⇧ S. 306 Sp. 1 |
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Forts. s. 306 Sp. 1 |
BRAUNSCHWEIG (2. Statskunde).♦ |
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1) Ein zum teutschen Bunde gehöriges
Herzogthum.♦ |
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Lage: im nördlichen Teutschland und ohne
das vorspringende Thedinghausen zwischen 26° 50' bis 29° 2'
östl. L. und 51° 38' bis 52° 32' nördl. Br.♦ |
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Gränzen: die hanöverische Provinz
Hildesheim theilt den Hauptbestandtheil des Herzogthums, das
Fürstenthum Wolfenbüttel, in 2 ungleiche Hälften; die größere
nördliche gränzt im Norden mit Lüneburg, im Osten mit
Magdeburg, im Südosten mit Halberstadt, im Südwesten und
Westen mit Hildesheim, die kleinere südliche im Norden an
Kalenberg und Hildesheim, im Osten an Halberstadt, im
Süden an Grubenhagen und Göttingen, im Westen an das
preuß. Westphalen und Korvei; der Distrikt Blankenburg ist
von dem preuß. Sachsen, Anhalt und Grubenhagen,
Thedinghausen von Hanover und Kalvörde vom preuß.
Sachsen eingeschlossen. Noch springen 2 Parzelen Ölsburg
und Bodenburg in das hanöv. Hildesheim vor.♦ |
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Areal: nach Leiste's Berechnung
70,37, nach v. Liechtenstern
71,74
Quadratmeilen; davon kommen auf das Pflugland 518,355, auf
die Gärten 29,781, auf die Wiesen 74,756, auf Weiden und
Triften 362,244, auf die Teiche 3941, auf die Waldung
505,640 und auf Wohnplätze, Wege, wilde Gewässer, Felsen
und unbenutzte |
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S. 306 Sp. 2 |
BRAUNSCHWEIG |
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Länderei 86,473 braunschw.
Morgen.♦ |
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Oberfläche: die Nordhälfte gewellet, blos
der Nordrand und Thedinghausen der großen nordteutschen
Fläche angehörig, die Südhälfte und Blankenburg mit Bergen
und Thälern abwechselnd und ausgezeichnet durch
mannigfache Abwechselung und romantische Partien.♦ |
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Abdachung: nach dem teutschen Meere,
wohin sich seine sämtlichen Flüsse wenden.♦ |
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Boden: äußerst verschieden, die nördliche
Hälfte mit Ausnahme des Saumes, wo Flugsand vorherrschend
ist, reicher Klai, die südliche Hälfte Stein- oder Gebirgsboden,
doch fette ergiebige Thäler und Flußniederungen
einschließend, Blankenburg fast einzig Berg und Wald, am
Fuße mit wenig lohnenden Ackerfeldern; Thedinghausen,
Marsch und Geest.♦ |
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Gebirge: der Harz und dessen Vorberge
Hils, Ihot, Thedingberg, Elfas, Solling und Hufe, welche die
südliche Hälfte durchziehen, die nördliche hat nur bewaldete
Anhöhen, worunter Elm, Ocker, Asse und Falstein; im
Nordosten der Waldbruch Drömling.♦ |
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Waldungen: ein volles Viertel der
Oberfläche ist mit Holze bestanden, doch in den beiden
Hauptstädten das Holz so theuer, daß eine sechsfüßige Klafter
15 bis 18 Guld. kostet.♦ |
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Gewässer: die Weser, welche von der
westlichen Gränze herausströmt, die Leine, welche durch die
südliche Hälfte geht, die Oker, der Hauptfluß der nördlichen
Hälfte, die zwar nicht schiffbar ist, aber eine starke Flöße
trägt, und die Schunter, Ilse und andre Zuflüsse an sich zieht;
die Aller, die durch den Nordosten geht, und die Bode oder
Bude, der Hauptfluß in Blankenburg. Teiche, nur nothdürftig
und in den Ebenen von Jahre zu Jahre mehr verschwindend;
der Wipperteich hält noch 990 Morgen im Spiegel. Von den
Heilquellen werden Helmstedt und Seesen besucht.♦ |
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Klima: gemäßigt und gesund, milder im
Norden als im Süden, wo mit den Lutterberge schon das
rauhere Harzklima begint.♦ |
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Produkte:♦ |
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a) aus dem Thierreiche: die gewöhnlichen
Hausthiere und Geflügel, Wildpret als Hirsche, Rehe, Hasen,
kleine Pelzthiere, sehr verdünnt, am Harze und im Elm doch
noch wilde Schweine; vieles wilde Geflügel, Gänse in den
Ebenen Landplage; Fische, nicht überflüssig; Bienen;♦ |
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b) aus dem Pflanzenreiche: alle teutsche
Cerealien, gutes Gemüse, Flachs, Tabak, Hanf, Hopfen,
Färberröthe, Scharte, Holz, isländisches Moos am
Rammelsberge;♦ |
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c) aus dem Mineralreiche: Eisen, Salz,
Braunkohlen, Porzelanerde, Marmor, Mauer-, Quader- und
Bruchsteine, Pfeifen- und Töpferthon und die Metalle des
Rammelsbergs.♦ |
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Volksmenge 1823: 230,400 auf die
Quadratmeile 3274; 1812 sind ohne die 3⁄7
Kommunionantheile 209,177, 1793. 191,713, 1788. 184,708
und 1760. 158,980 gezählt. 1812. fand man 101,598 männl.
