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Forts. S. 141 Sp. 1 |
VIII. Baiern als selbständiges Herzogthum unter den Wittelsbachern von der
ersten bis zur zweiten Theilung, v. J. 1255 bis 1349. |
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Der Umstand, daß das Herzogthum Baiern nicht mehr als ein Amt, sondern der
ganze Länderbezirk als ein Erb- und Familiengut angesehen wurde, hatte zur Folge, daß die Söhne des
im J. 1253 verstorbenen Herzogs Otto des Erlauchten, Ludwig und Heinrich, die von ihm besessenen
Ländereien, im J. 1255 unter sich vertheilten, so daß es nun zum erstenmal ein
Ober- und ein Nieder-Baiern gab;
Ludwig erhielt erstes mit München, dann die meisten Besitzungen auf dem Nordgau,
auch die Pfalzgrafschaft am Rhein; Heinrich aber letztes mit Burghausen, Landshut, Straubing, Kam,
und den Gerechtsamen in Regensburg 36). |
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A. |
A. Geschichte von Niederbaiern bis zum Aussterben der Linie, v. J. 1255 —
1340. |
⇧ Inhalt |
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Regentenreihe: |
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Heinrich I. starb 1290. |
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Otto, König
von Ungern
st. 1311. |
Ludwig
st. 1297. |
Stephan
st. 1311.
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┌──^──┐ |
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┌────^────┐ |
Heinrich III.
oder jüngere
st. 1333. |
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Heinrich II.
oder ältere
st. 1339. |
Otto
st. 1335. |
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┌──^──┐ |
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Johann I.
st. 1340. |
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Diese Geschichte ist voll von Fehden und Unruhen. K. Ottokar von Böhmen, der
nach Ausgang des babenbergischen Hauses durch den Tod Friedrichs des Streitbaren, Herzog von
Östreich wurde, foderte die Grafschaften Schärding und Neuburg am Inn, und fiel im J. 1258 in Baiern
ein; allein beide Brüder eilten ihm mit Heeren entgegen; und er wurde bei Mühldorf in die Flucht
gejagt und suchte den Frieden.♦ |
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Nach der Wahl K. Rudolphs von Habsburg gerieth Heinrich mit seinem Bruder
Ludwig wegen Führung der baierischen Kur in einen Streit, den der Kaiser vermittelte. Heinrich
verband sich näher mit dem Kaiser, und half ihm wider Ottokar, aber plötzlich unterstützte er den
letzten, und nur Ludwig, und Heinrichs eigener Sohn Otto, beide Schwiegersöhne des Kaisers,
konnten diesen begütigen. Vergebens machten die baierischen Herzoge |
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BAIERN |
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Ansprüche auf das seit uralten Zelten zu Baiern gehörige, durch Ottokars Tod
erledigte Herzogthum Östreich und Kärnthen; der Kaiser belehnte damit seine Söhne; der ältere davon
Herzog Albrecht, nachmaliger Kaiser, bezeigte sich sogleich feindselig gegen Baiern, und der
Erzbischof von Salzburg mit ihm. Heinrich vergalt dem Salzburger, und Ludwig und der Bischof von
Passau vermittelten den Frieden. |
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Heinrichs Söhne befehdeten im J. 1297 die Stadt Regensburg, in welcher ihre
Räthe und Diener, die eine vom König angewiesene Summe auf die dortigen Juden einfodern wollten,
waren mißhandelt worden. Bischof Konrad vermittelte den Frieden.♦ |
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Herzog Otto wurde nach dem Tode des Königs Andreas von Ungern zum König
erwählt, weil seine Mutter Elisabeth eine ungrische Prinzessin gewesen, und 1305 zu
Stuhlweißenburg feierlich gekrönt. Allein im zweiten Jahre darauf wurde er auf einer Reise nach
Siebenbürgen vom Herzog Ladislaus gefangen. Er entwischte zwar nach einem Jahre und kam nach
Landshut; allein die Gegenpartei in Ungern erhielt die Oberhand, und er konnte den Thron nicht mehr
erringen.♦ |
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Inzwischen war der feindselige König Albrecht von Östreich in Niederbaiern
eingefallen, und hatte große Verwüstungen angerichtet. Bald darauf wurde K. Albrecht ermordet, und
die Herzoge Otto und Stephan zogen gegen Schärding und Neuburg, beide bezwingend. Indessen kam
Friedrich, Albrechts Sohn, mit einem überlegenen Heere gegen Ried und Schärding, die baierischen
Herzoge drängend; allein ein Aufstand des baierischen Landvolkes trieb die Östreicher in die Flucht,
worauf im Jahr 1311 zu Passau der Friede zu Stande kam. |
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Herzog Otto hatte noch nicht auf die ungrische Krone verzichtet; er wollte sich zu
einem Heerzug rüsten, und erhob daher im J. 1311 eine allgemeine Viehsteuer; dieser Auflage
widersprachen geistliche und adlige Gutsherren in Ansehung ihrer Grundholden, und die Herzoge
fanden sich genöthigt, ihnen das Versprechen zu geben, daß jeder, der die Steuer zugeben würde, über
diese Grundholden die mittlere Gerichtsbarkeit haben solle; die Urkunde darüber heißt insgemein die
ottomanische Handveste oder der erste Freiheitsbrief.♦ |
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Nach dem Tode der Herzoge Stephan und Otto, welcher die Vormundschaft der
drei minderjährigen Söhne den Bürgern von Straubing und Landshut und dem Herzoge Ludwig von
Oberbaiern übertragen, hatte sich der baierische Adel mit Herzog Friedrich von Östreich verbunden,
und dieser einen Einfall in Niederbaiern mit zahlreichem Heere gemacht; allein Herzog Ludwig mit
den Bürgern von München, Moosburg und Landshut schlug ihn bei Gamelsdorf am 9. Nov.
1313. |
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Nachdem die Prinzen volljährig geworden, übernahmen sie die Regirung von
Niederbaiern; allein sie konnten sich nicht vereinigen, daher machten sie im J. 1331 eine Theilung:
Heinrich der jüngere erhielt Deggendorf, Otto Burghausen, und Heinrich der ältere behielt Landshut,
allein mit seinem Sohne Johann erlosch die niederbaierische Linie im J. 1340, nachdem sie 85 Jahre
regirt hatte. Sie hatte ihr Gebiet 1259 durch Erkaufung des Rotthales, der Grafschaften Kray- |
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burg und Marquadestein, 1269 durch die Theilung der konradinischen Erbschaft
mit Floß, Parkstein, Weiden und Adelnburg, 1280 durch Erwerbung der Grafschaften Moosburg,
Rottenburg und Raning, dann durch die Gebiete von Landau, Zeidlarn, Massenhausen und
Vilsbiburg erweitert 37). |
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B. |
B. Geschichte der oberbaierisch-pfälzischen Linie bis zum Vertrag von Pavia,
v. J. 1255 bis 1329. |
⇧ Inhalt |
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Regentenreihe: |
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Ludwig der Strenge starb 1294. |
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Rudolph st. 1319.
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Ludwig 1314 Kaiser
genannt der Baier. |
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Adolph
st. 1327. |
Rudolph II.
st. 1353. |
Rupert I.
st. 1390. |
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┌──^──┐ |
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Rupert II. |
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Ludwig, der Strenge genannt wegen grausamer Übereilung gegen seine erste
Gemahlin, Maria von Brabant, sühnte seine That durch die Stiftung des Klosters Fürstenfeld, aber
noch mehr durch edles Benehmen gegen seine folgenden zwei Gemahlinnen, und durch seine
Fürstentugenden, die ihm Teutschlands Vertrauen so sehr erwarben, daß er in jenen gewaltigen Zeiten
sehr viele Händel durch sein Ansehen schlichtete, oder als Schiedrichter endigte, und daß die
Kurfürsten die Königswahl im J. 1272 auf seinen Ausspruch stellten, der dann den würdigen Rudolph
von Habsburg dem Reiche zum Oberhaupte gab.♦ |
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Ludwig, der gern in Heidelberg weilte, vergrößerte die Rheinpfalz (man sehe
diesen Artikel); allein auch Oberbaiern und das oberbairische Nordgau gewannen Zuwachs. Im J.
