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Forts. S. 36 Sp. 1 |
BORKUM, eine ostfriesische Insel, zum
Amte Pewsum gehörend, mit einer Kirche, etwa 175 Häus.
und 400 Einw. reformirter Religion.♦ |
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Sie liegt von dem nächsten Theil des
festen Landes ungefähr 3 Meilen entfernt, gegen Norden an
der Nordsee und südlich vor dem Ausfluß der Ems, die sich
bei derselben in zwei Strömungen theilt, welche die Ost-und
West-Ems genant werden, und die Insel gegen Osten und
Westen einschließen. Doch geht mitten durch diese zur Zeit
der Fluth auch das Wasser, wodurch die Insel in zwei Theile
getheilt wird, in das sogenannte Ost- und Westland. Jeder
Theil ist an den Seiten gegen die See mit Dünen umgeben, in
welchen sich viele Kaninchen aufhalten.♦ |
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Das Ganze ist nach Camps Charte von
Ostfriesland 1⁄5 Quadratmeilen groß, wahrscheinlich
aber noch etwas größer; wenigstens ist Borkum unter den
ostfriesischen Inseln die größte. Auf dem Ostlande stehen nur
5 Häuser; die andern befinden sich auf dem Westlande, wo
auch die Kirche und ein Thurm befindlich ist, der, um den
Schiffern zum Leuchtthurm zu dienen, im J. |
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S. 36 Sp. 2 |
BORKUM |
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1576 auf Kosten der Stadt Emden erbauet
wurde 1). Dieser Thurm steht nach Camp 2) auf
24° 18' 49" L. und 53° 35' 55" Br.; nach Krayenhoff 3)
aber auf 24° 20' 12'' L. und 53° 35' 20" Br. Außerdem
unterhielt die Stadt Emden unter der vormaligen preußischen
Regirung für die Schiffahrt, seit 1779, daselbst eine
sogenannte Feuerbake, auf welcher in jeder Nacht 2000
Pfund Steinkohlen verbrant wurden. Seit der hannöverschen
Besitznahme von Ostfriesland unterhält die Regirung auf dem
Thurm eine zweckmäßige Laterne, mit parabolischen
Reflektoren.♦ |
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Der Boden besteht aus Seesand, Kleierde
und mooriger Erde. Die Einwohner treiben Ackerbau,
Gartenbau und Viehzucht; sie säen Rocken, Gerste, Haber und
selbst Bohnen, und halten Pferde, Kühe und Schafe. Die
meisten aber leben von der Seefahrt, und fahren als Schiffer
und Matrosen auf ostfriesischen und holländischen
Schiffen. |
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Die Insel Borkum war in alter Zeit viel
größer, so daß sie sich wahrscheinlich ostwärts bis nahe an
das feste Land, und auch west- und nordostwärts viel weiter
erstreckte. Nach und nach wurde sie indeß kleiner, und zerriß
endlich, wahrscheinlich in einer großen Wasserfluth im J.
1170 4) in mehre kleine Inseln, von welchen jetzt ihr
eigener Rest und die benachbarte Insel Juist noch übrig ist. Es
läßt sich denken, daß durch diese Katastrophe der Boden der
Insel eine große Veränderung erlitten habe; doch ist ohne
Zweifel der dortige Kleiboden schon uralt. Auch entstand
damals erst die jetzige östliche Ausströmung der Ems, die Ost-
Ems genant, da vorher nur die jetzige West-Ems, als der
einzige Ausfluß zwischen Borkum und dem jetzigen
Gröningerlande vorhanden war. |
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Die Insel Borkum war schon den Alten
bekant unter dem Namen Burchanis u. Burchania 5).
Die Insel hatte zur Zeit der Römer unstreitig noch ihre alte
Größe, doch auch schon ihren jetzigen Namen. Die Bedeutung
desselben ist indeß dunkel. Man schreibt ihn Borkum, spricht
aber Börkum; vielleicht sagte man zur Römerzeit birghum,
dies hieße in der altfriesischen Sprache eine bergige
Gegend 6). Aus Tacitus Annal. II. 24. erhellet zugleich,
daß zur Zeit der Römer die Küste des Chaukenlandes, wozu
damals Borkum gehörte, sehr hoch und bergig gewesen sey.
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(J. Ch. H. Gittermann.) |
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- 1) Harkenroht Oostfriesche
Oorsprongkel. Groning. 1731. p. 471.
- 2) Freese's
Erläuterung der Campschen Charte etc. S. 18.
- 3)
Ostfriesische Monatsschrift, 1817. April. S. 27.
- 4) G.
Outhofs Verhaal van alle hooge Watervloeden. Emden 1720.
p. 265—275.
- 5) Strabo Geogr. Lib. VII. und Plin. Histor.
natur. IV. 13. Der erstere erzählt, daß der römische Feldherr
Drusus sie (etwa 10 Jahr vor Chr. Geb.) mit Gewalt
eingenommen habe. Und Plinius bemerkt: Tres et viginti inde
insulae Romanorum armis cognitae. Earum nobilissimae,
Burchania, Fabaria nostris dicta, a frugis similitudine sponte
provenientis. Das Gewächs, den (wälschen) Bohnen ähnlich,
werden die sogenannten Pferdebohnen gewesen seyn, die
wenigstens auf der Insel Borkum, sowol nach Maßgabe des
Klima's, als auch des daselbst noch jetzt vorhandenen
Kleibodens, wol wild wachsen konnten.
- 6) Wiarda's
Altfries. Wörterbuch etc. S. 54.
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