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Forts. S. 109 Sp. 2 |
CHRISTLICHE KIRCHE, wird der
Inbegriff aller Christen genannt, in sofern man sie sich in einer
gewissen Verbindung untereinander zu ihrem Schutz und
Gedeihen als Christen denkt.♦ |
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Leider sind die Christen aber schon in sehr
frühen Zeiten in verschiedene Parteien zerfallen durch
Verschiedenheit in Ansichten und durch Unduldsamkeit gegen
Abweichungen von angenommener Lehre, wobei nicht immer
nur Eifer für das Heilig Gehaltene, sondern oft die niedrigsten
Leidenschaften mitwirkten.♦ |
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Zunächst entstehen aus solchen
Abweichungen in Lehren und Grundsätzen Sekten,
d. h. Gemeinschaften, die von den übrigen nur als
Abweichungen vom Rechten betrachtet, und entweder
bestritten, ja verfolgt werden, oder nur durch Duldung,
vielleicht auch durch Verborgenheit ihr Bestehen haben. Wenn
aber eine solche Gemeinschaft zu einer unabhängigen
Selbstständigkeit gelangt, so daß sie nicht mehr auf Duldung
innerhalb oder neben einer anderen Anspruch macht, sondern
sich allen anderen gegenüber selbst behauptet, ist sie eine
Kirche. |
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Verschiedene Kirchen und Sekten bestehen
bis auf den heuti- |
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S. 110 Sp. 1 |
CHRISTLICHE
KIRCHE |
⇧ Inhalt |
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gen Tag, wie oft auch Vereinigungen
gewünscht und versucht sind. Sie unterscheiden sich nicht
etwa bloß in religiösen Glaubens- und Sittenlehren, sondern
auch in der Verfassung. Ein wesentlicher Unterschied findet
hier zwischen der römisch-katholischen und protestantischen
oder evangelischen Kirche Statt, zwischen welchen beiden die
griechisch-katholische gleichsam das Mittel hält. Die
römisch-katholische Kirche steht unter einem sichtbaren Oberhaupte,
dem Papste, der als Stellvertreter von Christus betrachtet wird.
Die evangelische Kirche erkennt nur ein unsichtbares
Oberhaupt an, nämlich Christus, und unterwirft sich nur der
heiligen Schrift, als dem einzigen Sichtbaren, was von seiner
Erscheinung auf Erden fortdauert. In allem Weltlichen, der
weltlichen Obrigkeit nach der heiligen Schrift (Röm. 13,1)
willig Unterthan, verweigert doch der evangelische Christ die
Herrschaft jedes Menschen in geistlichen Dingen.♦ |
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Die evangelische Kirche muß allerdings,
zumal als eine sehr ausgedehnte Gesellschaft, Vertreter haben.
Diese sind aber nicht Vertreter Christi, welche gebieten,
sondern Vertreter der Gemeinschaft, und müssen im Sinne
derselben reden und handeln. Damit dieß geschehe, bedarf es
wieder besonderer Einrichtungen, welche bis jetzt noch nicht
das sind, was sie seyn sollten. Dem Landesfürsten, als
solchem, muß dabei immer das Recht bleiben, der Kirche
Alles zu untersagen, wodurch die Erreichung des Statszweckes
gehindert werden würde, und keine Kirche kann sich dieser
Art der Unterwerfung entziehen; auch würde sie ohne dieselbe
unmöglich machen, vom Landesherrn geschützt zu werden.
Doch das Weitere müssen die Artikel Evangelische Kirche
und Kirchenverfassung ausführen. |
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Sehr anziehend und zugleich höchst
lehrreich ist die Geschichte der christlichen Kirche, von
welcher wir hier nur einen ganz kurzen Überblick geben
können. — Man pflegt die christliche Kirchengeschichte
entweder nach den Jahrhunderten vorzutragen, oder (und zwar
verschiedentlich) in Perioden einzutheilen. Wir folgen hier der
Eintheilung in vier Perioden: 1) vom Anfange bis zu
Constantin dem Großen; 2) von diesem bis zu Karl dem
Großen; 3) von diesem bis zur Reformation; 4) von da bis auf
unsre Zeit. |
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1. Periode |
Erste Periode. Wenn gleich von Jesus
Christus der Geist ausging, welcher in der christlichen Kirche
walten sollte, so begann doch die Stiftung derselben eigentlich
erst nach seinem Hinweggange von der Erde durch seine
Apostel an dem wichtigen Tage der Pfingsten, an welchem sie,
vom höhern göttlichen Geiste belebt, zu Jerusalem auftraten,
öffentlich und ohne Furcht das Evangelium von Jesus zu
verkündigen. Tausende bekannten sich sogleich zu demselben
und es entstand die erste christliche Gemeinde zu Jerusalem.
Verfolgungen veranlaßten viele Glieder, aus der Stadt zu
fliehen, und die neue Lehre in andre Gegenden zu bringen.
Auch die Apostel dehnten sich bald weiter aus.♦ |
⇧ Inhalt |
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Doch von höherer Wichtigkeit ward für
weitere Ausbreitung der Übertritt des Paulus, eines jüdischen
Gelehrten, der Anfangs einer der heftigsten Verfolger der
Christen war. Jetzt der eifrigste und gewandteste Verkündiger
des Evangeliums, gebührt vorzüglich ihm das Verdienst der
Ausbreitung der christlichen Lehre über entfernte Länder. Daß
noch an- |
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S. 110 Sp. 2 |
CHRISTLICHE
KIRCHE |
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dere begeisterte Männer mit Hand
anlegten, werden wir uns denken können, wenn uns auch nicht
die Geschichte einige namentlich aufführte; z. B. den
Barnabas, Silas, Apollo, Markus, Lukas, Timotheus, Titus.
Wir erwähnen hier nur der Stiftung einer der ersten
Gemeinden zu Antiochien, weil hier zuerst die Bekenner des
Evangeliums den Namen Christen (Christianer)
erhielten.♦ |
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Außer dem innern Werthe des
Evangeliums für Verstand und Herz, und der Achtung, welche
sich seine Bekenner vielfach durch ihr Wesen erwarben,
wurde sein Eingang auch noch durch äußerliche Umstände
begünstigt: durch den damaligen Verfall aller Religionen, und
das weit verbreitete, tief gefühlte, Bedürfniß eines Bessern,
und ins besondere durch daß Anschließen der neuen Lehre an
die immer dringender gewordenen Hoffnungen des jüdischen
Volks, von welchem wenigstens der bessere Theil hier seine
Hoffnungen erfüllt sah. Günstig war überdieß die weite
Ausdehnung der Völkerverbindung durch ein Statenband, die
weite Verbreitung jüdischer Glaubensgenossen und einer,
nämlich der griechischen Sprache.♦ |
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So wuchs die Zahl der Bekenner mit
schnellen Schritten; und durch Fortsetzung des Werkes durch
eifrige Nachfolger der ersten Verkündiger nach ihrem Tode,
hatte die christliche Lehre am Ende dieser Periode bereits
Anhänger in allen drei Welttheilen, von Afrikas Küste an über
Arabien, Palästina, Kleinasien, Griechenland, Italien bis
Spanien, Gallien, Germanien und Britannien.—♦ |
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Alle diese Fortschritte geschahen unter den
mannichfaltigsten Bedrückungen und Verfolgungen. Aus dem
Gegensatze des Christenthums gegen ein bisheriges
Religionswesen mußten allerdings Reibungen entstehen; aber
besonders Anfechtungen von Seiten derer, die mit dem
Untergange des Bisherigen Bedeutung und Erwerbungsquellen
verloren, der Priester und Sekten. Seine Gehässigkeit
allgemeiner zu machen, mußte ihnen Verleumdung dienen,
durch welche das Christenthum auch im Widerspruch mit dem
erscheinen sollte, was allgemein für Heilig galt.♦ |
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Die ersten Verfolgungen kamen von Seiten
der Juden, und schon früh fielen Opfer, wie Stephanus,
Jakobus. Die Beherrscher des Reichs übersahen Anfangs die
Sache; die Christen hatten, von ihnen nur als eine jüdische
Sekte betrachtet, auch nur mit zu dulden, was die Juden traf.
Die Verspätung der Aufmerksamkeit auf sie war ihnen von
großem Gewinn; sie konnten schon Bedeutung erlangen, ehe
sie von der Statsmacht ernstlich angegriffen wurden. Da
führten denn diese Angriffe nicht mehr zum Untergange, wenn
auch zu schweren Drangsalen. Glücklicher Weise waren die
Kaiser nicht alle gleich hart gegen sie, einige sogar
begünstigend; doch höchst grausam vor allen Nero, Domitian,
Decius und Diocletian, wie sehr auch oft die Beschreibung
übertreiben mag. Die Verfolgungen kosteten nicht allein
Leben; Manchen drängten sie auch zum Abfall hin; aber auch
Geistesgröße wurde bewährt, und Mancher dadurch für die
große Sache gewonnen, z. B. Justin der
Martyrer. |
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Die Einrichtung, welche in den frühesten
Gemeinden Statt fand, war die einer Gesellschaft mit gleichen
Rechten jedes Mitgliedes. Nur geistiges Übergewicht gab
größeres Ansehn, und daher war dieß auf Seiten der |
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S. 111 Sp. 1 |
CHRISTLICHE
KIRCHE |
⇧ Inhalt |
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Lehrer. Diese waren daher in gewisser Art
Aufseher (Episcopoi, Episcopi, wovon Bischof), ließen sich
aber bald andere Vorsteher, von der Gemeinde gewählt,
beiordnen (Presbyteri) und zu wohlthätigen Diensten (außer
dem Lehrgeschäft) ernannte man Diakonen und
Diakonissinnen u. s. w. —♦ |
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Alle Bestimmungen geschahen durch die
Gemeinden. Ihre gemeinschaftliche Erbauung in ihren
Versammlungen war Gesang, Gebet, Vorlesung aus der
heiligen Schrift mit freiem Vortrage verbunden, die Feier des
Abendmahls und der Liebesmahle oder Agapen; auch wurde
für Arme gesammelt. So wie sich die Gemeinden vermehrten
und nun in weitern Räumen von einander entfernt lagen,
geschahen gemeinschaftliche Berathungen durch Abgeordnete
von einzelen Gemeinden. Nicht bloß Lehrer oder Geistliche
wurden hiezu abgesandt; doch, daß ihnen ihre Einsicht und
Gewandtheit, so wie das erworbene Vertrauen eine
vorzüglichere Geltung gaben, ist natürlich.♦ |
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Aber leider wurde diese Geltung bald von
den Geistlichen, gesucht, der reine Sinn und Eifer von
Egoismus und Ehrgeiz verdrängt, und es kam bald auch weiter
zur Eifersucht der Geistlichen unter einander. Schon im 2.