1263 erhielt er vom Bischofe in Trient die Grafschaft Hademarsberg zu Lehen. Bei der Theilung der
conradinischcn Erbschaft fielen auf seinen Antheil das Schloß Hohenstein, die Vogtei Vilsek,
Auerbach, Plech und Heersbruk, Neuburg, Neumarkt, Berngau, Donauwörd, Mehring,
Schwabek, Schongau, Ammergau etc. Auch belehnte er den Bischof von Bamberg mit allen
Rechten, die der Kirche von Bamberg über diese Güter, über Amberg und Nittenau zustanden. 1272
erwarb er das Schloß Murach mit dem Markte Viechtach, 1281. die Grafschaft Landsberg und 1282
die leuchtenbergischen Gerechtsame über Bruk und Waldek. |
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Nach seinem Tode regirte sein Sohn Rudolph; Ludwig war noch unmündig, und
die Mutter Mathilde hatte in Neuburg einen eigenen Landestheil; allein da Rudolph ganz die Partei K.
Adolphs von Nassau ge-
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- 37) Chron. Bav. et Austr. ap. Pez Script. rer. Austr. — Henr. Rebdorf.
Volcmar Abb. Furstenfeld. Chron. ap. 0efele H. Stero - Arnpeckh - Chron. Salisb. — Urkunden bei
Gemeiner, Falkenstein, Fischer, Hund, Ättenkhofer.
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BAIERN |
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halten, so suchte ihn Albert von Östreich nicht nur zu bekriegen, sondern seine
Mutter, Albrechts Schwester, drang zugleich darauf, daß er den jungen Ludwig zum Mitregenten
annehmen mußte. Dieses verdroß Rudolphen so sehr, daß er den Konrad Ottlinger, Rathgeber seiner
Mutter, enthaupten ließ.♦ |
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Die Brüder waren nicht einig und befehdeten sich; daher theilte man Oberbaiern
ab; Rudolph erhielt München mit dem Lande gegen den Inn, Ludwig Ingolstadt mit den Ämtern gegen
den Lech; doch nach drei Jahren regirten sie wieder gemeinschaftlich. Als Ludwig im J. 1314 König
geworden, war Rudolph sein Gegner, und that ihm manchen Abbruch. Allein im J. 1317 begab sich
Rudolph aller Regirungsgeschäfte auf die Dauer des Krieges mit Östreich.♦ |
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Während ihrer Regirung fiel im J. 1305 durch das Aussterben der Grafen von
Hirschberg die Grafschaft Sulzbach, und die Hoheit über die Grafschaft Hirschberg an Baiern, die
nutzbaren Rechte erhielt durch Testament und Spruch die Kirche zu Eichstätt. 1322 ward die
Grafschaft Dornberg einverleibt. |
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Was Ludwig der Baier im sechzehnjährigen Kriege mit Östreich um die
Kaiserkrone, im vier und zwanzigjährigen Kampfe mit den Päpsten in Avignon gethan, wie er die
herrliche Schlacht bei Ampfing im J. 1322 gewonnen, und seinen Gegenkaiser Friedrich den
Schönen zum Gefangenen gemacht, aber in der Folge mit ihm an teutschem Edelsinne gewetteifert —
wie er im Zuge nach Rom die Kaiserkrone auf sein Haupt gesetzt und in Italien gewaltet hat, ist in den
Artikeln: teutsche Geschichte und Ludwig der Baier umständlich zu lesen. |
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Hieher gehöret, daß er auf der Rückreise von seinem Römerzuge zu Pavia sich am
4. Aug. 1329 mit den Söhnen seines Bruders, Rudolph und Rupert, verglich, und den bekannten
Vertrag von Pavia schloß, Diesen Prinzen, und Adolphs Sohne, Rupert II. wurden zu Theil:
Heidelberg mit allen pfälzischen Besitzungen am Rhein, dann von den oberbaierischen Besitzungen
auf dem Nordgau, die damals das Vicedomamt Lengenfeld genannt wurden, Amberg, Neumarkt
Nabburg, mit vielen andern Ämtern, die in der Folge die Oberpfalz ausmachten, in welcher
Eigenschaft sie bis zum Jahre 1808 bestanden. |
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(Die Geschichte der baierischpfälzischen rudolphinischen Linie ist von nun an
— bis zum J. 1777 und 1799 unter den Artikeln: Rheinpfalz, Oberpfalz-Neuburg, Sulzbach,
Zweibrücken zu lesen). |
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Außerdem wurde in dem Vertrage ein inniger Verein der Familie, der Wechsel in
Führung der Kur, Austrag aller Streitigkeiten und Beschränkung der Veräußerungen
bedungen 38).
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- 38) Crollius Beiträge. Bergman's beurkundete Geschichte von München.
Pareus ed. Joannis. Volckmar et documenta ap. Oefele. Lori's Gesch. des Lechrains, Ättenkhofer,
Falkenstein nordg. Alterthümer im Bisthum Eichstätt. Cod. Dipl. Hund. Mon. Boica. Gemeiner.
Zirngibl Ludw. des Baiers Lebensgeschichte.
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S. 143 Sp. 1 |
BAIERN |
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C. |
C. Geschichte der oberbaierischen Linie vom Vertrage von Pavia bis zur
zweiten Haupttheilung, v. J. 1329 bis 1349. |
⇧ Inhalt |
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Bei dem Aussterben der niederbaierischen Familie vereinigte K. Ludwig dieses
Besitzthum mit Oberbaiern, im J. 1340 und erwarb dazu die Grafschaft Haidau. Er gab Niederbaiern
in demselben Jahre eine Gerichtsordnung, 1346 mit seinen Söhnen ein Rechtbuch für Oberbaiern, und
andere Verordnungen in polizeilichen Gegenständen. Nachdem er einen Einfall seines Gegners, Karls
von Böhmen, zurück geschlagen, starb dieser erhabene Regent am 11. Oct. 1347. Seine Söhne
Ludwig und Stephan (aus erster Ehe mit Beatrix von Polen † 1323), dann Ludwig der
Römer, Wilhelm, Albert und Otto von Margaretha von Holland, und diese Frau mit königlichem
Sinne waren bemüht, nicht nur im Reiche K. Ludwigs Ehre gegen Karl von Böhmen, nachmaligen
Kaiser zu vertheidigen, sondern auch in ihren Erblanden Ordnung und Friede zu erhalten, und beides
gelang. Allein schon im Jahr 1349 machten sie eine Ländertheilung zu Landsberg, dergestalt,
daß |
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I. Ludwig der ältere, oder Brandenburger (weil er im J. 1323 mit der Kur und dem
Lande Brandenburg belehnt worden) mit seinen Stiefbrüdern Ludwig und Otto Oberbaiern, und
Brandenburg erhielt;♦ |
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II. Stephan mit seinen Stiefbrüdern Wilhelm und Albert Niederbaiern mit den
niederländischen Provinzen Holland, Seeland, Hennegau und Friesland, die die Kaiserin Margarethe
ans Haus Baiern gebracht hatte. |
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Die Pfalzgrafen, die Ansprüche auf die Erbschaft von Niederbaiern machten,
wurden mit sechzigtausend Goldgülden befriediget 39). |
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IX. |
IX. Von Baierns zweiter bis zur dritten Haupttheilung, v. J. 1349 bis 1392. |
⇧ Inhalt |
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In den nächsten Jahren darauf wurden Unterabtheilungen gemacht.♦ |
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I. Ludwig der Brandenburger überließ im J. 1351 seinen Brüdern Ludwig dem
Römer und Otto die Kur und Mark Brandenburg, und behielt Oberbaiern für sich und seine
Nachkommen.♦ |
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II. Stephan theilte sich im J. 1353 mit seinen Brüdern Wilhelm und Albert also
ab, daß diese zu dem Besitze von Holland noch Straubing mit 22 Gerichten und andern Gütern und
Rechten in Niederbaiern erlangten; ihm aber und seinen Nachkommen Landshut mit den übrigen
niederbaierischen Ämtern verblieb 40). |
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Die gesamte baierisch-ludwigische Linie verlor im J. 1356 durch die goldene Bulle
die ihr im Vertrage von Pavia bedungene wechselweise Führung der Kur, da dieselbe nun
ausschließend der pfälzisch-rudolphischen Linie als von dem ältern Bruder abstammend, zufiel,
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- 39) Theilungsbrief bei Ättenkhofer S. 265. Geschichte des Hausvertrages von
Pavia.