und 107,929 weiblichen Geschlechts, 44,595 Haushaltungen,
36,719 stehende Ehen, 61,819 Knaben und ledige Männer,
62,293 Mädchen und ledige Frauenspersonen, 3060 Witwer
und 8917 Witwen. Getraut waren 1436 Paar, geboren 7358,
begraben 5404. Tod kamen zur Welt 307; unehelich
1032.♦ |
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Wohnplätze: 12 Städte, 10 Vorstädte, 15
Markt- und Bergflecken, 417 Dörfer, 53 Weiler, Hüttenwerke
und Vorwerke, 122 einzele benannte Gehöfde und 26,254
Häuser, mit 40,223,100 Guld. in der Brandversicherung
eingetragen.♦ |
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Abstammung: Niederteutsche mit
platteutschem Dia- |
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S. 307 Sp. 1 |
BRAUNSCHWEIG |
⇧ Inhalt |
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lekte, aber Schrift und Kanzelsprache
Hochteutsch und unter den gebildeten Ständen vielleicht
reiner, als in irgend einem Theile Teutschlands.♦ |
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Religion: die luthersche Kirche ist
herrschend, man rechnet nur 2280 Katholiken, 1150
Reformirte, 1152 Juden und einige Herrnhuther.♦ |
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Standesverschiedenheit: Adel, Bürger
und Bauern ohne wesentliche Vorzüge eines Standes vor dem
Andern. Der Bauer ist durchaus frei und nie zu Diensten
verpflichtet. Man zählt 96 Rittergüter, wovon aber ein Theil in
bürgerlichen Händen, 13 Ortschaften mit bürgerlichen
Gerechtsamen, und unter den Bauern 1400 Ackerleute, 1457
Halbspänner, 7400 Kotsassen und 4168 Brinksitzer.♦ |
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Kultur des Bodens: ein blühender
Ackerbau. Die jährliche Ernte wird an Weizen zu 13,410, an
Rocken zu 42,515, an Gerste zu 42,667, an Hafer zu 25,310,
an Buchweizen zu 440, an Erbsen und Bohnen zu 4491, an
Hirse zu 30, an Hopfen zu 750, an Rübsamen zu 2.500, an
Kartoffeln zu 75,000 Wispel, an Flachse zu 4,800,000 Bünden,
an Tabak zu 11,100, an Cichorien zu 12,000 Ctr.
angeschlagen; Krapp oder Färberröthe wenig mehr gezogen.
Der Gemüsebau reicht zu: es gehen beträchtliche Lasten
grüner Gemüse nach dem Harze, Sauerkraut nach den
Seeplätzen. Bortfelder Rüben. Obst wird nicht zum Bedarfe
gewonnen, obgleich in neuern Zeiten für die Veredlung der
Sorten viel geschehen ist; Borsdorfer Äpfel gehen aus,
gedörrte Früchte führen Franken, Thüringen und Hessen zu.
