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Allgemeine Encyclopädie HIS-Data
5139-1-07-134-1-3
Erste Section > Siebter Theil
Werk Bearb. ⇧ 7. Theil
Artikel: BAIERN I. XII - XIII
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Inhalt: Übersicht
 
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Forts. S. 149 Sp. 2 XII. Die Regirung Maximilians I. vom J. 1598 bis 1651.  
  Maximilian, 1573 geboren, vortreflich erzogen, vier Jahre lang zu Ingolstadt in den höhere Wissen-  
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  schaften unterrichtet, nachher sogleich zu Statsgeschäften verwendet, war ganz zum Regiren gemacht, dem er auch sein ganzes Leben hindurch pflichtmäßig oblag 74). — ♦  
  Auf den Landtagen zu München 1605 und 1612 wurden die Landesschulden, die Landesvertheidigung bei den Unruhen im Reiche, und andere Landesbedürfnisse, dann die Mittel dazu, in Steuern und erhöhten Aufschlägen bestehend, und ihre Verrechnung berathen. Da der Herzog die Kunst der Sparsamkeit mit jener der Zweckmäßigkeit in den Ausgaben zu verbinden wußte; so führte er mit den Ständen eine höhere Sprache, gab ihren, immer auf Erweiterung der Vorrechte zielenden Beschwerden wenig nach, ja er wußte nach 1612 noch 39 Jahre zu regiren, ohne einen Landtag zu halten 75). —♦  
  Auf dem letzten ließ er einen Ausschuß für die Revision der Gesetze wählen, und brachte schon im J. 1616 ein vollständiges Gesetzbuch zu Stande 76). Schon im J. 1606 riefen ihn die Händel der Stadt Donauwörth zu den Waffen, 1610 wurde er zum Haupte der katholischen Vereinigung, oder Liga erkohren, 1611 zwang er den Erzbischof Dieterich in Salzburg zur Beobachtung alter Verträge.♦  
  1613 begann der dreißigjährige Krieg. Welchen Antheil Max I. daran genommen, da er in Teutschland der einzige Fürst war, der denselben ganz durchlebte, sehe man im Artikel: Dreißigjähriger Krieg. Hier sollen nur die Hauptgegenstände berührt werden, welche dort, als Baiern vorzüglich betreffend, nachgelesen werden sollen; nämlich der Zug des Herzogs Max I. mit einem Heere von 30,000 Baiern nach Oberöstreich, dann sein Marsch nach Böhmen und die Schlacht am Weißenberge, wo König Friedrich am 8. Nov. 1620 geschlagen wurde, so daß er mit den Seinigen das Königreich verlassen mußte; 1621 die Einnahme der Oberpfalz, 1622 die Besiegung der Rheinpfalz durch den baierischen General Tilly, 1623 die Übertragung der pfälzischen Kur an die Herzoge von Baiern; die Fortsetzung des Krieges in Nordteutschland mit kaiserlichen und ligistischen Truppen unter Tilly's Anführung, 1628 die Übertragung der Oberpfalz an Baiern, statt des bisher für 13 Millionen Kriegskosten innegehabten Oberöstreich, 1630 die Abdankung des General Wallenstein, von Kurfürsten Max bewirket; 1631 der Sieg der Schweden über Tilly bei Leipzig, 1632 ihr Vordringen nach Baiern, Tilly's Verwundung bei Rain am Lech, und sein Tod in Ingolstadt, während die Schweden diese Festung fruchtlos belagerten; ihr Zug gegen Regensburg, das der Kurfürst recht zeitig besetzt hatte; worauf sie über Landshut nach München gingen, welchen Städten Brandschatzungen auferlegt wurden; dann K. Gustav Adolphs Zug von München über Augsburg und Nürnberg nach Leipzig, wo der Held in der Schlacht bei Lützen den Tod fand. 1633 Baierns wiederholte Verheerung durch den Herzog Bernhard von Weimar und den General
 
 
  • 74) Adlzreiter. Wolf's Geschichte Maximilians I.
  • 75) Landtags-Akten gedruckt. Über Ursprung und Umfang. Erklärung des 60. Freiheitsbriefes 1641.
  • 76) In 9 Theilen: 1) Summarischer-, 2) Gantproceß, 3) Gerichtsordnung, 4) Landrecht, 5) Erklärung der Landesfreiheit, 6) Polizeiordnung, 7) Forst-, 8) Jagd-, 9) Malefizproceßordnung.
 
