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Allgemeine Encyclopädie HIS-Data
5139-1-16-17-1
Erste Section > Sechzehnter Theil
Werk Bearb. ⇧ 16. Th.
Artikel: CELLE
Textvorlage: Göttinger Digitalisierungszentrum 23 : 17
Siehe auch: HIS-Data Ce
Hinweise: Allgemeine Bemerkungen zur Textgestaltung siehe Bearbeitung
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Forts. S. 17 Sp. 2 CELLE,  
  1) kanzleisässige Stadt in der hanöv. Landvogtei Lüneburg, die vormals einem Quartiere des Fürstenth. Lüneburg den Namen gab und von 1532 bis 1705 einer Linie des neuen Hauses Lüneburg zur Residenz gedient hat. Sie breitet sich unter 52° 37' 3" nördl. Br. und 27° 43' 54" östl. L. an der Aller, da wo dieser Fluß die Fuse aufnimt, in einer flachen sandigen Gegend aus, und besteht a) aus der eigentlichen Stadt, die bloß die Kanzleisässigkeit hat und nur 550 Häus. mit 3930 Einw. zählt, und b) aus den drei Vorstädten Altencelle mit 221 Häus. und 1259 Einw., Westercelle mit 347 Häus. und 2652 Einw. und Hehlen mit 166 Häusern und 667 Einw., so daß das Ganze 1284 Häus. und 8508 Einw. zählt, aber die Vorstädte stehen nicht unter dem Stadtmagistrate, sondern unter der Burgvogtei Celle.♦  
  Die eigentliche Stadt ist mit Wällen und Graben umgeben, gut gebauet und gepflastert, und besitzt 1 königl. Schloß, in dessen Garten man das Denkmal der Königin Mathilde, die sich hier bis an ihren Tod 1775 aufhielt, sieht, 5 Kirchen, worunter die Stadtkirche mit den Sarkophagen der Herzoge, die hier residirt haben, und 1 kath. und 1 ref. Kirche sich befinden, 1 Waisenhaus mit 29 Waisen, 2 Hospitäler, 1 Zucht- und Irrenhaus , worin 1810. 204 Wahnsinnige und 173 Züchtlinge aufgenommen waren (die Einkünfte betrugen 14,695, die Ausgaben 22,517 Thlr.), 1 Entbindungshaus mit Hebammenschule, 1 Lombard, 1 Zoll- und 1 altes Zeug-  
S. 18 Sp. 1 CELLE  
  haus. Die Straßen werden zur Nachtzeit erleuchtet. Celle ist der Sitz des Appellationsgerichts des Königreichs, der Justizkanzlei des Fürstenthums Lüneburg, der Burgvogtei Celle, einer Generalsuperintendentur, die die 3 Stadtministerien von Celle, Lüneburg und Ülzen und 12 Specialsuperintendenturen, zusammen mit 138 Pfarren unter sich hat, einer Steuerdirektion mit 7 Kreisen, des Landesökonomie-Kollegiums, dessen Wirksamkeit sich über das ganze Reich erstreckt, des lüneburgischen Kreditinstituts und der Direktion des Landgestüts, das in der Blumlage stationirt ist, auch des Stabs des Gardekürassier- und des 4. Linieninfanterieregiments.♦  
  Die Stadt hat einen organisirten Magistrat, 1 Gymnasium mit 6 Lehrern und 4 Elementarschulen. Die Einwohner nähren sich theils von den Ausflüssen der Dikasterien und der Garnison, theils von ihren Gewerben und Handel, theils von dem Gartenbau; Celle ist durch die guten Gemüse, die es zieht, in ganz Niedersachsen bekant. Es unterhält 2 Wachsbleichen und Lichterfabriken, die 24,500 Pfd. liefern, 1 Talglichterfabr., 90 Braugerechtigkeiten, 20 Brennereien, 1 Sägemühle, 4 Mahl- und 1 Lohmühle, und auf ihrem Gebiete 1 Ziegelei, die jährlich etwa 130,000 Ziegeln brent. Handwerker fanden sich 1811. 365 Meister und Witwen. Unter den 70 Kaufhäusern waren 2 Buchhandlungen, 1 Druckerei und 1 Apotheke. Außer der Krämerei sind Speditionen und Transito vorzügliche Gegenstände des Handels: von 1798 bis 1807 kamen hier 131,876 Wagen und 781,599 Zugpferde an und der Zoll belief sich auf 123,613 Thlr. 21 gr. 4 Pf. Celle macht einen Hauptniederlagsplatz auf der großen Straße zwischen Hamburg, Bremen und Braunschweig aus.♦  
  Die Aller wird nach der Aufnahme der Fuse schiffbar; 1791 befuhren diesen Fluß und die Leine 33 Böcke, 26 Hinterhänge und 59 Bullen und verschifften für 489,060 Thlr. Waren, indeß geht in neuern Zeiten diese Schifffahrt, sowie der Transito und die Spedition weniger lebhaft. Celle hält Wochen- und 4 Jahrmärkte.♦  
  Es ist eine alte Stadt, die von Herzog Otto dem Strengen (reg. von 1277 bis 1330) Stadtrechte erhielt, und im 16. Jahrhunderte die Residenz einer abgesonderten Linie des Hauses Lüneburg wurde: diese starb 1705 aus, und für den Verlust der Hofhaltung wurde die Stadt durch das Appellationsgericht entschädigt. Hier ist der Dichter J. J. Dusch 1727 geboren. —♦  
  2) Eine Burgvogtei, die sich um die gleichnamige Stadt ausbreitet und ihren Sitz in derselben hat; sie liegt an der Aller und enthält 97,685 kalenb. Morgen mit den 3 Vorstädten von Celle und der Hauptvogtei mit 17 Dörfern und 19 Vorwerken und einzelen Höfen, 1030 Häus. und 6935 Einw. Ihre Oberfläche enthält viele Moräste, zu deren Eindeichung der neue Kanal vorgerichtet ist. Die Einwohner nähren sich bei dem magern Boden fast allein von der Vieh- und Bienenzucht, vom Frachtfahren und vom Verkaufe ihres Brennholzes und Torfs. Unter den Vorwerken ist Bähre, wo ein Maulthiergestüte besteht, zu bemerken *).
   
  CELLE,♦  
  1) Marktfl. im Bez. Melle des franz. Dep. Beide Sévres in einer waldreichen Gegend an der Bulle,
 
 
  • *) S., Patje Fabrik- u. Handelsstand von Hanover S. 389.
 
S. 18 Sp. 2 CELLE  
  hat 180 Häuser, 1102 Einwohner und treibt Sergeweberei. Einst war hier eine Abtei. —♦  
  2) Fluß im franz. Departement Cantal, welcher dem Lot zugeht. —♦  
  3) Fluß im Departement Oise, welcher die Somme vergrößert. —♦  
  4) Mit dem Zusatze Frouin, Marktflecken in dem Bezirk Ruffec des franz. Departements Charente mit 1628 Einwohnern.
   
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Stand: 13. März 2018 © Hans-Walter Pries