Mit Waldbeeren handelt der Harzer. Die Viehzucht ist
beträchtlich, dient aber mehr als Vehikel des Ackerbaues;
1814 wurden 50,300 Pferde, 110 Esel und Maulesel, 86,400
Stück Rindvieh, 258,965 Schafe, und darunter 31,175 Merinos
und Halbveredelte (jetzt doppelt so viel), 8291 Ziegen und
26,408 Schweine, mithin 430,474 Stück größeres Vieh, und
auf der Quadratmeile im Durchschnitte dessen 6104 Stück
gezählt; doch gehen noch Butter und Käse ein. Die Jagd ist
unbedeutend; ihr Ertrag macht für die herzogl. Forstkasse nur
einen Gegenstand von 19,017 Guld. aus, und das Wild wird
nirgends geschont. Eben so unbedeutend ist die Fischerei, da
die wilden Gewässer wenig fischreich sind und der Teiche von
Jahre zu Jahre weniger werden (Schunter Krebse). Die
Bienenzucht ist gegen vormals in Abnahme; 1812 fand man
nur 7682 Stöcke, und diese werden meistens zur Ausfütterung
auf die Lüneburger Haide geführt. Die Waldkultur wird mit
vieler Einsicht behandelt, doch das Holz von Jahre zu Jahre
theurer, und blos die Holzflößen vom Harze erhalten in dem
nördlichen Theile noch einen leidlichen Preis.♦ |
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So einsichtsvoll auch der Bergbau
getrieben wird und so vielen Menschen er Beschäftigung und
Unterhalt gewährt, so wenig vortheilhaft ist er für die Forsten
und für die Landeskassen; der reine Überschuß aller Berg-,
Salz- und Hüttenwerke betrug 1806 nur 19,958 Guld. Der
Bergbau theilt sich in den einseitigen und gemeinschaftlichen;
jener geht auf Eisen und Salz, dieser auf Silber, Kupfer, Blei,
Vitriol und Eisen. Der einseitige Eisenbau lieferte 1808 an
Gußeisen 62,250, an Stangeneisen 34,474 Ctr., die 3⁄7
des Kommunionbergbaues an Golde 4, an Silber 1533 Mark,
an Blei 2439, an Glätte 1385, an Kupfer 1062, an Vitriol 942,
an Schwefel 972, an Potasche 78, an gemeiner Asche 2710, an
Gußeisen 2720, |
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S. 307 Sp. 2 |
BRAUNSCHWEIG |
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an Stangeneisen 644 Ctr. Die Ausbeute der
einseitigen Salinen betrug 22,485 3⁄5, die 3⁄7 der
Saline Salzliebenhall 4568 2⁄5 Ctr. Man zählt bei dem
einseitigen Bergbau 9 Hochofen, 7 Puch-, 17 Frisch -, 6 Zain -,
1 Blech-, 1 Rohstahl-, 1 Raffinirstahlhammer und 1
Drahthütte, außerdem 4 Eisenschleifmühlen, 11 Blank-, 2
Messer-, 1 Spornschmiede, 1 Feilenhauerei, 1 Stecknadel- und
1 Stahlfabrik, sämtlich zur Verarbeitung des Eisens, dann 1
Spiegelhütte, 4 Glashütten, 3 große Sollinger
Steinschleifmühlen, 1 Porzelanfabrik, 1 Kupferhammer, 1
Messinghütte, 2 Pfeifenfabriken, 2 Pulvermühlen, 1
Marmormühle, 18 Gypsöfen, 47 Kalköfen, 1 Steinkohlen- und
1 Braunkohlenbergwerk, 47 Potaschesiedereien u. 23
Ziegeleien.♦ |
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Kunstfleis: das Handwerksgewerbe
beschäftigte 1793 ohne die unzünftigen Leinweber und
Fabrikanten 3847 Meister, 587 Meisterwitwen, 3169 Gesellen
und 1449 Lehrburschen; manche ihrer Arbeiten werden
geschätzt. Fabriken und Manufakturen im Großen bestehen
meistens nur in den Städten Braunschweig, Wolfenbüttel,
Helmstedt und Holzminden, wo sich vorzüglich die Lack-,
Tabak-, Cichorien- und chemischen Fabriken auszeichnen; die
Brauerei ist vorzüglich in Braunschweig (Mumme, englische
Biere) und zu Königslutter (Duckstein) von Bedeutung,
Brantweinbrennerei überall verbreitet, die Garnspinnerei in
dem nördlichen, die Leinweberei im südlichen Theile
erheblich, doch beide Industriezweige gegenwärtig unter dem
Fluche der Zeit leidend; sonst schlug man den Garnexport auf
2,300,000, den des Löwendleinen aus dem Weserbezirke auf
375,000 Guld. an; jetzt stehen die Stühle an der Weser still,
das Spinnrad im Norden bewegt sich nur für den
einheimischen Bedarf. Leinene Strümpfe werden im Amte
Ottenstein, das jährlich 4000 bis 5000 Paar zur Ausfuhr bringt,
gestrickt, 16 Papiermühlen mögen etwa 50,000 Rieß
verfertigen, 169 Ölmühlen 18,000 Ctr. schlagen; es gibt
außerdem 284 Wassermahl-, 6 Roß-, 63 Windmühlen, 61
Grütze-, 30 Säge- und 21 Loh- und Walkmühlen.♦ |
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Handel: mit Ausnahme von
Thedinghausen ganz in den Händen der Stadt Braunschweig,
welche die Produkte des Landes ausführt und den Verleger
desselben macht; Wolfenbüttel nimt an dem Verkehre
Braunschweigs einigen Antheil, Holzminden ist der Stapelort
des Landes an der Weser, Helmstedt, Blankenburg, selbst
Flecken und Dörfer, wie Kalvörde, Vorsfelde und Pabstdorf
blühen durch Schmuggelei. Braunschweig macht einen
Verkehr von 10 bis 12, die übrigen Städte von 2 bis 3 Mill.
