähne, kleine hackenartige Zähne (Wolfszähne), 2—4 überzählige Backenzähne in beiden Geschlechtern, welche den untersten Backenzähnen angereiht sind. In Folge der Abnormität beim Wechsel bleiben manchmal 4—6 Milchschneidezähne vor oder neben den Pferdezähnen zurück (Doppelzähne, überzählige Zähne).♦
  Rinder und Schafe besitzen 32 Zähne: 24 Backen-und 8 Schneidezähne, letztere nur im Hinterkiefer. Beim Schweine findet man 44 Zähne, und zwar 12 Schneidezähne, 4 Hakenzähne, 28 Backenzähne, wovon die 2 untersten des Hinterkiefers als überzählige Backenzähne kleiner sind; die 2 untersten des Vorderkiefers, mehr den Schneidezähnen ähnlich (Überschneidezähne). Der Hund besitzt 12 an der Krone, 3 lappige Schneidezähne, 4 kegelförmige, ein- oder auch auswärts gekrümmte Hakenzähne, und 26 Backenzähne (2 im Hinterkiefer mehr), welche mit 3 ungleich-spitzigen Zacken versehen sind.
  Jeder einzelne Zahn zerfällt in die Krone, Hals und Wurzel. Die Krone ist der ausserhalb der Zahnhöhle sichtbare und vom Zahnfleische entblößte Theil des Zahnes; man unterscheidet daran eine Reibe- Vordere- und Hinterfläche, und 2 Seitenränder oder Flächen. Die Reibefläche, oder der Ort, wo mittelst des gegenüber stehenden Zahnes die Berührung und Abreibung vermittelt wird, zeigt beim Pferde eine ovale Form, wobei jedoch der Breite- oder Querdurchmesser überwiegend ist, und sich zum Tiefendurchmesser oder dem der Dicke wie 6 zu 3 verhält; die Breite beträgt 6, die Dicke 3 Linien. Der vordere Rand ist höher und reibt sich früher ab als der hintere.♦
  In der Jugend zeigen sowohl Milch, als bleibende Pferdeschneidezähne die mit einer Grube, Bohne, Kunde, Zeichen, Marke versehene Reibefläche. Die Kunde, der Kern, wird von einen sackartigen, trichterförmigen Bläschen, welches in der Höhlung dunkel gefärbt erscheint, gebildet, es hängt innerhalb der Krone an den Kronenrändern fest, wird gegen die Wurzel zu enger, ist hier geschlossen, und sieht mit der Höhlung nach außen. Der vordere Rand des Bohnenhäkchens wird samt dem Kronenrande früher, später der hintere Rand, und zuletzt die Höhlung oder der noch übrige Theil des in der Krone steckenden Bohnensäckchens abgerieben, und so verschwindet mit zunehmenden Jahren allmählig die Kunde.♦
  Das Bohnensäckchen im Mittelzahn ist nicht so tief, wird früher abgerieben, so daß es mit 2 Jahren an sämtlichen Mittelzähnen verschwunden ist. Die Bohne des Pferdeschneidezahnes ist ungefähr 4 Linien tief, und wird in
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  einem Zeitraum von 3 Jahren abgerieben. Im 1sten Jahre reibt sich der äußere- im 2ten der innere Rand, und im 3ten der noch übrige Theil des Bohnensäckchens ab. Am Zangenzahn des Hinterkiefers tritt z. B. mit 3 Jahren der äußere Rand in Berührung, und ist mit 4 Jahren abgerieben; mit 4 Jahren tritt der innere Rand in Berührung, und ist mit 5 Jahren abgerieben; mit 5 Jahren tritt der noch übrige Theil der Bohne die Reibung an, und ist mit 6 Jahren ganz verschwunden, und die Kronenreibefläche erscheinet an der Zange geebnet. Ein Jahr später treffen diese Veränderungen den Hinterkiefer-Mittelzahn, 2 Jahre später den Hinterkiefer- Eckzahn. Die geebnete Reibefläche erscheint mit zunehmenden Jahren in Folge der Abreibung in 4mal abweichender Form; die eiförmige Fläche geht in eine rundliche, diese in eine dreieckige, die dreieckige in eine verkehrt ovale oder zweieckige über.