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  Horn, 1634 die Vertreibung der Schweden durch den baierischen General Werth, und der Sieg der Baiern bei Nördlingen, auf welche Greuel des Krieges eine schreckliche Pest folgte, die in München allein zwölftausend Menschen wegraffte, 1643 Sieg der Baiern gegen die Franzosen bei Duttlingen, 1645 Sieg derselben unter ihrem General Mercy bei Mergentheim über Türenne. 1647 Waffenstillstand mit Schweden und Frankreich zu Ulm, um den drohenden Einfall der Generale Wrangel und Türenne abzuwenden; des Kaisers Mißbilligung dieses Waffenstillstandes, und seine Aufhebung, woraus 1648 die Schweden und Franzosen mit 24,000 M. in Baiern einfielen, das ganze Land vom Lech bis zum Inn zur Wüste machten, die Stadt München aber, die inzwischen zur Feste umgeschaffen worden, vorbei zogen. Die baierischen Truppen, die unter General Gronsfeld bei dem Rückzuge vor dem Feinde sich zerstreut hatten, sammelten sich wieder, schlugen denselben bei Dachau, und jagten ihn über den Lech, am 12. Oct. 1648, als zwei Tage darauf zu Münster und Osnabrück der westphälische Frieden geschlossen ward 77).  
  Dieser Friede sicherte Baiern die fünfte Kurwürde, die obere Pfalz und die Grafschaft Kam bis zum Aussterben der Wilhelminischen Linie, wofür die pfälzische Linie bis dahin eine achte Kur erhielt. In Ansehung der Religion wurde ein Normaljahr bestimmt, wodurch in den baierischen Landen der katholische Kirchenglaube unvermischt blieb. Die Herausgabe von Donauwörth wurde auf das Erkentniß des künftigen Reichstages ausgesetzt.  
  Kurfürst Max I. hat sowol in der Einleitung zum Frieden für die Anerkennung der Hoheit der Reichsfürsten durch seine Gesandten, G. Christoph von Haslang, und Joh. Adolph Krebs, zu Osnabrück, als auch bei der Vollziehung desselben zu Nürnberg und in der Rheinpfalz für die Sicherstellung seiner Gerechtsame ergiebige Sorge getragen 78). Daß er sich von dem Kaiser für seine Kriegskostenfoderung von 13 Millionen statt des Besitzes von Oberöstreich mit einem Familien-Erbstate — der Oberpfalz — abfinden ließ, muß seiner damaligen Ansicht und Lage zu gut gehalten werden; eines Theils war bei dem zahlreichen Stande der baierisch- und pfälzischen Linien an ein Aussterben und den Verein der beiderseitigen Lande nicht zu denken; andererseits sah er sich, und seine Nachkommen neben, oder statt des Kaisers als den Anführer der katholischen Partei in Teutschland an, eine Rolle, nicht ungeeignet, Baierns Fürstenmacht zu vergrößern.♦  
  Die Oberpfalz und die Grafschaft Kam wurden dem Herzogthume Baiern nicht einverleibt, sondern als Nebenländer behandelt. Außerdem hat der Kurfürst erworben: die Herrschaften Mindelheim, 2⁄3 Wiesensteig, Mattighofen, die Degenbergischen Besitzungen im Wald, Winzer
 
 
  • 77) Besondere Quellen für Baiern: der Zeitgenosse; Adlzreiter; ferner Sutner's Gesch. von München während des 30jähr. Krieges; Eisenmann's Kriegsgeschichte von Baiern; Westenrieder's Beiträge und viele Handschriften in Hofbibliothek und Archiven.
  • 78) Meiern Acta pacis Westphalicae et Acta Executionis.
 
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  und Haltenberg. Neben diesen Erwerbungen, den Kosten des 30jährigen Krieges, und dem Verluste (140 Kanonen mit 30,000 Goldgulden vergraben, und andern Vorräthen, nahm König Gustav Adolph in München weg), bestritt der Kurfürst nicht nur die Befestigungen von Braunau, Schärding, Rain, München und Ingolstadt, sondern auch den herrlichen Bau der Residenz in München, die Jesuitencollegien zu Amberg, Burghausen, Mindelheim und Heidelberg, die vortrefliche Salzwasserleitung von Reichenhall nach Traunstein, das prächtige Denkmal Ludwig des Baiers in der Frauenkirche in München, Zeughäuser und andere Statsgebäude.♦  
  Um diesen ungeheuern Aufwand zu bestreiten, verwendete er, außer den Einkünften seiner Kammergüter in den 54 Jahren seiner Regirung, nur 41 Landsteuern, und für die Jahre der größten Anstrengungen für den Krieg im Ganzen 22 Gulden Hofanlagen, die nicht über 600,000 Gulden betrugen. Er hatte für Kriegs- und Friedensgeschäfte die ausgezeichnetsten Männer gefunden, und Gelehrte genossen seine Unterstützung, z. B. Marcus Velser zu Augsburg, ein berühmter Bearbeiter der ältern baierischen Geschichte, so wie der Kanzler Adlzreiter die ganze, vorzüglich aber die Geschichte des Kurfürsten selbst durch den Jesuiten P. Fervaux bearbeiten ließ 79).  
  Kurfürst Max I. starb zu Ingolstadt am 27. Sept. 1651 mit dem verdientesten Ruhme eines großen Regenten, nachdem er noch zuvor für seinen Sohn und Nachfolger väterliche Ermahnungen, oder Sitten-, Pflicht- und Klugheitsregeln geschrieben hatte 80).  
     
  XIII. Von Kurfürst Max I. bis zum Erlöschen der Ludwigischen Linie vom J. 1651 bis 1777. ⇧ Inhalt 
  Regentenreihe:  
  Ferdinand Maria st. 1679.  
  ┌────^────┐  
  Max Emanuel
von Baiern vertrieben 1714,
wieder eingesetzt 1715, st. 1726.
 