Jahrh. wollten die Bischöfe größerer Gemeinden und in
größern Städten mehr gelten, als andre; die Kirchen in
Hauptstädten sollten auch Hauptkirchen seyn. Gegen Ende des
2. Jahrh. sprach schon ein römischer Bischof Viktor über den
Bischof von Ephesus Polykrates, weil letzterer das Osterfest
nicht mit den andern an Einem Tage feiern lassen wollte, den
Exorcismus aus, doch nicht ohne Unzufriedenheit der übrigen
mit dieser Anmaßung. So zeigte sich denn schon am Ende
dieser Periode die Hierarchie in ihren Anfängen. |
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Nachdem die ersten Verkündiger des
Evangeliums hingeschieden waren, blieb den Christen nichts
von ihnen, als ihre Schriften, die sie mit großer Sorgfalt
sammelten, besonders, damit nichts Unechtes darunter
gemischt würde. Selbst einige, nachher für echt anerkannte
Schriften waren eine Zeit lang ein Gegenstand des Zweifels
und genauer Untersuchung. Sie waren nun der Grund, worauf
man die Lehre vor Allem bauete; doch gewann auch bald ein
früh entstandenes Glaubensbekenntniß (noch jetzt unter dem
Namen des apostolischen bekannt und geltend, und mit der
Zeit nur in Wenigem verändert) Ansehn; auch fing man schon
in dieser Periode an, sich auf mündliche Überlieferungen von
den Aposteln her (Traditionen) zu berufen, und als aus den
spätern Verfolgungen Martyrer hervorgingen, erhielten die
Aussprüche derselben ebenfalls großes Gewicht. Diese
Martyrer waren natürlich Gegenstand hoher Achtung.♦ |
|
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Die in der Verfolgung Abgefallenen traf
eine desto tiefere Verachtung. Man stritt sich oft heftig über
ihre Wideraufnahme und die Art derselben, und der Streit um
die Würdigkeit eines Bischofs in Afrika, den ein abgefallener
Bischof geweiht haben sollte, artete durch den Hinzutritt der
niedrigsten Leidenschaften und Ränke in eine lange, weit
verbreitete Spannung und einen mehre Jahrhunderte
fortdauernden Kampf (den Donatistischen) aus; dessen
Bedeutung wir in der folgenden Periode näher erkennen
werden. |
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Außer den Schriften der Apostel liefert uns
aber diese |
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S. 111 Sp. 2 |
CHRISTLICHE
KIRCHE |
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Periode noch manche, sehr
schätzenswerthe Schriften späterer Kirchenlehrer. Zum Theil
Erzeugnisse des fortgesetzten Eifers für Entwickelung der
Lehre überhaupt, wurden sie auch durch die Nothwendigkeit
der Vertheidigung des Christenthums, bald gegen die
weltlichen Herrscher, bald gegen schriftliche Angriffe (Celsus
im 2, Porphyrius im 3. Jahrh.), bald gegen Irrgläubige
veranlaßt, sowie nicht minder durch den Wunsch, denkende
Köpfe, die noch der neuen Lehre abhold waren, zu
gewinnen.♦ |
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Schon dieses würde dahin geführt haben,
früher geschätzte philosophische Systeme mit der christlichen
Lehre in Verbindung zu bringen; doch war dieß ohnehin
natürlich, wenn neue Bekenner Anhänglichkeit an solche
frühere Systeme mitbrachten, und es ging so besonders die
platonische Philosophie in das Christenthum über. Aber
manche, zu weit gehende philosophische Spekulationen, und
Entstellungen der einfachen Bibellehre waren die Folge davon.
Von den merkwürdigen Kirchenschriftstellern dieser Periode
müssen wir uns übrigens begnügen, nur Justin den Martyrer
im 2ten, Clemens von Alexandrien, Origenes und Cyprian
im 3. Jahrhundert zu nennen. Auch erwähnen wir hier der
Katechetenschule zu Alexandrien, einer Stiftung des 2. Jahrh.
zur Bildung künftiger Lehrer, da dieselben jetzt nun schon der
Gelehrsamkeit bedurften. |
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Wenn wir diese Schriftsteller, oft schon
über die Einfachheit der theoretischen Lehren der Bibel
spekulirend, zu weit hinaus gehen sehen, so steigerten andre
auch die praktischen Grundsätze zu einer unnatürlichen
Höhe. Als solche sind uns vorzüglich die Montanisten, von
der Mitte des 2. Jahrh. an, bekannt, die manchen Schwärmer
und Sonderling erzeugten; doch finden wir unter ihnen auch
einen Tertullian im 3. Jahrh., welcher der Kirche viel
Dankenswerthes leistete. —♦ |
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Was die Irrlehrer betrifft, gegen welche in
dieser Periode gestritten werden mußte, so treten hier vor
manchen Andern, die bald zu viel jüdische Begriffe in das
Christenthum einführen wollten, bald einige Schriften der
Apostel herabsetzten, oder wie Sabellius, der Lehre vom
Vater, Sohn und heiligen Geist eine anstößige Deutung gaben,
vorzüglich die Gnostiker hervor, welche die abenteuerlichen
Begriffe einer asiatischen Philosophie von den Mittelgeistern
zwischen Gott und der Welt in das Christenthum einzuführen
suchten, und so die Christuslehre in ein wundersames System
umgestalteten. Als die merkwürdigsten derselben, sind
Kerinthos im 1sten und Valentinus im 2. Jahrh. zu nennen.♦ |
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Nicht sehr unterschieden sich von ihnen die Manichäer im 3.
Jahrh., die ihre Begriffe von den Magiern hernahmen und ein
böses und gutes Prinzip der Welt lehrten; eine Ansicht, die in
gewisser Modifikation noch heute ihre Vertheidiger findet, nur
freilich nicht, daß, wie Manes lehrte, die Juden vom bösen
Prinzip beherrscht wären, und von ihm das alte Testament
herstamme, und erst Christus vom guten Prinzip gesendet
sei. |
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|
Es konnte wol nicht fehlen, daß unter allen
diesen Umständen, zumal bei der immer zunehmenden
Erweiterung der christlichen Gemeinden ihre Sitten nicht in
der frühern Lauterkeit und Einfachheit blieben. So gar rein
waren sie vom ersten Anfange an nicht; wie sehr haben |
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S. 112 Sp. 1 |
CHRISTLICHE
KIRCHE |
⇧ Inhalt |
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schon die neutestamentlichen Schriftsteller
mit manchen Ausschweifungen, so wie auch mit dem Hange
zu äußerlichen Gebräuchen, statt des wahren Geistes, zu
kämpfen gehabt! Beides nahm aber bald beträchtlich zu, und
wenn Manche durch Unsittlichkeit ihren Feinden Blößen und
Vorschub zur Verfolgung gaben, so vermehrte sich mit der
Zeit der Sinn für äußerliche Gebräuche immer mehr.♦ |
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Man erfand deren leider bald zu viele,
wenn wir auch die Einführung immer neuer christlicher Feste
billigen wollen. Schon mit dem Ablauf dieser Periode finden
wir Kreuzeszeichen, Exorcismus, besondre
Versammlungshäuser mit äußerlichem Schmuck. Auch traten
schon im 2. Jahrh. Sonderlinge hervor (Asketen), die sich in
einen äußerlichen Heiligenschein kleideten, und ihre Tugend
in Enthaltsamkeit von sonst erlaubten Genüssen und
Geschäften setzten, und so das Einsiedler- und Mönchsleben
vorbereiteten. |
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2. Periode |
Zweite Periode. Es war für das
Christenthum ein höchst wichtiges Ereigniß, als Kaiser
Constantin der Große dasselbe nicht bloß begünstigte; die
Christen empfingen durch ihn, je mehr er freie Hand bekam,
Freiheit, Ansehn und Reichthümer; sondern endlich 337 selbst
Christ wurde, und die ihm folgenden Regenten, nur Julian,
doch ohne wichtige Folgen, ausgenommen, in seine Fußtapfen
traten. Wie mußte es nicht die Zahl der Bekenner zu der
nunmehrigen Statsreligion vermehren, wenn jetzt an dieß
Bekenntniß sich auch glänzende, äußerliche Vortheile
knüpften, während Nichtchristen Nachtheile, ja sogar
Verfolgungen erlitten?♦ |
⇧ Inhalt |
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Auch erweiterte sich das Gebiet des
Christenthums jetzt bis unter die Gothen (durch Ulfilas),
Armenier, Iberier, Perser und Äthioper, wenn gleich in Persien
die Christen eine harte Verfolgung überstehen mußten. Doch
als bald nach der Theilung des römischen Reichs die
bekannten fremden, heidnischen Völker besonders in den
abendländischen Theil mit Eroberungsglück einbrachen und
eine Völkerschaft, die andere verdrängte, mußten auch die
Christen wieder unter mancher Bedrückung seufzen, bis auch
diese Völker nach und nach das Christenthum annahmen, und
dieses so wieder an Ausbreitung gewann.♦ |
|
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Einen viel empfindlichern Verlust erlitt es,
als im 7. Jahrh. Muhamed in Arabien eine neue Religion
stiftete, und seine Nachfolger mit den Waffen in der Hand sich
bedeutende Länderstrecken nicht bloß in Asien, sondern auch
in Afrika und von da aus in Europa unterwarfen. Diese Länder
waren nun von dem christlichen Gebiet abgeschnitten, und
was in denselben nicht zur muhamedanischen Religion
übertrat, sondern dem christlichen {1} Bekenntniß treu blieb,
dauerte nur unter schwerem Drucke kaum geduldet fort. Zu
einigem Ersatze gewann dagegen die christliche Religion neue
Bekenner in Persien, Indien, China und nördlich neuen
Zuwachs in Britannien und Teutschland, hier vorzüglich durch
Winnfried oder Bonifacius. |
{1} korrigiert aus: christliche |
|
Im Innern der christlichen Kirche
entwickelte sich in dieser Periode immer mehr die Hierarchie.
