Hier [Auf der Konterskarpe am Stelzenkruge] ist zwischen der Bernauer- und Prenzlauerstraße:
Der Stelzenkrug, *) ein Wirthshaus, wo das ganze Jahr durch Vieh verkauft wird.
Lage
Die Fleischscharren, neben und unter dem Hause des Stelzenkruges.

*) Es war in älteren Zeiten ein Krug, welcher, wie der größte Theil dieser Kontreskarpe von der Bernauer- bis zur Prenzlauerstraße, zum Vorwerk der Königinn Sophia Charlotta (s. Spandauervorstadt) gehörte. Linker Hand des Kruges, durch den Platz des itzigen Meerschützischen Grundstücks von demselben getrennt, lag die Königl. Schäferey, auf der Stelle des itzigen Kleemannschen Grundstückes. Diese beiden Stellen links, und die Stellen zu den fünf hinter dem Stelzenkruge in der alten Schützenstraße (Nr. 55) liegenden Grundstücken, verschenkte die Königin, mit Vorbehalt eines gewissen davon jährlich zu erlegenden Grundzinses, zum Bebauen. Nach der Königin Tode schenkte K. Friedrich I. 1705 zum Invalidenhause diesen Krug, nebst dem Rechte des Grundzinses von den erwähnten Grundstücken, welche daher den Namen der Invalidenfreyheit bekamen. Das Invalidenhaus verkaufte ihn 1765 an J. G. Kläger für 12.600 Rthlr., mit allen darauf ruhenden Rechten. Diese sind, nach dem Kaufbriefe: 1) die Freyheit von allen bürgerlichen Lasten, 2) die Freyheit, Weine, auch fremde und einheimische Biere, ohne Erlegung der Magistrats-Einlage, zu verzapfen, 3) Reisende und besonders die Viehhändler mit allerhand Vieh, aufzunehmen, 4) das Recht, von den dazu gehörigen Fleischscharren den Erbkanon, und 5) von den auf der Invalidenfreiheit stehenden Häusern den Grundzins jährlich zu erheben. - Der Viehverkauf entstand, als Kurf. Friedrich Wilhelm 1681 alles Mästen der Schweine in der Stadt verboten hatte. Es wurden nur bloß die zum Schlachten bestimmten Schweine in die Thore gelassen, und daher der Viehmarkt hier vor dem Thore angelegt.
 
Quelle: Nicolai Beschreibung 1786 Bd. 1 S. 31
HIS-Data 5290: Königsvorstadt (Berlin 1244) Karte 1786
© Hans-Walter Pries