  ┌────^────┐  
  Karl Albert
1742 Kaiser (Karl VII.), st. 1745.
 
  ┌────^────┐  
  Max Joseph, st. 1777.  
  Kurfürst Ferdinand Maria war bei dem Tode seines Vaters, der ihm schon am 9. April 1650 huldigen ließ, noch nicht 15 Jahre alt; daher übernahmen sein Oheim, Herzog Albert, der durch Vermählung mit Mathilde, Erbtochter von Leuchtenberg diese Landgrafschaft erworben (man sehe den Artikel Leuchtenberg), und die Kurfürstin Mutter, Maria Anna,
 
 
  • 79) Adlzreiter T. III. Mosers und B. v. Kreitmaiers Statsrechte. Lori‘s Lechrain und Kreisrecht. Puffendorf de rebus Suecicis. Seifried's Steuerurkunden. Flurl‘s ältere Geschichte der Saline Reichenhall.
  • 80) Monita paterna ap. Adlzreiter T. IlI. p. 576.
 
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  K. Ferdinands II. Tochter, die vormundschaftliche Regirung. Am 31. Oct. 1654 war er volljährig, und trat nun die Regirung selbst an 81).  
  Als ein Fürst des Friedens war er ganz gemacht, um die Wunden des 30jähr. Krieges zu heilen. Weise Sparsamkeit füllte seine Cassen, obwol seine Unterthanen an Steuern und andern Abgaben nicht überlastet waren 82). Die meisten seiner Unterthanen waren, wie dieses die alte Heerbannsordnung mit sich brachte, pflichtig, die Schlösser und Ökonomiegüter der alten Grafen zu bauen; mit den Grafschaften ging das Recht auf die Herzoge, und der Genuß auf Landrichter, Pfleger und andere Beamte über. Ferdinand Maria ließ im J. 1665 und 1666 mit den Unterthanen durch Commissarien unterhandeln; es wurde statt der verderblichen Naturalscharwerk eine Geldanlage von jährlichen 6, 8 bis 10 Gulden vom Hofe bestimmt, wodurch dem Landbewohner eine bedeutende Erleichterung zuging 83). Andere gute Gesetze über verschiedene Gegenstände wurden erlassen 84). (Darunter ist aber die Fideicommißpragmatik für den Adel und die Verzicht der adeligen Töchter auf älterliche und brüderliche Erbschaft vom J. 1672 nicht zu rechnen 85).)  
  Auf Andringen der Stände wurde im J. 1669 ein Landtag nach München berufen. Darauf wurde beschlossen: Auf neun Jahre dauern die Kammerguts-Besserung mit 150,000 Gulden, und die Zinsgelder mit 100,000 G.; für Legations- und Garnisonskosten werden 50,000 G., für die Reichshilfe bis zu eintretendem Frieden jährlich 72,000 G. vergütet; die Landschaft übernimmt an Schulden 1,340,000 Gulden, erhält aber dafür den bisher von den kurfürstlichen Cassen bezogenen Fleisch- und Getränk-Aufschlag.♦  
  Außerdem wurde übereingekommen: alle Ungleichheit in der Besteuerung soll aufhören, und wenn der Kurfürst eine Steuerordnung gebe, dieselbe genau befolget werden; da alle Mandate gegen das Tabakrauchen nicht gefruchtet, so soll statt des Verbotes der Einfuhr eine Auflage von 5 und 10 Gulden auf den Centner gesetzt werden; auf das weiße Bier (damals in Baiern erst ausgebreitet, und häufig getrunken, früher bloß im baierischen Walde gebraut) möge der Kurfürst einen Aufschlag von 50,000 G. erheben, und damit arme Unterthanen unterstützen.♦  
  Sechszehn Verordnete und vier Rechnungsaufnehmer, aus den Ständen gewählt, sollen für die Einnahme der Kriegsbeiträge und für genaue Rechnung sorgen. Dieser Ausschuß, der seine abgehenden Glieder selbst ersetzen durfte, jedoch auf die Stände des Rentamtes, und auf dieselbe Classe des Abgehenden beschränkt, sollte nach Bedarf 100- bis 200,000 G. aus dem Vorrathe herschießen, und im Falle kein Landtag zu beschreiben wäre, sollte er, mit einer gleichen Anzahl
 
 
  • 81) Ättenkhofer, Westenrieder‘s Beiträge B. 16. in dem Leben des Frh. Johann v. Mandl, und Joh. Adlzreiter.
  • 82) Seifried's Steuerurkunden.
  • 83) B. de Schmid Commentarius ad jus statut. Bavar. T. lII. p. 193 — 201. B. v. Kreitmaier's Anmerkungen zum baier. Landrechte Th. 2, S. 1604. Generale vom 10. Febr. 1756 in dessen Samlung. Schriften von Hellersberg und Rottmanner über Scharwerke in Baiern.
  • 84) Theils gedruckt, theils noch in Handschriften.
  • 85) Kreitmaier's Samlung S. 83.
 