  Die äußere oder Lippenfläche erscheint an der Krone gewölbt, am Milchzahne weißer und fächerförmig gestreift, beim bleibenden Pferdezahne mit einer seichten, gelblich gefärbten Rinne versehn, sie endiget nach oben in den vordern Rand der Reibefläche, gegen das Zahnfleisch hin geht sie in den Hals über, welcher jedoch nur bei Milchschneidezähnen des Pferdes deutlich zu sehen ist (beim Hornvieh ist dieser Hals sowol bei Milch- als bleibenden Zähnen deutlich zu bemerken).
  Die Länge der äußern Kronenfläche beträgt an den Zangen im normalen Zustande 8, an den Mittelzähnen 6, und an den Eckzähnen 4 Linien. Beträgt die Länge der äußern Kronenfläche mehr als dieses Verhältniß, so gibt dieses für Nichtkenner zu Täuschungen in Ansehung des Alters Veranlassung, man nennt dann solche Zähne zu lange, und muß das Überflüssige wegdenken, um das wahre Alter auszumitteln. Solche Pferde nannte man in früheren Zeiten Pferde von unbestimmbarem Alter (Begus). Die Länge der innern Fläche beträgt kaum die Hälfte der äußern, und erscheint ausgehöhlt.
  Die Seitenränder der Schneidezähne berühren sich, mit Ausnahme des äußern am Eckzahne; gegen die Wurzel zu gehen die Ränder in Flächen, und die Flächen in Ränder über. Dieses ist die Ursache, warum ein Zahn quer durchschnitten oder abgerieben verschiedene Formen der Reibefläche zeigt. Auf die Kentniß dieser Reibeflächenformen gründet sich die Erkentniß des höhern Alters beim Pferde. Der ausgebildete Zahn zeigt nach abgeriebenem Bohnensäckchen eine ovale Form, der quere Durchmesser mißt 6, der Tiefendurchmesser 3 Linien. 6 Linien tiefer gegen die Wurzel zu durchschnitten, beträgt der Querdurchmesser 5, der Tiefendurchmesser 4 Linien, die Reibeflächenform ist rundlich. 12 Linien tiefer gegen die Wurzel beträgt der Querdurchmesser 4, der Tiefendurchmesser 5 Linien, die Reibefläche ist 3eckig. 48 Linien tiefer gegen die Wurzel durchschnitten beträgt der Querdurchmesser 3, der Tiefendurchmesser 6 Linien, die Reibeflächenform ist 2eckig oder verkehrt oval.
  Der Hals ist der vom Zahnfleisch umschlossene unter der Krone sich verengernde Theil des Zahnes, welcher aber nur bei Milchschneidezähnen des Pferdes, und den Schneidezähnen des Rindes und Schafes deutlich erscheint. An den Haken- und Backenzähnen des Pferdes
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  und den Backenzähnen der Wiederkäuer ist der Hals kaum zu bemerken, und die Krone geht mit allmäliger Abnahme des Anfanges in die Wurzel über.♦
  Die Wurzel steckt in den Zahnhöhlen in eigenen Fächern (Zahnkästchen), welche von Knochenblättern gebildet werden. Sind diese Knochenblätter dicker, so werden die Nachbarzähne mehr auseinander gedrängt, es erscheint dann, besonders an den Schneidezähnen ein bedeutender Raum zwischen den Kronenrändern (Palisadenzähne).♦
  Die Zähne werden nach ihrer Verrichtung in Mahlzähne, Haken- Hau- oder Reißzähne, und Schneidezähne oder Nagezähne, nach ihrer Lage, oder dem Ort ihrer Befestigung in Zähne des Obermaules, wohin die Backenzähne (molares, molaire) welche die Backen oder Wangen bilden helfen, und in Zähne des Untermauls, wozu die Haken- und Schneidezähne gerechnet werden, eingetheilt.♦
  Die Hakenzähne (crochets, Caniarii) liegen beim männlichen Pferd in dem sogenannten zahnlosen Raum (am Hinterkiefer-Träger), am Vorderkiefer entfernter von den Schneidezähnen, berühren sich daher nicht gegenseitig, und werden in Folge des Alters abgestumpft, aber nicht abgerieben. Sie sind bei Hunden und Schweinen noch mehr als beim Pferde gekrümmt und nach auswärts gerichtet, auch findet bei diesen Thieren kein zahnloser Raum Statt.♦
  Die Schneidezähne (dentes incisivi) befinden sich in den halbzirkelförmigen Rändern des Vorder- und Hinterkiefers eingekeilt, und stellen in Verbindung eine Fächerform (Schaufel) dar; daher bei Schafen insbesondere der Name 2-4-6-8 Schaufler, insofern am Hinterkiefer 2-4-6-8 bleibende, breitere Schneidezähne statt der Milchzähne sich vorfinden. Die Schneidezähne des Pferdes stoßen bogenförmig aufeinander, berühren sich gegenseitig, jedoch reiben sich die vordern schneidenden Ränder zuerst ab.