- 40) Theilbriefe bei Ättenkhofer, S. 239 und 272.
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S. 143 Sp. 2 |
BAIERN |
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was in der Folge manche Irrung veranlaßte. |
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A. |
A. Oberbaierische Linie, v. J. 1351 bis 1363. |
⇧ Inhalt |
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Regenten: |
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Ludwig der Brandenburger starb.1361. |
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Mainhard st. kinderlos 1363. |
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Ludwig der Brandenburger, der im Jahr 1342 durch Heirath der bekannten
Margaretha Maultasch, Erbgräfin von Tirol diese Grafschaft an sich gebracht hatte, regirte seine
Lande in Frieden, und gab ihnen mehre gute Gesetze und Freiheiten; auch söhnte er sich mit dem
Kaiser und dem Papste aus. Nach seinem Tode übernahm sein einziger Sohn Mainhard die Regirung
von Oberbaiern und Tirol; allein da sich der junge Adel mit ihm verband, und er sich Rathgebern
überließ, durch welche sich die übrigen Ritter beleidiget glaubten; so riefen sie den Herzog Stephan
von Landshut, nebst andern Fürsten des Hauses nach München, und schränkten denselben ein. Er
entfloh aus Baiern und starb zu Anfang des nächsten Jahres in Tirol 41). |
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B. |
B. Brandenburgische Linie, v. J. 1351 — 1379. |
⇧ Inhalt |
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Regenten: |
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Ludwig der Römer
st. 1365 kinderlos. |
Otto
tritt Brandenburg ab 1373.
st. kinderlos 1379. |
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Über ihre Regirung sehe man den Artikel: Brandenburgische Geschichte.♦ |
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Beide Prinzen, die nach den Theilungs-Urkunden v. J. 1349 und 1351 Mainhards
Erben in Oberbaiern gewesen wären, nahmen die vom Herzog Stephan für sich und seine Söhne
bewirkte Huldigung der oberbaierischen Stände so übel auf, daß sie im J. 1363 auf dem Reichstage in
Nürnberg mit dem größten Feinde ihres Hauses, dem K. Karl IV., eine Erbverbrüderung eingingen,
und ihn nebst seinen Söhnen sogar die Erbhuldigung in ihren Landen einnehmen ließen.♦ |
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Nach Ludwigs kinderlosem Tode fiel Otto noch jung und unberathen ganz in die
Hände des Kaisers. Zu spät sah er seinen Irrthum ein, und wollte sich losmachen, indem er seinem
Vetter Friedrich, Stephans Sohn, huldigen ließ. Allein der Kaiser überzog ihn mit Krieg; ungeachtet
ein Zug aus Baiern gegen Böhmen ging, wurde doch Kurfürst Otto so hart bedrängt, daß er gegen
Vorbehalt der Kur auf Lebenszeit und gegen eine ziemliche Geldentschädigung die Mark Brandenburg
abtreten mußte, und die Verzichtbriefe der übri-
|
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- 41) Westenrieder's akad. Reden über Ludwig den Brandenburger, und
Markgrafen Mainhard. Samlung der ständischen Freiheitsbriefe. Monumenta Boica. Ättenkhofer,
Archiv von Südteutschland, Samler für Tirol.
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S. 144 Sp. 1 |
BAIERN |
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gen Herzoge von Baiern übergeben ließ; im Jahr 1373 42). |
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An Zahlungsstatt wurden den baierischen Herzogen die von Böhmen erworbenen
Orte Floß, Hirschau, Sulzbach, Rosenberg, Buchberg, Lichtenstein, Lichtenek, halb Breitenstein,
Reicheneck, Heersbruk und Lauf, nicht minder die Pfandschaft Donaustauf abgetreten. Otto ging
sodann nach Baiern zurück, wurde in Landshut von Bruder und Neffen als Mitregent behandelt, und
starb daselbst im J. 1379 kinderlos 43). |
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C. |
C. Linie von Straubing-Holland. |
⇧ Inhalt |
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Regenten: |
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Wilhelm I.
st. 1377 kinderlos. |
Albert I.
st. 1404. |
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Wilhelm II.
st. 1417. |
Albert II.
st. 1399. |
Johann
st. 1425 kinderlos. |
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┌──^──┐ |
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Jakobäa. |
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Herzog Wilhelm I., ein vorzüglich geistreicher Fürst regirte aus Vertrag mit seiner
Mutter in den Niederlanden; allein ein Zwist mit ihr über das versprochene Jahrgeld gab den beiden
Parteien des Adels, vom Stockfisch, und von der Angel genannt, Anlaß wechselseitig das Land zu
zerrütten. Wilhelm fiel im J. 1358 in Wahnsinn, und starb in diesem Zustande 1377. Sein Bruder
Albert I. übernahm die Regirung (die Mutter, K. Margaretha, war 1356 gestorben) und hielt sich
wechselsweise im Haag und zu Straubing auf. |
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In seiner Abwesenheit regirten dort und hier Statthalter; unter den baierischen hat
sich Johann Landgraf von Leuchtenberg vorzüglich ausgezeichnet 44). |
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D. |
D. Landshuter Linie in Nieder- und Oberbaiern, v. J. 1353 bis 1392. |
⇧ Inhalt |
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Regenten: |
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Stephan II. st. 1375. |
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Stephan III. Friedrich. Johann. |
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Stephan II. war auch nach der Theilung die Hauptstütze der baierischen
Regentenfamilie. Als Bischof Friedrich von Regensburg gegen die Verträge die Feste Donaustauf an
den Kaiser, eigentlich an Böhmen, zum Nachtheile von Baiern und gegen die bestehenden Verträge im
J. 1355 abgetreten, hielt Stephan mit Albert brüderlich zusammen, und zog mit dem Heere desselben
zu Felde; die Fehde wurde vertragen, und der Kaiser von Vergrößerungen an der Donau abgehalten.
Im
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- 42) Gerken. Op. Wenker, Lünig, Aettenkhofer, Pelzl Gesch. K. Karls IV.
Gemeiner.
- 43) Wenker, Ättenkhofer, Pelzl, Gemeiner, Mon. Boica, Andr. Ratisb. Adlzreiter.
- 44) Gobelin. Persona ap. Meibom. Suffrid. Petri. Gemeiner, Westenrieder, v. Mussinan.
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S. 144 Sp. 2 |
BAIERN |
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J. 1357 übte der Erzbischof Ortolph von Salzburg Feindseligkeiten gegen Baiern;
Stephan zog gegen ihn zu Felde, brachte ihn ins Gedränge; Östreich vermittelte den Frieden. Seine
drei Söhne, Stephan, Friedrich und Johann ließ er frühzeitig an den Regirungsgeschäften Theil
nehmen; Friedrichen, der durch seine Vermählung mit Anna von Neiffen die Grafschaften Graisbach
und Marstetten an Baiern gebracht hatte, gab er am Inn einen Bezirk mehrer Ämter zu regiren. Als
aber dieser Friedrich sich mit andern, statt des jungen Markgrafen Mainhard der Regirung von
Oberbaiern unterzog, ergriff der Vater Stephan die Gegenpartei, und setzte einen Ausschuß von
Ständen und Räthen in München ein.♦ |
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Nach Mainhards Tod im J. 1363 unterhandelte er mit den oberbaierischen Ständen,
und es wurde ihm und seiner Linie gehuldiget, da die kinderlosen Brüder in Brandenburg, Ludwig und
Otto nicht geeignet waren, beide Länder zu behaupten. Allein Tirol mußte Stephan zuletzt aufgeben,
obwol er und seine Söhne einen mehrjährigen Krieg mit den Herzogen von Östreich, die von Salzburg
und Passau unterstützt wurden, geführt hatte. Im J. 1369 kam zu Schärding der Friede zu Stande.