Die Bischöfe, jetzt mit den weltlichen Regenten in
Verbindung, gewannen durch sie äußerliche Gewalt, wenn sie
gleich auch wieder von den Einwirkungen der Kaiser auf das
kirchliche Wesen niedergehalten wurden. Zwei Übel
bekämpften sich hier und Jahrhunderte hindurch
gegenseitig. |
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S. 112 Sp. 2 |
CHRISTLICHE
KIRCHE |
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Schon Constantin veranlaßte allgemeine
(ökumenische) Kirchenversammlungen zur Entscheidung
über wichtige Streitigkeiten, und eben so die Regenten nach
ihm; und was in diesen Concilien durch Bischöfe beschlossen
war, wurde durch Regentenmacht Reichsgesetz. Wenn
hiedurch schon überhaupt die Bischöfe eine große Gewalt über
die Kirche erhielten, so trat auch bald immer heftiger das
Streben nach Vorrang unter den Bischöfen selbst hervor. Der
römische Bischof will durchaus der Erste seyn. Er erhält auch
bald, daß er für den ersten erklärt wird; doch wird dem
konstantinopolitanischen ein gleicher Rang zuerkannt; und
schon in der Mitte des 5. Jahrh. gelten Beide mit denen zu
Antiochien und Alexandrien unter dem Titel: Patriarchen als
Hauptbischöfe.♦ |
|
|
Mit Ablauf dieses Jahrhunderts vollendete
der Mönchsstand seinen Übergang in den geistlichen Stand,
wurde eine neue Stütze der Hierarchie, und diente besonders
zur Erweiterung der Gewalt des römischen Bischofs über viele
andre Bischöfe. Sich von den Bischöfen ihres Sprengels
loszumachen, und sich unmittelbar dem Papst zu unterwerfen,
dazu reizte die Mönche die größere Freiheit, welche ihnen die
Befreiung von naher Aufsicht und die politische Nachsicht des
römischen Bischofs verlieh, so wie die Ersparung der Abgaben
an ihre Sprengelbischöfe.♦ |
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|
Nicht wenig nützte dem römischen
Bischöfe auch der Apostel der Teutschen, Bonifacius, der,
was er bekehrte, auch ersterm unterwürfig machte. Auch die
zunehmenden Reichthümer der Kirche durch Schenkungen
und durch Erfindungen der viel einbringenden Lehren vom
Fegefeuer und Sündenablaß dienten sehr zur Hebung des
bischöflichen Ansehns.♦ |
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Immer aber noch bedrängten sich die
Bischöfe besonders der konstantinopolitanische und römische
unter einander. Jener mächtiger, doch auch zugleich
eingeschränkter in der Nähe des Kaisers; dieser mit Anfange
des 7. Jahrh. sogar zum Haupte der ganzen christlichen Kirche
erklärt, doch oft von Konstantinopel aus sehr gedemüthigt. Es
war daher ein wichtiger Schritt zur höhern Macht des letztern,
als ihn zuerst die Langobarden von dem Einflusse des
konstantinopolitanischen Hofes, und dann der Frankenkönig
Pipin wieder vom Drucke der Longobarden befreiete, und ihn
sogar mit einem Landesdistricte beschenkte, während der
konstantinopolitanische Bischof noch immer unter der
Einschränkung des Hofes blieb. |
|
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Was nun die Erhaltung und Entwickelung
des christliches Lehrbegriffs in dieser Periode anlangt, so war
Anfangs der durch das neue Verhältniß der Kirche zum State
begünstigte Übergang der Künste und Wissenschaften in die
Kirche von sehr erfreulichem Einfluß. Eusebius und Laktanz
im Anfange dieser Periode lieferten ausgezeichnete Werke.
Wer kennt erstern nicht auch besonders als
Kirchengeschichtschreiber! Bald aber dringen in die
christliche Lehre, durch mannichfache Streitigkeiten veranlaßt,
die seltsamsten Begriffe. Doch erscheinen bis zum 5. Jahrh.
immer noch wichtige Schriftsteller, als: Athanasius,
Ambrosius, Chrysostomus, Augustinus,
Theodoretus.♦ |
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Von da an tritt ein Mangel an
ausgezeichneten Schriftstellern ein, bis endlich noch am Ende
dieser Periode sich Joh. Damascenus durch das erste
vollständige christliche Lehrgebäude berühmt macht, während
Beda der Ehrwürdige von England |
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S. 113 Sp. 1 |
CHRISTLICHE
KIRCHE |
⇧ Inhalt |
|
aus Licht verbreitet. Der Grund, auf
welchem man die Lehre bauete, war allerdings auch, wie in
der ersten Periode, die heilige Schrift nebst der Tradition, aber
es kam bald auch noch das Ansehn der Aussprüche früherer
Kirchenschriftsteller hinzu. Jedoch dieß nicht immer ohne
Einwendung gegen ihre Giltigkeit; im sechsten Jahrhundert
wurde Origenes Gegenstand eines sehr heftigen Streites
(Dreikapitelstreit).♦ |
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Der höchst leidenschaftlichen und für
Lehre und Kirchenthum höchst verderblichen Streitigkeiten,
bietet uns diese Periode genug dar. Die Hitze an denselben
nahm immer zu, es ward mit großer Härte oft mit Todesstrafe
gegen die Ketzer verfahren. Aus der frühern Periode gingen
besonders die donatistischen Streitigkeiten in diese über, bis
ihnen die Eroberungen der Saracenen in Spanien ein Ende
machten: sie verwandelten sich bald in einen Streit über die
echte und unechte Kirche, und leiteten endlich zu der Lehre
von der allein selig machenden Kirche. Auch der Streit mit
gnostischen Irrlehren, war nicht ganz erloschen, wir finden im
4. bis 6. Jahrh. besonders noch als solche die
Priscillianisten.♦ |
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|
Neu hinzu kamen und vor allen
merkwürdig wurden im 4. Jahrh. die arianischen Irrlehren,
deren Gegenstand, wie überhaupt am meisten in dieser
Periode, die Person Christi war. Christus, behauptete Arius,
sei nicht mit Gott gleiches Wesens. Die Synode zu Nicäa im J.
325 drückte dieser Behauptung den Stämpel der Irrlehre auf,
konnte sie aber nicht unterdrücken. Sie behielt sogar Bischöfe
zu Freunden, hatte nicht einmal fortwährend die weltliche
Macht gegen sich; die verschiedenen Ansichten vertheilten
sich unter verschiedene Völkerschaften und es erzeugte sich
noch eine dritte Partei, die Semiarianer.♦ |
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|
Einen andern Streit im 5. Jahrh. veranlaßte
Nestorius, welcher sich weigerte, die Maria Gottesgebärerin
zu nennen. Aus Neid und Ränken entstand der wüthendste
Kampf. Keine Synode kann ihn stillen. Die Nestorianer
werden endlich in das Gebiet des Königs von Persien hinaus
gedrängt, und sondern sich in eine eigne fortdauernde Kirche
ab. Eutiches veranlaßte die heftigen monophysitischen
Streitigkeiten über die Vereinigung der beiden Naturen in
Christus, und keine Synode vermag sie zu schlichten. Ein
kaiserliches Dekret, das den Feststellungen zweier
verträglicher Häupter beider Parteien Sanction geben soll (das
Henotikon des Kaiser Zeno 482) löscht doch den Streit nicht
aus. Es sondert sich abermals eine eigne Kirche ab, die sich in
Afrika und Asien ausbreitet.♦ |
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|
Auf eine ähnliche Absonderung läuft auch
der monotheletische Streit im 7. Jahrh., ob Christus einen oder
zwei Willen gehabt habe, hinaus. Als Ketzer verdammt,
nehmen die Monotheleten ihren Sitz am Gebirge
Libanon.♦ |
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|
Während dieser und anderer minder
bedeutenden Streitigkeiten in den orientalischen Kirchen,
entspannen sich deren weit wenigere in den occidentalischen,
wo der Völkereinbruch die Geistesbewegung lähmte.
Vorzüglich merkwürdig macht sich hier nur im 5. Jahrh. der
pelagische Streit. Pelagius legte, nach der Meinung der
Rechtgläubigen, dem Menschen viel zu viel Kraft zur
Besserung bei. Vorzüglich trat gegen ihn Augustin auf, und
dessen Partei, die leider in einen entgegengesetzten Irrthum bis
zur Prädestination ausschweifte, behielt die |
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S. 113 Sp. 2 |
CHRISTLICHE
KIRCHE |
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|
Oberhand, so wie Augustins Ansehn und
Einfluß sich bis auf die jetzige Zeit erstreckt hat. |
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|
Daß unter allem dem, was sich hier der
Betrachtung dieser Periode dargeboten hat, das christliche
Wesen überhaupt wenig gewinnen, sondern nur verlieren
konnte, ist leicht zu erachten. Die Zahl der Christen wuchs
allerdings bedeutend, aber fast immer leidet durch äußerlichen
Zuwachs einer Gesellschaft das Innere. Was mußte aus der
christlichen Religion unter den rohen Völkern werden, die in
das römische Reich einbrachen; wie viel Unreines mußten sie
derselben zubringen! Durch die Hirten, deren einziger Zweck
ihr äußerlicher Vortheil war, konnte die christliche Wahrheit
nicht gewinnen.♦ |
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Wenn Streitigkeiten und Spaltungen schon
an sich dem Geiste des Christenthums widersprechen, so
führten sie zugleich von allem Praktischen in der Lehre ab,
leiteten nur zu Grübeleien und zu immer neuen bloß
spekulativen und spitzfindigen Bestimmungen; und unter
Überladung mit diesen ging fast alle Fruchtbarkeit der Lehre,
unter strenger Wichtighaltung dieser Bestimmungen fast aller
einfache christliche Sinn verloren. Da sank denn auch die
Sittlichkeit tief herab. Der Aberglaube gewann eine völlige
Herrschaft. An die Stelle des Herzerhebenden in christlichen
Versammlungen trat, was nur der Phantasie zusagte. Der
äußerliche Glanz, die äußerlichen Gebräuche vermehrten sich
ohne Ende. Gar manches Heidnische ging in dieselben
über.♦ |
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Den Mangel des Geistes zu ersehen und
den Geist völlig zu tödten, entstanden bald bindende
Vorschriften und Formulare für kirchliche Handlungen. Im 6.