Guld., erstres hält 2 große Messen, alle übrigen Städte und
Flecken, so wie mehre Dörfer, Jahrmärkte, Wochenmärkte
blos die Städte Braunschweig, Wolfenbüttel, Helmstedt,
Holzminden und Blankenburg. Die Stapelwaren sind Wolle,
Korn, Eisen, Garn, Leinewand und Holz, dann Rüb- und
Leinöl, Cichorien, Lederwaren, Hopfen, Scharte, einige
Fabrikate und andere geringere Artikel, zusammen an Werthe
6,200,000 Guld. Dabei gewint das Land durch Transito und
Spedition, und hat im Ganzen die Bilanz für sich, wie sich
denn sein Wohlstand und sein Geldstock immer mehren. Das
ganze Land ist von Kunststraßen durchschnitten; die
Landwege aber nicht überall gut.♦ |
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Wissenschaftliche Kultur: Braunschweig
hat keine Landesuniversität mehr, und seine Landeskinder an
Göttingen ge- |
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S. 308 Sp. 1 |
BRAUNSCHWEIG |
⇧ Inhalt |
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wiesen, und dahin die benöthigten
Freitische verlegt. Zu Braunschweig bestehen 1 Lyceum, 1
anatomisch-chirurgisches Institut und 2 Gymnasien, 2
Pädagogien zu Helmstedt und Holzminden, 2 Gymnasien zu
Wolfenbüttel und Blankenburg, gut eingerichtete Bürger-,
Real- und Industrie- und in neuern Zeiten sehr verbesserte
Dorfschulen. Die große Landesbibliothek zu Wolfenbüttel
zählt gegen 200,000 Bände, 1 Museum und 1 ansehnliche
Bildergalerie befinden sich zu Braunschweig. Überhaupt
gehört das Land zu den aufgeklärtesten Teutschlands; die
Censur ist wenig ängstlich.♦ |
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Statsverfassung: monarchisch mit
Landständen, die an der Besteurung und den organischen
Gesetzen Theil nehmen, auch das Recht der Vorstellung
haben. Der Herzog bekent sich zur lutherschen Kirche und ist
durch Hausverträge enge mit der jüngern Linie seines Stamms,
dem Hause Hanover, verbunden; die Erbfolge ist in beiden in
absteigendem Mannsstamme dergestalt geordnet, daß sie erst
auf alle männliche Sprossen übergeht, ehe sie an die
Spindelseite fällt. Volljährig wird der Regent mit dem Antritte
des 19. Jahres, obwol der jetzige Fürst die Regirung erst mit
dem Eintritte des 20. angetreten hat. Vormund ist, wenn kein
Testament anders verfügt, der nächste Agnat; die
nachgebornen Prinzen erhalten Geldappanagen, die
Prinzessinnen eine Aussteuer, die Witwen ein Witthum. Der
Titel ist: Herzog zu Braunschweig Lüneburg; das Wapen ein
in 13 Felder getheilter Schild, in welchen die Embleme von
Braunschweig — 2 goldne Leoparden in roth — von Lüneburg
— ein blauer Löwe in rother mit goldnen Herzen bestreueter
Umgebung — von Eberstein, Homburg, Diepholz,
Blankenburg, Hoya und Bruchhausen, Hohnstein, Lauterberg,
Klettenberg und Regenstein stehen, und der 5 gekrönte Helme
mit silbernen und rothen Helmdecken führt, deren mittleres
eine silberne gekrönte mit einem Pfauenschwanze, worin ein
silberner Stern blitzt, gezierte Säule trägt, in deren Mitte das
silberne sächsische Pferd zwischen 2 mit den Zacken gegen
einander gekehrten Sicheln springt. Dies silberne Pferd wird
auch in dem einfachen Wapen allein geführt und die Münzen
damit gestämpelt. Der Hofstat ist einfach: das Land hat 4
Erbämter, Erbmarschall, Erbküchenmeister, Erbschenk und
Erbkämmerer. —♦ |
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Die Landschaft bildet ein unzertrenntes
Ganze mit 2 an Ansehn und Rechten gleichen Sektionen; die
erste füllen 6 Prälaten und 78 Ritter, die zweite 19
Stadtdeputirte, wovon Braunschweig 5, Wolfenbüttel und
Helmstedt jede 2 senden, und 19 freie Eingesessene aus den 19
Kreisgerichten. Regelmäßig wird alle 3 Jahre ein Landtag
gehalten. Die Verfassungsurkunde datirt sich vom 19. Jan.
1820.—♦ |
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Das Herzogthum bildet einen Theil des
teutschen Bundes, nimt als solcher im engern Rathe des
teutschen Bundes mit Nassau gemeinschaftlich die 13. Stelle
ein, hat aber im Plenum 2 Stimmen, zahlt zur Unterhaltung der
Bundeskanzlei 1000 Guld. und stellt sein Kontingent von 2096
Mann zu der ersten Division des 10. Heerhaufens, die von
Hanover, Braunschweig, Waldeck und beiden Lippe gebildet
wird.—♦ |
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Der Herzog besitzt außer seinem
unmittelbaren State als preußischer Standesherr noch das
Fürstenthum Öls in Schlesien — 37,88
Quadratmeilen mit 91,371 Einw. und 175,000 Guld.