Baiern erhielt eine namhafte Abfindung in Geld, und mehre Pfandschaften zurück, z. B.
Schärding, welches dem Herzoge Albert in Straubing, der seinem Bruder treulich beigestanden, zu
Theil geworden.♦ |
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Darauf ereignete sich 1372 der erste Krieg mit den Reichsstädten, insbesondere mit
Augsburg; es wurde 1374 zu Höchstädt Friede geschlossen. Brandenburg suchten Stephan und sein
Sohn Friedrich dem baierischen Hause zu erhalten; allein da sie die Macht dazu nicht besaßen,
bedungen sie sich eine gerechte Schadloshaltung.♦ |
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Nachdem Herzog Stephan in seinen Landen verschiedene gute Verordnungen
gegeben, starb er den 10. Mai 1375. Seine Söhne regirten siebenzehn Jahre gemeinschaftlich; indessen
waltete Herzog Friedrich mehr in Niederbaiern und zog aus dessen Ämtern die Gefälle, hingegen
Stephan und Johann waren vorzüglich in Oberbaiern thätig. Im Verein mit den Pfalzgrafen Rupert I.
und II. brachten sie die von K. Karl IV. abzutretenden Ortschaften in der Oberpfalz in ihre Gewalt;
davon wurden Sulzbach, Lauf, Floß, Parkstein und Weiden an Baiern überlassen. Donaustauf ward
dem Bischöfe Dieterich von Regensburg, und nachher der Reichsstadt Regensburg verpfändet♦ |
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Den vorzüglichsten Antheil aber nahmen die Herzoge von Baiern, vereint mit den
Pfalzgrafen, an den Kriegen, welche der Bund der Reichsstädte in Schwaben, Baiern, Franken und am
Rhein, dann die Städte in der Schweiz geschlossen hatten, anfangs sich zu schützen gegen ungerechte
Gewalt, nachher um die Fürstenmacht zu unterdrücken. Herzog Friedrich von Landshut hat durch die
Gefangenhaltung des Bischofs von Salzburg, durch die obgleich fruchtlose Belagerung von
Regensburg, dann durch seinen Einfluß bei dem Kaiser Wenzel bewirkt, daß durch einen
Friedensschluß in Eger im J. 1389 dem Kriege, und dem ganzen Bunde ein Ende gemacht wurde. |
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Herzog Johann, der sich bisher wenig der Regirungsgeschäfte angenommen,
verlangte eine Theilung; |
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S. 145 Sp. 1 |
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⇧ Inhalt |
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diese wurde am 24. Nov. 1392 in München zu Stande gebracht. |
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I. Herzog Stephan III. erhielt Ingolstadt und dazu die Ämter Rattenberg,
Kizbühel, Kufstein, Wildenwart, Hademarsberg, Wasserburg, Schwaben, Schrobenhausen, Aichach,
Rain, Donauwörd, Lauingen, Höchstätt, Gundelfingen, Weißenhorn, Marstetten, Graisbach, Neuburg,
Hitpoltstein, Holnstein, und Kösching. |
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II. Herzog Friedrich behielt Landshut mit Burghausen, und den dazu gehörigen
niederbaierischen Ämtern. |
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III. Herzog Johann empfing München mit den Ämtern Aibling, Auenburg, Tölz,
Wolfrathshausen, Starnberg, Weilheim, Schongau, Landsberg, Mörning, Schwabek, Dachau,
Pfaffenhofen, Neustadt, Siegenburg, Vohburg, das Landgericht Gaimersheim und Hirschberg, Pföring,
Riedenburg, Stadtamhof, Hemau, Lengenfeld, Kalmünz, Schmidmühlen, Rieden und
Schwandorf.♦ |
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|
Dieser Theilung ungeachtet gelobten die Brüder freundlichen Verein, gütlichen
Austrag der Zwiste, Vorkaufsrecht in der Noth und wechselseitige Erbrechte 45). |
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Durch diese Theilung entstanden, neben der noch vorhandenen Straubing-
Holländischen Linie, drei neue, nämlich die Ingolstädter, Landshuter und Münchner Linie. |
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X. |
X. Von Baierns dritter Haupttheilung bis zur Einführung der Primogenitur, v.
J. 1392 bis 1508. |
⇧ Inhalt |
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Regenten: |
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A. |
A. Der Ingolstädter Linie. |
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Stephan III. st. 1413. |
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┌────^────┐ |
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Ludwig der Gebartete st. 1447. |
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Ludwig der Höcker st. 1445 kinderlos. |
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B. |
B. Der Landshuter Linie. |
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Friedrich st. 1393. |
┌────────^────────┐ |
Johann st. 1396 unmündig. |
Heinrich der Reiche,
st. 1450. |
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┌──^──┐ |
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Ludwig der Reiche, st. 1479. |
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┌──^──┐ |
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Georg der Reiche, st. 1503 ohne Mannserben. |
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- 45) Oefele, Chron. Salisb. in Pez. Script. rer. Austr. Gemeiner. Samlung der
b. Freiheitsbriefe. Herz. Stephan wegen Verlust der Grafschaft Tirol vertheidiget von Feßmaier und
die daselbst angeführten Urkunden und Schriften. Pelzl. Feßmaier über das Entstehen und Aufblühen
des oberteutschen Städtebundes, und seine Vernichtung durch Herzog Friedrich von Landshut.
Ättenkhofer.
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S. 145 Sp. 2 |
BAIERN |
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C. |
C. Der Münchner Linie. |
⇧ Inhalt |
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Johann st. 1397. |
┌────────^────────┐ |
Ernst I. st. 1438. |
Wilhelm III. st. 1435. |
┌──^──┐ |
|
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|
Albert III. st. 1460. |
|
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┌────^────────────────────────────────┐ |
Johann
st. 1463
kinderlos. |
Sigmund
st. 1501
kinderlos. |
Albert IV.
st. 1508 |
Christoph
st. 1493
kinderlos. |
Wolfgang
st. 1514
kinderlos. |
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┌────^────┐ |
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Wilhelm IV., Ludwig, Ernst. |
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Herzog Friedrich zu Landshut, der seinen Ländertheil durch Erwerbung der
Grafschaften Baumgarten, Julbach, Frontenhausen, Lonsberg und Geisenhausen vermehrt hatte,
starb schon im J. 1393 46). Über seine zwei Söhne Johann und Heinrich (jener starb 1396),
führten seine Brüder Stephan zu Ingolstadt und Johann zu München die Vormundschaft; allein
letzter ging 1397 ebenfalls mit Tode ab.♦ |
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Herzog Stephan und sein Sohn Ludwig, nachmals der Gebartete genannt, welcher
Prinz, an sich eines feurigen Geistes und kräftigen Willens, bei seiner Schwester Elisabeth, Königin in
Frankreich, die Vortheile der Primogenitur hatte kennen gelernt, und fortan darnach trachtete, erregten
Händel mit den Söhnen Johanns zu München, Ernst und Wilhelm, die in nachtheilige Fehden
ausarteten, und erst im J. 1403 ausgeglichen wurden 47). In Landshut war Herzog Heinrich
kaum volljährig geworden, als er mit dem Magistrate dort selbst in Händel gerieth, deren strenge
Bestrafung seinem Rufe schadete 48). |
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Herzog Stephan zu Ingolstadt starb 1413, und sein Sohn Ludwig beleidigte seine
Vettern zu München und Landshut durch seine Ansprüche auf Vorrechte, und selbst durch Angriffe
auf ihre Besitzungen. Nach vieljährigen Feindseligkeiten ward Ludwig im J. 1422 vom Kaiser zum
Frieden gezwungen 49).♦ |
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Allein das Aussterben der Straubing-Holländischen Linie im J. 1425 gab neuen
Stoff zu Mißhelligkeiten. Ludwig wollte den Straubingischen Ländertheil (die Niederlande gingen mit
Jakobäa, Tochter Wilhelms II. an ihren Gemahl, Philipp den Gütigen von Burgund über) allein erben,
Heinrich in Landshut wollte drei, die Herzoge von München vier Theile machen; nach vierjährigem
Streit sprach der Kaiser die Theilung nach den vier Köpfen aus, und die baierischen Stände theilten
sodann dermaßen ab: |
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Ludwig erhielt Schärding, Dingolfing, Kirchberg, die Juden in Regensburg, mit
dem Lösungsrechte von Schwarzenberg, Waldmünchen und Rez.