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  von Adjuncten verstärkt, mit dem Landesfürsten Alles berathen und beschließen können, was Landesnothdurft erfodert 86). Dieser Instruction nach ergänzte sich die Verordnung, und handelte, ohne daß ein weiterer Landtag berufen wurde, bis zu ihrer Auflösung im J. 1807.  
  Der Streit, welcher sich bei dem Tode des Kaisers Ferdinand III. im J. 1657 zwischen Baiern und Pfalz wegen Führung des Reichsvicariates erhob, und heftigen Schriftenwechsel erzeugte, wurde endlich dahin beigelegt, daß beide Häuser dasselbe wechselweise zu führen sich verstanden 87). Die Kaiserkrone, wozu ihm bei dieser Gelegenheit große Hoffnung gemacht wurde, lehnte er ab, um den Frieden seines Landes nicht auf das Spiel zu setzen 88). Im J. 1672 kam es zwischen Frankreich und Holland zum Kriege; Kaiser und Reich nahmen sich der gedrängten Holländer an, allein Kurfürst Ferdinand Maria blieb in einer bewaffneten Neutralität; und als selbst der im J. 1678 zu Nimwegen geschlossene Friede keine Dauer versprach, unterhandelte er mit dem Kurfürsten Johann Georg von Sachsen über einen Vertheidigungsbund im Reiche; allein, ehe derselbe zu Stande kam, überraschte ihn der Tod zu Schleißheim am 26. Mai 1679 89).  
  Von den Ganerben zu Rothenberg kauft’ er die Feste mit dem Markte Schnaittach. Die am 9. April 1674 großentheils abgebrannte Residenz in München stellte er wieder her, erweiterte das Lustschloß Schleißheim, und verschönerte es mit einer herrlichen Gemälde-Samlung; das zu Nymphenburg legt' er neu an; den Theatinern baute er einen schönen Tempel mit Kloster, desgleichen auch den Karmeliten; andern Stiftungen und Orden weiht' er viele und ansehnliche Vergabungen 90).  
  Max Emanuel, sein Sohn von Adelheid von Savoyen, übernahm nach kurzer Vormundschaft seines Oheims Max Philipp die Regirung von Baiern. Um diesen feurigen, wohlunterrichteten Prinzen, der über eine zahlreiche Armee und einen vollen Schatz zu gebieten hatte, buhlten Östreich und Frankreich. Kaiser Leopold kam selbst nach Altenötting, und wußte den Kurfürsten so zu gewinnen, daß dieser 1682 mit Östreich ein Bündniß schloß, 1683 mit einem baierischen Heere die Türken vor Wien vertreiben half; in den folgenden sechs Jahren opferte er in Ungern mit eigener Lebensgefahr in den Schlachten bei Gran und Mohaz, und in der Bestürmung von Belgrad 30,000 Baiern, und die von seinem Vater ererbten Millionen dem Interesse des Hauses Östreich auf (man sehe die Artikel: Reichsgeschichte, Geschichte von Östreich, Ungern).  
  Eben so war der Kurfürst im pfälzisch-französischen Kriege, den nach Aussterben der Simmerischen Linie Frankreich durch den barbarischen Einfall
 
 
  • 86) Landtagsakten vom J. 1669 gedruckt.
  • 87) Zwölf Gegenschriften verzeichnet in Feßmaiers baierischem Statsrechte. S. 16. Londorp Acta publica.
  • 88) Rink et Wagner Hist. Leopoldi Caes. Christ. Aretin's Nachrichten B. I.
  • 89) Ättenkhofer, Finsterwald.
  • 90) Ättenkhofer, Meichelbeck, Falkenstein's Analecta Nordgaviensia. Lipowsky's Urgeschichte von München.
 