Einkünfte, — das durch eigene Kollegien verwaltet |
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S. 308 Sp. 2 |
BRAUNSCHWEIG |
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wird; auch gehören ihm Plomnitz und
andre Güter in Schlesien. Mit Hanover steht er noch in
Hinsicht des Rammelsbergs und einiger andrer Berg- und
Hüttenwerke in Kommunion und hat daran 3⁄7, so wie
3⁄7 an der Saline Salzliebenhall und den Gütern, die zur
Bezahlung der Friedrich Ulrichschen Schuldenmasse
ausgesetzt sind.♦ |
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Statsverwaltung: an der Spitze der
Centralverwaltung steht ein Geheimerath. Die Justiz ist von
der Verwaltung ganz getrent; die oberste Instanz, das
Appellationsgericht, wozu beide Lippe und Waldeck gehören,
und die zweite Instanz, das Landesgericht, haben ihren Sitz zu
Wolfenbüttel; die untere 2 Stadt- und 19 Kreisgerichte; es gibt
keine Orts- u. Patrimonialgerichte außer diesen und das
gemeine Recht gilt zur Aushilfe, wo das Landesrecht nicht
ausreicht. Die höhere Verwaltung, so wie alle Finanz-, Bau-,
Berg-, Forst- u. Postangelegenheiten gehören zum Ressort der
Kammer, die zu Braunschweig den Sitz hat und sich in mehre
Sektionen theilt: sie hat mehre Behörden unter sich. Die
Polizei und innere Verwaltung ist den 19 Kreisgerichten
anvertrauet, jedem der 6 Distrikte aber 1 Oberhauptmann
vorgesetzt, welcher die Statspolizei, Konscription und andre
Landesangelegenheiten verwaltet; die beiden großen Städte
aber stehen unter eigner Polizeidirektion. Über das Militär
wacht eine besondre Militäradministrationskommission; die
Gesundheitspolizei steht unter dem Obersanitätskollegium zu
Braunschweig. Die Kirchen- und Schulsachen unter dem
Konsistorium zu Wolfenbüttel; der Kirchenstat ist unter 7
General- und 29 Spezialsuperintendenturen vertheilt, die 398
Kirchen und Kapellen mit 238 Predigern unter sich haben; der
Bürgerschulen sind 22, der Industrieschulen 7, der
Schullehrerseminarien 2, der Dorf- und Landschulen 435, der
milden Stiftungen aller Art 62; das baare Kapital aller Kirchen
betrug 1812. 348,480, die Einkünfte aller Pfarren 225,000 und
der Schullehrer und Opferleute auf dem Lande 61,000 Guld.
Synagogen gibt es 5, kath. Kirchen 3, ref. Kirchen und Betsäle
2.♦ |
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Bewaffnete Macht 1822 : 2432 Mann,
wovon 1150 Linieninfanterie, 496 Jäger, 370 Husaren, 296
Artillerie und 120 Invaliden, wovon jedoch mehr als die Hälfte
beurlaubt ist.♦ |
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Finanzen: die Einkünfte des Herzogthums
mögen gegenwärtig auf 2 Mill. Guld. steigen. 1806 betrugen
sie nach einem offiziellen Anschlage 1,277,323 Guld., wovon
die Domänen 459,329, die Klostergüter 85,842, die Forsten
50,106, die Bergwerke und Salinen 19,958, die Posten 45,000,
die direkten Steuern 301,601, die indirekten Steuern 263,361
und verschiedne andre Gefälle 52,260 Guld. abwarfen. Sie
sind seitdem durch die Einziehung aller geistlichen Stiftungen,
durch die Erhöhung der Pächte, durch die Einziehung der
Universität Helmstedt, der Priesterseminare zu Riddagshausen
und Michaelstein, der Kommende Lucklum bedeutend
erhöhet. 1809 waren sie unter der westfälischen
Administration auf 2,803,808 Gulden herauf getrieben ,
während die Verwaltung nur 2,029,398 Guld. wegnahm. 1806
hatte das Land zwar Schulden, die 103,290 Guld. Zinsen
erfoderten; durch die französische Besitznahme aber litt es
durch unerhörte Erpressungen so sehr, daß als das Königreich
Westphalen auseinander flog, der Schuldstock 1814 9,827,208
Gulden betrug, worunter |