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- 46) Hund, Stammbuch Th. I. u. II. Mausoleum S. Emmerami. Mon. Boica XV.
Arnpeckh.
- 47) v. Sutner, Rede über die Unruhen bei dem Regirungsantritte der Herzoge Ernst und
Wilhelm von Baiern-München.
- 48) Hellersberg, Betrachtungen über den sogenannten Aufruhr der
Bürger von Landshut.
- 49) Windeck, Hist. Sigismundi Imp. ap. Mencken, Herm. de Hardt Concil.
Constant. Gundling. Leben Kurf. Friedrichs I. von Brandenburg. Adlzreiter Annal. P. II.
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S. 146 Sp. 1 |
BAIERN |
⇧ Inhalt |
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Heinrich Vilshofen, Hengersberg, Winzer, die Vogtei über Niederaltaich, Landau,
Natternberg und Plattling. |
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Ernst Straubing, Mitterfels, Bogen, Haidau, den Hof, die Münze und andere
Rechte in Regensburg. |
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Wilhelm Dietfurt, Kelheim, Abbach, Falkenstein, Viechtach, Regen, Eschelkam,
Neukirchen, Furth, Közting, mit dem Lösungsrechte von Cham und Deggendorf. |
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Herzog Albrecht V. von Östreich war von seinen Ansprüchen
abgestanden 50). |
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Von nun an finden wir in allen baierischen Landestheilen Landstände; nämlich
einen Verein von Prälaten, Rittergutsbesitzern, Städten und Märkten. Sie waren zu Anfang des vorigen
Jahrhunderts dadurch entstanden, daß die Herzoge, die nunmehr Landesherren geworden, die
Statsbedürfnisse aus dem älteren Statsvermögen nicht bestreiten konnten, und daher die Grundherren
angehen mußten, ihnen die Erhebung der Steuern von ihren Grundholden zu bewilligen. Beide Theile
behandelten die Steuern als freiwillige Gaben, die nicht mit Gewalt gefodert werden durften, was im
Falle einer solchen Foderung zur Gegenwehr berechtigte.♦ |
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Zuerst verbanden sich die Ritter; mit ihnen vereinigten sich im J. 1347 die Städte in
Niederbaiern, 1362 die in Oberbaiern. Die Prälaten traten den Vereinen bei in Landshut und Straubing
im J. 1394, zu München 1396. Besondere Bündnisse wurden 1403, 1416, 1425 und 1429 geschlossen.
Das Interesse, das die Stände an der Vertheilung der Straubinger Erbschaft genommen, hatte sie näher
gebracht, so daß sie 1430 in Oberbaiern einen feierlichen Bund zur Aufrechthaltung ihrer Ehren,
Freiheiten, Rechte und guten Gewohnheiten schlossen.♦ |
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Die steigenden Bedürfnisse machten von nun an in allen Landestheilen ihre
Berufung häufig nothwendig; die Versamlungen gaben den Ständen Gelegenheit, nicht nur sich in die
Geschäfte des Landes zu mischen, sondern auch manches Vorrecht für sich zu erringen. Und obwol
der allgemeine Landfriede im J. 1495 alle Selbsthilfe, die früher den Landständen zugesichert war,
aufhob, so erhielt sich doch ihr Ansehen noch über ein Jahrhundert, und ihr Daseyn bis zum Jahre
1808 51). |
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Noch mehrmals gerieth Herzog Ludwig von Ingolstadt mit seinen Nachbarn in
Streit, insbesondere aber mit dem Burggrafen von Nürnberg; im J. 1434 wurde er auf kurze Zeit
vertragen; allein bald entbrannte der Zwist und der Krieg wieder; da erklärte sich sein Sohn Ludwig
der Höcker, den er wenig leiden mochte, gegen ihn, nahm in Verbindung mit seinen Anverwandten
Ingolstadt und andere Städte weg, und belagerte Neuburg, wo der Vater wohnte. Diese Stadt wurde
nach langer Belagerung im Sturme genommen, und Ludwig der Gebartete, dem Burggrafen Al-
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- 50) Urkunden in Fischers kleinen Schriften Th. I. und in Fr. v. Krenners
Landtagshandlungen B. II.
- 51) Über Ursprung und Umfang der landständischen Rechte in Baiern. s.
Samlung der landständischen Freiheitsbriefe. Fr. v. Krenner's, baierische Landtagshandlungen v. J.
1429 bis 1513, in 18 Bänden.
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S. 146 Sp. 2 |
BAIERN |
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brecht überlassen im J. 1443; Dieser überließ ihn im J. 1446 gegen Bezahlung von
32,000 Goldgulden Kriegskosten an Herzog Heinrich in Landshut, der ihn in Burghausen bewahrte,
wo er im J. 1447 in Gefangenschaft starb, während die Stände immer um seine Lösung handelten, er
aber nie in eine Bezahlung willigen wollte. Da sein Sohn Ludwig bereits 1445 gestorben, so war die
Ingolstädter Linie erloschen 52). |
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Herzog Heinrich von Landshut nahm nun alle Ingolstädter Besitzungen, mit
Ausnahme der für das Witthum bestimmten Ämter, in Besitz, Herzog Albert III., der statt der
verstorbenen Herzoge Wilhelm und Ernst in München und Straubing seit 1438 regirte, sprach einen
Erbschaftsantheil an. Noch waren die Unterhandlungen im Gange, als Heinrich von Landshut starb im
J. 1450.♦ |
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Dieser Fürst war durch seine Sparsamkeit, und durch die Strenge, mit der er in
jenen gewaltigen Zeiten die Ruhe in seinen Landen handhabte, berühmt; er hinterließ seinem Sohne
Ludwig sehr vergrößerte Besitzungen, und einen ansehnlichen Schatz. Herzog Ludwig, viel mildern
Sinnes, ließ seine Lande vom Hochwild reinigen, und die Juden verjagen; seinem Vetter Albert gab er
für seine Ansprüche das Amt Schwaben mit den Festen Lichtenberg und Baierbrunn, und 32,000
Ducaten zu Einlösung von Pfandschaften 53). |
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So hatte Ludwig die Liebe seiner Unterthanen, und die Zuneigung seiner nächsten
Verwandten gewonnen. Im Jahre 1451 verband er sich mit Kurfürsten Friedrich dem Siegreichen von
der Pfalz, und mit ihm, und mit dem K. Georg von Böhmen widerstand er seinen Feinden, dem Kaiser
Friedrich III., dem Markgrafen Albrecht von Brandenburg, dem Bischofe von Eichstätt, u. a.
1458 nahm er Donauwörth, das Ludwig der Gebartete abtreten mußte, wieder ein, und schlug 1462 die
Reichsarmee bei Giengen. Durch Vermittlung des Königs von Böhmen ward der Friede hergestellt.