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  im J. 1689 am Rheine begann, und den der Riswicker Frieden erst im J. 1697 endete, sowol am Rhein, als in Italien thätig (man sehe die Artikel: Rheinpfalz, Reichsgeschichte).  
  Da ihm seine erste Gemahlin, Maria Antonia, Kaiser Leopolds Tochter, Karls II. Königs von Spanien Enkelin, in ihrem Sohne Joseph Ferdinand den vermuthlichen Erben des spanischen Thrones hinterlassen hatte, so nahm der Kurfürst 1691 die Statthalterschaft der spanischen Niederlande an, zog nach Brüssel, und schlug 1694 die polnische Krone aus, die ihm wegen seiner zweiten Gemahlin, Theresia Kunigunda, K. Johann Sobiesky’s Tochter, angetragen worden. K. Karl II. setzte 1698 den Prinzen wirklich zum Erben ein; allein dieser starb 1699, als er eben im Begriffe war, nach Spanien überzuschiffen. Nun wurde der französische Prinz Philipp als Erbe eingesetzt, und als K. Karl 1700 am 1. Nov. starb, und französische Truppen die Niederlande besetzten, kehrte Max Emanuel nach Baiern zurück.  
  In dem über das Erbe von Spanien ausgebrochenen Kriege wollte der Kurfürst neutral bleiben; allein Frankreich wußte ihm die von Östreich erlittene unbillige Behandlung so fühlbar zu machen, und damit seine feurige Sele so aufzureizen, daß er die französische Partei ergriff; er nahm im Herbste 1702 die Städte Ulm, Memmingen und Neuburg an der Donau in Besitz, worüber Östreich ihm den Krieg ankündigte. Er vereinigte sich 1703 mit den Franzosen, zog dann mit einem baierischen Heere dem General Vendome in Tirol entgegen, fand sich aber durch einen Aufstand gezwungen, mit Verlust und Lebensgefahr (die der edle Arco mit Aufopferung seines Lebens abwendete) dieses Land zu verlassen.♦  
  In Baiern wurden in diesem Jahre manche Vortheile über die Östreicher gewonnen, und am 20. Sept. bei Höchstädt gegen den General Styrum ein vollständiger Sieg errungen, so daß zu Ende des Jahres ein Einfall in Oberöstreich Statt hatte; allein im J. 1704 drangen die Feinde zahlreicher in Baiern ein; am 2. Jul. wurde ein Gefecht am Schellenberg bei Donauwörth, der heldenmäßigsten Anstrengung ungeachtet, verloren, und am 13. Aug. erlitten die Baiern und Franzosen bei Höchstädt eine Niederlage von den vereinigten Östreichern und Engländern unter Eugen von Savoyen und Marlborough. Die Baiern hatten viele Angriffe der Östreicher kräftig zurück geschlagen, und wollten ihren Sieg verfolgen, allein General Tallard ließ sich fangen, und 15,000 Franzosen im Dorfe Blindheim ergaben sich, ohne Theilnahme an der Schlacht.♦  
  Der Kurfürst zweifelte an dem Erfolge der weitern Vertheidigung, übergab seiner Gemahlin die Regirung des Landes, und zog mit den Überresten seines Heeres über den Rhein. In Baiern waren die festen Plätze noch besetzt, und die meisten riethen zur Fortsetzung des Krieges; allein die Kurfürstin, für Schonung des Landes besorgt, fiel denen bei, die auf Unterhandlung antrugen. So kam der Vertrag von Ilbersheim zu Stande; Kraft dessen sollte diese Fürstin im Rentamte München neutral regiren, die übrigen baierischen Provinzen und Länder aber den Östreichern übergeben wer-  
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  den. Die Kurfürstin, von Kummer gedrückt, reiste nach Venedig, ihre da ankommende Mutter zu sehen; bei ihrer Rückkehr wurde ihr der Eintritt in Baiern verwehrt, nachdem das ganze Land besetzt, und unter östreichische Administration genommen war.♦  
  K. Leopolds Nachfolger, Joseph I., ein leidenschaftlicher Feind der Baiern und ihres Kurfürsten, ließ durch seine Administration Erpressungen, Mißhandlungen und Schmach auf die Baiern häufen, dergestalt, daß das baierische Landvolk in Verzweiflung gerieth. Wir wollen lieber baierisch sterben, als in des Kaisers Unfug verderben, war die allgemeine Losung. Bei Gelegenheit einer namhaften Aushebung für den östreichischen Dienst nach Ungern und Italien, suchten die Bauern bei Neunburg und Röz an der Schwarzach die junge Mannschaft mit Gewalt zu befreien; es gelang; da verbreitete sich bei gleicher Noth der Aufstand an die Donau, an die Isar, an den Innstrom. Allenthalben gab es Heerhaufen, bereit für das Vaterland zu sterben; Plinganser, Meindel, Kraus Maninger, Müller etc. waren feurige Anführer; allein ein Verein des Ganzen, eine vollständige Bewaffnung, ein bestimmter Plan kam nicht zu Stande; obgleich eine Landes-Defension sich bildete.♦  