  Die innersten heißen die Zangen (proximi, les pinces), die zwischen den Zangen und Eckzähnen befindlichen, Mittelzähne (medii, les mitoyennes), die äußersten, die Eckzähne (angulares, les coins) bei den Wiederkäuern, welche im Hinterkiefer 8 Schneidezähne besitzen (im Vorderkiefer wird der Mangel an Schneidezähnen durch eine Knorpelvorrichtung ersetzt), heißen die zunächst den Zangen sitzenden die innern, die neben den Eckzähnen gelagerten die äußern Mittelzähne, beim Hund und Schweine berühren sich die Schneidezähne nicht mit den Seitenrändern, und sind durch bedeutende Zwischenräume getrennt.
  Die Länge des ausgebildeten Pferdeschneidezahnes beträgt 30 Linien, und nachdem die Ausbildung des Pferdeschneidezahns am Hinterkiefer mit 6 Jahren an den Zangen, mit 7 an den Mittel- und mit 8 Jahren an den Eckzähnen vollendet ist, so bleiben z. B. einem 30jährigen Pferde noch 6 Linien lange Zangen-, 7 Linien lange Mittel- und 8 Linien lange Eckzähne, wofern jedes Jahr eine Linie abgerieben wird. Das Ausfallen der Zähne Alters halber ist beim Pferd ein selten bemerkter Fall.
  Bei Kühen und Schafen sind die Zähne kürzer, wackeln im höhern Alter, werden schartig und fallen den Schafen mit 6-8-10 Jahren meist aus: das nämliche geschieht bei alten Hunden und Schweinen, wo die Kürze der Wurzel dies Ereigniß begünstiget. Die Länge des Milchzahns betragt kaum die Hälfte der Bleibenden.
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  Zur Zeit der Geburt und während des Wachsthums und der Ausbildung besitzt das Thier besonders im Untermaule auffallend kleinere, kürzere und schmälere Zähne, welche später mit andern vertauscht (gewechselt) werden. Man nennt sie Milchzähne, weil sie zur Zeit des Saugens erscheinen (beim Pferd Füllenzähne), die gewechselten heißen auch bleibende Zähne, weil sie die noch übrige Lebenszeit des Thieres hindurch auszuhalten bestimmt sind. Die Schneidezähne des Vorderkiefers beim Pferde sind im Verhältnisse der hintern betrachtet länger (bis 32 Linien, breiter und dicker). Der Querdurchmesser verhält sich zu dem der Dicke wie 7 zu 3 ½. Die Richtung ist mehr bogenförmig, so daß sich die des Hinterkiefers früher strecken, wodurch an des Vorderkiefers Eckzahn der sogenannte Einbiß hervorgeht. Das Bohnensäckchen ist tiefer, die Kunden verschwinden daher später, so daß z. B. an den Zangenzähnen des Vorderkiefers erst im 9ten, an den Mittelzähnen im 10ten, an den Eckzähnen im 11ten Jahre die Bohne verwischt ist. Die Vorderkiefer-Schneidezähne markiren daher noch, wenn an den Hinterkiefer-Schneidezähnen kaum die Spur der Bohne mehr zu bemerken ist, und schon durch 3 Jahre in der ovalen Periode begriffen sind.