Ludwig stiftete 1472 die Universität zu Ingolstadt, gab 1474 eine Gerichtsordnung, vermehrte die
Lande seines Vaters, und dessen Schatz, obwol nicht selten fürstliche Pracht an seinem Hofe sich
zeigte; die Hochzeit seines Sohnes Georg mit der Königstochter Hedwig von Polen ist deshalb in
Europa berühmt geworden. Ludwig der Reiche starb im J. 1479 54). |
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Der fromme Albert III. in München, der die böhmische Krone ausgeschlagen,
regirte seine Lande friedlich, überließ aber die Regirung bei annähender Schwäche des Alters zuerst
seiner Gemahlin, nachher theilte er sie mit seinen zwei ältern Söhnen Johann und Sigmund; er starb
1460, verordnend, daß nur die zwei ältesten jederzeit herrschen sollten. Als aber Johann l463 an der
Pest starb, gelangte der dritte Sohn
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- 52) Andr. Presbyt. Ratisbon. Chronicon de Ducibus Bavariae; auf Ludwigs
Geheiß geschrieben ap. Schilter. Krenners Landtagshandlungen B. 3. und 4.
- 53) Krenner, B. 4.
und 5, Vetter et Laedisl. Sunthenius ap. Oefele. Aventin.
- 54) Kremer Geschichte Friedrichs I. von
der Pfalz. Vetter, Lad. Sunthen. et Burk. Zengg. ap. Oefele. Westenrieder, im Auszug, und B. II. der
Beiträge. Mederer Annales Academiae Ingolstad. Lori über H. Ludwigen den Reichen.
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S. 147 Sp. 1 |
BAIERN |
⇧ Inhalt |
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Albert IV. zur Mitregirung. Dieser Albert war einer der gelehrtesten, klügsten und
beredtesten Fürsten seiner Zeit, daher heißt er in der Geschichte: der Weise. Da er die traurigen
Folgen der Theilungen erkannte, suchte er die Alleinregirung zu erhalten. Sein Bruder Sigmund liebte
die Ruhe, häusliche Vergnügungen, und die Kunst; er baute die Frauenkirche in München; gern
begnügte er sich mit den Bezirken von Dachau, Starnberg und Grünwald 55).♦ |
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Der vierte Bruder, Herzog Christoph der Starke, ein prächtiger Fürst und Liebling
des Adels, wollte Theil an der Regirung haben; allein Albert wußte sein Begehren zu vereiteln; der
Böklerbund, von den Rittern des Waldes für Christoph und gegen Albert errichtet, wurde gesprengt.
Nachmals wurde Christoph zu München 20 Monate gefangen gehalten; endlich fand sich Albert damit
ab, daß er ihm Weilheim, Landsberg und das Schloß Päl abtrat. Im J. 1493 starb Christoph auf einer
Wallfahrt nach Jerusalem auf der Insel Rhodus, und der jüngste Bruder Wolfgang regirte in
Landsberg 56). Albert regirte nun ruhig, vereinigte die Herrschaft Abensberg nach dem
Aussterben der Familie mit seinen Landen, und bewirkte eine allgemeine Reform der
Klöster 57). |
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Zu Landshut herrschte von 1479 an Herzog Georg der Reiche in Frieden,
vermehrte seine Lande durch Kauf, besonders der Markgrafschaft Burgau 58), stiftete nebst
andern das Georgianische Collegium in Ingolstadt, und starb daselbst am 1. December 1503. Sein
Testament, sieben Jahre zuvor gemacht, brachte Unheil über Pfalzbaiern. Gegen die alten
Erbfolgeordnungen in diesem Hause, setzte er seine Tochter Elisabeth, und ihren Gatten, Rupert, den
Sohn des Kurfürsten Philipp von der Pfalz, zu Erben von Land und Leuten und allem Vermögen ein.
Vergebens suchten Herzog Albert von München, und Kaiser Max ihn davon abzubringen; Georg
verband sich mit Frankreich, Böhmen und den Bischöfen von Eichstätt, Würzburg und Bamberg, und
ließ Ruperten in einigen Orten huldigen. Dieser ergriff nach Georgs Tode mit seiner herzhaften
Gemahlin die Regirung, und den großen Schatz der drei reichen Herzoge zu Burghausen.♦ |
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Der Vergleich, den die Stände mehrmals, und auch der Kaiser in Augsburg
versucht hatten, scheiterte nach mehren Proben; da entbrannte der Krieg nicht nur in den streitigen,
sondern in allen baierischen und pfälzischen Landen an der Donau und am Rheine. Mit Albert und
Wolfgang von Oberbaiern hielten der Kaiser, Hessen, Wirtemberg, Brandenburg, Braunschweig,
Zweibrücken, Leiningen, der schwäbische Bund und die Reichsstadt Nürnberg. Für Ruperten waren
Leuchtenberg, Henneberg und die böhmischen Edelleute.
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- 55) Hellersberg über den Verzicht des Herz. Sigmund. Westenrieder,
Burgholzer, Hubner, Beschreibung von München.
- 56) Krenner, B. 5. 6. 8. 9. Arnpeckh.
Mussinan, Fischer, kleine Schriften B. I. und II.
- 57) Fischer, Westenrieder, Beitrage B. V.
- 58)
Lad. Sunthen. Sartori, Statsgeschichte v. Burgau, Westenrieder, B. II. Mon. Boica XV.
Mederer.
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S. 147 Sp. 2 |
BAIERN |
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Allenthalben gab es Einfälle, Belagerungen, Verheerungen, Raub, Brand und
Mord; in wenigen Monaten war alles erschöpft. Da starb Pfalzgraf Rupert, seine Gemahlin, ihr älterer
Sohn Georg. Zu Köln erließ der Kaiser im J. 1505 einen Machtspruch, und 1507 zu Kostniz ein
Endurtheil; Ruperts Söhne Otto Heinrich und Philipp erhielten aus Herzog Georgs und Alberts
Besitzungen ein neues Herzogthum Neuburg und Sulzbach (man sehe diese Artikel: Erdbeschr. und
Geschichte), der Kaiser nahm für sich die baierischen Ämter in Östreich, die Schirmvogteien über
Salzburg und Passau, Neuburg am Inn, Kizbühel, Kufstein und Rattenberg mit dem Zillerthale in
Tirol; Burgau, Weißenhorn, Kirchberg und andere Orte in Schwaben, den Weißenburger Forst, dann
Zölle und Zollfreiheiten, auch alle seine Kapitalbriefe zurück.♦ |
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Der Markgraf empfing Freistadt, Wirtemberg Heidenheim mit der Vogtei im
Brenzthale, Hessen Zweibrücken und Leiningen, was ihnen Friedrich der Siegreiche abgenommen,
Nürnberg behielt Heersbruck, Lauf, Altorf, Velden, Heimburg, nebst mehren Schlössern und der
Vogtei über Weißenohe, Gnadenberg und Engelthal. Kleinere wurden mit den nächsten Orten oder
Vortheilen entschädigt. Landshut, Burghausen und Ingolstadt mit den übrigen Ämtern erhielt Herzog
Albert. Dieses war das Ende des unnatürlichsten aller Kriege im Erbe Wittelsbach 59). |
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Herzog Albert machte mit seinem Bruder Wolfgang im J. 1506 das pragmatische
Hausgesetz, daß künftig nur sein Erstgeborner, und dessen Erstgeborne nach ihm in immerwährender
Linealfolge die baierischen Gesamtlande erben und regiren solle; die übrigen Söhne sollen den
Grafen-Titel führen und eine Abfindung genießen. Der Brief über die Einführung des Rechtes der
Erstgeburt wurde von 64 aus den Ständen mitgesiegelt. Albert starb im J. 1508 60). |
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XI. |
XI. Von Einführung der Primogenitur bis zur Regirung Max I. v. J. 1508 bis
1598. |
⇧ Inhalt |
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Regentenreihe: |
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┌───────────^───────────┐ |
Wilhelm IV.
oder Standhafte
st. 1550 |
Ludwig
st. 1545. |
Ernst
Bischof zu
Passau. |
┌──^──┐ |
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Albert V.
oder Großmüthige st. 1579. |
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┌──^──┐ |
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Wilhelm V. oder Fromme,
tritt ab 1598, st. 1626. |
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┌──^──┐ |
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Max I. |
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- 59) Trithemii, hist. belli bav. ap. Freher. Kielner, Zayner, Otto Waldsassens.
et Angel. Rumpler Abb. Formbac. ap. Oefele. Adlzreiter. F. F. v. Löwenthal, Geschichte des
landshutischen Erbfolgekrieges. Müllers Reichstagsstaat.