  Die höhern Stände leisteten keinen Vorschub, und die genannten Anführer hatten nicht Ansehen genug. Die Östreicher suchten Zeit zu gewinnen, um Truppen zu sammeln, daher wurde in Anzing eine Ausgleichung versucht, auf Bedingnisse, welche die Bauern nie annehmen konnten. Ein Heerhaufe, der am 25. Dec. 1705 München nehmen wollte, wurde bei Sendling geschlagen, und grausam mißhandelt; eben so eine Schar bei Aitenbach zerstreut, und geworfen. Die gewonnenen Städte Burghausen, Braunau, Kelheim, Kam u. a. gingen wieder verloren, und nach wiederholten Anstrengungen mußte das Volk seine Rettung aufgeben.♦  
  Der Kaiser ließ nun den Kurfürsten mit seinem Bruder Joseph Clemens von Cöln am 29. April 1706 in die Reichsacht erklären, die Söhne des Kurfürsten nach Klagenfurt abführen, und als Grafen von Wittelsbach dürftig erziehen, gab die Oberpfalz mit der Grafschaft Kam, und die baierische Kur an Johann Wilhelm von der Pfalz, und verschenkte mehre baierische Landesstücke an seine Helfer und Bundesgenossen; Baiern selbst aber behielt er für sich. Der Kurfürst strengte sich vergeblich in den Niederlanden an.♦  
  Endlich starb Joseph I. und Karl VI., sein Bruder, wurde zum Nachfolger gewählt. England, Holland, Preußen, Savoyen u. a., die bisher als Bundesgenossen bloß den Vortheil des Hauses Östreich befördert hatten, machten 1712 zu Utrecht einzelne Frieden mit Frankreich. General Villars schlug darauf die Östreicher mehrmal; nun fand es auch der Kaiser für besser, zu Rastatt Friedensvorschläge anzunehmen, worauf dann am 7. Sept. 1714 zu Baden in der Schweiz der Friede wirklich zu Stande kam. Kurfürst Max Emanuel, und sein Bruder wurden in alle Länder, Ehren und Rechte wieder eingesetzt, welche sie vor dem Kriege besessen hatten.♦  
  Im Januar 1715 wurde Baiern nach zehnjähriger Unterjochung wieder frei, und am 15. April hielt der Kurfürst mit seiner Familie, von welcher er so lange getrennt gewesen, den
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  Einzug in München. Mit unbeschreiblichem Jubel empfingen die Baiern ihren Fürsten, ob dieser gleich bisher, immer mit auswärtigen Händeln beschäftiget, nichts für das Beste des Landes hatte thun können; allein Max Emanuel hatte eine natürliche Herzlichkeit, die ihm überall die Herzen des Volkes gewann. Seine Rückkehr wurde mit Stiftungen gefeiert; allein gleich darauf die Vermehrung der Klöster für immer verboten.  
  Groß waren die Wunden des Landes; große Summen waren in die Niederlande gegangen aus den vermehrten Landesauflagen; 1690 wurde die Stempeltaxe eingeführt; selbst Gerichtsbarkeit wurde verkauft, um Geld zu erhalten. Die Schuldenmasse war außerordentlich angewachsen, und die Landesunterthanen zu Grunde gerichtet.♦  
  Max Emanuel minderte die von dem Feinde vermehrten Steuern, indem er Anfangs von den Unterthanen jährlich drei, in der Folge zwei und anderthalb Steuern, von den Ständen weniger, erheben ließ. Statt des Tabakmonopols der Regirung wurde 1717 die Herdstätt-Anlage, meistens in 25 Kr. von der Familie bestehend, und 1719 statt der Naturallieferungen für die Reiterei die Fourage-Anlage mit 7 Gulden vom Hofe eingeführt.♦  
  Sorgfältig suchte der Kurfürst den Frieden zu erhalten; mit Östreich aber gutes Verständniß; daher sendete er demselben bei dem Wiederausbruche des Türkenkrieges im J. 1717 unter Anführung zweier seiner Söhne 6000 Mann Hilfstruppen. Auch mit den Fürsten des pfälzischen Hauses wurde 1724 ein engerer Familien-Verein geschlossen. Am 26. Febr. 1726 starb Max Emanuel, dieser thätige Fürst, von seinen Unterthanen herzlich betrauert. Er vereinte 1715 die Landgrafschaft Leuchtenberg wieder mit Baiern, da im J. 1705 sein Großoheim Max Philipp kinderlos gestorben war; kaufte Wiesensteig, Durnau und Gameltshausen, und nach Abgang der Grafen von Tilly fielen 1724 die Lehen Freistadt, Holnstein und Hohenfels wieder an Baiern zurück. Nymphenburg hat er erweitert und verschönert 91).  
  Karl Albert, sein Sohn, ein Mann von großen Eigenschaften, in seiner Jugend hart geprüft, führte seine Regirung friedlich, und bestrebt, die Unterthanen durch geringe Abgaben, meist anderthalb Steuern, und andere nützliche Einrichtungen, z. B. Abschaffung der Jagdscharwerke gegen Entrichtung von zwei Gulden vom Hofe (1733), der freien Vorspann gegen eine eben so geringe Anlage (1736), wieder zu Kräften zu bringen. Als daher 1733 über die Thronfolge in Polen ein Krieg zwischen Östreich und Frankreich ausgebrochen, wußte der Kurfürst sich mit einem Heere von 39,000 Mann in gewisser Neutralität zu halten, bis am 18. Nov. 1738 der Wiener Friede zu Stande kam. In dem darauf folgenden Türkenkriege schickte er dem Kaiser nicht nur 8000 Mann Hilfstruppen, sondern erbot sich in eigner
 