Jahrh. ward durch Gregor den Großen, sonst nicht ohne
Verdienst um das kirchliche Wesen, ein förmlicher Meßkanon
eingeführt. Die Festtage vermehrten sch, Heilige und
Reliquien wurden angebetet. Mit Verehrung der heiligen
Bilder war es gegen das Ende dieser Periode zu solcher
Ausschweifung gekommen, daß Kaiser Leo der Isaurier sich
zu dem Befehle bewogen fand, alle Bilder aus den Kirchen zu
entfernen. Dieß fand jedoch eine weitverbreitete
Widersetzlichkeit, und es entsprangen daraus viele Unruhen,
in welchen der römische Bischof am heftigsten gegen das
Bilderverbot auftrat (er kannte den ihm hieraus erwachsenden
Vortheil), so daß die Bilder endlich durch ein Concilium
wieder eingeführt wurden. Auch die spätern Bemühungen des
Frankenkönigs Karl konnten dem Bilderstreite kein Ende
machen. |
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3. Periode |
Dritte Periode. Diese Periode beginnt mit
Erscheinung Karls des Großen auf dem fränkischen
Königsthrone. — Fast müssen wir hier bedauern, obgleich
durch die Natur des Gegenstandes veranlaßt, jede Periode mit
einem Blicke auf die Ausbreitung der christlichen Religion
begonnen zu haben; denn leider erblicken wir hier Karl den
Großen in einem Lichte, welches ihn nicht vortheilhaft
beleuchtet. Wir sehen ihn zwar eifrig für die Ausbreitung der
christlichen Religion wirken, aber mit den Waffen in der
Hand; erblicken ihn so in Teutschland und besonders in
beklagenswerther Härte gegen die sich unter Wittekind tapfer
wehrenden, aber endlich erliegenden Sachsen. Durch seine
Gewaltthätigkeiten wurden sie Christen. Nur der eine Gedanke
kann uns hier erfreuen: das Christenthum verbreitet sich. —
|
⇧ Inhalt |
S. 114 Sp. 1 |
CHRISTLICHE
KIRCHE |
⇧ Inhalt |
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Auf mildere Weise wurde diese
Verbreitung unter seinen Nachfolgern in Nordteutschland bis
Dänemark und Schweden fortgesetzt, und vorzügliche
Verdienste erwarb sich hier der Apostel des Nordens
Ansgarus. Er wurde Erzbischof zu Hamburg. Die Stiftung
mehrer neuer Bisthümer muß das kirchliche Wesen befestigen.
Über Norwegen dringt die neue Lehre bis Island und
Grönland. Die, die südlichern Küsten oft beutesüchtig
angreifenden, endlich in Frankreich aufgenommenen,
Normänner bekehren sich gleichfalls zum Christenthume. —
♦ |
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|
Auch von der morgenländischen Kirche
aus verbreitete sich die christliche Religion gegen Norden, und
gegen Westen bis Böhmen und Mähren, wo es manchen Streit
zwischen den Bischöfen zu Rom und Konstantinopel gibt,
wem von Beiden die bekehrten Länder untergeben seyn
sollen. |
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Im 11. Jahrh. treten die Kreuzzüge ein,
deren Absicht dahin ging, das von Koransbekennern
beherrschte Palästina wieder in ein christliches Land zu
verwandeln, und welche durch Peter des Einsiedlers klägliche
Beschreibung von der Lage der dortigen Christen veranlaßt
wurden. Zwei Jahrhunderte dauern sie fort, mit anfänglichem
Glück aber traurigem Ende. Durch Theilnahme an denselben
ist, wer weiß welcher, Gewinn an Reichthum oder Land zu
ernten; den Verschuldeten schützt sie gegen den harten
Gläubiger; und für jede Sünde wird überflüssiger Ablaß
verdient.♦ |
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Überall regt sich der Eifer dafür und
Fürsten gehen mit ihrem Beispiele voran. Aber mit welchen
Schändlichkeiten bezeichnen die Scharen ihre ganze Bahn!
Das Verdienst, welches sie sich jetzt zu erwerben auszogen,
löscht ja, wie sie meinen, Alles aus. Und was ist die Frucht des
zweihundertjährigen Wahns? Kein Fuß breit von dem Lande,
das gewonnen werden sollte, und in den Ländern, von welchen
die Scharen ausgingen, Entvölkerung, Verwirrung aller
Verhältnisse und Sittenverderbniß. Selbst beförderte
Länderkenntniß, erweiterter Verkehr und manche
Geistesanregung scheinen für das Verlorne fast zu theuer
erkauft. Es gehen drei Ritterorden aus dieser Begebenheit
hervor, der Tempelherrn-, Maltheser- und teutsche
Ritterorden; und es gehört hieher, des Verdienstes des
Letztern um die Verbreitung des Christenthums in Preußen zu
erwähnen. |
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So unglücklich die Versuche gegen die
Ungläubigen in Palästina abliefen, so günstig war den Christen
doch noch gegen Ende dieser Periode das Glück gegen die
Araber in Spanien, welches Land endlich von ihnen glücklich
gereinigt wird, oder es werden doch die Zurückbleibenden zur
Annahme des Christenthums gezwungen. Nur sehen wir fast
zu derselben Zeit auch Konstantinopel in den Händen der
Türken (1453) und so den Mittelpunkt eines andern
Haupttheiles der christlichen Kirche unter schmählichem
Joche. |
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Wenn endlich durch Amerika's Entdeckung
dem Christenthum ein neuer Welttheil sich öffnet, so haben
wir doch die Härte zu beklagen, mit welcher ihm dort
Bekenner geworben werden. |
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In Ansehung der Fortschritte der
Kirchenverfassung in dieser Periode bieten sich uns die
merkwürdigsten Ereignisse dar. Die römischen Bischöfe
erheben sich in derselben zum Gipfel ihres Ansehens und ihrer
Macht. Sich |
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CHRISTLICHE
KIRCHE |
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über die ganze Christenheit als Oberhaupt
erhoben zu dünken, waren die römischen Bischöfe schon aus
frühern Zeiten gewohnt. Die Vortheile, welche sie am Ende
voriger Periode durch Pipin erlangt hatten, erweiterten sich
durch Karl den Großen, da er dem Longobardenreiche in
Italien gänzlich ein Ende machte, die Schenkungen seines
Vaters an den römischen Bischof vermehrte, und von
demselben zum Kaiser gekrönt, (800) jetzt sein mächtiger
Beschützer ward, unter welchem zugleich jeder Einfluß des
orientalischen Kaisers auf Rom verschwand. Doch Karl
behauptet auch immer noch das Verdienst, den Bischof in
Schranken zu halten.♦ |
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Schwächer waren seine Nachkommen.
Unter ihnen lernt bald der römische Bischof, einen jüngern
Enkel Karls vor dem ältern auf den Kaiserthron hebend, das
Kaiserthum in Abhängigkeit von sich setzen.♦ |
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Ein neuer Dienst geschah den
Anmaßungen desselben (um 830) durch das Erscheinen
erdichteter Schreiben römischer Bischöfe (Dekretalen), die
aus dem 1. Jahrh. herrühren und von einem frühern spanischen
Erzbischofe Isidor gesammelt seyn sollten, den römischen
Bischof zum Herrn der ganzen Christenheit erhoben, und
leicht durch Schlauheit auf der einen, wie durch
Unvorsichtigkeit und Blindheit auf der andern Seite Geltung
bekamen. Alle Erzbischöfe und Bischöfe wurden dadurch der
römischen Aufsicht und Willkür unterworfen. —♦ |
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Um diese Zeit (860) begann die völlige
Trennung zwischen der morgenländischen und
abendländischen Kirche mit einem heftigen Streite
beiderseitiger Bischöfe, des Nikolaus in dieser, und des
Photius in jener. Einige Male schien es späterhin zu einer
Unterwerfung der griechischen Kirche unter Rom zu kommen,
doch ohne Dauer, und beide Kirchen stehen nur sich oft
befeindend einander gegenüber. |
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Die nächstfolgende Zeit zeigt uns die
römischen Bischöfe abwechselnd bald im Übergewicht gegen
die Fürsten, bald in Demüthigung durch sie. Eine Zeit lang
wird auch der römische Stuhl nach Willkür einiger
Frauenzimmer besetzt. Endlich aber im 11. Jahrh., besteigt
Gregor VII. den bischöflichen Stuhl, mit unbegränzter
Herrschbegierde, Allem trotzender Kühnheit und mit einer
durch schon frühere Theilnahme an Statsgeschäften
erworbenen Kenntniß und Klugheit. Sein Ziel war, alle
geistlichen und weltlichen Herrn sich zu unterwerfen.♦ |
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Schon früher hatte er mittelbar durch Einen
seiner Vorgänger die römische Bischofswahl allein von einem
Kardinalskollegium abhängig gemacht, und behauptete
nunmehr den Titel Papst, sonst ein Ehrenname aller Bischöfe,
allein für sich. Er begann damit das Cölibatgesetz, schon
früher oft vertheidigt und behauptet, mit größter Strenge über
alle Geistlichen ohne Ausnahme zu verbreiten, um sie allein
an sich zu knüpfen. Er fuhr damit fort, das bisherige Recht, der
Fürsten, Bischöfe, deren Güter doch von ihnen herrührten, zu
belehnen, aufzuheben, um sie jeder Ergebenheit gegen
dieselben zu entziehen.♦ |
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Wie jenes Gesetz lauten Widerspruch, so
fand dieses heftigen Widerstand. Aber dem Kaiser Heinrich
IV. kostete dieser Widerstand die Demüthigung, zu Canossa
schimpfliche Buße thun zu müssen. Der Papst will nun der
Lehnsherr aller Fürsten seyn, kommt aber endlich selbst durch
den früher gedemüthigten Heinrich ins |
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CHRISTLICHE
KIRCHE |
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Gedränge. Seine Nachfolger setzen sein
Werk fort unter Kampf zwischen Gegenpäpsten und mit
abwechselndem Glücke. Paschalis II. muß mit dem Kaiser
einen beschränkenden Vertrag wegen des Belehnungsrechts
schließen. Alexander III. mißhandelt den König von England.