  Der Ausbruch der Zähne (das Hervortreten der Krone aus dem Zahnfleische) dauert beim Pferde von der Geburt an bis zu Ende des 5ten Jahres, und erfolgt in folgender Ordnung. Die 2 untersten Backenzähne in jeder Reihe erscheinen meist beim gebornen Thiere, der 3te Backenzahn manchmal erst mit 8 Tagen nach der Geburt. Die Zangenzähne zur Zeit der Geburt oder 4-7 Tage darnach. Die Mittelzähne in 14-30 Tagen, die Eckzähne im 6ten bis 9ten Monate; zu der Zeit bricht auch der 4te oder bleibende Backenzahn aus. Mit Ende des 2ten Jahres kommt der 5te, im 4ten bis 5ten Jahre der 6te bleibende Backenzahn, und zu derselben Zeit die 4 Hakenzähne zum Vorschein.♦
  Die Ausbruchsperiode ist nun beendiget. Außer den 12 obersten Backenzähnen und den 4 Hakenzähnen bei männlichen Thieren bleiben jedoch die so ausgebrochenen Zähne nicht stehen, sie werden durch andere verdrängt, ersetzt, oder gewechselt. Vom 2ten bis 3ten Jahre wechseln die Zangen-, zu eben der Zeit werden die 2 untersten Backenzähne jeder Reihe; vom 3ten zum 4ten Jahre die Mittelzähne, und zu eben der Zeit der 3te Backenzahn jeder Reihe gewechselt.
  Bei den Wiederkäuern erscheinen die 12 untersten Backenzähne und Milchzangen zur Zeit der Geburt, oder bald nachher: die innern Mittelzähne in 7-14 Tagen; die äußern Mittelzähne in 14-21 Tagen; die Milcheckzähne in 21- 28 Tagen. Der 4te oder 1ste bleibende Backenzahn mit 6-9 Monaten; der 5te oder 2te bleibende Backenzahn zu Ende des 2ten oder Anfang des 3ten Jahres; der 6te oder letzte bleibende Backenzahn zu Ende des 4ten oder im 5ten Jahre. Der Wechsel geht so vor sich, daß die Zangen zu Anfang des 2ten, die innern Mittelzähne im 3ten, die äußern Mittelzähne im 4ten, die Eckzähne im 5ten Jahre durch andere ersetzt werden; (beim gemeinen gut genährten Rinde fallen manchmal die innersten Mittelzähne zu Ende des 2ten, im 3ten Jahre die äußern Mittelzähne, und im 4ten Jahre die Eckzähne aus, und werden durch andere ersetzt).
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  Beim Schweine finden sich der 2te und 3te Backenzahn, die 2 überzähligen Backenzähne (Überschneidezähne) des Vorderkiefers, die 2 Milcheckzähne des Hinterkiefers, und die 4 Milchhakenzähne zur Zeit der Geburt vor. Der 1ste Backenzahn und die übrigen Milchschneidezähne erscheinen bis zu Ende des 3ten Monats; der 4te Backenzahn und die 2 überzähligen Backenzähne (Überbackenzähne) des Hinterkiefers im 6ten Monate; der 5te Backenzahn mit einem Jahre; der 6te Backenzahn im 3ten Jahre.♦
  Mit 6 Monaten werden die Eckzähne des Hinterkiefers, mit 1 Jahre die Milchhakenzähne, und die 2 Überschneidezähne; mit 2 Jahren die innersten Schneide- und Mittelzähne und die 3 untersten Backenzähne; mit 3 Jahren des Vorderkiefers und die Überbackenzähne gewechselt. Nach 3 Jahren erkennt man das zunehmende Alter des Schweins an der Größe und Länge der Hakenzähne (Hauzähne), welche sich aus- und rückwärts beugen; die Überschneide- und Überbackenzähne fallen, und zwar bei den Ebern früher als bei den Sauen, aus; die letztern Zähne werden auch, in sofern sie die Schweine am Futtergenusse hindern, und sich zwischen die Hauzähne einklemmen, weggeschaft.