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S. 309 Sp. 1 |
BRAUNSCHWEIG |
⇧ Inhalt |
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indeß manches Illiquide sich befand. Nach
Purifikation desselben und, nachdem bereits einige Posten
abgetragen sind, möchte die Schuldenlast des Landes doch
noch immer zwischen 7 bis 8 Mill. Guld. schweben. Der
Kredit steht indeß fest, und, obgleich eine Kündigung nicht
Statt findet, werden 4 procentige Obligationen doch mit einem
Aufgelde von 2 bis 4 Proc. gesucht.♦ |
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Eintheilung: in 6 Distrikte Wolfenbüttel,
Schöningen, Harz, Leine, Weser und Blankenburg, die
zusammen 2 Stadtgerichte Braunschweig und Wolfenbüttel
und 19 Kreisgerichte Betmar, Saldern, Riddagshausen, Land
Wolfenbüttel, Scheppenstedt, Helmstedt, Königslutter,
Vorsfelde, Seesen, Gandersheim, Harzburg, Grene,
Eschershausen, Holzminden, Ottenstein, Thedinghausen,
Blankenburg, Hasselfelde und Walkenried
enthalten *). |
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Stadtgericht |
2) Stadtgericht im Herz. Braunschweig,
Distrikt Wolfenbüttel, welches blos die Stadt Braunschweig
mit ihrer Bannmeile enthält, wohin Richmond, der Münzberg,
Eisenbüttel, St. Leonhard, das Kreuzkloster und weiße Roß
gehören. |
⇧ Inhalt |
Hauptstadt |
3) Hauptstadt des Herzogth. Braunschweig,
im gleichnamigen Stadtgerichte und Distrikt Wolfenbüttel. Sie
liegt unter 52° 15' 35" Br. und 28° 12' 12" L. in einer völligen
Ebene, an der Oker, die sie durchströmt und umgibt, ist,
nachdem die vormaligen Festungswerke seit 1814 abgetragen
und in Gärten und Promenaden verwandelt sind, völlig offen,
und nur mit Graben umgeben, aus welchen 7 Gatterthore in
das Freie führen, und nimt in ihrem Innern 77,000
Quadratruthen ein.♦ |
⇧ Inhalt |
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Sie ist zwar, wie alle alten Städte
unregelmäßig zusammengebauet, hat aber 12 öffentliche
Plätze, worunter der graue Hofsplatz mit dem
Residenzschlosse, der Burgplatz mit Heinrichs ehernem
Löwen und der Altstadtmarkt die ansehnlichsten sind, 101
Straßen, mehre Tweeten und Durchgänge, und ohne die
Gartenhäuser, die Vorstädte bilden, 3050 Häuser, worunter
mehre Palastähnliche, viele im modernen Geschmacke, die
meisten aber in dem Geschmacke des Zeitalters, worin sie
entstanden waren, aufgeführt sind; die Straßen sind sämtlich
gepflastert, die Hauptstraßen mit Trottoirs versehen, und
werden zur Nachtzeit durch Reverberen geschmackvoll
erleuchtet.♦ |
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Unter den öffentlichen Gebäuden zeichnen
sich aus: der graue Hof, die Residenz der Herzoge, ein schönes
Gebäude mit einem soliden Corps de Logis und 2
Seitenflügeln, der Platz, wo die Parade aufzieht, mit einem
eisernen Stacket eingefaßt und hinter sich den grauen
Hofsgarten, der zu einer öffentlichen Promenade dient; das
große Mosthaus, wo einst die alten Herzoge Hof hielten und
der jetzt in eine Kaserne verwandelt ist; die alte Dompropstei;
die geheime Kanzlei; das prächtige Landschaftsgebäude; das
Kammergebäude; das Zeughaus, jetzt weniger als Waffen-,
sondern als Depot der vornehmsten Kunstschätze merkwürdig;
das Kavalierhaus; das Posthaus; das Leihhaus; der Autorshof;
das Gewand-
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- *) Nach dem Weimarischen Handbuche
B. IV. S. 425 — 472, Bellguth geogr. stat. Abriß d. Herzogth.
Braunschweig, Braunschw. 1819. 8., G. Hassel's und
K. Bege geogr. stat. Beschr. d. Fürstenth. Wolfenbüttel und
Blankenburg, Braunschw. 1802. 2 Th. 8.,
Ribbentropp's Beiträge und v. Liebhaber's Statsverf. d.
Fürstenth. Blankenburg.