- 60) Ättenkhofer.
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S. 148 Sp. 1 |
BAIERN |
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Diese Epoche ist die der vollends ausgebildeten Verfassung der Landstände. Von
den Vormündern der Prinzen, Herzog Wolfgang, und nachher vom Herzog Wilhelm, erlangten sie
Erklärungen ihrer Landesfreiheiten, ließen ihre Freibriefe, die sie in verschiedenen Landestheilen
erhalten, sammeln, und suchten die Vermehrung auf den nun häufig werdenden allgemeinen
Landtagen.♦ |
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Wilhelm war kaum zur Regirung gelangt, als sein Bruder Ludwig einen
Landestheil forderte. Vergebens berief sich Wilhelm auf die pragmatische Ordnung seines Vaters; die
Mutter, Kaiser Friedrichs Tochter, und selbst die Stände, unterstützten Ludwig. Da sich nun Wilhelm
(im J. 1514) dem Bruder zur Theilung geneigt bewieß, war dieser so gerührt, daß er in der Folge (im J.
1516) mit seinem Bruder gemeinschaftlich regirte, und sich nicht vermählte. Hieronymus von Stauf,
der sie entzweien wollte, büßte es mit seinem Leben 61). |
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Neben verschiedenen Versamlungen landständischer Ausschüsse, wurden
förmliche Landtage gehalten; zu München 1519, 1522, 1529, 1539, 1541, 1544, 1550; zu Landshut
1519, 1523, 1532, 1543, 1545, 1547; zu Straubing 1520, 1537; zu Ingolstadt 1526, 1535 und 1542.
Auf den meisten dieser Landtage wurde über eine Türkenhilfe, d. i. Aufbringung der nöthigen
Summen, um eine Armee gegen die nach Ungern vordringenden Türken zu halten, gerathschlaget, und
dabei das Mittel der Steuern und der Landesschulden in Anwendung gebracht. Die Stände waren sehr
zurückhaltend mit ihren Bewilligungen, und suchten dabei sich die Einhebung und Verwahrung der
Steuern, mithin eine eigene Casse zu verschaffen, aus welcher sie nur bestimmte Summen an die
fürstliche Casse abgaben.♦ |
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Insbesondere aber wurde gehandelt auf den Landtagen vom J. 1519 über die im J.
1518 erschienene Reformation des baierischen Landrechtes, und über die 1520 bekannt gemachte neue
Gerichtsordnung, und Landbot (Polizeigesetzbuch), so wie über eine Auflage zur Bekriegung des
Herzog Ulrich von Wirtemberg, und zu den Bedürfnissen des schwäbischen Bundes, deren Mitglieder
die Herzoge waren; 1535 wurde eine Abfindung für den Herzog Ernst, Bischof zu Passau bewilliget;
1539 beschlossen, Ingolstadt mit großen Kosten in eine unbezwingliche Feste zu verwandeln; 1542
wurde der Geldverlegenheit des Pfalzgrafen Otto Heinrich zu Neuburg abgeholfen, und die
Pfandschaft Allersberg, Haidek und Hilpoltstein übernommen; zu Bestreitung dieser Ausgabe wurde
ein Aufschlag auf Wein, Bier und Meth zum ersten Mal eingeführt. Diese Auflagen, so wie die
Gesetzbücher, benutzten die Stände, besonders die Ritter, um ihre Vorrechte, die Gerichtsbarkeit über
ihre Grundholden, die Scharwerksfreiheit ihrer Güter, und selbst die Leistungen ihrer Hintersassen zu
erweitern, und die Rechte der Fürsten auf alle thunliche Art zu beschränken 62).
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- 61) Krenner B. 16, 17. 18. Landtage v. J. 1514, 1515 u. 1516. Über Ursprung
und Umfang der landständischen Rechte, Samlung der Freiheitsbriefe vom J. 1514. Erklärungen vom
J. 1508, 1510, 1516.
- 62) Akten dieser Landtage in Manuscripten. Über Ursprung und Umfang der
ständischen Rechte, Seifried, {1} Rudhart. Krenner: über Land-, Hofmark-u. Dorfgerichte.
Hellersberg: über Gerichtsbarkeit und Scharwerk.
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{1} Fußnote ergänzt von Sp. 2 |
S. 148 Sp. 2 |
BAIERN |
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Herzog Wilhelm zog 1519 selbst gegen Wirtemberg zu Felde, und er und sein
Bruder Ludwig verhinderten 1525 mit gewaffneter Hand den Einfall des Bauernaufstandes in die
baierischen Lande 63). |
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Die Hauptangelegenheit dieser Fürsten während ihrer Regirung war die
Reformation Luthers. Die Baiern, von den damaligen Mißbräuchen in der Kirche, und dem
regellosen Wandel der Priester nicht erbaut, waren für eine Verbesserung sehr eingenommen; auch die
Herzoge waren derselben nicht abgeneigt; allein, da sich Reichs- und Kirchenoberhaupt mächtig
dagegen erklärten, da der Bauernaufstand der neuen Lehre zur Last gelegt wurde; so ließen sie,
bestärkt von ihrem Hofmeister, von Schwarzenberg, von dem Kanzler Leonhard Eck, den Räthen
Augustin Lösch und Franz Burkard, auf des Professors der Theologie zu Ingolstadt, Johann Maier,
bekannter unter dem Namen Johann Eck, Bitten eine Bulle gegen die Anhänger neuer Lehre bekannt
machen und vollziehen.♦ |
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Den Herzogen ward eine allgemeine Visitation der Klöster in geistlichen Dingen
gestattet, der fünfte Theil aller geistlichen Renten auf ein Jahr bewilliget als Beisteuer zur
Vertheidigung des Glaubens. Arsacius Seehofer zu Ingolstadt, Argula von Grumbach zu Lenting,
Johann Thurmaier von Abensberg, berühmt als Geschichtschreiber unter dem Namen Aventinus,
wurden mehr oder minder verdächtig gehalten und verfolgt; viele Kapläne, die im Sinne der neuen
Lehre predigten, so auch Pfarrer, die sich dazu bekannten, des Landes verwiesen, oder gar mit dem
Tode bestraft; das letztere Loos hatte eine Anzahl von Wiedertäufern. Zu München, Landsberg und
Schongau fielen solche Opfer.♦ |
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Mancher Klostervorstand, und wer Gewissensfreiheit suchte, ging aus dem Lande.
Luthers Schriften wurden überall weggenommen; die benachbarten Reichsstädte, z. B.
Regensburg, wo die Reformation nach und nach Eingang gefunden, wurden hart angefochten. Den
Ständen, welche auf Landtagen Äußerungen wegen der evangelischen Lehre sich erlaubten, wurde
Vertröstung auf die allgemeine Kirchenversamlung gegeben, die auch im J. 1545 zu Trient eröffnet
wurde. Schon 1541 waren die ersten Jesuiten nach Baiern gekommen, eigentlich bestimmt, der
Reformation entgegen zu arbeiten 64). |
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Herzog Ludwig starb 1545, und Wilhelm IV. 1550, nachdem er zuvor das
Hausgesetz der Primogenitur bestätiget hatte 65). Die Grafschaft Hals, welche die Herzoge
1517 erkauften, war die letzte Erwerbung, die dem Hauptlande einverleibt wurde; alle spätern wurden
als Nebenländer behandelt, und bei ihrer frühern Verfassung gelassen, mithin dem landständischen
Verbande nicht mehr untergeben 66).