Innozenz III. vollendet den Despotismus mit Hilfe des
furchtbaren Interdikts. |
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Wenn um diese Zeit die Kreuzzüge dem
Ansehn der Päpste sehr beförderlich wurden, besonders auch
durch die Besitzungen, welche ihnen von denen vermacht
waren, die aus den Kreuzzügen nicht zurück kehrten: so
leisteten ihnen dazu auch die Mönchsorden wichtige Dienste.
Diese vermehrten sich vorzüglich im 11. u. 12. Jahrh., und von
großer Bedeutung wurden die beiden Bettelmönchsorden
(Orden, welche allem Güterbesitz entsagten und nur von
Almosen leben wollten), die Dominikaner und Franziskaner.
Mit dem Rechte, überall zu predigen und Ablaß zu ertheilen,
untergruben sie das Ansehn rechtmäßiger Selsorger. Sie
drängten sich so überall hin. Auch zu den Lehrstühlen
gelangten sie. Dabei ohne alle Gefahr durch weltliche Macht
Etwas zu verlieren: Wie viel konnten sie nicht dem Papste
nützen! Auch die Inquisition ist ihre Erfindung, nämlich der
Dominikaner. |
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Auf welchem Gipfel äußerlicher Hoheit
stehen also jetzt vor uns die Päpste! Doch wie bald sinken sie,
nach kurzer Dauer von demselben herab! Besonders sinkt ihr
Ansehn durch die Übermacht der fränkischen Könige im
Anfange des 14. Jahrh. Sie müssen ihren Sitz in Avignon
nehmen, zu ihrem großen Schaden in Rom, so wie auch zum
Nachtheil der teutschen Kaiser, gegen welche sie, in der
fränkischen Könige Gewalt, handeln müssen. Nur für ihre
Einkünfte sorgen sie durch neue einträgliche Erfindungen, der
Annaten, Exspektativen, Reservationen, Provisionen,
Kanzleitaxen, Ablaßbriefe. Nach ihrer endlichen Rückkehr
in die Stadt Rom müssen Päpste mit Gegenpäpsten kämpfen,
bis die costnitzer Synode wieder auf Einen Papst
zurückführte. Nun wird aber der Unwille über das
Kirchenwesen immer lauter; worauf wir noch einmal zurück
kommen werden. |
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Wir sehen uns jetzt erst nach dem
Fortschreiten der theologischen Gelehrsamkeit in dieser
Periode um. Hier, wo unser Blick zum dritten Male auf Karl
den Großen trifft, erscheint er in einem hohen Glanze; denn
mit wahrem Eifer ließ er es sich angelegen seyn, die
Wissenschaft zu befördern. Er, ein warmer Freund derselben,
zog dazu viele Gelehrte an seinen Hof und wirkte besonders
durch den Engländer Alkuin; der von ihm geweckte Geist
wirkte auch nach ihm fort. Es entstanden außer den
Klosterschulen die Schulen der Stifter, d. h. der
Geistlichen an einer Kirche, die unter eine gewisse
gemeinschaftliche Regel gestellt, Canonici hießen.♦ |
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Es entstehen im 12. Jahrh. auch die ersten
Universitäten zu Paris und Bologna. Wir wollen aus den
ersten zwei Jahrhunderten nur des Rhabanus Maurus, des
Hoymo von Halberstadt und des Johann Scotus Erigena
gedenken, und dabei zugleich des Photius aus der
orientalischen Kirche, die von jetzt an wenig leistet, aber doch
nicht ganz ohne Verdienst beson- |
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CHRISTLICHE
KIRCHE |
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ders für Schrifterklärung bleibt, wobei
vorzüglich Euthymius Zigabenus im 12. Jahrh. Erwähnung
verdient. |
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Bald begann nun aber das Zeitalter der
Scholastiker, die unter Anwendung des Aristoteles auf die
Religionswissenschaft, sich immer mehr in das spitzfindigste
Grübeln vertieften. Am meisten zeichneten sich zum Theil
vortheilhaft aus: Anselm von Canterbury, Peter Abälard,
Peter der Lombard, als Haupt der folgenden Scholastiker
besonders durch seine libri sententiarum; und nachdem die
Bettelmönchsorden in die scholastische Theologie eingetreten
waren, Alexander von Holes, Albert der Große,
Bonaventura, Thomas von Aquino, Johannes Duns Scotus,
durch welche beiden letztern der Unterschied zwischen
Thomisten und Skotisten entstand. —♦ |
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Die Ergebnisse der scholastischen
Philosophie sind manche neue Lehren und Einrichtungen in
der christlichen Kirche z. B. die Lehre von den sieben
Sacramenten und die Ausschließung der Laien von dem
Kelche, indem der ganze Christus auch schon im Brote
vorhanden sei. Vorangegangen war diesem die Lehre von der
Transsubstantiation, welche dem Paschasius Radbertus im 9.
Jahrh., zwar nicht ihr Entstehen aber doch ihre Vollendung
verdankte, und eine Streitigkeit veranlaßte, die wol die
lebhafteste dogmatische in dieser Periode war. |
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Wie ist es zu verwundern, daß unter
solchen Verhältnissen, der Zustand der christlichen Kirche zur
untersten Tiefe hinabsank! Unter Unwissenheit und
Aberglauben verbreitete sich Rohheit über Geistliche und
Laien, ja Erstere übertrafen wol noch die Letztern darin.
Geistliche hatten außer ihrer Unwissenheit auch ganz andre
Angelegenheiten, als das Volk zu weiden. Dieses ohne Mittel
des Unterrichts, selbst der Bibel beraubt, kannte statt der
Religion nur Cärimonien, Feste, Ablaßertheilungen; denn es
galt nun die Lehre von dem kirchlichen Vorrath überflüssiger
Verdienste, die für Geld und Eifer gegen Ketzer zu haben
waren. Der Aberglaube und Leichtsinn ließen außer der
Inquisition auch Hexenprozesse, und die verächtlichsten
religiösen Volksbelustigungen entstehen. Es war Mitternacht;
doch bald drangen auch in dieselbe die Strahlen des
dämmernden bessern Morgens. |
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Die Scholastik war zu dürre, als daß es
nicht noch hatte Herzen geben sollen, die im Gefühl eines
edlern Bedürfnisses, Befriedigung auf anderm Wege hätten
suchen sollen. Dieser Weg war die Mystik, welche ihren
lautern Ursprung in der Stimme eines unverdorbenen Herzens
hat, dem alles, für seine Bedürfnisse unfruchtbare Spekuliren
zuwider ist, und unter strenger Herrschaft eines hellen
Verstandes geht die edlere Mystik dem bessern Ziele auf
geradem Wege zu.♦ |
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Aber in jener Zeit war der Verstand durch
das eitle Grübeln verächtlich und man möchte sagen zur
Herrschaft unbrauchbar geworden. Die Phantasie trat an seine
Stelle, und so führte die Mystik zur Schwärmerei. Wurde
früher Platon dazu gemißbraucht, so mußte nun noch ein dem
Dionysius Areopagita zugeschriebenes Werk dazu dienen.
Doch große Verdienste um das Bessere erwarben sich manche
Mystiker, z. B. Tauler, Thomas a Kempis u. A. |
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CHRISTLICHE
KIRCHE |
⇧ Inhalt |
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Heller ward's auch im Gebiete der
Wissenschaften, besonders da seit der Eroberung von
Konstantinopel griechische Gelehrte nach Italien sich
flüchteten und endlich gar Buchdruckerkunst (1440) die
Mittheilung der Gedanken erleichterte. Es traten ein
Laurentius Valla, Marsilius Ficinus, und später ein
Reuchlin und Erasmus auf. |
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Unter den Erleuchtetern fehlte es auch
nicht an solchen, die das Papstthum freimüthig bestritten.
Johann Semeka von Halberstadt, Dante Alighieri,
Petrarcha, Boccaccio, Nicolaus von Clemangis, Johann
Wessel, Hieronymus Savonarola. Auch zwischen den
Franziskanern und dem Papste trat eine Spannung ein, und
Wilhelm Occam schrieb gegen denselben. —♦ |
|
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Hier und dort trennten sich auch Parteien
von der römischen Kirche. Schon im 12. Jahrh. die
Waldenser, die sich Anfangs über viele Länder verbreiteten,
heftig verfolgt, aber nicht ganz ausgerottet wurden; sie
bestehen bis auf den heutigen Tag in den Thälern von
Piemont. Eben so wenig wurden die Wiklefiten ganz
unterdrückt. Wiklefs Schriften wirkten in Böhmen und
Mähren. Sie entzündeten den Eifer des Johann Huß in Prag,
und ob dieser gleich, und bald nach ihm sein Freund
Hieronymus, verbrannt wird, so muß doch gegen die Hussiten
ein langer Kampf geführt werden. Sie sind nicht ganz zu
unterdrücken; es gehn aus ihnen die mährischen Brüder
hervor, und später die jetzt bestehenden Brüdergemeinden.