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S. 309 Sp. 2 |
BRAUNSCHWEIG |
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haus; das Neustadtrathhaus; das Alex- und
das große Waisenhaus; unter den 9 luth. Kirchen der Dom
oder St. Blasius mit der fürstl. Familiengruft, mehren
Monumenten und dem Hausarchive; die Brüdern- und
Martinskirche, zwei ansehnliche gothische Gebäude und die
Andreaskirche mit ihrem 318 Fuß hohen Thurme; sonst
besitzen die Katholiken die geschmackvolle Nikolauskirche,
die Reformirten eine eigne Kirche, die Juden 1 Synagoge. Die
Zahl der geschmackvollen im modernen Style gebauten
Privathäuser ist ganz beträchtlich, und ganze Straßen, wie die
breite Straße, damit besetzt.♦ |
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Die Volksmenge mag sich gegenwärtig mit
dem Militär und den Gartenhäusern auf 35,000 belaufen. 1812
wurden ohne Militär 29,950 gezählt, worunter 28,012
Lutheraner, 850 Katholiken, 583 Reformirte, 392 Juden und
93 Herrnhuther; sie hat sich seitdem stark vermehrt.♦ |
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Braunschweig ist die Residenz des
Herzogs, der Versamlungsort der Landschaft, der Sitz des
Geheimenraths, der Kammer, des Militärkollegiums, des
Obersanitätskollegiums, des Oberpostamts und einiger andern
untergeordneten Behörden; es hat seinen eignen Magistrat, der
zugleich die erste gerichtliche Instanz bildet, seine
Polizeidirektion, ein Handelsgericht und 1
Armenkollegium.♦ |
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Die Bildungsanstalten bestehen in 1
anatomisch-chirurgischem Kollegium, mit 5 Professoren und 1
Prosektor, und 1 Lyceum, dem Carolinum, mit 19 Prof. und
Meistern, aus welchen beiden eine Universität gebildet werden
soll, 2 Gymnasien, dem Katharineum und Martineum, jenes
mit 12, dieses mit 10 Lehrern, einer großen Industrie- und
Realschule im Waisenhause, 1 Soldatenindustrie-, 16
Elementar- und 6 Armenschulen; Braunschweig hat 1
Museum, Naturalienkabinet und Gemäldegalerie, die
zusammen einen der vollständigsten Kunstschätze
Teutschlands bilden, 2 öffentliche Bibliotheken auf dem
Carolinum und geistlichen Ministerium, jene etwa 12,000,
diese 6000 Bände stark, verschiedene Privatbibliotheken und
Kunstkabinette, 6 Buch-, 3 Kunst-, 2 Musikalienhandlungen, 5
Druckereien und. verschiedne Lesebibliotheken.♦ |
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An milden Stiftungen sind vorhanden: das
Ägydienkloster mit 1 Domina, 1 Propste und 11
Konventualinnen, das Kreuzkloster vor dem Petersthore mit 1
Domina, 1 Propste und 14 Konventualinnen, der
Mathäuskaland, der jedoch blos dem Namen nach besteht, das
Blasius- und Cyriaksstift, die beide zum Aussterben bestimt
sind, 14 Beguinenhäuser und 3 Hospitäler; unter den Armen-
und Krankenanstalten das Zucht- und Alexpflegehaus mit
Irrenanstalt; das große Krankenhaus mit einer
Accouchiranstalt; das Militarlazareth; das Krankenhaus St.
Leonhard zwischen dem Stein- und Augustusthore mit dem
Siechenhause vor dem Siechenholze; das große Waisenhaus
für 120 Kinder; das kleine Waisenhaus; die guteingerichteten
Armenanstalten unter einem eignen Direktorium und einer
jährl. Einnahme von 27,000 bis 30,000 Guld. Noch sind
gemeinnützige Anstalten, das Intelligenzkomtoir und das
Leihhaus oder Lombard; auch befinden sich hier die
Klassenlotterie und die Brandversicherungsanstalt für das
ganze Land.♦ |
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Die Einw. ziehen ihre Nahrung theils aus
den Ausflüssen des Hofs, der Kollegien, des Militärs und der
reichen Privatpersonen, die die Stadt zum Aufenthalte gewählt
haben, mehr aber noch aus ihren Gewerben im Handel: sie un-
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S. 310 Sp. 1 |
BRAUNSCHWEIG |
⇧ Inhalt |
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terhalten 1 Bandmanuf., 1 Kattundruckerei;
1 chemische Fabrik, die Salmiak, braunschweiger Grün und
Glaubersalz liefert, 19 Cichorienfabr., 2 Gold- und
Silberwarenfabr., 2 Handschuhman., 2 Spielkartenfabr., 2
Krämpelfabr., 3 Lackfabr., 1 Papierformenfabr., 1
Pergamentman., 4 Spiegelfabr., 1 Stärkefabr., 2 Strohhutfabr.,
1 Spitzenfabr., 16 Tabaksfabr., 1 Thonwarenfabr., 2
Wagenfabr., 4 Wattenfabr., 5 Weinessigbrauereien und 5
Wollenzeugfabr.; außerdem werden die feinsten Arbeiten der
Fürstenberger Porzellanfabr. hier verfertigt, es gibt viele
geschickte Künstler und Handwerker (1793. 1414 Meister, 261
Witwen, 1164 Gesellen, 332 Lehrlinge u. 1818. 167
verschiedene Künstler), und 1 Kunst- u. Industriekomtoir,
welches sich jetzt vorzüglich mit Herausgabe (ziemlich
mittelmäßiger) Landkarten beschäftigt. Die Brauerei ist
ansehnlich, die Braunschweiger Mumme, Tibi Soli und engl.