 
  • 91) Ättenkhofer, Meichelbeck, Theatrum Europaeum, J. J. Moser, Falkenstein, Dumont, Seifried, Generalien-Samlungen, Hellersberg; besonders hat Zschokke B. III. aus einer Menge bisher noch ungebrauchter Handschriften und gedruckter Quellen die Geschichten dieser und der nachfolgenden Regirungen vollständiger zusammengestellt und documentirt, als es bisher geschehen war.
 
S. 154 Sp. 1 BAIERN ⇧ Inhalt 
  Person mit seiner ganzen Macht zur Hilfe. Nach drei Feldzügen wurde der Friede wieder hergestellt.  
  Am 20. Oct. 1740 starb Kaiser Karl VI. Da er ohne männliche Nachkommen war, machte er 1719 die pragmatische Sanction, daß seine ältere Tochter, Maria Theresia, ihm in dem Besitze aller seiner Staten folgen sollte. Baiern war gegen diese Verordnung, da es ein gegründetes Erbfolgerecht auf die östreichischen Staten zu haben glaubte, theils weil mehre davon ehemals integrante Theile des Herzogthums Baiern gewesen, die nur zu Gunsten eines Lehenserben davon getrennt worden, theils weil Kaiser Ferdinand I., der Böhmen und Ungern an sein Haus gebracht, zu Gunsten seiner Tochter Anna, vermählt mit Herzog Albert V. von Baiern, in seinem Testamente nach Abgang männlicher Abkömmlinge die Nachkommen dieser Tochter zu Erben seiner Staten eingesetzt hatte. Als daher der Kaiser 1732 die Beistimmung des Reiches suchte, und von der Mehrheit der Stände erhielt, widersprach Baiern; es wurde in der Folge ein lebhafter Schriftenwechsel zwischen beiden Höfen geführt.♦  
  Nach dem Tode des Kaisers übernahmen Baiern und Pfalz nach dem jüngsten Vertrage das Reichsvicariat gemeinschaftlich. Baiern, um seine Ansprüche geltend zu machen, verband sich nun mit Frankreich und Preußen; am 31. Juli 1741 wurde Passau besetzt, und das baierische Heer mit Franzosen, pfälzisch- und kölnischen Truppen verstärkt, zog nach Östreich, Streifzüge gingen nach Wien, welches mit ängstlicher Besorgniß einer Belagerung entgegen sah; anstatt diese günstige Lage zu nutzen, wurde der Kurfürst verleitet, nach Böhmen zu ziehen; hier wurden mehre Städte, und mit Hilfe der Sachsen auch Prag genommen.♦  
  Der Kurfürst wurde am 24. Jan. 1742 zu Frankfurt zum teutschen Kaiser gewählt, und am 12. Febr. als Karl VII. gekrönt. Allein bald darauf änderte sich das Glück der Waffen. M. Theresia schloß mit K. Friedrich II. von Preußen, der Schlesien in Besitz genommen hatte, den Breslauer Frieden, und erhielt einen ergiebigen Beistand der Ungern. Die Östreicher rückten daher überall in Baiern vor. Auch in Böhmen gingen die erhaltenen Vortheile wieder verloren, und die Franzosen mußten das Land verlassen. Die Baiern sammelten sich wieder und trieben unter Anführung des Generals Seckendorf die Östreicher zurück, so daß der Kaiser im Anfange des J. 1743 nach München kommen konnte; allein das unglückliche Treffen bei Braunau am 9. Mai, dann die fortwährende Unthätigkeit der Franzosen, die sich nie mit den Baiern vereinigen wollten, und zuletzt gar den Rhein passirten, nöthigten den Kaiser sich nach Frankfurt zu begeben.♦  
  Die Östreicher nahmen alle Städte, theils mit Gewalt, theils mit Accord, und setzten in München eine Landesadministration ein. Der Kaiser machte Friedensvorschläge, aber sie wurden nicht angenommen. Daher schlossen nun Baiern, Preußen, Kurpfalz und Hessen-Kassel am 22. Mai 1744 den Frankfurter Verein zur Aufrechthaltung des kaiserlichen Ansehens. Frankreich griff die östreichischen Niederlande an, König Friedrich fiel in Böhmen ein, und die Baiern, mit Pfälzern und Hessen verstärkt, nahmen ihr  
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  Land wieder ein; der Kaiser kam am 23. Oct. nach München, starb aber daselbst am 20. Jan. 1745 im 48. Jahre seines Alters.  
  Baiern vergrößerte er durch die Erwerbung der Herrschaften Hohenwaldek 1734, dann der wolfsteinischen Herrschaften Sulzburg und Pyrbaum 1740. Durch Stiftung des St. Georgenordens 1729 hat er dem alten unvermischten Adel einen Verein und eine Zierde gegeben. Unter ihm starb im Jahre 1736 die Ferdinandische oder Wartenberger Linie aus 92).  
  Max Joseph, sein Sohn, ein hoffnungsvoller Prinz, noch nicht 18 Jahre alt, wurde von dem sterbenden Kaiser als volljährig erklärt. Allein die neuen Fortschritte der östreichischen Waffen verkümmerten dem jungen Kurfürsten den Anfang seiner Regirung und zwangen ihn, sich nach Augsburg zu begeben. Da er nicht hoffen konnte, durch fremden Beistand seine Erbrechte gegen die Übermacht der Erzherzogin geltend zu machen, so ging er zu Füssen am 22. April den Frieden ein, wodurch er Baiern behielt, und sich seiner Ansprüche gegen die pragmatische Sanction begab, auch dem Großherzog Franz von Toskana, M. Theresens Gemahle, seine Stimme zur Kaiserwürde versprach. Es soll ein geheimer Artikel Baierns Streitkräfte auf eine geringe Zahl beschränkt haben, daher fand dieser Friede bei gutgesinnten Baiern, und in der Folge bei dem Kurfürsten selbst, große Mißbilligung.♦  
  Der Kurfürst suchte die wieder erhaltenen Lande nach Kräften in Flor zu bringen. Das Militär wurde auf den Friedensfuß gesetzt, der kaiserliche Hofstat beschränkt, ungebührliche Veräusserung des Statsgutes angefochten, und hingehaltene Beschlüsse vollzogen. Zur Tilgung der Schulden wurde neben dem alten landständischen Zinszahlamte im J. 1749 ein mit der Landschaft gemeines Schuldenabledigungswerk errichtet.♦  
  Da die Gesetzbücher vom Jahre 1616 den Zeitbedürfnissen nicht mehr entsprachen, so ließ der Kurfürst, durch seinen Statsvicekanzler, Freih. von Kreitmaier verfasset, 1751 ein sehr strenges Strafgesetzbuch, 1753 eine meisterhafte Gerichtsordnung und 1756 ein vortrefliches Landrecht bekannt machen. Dem Militärwesen gab er eine bessere Einrichtung, und ordnete einen Hofkriegsrath an; an dem siebenjährigen Kriege zwischen Östreich und Preußen (v. J. 1756 — 1763) nahm er keinen Theil, als daß er sein Reichscontingent stellte.♦  
  Zum Besten der leidenden Menschheit errichtete er ein Collegium Medicum, und ließ die Krankenspitäler der barmherzigen Brüder und der Elisabethinerinnen erbauen. Für die Cultur des Landes gab er viele Verordnungen, besonders in d. J. 1762, 1764, 1775, und ermunterte eine ökonomische sittliche Societät in Burghausen; eben so hat er zu Emporbringung der Gewerbe und des Handels ein Commerzien-Collegium angeordnet, den Bau der Landstraßen
 