—♦ |
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Außer diesem erhebt sich auch gegen die
Päpste ein noch ernsterer Widerstand mit eben der Synode,
welche den Johann Huß verdammte (1414). Die Reformation
an Haupt und Gliedern kommt auf derselben feierlich zur
Sprache und der Papst wird den Synoden unterworfen,
welches durch die bald folgende baseler Synode (1431)
bestätigt, und auf welcher Synode auch schon der Anfang mit
Abstellung vieler päpstlicher Mißbräuche, z. B. der
Annaten gemacht wird. Wären die Beschlüsse nur
erfolgreicher gewesen! Die Franzosen zwar benutzten sie zum
Gewinn bedeutender Freiheiten. Durch die pragmatische
Sanction, später in ein für die Päpste milderes Concordat
umgewandelt, und aufs Neue bestätigt durch die Propositiones
Cleri Gallicani 1681 bestehen noch jetzt die Freiheiten der
gallikanischen Kirche.♦ |
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Aber die Teutschen verloren durch den zu
schwachen und dem Papst zu unterthänigen Friedrich III.,
wieder die Früchte jener Synoden. Vorzüglich war es Äneas
Sylvius, erst Vertheidiger der Rechte der Synoden, nachmals
Papst unter dem Namen Pius II., der das Papstthum wieder auf
den frühern Fuß setzte und seitdem herrschten und schalteten
die Päpste wieder mit der ehemaligen Willkür und zum Theil
unter den verabscheuungswürdigsten Ausschweifungen bis zu
Leo X., mit dem wir zur folgenden Periode übergehen. |
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4. Periode |
Vierte Periode. Bei dem Umriß dieser
Periode müssen wir nothwendig die Ordnung in der
Darstellung, die wir in den drei frühern beobachteten, und zu
welcher uns der natürliche Zusammenhang der Dinge beim
Entstehen der christlichen Kirche führte, verlassen; wir
können hier nicht anders, als unsern Blick zuerst auf diejenige
große Begebenheit wenden, welche nicht allein den |
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CHRISTLICHE
KIRCHE |
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Anfang dieser letzten Periode bezeichnet,
sondern der Hauptursprung aller Ereignisse in derselben wird,
auf die Reformation. Diese begann zwar durch einige
Männer, denen mancherlei ihr günstige politische Verhältnisse
jener Zeit, siegreich gegen die ungünstigen, ihr Werk möglich
machte; vor Allem aber gründete sich die Möglichkeit dieser
großen Verwandlung darauf: das Zeitalter war reif dazu. Das
gefühlte Bedürfniß einer Kirchenverbesserung, schon früher
hier und dort ausgesprochen, hatte sich in einen weiten Kreis
unter alle Stände verbreitet, und durch die wieder auflebenden
Wissenschaften war es immer klarer geworden, so wie
zugleich die Ausführung des Werks erleichtert. Die
Reformatoren waren also nichts Anderes, als Werkzeuge und
Sprecher ihres Zeitalters, darin lag ihr vorzüglichstes Gewicht,
und ihre Macht in dem Schutze dessen, der jetzt sprach: es
werde Licht! |
|
|
Der Übermuth des Papstes hatte im
Ablaßkrame den höchsten Gipfel erreicht. Ein
Augustinermönch und Lehrer auf der Universität Wittenberg,
Doktor Martin Luther, erhob die erste laute Stimme dagegen
durch 95 angeschlagene Theses, und mit Blitzesschnelle
verbreitete sich die Theilnahme an diesem doch noch
unbedeutend scheinenden Schritte. Luther ward dem Papste
verantwortlich. Eine gefährliche Reise desselben zur
Verantwortung nach Rom wurde unter dem Schutze seines
Fürsten Friedrich des Weisen von Sachsen abgewendet. Die
drohenden und schmeichelnden Versuche päpstlicher
Abgeordneten konnten ihn nicht zurückführen. Es wurde der
Bannstrahl geschleudert, aber umsonst; Luther verbrannte die
Bulle, und brach mit dem Papst auf immer (1521). Ein
Reichstag zu Worms (1521) sollte ihn überwältigen; aber er
stand wie ein Held und blieb auf seiner Bahn. Ein kürzeres
Zurückdrängen von derselben durch die Sorgfalt des
schützenden Fürsten, wie es schien, in Unthätigkeit auf der
Wartburg, war das Beginnen seines wichtigen Werks der
Übersetzung der heiligen Schrift.♦ |
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Bald erschien er wieder auf dem
Kampfplatze (1522), und wirkte nun kräftig durch Rede und
Schrift und mit ihm wackre Freunde. Neue Reichstage wurden
gehalten, ihm und seinen Anhängern ungünstig oder doch
zweideutig. Auf einem derselben zu Speier (1529) gab ihnen
ihre Protestation den Namen Protestanten, auf einem andern
zu Augsburg (1530) übergaben sie das Bekenntniß, dessen
Geist nimmer von der evangelischen Kirche weichen möge.
Ihm folgt bald die von Melanthon verfaßte Apologie dieses
Bekenntnisses.♦ |
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Weit hatte sich nun schon die Theilnahme
an der Kirchenverbesserung verbreitet, gen Norden bis
Schweden und Dänemark; schon waren Fürsten eifrige
Beförderer derselben. Die zunehmenden Bedrängnisse
veranlaßten die protestantischen Fürsten zu einem Bunde
(schmalkaldischer Bund 1531). Noch verzögert sich der
Ausbruch des Krieges. Luther verfaßt die schmalkaldischen
Artikel (1537). Er stirbt (1546) und alsbald beginnt der
schmalkaldische Krieg, der durch die Schlacht bei Mühlberg
(1547) für die Protestanten höchst ungünstig ausfällt. Das
augsburger Interim (1548) ist für die Protestanten sehr
beschränkend. Doch die Sache ändert sich wieder und durch
den augsbur- |
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CHRISTLICHE
KIRCHE |
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ger Religionsfrieden 1555 erhält die
protestantische Kirche Freiheit und wird eine gesetzliche
Kirche. |
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Hätte nur nicht auch Zwistigkeit gewaltet
unter den Freunden des Lichts! Schon früh trat sie hervor. Fast
zu gleicher Zeit mit Luther hatte Ulrich Zwingli in der
Schweiz dieselbe Bahn betreten. In Allem mit ihm einig,
trennten sie sich nur in der Lehre von der Gegenwart Christi
im Abendmahle. Es wurde Einigung versucht, aber durch
Luthers Unbiegsamkeit vereitelt (Gespräch zu Marburg 1529).
Die Trennung wird bleibend.♦ |
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Aber es streiten nicht Zwinglianer oder
Reformirte und Lutheraner gegen einander; der Zwiespalt
dringt auch in das Innere jeder Partei. Zwingli bleibt in der
Schlacht bei Cappel 1531 im Kriege zwischen den
katholischen und reformirten Kantonen. Calvin führt nach ihm
eine veränderte Abendmahlslehre und die Prädestinationslehre
ein, durch den Consensus tigurinus 1549 und den Consensus
pastorum genevensium 1551.♦ |
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Gegen die Prädestination erhebt sich
Widerspruch besonders von Arminius und seinen Anhängern
in den Niederlanden. Eine Synode zu Dortrecht 1618
verdammt den Arminius und seine Lehre. Aber die Arminianer
dauern fort, und es gehen aus ihnen Männer hervor, welche die
Freunde der theologischen Wissenschaften und Aufklärung
mit Hochachtung nennen; wir führen nur den Hugo Grotius
an. |
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|
In der lutherischen Kirche war bald nach
Luthers Tode durch Melanthons Nachgiebigkeit gegen das
Interim heftiger Streit entstanden. Es kommen über
Hinneigung zur reformirten Lehre Streitigkeiten dazu. Manche
Festsetzungen zur Schlichtung des Streits werden versucht; zu
Torgau 1574, durch die schwäbisch-sächsische Concordie
1575, auf dem Schloß Lichtenburg 1576 durch das torgauer
Concordienbuch. Endlich kommt es zu der bergischen
Concordienformel 1577; welche jetzt (obgleich nicht überall
angenommen), nebst der augsburgischen Confession und ihrer
Apologie, den schmalkaldischen Artikeln, dem großen und
kleinen Katechismus Luthers und den ältern Hauptsymbolen
der christlichen Kirche das symbolische Buch der lutherischen
Kirche ausmachen. |
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Die Ausbreitung des Protestantismus
betreffend, nahm die lutherische Lehre von Teutschland aus
besonders ihren Gang nach Norden hin; die reformirte nach
Frankreich, den Niederlanden, nach England und Schottland.
In den Niederlanden kostete es erst einen blutigen Kampf
gegen die spanische Oberherrschaft, ehe sie eine freie Stätte
gewann, und oft ward ihre Ruhe durch innern Zwist
zerstört.♦ |
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|
In England kam sie aber in Reibung mit
einem andern gleichfalls neu gestalteten Kirchenwesen,
welches weder römisch-katholisch noch protestantisch war.