  Beim Hunde erscheinen die Innersten- und Mittelschneidezähne und die 12 untersten Backenzähne binnen 4-8 Tagen nach der Geburt; die Eckschneidezähne, der 4te bleibende Backenzahn und der überzählige Backenzahn des Hinterkiefers ungefähr mit 3 Monaten; zu Ende des 3ten Monats brechen die 4 Hakenzähne hervor. Mit 4 Monaten wechseln zuerst die Innersten, im 5ten Monate die Mittelzähne und Eckzähne, um die nämliche Zeit werden auch die 3 untersten Backenzähne jeder Reihe mit bleibenden ersetzt. Im 5-6ten Monate brechen die 2 obersten bleibenden Backenzähne jeder Reihe hervor, auch werden um diese Zeit die Hakenzähne gewechselt.♦
  Die Milchzähne liegen viel weiter nach innen als die Bleibenden, man findet daher nicht selten die alten und neuen Schneidezähne vollständig ausgebildet neben einander stehen. Der gewechselte Zahn wird schnell aus der Zahnhöhle hervor getrieben, beinahe täglich um ½ Linie, so daß z. B. der ausgebildete und ausgebrochene Eckzahn in 3-4 Tagen die Höhe des nebenstehenden Schneidezahns erreicht.♦
  Die Kronen der Schneide- und Backenzähne sind bei jungen Hunden durchgehends 3lappig zugespitzt, und von vorne nach hinten zusammengedrückt (incisi), die 2 obersten Backenzähne nehmen am Querdurchmesser an Breite zu. Im höhern Alter werden die Spitzen abgestumpft, die Krone mehr ausgeflächt (der Hund zeigt nach der Jägersprache das 2te, 3te Feld), im höchsten Alter werden die Zähne lose, die Eck- und Hakenzähne beugen sich mehr nach außen, und fallen mit 12-14 Jahren aus.
  Beim Pferde wird nebst dem Ausbruch und Wechsel der Zähne auch noch auf die Reibefläche der Schneidezähne, und insbesondere auf die des Hinterkiefers gesehen. Bei keinem der übrigen Säugethiere kennt man mit solcher Genauigkeit die Reibeflächenformen und das Verhältniß der Abreibung zum Nachschub, und man ist dadurch in den Stand gesetzt, selbst das höchste Alter mit Gewißheit zu bestimmen.
  Bei einen halbjährigen Füllen ist der äußere und innere Rand der Zangen und der äußere Rand der Mittel-
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  zähne-, mit 1 Jahre sind die Bohnen der Zangen- die innern Ränder der Mittelzähne, und die äußern der Eckzähne gerieben. Mit 2 Jahren sind sämtliche Milchschneidezähne an der Reibefläche geebnet, die Bohne ist verschwunden. Mit 3 Jahren treten die äußern Ränder der Pferdezangen in Berührung, und werden vom 3ten zum 4ten Jahre abgerieben; bem 4ten zum 5ten Jahre wird der innere Rand, im 6ten Jahre die Bohne derselben abgerieben. Um 1 Jahr später treffen durchaus die nämlichen Erscheinungen an den Mittelzähnen, und um 2 Jahre später an den Eckzähnen ein. Das 6jährige Pferd zeigt die Bohnenhöhlung der Zangen ganz verwischt (abgerieben), die der Mittelzähne ist klein, der äußere Rand des Eckzahns abgerieben. —♦
  Ein 7 Jahre altes Pferd zeigt ovale Form der Zangen- und Mittelzähne mit geebneter Reibefläche derselben, der innere Rand des Eckzahns ist abgerieben, und noch mit einer kleinen Kunde versehn. Mit 8 Jahren haben auch die Eckzähne ihre Kunde verloren, ihre Reibefläche ist vollkommen geebnet, die Haken sind stumpfer, jedoch die Ränder nicht ganz verwischt. Mit dem Verschwinden der Bohne mißt der Schneidezahn 30 Linien in der Länge, das Wachsthum ist beendiget, der Zahn ist vollkommen ausgebildet, der Kanal im Innern und die Wurzelmündung schließen sich allmälig.♦