Biere geschätzt; man zählt 68 Bier-, 4 Mumme- und 11
Essigbrauereien, dann 32 Brantweinbrennereien und 4
Distillerien.♦ |
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Der Handel ist von einem großen
Umfange, die beiden Messen, die auf Montag nach Marien
Lichtmesse und auf den Montag der Lorenzwoche fallen, sind
nach Leipzig und Frankfurt die besuchtesten in Teutschland
und stehen jede 3 Wochen; auch hält die Stadt 6 Vieh- und 1
Krammarkt. Der Umsatz auf den beiden Messen wird nahe an
8 Mill. Guld. geschätzt; der Packhof brachte 1806. 231,000
Guld. ein. Es gibt 362 Handlungen aller Art, worunter viele
Grosisten, besonders in Wolle, Korn, Garn, Leinewand,
Sämereien und Kolonialwaren, auch in französischen Weinen
wird viel gethan, und die großen Weinhandlungen ziehen fast
alle auf die Mutter und verlegen einen großen Theil von
beiden Sachsen.♦ |
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Unter den Produkten der Stadt haben
Braunschweiger Mumme, Honigkuchen, Schlackwürste und
Grün einen besondern Ruf. Der Gartenbau um die Stadt wird
mit Fleiße getrieben; Wredens starker Sämereihandel.
Ansehnliche Viehzucht; nirgends im Lande sieht man
schöneres Vieh.♦ |
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Die Vergnügungen Braunschweigs sind die
aller großen Städte: sie hat ein stehendes Theater, ein großes
Opernhaus, Redoutensaal, Konzertsaal, Freimaurerloge,
Vauxhall in der Stadt und auf dem Hänsischen Garten, die
schöne Promenade auf dem vormaligen Walle, wo das den im
Kampfe für Teutschland gefallenen beiden letztem Herzogen
geweihete Monument 1823 aufgerichtet ist, in der Stadt den
Grauenhofsgarten, und auf dem vormaligen Walle den
herzoglichen Garten, mehre Leihbibliotheken, Lesekabinete,
den großen Klub im englischen Hause, mehre große Gasthöfe,
Restauratöre u. s. w. Unter den prächtigen
Gärten, die die Stadt umgeben, sind der Rönkendorfsche,
Bierbaumsche, Viewegsche u. a. sehenswerth, in der
Nähe die Herzogl. Villa Richmond.—♦ |
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Braunschweig ist eine alte Stadt, die indeß
erst nach Heinrichs des Löwen Achtserklärung 1180 anwuchs
und sich zur Stadt erhob; früherhin bestand sie aus der Burg
Dankwarderode, und einigen um sie her belegnen Flecken, die
Heinrich der Löwe in eins gezogen hatte, doch behielt sie
lange noch ihre einzelen Benennungen, und erst unter
Heinrichs Nachfolgern schmolzen nach und nach Altstadt,
Neustadt, Sack und Hagen ins Eins zusammen. Im Mittelalter
spielte Braunschweig eine große Rolle; sie war zur Hanse
getreten, wurde eine Quartierstadt des Bun- |
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BRAUNSCHWEIG |
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des und eine der wichtigsten Handelsstädte
des nördlichen Teutschlands, die den Kommissionär der
Seestädte machte und zugleich einen bedeutenden
Eigenhandel trieb. Ihr immer mehr wachsender Reichthum
trieb sie zu Versuchen, sich zur völligen Unabhängigkeit und
Reichsunmittelbarkeit zu erheben, da sie schon lange einen
Stat im State gebildet hatte; sie behauptete sich auch mit Hilfe
der Hanse lange Zeit in dieser Stellung, und die Herzoge, die
zu ohnmächtig waren, um sie zu ihrer Pflicht zurückzuführen,
sahen sich genöthigt, im nahen Wolfenbüttel ihre Residenz zu
nehmen. Da aber der Handel Teutschlands eine andre
Richtung nahm und der der Hanse nach und nach verschwand,
da sank auch der Wohlstand Braunschweigs, den innere
Zwiste und Unruhen ohnedies untergruben und es wurde eine
ungeheure Schuldenlast herbeigeführt. Als nun noch Rudolf
August 1671 die Stadt mit Ernste angriff, da sah sie sich außer
Stande, fernern Widerstand zu leisten, und ergab sich auf
Bedingungen, die indeß noch günstig genug waren und auch
bis auf die westphälische Periode treu gehalten wurden. 1754
nahm Herzog Karl von neuem in ihren Mauern seine Residenz
und erst seit der Zeit fing sie an sich von Neuem zu erholen.
Ihre Messen hat sie schon seit 1492, indeß wurden sie 1591
und zuletzt 1651 neu eingerichtet und erweitert. In derselben
erfand Jörgen 1534 das Spinnrad, auch ist sie der Geburtsort
des Historikers Meibom, des Theologen Henke, des Dichters
Lafontaine u. a. **).
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(Hassel.) |
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- **) S. Ribbentropp's Beschr. der Stadt
Braunschweig, Braunschw. 1789. 1791. 2 Bde. 8.;
Adreßbuch für die Stadt Braunschweig 1818. 8. und
Weim. Handb. IV. S. 446—449.
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