Hier hatte König Heinrich VIII gleichfalls um die Zeit der in
Teutschland beginnenden Reformation, jedoch aus unlautern
Bewegungsgründen, sich vom Papste losgerissen, aber dafür
sich selbst zum Papste gemacht. Von unsauberm Geiste
ausgegangen, hatte diese Umgestaltung auch des päpstlichen
Unsaubern zu viel gelassen. Damit konnten sich die
Reformirten nicht vereinigen, und sie blieben unter manchem
Kampfe den engländischen Episkopalen als Presbyterianer
feindlich gegen über stehen; auch später, wenn gleich die
Episkopalkirche von vielem Päpstlichen gereinigt und dem
Calvinismus näher gebracht war, |
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S. 117 Sp. 2 |
CHRISTLICHE
KIRCHE |
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blieb die Vereinigung unmöglich. So weit
der Einfluß der katholischen Kirche auf England reichte und in
den übrigen Ländern, war dieselbe, obgleich die
protestantische Kirche durch den augsburger Religionsfrieden
Gesetzmäßigkeit erlangt hatte, darum doch nicht unthätig
geworden, sie wieder zu vernichten. |
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Die laute Stimme des Zeitalters hören, dem
aufgegangenen Lichte sich anschließen, und das alte Gebäude
verlassen, oder doch seine Gemächer den Lichtstrahlen öffnen:
jenes wollten die nicht, denen nur das alte Gebäude gab, was
sie gelüstete; dieses durften sie nicht, wenn nicht ihr Gebäude
zusammen stürzen sollte. Nur einzele Mitglieder suchten dem
Lichte Eingang zu verschaffen und es ist wirklich theilweise
eingedrungen und hat dem Kirchenhaupte zu Rom viel Sorge
und Beschwerde gemacht bis auf den heutigen Tag. Hätte die
katholische Kirche wenigstens sogleich, nachdem der Schlag
geschehen war, dadurch ihr Gewicht zu vermehren gesucht,
daß von nun an nur immer die achtungswürdigsten Männer auf
den päpstlichen Stuhl gesetzt worden wären; aber es blieb hier,
wie es zuvor gewesen war. Was helfen sollte, waren
Bücherverbote, Verfolgungen, Ketzergerichte und vermehrte
Mönchsorden.♦ |
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So wäre denn doch wol bald das morsche
Gebäude zusammen gestürzt, hatte es nicht eine neue, höchst
wichtige Stütze erhalten an dem von Ignatius Lojola um die
Zeit des Anfangs der Reformation gestifteten, aber spät erst
ausgebildeten Orden der Jesuiten. Ein Orden, der in feinster
Klugheit sich von je her als Meister gezeigt hat, aber auch in
einer Klugheit, die von Allem verlassen, was sonst
menschliche Handlungen zu bestimmen würdig ist; die den
Zweck aufnimmt, wie er ihr durch die unreine Begierde
gegeben wird, und der Alles recht ist, was nur die Eigenschaft
hat, als Mittel zum Zwecke dienen zu können; Allem aber die
Gestalt des Achtungswerthen zu geben sucht. Waren unter den
Jesuiten einige eines bessern Urtheils werth, so ändert dieß
doch das Ganze nicht; ging aus dem Treiben des Ordens
einiges Gute hervor, so ist dieß dem Zufalle zuzuschreiben,
daß auch zuweilen Gutes zum unlauterm Zwecke dienlich
war.♦ |
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Die Klugheit führte nun die Jesuiten zum
Einflusse in alle Verhältnisse der Gesellschaft und in alle
wichtige Begebenheiten. Hiezu gehörte vorzüglich zunächst
die tridentinische Kirchenversammlung, von der die
Bessern sich viel versprachen, welche von den Päpsten
ungemein gefürchtet und daher möglichst verschoben und in
die Länge gezogen wurde, bis endlich nach 18jährigen
Verhandlungen (1545 — 1563) durch Jesuiteneinfluß eine
Reihe Beschlüsse hervorgingen, die das päpstliche Gebäude
von Neuem befestigten und das Eindringen des Lichts
verhinderten.♦ |
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Später aber hatten die Jesuiten doch
manche Kämpfe zu bestehen, in welchen sie nicht immer
gerade glänzende Sieger blieben. Venedig konnte nicht
überwunden werden, als es sich mit Hilfe seines gelehrten
Werkzeuges, des Paul Sarpi, der die merkwürdige Geschichte
des tridentinischen Concils schrieb, in ein freieres Verhältniß
mit dem Papste setzte. Vorzüglich feindlich wurde ihnen aber
ein von dem Bischof zu Ypern, Cornelis Jansen
nachgelassenes Werk, das, die Frucht einer 40jährigen Arbeit,
die wahre Lehre des Au- |
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S. 118 Sp. 1 |
CHRISTLICHE
KIRCHE |
⇧ Inhalt |
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gustinus an’s Licht brachte. Heftig erbittert
stritten Papst und Jesuiten, mehr zum Pelagianismus hin
geneigt, gegen die Jansenisten, unter welchen sich Pascal
auszeichnete. Sie konnten es indeß nicht hindern, daß die
Jansenisten zuletzt nach den Niederlanden sich hinzogen, und
da sich in einer eignen Kirche behaupteten. Die nachmaligen
Angriffe der Jesuiten gegen Quesnels anfänglich von Rom aus
empfohlnen praktischen Kommentar über das neue Testament
gelangen zwar so gut, daß daraus gar die für Frankreich so
drückende Konstitution Unigenitus hervorging, aber eben
diese Konstitution wurde auch in Frankreich die Veranlassung
zu den härtesten Kämpfen, die dem Ansehn der Jesuiten nicht
eben beförderlich wurden.♦ |
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Endlich, nachdem sie den Statsregirungen
immermehr verdächtig, ja aus Portugal, Spanien und
Frankreich schon vertrieben waren, mußte dieser Orden im J.
1773 durch Papst Clemens XIV., seine Aufhebung erfahren, ob
sie gleich darum noch nicht aus allen Ländern (Rußland,
Schlesien,) vertrieben wurden. |
|
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Doch wir kehren zu den innern Ereignissen
der protestantischen Kirchen zurück. |
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So wie die dortrechter Synode die Partei
der Arminianer nicht hatte unterdrücken können, so dauerten
auch überhaupt in der ganzen reformirten Kirche
Streitigkeiten, besonders über die Prädestination fort. In
Frankreich vorzüglich faßte man eine mildere Ansicht.
Berühmt wurde hier Amyraut, aber vor Allem wurde das
freiere Forschen durch Cartesius angeregt. Den Nachbarn
wurde dieß bedenklich, und die Schweizer verwahrten sich
gegen das Eindringen neuer Lehre durch die formula
consensus helvetici. In England kam es zu harten Reibungen
zwischen den Episkopalen und Presbyterianern, und Letztre
selbst zerfielen in mehre Parteien.♦ |
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|
Endlich verloren in Frankreich die
Reformirten oder Hugenotten ihre Religionsfreiheit gänzlich,
es ward furchtbar gegen sie gewüthet; wir erinnern nur an die
Bartholomäusnacht 1572. Sie flohen nach Teutschland und
den Niederlanden, und verbreiteten hier einen freien
Forschungsgeist. Besonders zeichnete sich in den
Niederlanden Peter Bayle aus. Immer friedlicher ward es nun
in der reformirten Kirche, immer mehr näherten sie sich den
Lutheranern. Auch in Frankreich gewannen sie nachmals
wieder einige Freiheit, abwechselnd mit Druck, bis sie seit der
Revolution und neuerlich durch die Karte mit andern Parteien
gesetzlich gleiche Rechte erhielten, in der That aber noch
manchen Druck empfinden müssen. |
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In der lutherischen Kirche war durch die
Concordienformel keine Eintracht gestiftet, ja es erwachte
immer noch mehr der unglückliche Geist des Streitens über
dogmatische Bestimmungen; es kehrte eine frühere
unfruchtbare Spekulations- und Streitperiode zurück.
Fühlbarer ward in dieser Dürre, zu welcher auch noch der
Druck eines 30jährigen Krieges (1618 — 1648) kam, bei den
Bessern das Bedürfniß des Herzens.♦ |
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Man nahm seine Zuflucht wieder zum
Mysticismus. Manche schweiften in traurige Verirrungen aus,
Arndt war einer der edelsten mit segensreichem Wirken. Der
westphälische Friede gibt endlich der protestantischen Kirche
mit der katholischen Kirche gleiche Rechte. Fürsten arbeiten
jetzt zum innern Frieden unter den Protestanten, aber das
unfruchtbare Streiten |
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S. 118 Sp. 2 |
CHRISTLICHE
KIRCHE |
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dauert fort, und arm für Erbauung ist der
Unterricht. Endlich tritt Ph. Jak. Spener auf und öffnet unter
mannichfachem Kampf dem Religionslehrer die richtigere
Bahn. Auch sein Wirken aber wird Veranlassung zu vielen
Verirrungen, jedoch sein Geist einheimisch in der Kirche.
Halle wird der erste Hauptsitz des von Ausartung nicht ganz
frei gehaltnen Spenerschen Geistes; aber gegen diese
Ausartung wirken auch Männer, wie Chr. Thomasius und
Wolf. —♦ |
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Die Verirrungen der Spenerschen
Nachfolger haben sich nur noch in den Pietisten erhalten.
Diese vereinigten sich bald mit den Herrnhutern, deren
Gemeinde Graf Zinzendorf aus den Gliedern der zu ihm sich
wendenden verfolgten mährischen Brüder stiftete. Wir
erwähnen hier bei den Herrnhutern noch zweier anderer
Sekten, die in demselben Jahrhundert gestiftet wurden, der
Methodisten in England, ähnlich den Herrnhutern und der
Schwedenborgianer in Schweden. Früher entstandene und
weit verbreitete Sekten sind die Taufgesinnten, später von
einem besonnenem Reformator Menno auch Mennoniten
genannt; und die Quäker. |
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Wenn wir bis hieher nur von Verbreitung
der protestantischen Kirchen in den bereits christlichen
Ländern redeten, so dürfen wir nicht übergehen, mit welchem
Eifer von Katholiken sowol, als Protestanten versucht wurde,
überhaupt das Christenthum in die noch heidnischen Länder
und Welttheile zu verbreiten. Von der katholischen Kirche
geschah dieß mit einer Art von Eroberungssucht, und daher
besonders im Anfange mit einem hitzigern Eifer, als bei den
Protestanten. Dem Papste wurden die Missionen auch
erleichtert durch die Mönchsorden und vorzüglich nahmen
sich die Jesuiten der Sache an; oft mit Selbstsucht und
Eigenmacht und zu großer Unzufriedenheit des Papstes, wie in
China und Paraguay.♦ |
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Aber auch unter den Protestanten wurde
nach und nach das Missionswesen immer lebhafter. Dänemark
begann in Ostindien. Es bot sich mit England die Hand. Auch
Schweden kam dazu, Holland und Teutschland. Am meisten
ist indeß von Großbritannien aus geschehen. Die Thätigkeit
der Herrnhuter und Methodisten verdient hiebei bemerkt zu
werden; so wie endlich auch die Bemühungen der
Bibelgesellschaft zur Verbreitung der heiligen Schrift in alle
Länder. Jetzt wirken die Missionen in allen Welttheilen von
Süden und Norden. Auch auf die unter den Christen
wohnenden Juden ward schon früher besonders durch das
Callenberg'sche Institut 1728 und wird jetzt eine erneuerte
Thätigkeit gerichtet. |
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Wollten wir, wie bei den frühern Perioden,
auch hier besonders von Irrlehrern und Ketzern reden, so
haben wir eigentlich nach dem Sinne der katholischen Kirche