 
  • 92) Ättenkhofer, Falkenstein, Fabri Statskanzlei, Statsschriften über die östreichische Erbfolge, Histoire de mon temps in den Oeuvres posthumes de Frederic II. Ikstätt's und Seckendorf's Leben, Generalien-Samlung; vorzüglich aber Zschokke B. IV.
 
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  vorzüglich befördert, eine neue Zoll- und Mauthordnung im J. 1765 mit großem Widerspruche seiner Nachbarn eingeführt; nicht minder eine Wechselordnung gegeben. Auch für Belebung des Bergwesens war er bedacht, und die Porzellanfabrik in Nymphenburg verdankte ihm ihr Daseyn. Um die geistige Cultur zu fördern, verbesserte er die Universität zu Ingolstadt, nahm die im J. 1759 entstandene Akademie der Wissenschaften zu München in seinen kräftigen Schutz, beschnitt durch Amortisationsgesetze das allzugroße Wachsthum der Klöster, schränkte den Einfluß der Bischöfe in Sponsaliensachen ein, hob viele Mißbräuche auf, und verwendete seine Sorgfalt besonders auf das teutsche Stadt- und Landschulwesen, und nach Aufhebung der Jesuiten im J. 1773 auch auf die Verbesserung der Studien an Gymnasien und Lyceen; auch ein Predigerinstitut gedieh in München.♦  
  Wahrend der Mißjahre 1770 und 1771 war er nachdrücklich bemüht, durch polizeiliche Maßregeln, und durch Aufkauf und Einführung fremden Getreides die Noth seiner Unterthanen zu lindern; bald herrschte wieder Überfluß. Der Kurfürst erwarb den Alleinbesitz von Wiesensteig, die Herrschaften Wertingen, Illerdiessen, Peternau, die Reichspflege Wörth. Gegen Salzburg wurden alte Gerechtsame wegen der Stadt Mühldorf, des Salzabsatzes von Hallein, der Saalforste; dann gegen Eichstätt wegen des Landgerichtes Hirschberg; gegen das Hochstift Regensburg wegen Donaustauf s. a. geltend gemacht, und durch Vergleiche berichtiget.♦  
  Max Joseph hatte von seiner Gemahlin Maria Anna von Sachsen keine Kinder; daher wurden, um alle fremde Einmischung in die Erbfolge zu beseitigen, mit dem nächsten Agnaten, Kurfürsten Karl Theodor von der Pfalz in den Jahren 1766, 1771 und 1774 nicht nur die alten Erbverträge erneuert, sondern auch der förmliche Mitbesitz der Länder bedungen. Kurfürst Max Joseph wurde am 8. Dec. 1777 von den Kinderpocken befallen, und starb an dieser Krankheit am 30. d. M., im 51. Jahre seines Alters. Sein Tod versetzte ganz Baiern in den lautesten Jammer; Er, der letzte Sproß Kaiser Ludwig des Baiers, war von Jedermann inniglich geliebt 93).
 
 
  • 93) Ättenkhofer, Falkenstein, Rothamer Biographie Max III. Gesetzbücher und Generalien. Lori Bergrecht und Geschichte des Lechrains. Statsschriften gegen Salzburg, Eichstätt, Regensburg s. a. B. Kreitmaier's bürgerl. Statsrecht. Mon. Boica, Schriften der Akademie, besonders die Geschichten von Westenrieder und Zschokke B. IV.
 
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HIS-Data 5139-1-07-134-1-3: Allgemeine Encyclopädie: Baiern I. XII - XIII HIS-Data Home
Stand: 9. Dezember 2017 © Hans-Walter Pries