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- 63) Adlzreiter. Sattler's Geschichte von Wirtemberg, Streber's Andenken an
H. Ludwig.
- 64) Urkunden und Erzählungen bei Oefele, Adlzreiter, Westenrieder, Winter,
Lipowsky. Mederer Annal. Kobolt's Lexicon. Gemeiner's Geschichte der Kirchenreformation in
Regensburg. Hist. Societatis Jesu Germ. Sup. Imago primi Seculi S. J.
- 65) Ättenkhofer.
- 66)
Hund, Lang und Blondeau, Landtafel.
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S. 149 Sp. 1 |
BAIERN |
⇧ Inhalt |
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Albert V. oder Großmüthige hatte diesen Namen, weil er Künste und
Wissenschaften unterstützte; an seinem Hofe hatte er die berühmteste Kapelle der Tonkunst, an deren
Spitze Orlando Lasso; vortrefliche Maler, Bildhauer, Baumeister; Dichtern war er ein Mäcen.
Gelehrte hatte er viele zu München und Ingolstadt; an beiden Orten errichtete er Erziehungshäuser.
Prachtvoll waren seine Geschenke an Kirchen und Mönche, besonders an die
Jesuiten 67).♦ |
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Da er auch die fürstlichen Schlösser baute, oder besserte, die Feste Ingolstadt
vorzüglich errichten und besetzen ließ, die Grafschaft Hag, die Herrschaft Hohenschwangau und
andere Anwartschaften kaufs- und lehnweise erhielt, so war dieser Fürst beständig in Schulden; die
fürstliche Proposition beinahe auf allen Landtagen (sie wurden zu Landshut 1550, 1553, 1557, 1572,
zu München 1556, 1565, 1568, 1570, 1577 und zu Ingolstadt 1552, 1563 gehalten) war Übernahme
von Schulden, und Anweisung eines Vorrathes bis zur Besserung des Kammergutes. Die Stände
machten jederzeit Vorstellungen von der Erarmung des Landes, und trugen auf Einschränkung der
Ausgaben an; indessen übernahmen sie für damalige Zeiten große Summen, und deckten sie mit
Steuern und vermehrten Aufschlägen. Dabei vergaßen sie ihr Interesse nicht, sowol da sie 1552 die
Landespolizeiordnung beriethen, und 1553 die neue Erklärung der Landesfreiheiten bewirkten; als
auch da sie 1568 eine Samlung ihrer Freibriefe (die seit 1514 von 34 auf 64 angewachsen)
veranstalteten. Insbesondere hat der Ritterstand 1557 den 60. Freiheitsbrief errungen, und darin das
Vorrecht, über alle seine Grundholden, die außer den Hofmarken gelegen sind, die Gerichtsbarkeit
ausüben, und die Scharwerk derselben genießen zu dürfen 68). |
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Eine Hauptangelegenheit des Herzogs und der Stände war die Religion; erster
wünschte Aufhebung der Mißbräuche, dann engste Anhänglichkeit an die katholische Kirche; daher
begünstigte er die Jesuiten; allein die Stände stellten diese als Inquisition vor, und verlangten
Gewissensfreiheit. Da weder der Passauer Vertrag vom J. 1552, noch der Religionsfriede zu
Augsburg 1555 die Ruhe in den Ländern herstellte, so schickte Albert 1561 seinen Rath Augustin
Baumgarten nach Trient, und verlangte Priesterehe und Genuß des Abendmahles unter beiderlei
Gestalt; allein das Concilium, das 1563 endete, überließ die Sache dem Papste, und dieser 1564
neuerdings angegangen, erklärte sich gegen diese Neuerungen. Daher erließ Albert ein strenges Gebot,
sich in allen Stücken nach den Beschlüssen der tridentinischen Kirchenversamlung zu richten.
Baierische Ritter sträubten sich dagegen, und traten in eine Verschwörung; allein sie wurde vor dem
Ausbruche erstickt, und Herzog Albert ließ Gnade ein-
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- 67)
Adlzreiter, Westenrieder's Beiträge. 3 Bde. Lipowsky's
Künstler-Lexicon, Kobolt's Gelehrten-Lexicon.
Mederer, Hist. Soc. J. sup. Germ. Imago primi Seculi.
Lipowsky's Jesuitengeschichte.
- 68) Landtagsakten, theils gedruckt, theils Manuscript.
Seifried's
Steuerurkunden. Samlung der Freiheirsbriefe. Über Ursprung und Umfang. Landtafel. Spengel und
Nibler über die baier. Edelmannsfreiheit. Hellersberg.
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S. 149 Sp. 2 |
BAIERN |
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treten; daher wurde auf den übrigen Landtagen der Religion nicht mehr erwähnt;
nur 1570 geschah Verwendung in Ansehung einiger Landesverweisungen mit gutem
Erfolg 69). |
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Nach Alberts Tod im J. 1579 trat Wilhelm V. die Regirung an. Auf den Landtagen
zu München 1579, 1583, 1588, und zu Landshut 1593 wurden den Ständen bei Unzulänglichkeit des
Kammergutes sich immer neu ergebende Schulden zur Übernahme, oder Verzinsung vorgeschlagen,
auch deren viele übernommen; nicht minder auch Besserung des Kammergutes und Vorräthe
bewilliget, so wie den Brüdern des Herzogs, Ferdinand, und Ernst, welcher nach der 1583 erfolgten
Absetzung und Acht des Gebhard Truchseß von Waldburg Kurfürst in Cöln geworden, große
Beihilfen gegeben. Dagegen wurden die Beschwerden der Stände abgestellt, und ihre Vorrechte
gemehrt 70). |
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In Religionssachen war Wilhelm besonders anhänglich an die katholische Kirche,
und an die Jesuiten, denen er die Collegien in München, Regensburg und Altötting baute, und die
Klöster Ebersberg und Biburg, zuvor den Benediktinern gehörig, einräumte. Mit den Bischöfen
errichtete er im J. 1583 ein Concordat, um alle Irrungen zu beseitigen; auch für sich errichtete er einen
Gewissensrath, der in der Folge unter dem Namen des geistlichen Rathes ein nützlicher Ratbgeber für
die Fürsten, ein guter Verwalter des Kirchenvermögens, und ein standhafter Vertheidiger der
landesherrlichen Gerechtsame geworden 71). |
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Im J. 1588 vertrug sich Herzog Wilhelm mit seinem Bruder Ferdinand, der die
schöne Rentschreiberstochter Maria Pettenbekin heirathete, dahin, daß nach dem Rechte der
Erstgeburt die Wilhelminische Linie die Erbfolge erhalten, nach deren Abgang aber die
Ferdinandische, die unter dem Namen der Grafen von Wartenberg 1726 erlosch, folgen sollte, was
auch der Kaiser genehmigte 72). |
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Die immer wachsenden Stürme der Religionsunruhen in Teutschland bewogen den
Herzog Wilhelm, den ohnehin Neigung mehr zu den Übungen der Frömmigkeit und anderer
Privattugenden hinzog, die Regirung niederzulegen, und sie seinem Sohne Maximilian, der frühzeitig
großen Verstand, Tapferkeit und Charakter gezeiget, zu übertragen im J. 1598. Wilhelm lebte noch 28
Jahre, sich gänzlich der Andacht und Menschenfreundlichkeit hingebend; daher ihm der Name des
Frommen geblieben ist 73).
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- 69) Protocollum Ficeleri seu descriptio rer. gest. in Concilio Tridentino. Paul
Sarpi. Winter. Streber über eine Denkmünze Herz. Alberts V. Landtagsakten vom J. 1570.
- 70)
Landtagsakten. Rudhart. Hellersberg.
- 71) Hist. Soc. Jesu et Imago primi Seculi. Concordaten und
Recesse mit Salzburg, Passau, Freising, Regensburg, Augsburg, Chiemsee aufgericht. München 1751
F. Geistliche Rathsordnung.
- 72) Adlzreiter, Finsterwald.
- 73) Adlzreiter, Westenrieder. Hist. S.
J. Germ. Sup.
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S. 149 Sp. 2 ⇩ |
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