schon bisher fast von weiter nichts geredet; denn die ganze
Reformation ist in ihren Augen nichts Anderes, als eine
Ketzerei, und daher diese ganze Periode ihnen durchaus nichts
Anderes, als eine Ketzerperiode; daher sie auch jeden
Übergang von der protestantischen zur katholischen Kirche als
eine Rückkehr zu bezeichnen pflegen. In diesem Sinne reden
wir nun von Irrgläubigen nicht, daß wir die von der
katholischen Kirche Abweichenden so nennen, überhaupt
geben wir diesen Namen nicht denen, welche über Lehren
verschieden denken, über welche ein- |
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CHRISTLICHE
KIRCHE |
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mal Verschiedenheit der Ansichten zu
einer gewissen Allgemeinheit geworden ist. Aber es gibt noch
Lehren, über welche eine gewisse Übereinstimmung in den
förmlich ausgesprochenen Lehrbegriffen aller christlichen
Parteien Statt findet; und wenn wir nun diejenigen, welche
davon abweichen, Irrgläubige nennen wollen: so zeigen sich
und dieselben zuerst von Italien ausgehend, und die ersten
berühmtesten unter ihnen waren Lälius und Faustus Socinus
im 16. Jahrh., welche besonders gegen die Gottheit Christi und
die Dreieinigkeit stritten. Beide mußten Italien verlassen und
nach der Schweiz fliehen. Faustus durchreiste Teutschland, wo
er viele Anhänger fand, die sich Unitarier nannten, die sich
aber bald nach Polen hinzogen, wo sie sich mit den dortigen
Arianern vereinigten und einen festen Sitz gewannen, doch
nicht ohne Verfolgung blieben; jetzt aber noch in
Siebenbürgen bestehen.♦ |
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Hienächst rechnet man auch die
Naturalisten oder Deisten in England vom 17. Jahrh. zu den
Irrlehrern, welche, was bis dahin unerhört war, die göttliche
Offenbarung in der heiligen Schrift abläugneten, jede positive
Religion verwarfen, und allein die natürliche Religion
einführen wollten. Daß allein unwillige Beobachtung von so
Manchem, was jedem gesunden Verstande und Herzen in dem
Bestehenden ärgerlich war, zu dieser Abweichung führte,
dafür bürgt schon der edle Charakter dessen, der diese Bahn
öffnete, des Eduard Herbert von Cherbury. Es war daher
auch Anfangs diese Partei wenigstens der Sittlichkeit nicht
nachtheilig, bis auch die Moral des Christenthums manchen
Angriff erfuhr, wie z. B. von Hobbes und dem Grafen
von Rochester. Wenn in Frankreich auch Voltaire dazu
gehört, so hielt diesem Rousseau, obgleich auch Naturalist,
doch einiger Maßen das Gegengewicht. In Teutschland würde
der Verf. der wolfenbüttelschen Fragmente zu nennen seyn,
wie jetzt ausgemacht ist, Reimarus. |
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War nun aber auch in der protestantischen
Kirche Nichts zu verbessern? Wir kommen hier zu einer
merkwürdigen Umgestaltung in dieser Kirche, welche um die
Mitte des 18. Jahrh. begann, und nach welcher wir nun von
beiden, unter einander friedlich gewordenen, protestantischen
Kirchen zusammen reden können. |
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Der Grund der protestantischen Kirche ist
die heilige Schrift: aber als Lehre der heiligen Schrift, folglich
als unverbesserliche Auslegung derselben galten lange die
symbolischen Bücher. Niemand kann der protestantischen
Kirche, die, wie durch den Geist ihrer symbolischen Bücher,
so auch durch ihren zweiten Namen evangelische Kirche sich
ausdrücklich allein zu der heiligen Schrift bekennt, die Frage
verargen, ja sie ist ihre heilige Pflicht, ob auch die
symbolischen Bücher ganz die Lehre der heiligen Schrift bis
auf die allerkleinsten Theile getroffen haben. Diese Frage aber
zu beantworten, dazu gehört Forschungsfreiheit und das Licht
der Wissenschaft.♦ |
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Beides nun trat um die Mitte des vorigen
Jahrhunderts ins Leben. Philosophen wie Wolf, theologische
Gelehrte wie Semler zündeten ein neues Licht an. In allen
Wissenschaften wurde es heller. Denkfreiheit schützte ein
Friedrich der Große. Beispiel derselben gab die allgemeine
teutsche Bibliothek, und freie Geistes- |
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KIRCHE |
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bewegung weckten die engländischen und
französischen Schriften, so wie die Schriften der Arminianer
und Socinianer. Wenn schon überhaupt bei jedem Übergange
aus Gebundenheit in Freiheit Ausschweifungen kaum fehlen
werden, so sind sie hier noch weniger zu verwundern, wenn
wir die Theilnahme der engländischen und französischen
Literatur an dieser Umwandelung in Erwägung ziehen. Aber
immer sehen wir in solchen Ausschweifungen nur
Einige.♦ |
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Viele behaupten die Besonnenheit, und
durch vielfache Kämpfe nähern wir uns jetzt immer mehr dem
wahren Punkte, der heiligen Schrift, sie ist auch im Kampfe
des Supranaturalismus und Rationalismus nicht verloren
gegangen; denn nicht bloß jene Partei hält sich an dieselbe,
auch diese findet in derselben immer mehr das Eine, das Noth
ist, und beide vereinigen sich immermehr zum Preise dessen,
der uns mit diesem Himmelsgeschenk begnadigt hat. Dieß
weiter auszuführen, so wie die um die protestantische Kirche
und Wissenschaft verdienten Männer zu nennen, müssen wir
uns wegen beschränkten Raumes gänzlich versagen. |
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So wie in der protestantischen Kirche, so
ward es auch in eben der Zeit in der katholischen Kirche
heller. Viel trug dazu bei Kaiser Joseph II., den auch der Papst
durch einen Besuch in Wien nicht aufzuhalten vermochte.
Manchen aufgeklärten {1} Theologen hat in neuerer Zeit auch
die katholische Kirche gehabt. Einen harten Streich erlitt der
Papst durch Napoleon, der ihn seiner Länder beraubte. Durch
die Verbündeten hat er sie wieder erhalten, und wir fürchteten
davon keine neue Gefahr. Aber — die neueste Zeit bietet
manche traurige Erscheinung dar. Der Papst Pius VII. stellte
1814 die Jesuiten wieder her und diese Maschine setzte sich
wieder in Thätigkeit.♦ |
{1} korrigiert aus: aufgekärten |
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Auch in der protestantischen Kirche
wachen in größerer Zahl und mit neuer Keckheit Feinde des
errungenen Lichts auf. Sie haben nicht Ursache, sich der
Wahrheit anzunehmen, denn schon länger war die Aufklärung
in Annäherung zu ihr, wie wir vorhin bemerken. Welche
Triebfedern liegen also dem neuern Unwesen des
Mysticismus, Pietismus und Obskurantismus zum Grunde?
Wer kann das ganze Gewebe durchschauen! Hier und dort ist's
auf Zurückrufung der Evangelischen zum Katholicismus durch
äußerlich mildere Veranstaltungen abgesehen, und Mancher
schon ist gewonnen.♦ |
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Solche Vereinigungsversuche geschahen
schon früher auf offnem Wege. Auch Leibnitz nahm Theil
daran. Fast immer war es indeß nicht Läuterung des
Katholicismus, sondern nur äußerliche Abglättung desselben
zu seiner Empfehlung, und nur Zurückrufen der Protestanten,
einige Mal für's erste nur zur engländischen Episkopalkirche,
und dann weiter. Werden die Protestanten solchem Rufe
folgen? In der Vereinigung der Reformirten und Lutheraner,
deren Trennung nur noch äußerlich ist, sind in neuern Zeiten
einige Schritte geglückt. Man befürchtet das Entstehen einer
neuen, der bisherigen lutherischen und reformirten feindlich
gegenüber tretenden Kirche. Aber da müßten erst noch neue
Verirrungen hinzu kommen, denn noch umschließt sie, wie
vor den Unionsversuchen, die Einigkeit im Geist, die
Mannichfaltigkeit im Unwesentlichen ertragen kann. |
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Wenn wir, um dieß zuletzt noch zu
bemerken, bis |
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CHRISTLICHE
KIRCHE |
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jetzt gar nicht der griechischen Kirche in
dieser Periode erwähnt haben, so liegt der Grund darin, daß
von ihr nichts Bedeutendes zu sagen ist. Einiges ist zu ihrer
Verbesserung unter den russischen Kaisern seit Peter dem
Großen geschehen. Versuche ihrer Wiedervereinigung mit der
römischen Kirche waren meist vergeblich. Vielleicht wird es
heller in derselben, wenn Griechenlands Regeneration gelingt!
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(Märtens.) |
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Christliche Religion |
CHRISTLICHE RELIGION, ist diejenige
Religion, deren Einführung der Zweck der Erscheinung Jesu
Christi war; oder: diejenige Überzeugung von Gott und der
höheren Bestimmung des Menschen, welche Jesus durch sein
Wort und Vorbild aussprach.♦ |
⇧ Inhalt |
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Sie ist also, wie alle Religion, zunächst
etwas Inneres. Übrigens wird auch der Abdruck dieses Innern
in Worten oder in einer Lehre christliche Religion, besser:
Religionslehre genannt. Jenes nennt man auch die subjektive,
dieses die objektive Religion.♦ |
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Die Überzeugung eines Menschen oder die
Lehre können zuweilen nur vermeintlich mit dem Worte und
Vorbild Jesu übereinstimmen; dann sollte man sie nicht etwa
eine falsche christliche, sondern eine nur vermeintlich
christliche oder unchristliche Religion nennen, oder überhaupt
irrige Religion, in sofern wir die christliche für die einzig
wahre anerkennen.♦ |
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Unchristliche Lehren sind viele selbst
innerhalb der christlichen Gemeinschaft hervorgetreten. Die
Irrungen sind nicht bloß aus Mangel genauer Erkenntnis Jesu
entstanden, sondern auch aus leidenschaftlichen Bestrebungen
und vorsätzlichen Entstellungen.♦ |
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Die Urkunde der wahren christlichen
Religion ist die heilige Schrift, in welcher Jesus uns gewisser
Maßen unmittelbar und daneben auch in denen dargestellt ist,
die in nächster Verbindung mit dem standen und zuerst seinen
Geist in sich aufnahmen. Da es vielfache Schwierigkeiten hat,
das reine Ergebniß der Schrift auszumitteln, so mußte der den
Menschen einwohnende prüfende Wahrheitssinn ihr
entgegenkommen, indem wir davon ausgehen, ihr Ergebniß
könne nur Wahrheit sein.♦ |
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Ganz verschieden hiervon ist die oft sehr
irrige Vorstellung eines Einzelnen, die heilige Schrift müsse
sein besondres System enthalten. Allgemeiner Wahrheitssinn
und individuelles System ist nicht einerlei. |
(Märtens.) |
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Christologie |
CHRISTOLOGIE, ist Lehre von Jesu als
Christus. Man versteht aber oft darunter insbesondre die Lehre
von Christus, in sofern sie allein auf die heilige Schrift
gegründet, also eigentlich historisch darstellend ist.
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(Märtens.) |
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