  Durch genaue Beobachtung ist es erwiesen, daß der Zahn alljährig durch Abreibung eine Linie Substanzverlust erleidet, um eben so viel wird der Zahn aus seiner Höhle hervorgetrieben, Nachschub und Abreibung stehen daher im Gegensatze und beständigen Wechselverhältnisse. Die geebneten Reibeflächen sämtlicher Schneidezähne zeigen ovale Form; sie beginnt zu Anfang des 7ten Jahres an den Zangen, zu Anfang des 8ten Jahres an Mittel- und zu Anfang des 9ten Jahres an den Eckzähnen; diese ovale Periode dauert so wie die Form der Bildung an jedem einzelnen Zahne durch 6 Jahre, so daß vom 7ten bis zu Ende des 12ten Jahres an den Zangen, vom 8ten bis zu Ende des 13ten Jahres an den Mittelzähnen, und vom 9ten bis zu Ende des 14ten Jahres an den Eckzähnen diese Periode beendiget ist. Das Verhältniß des queren zum dicken Durchmesser verhält sich wie 6-3. —♦
  In Folge der Abreibung wird nach 6 Jahren die Form der Reibefläche und die Beschaffenheit der Durchmesser abgeändert, der Quer- verhält sich zum Tiefendurchmesser wie 5 zu 4; die Kronenreibefläche zeigt eine mehr rundliche Form (rundliche Periode). Sie beginnt an den Zangen mit 13, an den Mittelzähnen mit 14, und an den Eckzähnen mit 15 Jahren, und dauert bis zu Ende des 18ten, 19ten und 20sten Jahres an den Hinterkiefern fort. Mit Anfang des 19ten Jahres verhält sich der Breitendurchmesser an den Zangen zu jenem der Tiefe wie 4-5, mit 20 Jahren ereignet sich das nämliche an den Mittelzähnen, und mit 21 Jahren an den Eckzähnen. Die Reibefläche nähert sich der dreieckigen Form (dreieckige Periode), und geht insbesondere dadurch hervor, daß die ehemalige innere Maulhöhlenfläche schon in einen Rand übergegangen, die Lippenfläche hingegen noch nicht randartig geworden ist. Die Spitze des Dreiecks sieht daher gegen die Maulhöhe.—♦
  Im höchsten Alter erscheint an den Schneidezähnen die zweieckige oder verkehrt ovale Form, und zwar zu Anfang des 25sten Jahres an den
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  Zangen-, zu Anfang des 26sten an den Mittel-, zu Anfang des 27sten Jahres an den Eckzähnen. Der Querdurchmesser beträgt nur 3, der Tiefendurchmesser 6 Linien. Die Schneidezähne sind zu Ende der Periode mit 30— 32 Jahren noch immer 6, 7—8 Linien lang, am Vorderkiefer noch einige Linien länger; sie fallen aus der Ursache selbst bei 36jährigen Pferden nur selten aus.
  Pferde mit übermäßig langen Zähnen (Pferde von unbestimmbarem Alter, mag dies Folge der Misbildung der Kiefer, oder das Misverhältniß zwischen Abreibung und Nachschub seyn) täuschen in Ansehung des Alters, wenn man blos auf die Reibeflächenform sieht; man rechnet dann zu der Anzahl der Jahre nach der Reibeflächenform noch so viele Jahre hinzu, als um wie viel Linien der Zahn an der Kronenlippenfläche zu lang ist; zeigt das Pferd z. B. nach der Reibefläche 6 Jahre, die Lippenfläche ist aber um 6 Linien zu lang, so ist es wirklich 12jährig. Der Einbiß erscheint in Folge der frühern Streckung des Hinterkiefers am Eckzahne des Vorderkiefers mit 7 — 9 Jahren. Bei Koppern, Barndruckern, so wie bei Pferden, die in schiefer Richtung die Schneidezähne reiben, ist das höhere Alter nicht genau zu bestimmen.
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